Sonntag, 24. Juli 2016

24. Juli 1916


Wilhelm Scherz, Metzgermeister hier, ist am 24. Juli 1916 gefallen.

Am 5. März 1915 ist er als ungedienter Landsturmmann eingezogen worden und kam am 15. Juli 1915 ins Feld, wo er zuletzt der 2. Radfahrerkompagnie* des Reserve-Infanterie-Regiments 121 zugeteilt war und in der Küche seine Beschäftigung fand. Im März 1916 noch im Urlaub, durfte man ihn bei der Küche als verhältnismäßig unge-fährdet beurteilen, bis die gewaltigen Stellungskämpfe vom 24. Juni 1916 ab auch für ihn die Gefahr vermehrten. Am 24. Juli 1916 erreichte bei Beaumont ein Granatvoll-treffer die Küchenstation abends 6 Uhr und tötete ihn mit noch drei anderen Kameraden in einem schmerzlosen Augenblick in einem Alter von 30 Jahren.
Tags darauf ist er um den Abend in de neuen Soldatenfriedhof in Miraumont beerdigt worden, wobei der ev. Feldprediger die Schriftstelle röm. 14, 8 zu Grunde legte: „Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn, darum wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn“. Ein Offizier legte am Grabe mit ehrenden Worten einen Kranz nieder, das Blumen und ein Holzkreuz schmücken werden.
Erst am 14. Juli ist die Mutter des Gefallenen zu Grabe getragen worden und nun ist auch er ihr rasch in die Ewigkeit nachgefolgt. Wieviel Erdenglück und Erdenhoffnung ist auch mit seinem Tod dahin. Seit Februar 1914 verheiratet mit Emilie, geb. Heller von Geislingen, übernahm er das väterliche Geschäft und sah hoffnungsvoll in die Zukunft. Aber sein Kriegstod hat nun alles anders gewendet. Allein läßt er seine junge Frau mit ihrem eineinhalbjährigen Kind zurück. Und um ihn trauert neben vier Brüdern der alte schwergeprüfte Vater, den Leid um Leid zu Boden drücken will. Krank und verwundet ist der zweitälteste von den fünf Söhnen in Lazarettbehandlung, der dritte steht im Felde an der Somme, der vierte ist vermißt und der fünfte ist schwerverwundet, kriegsun-brauchbar geworden. Vor zweieinhalb Wochen starb die Mutter und Frau und, um das Maß des Leides vollzumachen, ist am 24. Juli der älteste Sohn und Erbe des Geschäfts gefallen. Wie unbegreiflich und unerforschlich ist doch angesichts solchen Jammers Gottes Ratschluß. Und doch, nicht um leere Worte des Trostes zu machen, wagt es der Glaube zu bitten: beuget und demütiget euch unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit. Selig sind die, die zunächst nur Leid sehen und doch glauben an Gott und ihm ihr ferneres Schicksal anheimstellen. Unsere aufrichtige Teilnahme wendet sich der schmerzerfüllten Familie zu mit der Zusicherung, fürbittend ihrer zu gedenken und mit Rat und Tat ihr beizustehen. Dem Gefallenen aber, der das Lob hat, ein tüchtiger Geschäftsmann, ein guter Gatte und Vater, ein beliebter Kamerad u. ein pflichtgetreuer, dienstbereiter Soldat gewesen zu sein, lasse Gott in der Ewigkeit um Jesu Christi willen aus Gnade das ewige Licht leuchten und die Krone der Ehren nach Kampf und Müh zuteil werden!“

aus: „Kriegs-Chronik der evangelischen Gemeinde Ellwangen 1914–1918.“, Ellwangen 1920


*Wohl die fehlerhafte Interpretation der Abkürzung „R./R.-I.-R. 121“.

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