Mittwoch, 10. Dezember 2014

10. Dezember 1914


„Trübe bricht der Morgen des 10. Dezember an. Die Russen beginnen schon früh mit ihrer Kanonade, ein Schrapnellkugelregen ergießt sich über Brzeziny, Maschinengewehre feuern die lange Dorfstraße ab. In Brzeziny liegt der Regimentsstab. General von Martin hat keine Ruhe innerhalb seiner vier Wände, wenn draußen die Geschütze toben, er muß selbst sehen, wohin des Feindes Geschosse zielen. Seinen Adjudanten verbietet er, ihn zu so früher Morgenstunde zu begleiten und verläßt das Haus. Nur wenige Schritte, da fällt er einem verirrten Infanteriegeschoß zum Opfer, anderen Tages hat das Herz eines Soldaten von vorbildlicher Pflichttreue aufgehört zu schlagen, ein schwerer Verlust für das Regiment Kaiser Friedrich. Während seine Siebener draußen am Feinde stehen, wird ihr Kommandeur im schneebedeckten Gottesacker von Sanniki zu Grabe getragen. Einige Wochen später soll er auf dem Pragfriedhof in Stuttgart seine letzte Ruhestätte finden. Wir umstehen trauernd das offene Grab. Es nimmt zwei Helden auf, den Helden von Messines und seinen Sohn, der als Pionier-Oberleutnant am vorletzten Tage des Jahres am Westrand der Argonnen fiel.“

aus: „Das Infanterie-Regiment „Kaiser Friedrich, König von Preußen“ (7. Württ.) Nr. 125 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923

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