Donnerstag, 31. März 2016

31. März 1916


„Die oben genannte hohe Schußzahl verlangte einen entsprechenden Munitionsersatz, d. h. es mußten jede Nacht 12 000 Schuß aus den Munitionsdepots, die in Bantheville und in der Mitte zwischen Gesnes und Cierges lagen, mit den Munitions- und Kastenwagen in Stellung gebracht werden. Der Weg von den Unterkunftsorten und zurück betrug bei den nächstgelegenen Batterien 30 km, bei den entferntesten bis zu 60 km, bei mehrfachen Höhenunterschieden von 50 bis 100 m und bei Wegen, die namentlich innerhalb des Waldes sehr schlecht, durch Beschießung, verlorene Munition, vielfach regnerisches Wetter und andauernde Benützung teilweise grundlos wurde. Die Dauer der Abwesenheit der Pferde aus dem Stall schwankte von 7 Uhr abends bis am anderen Morgen 7 ja bis 10 Uhr; dabei war mit der Belastung der vierspännigen Munitionswagen bis an die oberste zulässige Grenze gegangen worden. Wenn auch die Höchstzahl der ersten acht Tage später nicht wieder erreicht wurde, so war doch der Munitionsbedarf bei den immer wiederkehrenden Angriffen auf beiden Seiten während der nächsten Monate dauernd ein sehr großer, und so gingen denn diese hohen Leistungen Monate weiter. Ohne die Ablösung, die durch Mitheranziehung der A.M.K.* und der Fuhrpark-kolonne ermöglicht wurde, wären diese Leistungen nicht zu erreichen gewesen. Die angeführten Zahlen lassen erkennen, welche Anforderungen dabei an Offiziere, Mann-schaften und Pferde gestellt werden mußten, und die Verhältnisse, unter denen diese Leistungen erbracht wurden, zeigen, welch großen Anteil auch der Fahrer der Batterie wie der Kolonne, an dem Erfolg der Tätigkeit seiner Batterie hat. Zu den körperlichen Anstrengungen, der Geschicklichkeit, Aufmerksamkeit und Energie, die das Fahren bei völlig dunkler Nacht auf aufgeweichten, von Geschossen durchwühlten, mit Gerät, Gestrüpp, teilweise mit Geschossen bedeckten Waldwegen, zeitweise im feindlichen Feuer oder durch Gaszonen hindurch erfordert, tritt für den Fahrer noch etwas beson-deres hinzu: wenn die Batterie Feuer erhält, so hat der Kanonier einen mehr oder weniger großen Schutz am Geschütz, Stand oder Unterstand, auch hat er das Bewußt-sein, daß die Batterie in der Lage ist, sich, wenn auch vielleicht nicht gerade gegen den direkten, so doch gegen den Gegner überhaupt zu wehren; der Fahrer, der durch das feindliche Feuer hindurchmuß, hat dieses Bewußtsein nicht; er muß bei seinen Pferden bleiben, er findet keine Deckung, kann nicht ausweichen, er kann nicht durch das Feuer durchgaloppieren, er kann nur mühsam auf den Waldwegen Schritt fahren, muß bei den vielen Stockungen oft stundenlang stehen bleiben; ihn fesselt an seinen Platz nur ernstes Pflichtgefühl, eiserne Disziplin und persönlicher Schneid.“


aus: „Das Württembergische Landw.-Feldartillerie-Regiment Nr. 2 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927

*A.M.K.: Artillerie-Munitions-Kolonne (bei der Division)

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