„Nach Patrouillenmeldungen hatten am 31. August morgens die Franzosen die Waldhöhen westlich der Maas von Halles bis Mont in langer, von Natur starker Front besetzt. Der Feind hatte sich vortrefflich im Gelände versteckt; selbst mit Ferngläsern war er nicht oder kaum zu erkennen. Der ganzen Lage nach konnten wir ihn mit Erfolg nur mit starker Artillerieunterstützung angreifen. Dazu kam das Mörser-Regiment wie gerufen. Seine schweren Granaten überflogen fauchend und zischend das breite Maastal und schlugen krachend bei Montigny und auf den dortigen Bergen, vermischt mit dem Feuer unserer Feldartillerie ein. Gegen Mittag schien die Artillerievorbereitung für genügend zu gelten. Die Wirkung war – wie wir uns durch Augenschein später selbst überzeugen konnten – eine recht kräftige gewesen. 12.30 Uhr Befehl an die Bataillone zur Bereitstellung zum Angriff auf Montigny; II. rechts, III. links des Weges Saulmory–Montigny. Der 1.30 Uhr befohlene Angriff der beiden Bataillone ging trotz des heftigen feindlichen Infanterie- und M.-G.-Feuers vom Dorfe und von den anschließenden Höhen im sprungweisen Vorstürmen flott und programmäßig vorwärts, wirksam unterstützt durch das Feuer unserer braven M.-G.-K. Letzte Sturmstellung in den Getreidefeldern östlich Montigny. Dort noch ein letztes Schnellfeuer und das Signal „Seitengewehr pflanzt auf!“ flogen die Klingen aus der Scheide. Fast gleichzeitig erfolgte der Sturm der Bataillone gegen die Ortsbesatzung, deren Widerstand stellenweise nachzulassen begann. Mit Hurra wurde der Ortsrand genommen und nun entspann sich ein langwieriger Häuserkampf, an dem sich auch Teile des Inf.-Regts. 125 und der 27. Inf.-Division, die zur Unterstützung herangeeilt waren, beteiligten. Auch ein soeben erst aus der Hei-mat auf dem Gefechtsfeld eingetroffener, stärkerer Ergänzungstransport, der für die Inf.-Regimenter des XIII. Armeekorps bestimmt war, wurde in den Kampf geworfen, bevor seine Verteilung auf die Truppenteile möglich war. Dies war vor allem für die Feststellung der Gefallenen von Nachteil. Dem Transport gehörte auch Hauptmann Graf von Lippe-Falkenflucht an; er wurde noch vor der Einreihung in das Regiment – erfreulicherweise nur leicht – verwundet. Während in Montigny die französische Besatzung aus einigen Häusern unter Hochhalten der Hände herauskam und sich gefangen gab, wurde an anderen Stellen noch länger erbittert gekämpft, wo Haus um Haus genommen werden mußte. Die Dorfstraße von Nordwest nach Südost wurde von französischen Scharfschützen der Länge nach bestrichen. Ihr Durchschreiten hat den Grenadieren manchen schmerzlichen Verlust gebracht; auch der Adjudant des III., Leutnant Wegelin, wurde hierbei verwundet. Stellenweise beteiligten sich auch Zivilisten am Schießen, was wesentlich zur Erbitterung des Kampfes beigetragen hat. Noch als das Dorf von den Deutschen ganz umzingelt war, fielen vom Westrand Schüsse von versteckten Schützen. Mehrere Häuser brannten. Mit der Zeit verstummte das Feuer im Ort, und 6.15 Uhr nachmittags war Montigny in unserem Besitz nebst zahlreichen Gefangenen. Der Feind war durch unseren plötzlichen Angriff in der Mittagszeit anscheinend beim Mittagessen gestört worden; in mehreren Häusern stand noch das Essen auf dem Tisch.“
aus: „Das Grenadier-Regiment Königin Olga (1. Württ.) Nr. 119 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927