Mittwoch, 26. April 2017

26. April 1917


„Während der Gegner in den letzten Apriltagen bei der rechten Nachbardivision verschiedene Großangriffe unternahm, wobei unsere Batterien – besonders diejenigen der Gruppe A – täglich kräftiges Unterstützungsfeuer vor den Senséebachgrund abzugeben hatten, bereitete er im Abschnitt der Division mit seiner Artillerie, die er reichlich mit schweren Kalibern ausgestattet hatte, seine Angriffe vor, indem er unsere vorderen Gräben andauernd unter Feuer hielt und besonders Riencourt mit schwerstem Kaliber und das Artilleriegelände systematisch häufig mit Gasmunition bearbeitete. Das lebhafte und ihm äußerst unangenehme Feuer unserer Batterien bot ihm Gelegenheit, diese durch seinen vorzüglichen Fliegerdienst festzustellen und beschießen zu lassen. In den letzten Apriltagen und Anfang Mai mußten die Batterien außerordentlich schweren Anforderungen gerecht werden, im ersten Zeitabschnitt besonders die 4., 5., 6. und 7./49. Die gewaltigen Munitionsverbrauchszahlen, die sich täglich zwischen 1500 und 2000 Schuß für eine Batterie bewegten, geben davon Zeugnis. Dabei ist zu bedenken, daß diese rege Feuertätigkeit recht häufig angesichts feindlicher Flieger und bei schwerster Beschießung erfolgen mußte. Daß unsern Batterien gegen solche tief flie-gende Flieger Schützen mit Musketen beigegeben waren, hat das Übel nicht beseitigt. Unter der verfeuerten Munition befand sich viel Gasmunition, Grünkreuzgeschosse, die mit Rücksicht auf die eigene Infanterie mit Vorsicht zu verwenden waren und die meistens auf die feindlichen Batterienester verfeuert wurden. Vom 25. bis 28. April wurden besonders die Stellungen der 6. und 7./49 stark mitgenommen, so daß bei 7./49 zwei Mann, die Gefreiten Chenaux Repond und Nuding fielen, drei Mann schwer und der Batterieführer, Hauptmann d. R. Pfeiffer, so schwer verwundet wurde, daß er einige Tage darnach starb, während bei 6./49 Sergeant Geißelhard, Gefr. Schlamp und Kano-nier Eberle fielen, der Batterieführer, Oberleutnant d. R. Scheerer, leicht verwundet wurde und vier Mann an Oxydgasvergiftung erkrankten. Mehrere Geschütze und Geschützstände und Stollen waren beschädigt und verschüttet worden. Die Herstellung dieser Schäden ließ neben der immer regen Feuertätigkeit bei Nacht den Batterien keine Zeit zur Ruhe. Außerdem mußten bei Nacht die Munitionsmengen ergänzt und das Leermaterial aufgeräumt werden. Die größeren englischen Angriffe begannen fast regelmäßig bei oder kurz vor Morgengrauen, so daß um diese Zeit stets erhöhte Sperrfeuertätigkeit in den Batterien herrschte.“


aus: „Das 3. Württembergische Feld-Artillerie-Regiment Nr. 49 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922


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