Freitag, 17. März 2023

17. März 1923

 


Hermann Wacker, lediger Bildhauer aus Untertürkheim, wurde am 21. September 1914 als ungedienter Ersatzrekrut zum Ersatz-Bataillon des Infanterie-Regiments 125 eingezogen. Noch während der infan-teristischen Grundausbildung wurde er am 10. Oktober 1914 zum Ersatz-Bataillon des Infanterie-Regiments 126 versetzt und kam von dort am 16. Dezember 1914 zum Feldregiment an die Front. Das Regiment befand sich im Stellungskrieg vor Ypern. Am 30. Juni 1915 wurde Hermann Wacker durch einen Granatsplitter am linken Ohr verwundet. Die Regimentsgeschichte berichtet über diese Zeit:
„Täglich bearbeitete der Engländer unsere Stellung meist von der Flanke her mit schwerer Artillerie. Das brachte Verluste und Schaden an Gräben und Deckungen. ( ... ) Was bei Nacht gearbeitet wurde, wurde meist am nächsten Tag wieder zusammengeschossen.“
Hermann Wacker kehrte nach sechswöchigem Lazarettaufenthalt am 14. August 1915 zum Regiment zurück. Das Regiment verblieb in der nachfolgenden Zeit im Bereich der Nordwestfront. In den Kämpfen in Flandern, an der Somme, am Chemin des Dames und vor Verdun erwarb sich Hermann Wacker das Eiserne Kreuz zweiter Klasse und die silberne Württembergische Militärverdienstmedaille.

Am 14. September 1917 bezog das Regiment Kampfstellungen nördlich Lens. Die Regimentsgeschich-te berichtet von geringer Infanterietätigkeit, andauerndem Artillerie-Streufeuer und heftigem Minen-werferfeuer. Am 20. September 1917 wurde  Hermann Wacker bei Pont-â Vendin durch Granatsplitter an der linken Schulter, an der Hand und am Fuß schwer verwundet. Nach monatelangen Aufenthalten in mehreren Lazaretten wurde er am 29. April 1918 als weitgehend genesen der Genesenden-Kompagnie des Ersatz-Bataillons des Infanterie-Regiments 126 überwiesen. Infolge seiner Verwundungen körper-lich eingeschränkt und nicht mehr in der Lage, seinen Beruf als Bildhauer auszuüben, wurde er zum Besuch eines Kriegsbaukurses für Invaliden dem Ersatz-Bataillon des Infanterie-Regiments 125 in Stuttgart zugeteilt. Hermann Wacker erkrankte infolge seiner schweren Verwundungen an der Lunge. Er verstarb am 17. März 1923 in der Lungenheilanstalt Charlottenhöhe in Schömberg im Schwarzwald.

Bilder: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand M 466




Samstag, 4. März 2023

4. März 1923

 


Karl Vogt, verheirateter Schreinermeister in Reutlingen und Vater von drei Kindern, hatte in den Jahren 1894 bis 1896 seinen Wehrdienst beim 18. bayerischen Infanterie-Regiment abgeleistet. Am 3. Septem-ber 1914 wurde er im Alter von 41 Jahren als gedienter Landsturmmann zum Landsturm-Infanterie-Bataillon Horb XIII/5. nach Horb am Neckar eingezogen. Das Bataillon versah dort Wachdienst und Bahnschutz an den Bahnstrecken nach Immendingen und Freudenstadt. Nebenher wurde die Ausbildung der der altgedienten Mannschaften durch Marsch-, Exerzier- und Schießübungen wieder aufgefrischt.

Am 6. Oktober 1914 wurde das Bataillon auf die Bahn verladen und bezog am 10. Oktober 1914 west-lich Aalst in Belgien eine Auffangstellung für die im Kampf stehenden Truppen. Der Württembergische Landsturm war zu dieser Zeit aus Mangel an Felduniformen noch mit blauen Friedensuniformen eingekleidet. Es stellte sich heraus, daß die Verwechslungsgefahr mit dem Feind für einen Einsatz in Frontnähe zu groß war. Das Bataillon kam am 13. Oktober in die Umgebung von Sottegem, die Kompagnie von Karl Vogt nach Burst zum Bahnschutz und Mitte Dezember 1914 nach Lokeren. Hier wurden wiederum der Bahnschutz an der Linie Gent – Antwerpen und verschiedene Wach- und Polizei-dienste übernommen. Mitte Februar 1916 erfolgte die Verlegung an die holländische Grenze zum Grenzschutz und den Kampf gegen Schmuggel und Spionage.

Nach einjährigem Einsatz im Grenzschutz kam am 14. Februar 1917 der Befehl zum  Abrücken nach Douai hinter der Arrasfront zum Ausbau der „Wotanstellung“ hinter der Kampflinie.

Karl Vogt hatte zu dieser Zeit bereits zwei Lazarettaufenthalte wegen Bronchialkatarrh im Oktober 1915 und von Ende Dezember 1916 bis Mitte Januar 1917 hinter sich, die auf die langen Wachdienste in Sturm, Regen und Schneetreiben zurückzuführen waren. Die schwere Arbeit im Stellungsbau bei schlechtem Wetter, gepaart mit zweistündigem An- und Abmarsch auf grundlosen Wegen, warfen ihn am  17. April 1917 endgültig aufs Krankenbett. Er kam ins Lazarett und wurde am 11. Mai 1917 der Horber Ersatz-Kompagnie in Oberndorf am Neckar überwiesen. Nachdem keine weitere Verbesserung seines Gesundheitszustandes eintrat, wurde er am 11. Oktober 1917 mit einer Kriegsdienstbeschädigung von 20 % und einer monatlichen Versehrtenrente von 24 Mark aus dem Heeresdienst entlassen.

Karl Vogt, der von Reutlingen wieder in seine Geburtsstadt Stuttgart gezogen war, verstarb dort am 4. März 1917 an den Folgen seiner Lungenerkrankung im Versorgungs-Lazarett Marien-Hospital.