Freitag, 11. Dezember 2015

11. Dezember 1915


„Die Kämpfe, die das Regiment von der Donau bis in die Gegend von Krusevac durchfochten hat, bilden ein glanzvolles Kapitel seiner Geschichte. Hier wurde ein Gegner Tag für Tag, von Stellung zu Stellung in ununterbrochenem Ringen zurück-getrieben, ein Gegner, der zwar über keine besonders starken Kräfte verfügte, der aber aus einem Volke bestand, dessen soldatische Eigenschaften in hervorragender Weise ausgeprägt waren, und das diese Eigenschaften in Kämpfen, die seit Jahren andauerten, noch besonders hatte fördern können. Wer den Serben für einen minderwertigen Soldaten hält, kennt ihn nicht. Am Anfang des Feldzuges wurden von den Serben Angriffe ausgeführt, wie wir sie bei keiner andern Armee schneidiger und mutiger finden könnten.
Es war daher oftmals ein äußerst hartnäckiges Ringen, das sich um den Besitz der Höhen am Morawatal entsponnen hatte. Dabei muß man in Erwägung ziehen, daß unseren Truppen der Kampf in den Bergen, wie es sich in Serbien gestaltete, etwas völlig Neues war, während die Serben diesen Krieg unter Verhältnissen führten, die sie von Jugend auf kannten.
Wenn auf diesen Seiten zu lesen war: „Die Bataillone nahmen diese oder jene Höhe in Besitz“ oder „sie erreichten diese oder jene Stellung“, so liest sich das so leicht und einfach. Tatsächlich aber bedeuteten diese so rasch gelesenen Worte Kampf und wieder Kampf, Anstrengung und Entbehrung, Regen und Kälte. Denn es ist im Rahmen dieses Buches unmöglich, all der Einzelheiten zu gedenken, aus denen sich die langen Reihen der Kampfhandlungen zusammensetzten.
In der Zeit vom 6. Oktober bis zum Ende der Kämpfe mit den Serben am 4. November – also einen vollen Monat lang – war es nur während zwei Nächten möglich gewesen, die Kompagnien des Regiments unter Dach zu bringen. Die ganze übrige Zeit lagen die Truppen im Freien. All das muß man in Rechnung ziehen, wenn man die Beurteilung der Leistungen, die den glänzenden Sieg über die serbische Armee im Oktober 1915 bedingten, gerecht werden will.
Die Verluste des Füsilier-Regiments waren nicht so schwer wie in früheren Gefechten. Sie betrugen:
beim I. Bataillon:
23 Tote,
169 Verwundete,
1 Vermißten
beim II. Bataillon:
80 Tote,
258 Verwundete,
1 Vermißten
beim III. Bataillon:
38 Tote,
150 Verwundete,
8 Vermißte
Summe im Regiment:
141 Tote,
577 Verwundete,
10 Vermißte.

Mit einer Gesamtstärke von 4163 Köpfen hatte das Füsilier-Regiment die Donau über-schritten. Seine blutigen Verluste betrugen demnach etwa 17 %. Hierzu kam noch ein Abgang von etwa 550 Kranken. Anfang November war das Regiment noch annähernd 2900 Köpfe stark.“


aus: „Das Füsilier-Regiment Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn (4. württ.) Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921

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