Samstag, 13. Januar 2018

13. Januar 1918


„Fliegerleutnant Max Pappenheimer, Sohn des Lehrers der jüdischen Gemeinde, der am 13. vorigen Monats bei einem Beobachtungsflug von der Kugel eines englischen Jagd-flugzeuges ins Herz getroffen war, wurde kürzlich bestattet. Dem bescheidenen Sinne ihres Sohnes entsprechend, hatten die Eltern davon abgesehen, die Bahre in die Stadt bringen zu lassen, sie hatten für Musik und Kondukt des Bataillons gedankt (sc. diese abgesagt), und so bewegte sich der lange Trauerzuge vom Bahnhofe Königshofen nach dem Jahrhunderte alten jüdischen Friedhofe in Unterbalbach, woselbst eine militärische Abordnung Aufstellung genommen hatte. Dortselbst angekommen, nahm der Rabbiner das Wort: Auf Wunsch der Eltern müsse er davon absehen, die Verdienste des verbli-chenen Helden zu feiern; nur ein Gebet zu sprechen sei ihm gestattet. 
Im engen Rahmen eines selbstverfassten Gebets gab nun der Rabbiner an der Hand des Klagelied Davids um Saul und Jonathan eine Schilderung des Wesens des prächtigen Mannes, seiner geraden, aufrechten, gerechtigkeitsliebenden Gesinnung, seiner An-spruchslosigkeit und Herzensgüte, seiner glühenden Vaterlandsliebe, seiner alles durch-dringenden Pflichttreue und vor nichts halt machenden Freudigkeit im Dienste, die ihm alles, das Höchste wie das Geringste, mit Feuereifer zu vollbringen antrieben. Darauf teilte der Redner noch mit: dass von zuständiger Seite aus dem Felde gemeldet wurde, dass Pappenheimer einer der eifrigsten und erfolgreichsten Flieger, nicht allein seiner Flugabteilung, sondern der ganzen Westfront gewesen sei. In einem Jahre habe er 228 Flüge vollbracht und mehr als 100 Batterien eingeschossen. Noch von seinem Todes-fluge habe er wertvolle Beobachtungen und Fotografien mitgebracht. In seiner Ab-teilung hätte er eine Sonderstellung eingenommen, denn alle bewunderten ihn ob seiner Leistungen und liebten ihn wegen seiner vornehmen, bescheidenen Gesinnung. Wegen seiner Verdienste sei er zum Ritterkreuze des königlichen Hausordens von Hohenzollern eingegeben gewesen. Pappenheimer besaß bereits das Eiserne Kreuz 2. und 1. Klasse, sowie die Württembergische goldene Tapferkeitsmedaille und Auszeichnung für Flie-ger.“

aus: „Frankfurter Israelitisches Familienblatt“ Frankfurt a./M.,  8. Februar 1918
Bild: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand M 708

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