Mittwoch, 15. Juli 2015

15. Juli 1915


„In der Nacht grub man sich in einer Stellung an den Südrändern von Helenow Nowy und Helenow Sztary ein, rechter Flügel – III. Bataillon – an der Wengjerka, dann folgten II. und I. Bataillon. Da die Frontausdehnung für das Regiment allein zu groß war, wurde zwischen das III. und II. Bataillon noch das II./121 (Major Brummer) eingeschoben. Der Gegner stand uns gegenüber in der ungefähren Linie Wjeliodrosh – Bramura; bei Bramura befand sich auf überhöhender Geländewelle ein starkes Bollwerk.
Nach dreiviertelstündigem Feuer der Feldgeschütze wurde am andern Morgen (158. Juli) 10 Uhr zum Angriff angetreten. Das feindliche Artilleriefeuer störte wenig, wohl aber das Infanteriefeuer aus der Front und Maschinengewehrfeuer von der Bramura-Schanze. Es ging nicht recht vorwärts, auch die von rückwärts einschwärmenden Verstärkungen vermochten die vorderen Linien nicht mit vorzureißen. Zeitweise will es den Anschein gewinnen, als würde der Angriff ganz erlahmen, doch immer wieder gelingt der Sprung einer kleinen Abteilung, kriecht eine Gruppe näher an den Feind heran, aber zum Einbruch in die vorzügliche feindliche Stellung reichen die Kräfte nicht mehr aus. Die russischen Kugeln reißen schmerzliche Lücken in unsere Reihen und verringern auch die Zahl der Führer, Leutnant Ergenzinger und Leutnant d. R. Bantlin* fallen inmitten ihrer Züge, mehrere andere Offiziere erleiden schwere Verwundungen.
Man hatte sich mühsam unter schwersten Opfern an den Feind herangeschoben, aus seiner festen Position herausdrücken konnten wir ihn nicht, schwere Artillerie war nicht zu entbehren.
Um die sich von Stunde zu Stunde steigernden Verluste einzuschränken, wurden die Schützen auf eine Entfernung von etwa 1000 m vom Feind zurückgenommen. Hier gelang es um Mitternacht, eine verteidigungsfähige Linie herzustellen. Das II./121 wurde 1 Uhr nachts herausgezogen.“


aus: „Das Infanterie-Regiment „Kaiser Friedrich, König von Preußen“ (7. Württ.) Nr. 125 im Weltkrieg 1914–1918“ׅ, Stuttgart 1923

*Vizefeldwebel d. R. Bantlin wurde durch Armee-Ordre vom 19. Juli 1915 zum Leutnant der Reserve befördert.

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