Sonntag, 9. Mai 2021

9. Mai 1921


Martin Mailänder, Taglöhner und Vater von vier Kindern in Nattheim bei Heidenheim an der Brenz wurde am 2. Juni 1916 als ungedienter Ersatzreservist zum Ersatz-Bataillon des Reserve-Infanterie Regiments 247 eingezogen. Am September 1916 zog er nach kurzer infanteristischer Grundausbildung ins Feld zum Reserve-Infanterie-Regiment 120, das in Stellung im Überschwemmungsgebiet der Yser lag. Am 7. Juni 1917 erfolgte ein britischer Großangriff im Wytschaetebogen bei Hooge. Die Regiments-geschichte berichtet:
„Um 4 Uhr früh ließ ein gewaltiger Schlag Himmel und Erde erbeben. Am ganzen Wytschaete-bogen fuhren die Signalsterne aus den schwarzen Staubwolken in das fahle Morgenlicht empor, ein wildes Trommelfeuer von hüben und drüben begann und währte durch anderthalb Stunden.
Nach einer Stunde kamen die ersten Meldungen, die das Bild klärten. Der Gegner war durch die ungeheuren Sprenglücken mit starken Kräften eingedrungen, an den abgesprengten Stellungs-fetzen aber stieß er auf hartnäckige Gegenwehr. Stundenlang wurde hier im Nahkampf um jeden Schritt gerungen. Am rechten Flügel, vor der Saubucht, war der Angriff zum Stehen gekommen, der linke Flügel war auf Befehl in aller Ordnung zurückgenommen worden. Die Fortsetzung des Kampfes vollzog sich nun in der Abwehrzone. Die große Sturmwelle der Engländer zerfloß, sie wurde zerteilt und aufgesogen. Der Angriff zerbröckelte in eine Anzahl heftiger Einzelkämpfe, die sich weithin über das Trichterfeld erstreckten. Freund und Feind sind wunderlich gemischt, Inseln deutschen Widerstandes allenthalben, dazwischen der Engländer, verdutzt, aber zäh, im Kreuzfeuer unserer M.-G.-Nester, die von vorne, von rückwärts, von den Seiten her arbeiten und den Feind daran hindern, seine Anschlüsse aufzunehmen und sich in geschlossener Linie festzu-setzen.“
Martin Mailänder wurde seither Angriff vermißt. Um den Nachkommen die Regelung seiner Hinterlas-senschaft zu ermöglichen, wurde er am 9. Mai 1921 vom Amtsgericht Heidenheim an der Brenz für tot erklärt.

Bild: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand M 477

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