Mittwoch, 12. August 2015

12. August 1915


Unteroffizier Franz Josef Reich
XIII Armee-K., 27. Div. Inf-Rgt.124, 5. Komp.
gefallen 12. August 1915.
Ein junges, hoffnungsreiches Lehrerleben ist in diesem Helden auf den Altar des Vaterlandes gelegt worden. Franz Josef Reich ist geboren am 27. März 1890 in Calmbach O.-A. Neuenbürg als Sohn des † kgl. Forstwarts Martin Reich, gebürtig aus Leutkirch, und der Maria Reich, geborene Sauter aus Spaichingen. Er besuchte die Volksschule in Upflamör und zeigte sich schon in dieser als geweckter Schüler. Nach Übersiedlung seiner Eltern von dort nach Weingarten, 1906, trat er, seiner Neigung zum Lehrerberuf folgend, in die Aspirantenschule Bäuerle-Saulgau ein, war nach erstandener Aufnahmeprüfung 2 Jahre Präparand und machte die Aufnahmeprüfung ins Lehrer-seminar mit gutem Erfolg. Sein fleißiges, gewissenhaftes Studium im Seminar Saulgau trug ihm schöne Ehrenpreise ein. Seine erste Dienstprüfung, Frühjahr 1909, war entsprechend gut. Als unständiger Lehrer fand er Verwendung in Rexingen bei Horb, in Matzenbach, Stuttgart, Krumbach O.-A. Tettnang und zuletzt in Tettnang. Überall arbeitete er mit schönem Erfolg zur vollen Zufriedenheit seiner Vorgesetzten. Seine Schüler waren ihm sehr anhänglich. Im Kreise seiner Kollegen war er beliebt, von den Eltern der Kinder geschätzt. Im Herbst 1913 legte er die II. Dienstprüfung ab. Zu früh freute sich die verwitwete Mutter auf eine baldige definitive Anstellung ihres Sohnes.
Am 1. April 1914 trat Franz Josef Reich beim Regt. 124 in den Militärdienst ein. Der überaus anstrengenden 3 monatlichen Ausbildung folgte ein weiterer Monat strengen Dienstes in der Kompagnie. Voll Begeisterung zog Reich mit dieser zum Kampf fürs Vaterland nach der Westfront, machte den ganzen Vormarsch mit all seinen Strapazen und den Rückzug und Stellungskampf mit. Ernst wie seine Berufspflichten nahm er auch den Dienst als Soldat. Tapfer schlug er sich gegen den anstürmenden Feind, so daß er wiederholt zur Auszeichnung mit dem Eis. Kreuz II. Kl. eingegeben ward. Zwei Tage noch trennten ihn vom heißersehnten ersten Urlaub nach der Heimat, da erreichte ihn das tödliche Geschoß beim Sturm auf das Martinswerk am 12. August 1915. Eigene und der Mutter Hoffnungen sind mit ihm ins Grab gesunken.
Von der edlen Gesinnung des gefallenen Helden zeugt ein Brief des Res.-Leutnants Martis an die Mutter, der also lautete:
Argonnen, 17. 8. 15
Sehr geehrte Frau Reich!
Gestatten Sie mir, daß ich Ihnen zu dem großen und schmerzlichen Verluste, den Sie durch den Heldentod Ihres Sohnes erlitten haben, mein innigstes Beileid ausspreche. Er hat sich in diesen zwei so schwierigen Sturmtagen äußerst tapfer und umsichtig gezeigt. Kurz vor seinem Tode hat er noch freiwillig mitgeholfen, vor der Linie liegende Tote und einen verschütteten Franzosen zu bergen. Während er einen verwundeten Franzosen verband, kam ein französischer Angriff, bei dem er den Heldentod fand. Er ruht im Waldfriedhof des Regiments und wird von seiner Kompagnie, von seinen Kameraden nie vergessen werden.
Ihr tiefes Leid mitfühlend, begrüßt Sie Ihr ergeb. Martis.“

aus: „Schwäbische Helden Weingarten (in Wttbg.) im Weltkrieg“, Stuttgart 1920


„Am 11. Aug. hatte II./124 zusammen mit Inf.-Regt 120 Teile des Martinswerkes, das wegen seiner flankierenden Lage eine ständige Bedrohung unserer Stellungen bildete, zu nehmen. 8. und 5./124 griffen in erster Linie an. Durch Abschießen einer Zünd-leitung wurde die eine der beiden Sprengungen um 8 Minuten verzögert, außerdem fiel beim Sturmreifschießen der französischen Stellung ein mittlerer Minenwerfer durch Volltreffer aus. 8./124 fand infolgedessen sehr starken Widerstand, während 5. Kompagnie gut vorwärts kam. Rechter Flügel und Mitte Inf.-Regt. 120 hatten ihr Ziel erreicht, linker Flügel nicht, da sich auch die 8./124 mehr oder weniger noch in der Ausgangsstellung befand, so stand die 5./124 allein vorn ohne jeden Anschluß nach den Seiten. Alle Versuche des II./124, bis zu den vorwärts gekommenen Teilen des Inf.-Regts. 120 die gegnerische Stellung aufzurollen, schlugen fehl. In dieser wenig beneidenswerten Lage wurde die Nacht vom 11. auf 12. verbracht.
Bis zum Nachmittag des nächsten Tages gelang es durch ununterbrochene Vorstöße und Handgranatenangriffe der 6. und 1. Kompagnie, wenigstens so weit nach rechts vorzurücken, daß mit Inf.-Regt. 120 Augenverbindung hergestellt war. Erst am Abend wurde nach verlustreichen Kämpfen der wirkliche Anschluß erreicht. Im Martinswerk waren zahlreiche Franzosen abgeschnitten, die sich am 13. August morgens der 6./124 in Stärke von 81 Mann, der 1./124 mit 2 Offizieren 64 Mann ergaben. Dieser späte Erfolg war teuer erkauft, am 11. und 12. waren 45 Mann gefallen, darunter der tapfere Offizierstellvertreter Rist, 124 Mann verwundet, dabei die Leutnants d. R. Martis, Mohr und Bauer.“


aus: „Das Infanterie-Regiment „König Wilhelm I“ (6. Württ.) Nr. 124 im Weltkrieg 1914–1918ׅ, Stuttgart 1921

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