Freitag, 27. November 2015

27. November 1915


„Damals ahnte noch niemand, wie bald so ganz andere Verhältnisse auf dem winter-lichen östlichen Kriegsschauplatz von den württembergischen Trains Höchstleistungen fordern sollten, weniger in der Überwindung weiter Entfernungen, als im Bezwingen von Unbilden der Witterung, Unterkunftsgelegenheiten und Wege. Hier wußte man be-sonders innerhalb eines rund 25–30 km breiten Gürtels längs der Reichsgrenze nichts von einem festen Untergrund, so daß die Fahrzeuge auf weiten Strecken bis an die Ach-sen in den Morast einsanken und häufig samt Pferden und Fahrern in den Sumpf stürz-ten. Ein Beispiel dafür bot die Marschstraße des XIII. Armeekorps im Frühjahr 1916 von Muschaken über Janowo, Starnewies nach Klein-Mühlen bei Prasnycz. Damals mußten sich die Kolonnen fahrzeugweise vorarbeiten unter Beihilfe des Aufsichtsper-sonals, der Handwerker, sowie der Fahrer der folgenden Wagen; keine Kleinigkeit für die letzteren, durch die kalten Sümpfe mit den Pferden Schritt zu halten. Vielfach erwies sich der von oben ausgegebene Befehl, die Fahrer zur Entlastung der Pferde marschie-ren zu lassen, als undurchführbar; sie blieben buchstäblich im Schmutz stecken. So brauchte eine Kolonne zur Überwindung einer Strecke von 5 km nicht selten volle 24 Stunden. Eine Zeit lang hatte es fast den Anschein, als müßten die Truppen infolge dieser Nachschubschwierigkeiten in gangbares Gelände zurückverlegt werden.“

aus: „Feldverwaltung, Etappe und Ersatzformationen im Weltkrieg 1914–18“, Stuttgart 1925

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