Dienstag, 28. Juni 2016

28. Juni 1916


„Die Verbindungen zwischen Artillerie und Infanterie blieben trotz aller opfermutigen Tapferkeit seitens der in schwerstem Feuer arbeitenden Fernsprecher der Stäbe und Batterien dauernd zerschossen. Als Notbehelf zur Übermittlung wichtiger Meldungen nahm man Zuflucht zu Winkerverbindungen. Inzwischen trat zu der Vorbereitung des Angriffs durch die feindliche Artillerie und Minenwerfer von nun ab auch das Abblasen von Gas und Rauchwolken hinzu, um eigene Infanterie und Artillerie mürbe zu machen. Diese Gas- und Rauchwolken strömten auch einige Male über die Batteriestellungen hinaus, die rechtzeitig von den Beobachtungsstellen gewarnt worden waren. Auch mit Gasgeschossen aller Art wurden die Batterien des Regiments belegt, jedoch gewährten hier die zwar recht unangenehmen, aber doch zweckmäßigen Gasmasken völligen Schutz. Auch in den folgenden Junitagen und -nächten dasselbe grausige Lied. Den ganzen Tag, die ganze Nacht hindurch schwerstes Feuer auf den Batterien. Wenn die Sonne aufgeht, feindliche Flieger in Scharen, eigene nirgends zu sehen. So bis in den späten Abend. Nachts heulen dann die schweren Geschosse ins Hintergelände auf alle Anmarschwege! Die Stäbe, die Batterieführer in ständiger Anspannung der Nerven bei Tag und Nacht. Der feindliche Angriff wird nach aufgefangenen Funksprüchen des Gegners am 29. und 30. Juni erwartet, er bleibt aber aus. Von Tag zu Tag wird die Fliegerplage schrecklicher, unerträglicher, angesichts der völlig zahlenmäßigen Unterle-genheit der eigenen.
Schwere Verluste an Material und Menschen treten nun ein. Manch braver Kanonier, manch wackerer Fahrer lassen ihr Leben. Es war ein ungleicher Kampf. Hatte doch die 26. R.-D. einen Abschnitt von reichlich 8 km zu decken, während die fünf Untergruppen der Artillerie an schweren Geschützen anfänglich nur vier russische Ringkanonen und eine einzige schwere Feldhaubitzbatterie besaßen. So kam es auch, daß das englische Feuer, das in der Zeit vom 25. bis 30. Juni auf unsere Infanterie- und Artillerie-stellungen, ja überhaupt auf alle erreichbaren Ziele niedertrommelte, auf große Entfer-nungen mit einem bisher nie gekannten Munitionsaufwand, von der eigenen Artillerie kaum erwidert werden konnte.“


aus: „Das Württembergische Res.-Feld-Artillerie-Regiment Nr. 27 im Weltkrieg 1916-1918“, Stuttgart 1925

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