Donnerstag, 31. Mai 2018

31. Mai 1918



„10 Uhr vormittags trat das Bataillon an. Unter geschickter Ausnutzung des in der Nacht erkundeten Geländes wurde Léchelle ohne Verluste erreicht, Chazelle durch Über-rumpelung genommen. Unverzüglich wurde in der Mulde südwestlich Chazelle gegen die Pariser Stellung vorgegangen. Mit 3 Kompagnien in vorderer Linie brach der Sturm auf das stark besetzte feindliche Bollwerk los. Trotz heftigen Abwehrfeuers gelang es dem Bataillon, bis dicht an die Stellung heranzukommen, an einer Stelle sogar über das breite Hindernis hinweg in diese einzudringen. Auch das links anschließende Inf.-Regt. 53 war gut vorwärtsgekommen, während der rechte Nachbar im feindlichen M.-G.-Feuer stark zurückblieb. Das I. Batl. war inzwischen bis Chazelle gefolgt und hatte sich an dem Hang dicht westlich des Dorfes bereitgestellt. Das französische Artilleriefeuer steigerte sich.
Es war etwa 2.30 Uhr nachmittags, als plötzlich, wie aus dem Boden gezaubert, ein feindlicher Tankangriff kam. Von schwarzen Truppen begleitet, brachen etwa 20 schnell fahrende Kampfwagen gegen das Bataillon Roller vor. Rasch wurde der rechte, nicht angelehnte Flügel unter dem Schutze unserer Minenwerfer und Begleitbatterie zurück-gebogen und der Angriff dann auf nächste Entfernung abgewehrt. Einige der eisernen Ungetüme blieben in unserem Feuer liegen, die anderen zogen sich schleunigst zurück. Kaum war dieser Kampf entschieden, als auf dem linken Flügel französische Kavallerie gefolgt von marokkanischen Fußtruppen anritt. Mit leichter Mühe wurden die kühnen Reiter durch unsere 4. Kompagnie abgewiesen. Trotzdem versuchte der Feind immer wieder, sich unserer Umklammerung zu entziehen, galt es doch für ihn, seine jetzige Stellung mit Aufbietung aller Kraft zu verteidigen. Schon gegen 5 Uhr nachmittags war ein erneuter Tankangriff gegen unseren rechten Flügel vorgebrochen, jedoch wieder ohne Erfolg. Trotz aller Gegenangriffe hielt sich das II. Bataillon dicht vor der feind-lichen Stellung. Erst als der linke Nachbar durch flankierendes M.-G.-Feuer an den Süd-ostrand von Léchelle ausweichen mußte, hatte auch unsere Stunde geschlagen. Jetzt hingen beide Flügel in der Luft, so daß sich der Bataillonsführer entschließen mußte, diese zurückzubiegen, um zwischen Chazelle und Léchelle eine nach Westen halbkreis-förmig vorspringende Stellung einzunehmen.
Kaum war diese bezogen, so wurde sie auch schon angegriffen. Jedoch umsonst. Alle Angriffe, die während des Abends und teilweise noch in der Nacht erfolgten, blieben in unserem Feuer liegen.“

aus: „Die Geschichte der Württembergischen Gebirgsschützen“ׅ, Stuttgart 1933

Mittwoch, 30. Mai 2018

30. Mai 1918



„Am 30. Mai 7 Uhr vormittags wurde die östlich an Marais anschließende Baslieux-Ferme nach nur halbstündiger Feuervorbereitung durch einen schneidigen Angriff des Bataillons von Hartlieb genommen und ein Brückenkopf über die Vesle vorgetrieben. Nachmittags traf der Befehl ein: „Das Infanterie-Regiment Nr. 127 geht links von der 213. Infanterie-Division sofort auf Champigny, westlich Reims, vor und setzt sich in Besitz des Dorfes.“ Das I. Bataillon trat den Vormarsch über Merfy an, überschritt mit einer Begleitbatterie und einer Kompagnie der Maschinengewehr-Scharfschützen Abt. 78 bei Macomühle die Vesle. Das II. Bataillon sammelte bei Marais und folgte, nach-dem der dortige Übergang durch Pioniere wiederhergestellt war, links gestaffelt dem I. Bataillon, während das III. Bataillon als Regimentsreserve bei Schloß Marais blieb.
Nach kurzer Feuervorbereitung durch zwei 21 cm-Batterien und eine 10 cm-Batterie trat das I. Bataillon um 9.30 Uhr abends zum Sturm auf Champigny an, wirksam unterstützt vom Feuer eines Begleitzuges, den der Regimentskommandeur persönlich hinter der Parkmauer von Marais in Stellung gebracht hatte. Um 10 Uhr abends war das Dorf mit viel Kriegsmaterial genommen. Neuer schwäbischer Waffenruhm knüpft sich an den alten Namen. Würdig der Väter, die bei Champigny-Paris am 30. November 1870 ge-blutet haben, fochten die Söhne am 30. Mai 1918 bei Champigny-Reims. Aber noch harrte die schwerste Aufgabe, die Wegnahme des das Dorf beherrschenden Petersberges, eines fast baumlosen, etwa 50 Meter aus der Ebene frei aufsteigenden, mit einem Stein-denkmal gekrönten Hügels, den der Gegner aufs stärkste zur Verteidigung eingerichtet hatte. Der Angriff gestaltete sich äußerst schwierig. Maschinengewehrfeuer aus dem Veslegrund und den Unterständen auf der Höhe machten das Vordringen lange Zeit unmöglich. Bei schneidiger Erkundung dieser Maschinengewehr-Nester, die vorher unschädlich gemacht werden mußten, wurde der tapfere Leutnant d. R. Rueff, der sich schon tags zuvor bei der Wegnahme von Baslieux-Ferme ausgezeichnet hatte, schwer verwundet.- Die erkannten Stützpunkte ließ der Regimentskommandeur vom Schloß-park von Champigny aus durch Artillerie unter Feuer nehmen. Wetteifernd schossen die schweren und leichten Batterien der Untergruppe Stälin unmittelbar vor die Stoßtrupps, die dem Bataillon von Gültlingen den Weg bahnten. Der Franzose wehrte sich hart-näckig. Aber nun packten das I. und II. Bataillon mit festem Griff zu und nahmen den Petersberg und das vor den Toren von Reims gelegene Dorf Tinqueux. Leutnant Hugendubel hatte mit einem Stoßtrupp der 2. Kompagnie als erster den Petersberg erreicht. Die Wegnahme des Dorfes Tinqueux, wobei etwa 30 Schwarze fielen, war das Verdienst der 6. Kompagnie unter Leutnant d. R. Batzill.“

aus: „Das neunte Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 127 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920

Dienstag, 29. Mai 2018

29. Mai 1918



„Auch am 29. Mai ging der Angriff der 7. Armee und des rechten Flügels der 1. Armee stetig vorwärts. Starke feindliche Kolonnen, die Reims in südlicher Richtung verließen, wurden beobachtet. So befahl 12.20 Uhr nach mittags die Division auch für das Regiment den weiteren Angriff. 2.30 Uhr nachmittags sollte der Vormarsch über Reims auf Maison Blanche an der Straße Reims – Epernay angetreten werden. Artillerie-vorbereitung sollte 1½ Stunden dauern. Das Regiment nahm das I. Bataillon in vor-derste Linie und schob durch Rechtsabmarsch das II. Bataillon in das zweite Treffen, das III. Bataillon blieb Divisionsreserve. Anfänglich ging der Vormarsch glatt; jedoch vor der Linie Pierquin-Ferme – La Neuvillette stieß das I. Bataillon auf so erheblichen Widerstand, daß ohne Mitwirkung starker Artillerie weiteres Vorgehen nicht möglich war. Auch das Nachbarregiment 476 war vor La Neuvillette festgelaufen. Begleit-artillerie stand nicht zur Verfügung. So raffte der Regimentskommandeur alle nur er-reichbaren im Abschnitt befindlichen Batterien zusammen und ließ durch sie Vernich-tungsfeuer auf starke feindliche Stützpunkte legen. Diese lagen an der Kreuzung der Straßen Reims – Brimont und La Neuvillette – Pierquin-Ferme, an letzterer und am Kirchhof La Neuvillette. Gegen Abend ging von der Brigade der Befehl ein, in der er-reichten Linie zu halten. Rasch gliederte sich das Regiment in die Tiefe, um feindlichen Gegenangriffen gewachsen zu sein. Den rechten Teil des Abschnittes übernahm das I. Bataillon, den linken das II. Bataillon, während das dem Regiment wieder unterstellte III. Bataillon in Gegend Rennbahn als Unterstützung bereitgestellt wurde.  Mit dem linken Nachbarregiment, das den Südrand von Bethény erreicht hatte, wurde ebenso wie mit dem rechten vor La Neuvillette Verbindung hergestellt.“

aus: „Das Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 475 im Weltkrieg“, Stuttgart 1921

Montag, 28. Mai 2018

28. Mai 1918



„Den in den Morgenstunden des 27. Mai begonnenen Angriff hatte die 7. Armee tief in die feindliche Stellung getragen; anschließend an sie kamen die Inf.-Reg. 127 und 476 gut vorwärts. So erhielt das als Drehpunkt dienende Inf.-Reg. 475 am Mittag des 28. Mai den Befehl, sich der Vorwärtsbewegung anzuschließen. Hierzu sollte ihm eine Minenwerferkompagnie mit acht mittleren Werfern unterstellt werden. Diese traf jedoch nicht rechtzeitig ein. Da warteten die Führer der 2., 3. und 4. Kompagnie das Vor-bereitungsfeuer nicht ab, sondern traten 6.30 Uhr nachmittags zum Sturm an. Zur selben Stunde ging der Franzose zum Angriff vor. Im Handgemenge wurde er geworfen und die Blüchersappe erobert. Der Kampf war hart; 3 Offiziere und 18 Mann tot, 52 Mann verwundet. Die eroberte Linie Blüchersappe bis Kanal wurde in der Nacht gehalten und eingerichtet.“

aus: „Das Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 475 im Weltkrieg“, Stuttgart 1921

Sonntag, 27. Mai 2018

27. Mai 1918



„Trotz des lebhaften feindlichen Artilleriefeuers mit Splitter- und Gasmunition konnte die Bewegung unter geringen Verlusten ausgeführt werden. 1 Uhr nachts stand das Regiment mit I. Batl. rechts, II. Batl. links, mit Regimentsstab, 3. M. G.-Komp., Inf.-Geschütz-Batterie und Werfer-Komp. in Monampteuil zum Angriff bereit. Ange-schmiegt an den Bassindamm, der von Minenwerfern aller Kaliber gespickt war, harrte man der Dinge, die da kommen sollten. Das feindliche Störungsfeuer flaute allmählich ab. Es wurde ruhiger. Nur unsere Pulse schlugen in Erwartung des Kampfes immer lauter. Traumhaft verstrich die Zeit in der naßkalten Nacht. Ein Flüstern da und dort, das dumpfe Klappern eines Kochgeschirres und weit in der Ferne verlorenes Wagengerassel. Ein Blitz, ein scharfer Knall zerriß für Sekunden die Stille der Nacht, dann kehrte die Ruhe wieder. Langsam rückten die Zeiger der Uhr auf 2 Uhr früh. Die Spannung steigerte sich. Nur noch Minuten, dann öffneten sich tausend Schlünde zu rasendem Spiel.
Da – ein Feuerstrahl, ein Krachen ringsum, die Hölle des Großkampfes hatte ihre Pforten geöffnet. Der Boden zitterte unter den dröhnenden Schlägen der feuerspeienden Rohre. Dicht neben uns stiegen schwere Minen wie schwarze Schatten zum Himmel. Mit ohrenbetäubendem Getöse schlugen sie drüben ein. Mächtige Erdfontänen schossen empor. Kein menschlicher Laut war mehr vernehmbar. Wie gebannt stierte alles in den Feuerwirbel – bald verträumt, bald erschrocken. Hatte der Franzose noch nicht geant-wortet oder hatte man es nur nicht bemerkt? Wie sollte man auch in diesem Lärm noch Freund und Feind unterscheiden? Doch kaum gedacht, kam schon die Antwort. Turmhoch stiegen die Wassersäulen von den einschlagenden Granaten im Stausee und in der Ailette. Ein Hagelwetter von Erdbrocken, Splittern und Rasenstücken prasselte auf uns nieder. Der Franzose wußte offenbar, wo wir steckten. Schnell drückten wir uns wie die Ratten in unsere Löcher im Damm. Diese schützten uns leidlich auch gegen die Frühkrepierer der eigenen Minen. Allmählich verstrichen die Stunden der Feuervor-bereitung. Die feindliche Gegenwehr ließ nach. Unser Gas hatte gewirkt. 3.30 Uhr morgens rückten die Bataillone in die Sturmausgangsstellung: das I. Batl. dicht westlich des Bassins über den Oise-Aisne-Kanal, das II. Batl. östlich davon auf Schnellbrücken über die Ailette und den Kanal.
4.15 Uhr morgens arbeiteten sich die Kompagnien an die 500 m südlich des Bassins beginnende Feuerwalze heran. Dem I. Batl. fiel dabei der Raum vom Nordrand Pargny bis Nordwestrand Filain zu. Das II. Batl. hatte Befehl, mit 4. Komp. im Anschluß an Inf.-Regt. 66 südlich gegen die sog. Russennase vorzugehen, um dann nach Westen gegen die Royère-Ferme einzubiegen. Die 5. Komp. war zum Angriff gegen den Süd-ostrand von Filain angesetzt, um von hier aus gegen die Tauentziennase vorzustoßen und dann zusammen mit 2. M. G.-Komp. den Damenweg zu erreichen. Die 6. Komp. sollte den Ostteil von Filain und die Tauentziennase säubern. So lauteten die Aufträge. 4.30 Uhr morgens hatten sich die Kompagnien der einsetzenden Feuerwalze genähert – der Sturm begann.  Jetzt endlich löste sich die fast unerträgliche Spannung – jetzt durfte man vorwärts, ran an den Feind. Mit aufgepflanztem Seitengewehr wurde in die rau-chenden Ruinen von Pargny eingebrochen, wo der Feind trotz des höllischen Feuers noch Widerstand leistete. Doch nicht mehr lange, denn nach wenigen Minuten war die Ortschaft genommen. Schon hemmten jedoch seine Maschinengewehre unser weiteres Vorwärtskommen. Das unübersichtliche, mit Hecken und altem Mauerwerk durchsetzte Gelände begünstigte die Abwehr, vor allem oben am Höhenrand. Dort hielt sich der Gegner auch besonders zäh. Unter dem Schutze unserer gutliegenden Feuerwalze wurde indes auch dieser Widerstand gebrochen. Im Kampf Mann gegen Mann mußte der Feind seinen heimatlichen Boden räumen. Die 4. Komp. hatte in schnellem Vorstoß die Royère-Ferme genommen, während die 5. und 6. Kompagnie in Filain und auf der Tauentziennase auf heftigen Widerstand gestoßen waren. Jeder Fußbreit Boden mußte in dem zerwühlten, sumpfigen, von Drähten durchzogenen Vorgelände von Filain erkämpft werden. Nur langsam kam hier das II. Batl. vorwärts; hartnäckig sich verteidigende M. G.-Nester in den Ruinen von Filain forderten blutige Opfer. Erst nach Überwinden dieses Widerstandes ging es vorwärts über die Tauentziennase gegen den Chemin des Dames. Die von Gräben durchfurchte Hochebene lag völlig im Nebel, so daß die Richtung mit dem Kompaß gehalten werden mußte. Da jedoch Zug- und Gruppenführer vorher an Hand guten Karten- und Lichtbildmaterials eingewiesen waren, glückte diese schwierige Bewegung.
Die 2. Komp. und die 1. M. G.-Komp. waren durch das Weißbachtal gefolgt. Sie scho-ben sich später, als der Nebel die Verbindung zwischen der 1. und 3. Komp. unterbrach, in die Lücke ein.
6.30 Uhr morgens war der Kamm des Chemin des Dames stiegen und damit der erste Schritt zum Sieg getan.
In ungestümem Vorwärtsdrängen hinter dem sich immer wieder stellenden Feinde wurde der Führer der 3. Komp., Leutnant d. R. Höflinger verwundet; Leutnant d. R. Leuze übernahm die Kompagnie. Der feindliche Widerstand wurde nach Einsatz der 1. M. G.-Komp. und der Inf.-Geschütz-Batterie gebrochen und der Gegner über das völlig umgewühlte Gelände südwärts geworfen. Kurz darauf wurde auch die Hameret-Ferme im Sturme genommen. Auf der Hochfläche südlich der Ferme fielen der 4. Komp. und 2. M. G.-Komp. 10 feuernde Feldgeschütze in die Hand, während in der stark vergasten Schlucht, die sich von Hameret-Ferme nach Aizy hinzog, 10 schwere Geschütze und zwei 16-cm-Schiffskanonen von der 5. und 6. Komp. erbeutet wurden. Nun aber sperrte das langsame Tempo der Feuerwalze den Weg. Rasch entschlossen wurde diese Zeit dazu benützt, die Truppe für den weiteren Angriff wieder in die Hand zu nehmen. Auf der Bergnase nördlich Aizy wurde gesammelt. Weithin zogen durch Täler und Mulden die dicken, weißlichen Schwaden unserer Gasgranaten. Immer noch dröhnten die Geschütze, während sich im Süden der Nebel aus dem Aisne-Tal hob. Nach schwerem Kampf war eine Atempause eingetreten, deren Freund und Feind gleichermaßen bedurf-ten.
Während unsere Angriffskolonnen mit Sturmbeginn dem Gegner auf den Fersen blieben und damit der feindlichen Artilleriewirkung großenteils entzogen waren, lagen alle rückwärtigen Verbindungen unter mörderischem Feuer. Der Gegner wollte das Nach-führen unserer Reserven unterbinden, die Zufuhr abschneiden und damit den Angriff lähmen. Vergebens.
Nach Eroberung der Höhen des Damenweges bot der Regiments-Gefechtsstand in Monampteuil nicht mehr den nötigen Überblick. Der Regimentsstab folgte dem I. Bataillon und geriet dabei unweit Pargny in das feindliche Abriegelungsfeuer. Eine Gruppe schwerer Granaten schlug mitten in den Stab. Dem Regiments-Kommandeur, Major Sproesser, wurde von zackigem Splitter die linke Hand zerschmettert, der Regiments-Adjutant, Leutnant d. R. Kehrer, und der stellvertr. M. G.-Offizier, Leutnant d. R. Calwer, sanken tödlich getroffen zu Boden. Die siegreichen Bataillone ahnten nichts von dem schweren Verlust; sie standen schon wieder im Angriff. 10.30 Uhr vormittags war das II. Batl. gegen Aizy angetreten. Beim Durchschreiten der Trümmer des einst blühenden Dorfes schlug plötzlich starkes M. G.-Feuer von der benachbarten Höhe her ein. Sofort wurde die 4. Komp. dagegen entwickelt mit dem Erfolg, daß etwa 20 feindliche M. G.-Schützen, die eben auf einem Lastkraftwagen zu entkommen suchten, als Gefangene eingebracht wurden. Unaufhaltsam ging es gegen die Höhe 169 weiter, wobei am Westrand von Jouy von der 4. Komp. 6 schwere Haubitzen genommen wurden. Beide Bataillone rückten nunmehr über Südrand Aizy – Jouy entlang dem oberen Rande der Westschlucht vor. Gegen 11.50 Uhr vormittags hatten die 5. und 6. Komp. die Höhe 169, gegen 1 Uhr nachmittags das ganze Regiment den Südrand dieser Hochfläche erreicht, von wo aus Sicherungen vorgeschoben wurden. Erst hier drang die Kunde vom Schicksal des Regimentsstabes zu den Bataillonen. Von Mund zu Mund eilte die Hiobsbotschaft und manch wetterhartes Gesicht verriet Trauer und Schmerz. Bewegten Herzens übernahm der Führer des I. Bataillons, Hauptmann d. R. Storch-dorph, die Führung des Regiments, Leutnant d. R. Grau die des I. Bataillons.
4 Uhr nachmittags befahl die Brigade die Fortführung des Angriffs. Das Gebirgs-regiment hatte links neben Inf.-Regt. 159 in Richtung auf Les Carrières – Fort Condé anzugreifen. Wirksam unterstützt durch unsere Minenwerfer und Infanterie-Geschütze wurde angetreten. Das I. Bataillon ging gegen Château de Vauxelles vor, fand dieses vom Feinde geräumt, dagegen den Höhenrand bei Ober-Celles und Celles stark besetzt. Der im Anschluß an Inf.-Regt. 66 geführte Angriff blieb ohne Erfolg, da ein Vorwärtskommen ohne gleichzeitiges Vorgehen des rechten Nachbars (Inf.-Regt. 159) nicht möglich war. Das Bataillon rückte deshalb gegen Abend in die Schlangenmulde am Westhang der Höhe 169, wo es unter Vorschieben von Sicherungen zunächst blieb. Inzwischen hatte auch das II. Bataillon am Südwesthang der Höhe 169 den Vormarsch gegen Les Carrières angetreten. Da jedoch auch hier die Unterstützung durch den Nachbarn ausblieb, schob sich auch das II. Bataillon in die Schlangenmulde, um dort die Nacht zu verbringen. Der große Tag neigte sich zu Ende. Das Ziel – die Wegnahme der Höhen des Damenweges – war erreicht. Doch als es Abend wurde und man sich umsah nach seinen Kameraden, da fehlte mancher, der noch vor kurzem in unsern reihen stand. 2 Offiziere und 34 Schützen hatten den Ehrentod auf dem Schlachtfeld gefunden; 6 Offiziere, 130 Unteroffiziere und Mannschaften waren verwundet. Schwer die Verluste, aber groß der Erfolg! Die beherrschenden feindlichen Stellungen waren unser. Über 1000 Gefangene, 49 Geschütze, 60 Maschinengewehrte, 2 Tanks, 8 Kraftwagen und 1 Funkstation waren der Siegespreis.“


aus: „Die Geschichte der Württembergischen Gebirgsschützen“ׅ, Stuttgart 1933

Samstag, 26. Mai 2018

26. Mai 1918



„In den folgenden Tagen wurde ein feindlicher Angriff erwartet und das Regiment wur-de infolge der häufig angeordneten „Erhöhten Bereitschaft“ und „Verwendungsbereit-schaft“ dauernd in den rückwärtigen Stellungen wie „Artillerieschutzstellung“ und „Westmulde“ hin- und hergeschoben. Die rückwärtigen Stellungen sollten nach einem großzügig angelegten „Bauplanׅ“ vom Regiment ausgebaut werden, doch erlitt die Bau-tätigkeit durch die dauernde Kräfteverschiebung größere Verzögerung, so daß am Ende der Bereitschaftsperiode des Regiments zwar alles fein säuberlich auf dem Papier aus-geführt, in der Natur aber sehr wenig geschehen war.“

aus: „Das Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 478 und seine Stammtruppen Brigade-Ersatz-Bataillone Nr. 51, 52, 53 und Ersatz-Infanterie-Regiment Nr. 51“, Stuttgart 1924

Freitag, 25. Mai 2018

25. Mai 1918


„Nach mehrstündiger Nachtfahrt auf holprigen Straßen langte man über Dercy – Mortiers in Crecy sur Serre und Chalandray an. Hier ausladen und Notunterkunft. 
Am anderen Morgen harrte unser trotz aller Vorbereitung zur Schlacht noch ein  friedlicher Genuß. In der schönen, romanischen Kirche von Crecy sang uns der Männerchor von Laon unter Leitung von Professor Fritz Stein ein ergreifendes Abschiedslied. Für manchen unter uns war es der Abschied für immer. Mit eigenartigen Gefühlen verließ man diese Stätte des Friedens. Es war dunkel geworden. Weiter rollten unsere Lastkraftwagen wieder südwärts, den zuckenden Blitzen entgegen. Von Crecy ging es über Aulnois nach Laval; Pferde und Fahrzeuge folgten nach dem Waldlager bei Château de Mailly westlich davon. Schon war man dicht an der Front. Da und dort einschlagende Granaten ließen keinen Zweifel darüber. An Feuermachen war nicht mehr zu denken, sonst hätte der böse Feind auch Feuer gemacht und dann wäre es doch zu warm geworden. Man legte sich also kalt schlafen, wurde aber leider durch das unbehagliche Krachen gewisser Granaten daran erinnert, daß man hier kein Recht mehr auf ungestörte Nachtruhe hatte. Bei Tagesanbruch merkten wir dann, daß das Feuer weniger uns als unseren Geschützen galt, von denen der ganze Wald förmlich wimmelte. Über 30 Batterien standen hier. Auch zwei 42er lauerten auf die Feuereröffnung. Wohl die meisten von uns sahen hier zum erstenmal diese mächtigen Geschütze mit ihrem gähnenden Schlund. Auch die unheimlichen Geschosse lagen dabei, sorgsam unter Zweigen versteckt. Mit sichtlicher Befriedigung stand man, die Hände in den Hosen-taschen, um diese dicken Dinger rum, wobei allerlei Kraftsprüche hin- und herflogen. Die Geschütz-posten konnten all die Fragen gar nicht beantworten. Es genügte ja schließlich, zu wissen, daß die beiden „Dicken“ mittaten, was allerseits lebhafte Genugtuung hervorrief.
Als es völlig hell geworden war, durfte sich niemand mehr außerhalb des Waldes zeigen. Gegen Mittag wurde das Wetter schlecht. Starker Regen trommelte gegen die Barackenfenster. Die feindlichen Flieger verschwanden, das Artilleriefeuer aber steigerte sich. Der Feind schien unserem Frieden nicht zu trauen. Unausgesetzt streute seine Artillerie das Hintergelände und die Anmarschstraßen ab.
Allmählich wurde es in unserem Lager recht ungemütlich. Schon traten Verluste ein, die sich bis zum Abend auf 2 Tote und 19 Verwundete steigerten.“

aus: „Die Geschichte der Württembergischen Gebirgsschützen“ׅ, Stuttgart 1933

Donnerstag, 24. Mai 2018

24. Mai 1918



„Zunächst mit der Bahn bis Montauban befördert, dann mit Fußmarsch nach dem berüchtigten Combles, dann nach dem Ostrand des Mametzwaldes (jetzt nur noch niedriges Gestrüpp), löste unsere Kompagnie die Minenwerfer-Kompagnie 401 ab. Diese lebte in Erdhöhlen, die in den Hang eingegraben waren. Erste Arbeit unserer Kompagnie war daher der Bau wohnlicher Hütten. Bei den dazu nötigen Erdarbeiten kamen allerhand Dinge zutage, Konservenbüchsen, Munition, hin und wieder auch Lei-chen verschütteter Kameraden, denen wenigstens nachher noch ein ehrenvolles Grab bereitet wurde. Die Stellung wurde am 16. Mai übernommen. Sie lag westlich der Straße Albert – Aveluy mit 3 nördlichen Werfergruppen Nürnberg, Augsburg und Ulm und der südlichen Gruppe Wildbad am Westrand von Albert und war mit 8 mittleren und 4 schweren (Wildbad) Werfern bestückt. Des Engländers Artillerie feuerte, was das Zeug hielt. Auch Gas- und Petroleum-Minen schleuderte der Tommy in unsere Gräben. Die letzteren explodierten 2 – 4 Meter über dem Boden und schleuderten eine bren-nende Flüssigkeit umher, die Löcher in die Gasmasken brennen und sie dadurch un-brauchbar machen sollte. Da die Mannschafts- und Munitionsnischen der Stellung noch nicht fertig waren, mußte noch tüchtig miniert werden. Gekocht wurde in der Stellung selbst und die Verpflegung jede Nacht mit der Post in einem Wagen dorthin gefahren. Es war keine leichte Aufgabe, bei dunkler Nacht auf den im stärksten Artilleriefeuer liegen-den Straßen die Wagen vorzubringen, die oft zerbeult und von Granatsplittern durch-löchert ankamen. Die braven Fahrer und die Wagenbegleiter, die an Pferd und Wagen gebunden, nicht von den Straßen abbiegen oder sich in Gräben seitwärts decken konn-ten, mußten durch den Eisenhagel hindurch. Hierbei wurden Fahrer Koch und Pionier Arnold schwer verwundet; letzterer starb auf dem Hauptverbandplatz.“

aus: „Das Württembergische Pionier-Bataillon Nr. 13 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927

Mittwoch, 23. Mai 2018

23. Mai 1918



„Auch wenn wir völlig ahnungslos über die Art unserer Verwendung angekommen wären, hätten wir bald genug entdeckt, daß es sich hier nur um Stellungskrieg handeln konnte. Für einen Angriff hätte es zum mindesten ganz umfangreicher Vorbereitungen bedurft, von denen hier nichts zu entdecken war. Außerdem war man allgemein daran, durch Anlage von Stollen sich für Verteidigungskämpfe einzurichten. Damit waren allerdings unsere Vorgänger nicht sehr weit gekommen. Der häufige Wechsel der Truppen mochte daran schuld sein. Die Aussicht auf baldige Ablösung wirkte bekannt-lich auf nichts so lähmend ein wie gerade auf den Stellungsbau.
Unsere Tätigkeit beschränkte sich in der ersten Zeit auf Störungsfeuer. Dies entsprach genau der vom Feind befolgten Kriegführung. Ein Unterschied ließ sich dabei bald feststellen, daß nämlich bei uns wieder einmal an Munition gespart werden mußte. Der Engländer dagegen brauchte auf seine Munitionsstapel keine Rücksicht zu nehmen und legte seiner Schießleidenschaft keine Zügel an. Ein bedauernswertes Opfer seines Feuers war Albert. Fast täglich konnte man an der schönen Stadt neue Spuren feststel-len, und die Kathedrale bot schließlich ein trauriges Bild, das sich jedem von uns fest ins Gedächtnis einprägte.
Dabei kamen unsere Batteriestellungen in keiner Weise zu kurz. Ihre Lage, fast aus-nahmslos an den Westhängen der großen Mulden, waren von den feindlichen Fliegern ziemlich genau festgestellt. Erst begnügte sich der Feind damit, durch einzelne Schüsse die Ruhe der Batterien zu stören. Aber bald war ihm dieses Mittel zu gering. Nun nahm er sich die einzelnen Stellungen allein vor und beschoß eine nach der andern planmäßig. Es war leicht vorauszusehen, daß dies auf die Dauer nicht auszuhalten war. Darum griff man bei uns zu einem unserer besten Mittel, zum Gas.“

aus: „Das Württ. Feld-Artillerie-Regiment Nr. 238 früher Württ. Ersatz-Feld-Artillerie-Regiment Nr. 65 im Weltkrieg 1914–1918“ Stuttgart, 1921

Dienstag, 22. Mai 2018

22. Mai 1918



„Die beiden nächsten Tage blieb eine unsichere allgemeine Lage, dann aber schickte die Division ein Bataillon 246 zur Ablösung des I. und II, Bataillons, die ins Ruhelager kamen. Vorher hatte auch schon das Reg. 184 sich soweit erholt, daß es daran ging, selbst die Lücke zwischen Morlancourt und der Mühle zu schließen. Ville sur Ancre blieb aber in englischer Hand.
In der Nacht vom 22./23. Mai wurde auch das III. Bataillon durch ein Bataillon 248 abgelöst und kam in Bereitschaft.“

aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 247 im Weltkrieg 1914–1918“ Stuttgart, 1924

Montag, 21. Mai 2018

21. Mai 1918



„Am 10. Mai kam die 1. Feldkompagnie nach Montescourt zurück. Die Ortschaft selber war beim Hindenburgrückzug 1917 gänzlich zerstört worden; nachher hatten die Engländer, die fast ein Jahr lang dort lagen, einige Baracken errichtet, die nun den zwei Frontkompagnien des Landsturms zugute kamen. Nur schade, daß sie zu nahe an der Bahnlinie Ham – St. Quentin lagen und daher den Fliegern ein willkommenes Ziel boten! In der Nacht vom 21./22. Mai wurden sie bei einem heftigen Luftangriff von vier Bomben getroffen; dabei erhielt Landsturmmann Fleig (1.) einen Splitter und hauchte nach wenigen Minuten in den Armen des Feldwebels Rosenstock sein Leben aus.“

aus: „Landsturm vor! Der mobile württembergische Landsturm im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart, 1929

Sonntag, 20. Mai 2018

20. Mai 1918



„Am 18. Mai hatten die Engländer sich nach heftiger Artillerievorbereitung in den Besitz von Ville-sur-Ancre gesetzt. Dadurch standen sie in der Flanke unserer Division. Die links anschließende 107. Inf.-Division hatte diese Ortschaft verloren, die Wieder-eroberung war nicht gelungen. Die seit dem 18. Mai sich täglich steigernde feindliche Artillerietätigkeit ließ auf feindliche Angriffsabsichten schließen. Es wurde daher erhöh-te Gefechtsbereitschaft angeordnet. Am 20. Mai steigerte sich das Feuer zu bedeutender Stärke, hauptsächlich gegen die Stellungsteile um Albert. Man vermutete einen größeren englischen Angriff von drei australischen Divisionen zur Wegnahme von Albert. Alle Abwehrmaßnahmen und -vorbereitungen waren planmäßig getroffen, der Angriff kon-nte kommen. Er kam nicht. Zerstörungen und einige blutige Verluste waren das einzige Ergebnis der heftigen Feuerüberfälle. Verluste: 7 Tote, verschiedene Verschüttete.“

aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 248 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1924

Samstag, 19. Mai 2018

19. Mai 1918



„Am 17. Mai wuchs wieder die Spannung. Man hatte in Erfahrung gebracht, daß am 19. ein größerer Angriff geplant sei. Demnach war alles in höchster Gefechtsbereitschaft.
Soeben hatte man abgelöst. III. Bataillon war vorne, I. in Bereitschaft, das hieß aber damals nichts anderes als vorne, denn 1. Kompagnie lag am Bahndamm, 2. im Ort und 3. und 4. standen an der Stra0e Méaulte – Morlancourt. Lauter Stellen, die unter stärks-tem Beschuß lagen. Am Abend des folgenden Tages wurde auch noch das II. Bataillon herangezogen. Die 4. Kompagnie diente in Dernancourt zu weiterer Verstärkung. Ihre Stelle übernahm die 8. Kompagnie.
In unbehaglicher Erwartung sahen wir diesmal dem Pfingsttage entgegen. Gegen 3 Uhr morgens begann links lebhaftes Feuer, das den Charakter von Trommelfeuer hatte. Rote Leuchtkugeln stiegen hoch. Auch im Aveluywald schien ein Angriff vor sich zu gehen. Gegen unsern Abschnitt fühlten Patrouillen vor, wurden aber vertrieben. Die 9. Kom-pagnie (am linken Flügel) beobachtete eine stärkere englische Schützenlinie in der Gegend unserer früheren Besetzung nördlich Ville sur Ancre. Sie eröffnete darauf das Feuer. Da verschwanden die Tommys.
Gegen Morgen trafen Gerüchte ein, Ville sur Ancre sei vom Gegner genommen. Sofort sandte das I. Bataillon Erkundungspatrouillen aus und erfuhr danach etwa folgende Lage: Das Reg. 184 hatte tatsächlich die Ortschaft verloren und saß nun mit seinen Überbleibseln in der Gegend nördlich Morlancourt und in diesem Ort. Zwischen dem rechten Flügel von 184 und dem linken vom III. Bataillon an der Mühle klaffte eine breite Lücke von wenigstens 700 Meter.
Diese mußte geschlossen werden. Zuerst rückte 3. Kompagnie unter Leutnant Berger im Anschluß an Morlancourt vor, später wurde rechts davon die 6. eingesetzt unter Leut-nant Würth. Patrouillen beider Kompagnien stellten bald fest, daß die Engländer nur den westlichen Teil des Ortes und den Hohlweg südlich davon besetzt hatten. Das Reg. 184 wußte nicht recht Bescheid über die Lage. Bei Nacht rückte auch noch 5. und 7. Kompagnie hinter 3. und 6., und nun wurde Verbindung zwischen Morlancourt und der Ancremühle hergestellt. Damit war die größte Gefahr vorbei. Der Gegner, der sich ver-hältnismäßig ruhig verhielt, schien auch gar nicht die Absicht zu haben, weiter vorzu-dringen.“


aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 247 im Weltkrieg 1914–1918“ Stuttgart, 1924

Freitag, 18. Mai 2018

18. Mai 1918



„Die dicht hinter der Infanterielinie stehende I./Res. 26 wurde hinter den Mühlenberg zurückgezogen. Bemerkenswerte Kämpfe spielten sich hier zunächst nicht mehr ab. Doch war der Gegner äußerst rege mit Artillerie, verseuchte häufig den Grund des Cojeulbaches mit Gas, brach auch da und dort mit Patrouillen vor. Allenthalben wurde der Mitte Mai eintreffende Ablösungsbefehl mit Freuden begrüßt. Vom 13. zum 15. Mai wurden die Batterien zugweise abgelöst.“

aus: „Das Württembergische Reserve-Feldartillerie-Regiment Nr. 26 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1929

Donnerstag, 17. Mai 2018

17. Mai 1918



„Bei Übernahme des Abschnitts wurde die Truppe auf das sehr aufmerksame und kampflustige Verhalten des Feindes hingewiesen. Kein Mann, hieß es, dürfe sich bei Tag an der Brustwehr sehen lassen, ohne sofort beschossen zu werden. Arbeiten, Erde auswerfen u. a. m. sei ausgeschlossen. Diese Ansicht fand sich nicht bestätigt. Die englische Infanterie verhielt sich sogar recht ruhig, selbst von englischen Patrouillen war kaum etwas zu bemerken, dagegen war die englische Artillerie unermüdlich tätig, vor allem aber taten englische Flugzeuge in zahlreichen, großen Geschwadern auf und zeigten sich im Bombenabwerfen sehr fleißig. Über der Stadt Albert wurden unzählige Bomben abgeworfen, sie schadeten dort nichts, denn in der Stadt konnte sich jedermann beim Herannahen der Flugzeuge in einen Keller oder in eine Katakombe flüchten und rechtzeitig gute Deckung finden. Mehr schadete das schwere Artilleriefeuer, durch welches mehrfach Keller eingedrückt wurden. Bei einer solchen Beschießung von Albert fiel am 17. Mai der Führer der 10. Kompagnie, Leutnant d. L. Vogl.“

aus: „Das Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 479“, Stuttgart 1923

Mittwoch, 16. Mai 2018

16. Mai 1918



„Die Stellung bei Albert machte viele Sorgen und schlaflose Nächte. Sie hing fast allzu keck an dem schmalen Streifen Land über der Ancre. Tiefe besaß sie gar keine. Wie, wenn der Gegner die Besatzung unerwartet angriff, den Hang hinunterwarf und den Ancregrund so mit Granaten abriegelte, daß keiner mehr hinüber konnte? Oder wenn eins der Nachbarregimenter nachgab und der Engländer von Aveluy oder Albert her das Ancre-Tal entlang stieß?
Ruhe gab es in dieser Stellung nicht.
Das feindliche Artilleriefeuer war stark. In der erst werdenden Stellung, die nur wenig Deckung bot, forderte es erhebliche Verluste. Feindliche Fliegergeschwader bis zur Stärke von 30 – 40 Flugzeugen tummelten sich fast allabendlich über dem Ancretal. Zeitweise waren die deutschen Flieger trotz ihrer Minderzahl erfolgreich. Dann gab es wieder Tage, wo der Engländer unbestritten Herr der Lüfte war.“

aus: „Das Füsilier-Regiment Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn (4. württ.) Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921

Dienstag, 15. Mai 2018

15. Mai 1918



„Der Mai brachte das übliche Einschießen der verschiedenen Feuerarten, Störungsfeuer, Zerstörungsfeuer auf feindliche Batterien und Minenwerfer und zusammengefaßtes Feuer auf Buire. Vom 6. Mai ab nahm das feindliche Feuer zu. 4. und 5. Batterie erhiel-ten so starkes Feuer, daß sie in der Nacht vom 8./9. umziehen mußten. Albert, Dernan-court, Méaulte erhielten starkes Feuer, ebenso unsere Anmarschwege. Wiederholt wurde für die rechte und linke Nachbardivision Unterstützungsfeuer abgegeben. Bei einem Patrouillenunternehmen der rechten Nachbardivision beteiligten sich eine Anzahl Bat-terien durch Bekämpfen der feindlichen Artillerie. Wir haben zunehmend Ausfall an Kranken.
Der Gegner baut seine Infanteriestellung aus und versieht sie mit Drahthindernissen. Es kommen jetzt mehr planmäßige Beschießungen unserer Batterien vor. Auch die feind-liche Fliegertätigkeit nimmt zu. Zahlreiche Bomben wurden geworfen.“

aus: „Das Württembergische Reserve-Feldartillerie-Regiment Nr. 54 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1929

Montag, 14. Mai 2018

14. Mai 1918



„Empfindliche Verluste wurden dem Regiment zugefügt durch einen Mann der 8. Kom-pagnie. Derselbe war noch nicht lange beim Regiment. Beim Essentragen verirrte er sich und gelangte in die englischen Gräben. In ganz unverantwortlicher Weise machte er Aussagen über unsere Anmarschwege und über die Halteplätze der Feldküchen. Auch die Ablösungstage hatte er bekanntgegeben. Durch erbeutete Befehle vom Gegner war dem Regiment zur Kenntnis gekommen, was für Angaben der betreffende Mann ge-macht hatte. Hierdurch erklärten sich auch die in der letzten Zeit eingetretenen Verluste. Anmarschwege und Ablösungstage mußten geändert werden.“

aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 246 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1931

Sonntag, 13. Mai 2018

13. Mai 1918



„Bereits zwei Tage nach der Rückkehr der Division zur 1. Armee wurde sie an Stelle der 213. Infanterie-Division am Brimont wieder eingesetzt, Infanterie-Regiment Nr. 127 rechts für das Infanterie-Regiment Nr. 368, Infanterie-Regiment Nr. 476 in der Mitte, Infanterie-Regiment Nr. 475 links. Der Brimont war Schlüsselpunkt der Stellung. Von ihm aus übersah man das dichte Gewirr der französischen Befestigungen. Auf Sprung-weite lagen sich deutsche und französische Gräben gegenüber, teilweise nur getrennt durch den Aisne-Marnekanal oder dem Bahndamm Lâon – Reims. Mitten im Abschnitt des Regiments lag die wichtige Batterie Loivre. Das mächtige, aber gänzlich veraltete Fort Brimont war nicht in den Bereich der Verteidigungsanlagen mit einbezogen.
Die 213. Infanterie-Division sollte hinter der Front 14 Tage ausgebildet werden, um Ende des Monats den Gegner zwischen Brimont und Sapigneul über den Aisne-Marne-kanal zurückzuwerfen.
Vom I. und III. Bataillon des Infanterie-Regiments Nr. 127 waren je 3 Kompagnien in vorderer Linie zwischen Bermericourt und Glashütte von Courcy eingesetzt, je eine Kompagnie in Bereitschaft, das II. Bataillon war Reserve in Poilcourt und Guerlet-Müh-le.
Am 13. Mai abends beschoß der Gegner den Brimont mit Phosphorgranaten, so daß der ganze Berg in Feuer gehüllt und der Phosphorgeruch noch tagelang bemerkbar war.“

aus: „Das neunte Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 127 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920

Samstag, 12. Mai 2018

12. Mai 1918



„Der Monat Mai war wiederum ausgefüllt mit den Vorarbeiten zu einem gewaltsamen Vorstoß in die feindliche Linie. Vor der Wattweiler Stellung konnte man feststellen, daß die Franzosen überall daran waren, auch ihre 3. Linie zu verdrahten und sich ganz auf die 4. zurückzuziehen.“

aus: „Das Württembergische Landwehr-Inf.-Regiment Nr. 119 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923

Freitag, 11. Mai 2018

11. Mai 1918



Wucherer Karl, städtischer Waldmeister, Sergeant, verh. Er, der gediente Unterof-fizier, wurde am 1. Mobilmachungstag, 32 J. alt, zum Lst.-Bat. Ravensburg eingezogen und mehrere Monate auf Bahnwache nach Saulgau und Herbertingen abkommandiert. Berufshalber wurde er alsdann beurlaubt. Vom Februar 15 stand er in Gmünd als Rech-nungsführer im Res.-Lazarett, in Geislingen als Kammerunteroffizier, in Fischbach am Bodensee bei der Bewachung der Zeppelin-Werke, in Biberach und Stuttgart beim Aus-bildungspersonal. Dazwischen war er wiederholt berufshalber beurlaubt. Im Sommer 17 kam er im neugebildeten I.-Reg. 414 nach Flandern, wo er sich schon nach wenigen Wochen eine Fußverstauchung und eine Nervenerschütterung zuzog. Er kam in Laza-rettbehandlung nach Freiburg, Ulm, Weingarten und Weissenau und starb letzterenorts 11. 5. 18. Seine Ruhestätte ist in Altshausen, seinem Geburtsort.“

aus „Das Eiserne Buch der Stadt Mengen“, Mengen 1924

Donnerstag, 10. Mai 2018

10. Mai 1918



„In Verfolgung seines Auftrages, über Olginskaja vorgehend, mit dem I. Bataillon zusammen Bataisk anzugreifen, hatte das verstärkte III. Bataillon am 9. Mai Aksaiskaja erreicht und war in der Nacht auf Dampfer und Fähre über den Don gesetzt; ½ III. Bataillon Landw.-Inf.-Reg. 121 und 6./L.-F.A. 1* waren schon nach Olginskaja voraus-gesandt. Um 8.50 Uhr vormittags marschierte das Bataillon vor und nahm nach Über-schreitung eines 100 Meter weit hüfttief unter Wasser stehenden Sumpfgebietes um 11 Uhr vormittags die Verbindung mit dem III. Bataillon Landw.-Inf.-Reg. 121 auf. Die Reihenfolge beim Vormarsch war: Vorhut 10. Kompagnie mit zwei M.-G. 08; Gros 12., 11. Kompagnie, 3. M.-G.-Kompagnie, Minenwerferabteilung, 9. Kompagnie, 6./L.-F.-A. 1. Die Bagage folgte mit 800 Meter Abstand. Um 1 Uhr nachmittags meldete der mit acht Ulanen zur Erkundung vorausgesandte Leutnant Hofmann, daß er aus dem Meier-hof und von den Erdhügeln Gewehr- und M.-G.-Feuer erhalten und Reiter gesehen habe. Bald darauf erhielt auch die Kolonne beim Vormarsch wirkungsloses Artilleriefeuer aus Stadt und Bahnhof Bataisk; unsere 6./L.-F.-A. 1, später verstärkt durch 3./L.-F.-A. 1, brachte die feindliche Batterie bald zum Schweigen und Abzug, auch schoß sie am Bahnhof einen abfahrenden Zug in Brand. Das Bataillon ging entfaltet bis in Höhe Meierhof vor und von dort 5 Uhr nachmittags mit drei entwickelten Kompagnien weiter in Richtung des Bahnhofes von Bataisk. Zwischen Bahnhof und Höhenzug südlich davon war lebhafter Zugverkehr, auch mit vier Panzerzügen zu beobachten, welch letztere wirkungsloses Schrapnellfeuer abgaben. Auch begann die feindliche Artillerie in der Stadt wieder zu feuern. Auf die Meldung einer inzwischen vorgesandten Kavalleriepatrouille, daß sie unbeschossen den Ostrand von Bataisk betreten habe, ging das Bataillon mit der 12., 11. und 10. Kompagnie und je zwei M.-G. 08 in vorderer Linie zum Angriff vor. Verlockend erschien dies, da der Gegner möglicherweise abzog und man ihn noch vor Dunkelwerden fassen wollte.
Unsere Bewegungen und Stärke wurden in dem deckungslosen Gelände unschwer erkannt, zumal von den Türmen in Bataisk. Als die Schützen sich bis auf 800 Meter dem Bahndamm genähert hatten, schlug ihnen von dem bis dahin unsichtbaren Gegner plötzlich lebhaftes und andauerndes M.-G.- und Gewehrfeuer frontal vom Bahnhof, rechts flankierend aus der Stadt und links flankierend vom Bahndamm entgegen. Um 6.20 Uhr abends verstärkte der Gegner sich in der Front und auf beiden Flügeln und ging zum umfassenden Angriff vor. In der Front und am rechten Flügel hielten 11. und 12. Kompagnie ihn nieder, besonders die wackeren M.-G. 08, wobei 12. Kompagnie geschickt zurückbog. An seinem rechten Flügel holten feindliche Infanterie und etwa 200 Reiter auf 2500 Meter Entfernung so umfassend aus, daß diese Bewegung nicht verhindert werden konnte. Jedoch unsere Artillerie hatte nicht mehr genügend Munition, sie nahm Stellungswechsel nach Meierhof vor; auch der Druck auf den linken Flügel und die Flanke des Bataillons wurde fühlbar und verstärkte sich so, daß 10. und 11. Kompagnie eine neue Front einige hundert Meter rückwärts bildeten. Der Gegner arbeitete sich in Stärke von 1500 Mann in mehreren Linien gegen den linken Flügel des Bataillons heran und ging 8 Uhr abends zum Angriff vor. In dieser gefährlichen Lage setzte Hauptmann Haas mit seiner 9. Kompagnie zum Gegenstoß an und schaffte Luft. Das gab wieder Mut und Selbstvertrauen. 10. Kompagnie und Teile der 11. Kompagnie schlossen sich tapfer an und unter Hurra mit gefälltem Gewehr wurde der Gegner mit schweren Verlusten zurückgeworfen. Inzwischen war es Nacht geworden; die Gefahr erneuten umfassenden Angriffes schien noch möglich. Mit unserer Artillerie fehlte jede Verbindung; der Gegner in der Front war nicht sturmreif, da seine M.-G. wegen schlechter Beobachtung nicht niedergekämpft waren. Der Bataillonskommandeur, Ritt-meister Frhr. v. Crailsheim, nahm deshalb sein Bataillon bis in Höhe des Meierhofes zurück. Dort traf um 5 Uhr vormittags Major v. Sternenfels mit 1½ Kompagnien des III. Bataillons Landw.-Inf.-Reg. 121 und der 5./L.-F.-A. 1 zur Verstärkung ein. Doch die Ermüdung nach vier Tagen angestrengten Marsch- und Gefechtsdienstes ohne viel Nachtruhe erforderte ihr Recht; auch setzte in der Nacht Regen mit Kälte und Sturm ein. So gingen die Truppen nach Verbringung der Nacht auf dem Gefechtsfeld zur Wieder-herstellung der Kampfkraft nach Olginskaja in Unterkunft zurück.
Die eigenen Verluste betrugen 12 Tote, 34 Verwundete (darunter Leutnant d. R. Dettinger und Ruf) und 6 Vermißte. Die 3. und 6./L.-F.-A. 1 hatten 10 Verwundete, darunter Major d. L. Villinger, Leutnant d. R. Heckel, Maier, Ehrlenspiel und Neuffer.“

aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922

*L.-F.-A. 1: Württembergisches Landwehr-Feldartillerie-Regiment Nr. 1

Mittwoch, 9. Mai 2018

9. Mai 1918



„Die Nacht verlief ruhig ohne besonderen Zwischenfall. Am frühen Morgen setzte unser Feuer wieder überwältigend ein und um 6 Uhr vormittags griff unsere Infanterie an. Es war sehr neblig und durch widrigen Wind wurde das von uns verwendete Gas auch auf unsere Stellung getrieben, so daß der Angriff nur mit der Gasmaske durchgeführt werden konnte. Trotzdem ging es zunächst gut vorwärts, die feindliche Gegenwehr war anfangs gering. Die Engländer ließen alles liegen und zogen sich zurück. Unsere Artillerie hatte sehr gut gewirkt, einige Batterien waren im Galopp vorgekommen, um den Infanterieangriff zu begleiten. Die Wirkung der feindlichen Artillerie war anfangs schwach, da ihre Fernsprechverbindungen zerschossen waren.
Unser Beobachtungstrupp war mit der Infanterie in die Nähe der Vaucelette-Ferme gekommen, als starker feindlicher Widerstand sich geltend machte und ein weiteres Vordringen zunächst nicht möglich war. Es wurde sofort die Fernsprechverbindung mit der Division hergestellt und die Beobachtung in einem Unterstand eingerichtet. Gegen 3 Uhr nachmittags schlug ein Volltreffer durch die Decke unseres Unterstandes, der nur mit Bohlen abgedeckt war, und verschüttete Leutnant Doertenbach (Albrecht), Vizew. Banzhaf, Gefr. Randegger und Ulan Pflüger. Letzterer war besonders schwer verletzt und starb an den Folgen der Quetschungen. Wir betrauerten in ihm einen pflichttreuen und tapferen Kameraden, dessen Andenken wir alle in Ehren halten werden.“

aus: „Das Ulanen-Regiment „König Karl“ (1. Württ.) im Weltkrieg 1914-1918“ Stuttgart, 1927

Dienstag, 8. Mai 2018

8. Mai 1918




„So lagen wir denn glücklich wieder auf dem „Hifi“, saßen in den alten dürftigen Stol-len und hielten Wacht in den glitschigen Gräben, die immer von neuem einzurutschen drohten, da der Himmel allzu reichliches Naß spendete. Durchbruchschlacht und Bewe-gungskrieg, die wir so oft jetzt geübt hatten und die uns von unseren Kameraden im Norden Frankreichs in immer neuen herrlichen Siegen vorgeführt wurden, sie schienen uns wieder in weite Ferne gerückt und doch hätten sie uns alte Kavalleristen noch am ehesten mit unserem infanteristischen Schicksal aussöhnen können. Doch gab es auch auf dem Hifi jetzt kriegerische Tätigkeit im eigentlichen Sinn, denn der Franzose zeigte sich ziemlich unternehmungslustig.“

aus: „Dragoner-Regiment „König“ (2. Württ.) Nr. 26 im Weltkrieg 1914–1918“ Stuttgart, 1921



„Die Erkrankg. welche den Tod des Sgten Mäurer zur Folge hatte, war eine Lungen-entzündung. Die Ursache der Erkrankung liegt zweifellos in den besonderen Verhältnis-sen der damaligen Unterbrg. im Lager Gauchmatt u. Hilsenfirst. Kriegsdienstbeschä-digung ist sonach anzunehmen.                  

gez. Dr. Graf Stabsarzt F. L. 59“

Bild: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand M 511

Montag, 7. Mai 2018

7. Mai 1918

 

„Bei wechselndem Artillerie- und Minenfeuer, dem üblichen Wach- und Arbeitsdient verging die Zeit ohne bemerkenswerten Zwischenfall in fünftägiger Ablösung.“


aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 121 im Weltkrieg 1914–1918“ Stuttgart, 1922

Sonntag, 6. Mai 2018

6. Mai 1918


Hepp Emil, Elektrotechniker, Gefreiter, Flugzeugführer, erhielt, 20jährig, vom 1. 12. 12 an als Ausgehobener in Metz seine infanteristische Ausbildung und wurde nach einem Vierteljahr zur Bayer. Flieger-Abt. nach Schleißheim bei München zur techni-schen Ausbildung im Flugdienst überwiesen. Mit dieser Abteilung kam er bald nach dem Westen und war dort vielerorts im Flugbetrieb tätig. Im November 17 trat er in die Fliegerschule Lechfeld ein und kam in solcher im April 18 auf den Fliegerplatz Sonthofen im Allgäu. Dort ist er am 6. Mai bei einem Übungsflug durch Absturz auf dem Fliegerplatz tödlich verunglückt. Früh 8 Uhr stieg er auf, nach wenigen Minuten lag er entseelt auf der Erde. Am Himmelfahrtsfest wurde er auf dem hiesigen Friedhof mit militärischen Ehren zur Ruhe bestattet. Acht Feldgraue vom Lazarett trugen den Sarg.“

aus „Das Eiserne Buch der Stadt Mengen“, Mengen 1924

Samstag, 5. Mai 2018

5. Mai 1918



„Mit der Zeit wurde das Ruhebedürfnis der Truppe immer größer; es hatte nur notdürftig dadurch befriedigt werden können, daß die Bataillone alle 6 Tage auf 3 Tage in das häufig unter dem Feuer schwerer Flachbahngeschütze liegende und in jeder hellen Nacht von Fliegern heimgesuchte Ruhelager bei Grévillers zurückgezogen wurden. Trotz der aufopfernden Tätigkeit der Ärzte und des gesamten Sanitätspersonals hatten durch den ständigen Aufenthalt in Nässe, Kälte und Schmutz die Erkrankungen bedenk-lich zugenommen.
Die immer wiederholten Versuche, die Tapfersten des Regiments, unsere noch vor dem englischen Graben liegenden toten Kameraden zu bergen, scheiterten an der Wachsam-keit und dem Feuer der feindlichen Posten; diese Versuche haben weiteres Blut braver Grenadiere gekostet, ohne daß ein Erfolg erzielt war.
So blieb dem Regimentskommandeur nichts anderes übrig, als beim Scheiden aus der Stellung den Nachfolger dringendst zu bitten, diese Kameradenpflicht zu übernehmen und dem Regiment gegebenenfalls Mitteilung darüber zukommen zu Lassen. Leider ist eine solche dem Regiment nie zugekommen. So können wir nur hoffen und vermuten, daß unsere gefallenen Kameraden später vom Gegner bestattet worden sind, wie wir es mit gefallenen Feinden immer getan haben.“

aus: „Das Grenadier-Regiment „Königin Olga“ (1. Württ.) Nr. 119 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927

Freitag, 4. Mai 2018

4. Mai 1918



„Weiter ging der wenig erfrischende, wenig anregende Stellungskrieg. Krankheiten ver-schiedener Art stellten sich ein, neben eitrigen Hautausschlägen und Furunkulose infol-ge der Unmöglichkeit einer geordneten Körperpflege schwächten Erkältungs- und Darmerkrankungen die Gefechtsstärke, auch wundgelaufene Füße waren infolge der nassen Witterung und des meist sehr reparaturbedürftigen Schuhwerks nicht selten. Die Ärzte des Regiments, Stabsarzt d. L. Dr. Lichtenberg, Oberarzt d. L. Dr. Haffner, Oberarzt d. R. Haid, Assistenzarzt d. R. Merk und Hilfsarzt Dieter hatten außer mit Verwundeten auch noch vollauf mit Kranken zu tun. Sie lagen in entsagungsvoller, auf-opfernder Weise Tag und Nacht ihrem dornenvollen Dienste ob. Mancher Angehörige des Regiments, dem sie ihre Hilfe zu teil werden ließen, wird sich ihrer dankbar erin-nern.
Die blutigen Verluste an den einzelnen Tagen machten nach und nach eine stattliche Summe aus. Der Kirchhof von Grévillers erfuhr täglich eine betrübende Erweiterung.“

aus: „Das Infanterie-Regiment „Kaiser Friedrich, König von Preußen“ (7. Württ.) Nr. 125 im Weltkrieg 1914–1918“ׅ, Stuttgart 1923