Sonntag, 21. Februar 2016

21. Februar 1916


„Hier rückte am 21. Februar die 4. Kompagnie des Regiments ein, welche die Bastionsstellung mit allen Kräften in einen verteidigungsfähigen Zustand bringen sollte; dies erwies sich aber bald als eine undurchführbare Aufgabe. Jede Anlage fiel unrettbar dem englischen Feuer nach kurzer Zeit wieder zum Opfer, das man in solcher Stärke zuvor für unmöglich gehalten hätte. Erstmals rauschten die schweren Granaten aus den englischen Schiffsgeschützen über die Köpfe hinweg und schlugen in regelmäßiger Folge am Kanalknie ein. Nun sanken die Sandsackbauten, die polierten Stellungen zusammen, wie ein Kartenhaus, und nichts blieb übrig, als eine unübersehbare Kette von mit Wasser angefüllten Granattrichtern, aus denen die Trümmer der Grabenver-schalungen, Unterstände und Drahthindernisse herausragten. Die in der Sturmausgangs-stellung befindlichen betonierten Unterstände waren größtenteils den schweren Grana-ten zum Opfer gefallen und unbrauchbar; einzelne wenige hielten sich noch und nur in ihnen konnte die Besatzung trotz eindringenden Grundwassers einigermaßen Deckung finden. Völlig zerschossen sah es auch im Gebiet der vordersten Linie rechts der Bastion aus, wo von rechts nach links die 2., 1., 3. Kompagnie lagen. Die Linie war hier nicht einmal durchlaufend und des Feuers wegen mußte man auf jede Unterstandsarbeit verzichten, so daß die Leute ohne jede Deckung in den durchnäßten Gräben standen oder lagen. In der zweiten Linie und den Annäherungsgräben stieg das Grundwasser stündlich; weite Strecken waren verschüttet, die Entwässerungsanlagen zerstört, jede Arbeit bei Tage unmöglich. Unglücklicherweise ging das kalte und klare Wetter auch noch in Regen- und Schneestürme über, die zur Folge hatten, daß man teilweise bis zum Bauch im Wasser waten mußte.“


aus: „Die Ulmer Grenadiere an der Westfront“, Stuttgart 1920

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