Freitag, 13. März 2015

13. März 1915


„Am 5. März traf ein Schuß russischer schwerer Artillerie im Dorfe Cmiszew in den Stall des Regimentsstabes. Das Gebäude stand sofort in Flammen; dabei kamen 2 Mann – die Burschen des Kommandeurs und des Adjudanten, die eben beim Satteln waren – und 11 Pferde um. Die Division ordnete darauf die Räumung von Cmiszew an. Kaum war die 5. Batterie nach Gut Rybno übergesiedelt, so wurde sie vom größten derartigen Brandunglück heimgesucht. Ich befand mich am 13. März, 7.30 Uhr vormittags, vor dem kleinen Verwalterhaus, das dem Regimentsstab als Quartier diente, als ich aus der großen Scheune eine mächtige Feuersäule herausschlagen sah. Ich begab mich sofort zu der Brandstelle und fand folgende Bild: Auf dem großen Wirtschaftshof liefen ein paar Pferde wild und ohne Halfter herum. Aus der großen Scheuneneinfahrt, deren obere Hälfte bereits voll von Qualm war, kamen die Fahrer mit Sattelzeug bepackt und die Pferde zum Teil an den Mähnen nach sich ziehend, herausgelaufen. Da das Dach bereits einzustürzen drohte, verhinderte ich, daß diejenigen, welche bereits im Freien waren, sich wieder in das Innere begaben. Kurz darauf stürzte das Dach ein und begrub alles, was noch im Inneren des Gebäudes war, unter seinen Trümmern. Das Verhalten der Fahrer der 5. Batterie war über jedes Lob erhaben. Keiner dachte an sich, jeder wollte retten, was zu retten war. Man mußte die Leute fast mit Gewalt zurückhalten. Trotz alledem erlitten die Kanoniere Alber, Müller, Sachs und Eckhard den Flammentod. Es verbrannten 54 Pferde und die Ausrüstung von etwa 100 Pferden. Die Ursache für das Brandunglück, das die 5. Batterie für mehrere Tage bewegungsunfähig machte und für mehrere Wochen in der Verwendungsfähigkeit beeinträchtigte, war die unvorsichtige Anbringung eines Ofenrohrs in einer Futterkammer, die als Quartier für die Staffel einer Maschinengewehr-Kompagnie diente. Die beim Brande ums Leben gekommenen Kanoniere  wurden tags darauf auf dem Friedhof in Rybno feierlich beerdigt, wobei der Regimentskommandeur das Verhalten der vier Toten als Beispiel vorbildlicher Pflichttreue hinstellte.“

aus: „Das Württembergische Feldartillerie-Regiment König Karl (1. Württ.) Nr. 13 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1928

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