Mittwoch, 29. Juli 2015

29. Juli 1915


„Der Russe hatte das Gut Ignasin zu einem starken Bollwerk mit Drahthindernissen ausgebaut. Die feindliche Hauptstellung lag jedoch erst nördlich Ignasin, jenseits der großen Straße Fajslawice – Piaski.
Zur Bekämpfung des Werkes Ignasin war eine Mörser-Batterie nordwestlich Siedliska in Stellung gegangen, deren ausgezeichnete Wirkung später den Bataillonen des Regiments den Angriff sehr erleichtert hat.
Am Abend des 28. stellte sich das Regiment zum Angriff bereit, und zwar zwischen dem Infanterie-Regiment 21 (rechts) und der 20. Infanterie-Division (links). Am Waldrand südwestlich Ignasin nistete sich III. und II. Bataillon für die Nacht ein. Das I. Bataillon wurde im Wald weiter südlich als Reserve des Regimentskommandeurs zurückbehalten. Der Feind verhielt sich völlig ruhig. Er schien von dem bevorstehenden Angriff nichts zu ahnen.
Am 29. Juli, 4 Uhr vormittags, setzte planmäßig Wirkungsschießen der gesamten Artillerie gegen die feindliche Stellung ein. Gleichzeitig gab Oberst von Triebig an das II. und III. Bataillon den Befehl, die Kompanien im Schutze der Artilleriewirkung so nahe wie möglich an die feindlichen Gräben heranzuschieben. Um 6.15 Uhr vormittags sollte auf der ganzen Front zum Sturm auf Ignasin und die westlich dieses Gutes liegenden feindlichen Stellungen vorgegangen werden.
Das Vorarbeiten der Schützen gelang mit Erfolg. Die 5. und 7. Kompanie lagen gegen 6 Uhr wenige hundert Meter vor Ignasin. Ebenso die im Anschluß liegenden Teile des Infanterie-Regiments 21. Das III. Bataillon dagegen erhielt lebhaftes Maschinengewehr-feuer aus der linken Flanke, und zwar von einem Maschinengewehr-Stützpunkt an der Straße Piaski – Fajslawice. Erst als eine schwere Batterie auf diesen Stützpunkt angesetzt wurde, konnte auch das III. Bataillon sich weiter vorarbeiten.
Um 6.15 Uhr vormittags soll gestürmt werden. Aber die Artilleriewirkung erweist sich noch als ungenügend. Der Russe wirft den stürmenden Kompanien ein heftiges Maschinengewehrfeuer entgegen und läßt sich nicht aus seiner Stellung werfen.
Das Feuer der schweren Batterien muß fortgesetzt werden. Die Mörser-Batterie massiert ihr Feuer jetzt auf das Gut Ignasin. Bald ist dort alles in Rauch und Dampf gehüllt.
Um 7 Uhr vormittags gibt Oberst von Triebig dem I. Bataillon den Befehl, den Angriff des III. Bataillons auf dem linken Flügel des Regiments mit 2 Kompagnien zu unterstützen und vorzutragen, um hierdurch mit den links kämpfenden Teilen an Ignasin vorbeizustoßen und das Werk zu Fall zu bringen.
Major Bürger setzt die 1. und 3. Kompanie zur Verstärkung des III. Bataillons ein. Aber starkes feindliches Artilleriefeuer hält die beiden Kompanien auf, als sie den Wald verlassen. Durch schneidiges Vorgehen gelingt es aber der 3. Kompanie unter Leutnant d. L. Bader, die vorderen Linien des III. Bataillons zu erreichen und dadurch den Angriff wieder in Fluß zu bringen.
Gegen 8 Uhr vormittags wird der Russe in Ignasin mürbe und zeigt die weiße Flagge. Sofort dringen 5. und 7. Kompanie zusammen mit Teilen des II./21 in das Werk ein und nehmen die Besatzung – etwa 280 Russen – gefangen. Gleichzeitig wirft das III. Bataillon mit der 1. und 3. Kompanie den Feind aus seinen Gräben westlich Ignasin. Gegen ½9 Uhr nähert sich das Regiment im fortschreitenden Angriff der Straße Piaski – Fajslawice.
Schon aber schlägt den vorgehenden Schützen erneutes Feuer von der Höhe 225 nördlich der Straße entgegen. Der Feind hat seine geschlagenen Teile zu neuem Widerstand zusammengerafft. Auch seine Artillerie ist wieder erwacht und legt den Grund südlich der großen Straße unter heftiges Grant- und Schrapnellfeuer.
Der Angriff stockt wieder.
Oberst von Triebig befiehlt nunmehr, eine erneute Beschießung der Höhe 225 durch die zugeteilten Batterien. Die Fortsetzung des Angriffs wird auf 11 Uhr vormittags festgesetzt.
Die Batterien schießen ausgezeichnet. Der Russe wird schwankend. Um ½Uhr ist das Regiment im Besitz der Höhe. Der Feind ist im Rückzug auf Biskupice. –
Damit war die Entscheidung des Tages gefallen, der Durchbruch durch die Stellungen des Gegners gelungen. Zu ernstem Widerstand vermochte sich der Russe nicht mehr aufzuraffen. Das Füsilier-Regiment 122 drang im Laufe des Nachmittags zusammen mit seinem rechten Kampfnachbar, dem Infanterie-Regiment 21, von Höhe zu Höhe vor bis unmittelbar südlich Biskupice. Bei Einbruch der Dunkelheit wurde das Regiment hinter den rechten Divisionsflügel als Reserve zusammengezogen. Die Bataillone nächtigten im Walde, 1½ Kilometer südöstlich Biskupice. –“




aus: „Das Füsilier-Regiment Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn (4. württ.) Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921

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