Freitag, 9. November 2018

9. November 1918



„Es hatte bei dem Rückzug viel geregnet, der Boden war schlüpfrig, oft mußte man durch Drahthindernisse sich durchwinden und das alles bei Nacht.
Weiter jedoch schritt die englische Flankenbedrohung, weiter mußte der deutsche Rück-zug gehen bis an den Abschnitt von Ferrière. Hier durchschritt man eine besetzte deut-sche Stellung, befand sich also nicht mehr unmittelbar am Feind.
Das war dringend notwendig, denn das Regiment war am äußersten Ende seiner Leis-tungsfähigkeit angelangt, die innere Ordnung ging mehr und mehr verloren. Teilnahms-los zog die Mannschaft während der Nächte weiter, übers freie Feld oder auf gänzlich verbrauchten Straßen, wo man sich zwischen Kolonnen aller Art und Flüchtlingen durchquetschen mußte. Tagsüber lag man im Schlamm der Schützengräben, ohne Ruhe, schlecht verpflegt, vom feindlichen Fernfeuer und Fliegern beschossen, trostlos, traurig. Und nichts besserten dabei die wilden Gerüchte, die von den Zuständen in der Heimat berichteten.
Man fühlte zwar, auch der Gegner ist am Ende seiner Kraft, seiner Leistungsfähigkeit angekommen. Aber was nützte das, wenn die Nachricht stimmte, daß in Kiel die deut-sche Flotte gemeutert habe.“

aus: „Das Württembergische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 120 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920

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