Montag, 19. Juni 2017

19. Juni 1917


„Die Gefechtstätigkeit war bei Tage allgemein gering. Bei hellem Wetter wurden die beiderseitigen Artillerien lebhaft und machten ihre Feuerüberfälle, die mitunter sehr unangenehm werden konnten. Ab und zu bellte irgendwo ein Maschinengewehr, oder zeigten die Minenwerfer ihr Vorhandensein an. Die Flugzeuge überflogen in den Morgen- und Abendstunden die Stellungen. Alles in allem konnte man sagen, daß es ein „friedlicher Krieg“ war. Bei Nacht jedoch stiegen unsere braven Erkunder aus dem Graben und gingen zum Franzosen hinüber. Das „Niemandsland“, das Gelände zwi-schen den Stellungen, unterstand unserer Aufsicht, denn selten wurde eine französische Patrouille angetroffen. Unsere Erkunder waren dagegen jede Nacht am feindlichen Hindernis und versuchten einzudringen, um sich einen Franzosen zu holen. Aber in drei- und mehrfachen Reihen hatte sich der Gegner mit Stacheldraht geschützt, und unsere Patrouillen konnten meist nur feststellen, daß er immer noch weiter daran baute. Auch eine lebhafte Schanztätigkeit war zu beobachten. Es war also beim Franzosen wie bei uns. Er legte wenig Wert darauf, sich kriegerisch zu betätigen, sondern mehr, in Ruhe die Verteidigungsfähigkeit seiner Stellung zu heben.“

aus: „Das Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 475 im Weltkrieg“, Stuttgart 1921


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