Montag, 6. Februar 2017

6. Februar 1917


„Die Antwort des Feindes auf das Unternehmen des Landw.-Inf.-Reg. 124 kam bald. Am 5. Februar, 9.45 Uhr vormittags, setzte starkes Artillerie- und Minenwerferfeuer gegen Höhe 425 ein und dauerte – von einer zweistündigen Pause am Mittag abgesehen – bis gegen 7 Uhr abends. Etwa 650 schwere und mittlere Minen und 1600 Granaten aller Kaliber wurden gezählt. Schwerer Schaden wurde an den Unterständen und Gräben der Höhe 425 angerichtet, insbesondere waren durch das Hindernis vor der Kopfstel-lung, Kompagnieabschnitt B, breite Gassen geschossen.
Das Regiment alarmierte seine Reserven und machte sich gefechtsbereit. Zahlreiche Patrouillen wurden in der Nacht vorgeschoben; sämtliche meldeten Ruhe beim Feinde. Nichts ließ auf einen Angriff schließen. Da begann 1 Uhr nachts das feindliche Feuer von neuem und dauerte ununterbrochen bis 3.45 Uhr vormittags an. Nun trat wiederum völlige Ruhe ein. 7.15 Uhr vormittags aber setzte schlagartig stärkstes feindliches Feuer ein.
Unter seinem Schutze drangen zwei feindliche Abteilungen in die deutsche Kopfstel-lung ein, wurden aber durch den Stoßtrupp der 6./L. 123, die im Abschnitt B lag, bald wieder mit Handgranaten hinausgeworfen. Dabei gelang es jedoch einigen beherzten Franzosen, bis an das Stollenwerk des Riegelgrabens vorzudringen und Leutnant d. L. I Dinkelacker, den Führer der 6./L. 123, im Nahkampf zu töten. Drei Mann der 6. Komp. wurden schwer verwundet. Von den Eindringlingen blieben zwei lebend, einer tot in unserer Hand. Sie gehörten dem französischen Linien-Regiment 245 an. Bei ihrer Vernehmung stellte sich heraus, daß mindestens eine Kompagnie die deutsche Stellung anzugreifen und unter allen Umständen Gefangene einzubringen hatte.
Der feindliche Angriff war völlig ergebnislos. Kein Deutscher geriet in Feindeshand. Das II. Bataillon hatte seine Schuldigkeit getan. Reiche Anerkennung wurde ihm zuteil. Nur ein Beispiel davon: General v. Gündell erließ am 7. 2. folgenden Armee-Tages-befehl: „Dem württ. Landw.-Inf.-Reg. 123 und der Artillerie, welche durch ihr erfolg-reiches Zusammenwirken am 6. 2. 1917 den französischen Angriff auf die Höhe 425 bei Sennheim abgeschlagen haben, spreche ich meine volle Anerkennung aus. Der sofortige und wichtige Gegenstoß der Landwehrleute hat erneut bewiesen, daß dieses Mittel stets zum Erfolg führt.“
Der Verlust von Leutnant Dinkelacker war freilich schwer. Mit ihm sank wiederum ein hervorragend tüchtiger und pflichtgetreuer, energischer und praktischer Landwehr-offizier ins Grab, der seit Kriegsbeginn an allen Kämpfen des Regiments tätigen Anteil genommen hatte. An seine Stelle trat zunächst Leutnant Köhler, der bisherige Lauf-grabenoffizier des II. Bataillons.
Auch die Beschädigungen, die das Feuer an den Verteidigungsanlagen angerichtet hatte, waren äußerst schwer. Und nur mit Aufbietung aller Kraft gelang es in mühsamer Arbeit, wieder verteidigungsfähige Gräben und Hindernisse herzustellen, zumal da die feindliche Artillerie fortfuhr, die Arbeiten empfindlich zu stören. Schon am nächsten Tage fielen dem Feuer wieder drei Mann der 6. Komp. zum Opfer.“


aus: „Württembergisches Landw.-Inf.-Regiment Nr. 123 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922
Bild: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand M 708

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