Montag, 6. März 2017

6. März 1917


„Dem Gegner sollte jede Möglichkeit einer raschen Verfolgung genommen werden, kein Wegweiser sollte ihm die Richtung bezeichnen, kein Baum ihn gegen Fliegersicht decken, kein Haus ihm Quartier geben, kein Brunnen ihn tränken. Mitten in Bränden, Sprengungen und Zerstörung wohnte das Ruhebataillon, dem im wahrsten Sinn des Wortes die Betten unterm Leib weggezogen wurden, die Dächer überm Haupt zusam-menstürzten. Und wie in Liéramont, so war es rundum: tagelang stiegen die Rauch-säulen gen Himmel und leuchteten die brennenden Ortschaften wie Fanale im Dunkel der Nacht. Die Truppe verrichtete, wie am Feind, so auch hier ihr Werk, ohne zu fragen nach Recht und Unrecht, nach Wirkung und Folgen.
Trotz dieser der Beobachtung eines aufmerksamen Gegners nicht zu entziehenden Rückzugsvorbereitungen war von einem vermehrten Druck des Gegners nichts zu merken. Auch der bereits erwähnte Angriff am 4. März früh, der nach ¼stündiger Artil-lerievorbereitung einsetzte und den linken Regimentsflügel gerade noch traf, hing damit nicht zusammen, sondern galt der Wegnahme des östlich Bouchavesnes gelegenen beherrschenden Höhenzugs. Den dort liegenden Sachsen gelang es nicht, ihn zu halten. Dagegen wurde der Gegner vor dem Regimentsabschnitt, wo unsre 12. Kompagnie keinen leichten Stand hatte, glatt abgewiesen. Der Tag kostete dieser Kompagnie 5 Tote und 13 Verwundete, hat aber dazu beigetragen, daß der Einbruch des Gegners ohne weitere Folgen blieb. Eine dauernde Bedrohung der linken Flanke blieb natürlich zurück und führte zu deren Verstärkung, bezw. zum Bau einer Flankierungsanlage und späterer Übernahme eines gefährdeten Teils der sächsischen Stellung. Der Infanteriekampf flaute rasch ab, dagegen lag als Einleitung und Ausklang dieser Kämpfe auf dem Regiments-abschnitt häufig starkes Artilleriefeuer, das sich rückwärts bis auf die Kanalübergänge erstreckte. Ganz besonders viel Feuer erhielt Moislains, sowie die von ihm ausgehenden Straßen, auf denen die Ablösungen ihren Weg zu nehmen pflegten, und Moislains glücklich hinter sich zu haben, ließ diese immer ganz besonders aufatmen.“


aus: „Die Ulmer Grenadiere an der Westfront“, Stuttgart 1920

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