Montag, 28. Dezember 2015

28. Dezember 1915


„Die Kämpfe um den Hirzstein und die sonst eingebüßten Gräben dauerten bis zur Jahreswende und endeten mit der Wiederherstellung der früheren Verhältnisse; ohne selbst offensiv beteiligt zu sein, hatten wir uns mit unserer offenen Flanke die 14 Tage mächtig heranzuhalten und kamen vor verstärkter Sicherung und Erkundung, Gefechts-bereitschaft und Alarmnachrichten Tag und Nacht nicht zu uns. Währenddessen Schnee, Regen, Frost, Tauwetter, Bäche, Wasserandrang, Einsturz, wohin man schaute, und viel Artilleriefeuer. Denn je weiter das Gewonnene ihm Stück für Stück wieder abgenom-men wurde, umso zorniger bombardierte der Feind jetzt unsere Abschnitte und Unter-künfte. Der Uffholzer Kirchturm wurde zur Ruine geschossen, von Sennheim fielen ganze Bezirke in Schutt und Asche und wer in dieser Zeit auf die Straße ging, mußte sich hüten. Immer waren Streufeuer oder die ersten Salven an Feuerüberfällen das Gefährliche, urplötzlich und unberechenbar, wie sie bald in dieser bald in jener Gegend niedergingen – du hörst noch den Abschuß, das Ansausen das sich mit Gedanken-schnelle nähert, dann Feuergarben, Luftstoß, Qualm, Schwirren, Getöse, erstickende Gase um dich, Eisenstücke, Mauerfetzen; du hast dich hingeworfen – getroffen? Auf drei Sprünge zur Seite hinter die nächste Ecke, dann schon kommen die nächsten. – Wir verloren durch solche Treffer manchen Kameraden in dieser Weihnachtszeit, darunter Oberleutnant Foß, Kompagnieführer der 8., und unsere Sennheimer Haubitzbatterie jagte eine Lage Granaten durch die Nacht auf den feindlichen Graben in dem Augen-blick, da der Divisionsgeistliche über dem Grab eines Gefallenen den Segen sprach.“


aus: „Das Württembergische Landw.-Infanterie-Regiment Nr. 121 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1925
Bild: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand M 708

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