Dienstag, 2. Oktober 2018

2. Oktober 1918



„Westlich Oberburnhaupt fielen am 2. Oktober 1918 die Grenadiere Johannes Riek und Josef Schmid. Grenadier Scholl wurde schwer verwundet. Unteroffizier Georg Nedele, der ebenfalls schwer verwundet war, mußte in der feindlichen Stellung zurückgelassen werden. An diesem mißglückten Unternehmen waren außer unseren Stoßtrupps Leute des bayerischen Landwehr-Infanterieregiments 8 beteiligt.
Die Führung der gesamten Abteilung hatte Leutnant R. vom Landwehr-Infanterieregi-ment 8. Er befand sich mit Unteroffizier Kruttschnitt beim Stoßtrupp A, Vizefeldwebel Grimm beim Stoßtrupp B, ebenso Unteroffizier Nedele. Die Sturmentfernung betrug etwa 2500 Meter. Nachdem die Patrouille vier Hindernisse durchschnitten hatte, kam sie 2.35 Uhr nachts, vom Feind unbemerkt, an die Straße Exbrücke – Niedersulzbach, bei der sie sich zum Angriff bereitstellte. Leutnant R. war der Ansicht. daß das noch 250 bis 300 Meter entfernte Sturmziel in 25 Minuten nicht lautlos erreicht werden könne und beschloß deshalb, den Beginn des Artilleriefeuers um 30 Minuten hinausschieben zu lassen. Da der Telephontrupp entgegen seinem Auftrag nicht bis zur Straße vorgekom-men war, machte sich Leutnant R., obgleich er eine Ordonnanz bei sich hatte, unver-ständlicherweise persönlich auf die Suche, so daß die Trupps ohne Führer waren.
Als nun um 3 Uhr das Abriegelungsfeuer der Artillerie einsetzte, weigerten sich die Unteroffiziere und Mannschaften vom Landwehr-Infanterie-Regiment 8, ohne ihren Führer zum Sturm anzutreten, was schließlich auch begreiflich ist.
Unsere Leute faßten darauf den Entschluß, allein anzugreifen. Sie verzichteten auf die Sprengung des letzten Hindernisses, die mittels gestreckter Ladung erfolgen sollte, und gingen vor. Einige Soldaten vom Landwehr-Infanterieregiment 8 schlossen sich ihnen an.
In höchster Eile durchschnitt der Stoßtrupp Kruttschnitt das letzte Drahtverhau und drang in den feindlichen Graben ein. Es entspann sich ein Kampf mit einer französi-schen Grabenpatrouille, welch letzterer sogleich weitere Franzosen zu Hilfe kamen. Bald gingen dem Stoßtrupp, der von allen Seiten bedrängt wurde, die Handgranaten aus, so daß ihm nichts anderes übrig blieb, als sich kämpfend zurückzuziehen. Von der feindlichen Grabenpatrouille sind zwei Mann getötet worden.
Der Stoßtrupp des Vizefeldwebels Grimm, bei dem sich Unteroffizier Nedele, Gefreiter Walter, acht Grenadiere, drei Pioniere und zwei Infanteristen befanden, wollte sich an anderer Stelle durch das Drahthindernis hindurcharbeiten. Auf einen feindlichen Posten, der fortwährend feuerte, wurden Handgranaten geworfen und außerdem von dem Ge-freiten Krumm, dem Grenadier Kast, sowie einem Bayern Gewehrgranaten in den Gra-ben geschossen. Noch ehe der Trupp den Graben erreichte, erhielt er aus allernächster Nähe Maschinengewehrfeuer. Unteroffizier Nedele, die Grenadiere Schmid und Scholl, sowie Gefreiter Wild vom Landwehr-Infanterieregiment 8 wurden getroffen. Vizefeld-webel Grimm gelang es nicht mehr, an die verwundeten Kameraden heranzukommen. Etwa acht feindliche Maschinengewehre taten von der Kleebachschanze und vom Schwebelhurst her in Tätigkeit.
Die Schwerverwundeten, Grenadier Karl Scholl und der bayerische Gefreite wurden von Karl Krumm, Johann Blumenthal und Franz Hausler über das 2,5 Kilometer breite Vorgelände getragen, wobei vier Drahthindernisse überwunden werden mußten. An der Straße Exbrücke – Niedersulzbach trafen sie Leutnant R., der ihnen Hilfe leistete.
Grenadier Riek und Grenadier Schmid, die als vermißt galten, sind gefallen. Unteroffi-zier Nedele kam schwerverwundet in Gefangenschaft.
Der Feind führte sofort mit starken Kräften einen Gegenangriff aus. Mit einem Maschi-nengewehr drängte er etwa 300 Meter ins Zwischengelände hinaus und brannte dabei Leuchtsatzfeuer ab. Auf der Ziegelei Mischen und Oberburnhaupt lag feindliches Sperr-feuer.
Nach Feststellung der Verluste gingen Vizefeldwebel Grimm, Unteroffizier Kruttschnitt, unsere Leute und sechs Krankenträger nochmals bis hinter das dritte feindliche Hinder-nis vor; sie mußten aber bei beginnender Helligkeit umkehren, ohne die Vermißten gefunden zu haben.“

aus: „Württembergische Sturm-Kompagnie im großen Krieg“, Stuttgart 1930

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