Sonntag, 15. April 2018

15. April 1918



„Das schlechte Wetter hielt an. Die Wegeverhältnisse wurden immer schlimmer. Die Gegend bot in ihrer kahlen Zerstörtheit ein schreckliches Bild. Zahlreiche Opfer forderte die Grippe. Auf eine große Offensive mit weiten Zielen hatte man gehofft, und nun blieb man in des Wortes wahrster Bedeutung im Dreck stecken. Kein Wunder, daß die Stimmung nicht die beste war.
Stellungskrieg war jetzt wieder die Parole mit all seinen Schrecken. Es galt Sperr- und Vernichtungsfeuer zu erschießen. Die nie endende Stänkerei mit der Infanterie über Kurzschüsse ging wieder los. Damit es nicht zu langweilig wurde, gruppierte man so und so oft um, zur restlosen Freude von Führern, Fernsprechern und Mannschaften. Das Schreibwesen blühte. Die Stollen- und Höhlenbewohner wurden mit Bänden von Erfahrungen und Anweisungen überschüttet. Manchmal rochen diese stark nach Stuben-weisheit.
Allmählich besserten sich die Verhältnisse in den Stellungen. Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften griffen beim Stollenbau zu, um ein einigermaßen gesichertes und trockenes Unterkommen zu schaffen.
Die Verpflegung war gerade so hinreichend. Die Kriegsberichterstatter erzählten viel von den in Bapaume erbeuteten Vorräten. Wir bekamen leider sehr wenig davon zu se-hen.
Übel stand es mit den Pferden. Außergewöhnliches hatten sie zu leisten. Dafür bekamen sie immer weniger zu fressen. Die Veterinäre hatten große Sorgen.
Die gegenseitige Artillerietätigkeit war erheblich. Auch Gas wurde viel verwendet. Die Ziele waren die üblichen: schanzender Gegner, Batterien, Beobachtungsstellen, Maschi-nengewehrnester, Straßen und Unterkünfte. Mit unseren Kanonen 16 konnten wir uns ja recht anständige Entfernungen leisten, besonders wenn C-Munition vorhanden war. Kleinere Unternehmungen hatten auf beiden Seiten wenig Erfolg. Man war gegenseitig zu sehr auf der Hut.
Die Mannschaften der Batterien wurden von Mitte April an im Wechsel für einige Tage herausgezogen. Da aber die Protzenquartiere in und bei Bapaume auch kein sehr lieblicher Aufenthalt waren, so sehnte sich alles, mal wieder ganz herauszukommen aus der Schweinerei.“

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