Mittwoch, 1. Februar 2017

1. Februar 1917


„Zur möglichen Erhaltung des Gesundheitszustandes und zur Vermeidung von Epide-mien wurden umfassende sanitäre Maßnahmen von Korpsarzt und Divisionsarzt eingeleitet. Vor allem mußte erreicht werden, daß auch die in vorderster Linie kämpfenden und arbeitenden Truppen warme Verpflegung bekamen und die Unter-stände mit kleinen, leicht transportablen sog. „Schützengrabenöfen“ geheizt wurden, auf denen auch die Speisen gewärmt werden konnten. In Le Mesnil und Rocquigny in Kellern und Katakomben wurden Tee- und Kaffeeküchen eingerichtet und die heißen Getränke mit Rum nachts in die vordere Linie gebracht. Die Ortsunterkünfte für die Ruhebataillone mit ihrer trostlosen Verschmutzung und Verwahrlosung wurden gesäu-bert, an Stelle der zerfallenden Häuser, in denen anfangs die Mannschaften auf zugigen, kalten Böden oder in modrigen Kellern ohne Stroh und Holzwolle lagen, wurden Wohnbaracken gebaut und Wärmestuben, Bade- und Entlausungsanstalten, Waschkü-chen mit Trockenvorrichtung, Revierkrankenbaracken mit geheizten Wartehallen (für 100 – 150 Mann pro Regiment), besondere Baracken für Darmkranke, Diätküchen, Lese- und Schreibehallen errichtet, Aborte, Latrinen erbaut, Desinfektion aller Abfall-stoffe strengstens durchgeführt – alles unter ärztlicher Aufsicht und Kontrolle. Auch die Wasserversorgung (Brunnen, Wasserleitungen) wurde von den technischen Betrieben (Handwerker aus der Truppe unter Leitung eines technisch vorgebildeten Offiziers) verbessert und ausgebaut, so wie das 1915 aus den Argonnen bekannt ist. Ferner wurde im rückwärtigen Gebiet bei der französischen Bevölkerung die Schutzimpfung gegen Typhus durchgeführt.
Dank dieser Maßnahmen, bei denen Ärzte, Truppenführer und Techniker zusammen-wirkten, gelang es, Epidemien zu verhüten. Vor allem aber ist es der immer noch glänzenden Widerstandskraft unserer auch nach  den größten Strapazen sich immer wie-der rasch erholenden braven Truppen und ihrem festen Willen zum Durchhalten zu verdanken, daß auch bei diesem  zweiten Einsatz an der Somme die Württembergischen Divisionen ihre Stellungen fast restlos überall gehalten haben.“


aus: „Das Sanitätswesen im Weltkrieg 1914–18“, Stuttgart 1924

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