Freitag, 30. November 2018

Scheidegruß


Bild: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand M 743

30. November 1918



„Mit anderen Gefühlen, als wir gedacht hatten, überschritten wir in später Abendstunde die deutsche Grenze. Auf dem Emserhof wurde Ortsbiwak bezogen, nach langen Jahren erstmals wieder auf deutschem Boden! Während der Rückmärsche erkrankte Ulan Mauser an schwerer Grippe, an der er in wenigen Tagen kurz vor dem Eintreffen in der Heimat starb.“

aus: „Das Ulanen-Regiment „König Karl“ (1. Württ.) im Weltkrieg 1914-1918“ Stuttgart, 1927

Donnerstag, 29. November 2018

29. November 1918


Hermann Haug, von Beruf Hilfslehrer und als Dolmetscher beim Regimentsstab des Grenadier-Regiments „Königin Olga“ verwendet, entfernte sich auf dem Rückmarsch am 28. November 1918 unerlaubt von der Truppe und wurde am 29. November 1918 mit einem Schuß durch die Brust tot aufgefunden. Die Umstände ließen auf Selbstmord mit dem Dienstgewehr schließen.

Mittwoch, 28. November 2018

28. November 1918


Während sich das Württembergische Reserve-Infanterie-Regiment auf Befehl der 7. (Württembergi-schen) Landwehr-Division ab dem 26. November 1918 mit der Bahn über Kowel den Weg in die Heimat erzwang, mußte Schmidtpeter, der am 1. November 1918 an Ruhr erkrankt ins Lazarett eingewiesen worden war, als transportunfähig in Odessa zurückbleiben, wo er am 28. November 1918 verstarb.

Dienstag, 27. November 2018

27. November 1918



Georg Strohm
LEUTN. D. L. KOMPF. 9./LANDW. 119                                                             27. NOVEMBER 1918
Geb. 27. 4. 82 in Neufra (Riedlg.), Sem. Saulgau 1902, Einj. in Weingarten, U.-Lehrer in Marbach, Offingen, Ehestetten, Lauterbach, Schramberg, seit 1910 Hauptlehrer in Seedorf, verheiratet, rückte am 4. Aug. zu Landw. 119 ein. Über vier Jahre hielt er treue Wacht am Vogesenwall und erwarb sich auf erfolgreichen Patrouillenunternehmungen E. K. I und II, Ritterkreuz des M. V. Ord. Auf dem Heimmarsch erkrankte er an Grippe und starb an hinzugetretener Lungenentzündung in Donaueschingen. Während das Schulhaus in Seedorf im Tannengrün des Willkomms harrte, fuhr der geliebte Lehrer im helmgeschmückten Sarge in seiner Heimat Neufra vorbei an den heimwärts strebenden Kolonnen und Batterien zur letzten Ruh.

aus: „Ehrenbuch der im Weltkrieg gefallenen kath. Lehrer Württembergs“, Biberach an der Riß 1927
Bild: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand M 708

Montag, 26. November 2018

26. November 1918


Friedrich Trost kam nach der Ausbildung bei der II. Ersatz-Abteilung des 1. Württembergischen Feld-Artillerie-Regiments „König Karl“ Nr. 13 über das Feldartillerie-Feld-Rekruten-Depot Nr. 13 zum Regiment. Er erhielt bereits nach vier Tagen eine schwere Verwundung, an der er letztendlich verstarb.

Sonntag, 25. November 2018

25. November 1918



„In der Nacht vom 28. auf 29. September ging Unteroffizier Knaus mit 8 Mann (darun-ter Gefreiter Herrmann, Lieb, Gahn, Höschele, Ilg, Bauser) gegen die französische Stellung am Südhang der Höhe 425 vor und brachte zwei Gefangene ein. Robert Lieb, der dabei verwundet wurde, schreibt über diese Patrouille:
„Zu der Zeit, als ich früher in dieser Stellung lag, verlief der feindliche Graben etwa 350 Meter vor uns im Tal. Er war in der Zwischenzeit aufgegeben und unge-fähr 150 Meter zurückverlegt worden. Eine Sappe trat hervor, und unsere Aufgabe bestand nun darin, die Besatzung dieses vorspringenden Grabenstücks auszuhe-ben.
Nachdem wir am Abend des 28. September nach Sandozweiler bei Sennheim in einen Unterstand vorgezogen worden waren, bahnten wir uns um Mitternacht mühsam einen Weg durch die alten feindlichen Drahtverhaue. 15 Mann vom Landwehr-Infanterieregiment 123 sollten uns später folgen. In dem verlassenen französischen Graben blieben wir liegen, um gegen das Artillerie- und Minenfeuer geschützt zu sein, das bald darauf begann. Innerhalb einer Minute wurden drei Minen auf die Sappe geworfen, während zur gleichen Zeit unsere Artillerie ihr Feuer auf die rückwärtigen Linien des Feindes legte.
Beim Aufschlagen der dritten Mine springen wir auf und stürmen vor. An der Sappe stoßen wir auf einen außergewöhnlich starken Drahtverhau. Nur eine Minute hemmt er unsern Lauf, dann geht es weiter – inzwischen nun allerdings vom Feinde bemerkt. Ein Franzose in der Sappe hat die Geistesgegenwart nicht verloren, er wirft uns aus nächster Entfernung eine Handgranate entgegen. Ilg fällt, Höschele und Gahn werden schwer verwundet. Ich erhalte einige Splitter in den linken Oberschenkel und in die linke Hand. Auch ein 123er, der uns inzwi-schen mit seinen Kameraden aufgeholt hat, wird schwer verwundet.
Hinein in die Sappe, los auf den Franzosen, der die Handgranate warf und auf einen zweiten, der bei ihm steht; sie wehren sich, werden gefaßt und rausgezerrt. Nun sind wir auch im feindlichen Hauptgraben bemerkt worden, denn schon setzt starkes Infanteriefeuer ein. Also eiligst zurück. Ich als Vorletzter, Gahn hinter mir als Letzter. Er kann sich selbst nur noch 60 Meter weit zurückschleppen, bricht dann zusammen. Ich nehme ihn unter den rechten Arm und schleppe ihn zurück, was besonders schwierig ist, da die Franzosen wie verrückt schießen. Zum Sprung mit Gahn über den alten feindlichen Graben reichen meine Kräfte nicht mehr, wir stürzen beide hinein. Vergebens bemühe ich mich, Gahn auf der anderen Seite hochzuziehen. Ich breche erschöpft zusammen.“
Gahn und Lieb wurden, nachdem sich das Feuer der Franzosen etwas gelegt hatte, von Sanitätsmannschaften geborgen. Sie kamen sechs Wochen später im Lazarett in Freiburg wieder zusammen. Ein trauriges Wiedersehen, denn Paul Gahn war inzwischen ein Bein amputiert worden. Die Ärzte hofften, ihn am Leben erhalten zu können. Aufopfernd pflegte ihn seine Schwester, eine geprüfte Krankenpflegerin; sie wich nicht von des Bruders schwerem Krankenlager. Nach einiger Zeit mußte eine weitere Operation aus-geführt werden, an deren Folgen Paul Gahn starb. Als er auf dem Pragfriedhof in Stuttgart beigesetzt wurde, legten Rittmeister Henke im Nahmen des Sturmbataillons 16 und Hauptmann Nagel für die Kompagnie Kränze am Grabe dieses jungen Kriegsfrei-willigen nieder, der den ganzen Krieg mitgemacht hat und kurz vor dem Waffen-stillstand von einem so tragischen Geschick ereilt wurde. Auch die Kameraden David Ilg und Jakob Höschele sind ihren schweren Verletzungen erlegen.“

aus: „Württembergische Sturm-Kompagnie im großen Krieg“, Stuttgart 1930


Samstag, 24. November 2018

24. November 1918


Anton Schmid war bereits am 18. Dezember 1915 auf Grund einer Knieverletzung, die er sich am 9. Juli 1915 im Elsaß bei der 6. Kompagnie des Württembergischen Landwehr-Infanterie-Regiments Nr. 121 zugezogen hatte, als kriegsbeschädigt entlassen worden. Er wurde am 10. Februar 1916 wieder eingezo-gen und kam am 17. Mai 1916 zur 1. Kompagnie des Württembergischen Landwehr-Infanterie-Regi-ments Nr. 122 erneut an die Front.

Freitag, 23. November 2018

23. November 1918


Das Württembergische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 120 hatte auf dem Rückmarsch bei naßkaltem Wetter am 17. November 1918 über Andenne Fourneau in Belgien erreicht. Jakob Scheu erkrankte am 18. November 1918 auf dem Weitermarsch nach Hody, wurde der Württembergischen Sanitäts-Kompag-nie Nr. 563 überstellt und von dort ins Reserve-Lazarett Malmedy verlegt, wo er am 23. November 1918 verstarb.

Donnerstag, 22. November 2018

22. November 1918


Das Württembergische Reserve-Infanterie-Regiment hatte auf dem Rückmarsch am 20. November 1918 die Reichsgrenze überschritten. Das III. Bataillon schied vom 21. bis 23. November 1918 aus dem Regi-mentsverband aus, um den Bahnschutz an der Bahnlinie Eschweiler – Düren zu übernehmen.

Mittwoch, 21. November 2018

21. November 1918


Das I. Bataillon des Württembergischen Landwehr-Infanterie-Regiments Nr. 13 wurde bis Mitte Dezem-ber 1918 in Berditschew hauptsächlich zum Bahnschutz für die aus Rußland und der Ukraine zurück-kehrenden deutschen Truppen verwendet. Im Herbst 1918 trat in Berditschew eine Grippeepidemie auf, der mehrere Regimentsangehörige zum Opfer fielen.

Dienstag, 20. November 2018

20. November 1918



Ludwig Färber wurde am 4. November 1918 in Maroilles durch ein Artillerie-Geschoß an der linken Hand und am rechten Bein verwundet. Er befand sich am 18. November 1918 auf dem Rücktransport in die Heimat in einem von drei auf dem Bahnhof Hamont haltenden Lazarettzügen, als dort zwei Muni-tionstransportzüge explodierten. Zwei Lazarettzüge wurden beschädigt, einer völlig zerstört. Friedrich Färber starb zwei Tage später in Weert an seinen durch die Explosion verursachten schweren Verlet-zungen.
Durch das Explosionsunglück kamen über eine Woche nach Ende der Kampfhandlungen nochmals über eintausend Menschen – hauptsächlich deutsche Soldaten – ums Leben. Der Ort Hamont wurde weitge-hend zerstört.

Montag, 19. November 2018

19. November 1918



Wilhelm Schiefer, Sohn des Kanzleirats Schiefer hier und in Ellwangen geboren ist 1915 als ungedienter Landsturmmann eingezogen worden. Nach seiner militärischen Ausbildung meldete er sich nach kurzer Verwendung in der Heimat dem Trieb seines Herzens folgend freiwillig zur Übernahme, Einrichtung und Leitung von deutschen Soldatenheimen in Konstantinopel und in Syrien. Manchem deutschen Soldatenherzen hat er in feinem Verständnis für die äußeren Bedürfnisse der Jugend in seinen Soldaten-heimen die ferne Heimat ersetzt und Geist und Gemüt nachhaltig gestärkt. Durch die Entwicklung der kriegerischen Ereignisse genötigt, suchte auch er Anfang November 1918 die deutsche Heimat zu erreichen. Von Konstantinopel aus ging die Fahrt über das Schwarze Meer in die Ukraine. Schon in Konstantinopel kränkelnd, verschlimmerte sich sein Zustand auf der Bahnfahrt unter dem Einfluß von Kälte und äußerst mangelhafter Ernährung zusehends. In der Nähe von Kiew angelangt, mußte er am 17. November unterwegs in Faßtow ausgeladen und der Ortskrankenstation daselbst überwiesen werden, während seine Reisegefährten die Bahnfahrt durch Rußland hindurch fortsetz-ten. Schon am 19. November starb er daselbst an schwerer Lun-genentzündung und wurde auf dem katholischen Friedhof beigesetzt.
Er hat die heiß ersehnte irdische Heimat nicht wieder gesehen, aber gewiß die himm-lische Heimat gewonnen bei dem Herrn über Leben und Tod, dem er im ganzen Leben hindurch in treuem Dienst schon vor dem Krieg als Sekretär des Vereins Christlicher Junger Männer in Stuttgart ergeben war.
Um ihn trauern die Eltern, die Geschwister und eine junge Frau mit zwei jugendlichen Knaben. In einem Alter von 38 Jahren ist er ein Opfer des Krieges geworden und ihnen entrissen worden, nachdem noch viele Hoffnungen für ein segensreiches Wirken an ihn sich knüpfen durften. Gott der Herr vollende den Heimgegangenen und leite seine Hinterbliebenen ihm nach auf ewigem Wege, damit sie mit ihm in der Ewigkeit wieder-finden, was ihnen hier versagt blieb.“

aus: „Kriegs-Chronik der evangelischen Gemeinde Ellwangen 1914–1918.“, Ellwangen 1920

Sonntag, 18. November 2018

18. November 1918



Franz Josef Wehle
VIZEF. OFF. Asp. GREN. 119                                                                            18. NOVEMBER 1918
Geb. 1. 9. 94 in Aixheim, Sohn des O.-Lehrers in Mühringen, Sem. Gmünd 1914. U.-Lehrer in Hardt, rückte im Oktb. 1914 nach Stuttgart ein und kam im Dez. 1914 nach Polen. Anfangs Januar 1915 wurde er durch zwei Lungenschüsse verwundet: Lazarett Oranienburg und Solitude. Nach seinem zweiten Ausmarsch geriet er am 16. Aug. 1917 in der großen Flandernschlacht bei Langemarck in engl. Gefangenschaft, Camp Handforth-Manchester, später Insel Jersey. Wenige Tage nach Kriegsschluß starb er an Grippe. Er ruht auf der Insel Jersey.“

aus: „Ehrenbuch der im Weltkrieg gefallenen kath. Lehrer Württembergs“, Biberach an der Riß 1927
Bild: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand M 590


Samstag, 17. November 2018

17. November 1918


Friedrich Bühr erkrankte nach dem Waffenstillstand am 15. November 1918 auf dem Rückmarsch bei La Ferté. Er geriet im Lazarett in amerikanische Gefangenschaft, wo er am 17. November 1918 ver-starb. 

Freitag, 16. November 2018

16. November 1918


Johannes Rausenberger wurde am 5. November 1918 vom Bezirks-Kommando eingezogen und der 2. Ersatz-Kompagnie, Ersatz-Bataillon Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 122 zugeteilt. Er erhängte sich ei-nen Tag vor seinem 18. Geburtstag in der Nacht zum 16. November 1918 in der Kaserne in Reutlingen.


Mittwoch, 14. November 2018

14. November 1918


Aus der Stammrolle der 6./FAR 116:
„v. Nagy kam laut Lazarettmeldung am 10. 11. 18 wegen Grippe in das Württ. Feldlaz. Nr. 256 in Ensisheim, Elsaß, von da aus kam er in den Lazarettzug nach Stuttg. in welchem er bei Horb verstorben ist u. zur Beerdigung in Horb ausgeladen wurde. Sterbefallanzeige wurde dem Standesamt Rudolstadt erstattet.“

Dienstag, 13. November 2018

13. November 1918


Das III. Bataillon des Württembergischen Landwehr-Infanterie-Regiments Nr. 121 sollte Ende Oktober 1918 im Verband der 7. (Württembergischen) Landwehr-Division von Rostow am Don über Bessarabien an die Donau verlegt werden, wurde aber am Dnjestr nach Süden umgeleitet, da das österreichisch-ungarische Kontingent in Odessa meuterte. 
Während das III./LIR 121 am 30. Oktober 1918 Odessa erreichte, erkrankte Albert Baumann am 20. Oktober 1918 auf dem Transport an fieberhaftem Darmkatarrh und wurde am 27. Oktober 1918 zu-nächst ins k. u. k. Feld-Spital Nr. 502 in Elisabethgrad (heute Kropywnyzkyj) in der Ukraine einge-liefert. Er verstarb auf dem Krankentransport in die Heimat im bayerischen Kriegs-Lazarett in Kowel. 

Montag, 12. November 2018

12. November 1918



„Am 10. November folgte der Gegner im Laufe des Tages mit Kavallerie-Patrouillen und schwachen Infanterie-Kräften bis in die Linie Seloignes – L‘ Air d‘ Oiseaux. Die eigenen Patrouillen wurden ins Vorfeld zurückgenommen. Die feindliche Artillerie gab vereinzelte Schüsse auf den mittleren Regimentsabschnitt mit leichten Kalibern ab.
Zwischen 3 und 4 Uhr nachmittags herrschte sehr rege Fliegertätigkeit. Es erschienen gleichzeitig gegen 100 feindliche Flugzeuge, die den Bahnhof Mariembourg mit Bom-ben belegten.“

aus: „Die 26. Infanterie-Division im Weltkrieg 1914–18“, Stuttgart 1927

Sonntag, 11. November 2018

Waffenstillstand 11. November 1918

Auch nach Beginn des Waffenstillstandes am 11. November 1918 um 11.00 Uhr französischer bezie-hungsweise 12.00 Uhr mittags deutscher Zeit wurde bei allen am Weltkriege beteiligten Parteien weiter gestorben. Die Zahl der Weltkriegstoten beim württembergischen Teil des Landheeres belief sich bis zum  31. Dezember 1934 auf 80.193 Tote, das heißt Gefallene, an Verwundungen oder Krankheiten Verstorbene und gerichtlich für tot Erklärte. Das Schicksal von rund 2.700 vermißten württembergischen Weltkriegsteilnehmern war zu diesem Zeitpunkt noch immer ungeklärt.
Auf Grund der immer schlechter werdenden Quellenlage kann die Seite wuerttemberger-im-weltkrieg.de nur noch in sehr eingeschränkter Form einige Zeit in losen Abständen weitergeführt werden.
Niemals hätte ich bei Erstellung der Seite mit über 150.000 Seitenaufrufen gerechnet. Ich konnte hier einige interessante und wertvolle Bekanntschaften schließen und einige Nachfahren bei der Klärung des militärischen Werdeganges ihrer Vorfahren unterstützen, aber auch meine Soldaten- und Bilddaten-banken durch mir zur Verfügung gestelltes Material ergänzen.

Herzlichen Dank an an alle Interessierten!

11. November 1918



„Unmittelbar nach Erklärung des Waffenstillstandes erlitt die Schwadron noch einen schweren Verlust durch den tragischen Tod eines jungen Offiziers. Leutnant d. R. Thomä, der 12 Uhr mittags auf Beobachtung war, ging 10 Minuten später mit Sergeant Benz und Gefreiten Schweiger von Höhe 314 (1 km nordwestlich Olizy) nach Inor an der Maas, um sich von der Einstellung der Feindseligkeiten zu überzeugen und die Unterbringungsmöglichkeiten für die Infanterie dort festzustellen. Als sie die Dorfstraße entlang gingen, sahen sie sich plötzlich mehreren Amerikanern gegenüber, die, in einer Scheune stehend, ihre Gewehre gegen die Patrouille anschlugen. Leutnant Thomä rief den Amerikanern in englischer Sprache zu, daß Waffenstillstand eingetreten sei, wurde aber nicht verstanden. Die Schüsse krachten, und von mehreren Geschossen getroffen, brach der junge Offizier tot zusammen. Sergeant Benz konnte, seitwärts in eine Scheune springend, sich retten: er kletterte ins Gebälk und gelangte durch Absprung aus einem Fenster ins Freie. Gefreiter Schweiker geriet in Gefangenschaft.“

aus: „Das Ulanen-Regiment „König Karl“ (1. Württ.) im Weltkrieg 1914-1918“ Stuttgart, 1927

Samstag, 10. November 2018

10. November 1918



„Was die Gefechtstätigkeit anbelangt, so nahm außer der Fliegertätigkeit das Artillerie-feuer des Gegners, das sich zuerst mehr ins Hintergelände richtete, vom 7. November ab zu und richtete sich auf einzelne Abschnitte der Maasverteidigung. Auch Minenfeuer bei Inor und Maschinengewehrstreufeuer bei Nacht kamen vom 8. November ab dazu. Dies alles waren Beweise, daß die amerikanische Infanterie jetzt auf dem jenseitigen Ufer festen Fuß gefaßt hatte, ohne aber bei Tag aus ihrer Zurückhaltung herauszugehen. Dagegen schwoll am 10. November der Artilleriekampf in der linken Flanke sehr stark an, wo der Gegner über die Maas setzte und Stenay und Baalon einnehmen konnte. Auch rechts drüben bei Beaumont (1870!) war dauernd starker Artilleriekampf, in den zeitweilig Feuerüberfälle in den eigenen Abschnitt einfielen, die bis in den Vormittag des 11. andauerten. An diesem letzten Kampftag fielen daher 5.30 Uhr früh als letzte Tote des Regiments von der 1. Kompagnie Sergeant Winkler, Unteroffizier Wagner, und Gefreiter Willbold. Auch das II. Bataillon erhielt in der Nacht von 10. auf 11. November noch schweren Beschuß, der im Zusammenhang mit einem Großangriff der Amerikaner in der rechten Flanke stand.“

aus: „Die Ulmer Grenadiere an der Westfront“, Stuttgart 1920

Freitag, 9. November 2018

9. November 1918



„Es hatte bei dem Rückzug viel geregnet, der Boden war schlüpfrig, oft mußte man durch Drahthindernisse sich durchwinden und das alles bei Nacht.
Weiter jedoch schritt die englische Flankenbedrohung, weiter mußte der deutsche Rück-zug gehen bis an den Abschnitt von Ferrière. Hier durchschritt man eine besetzte deut-sche Stellung, befand sich also nicht mehr unmittelbar am Feind.
Das war dringend notwendig, denn das Regiment war am äußersten Ende seiner Leis-tungsfähigkeit angelangt, die innere Ordnung ging mehr und mehr verloren. Teilnahms-los zog die Mannschaft während der Nächte weiter, übers freie Feld oder auf gänzlich verbrauchten Straßen, wo man sich zwischen Kolonnen aller Art und Flüchtlingen durchquetschen mußte. Tagsüber lag man im Schlamm der Schützengräben, ohne Ruhe, schlecht verpflegt, vom feindlichen Fernfeuer und Fliegern beschossen, trostlos, traurig. Und nichts besserten dabei die wilden Gerüchte, die von den Zuständen in der Heimat berichteten.
Man fühlte zwar, auch der Gegner ist am Ende seiner Kraft, seiner Leistungsfähigkeit angekommen. Aber was nützte das, wenn die Nachricht stimmte, daß in Kiel die deut-sche Flotte gemeutert habe.“

aus: „Das Württembergische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 120 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920

Donnerstag, 8. November 2018

8. November 1918



„Am 27. Oktober gelang es den Engländern, über den Scheldekanal bis Bruille vorzu-fühlen. Die Kompagnie wurde nach Grandglise zurückverlegt; ihr Kampfwert war aber durch die Tag und Nacht währenden Arbeiten sehr herabgedrückt. Am 8. November wurden alle Zerstörungswerke gesprengt. Hierbei verunglückten in Grandglise 8 Unter-offiziere und Pioniere tödlich (Vizefeldw. Bühler, Unteroff. Zimmermann, Kienzle, Pion. Auweter, Mangold, Mögle, Gräßle, Peller).“

aus: „Das Württembergische Pionier-Bataillon Nr. 13 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927

Mittwoch, 7. November 2018

7. November 1918




„Am 7. November, 7 Uhr vormittags, wich der dicht über dem Barbachtal lagernde Nebel. Schwaches Infanteriefeuer schallte durch die Waldungen und zeigte an, daß unsere Patrouillen noch immer sich vor der Front herumschlugen. Dann aber wälzten sich dichte und tiefe Schützenlinien heran. Ein kurzer Kampf und der Feind flutet zurück. Das Ersteigen der Höhen nördlich Cheveuges war nicht so leicht; der Feind setzte sich im Straßengraben und dem beim Dorf gelegenen Friedhof fest. Hier faßte ihn unsere Artillerie; er gab die Stellung bald auf. Der Auftakt für den Tag war gegeben. Siegessicher standen die dünnen Linien der Bataillone.
Gegen Mittag entwickelte der Gegner starke Kräfte aus dem Bois de la Queue, südlich Cheveuges. In 105 Wellen kam er heran. Sobald der Angriff erkannt war, schob das Regiment zwischen seine beiden Bataillone noch das ihm zur Verfügung gestellte I./32. Auch dieser Angriff zerschellte. Allein der Kampf war schwer; die eigene Artillerie konnte nur wenig helfen. Sie besaß nur noch Gasmunition; Brisanzgeschosse kamen nicht heran. Die in Deutschland ausgebrochene Revolution faßte ihren Grundsatz der Brüderlichkeit so auf, daß sie den noch kämpfenden Brüdern jede Zufuhr verweigerte. Im eigenen Gas, das ein ungünstiger Wind auf die Stellung zurücktrieb, traten schwere Verluste ein.
Das Regiment stand fest in seiner Stellung, als plötzlich links sich nähernder Kampf-lärm vernehmbar war. Die linke Nachbardivision ging auf die Maas zurück. Offen lag dem feindlichen Angriff die linke Flanke des Regiments. Schnell raffte dieses an Kräf-ten zusammen, was verfügbar war. Ein Bataillon des Inf.-Reg. 71 wird zum Flanken-schutz bereitgestellt. Der linke Flügel, 10. Kompagnie, biegt zurück. Schwer wird die Gefahr des Abdrängens von Sedan. Die ganze Division ist gefährdet. Für den Abend ist der Abmarsch hinter die Maas befohlen. Bis dahin gilt es, zu halten. Alles, was zurück-gesandt werden kann, wird in Bewegung gesetzt. Auf der Straße nach Sedan herrscht ein unglaubliches Gedränge. Die schwere Artillerie hat keine Munition mehr; sie geht daher zurück; die leichte hat nur Gas. Minenwerfer bleiben wegen Munitionsmangels untätig. Der Gefechtstroß muß schleunigst abgeschoben werden. Scharf drängt der Geg-ner an die Maas, der weichenden linken Nachbardivision nach auf Wadelincourt. Im Rücken des Regiments erhält Frenois Feuer von links. Ein Wunder, daß keine Panik ausbrach; ein Beweis für schwäbische Treue, für den Segen der Disziplin. Immer weni-ger werden die Verteidiger; doch sie halten bis zur Nacht und endlich dürfen auch sie hinter den schützenden Fluß.“


aus: „Das Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 475 im Weltkrieg“, Stuttgart 1921

Dienstag, 6. November 2018

6. November 1918



„Mitternacht war schon vorüber. Kein Schuß unterbrach die Stille. Die Nacht war tief dunkel. Da, kurz vor 3 Uhr morgens, wurde die am rechten Flügel des Regiments ste-hende 6. Kompanie plötzlich von Engländern in der Flanke überraschend gepackt und aufgerollt. Der Feind war wie aus dem Boden gewachsen. Die links anschließende 5. Kompanie konnte mit knapper Not gerade noch 200 Meter nach Osten ausweichen. Ehe sie sich versehen hatte, hatte der Feind die schwache Besatzung der Mecrimont-Ferme überrannt. Die Ferme war englisch.
Das alles war im Laufe weniger Minuten erfolgt. Als Leutnant d. R. Schoder um 3 Uhr morgens die Überraschung telephonisch meldete, glaubte Hauptmann Franke zunächst an ein Phantasiegebilde. Er fragte beim rechten Nebenregiment an. Dieses erwiderte, die Meldung des Leutnants Schoder stimme. Der Feind habe die Sicherung an der Eisen-bahnbrücke südlich Berlaimont völlig überrascht, ohne daß dabei ein Schuß gefallen wäre, desgleichen die linke Flügelkompanie. Auf diese Weise sei es möglich, daß der Gegner unbemerkt dem Füsilier-Regiment in die Flanke gekommen sei.
Gleich darauf klingelte Hauptmann Uhland, der Führer des I. Bataillons an: sein Batail-lon halte noch, die 1. Kompanie habe nach Norden abgeriegelt.
Das klärte die Lage. Hauptmann Franke gab dem in Leval liegenden III. Bataillon den Befehl, zum Gegenstoß nach Norden anzutreten und die Mecrimont-Ferme wieder in Besitz zu nehmen. Das II. Bataillon sollte, sobald der Angriff des III. Bataillons von Süden her wirksam werde, seinerseits von Osten her angreifen. War der Feind nicht übermäßig stark, so mußte er durch diesen doppelseitigen Angriff in eine Art Zange geraten. Die Möglichkeit war gegeben, ihn gründlich zu schlagen.
Leider schwand diese Möglichkeit bald. Das III. Bataillon stieß auf geschlossene eng-lische Kompanien. Man prallte in der dunklen Nacht auf Schrittweite aufeinander. Hier entschied nur mehr die Masse und die rohe Gewalt. Und diese war beim Feinde. Es kam zu erbitterten Nahkämpfen. Schüsse fielen fast gar nicht, Maschinengewehre und Artil-lerie waren in dem nächtlichen Durcheinander ausgeschaltet. Nur das Bajonett tat hier seine Arbeit.
Es war – zum erstenmal wieder seit langer Zeit – ein reiner Infanteriekampf, der im Dunkel der Nacht am Sambre-Kanal ausgefochten wurde. In breiter geschlossener Front, in ruhiger Gleichmäßigkeit, drückte der Engländer von der Eisenbahnbrücke bei Berlaimont aus nach Südosten. Wenn an einer Stelle die schwachen Kompanien des Regiments Widerstand leisteten, blieb die englische überflügelnde Front im Vorgehen und kam so von selbst in Rücken und Flanke. Mehr als einmal hat nur die tiefe Dunkel-heit, die unbemerktes Entschlüpfen durch eine schmale Gasse erlaubte, die Kompanien vor der Umzingelung gerettet.
Es wurde 6 Uhr morgens.
Das I. Bataillon hielt immer noch seine alte Stellung. Ein Teil hatte Front nach Norden, der andere Front nach Westen. Das II. und III. Bataillon lagen um diese Zeit hart bedrängt an der Bahnlinie nordwestlich Petit Maubeuge. Um 6.30 Uhr vormittags wurde das I. Bataillon von Norden und Nordosten her gefaßt. Ein Zurückgehen nach Osten war nicht mehr möglich. Hier stand bereits der Feind. Um der fast unvermeidlich geworde-nen Gefangennahme zu entgehen, faßte Hauptmann Uhland und seine Kompanieführer einen kühnen Entschluß: nach Westen, also gegen den Kanal zu, durchzubrechen, und dann, am Kanal entlang nach Süden vorgehend, Anschluß an die 121. Division zu ge-winnen.
Der dichte Nebel half dem Bataillon. Der Plan gelang den Kompanien, nicht aber dem Bataillonsstab. Dieser stieß auf allernächste Entfernung im Nebel mit einer geschlos-senen englischen Abteilung zusammen, die nach der ersten gegenseitigen Überraschung zu feuern begann. Es war fast ein Wunder, daß der ganze Stab unverletzt nach Osten entkam. Die Kompanien schlugen sich an den Westrand von Leval durch, fanden bald Anschluß an die 121. Division und kämpften dort den Tag über mit.
Da auch ein Teil des III. Bataillons nach Süden abgedrängt worden war, war die Ge-fechtskraft des Regiments in dem ihm zugewiesenen Abschnitt (bei und nördlich Bahn-hof Aulnoye) allmählich verschwindend gering geworden. Zwischen dem Südrand von Aulnoye und der Bahnlinie lag das arg mitgenommene II. Bataillon mit Schützengrup-pen und ein paar Maschinengewehren. Die breite Höhe südlich des Bahnhofs war zu-nächst frei von Freund und Feind. Zu allem hin griffen jetzt, etwa 8 Uhr vormittags, die Engländer das rechts neben dem Füsilier-Regiment liegende Regiment an. Die 479 wehrten sich aber in Aulnoye energisch. So gewann Hauptmann Franke Zeit, am West-rand des Bahnhofs eine zusammenhängende Schützenlinie aufzubauen und dicht östlich des Bahnhofs aus Pionieren und Fernsprechern eine kleine Reserve von 50 Mann zu bilden.
Etwa um 9 Uhr vormittags sah man auf der Höhe südlich des Bahnhofs Bewegung: entweder eine englische starke Patrouille oder eine schwache deutsche Schützenlinie. Es waren die drei Bataillonsstäbe des Regiments, die hier die Höhe verteidigten. Bis 1.20 Uhr nachmittags haben sie den Höhenzug gehalten. Hauptmann Uhland wurde dabei verwundet. Die Besatzung der Höhe betrug ausschließlich der Offiziere ganze 16 Ge-wehrträger. Da der weitaus größte Teil des Regiments im Süden bei der 121. Division kämpfte, ergaben es die Verhältnisse bei Aulnoye von selbst, daß die Bataillonsführer zu Zugführern, der Regimentsführer zum Kompanieführer wurde.
Um 1.20 Uhr nachmittags wurden die Stellungen nördlich und südlich des Bahnhofs befehlsgemäß geräumt. Das Regiment ging, um nicht umfaßt zu werden, langsam, mit den Offizieren und Unteroffizieren vor der Front, auf die nächste Höhe, etwa 1 Kilo-meter östlich, zurück und besetzte hier wieder im Anschluß an das Infanterie-Regiment 479.
Als die Dämmerung hereinbrach, schob sich von Süden her die 121. Division an den linken Flügel des Regiments heran. Damit war wieder, nach mehr als 10 Stunden, eine geschlossene Front hergestellt. Auch die zur 121. Division abgedrängten Teile des Füsi-lier-Regiments meldeten sich kompanieweise allmählich wieder zurück. Als es dunkel geworden, war das ganze Regiment wieder beisammen.“


aus: „Das Füsilier-Regiment Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn (4. württ.) Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921

Montag, 5. November 2018

5. November 1918



„Den verschiedenen Posten lag die Regelung des Straßenverkehrs auf den nun von rück-marschierenden Fahrzeugen und Truppenteilen überfüllten Straßen ob, ferner das Auf-greifen von Versprengten, die Überwachung des Einwohnerverkehrs usw. Der Posten 8 beim Straßenkommandanten hatte hauptsächlich den Abschub der wehrfähigen Zivilein-wohner aus dem Korpsgebiet zu bewerkstelligen.
Die Rückmarschstraßen, auf denen die Posten ihren Dienst taten, lagen häufig unter feindlichem Artilleriefeuer, auch wurden sie von feindlichen Fliegern stark mit Bomben belegt, so daß immer wieder große Stockungen bei dem außerordentlich starken Verkehr der vielfach nebeneinander marschierenden Kolonnen eintraten. Bei einem dieser Flie-gerangriffe fiel am 5. November der Gefreite Häfele auf dem Posten in Hautmont bei Ausübung seines Dienstes. Die Eskadron betrauerte in ihm einen lieben Kameraden, der von Kriegsbeginn an ununterbrochen bei ihr Dienst getan hatte. Am 6. November wurde er unter Anteilnahme der Eskadron in Beaufort beerdigt. Er war der letzte Mann, den die Eskadron vor dem Feinde verlor..“

aus: „Das Ulanen-Regiment „König Karl“ (1. Württ.) im Weltkrieg 1914-1918“ Stuttgart, 1927

Sonntag, 4. November 2018

4. November 1918



„Man glaubte nun, einige Zeit Ruhe zu bekommen, zumal das Regiment nach langem Marsch in die Gegend nordwestlich Maubeuge und Beaufort gelegt wurde. Aber Zeit zum Ruhen war jetzt nicht mehr, mit Riesenschritten ging der Krieg seinem verhäng-nisvollen Ende entgegen und brauchte alle seine erprobten Fronttruppen. Es reichte gerade zum Baden und Entlausen und schon am 4. November morgens um 8 Uhr wurden die Bataillone auf Lastautos wieder zur Front nach Rue de Juifs bei Maroilles vorgefahren. Der Engländer hatte die Stellungen, die das Regiment in der Nacht vom 1. auf 2. verlassen hatte, angegriffen, durchbrochen und war über Landrecies vorgestoßen. Das Regiment erhielt nun den Befehl, etwa vorbrechenden Gegner in der Linie Catillon-Ferme – Blanchissereie-Ferme abzuwehren. Unter heftigem Artilleriefeuer gingen die Bataillone in Stellung und sollten auf Befehl der 54. Inf.-Division, der das Regiment unterstellt war, den bis zum Sambre-Kanal vorgedrungenen Gegner werfen. Doch da die Lage völlig ungeklärt war, unterblieb der Gegenstoß. Heftiges Artilleriestörungsfeuer brachte dem Regiment empfindliche Verluste. Im Vorgehen wurde der Führer der 9. Komp. Leutnant d. R. Haas durch Fliegerbombe verwundet, während dem Adjutanten des II. Bataillons, Leutnant d. R. Kaiser (248) durch einen Granatsplitter beide Beine abgeschlagen wurden, als er eben mit seinem Kommandeur über die Karte gebeugt einen Erkundungsauftrag entgegennahm.
Gegen Mitternacht kam die Mitteilung von der 108. Infanterie-Brigade, daß ihre Infan-terie, die sich mit Teilen noch am Kanal hielt, um 1 Uhr vormittags in die Hermann-stellung III zurückgenommen würde. Das Regiment bekam Befehl, sich in der Nacht in Leval zu sammeln.“

aus: „Das Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 478 und seine Stammtruppen Brigade-Ersatz-Bataillone Nr. 51, 52, 53 und Ersatz-Infanterie-Regiment Nr. 51“, Stuttgart 1924

Samstag, 3. November 2018

3. November 1918



„Die Kampfkraft der deutschen Truppen im Abschnitt der Gruppe Maas-West war am 2. November so sehr gesunken, daß diese sich von einer Fortführung der Verteidigung in der bisherigen Weise nichts mehr versprechen konnte. Sie ging am 3. November dazu über, die deutschen Kampflinien unmerklich vom Feinde zu lösen und sie nach Maßga-be des ausgeübten feindlichen Drucks von Kilometer zu Kilometer nach rückwärts zu verlegen. In Nachhutgefechten sollten kampfkräftig gebliebene Truppenabteilungen dem Feind in seinem Folgen nach Möglichkeit Abbruch tun. Nach Eingang der Befehle begannen die Rückwärtsbewegungen. Sie wurden von den Fußtruppen und Kolonnen nicht gerade überstürzt, aber doch in ziemlicher Hast durchgeführt.
Am 3. November abends standen die Reste des Regiments 120 zu einem Bataillon formiert, unter Hauptmann Zwißler, und das II./123 zwischen der Wiseppe und dem Lieuse-Bach. Der Rückmarsch dorthin hatte sich ohne Störung vollzogen. “


aus: „Das Infanterie-Regiment „Kaiser Wilhelm, König von Preußen“ (2. Württemb.) Nr. 120 im Weltkrieg 1914–1918ׅ, Stuttgart 1922

Freitag, 2. November 2018

2. November 1918




„8 Uhr vormittags begannen neue amerikanische Angriffe, ununterbrochen suchte der Gegner vom Katzenhof her vorwärts zu kommen. 11 Uhr vormittags wurde am linken Flügel die 9./124 etwas zurückgedrückt, als Inf.-Regt. 120 zum Zurückgehen gezwun-gen wurde. Bis 1 Uhr nachmittags nahmen aber die Unterstützungszüge der 9. und 11. Kompagnie die alte Linie in schneidigem Gegenstoß wieder. Mit Inf.-Regt. 120 war die Fühlung verloren gegangen, 2 Uhr nachmittags wurde der rechte Flügel bei Arbre des Taille festgestellt und die Verbindung aufgenommen. Seit 1 Uhr nachmittags schoß eige-ne Artillerie auf eigene Stellungen und das eigene Hintergelände, so daß besonders in Barricourt fühlbare Verluste eintraten. Trotz aller Versuche gelang es nicht, das Feuer abzustopfen. Zwischen 4 und 5 Uhr nachmittags griff der Feind mit starken Kräften er-neut Inf.-Regt. 120 an und drängte es weiter zurück. Der linke Flügel des III./124 mußte nun zurückgebogen werden. I./124 wehrte den Gegner in seiner alten Stellung ab. Die Verluste am 2. November betrugen 50 Mann, darunter 10 Tote und Leutnant d. R. Wal-ser schwer verwundet. 11 Uhr abends kam der Befehl, daß am 3. November vormittags die bisher gehaltene Linie geräumt werden sollte, und eine neue Widerstandslinie am Südwestrand des Bois de Belval bei Maucourt-Ferme einzurichten sei.“

aus: „Das Infanterie-Regiment „König Wilhelm I“ (6. Württ.) Nr. 124 im Weltkrieg 1914–1918ׅ, Stuttgart 1921

Donnerstag, 1. November 2018

1. November 1918



„Wir standen östlich von Schloß Landreville. Vor uns der Hazoiswald, von wo man das Hintergelände beim Feind einsehen konnte. Einige schöne Spätherbsttage verliefen ohne Störung. Da fielen eines Nachmittags einige Schüsse in unsere Nähe, ein Flieger stand über uns. Dann wurde es wieder ruhig. Wir gaben uns der Hoffnung hin, nicht erkannt worden zu sein.
Da begann es am Abend des 31. Oktober im ganzen Abschnitt sehr lebhaft zu werden. Auch über unsere Stellung ging Schuß auf Schuß hinweg. Die Verbindung zur Unter-gruppe war bald unterbrochen. Die Infanterie ließ mitteilen, sie rechne am Morgen mit einem Angriff. Zwei unserer Kanoniere brachten die Nachricht. Sie erzählten, sie seien kaum durch das stark beschossene Zwischengelände hindurchgekommen. Das half aber nichts: einer der beiden mußte mit einem anderen Kameraden den schweren Weg wieder antreten. Ihr Ziel erreichten sie nicht mehr, sie fielen in die Hände der vorrückenden Amerikaner. Wir in der Batteriestellung spürten in allen unseren Nerven den kommen-den Angriff. So mancher Großkampftag lag schon hinter uns; aber diesmal war es an-ders. Es fehlte die Verbundenheit mit der Infanterie und das Vertrauen auf ihre Wider-standskraft. Schweigend lagen und saßen wir in unseren Löchern. Langsam rückte die Nacht voran, bald mußte der Morgen kommen. Der eine oder andere war nun doch eingeschlafen; wir andern, abgestumpft und müde, dösten vor uns hin. Da, mit einem Schlag fahren wir alle auf, dann stehen wir einige Sekunden wie gelähmt. Ein ungeheu-res Getöse hat eingesetzt, schwere Einschläge in der Batterie. Ein Donnern und Krachen vor uns, hinter uns, zur Rechten, zur Linken. In der Luft pfeift es, gurgelt es, heult es, Geschoß auf Geschoß zieht über uns hinweg. Der Boden wankt und zittert. Ohne Kom-mando stehen die Bedienungen an den vier Geschützen. Und dann beginnen diese in den Morgen hinein nochmals im wilden Sperrfeuertempo Granaten gegen den Feind zu schleudern, den sie in seiner Übermacht nicht mehr aufhalten können. Von vorn keine Nachricht, von hinten keine Befehle! Die Ungewißheit sollte diesmal nicht lange dau-ern. Bald nachdem es Tag geworden, ging Infanterie aufgelöst durch unsere Stellung zurück. Der Feind sei längst im Hazoiswald. Wir mußten also mit der Entfernung abbre-chen. Im Wald glaubten wir noch unseren Nachtbeobachter Unteroffizier Meister mit zwei Meldegängern. Warum kam er nicht auf die Batterie zurück? Erst nach Monaten erfuhren wir, daß er dort mit einem seiner Begleiter geblieben war. In der Batterie sah es inzwischen übel aus, besonders beim rechten Zug. Granatloch an Granatloch, umherge-schleuderte Munition, in den schwer gefährdeten Unterständen einige Schwerverwun-dete, die nicht weggebracht werden konnten. Es kamen nur noch einzelne Infanteristen durch unsere Stellung, wir wußten, vor uns wird kein Widerstand mehr geleistet, unsere vier Haubitzen stehen nun in vorderster Linie.
Der Batterieführer, Leutnant Mosthaf, schlug einem mit seiner Mannschaft zurückge-henden M. G.-Offizier vor, mit uns zusammen ein Widerstandsnest zu bilden. Das Ma-schinengewehr wurde links von der Batterie aufgestellt, die Leute legten sich nieder; als aber Leutnant Mosthaf nach wenigen Minuten vom rechten Flügel zurückkam, waren unsere Kampfgenossen verschwunden. Wir waren auf uns selbst gestellt! Von der hinter uns stehenden 1. Batterie kommt die Nachricht, links von uns habe der Gegner unsere Höhe schon erreicht. Nicht lange darauf kam Maschinengewehrfeuer von links rück-wärts. Noch immer lag das feindliche Feuer auf unserer Stellung, vor uns war noch kein Amerikaner zu sehen. Waren wir nach hinten schon abgeschnürt? Leutnant Mosthaf läßt zum Sprengen der Haubitzen alles zurecht machen. Noch feuern die Geschütze, aber heil sollen sie dem Amerikaner nicht in die Hände fallen. Das Maschinengewehr steht schußbereit links vorwärts der Batterie. Wie sieht es rechts aus? Der Batterieführer will nach dieser Seite selbst erkunden. Da schlägt eine Granate vor ihm ein und verwundet ihn an Kopf und Bein. Den am Boden Liegenden zieht Unteroffizier Pflüger zwischen der in Brand geratenen Munition heraus, in einem Granatloch bei der 1. Batterie wird er verbunden, da kommt wieder eine Granate und verwundet seine beiden Begleiter. Von Leuten der 1. Batterie wird er zurückgebracht. Die 8. Batterie kommandiert nun Leut-nant Beck.
Die Lage ist verzweifelt. Der Amerikaner kommt jetzt von vorn und von beiden Seiten. Das Artilleriefeuer hat aufgehört, dafür pfeifen jetzt die M. G.-Geschosse. Der alter-probte Unteroffizier Ginader fällt. Ein dumpfer Knall, ein-, zwei-, drei, viermal: die 8. Batterie hat ihre vier Haubitzen gesprengt. Von Deckung zu Deckung geht, was noch an Mannschaften da ist, zurück. Nur beim Maschinengewehr liegen noch Leutnant Beck mit einigen Mann, sie feuern so lange es geht. Die Stellung ist abgeschnürt und wird genommen, die kleine Schar beim Maschinengewehr und die Schwerverwundeten fallen in die Hand der Amerikaner. Der Kampf ist aus.“

aus: „Das Württembergische Reserve-Feldartillerie-Regiment Nr. 54 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1929