Sonntag, 21. Januar 2018

21. Januar 1918



„Französischer Angriff am 21. Januar 1918. Nach ruhiger Nacht setzte 7.50 Uhr vormit-tags äußerst heftiges Artillerie- und Minenfeuer aller Kaliber auf den Regimentsab-schnitt und Abschnitt E (L. 120) ein.  Das Feuer lag auf  D Ib (7. Kompagnie), D IIa (11. Kompagnie) und D IIb (10. Kompagnie) und zwar vor allem auf der zweiten und dritten Linie (K 2 und K 3), weniger auf K 1 und dem Abschnitt westlich des Mortier-tales; auch das Zwischengelände bis nördlich des Münkelagers und der Barrikadenhöhe erhielt viel Feuer. Das ließ nichts Gutes ahnen.
Da die Reservekompagnien des K.-T.-K. D 2, die 9. und 12. Kompagnie im Münkelager, seit dem frühen Morgen im Arbeitsdienst in der Stellung aufgeteilt waren und bei dem schweren Feuer nur allmählich nach dem Lager zurückgezogen werden konnten, wurde D 2 auf Antrag des K.-T.-K. die Reservekompagnie im Barrikadenlager (6. Kompagnie) zur Verfügung gestellt; 3 Stoßtrupps dieser Kompagnie wurden im Münkelager bereit-gestellt. Das feindliche Feuer (verstärkt zu Feuerwirbeln um 10. 12 und 2 Uhr) wurde von unserer Artillerie und den Minenwerfern kräftig erwidert.
3.35 Uhr nachmittags steigerte sich das Feuer zum stärksten Trommelfeuer. Die ganze Stellung lag in dichtem Qualm; am stärksten lag nun das Feuer auf D 2a und davor zur Zerstörung des Hindernisses. 4.05 Uhr nachmittags verlegte der Gegner in D 2a das Feuer auf die K 2- und K 3-Linie und gab Raum dem Ansturm von etwa 2 Kompagnien. Gleichzeitig wurde von uns das Sperrfeuer durch Leuchtzeichen und Sperrfeuer ange-fordert, das schnell einsetzte.
Der Gegner kam in 3 großen Stoßtrupps. Der westliche wurde von den zwei Gruppen auf dem rechten Flügel der Kompagnie durch Handgranaten abgewiesen; er zog sich zurück und wurde von D Ib (Offizierstellvertreter Brugger, 7. Kompagnie, mit einer Gruppe) ebenso von D Ia aus mit leichten und schweren M.-G. lebhaft beschossen (erhebliche Verluste). Dem mittleren und östlichen Stoßtrupp gelang es, über die K 1-Linie bis zum Gilsa-Stützpunkt vorzudringen. Die Bedienung des M.-G. 08 Nr. 17 wehrte sich gegen den anstürmenden Gegner. Der Gewehrführer und 1 Mann der 11. Kompagnie fielen im Nahkampf, sie wurden durch Ohrenabschneiden verstümmelt. Der Zweck dieser Barbarei wurde uns erst klar, als wir durch Gefangene hörten, daß für jeden lebenden deutschen Gefangenen 150, für jeder Toten 100 Frs. bezahlt wurden. Ein Mann wurde hier gefangen, 2 konnten entweichen. Der stellvertretende Kompagnie-führer, Leutnant Rau, befand sich mit einigen Leuten (Dienstzimmerpersonal, Selbstret-tertrupp, Telephonisten und Sanitätsunteroffizier) im Gilsastützpunkt. Auf dem Unter-stand lag schwerstes Feuer; kaum war es weiter zurückverlegt, da stand der Gegner am Eingang. Verteidigung war unmöglich. Der Kompagnieführer entwich mit einigen Leuten durch einen Seitenausgang und holte seinen Reservezug aus der Moselkaserne. Die andern Leute (darunter der tüchtige Vizefeldw. Klett, stellvertretender Kompagnie-feldwebel) wurden inzwischen gefangen, konnten aber zum Teil im Trichterfeld wieder entweichen.
Von allen Seiten drangen nun Stoßtrupps vor, d. h. außer dem Reservezug der 11. Kom-pagnie ein Stoßtrupp der 6. Kompagnie vom Barrikadenlager aus, der 7. Kompagnie von D Ib, der 12. und 9. Kompagnie vom Münkelager, aber sie kamen nicht mehr zum Schuß; ebenso schnell, als der Gegner eingebrochen war, hatte er sich wieder zurück-gezogen. Der Gegner war auch von D 2b unter Feuer genommen worden, obwohl sehr starkes Feuer auf dieser Stellung lag und zwei l. M.-G. und ein M.-G. 08 verschüttet worden waren.
Es wurde von verschiedenen Stellen beobachtet, daß der Gegner erhebliche Verluste erlitt, aber sofort alle Verwundeten und Toten zurückgeschafft hat. Ein Gegner wurde durch einen Volltreffer völlig zerrissen.
Die Verluste des Regiments betrugen 7 Tote, 13 Verwundete, 14 Vermißte. Der Gegner hatte auch bei L. 120 und 125 Teilangriffe gemacht, ein Erfolg blieb ihm dort versagt. Die Gesamtverluste der Division betrugen 25 Tote und 20 – 30 verwundete. Das war bei dem großen Aufwand an Munition – man schätzte ihn auf 120 bis 150 000 Geschosse – nicht verwunderlich.“


aus: „Das Württembergische Landw.-Inf.-Regiment Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923

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