Samstag, 30. April 2016

30. April 1916


Musketier und Tambour Leo Patend
Res..-Inf.-Rgt. 212, 3. Komp., gefallen 30. April 1916

Fräser, Sohn der Taglöhners-Eheleute Josef und Josefa Patend, diese eine geborene Beck. Er ist geboren in Weingarten am 11. Juni 1894. Von der Schule weg, lernte und arbeitete er zunächst in hiesiger Maschinenfabrik, später an verschiedenen Arbeits-stellen, u. a. in Augsburg und Eßlingen. Freiwillig stellte er sich im Frühjahr 1915 zur Fahne, erhielt seine Ausbildung in Mecklenburg und kam verhältnismäßig bald ins Feld, zuerst an die Ostfront, später an die Westfront. Leo Patend war ein unerschrockener Soldat und hat manch kühnes Heldenstück vollführt. So holte er einmal, durch mörde-risches Granatfeuer zum vorderen Graben springend, ein Maschinengewehr zurück, rannte ein zweitesmal hin und her, um auch die Zubehörteile zurückzubringen, was ihm ohne Verletzung gelang. Das Eiserne Kreuz II. Klasse zeichnete in ihm einen verdienten Soldaten aus, und seine Vorgesetzten spendeten ihm ungeteiltes Lob. Durch eine Minenexplosion an Kopf und Brust schwer verletzt, starb er am 30. April 1916 bei Messines den Heldentod für sein Vaterland. Dort hat er auch sein Heldengrab gefun-den.“


aus: „Schwäbische Helden Weingarten (in Wttbg.) im Weltkrieg“, Stuttgart 1920

Freitag, 29. April 2016

29. April 1916


„Ende April wurde das Wetter besser, die Fliegertätigkeit nahm erheblich zu, fast täglich fanden Luftkämpfe statt, die Engländer zogen sich aber meistens beim Erscheinen unserer Fockereindecker zurück. In der Kampfstellung war es vormittags ruhig, gegen Mittag setzte dann Artillerie- und vereinzeltes Minenfeuer ein. Weißes und rotes Schloß erhielten fast täglich Schüsse schwerer Kaliber. Die Unterkunft in Hollebeke wurde ebenfalls ab und zu beschossen, einmal mit Fliegerbeobachtung. Unsere in Gruppen zusammengefasste Artillerie war sehr rührig und unterstützte bei gegnerischen Feuer-überfällen die eigene Infanterie auf das Beste durch ihr Vergeltungsfeuer auf den ent-sprechenden Abschnitt der Engländer..“


aus: „Das Infanterie-Regiment „König Wilhelm I“ (6. Württ.) Nr. 124 im Weltkrieg 1914–1918ׅ, Stuttgart 1921

Donnerstag, 28. April 2016

28. April 1916


„Die zweite Hälfte April und der Monat Mai brachten herrliches Frühlingswetter. Da auch der Gegner mit dem Ausbau seiner Stellung sehr in Anspruch genommen war, war die Kampftätigkeit gering. Tägliche Beschießungen der beiden Artillerien gegenseitig, sowie Feuer auf beide vorderen Linien verursachten einige Verluste. Der Gegner legte sein Feuer hauptsächlich auf die Wasserburg und den Apfelhof. Auch die Bereitschaften Lorgies, Beau Puits, Violaines und Zichorienfeld erhielten täglich Schrapnells und leichte Granaten.“



aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 246 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922

Mittwoch, 27. April 2016

27. April 1916


„In den gleichförmigen Dienst brachte zu Beginn des Jahres 1916 der deutsche Angriff auf Verdun neues Leben. Hinter der Front wurde eine Absperrlinie gezogen, die im wesentlichen mit dem Lauf der Chiers zusammenfiel und deren Bewachung gleichfalls dem Bataillon übertragen wurde. Mit unendlicher Mühe und Sorgfalt wurden die verödeten Ortschaften zu brauchbaren Unterkünften für die Kampftruppen ausgebaut und instandgehalten. Voll Spannung wurde der wechselnde Verlauf der Offensive verfolgt. Am 27. April 1916, morgens 1 Uhr, fielen Gefr. Kurz und Landsturmmann Zimmer im Dienst bei Chauvenchy einer feindlichen Fliegerbombe zum Opfer.“


aus: „Landsturm vor! Der mobile württembergische Landsturm im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart, 1929

Dienstag, 26. April 2016

26. April 1916


Wilhelm Bihler
MUSK. 2./120                                                                                                      26. APRIL 1916
Geb. 19.02.1896 in Sulgau, Sohn des O.-Lehrers in Felldorf, Sem. Gmünd 1915, U.-Lehrer in Ebingen, Lautlingen und Justingen, rückte im Herbst 1915 ein und kam nach 18wöchiger Ausbildungszeit in Münsingen am 1. Febr. 1916 zum Feldrekrutendepot Kortryk. Dort erkrankte er an Bronchialkatarrh, Lungenentzündung, Lazarett Picpus und Remagen a. Rh. und starb am 26. April an hinzugetretener Hirnhautentzündung. Am Weißen Sonntag wurde er in Felldorf beerdigt. Bihler war als aufrichtiger Kamerad und treuer Freund von seinen Kursgenossen geschätzt und geliebt. Durchdrungen von Pflichtgefühl und Pflichteifer war seine Dienst- und Lebensführung musterhaft und erbaulich. Seinen Angehörigen, an denen er mit großer Liebe hing, hat er keinen anderen Kummer gemacht, als daß er so früh von ihnen schied.“


aus: „Ehrenbuch der im Weltkrieg gefallenen kath. Lehrer Württembergs“, Biberach an der Riß 1927

Montag, 25. April 2016

25. April 1916


„Viel Feuer! Die Franzosen machten im Wald von Malancourt und bei Höhe 304 wütende Gegenangriffe, um die verlorenen Stellungen wieder zu holen. Die tapferen Eroberer im Verein mit der mächtigen Artillerie haben dies vereitelt und dem Gegner schwere blutige Verluste beigefügt. Die Gegenwirkung der feindlichen Artillerie steigerte sich und erreichte im April und Mai ein Höchstmaß. Der Cheppywald wurde zum gefürchteten Granatenwald. Monatelang haben die beiden Heeresberichte von starken Artilleriekämpfen bei Avocourt gemeldet und ebenso berichtet das Regiments-Tagebuch fast täglich: „Auf den Gräben und Bereitschaftslagern lag starkes Artillerie-feuer.“
Da saßen wir tagsüber in den wenigen guten Fuchsbauten oder in den alten Stollen der Zechen zusammengepfercht und horchten, ob die Einschläge fern oder nahe liegen. Wer irgend etwas im Graben zu tun hatte,(bei den weitverbreiteten Darmkatarrhen waren die Gänge ins Freie sehr häufig), benützte die Pause zwischen zwei Lagen der feindlichen Artillerie, um den Sprung von einem Unterstand zum andern zu wagen. Die Posten- und Meldegänger, die Essen- und Materialträger hatten schwere Tage. Mit Einbruch der Nacht wurde es im Graben lebendig (Nachtposten, Essenträger, Arbeitstrupps, Material-träger, Wiederaufbau der geschädigten Gräben).
Aber der Gegner ließ uns auch nachts keine Ruhe. In Form von Feuerüberfällen, bei welchen in unglaublich kurzer Zeit hunderte von feindlichen Artilleriegeschossen aller Art über die Gräben, die rückwärtigen Gräben und Kreuzungspunkte, die Bereitschafts- und Materiallager niedersausten, hat uns der Gegner schwer zugesetzt. Wehe dem, über den ein solcher Hagel niederging! Gefürchtete Punkte waren das Ulanengrab an der Straßengabel südöstlich des Eckhofs, der Bayernfriedhof, die Eckhofstraße, der Bayern-(Bohlen-) Weg, die Landwehrstraße und der Nickgraben..“


aus: „Das Württembergische Landw.-Inf.-Regiment Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923

Sonntag, 24. April 2016

24. April 1916


„Noch fast 2 Monate lang dauerte der Grabendienst bei Serre, bis endlich in den Nächten 10./11., 11./12. und 12./13. April das Regiment durch Res.-Inf.-Reg. 121 abgelöst und nach Bapaume und Umgebung zurückgezogen wurde. Der Regimentsstab und das I. Batl. kamen nach Bapaume, das II. Batl. nach Fremicourt und Beugny, das III. Batl. nach Barastre und Rocquiny und die Maschinengewehrkompagnie nach Beugny. Nun sollte das Regiment eine längere Ruhe genießen dürfen und die Zeit dazu benützen, Bekleidung und Ausrüstung wieder instand zu setzen und durch sachgemäße Übung das Selbstvertrauen der Truppe und die taktische Leistungsfähigkeit derselben zu erhöhen. Aber es kommt immer anders als man denkt! Infolge Alarmnachrichten und behufs Ausbaues rückwärtiger Stellungen wurde das Regiment schon am 16. April wieder nach Serre vorgezogen zur Besetzung seiner alten Stellung und der rechts angrenzenden Teile des Inf.-Reg. 66. Das III. Batl. übernahm den Abschnitt rechts, das II. Batl. denjenigen links und das I. Batl. blieb vorläufig als Korpsreserve in Bapaume. Die Maschinengewehrkompagnie verteilte sich wieder auf die beiden Abschnitte. Der Regimentsstab bezog Quartier in Miraumont. Schon am 18. April wurden auch vom I. Batl. Teile zu Schanzarbeiten vorgezogen und nach Irles (3.) und Miraumont (1.) gelegt.“


aus: „Das Württ. Infanterie-Regiment Nr. 180 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921

Samstag, 23. April 2016

23. April 1916


„Eine einförmige und doch überaus angestrengte Zeit begann. 6 Stunden Ruhe, 2 Stunden auf Posten, dazu noch weite Patrouillengänge, Tag für Tag, Woche um Woche – so lief fortan ununterbrochen des Dienstes ewig gleichgestellte Uhr ab, in Sommersglut und Winterkälte, in Sturm und Regen, in Nacht und Nebel. Wiederholt haben Patrouillen bei diesem Dienst den Tod gefunden, vom Zug überfahren oder von feindlichen Flieger-bomben getötet. Aber es darf rühmend festgestellt werden: nirgends, wo der Stuttgarter Landsturm auf Wache stand, ist der Bahnkörper beschädigt worden.“


aus: „Landsturm vor! Der mobile württembergische Landsturm im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart, 1929

Freitag, 22. April 2016

22. April 1916


Der Tod von Hauptmann Geyßel wird in der Regimentsgeschichte des FR 122 nicht erwähnt. Zum fraglichen Zeitraum wird ausgeführt:

„Es war ein wundervolles Land, in dem die Füsiliere „Krieg führten“. Es war fast zu schön, um darin zu kämpfen. Und wohl jeder, der jene Tage in Mazedonien miterlebte, wird nicht ohne Heimwehgefühle an die Zeiten denken, als er noch im Sauwinkel badete, oder am Abend auf dem Dorfplatz in Stojakovo der Regimentsmusik zuhörte, während das Minarett von Pobreg mit seiner abgeschossenen Spitze im letzten Sonnen-gold erglühte, und die „Zypressen von Bogoradica“ in ernstem Schweigen an die feind-lichen Batterien mahnten, die bei der letzten Beschießung die Granaten in eine für sie so sehr bedrohliche Nähe geschickt hatten.
Der Gegner beschoß die Höhe 51, Buschberg und Zwillingsberge jetzt fast regelmäßig. Die Schüsse kamen von einem Panzerzug, der von Karasuli aus auf den vorhandenen Bahnlinien mit einem ziemlich regelmäßigen „Fahrplan“ hin- und herfuhr. Die Mann-schaften legten ihm den schönen Namen „Reisezirkus“ bei. Seine „Vorstellungen“ waren indessen manchmal recht gefährlich.“


aus: „Das Füsilier-Regiment Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn (4. württ.) Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921
Bild: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand M 708

Mittwoch, 20. April 2016

20. April 1916


„Wir bauten wenige, aber gute Stellungen, nicht wie vor Ypern, wo wir viel zu viel Stellungen bauen mußten, die doch, wenn es darauf ankam, keinen rechten Wert besaßen. Nur in Eisenbeton wurde gebaut. Nachdem wir nicht im Bewegungskrieg Verwendung fanden, legten wir Wert darauf, wenigstens als Stellungsartillerie das Höchste zu leisten und unsere Erfahrungen und Kenntnisse im Stellungskrieg sowohl in schießtechnischer als auch bautechnischer Beziehung immer mehr zu vervollkommnen.
Wie dringend nötig der Ausbau der Stellungen war, zeigte eindringlich die Beschießung der Batterie Cantner, die bei L’Aventure auf der Höhe des gegen Neuve Chapelle abfallenden Hanges stand und vom Feind erkannt sein mußte. Nicht selten flogen die feindlichen Geschosse in die allerdings weit auseinandergezogene, gestaffelte Batterie herein. Am 20. April wurde der auf „Fliegerposten“ stehende Kanonier Blüder von einem Splitter in die Brust getroffen: der erste Tote des Regiments seit seinem Wieder-einsatz im Sommer 1916.“


aus: „Das Württembergische Reserve-Feldartillerie-Regiment Nr. 54 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1929

Dienstag, 19. April 2016

19. April 1916


„Mit Beginn 1916 wurde die Kompagnie aus den Vogesen herausgezogen und der 2. Württ. Landwehrdivision westlich Verdun zugeteilt. Dort verblieb die Kompagnie bis Kriegsende, also beinahe 3 Jahre! Ihre Unterbringung erfolgte in Waldlagern im Bois de Montfaucon. Die Arbeit des 1. Vierteljahres 1916 bestand hauptsächlich in Vorbereitung und Ausführung des Sturmes zur Wegnahme des Waldes von Avocourt mit Landw.-Inf.-Regt. 120. Der Sturm wurde zur Unterstützung des Angriffs auf Verdun auf dem östlichen Maasufer ausgeführt am 20. März 1916 und gelang über Erwarten rasch und gut. Die Kompagnie war mit 3 Offizieren, 9 Unteroffizieren, 103 Pionieren am Sturm beteiligt, wozu noch 6 Unteroffiziere, 71 Pioniere als Baukolonne für den Tag nach dem Sturm traten. Die Franzosen standen augenblicklich noch unter der moralischen Wir-kung unseres Trommelfeuers, das den Werken der 2. und 3. französischen Linie nicht viel Schaden angetan hatte; wo aber noch Hindernisse im Wege lagen, räumten sie die Pioniere weg, und wo sich menschlicher Widerstand zeigte, wurde er mit Handgranate und Flammenwerfer gebrochen. Dem Gegner wurden außer Gefangenen viel Kriegs-material abgenommen; die Kompagnie verlor 8 Tote, 23 Verwundete.“


aus: „Das Württembergische Pionier-Bataillon Nr. 13 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927

Montag, 18. April 2016

18. April 1916


„Ein Befehl der Angriffsgruppe vom 5. April sprach aus, daß bei dem starken Verbrauch von Munition bei der schweren Artillerie dort größere Sparsamkeit eintreten müsse und deshalb eine ausgiebigere Verwendung der Feldartillerie zu erfolgen habe, daß insbeson-dere das Unterfeuerhalten von Geländeteilen, Ortschaften und Wegen, vor allem nachts, Sache der Feldartillerie sei, soweit deren Schußweite ausreiche. Zu diesem Zwecke und, da der Gegner infolge größerer Tragweite seiner Geschütze sich unserer Wirkung entzie-hen konnte, sollte die Feldartillerie ihre Stellungen weiter vorschieben. Für unsere Kanonen war diese Forderung bei der Gestalt und Bewachsung des Geländes der 2. Landw.-Div. nicht zu vereinigen mit der Abgabe eines wirksamen Sperrfeuers, denn, sobald die Flachbahngeschütze weiter nach vorne gebracht wurden, gingen die Schüsse, die gerade noch über die vordersten Bäume des Waldes herüberkamen, wie früher erwähnt, gleich weit über die dicht vor oder am Waldrand gelegenen eigenen, ja teil-weise auch über die feindlichen Gräben hinaus. Es konnten also nur Feldhaubitz-batterien dafür in Betracht kommen. Der Auftrag des nächtlichen Unterfeuerhaltens des gegnerischen Geländes erhöhte die Anstrengungen, die das andauernde Feuer und der ständige Ausbau der Stellungen erforderte, um ein Bedeutendes. Zwei Batterien mußten jede Nacht zwei zugewiesene Sperrfelder mit 500 Schuß unter Feuer halten. Dieses ständige Nachtschießen erleichterte dem Feind das Anschneiden der Batteriestellungen und damit die Feststellung ihrer Lage und zog deshalb das Feuer des Feindes in empfindlicherer Weise auf unsere Batterien.“


aus: „Das Württembergische Landw.-Feldartillerie-Regiment Nr. 2 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927

Sonntag, 17. April 2016

17. April 1916


„Mitte April 1916 kam das Regiment in eine neue Stellung im Abschnitt südlich der Straße Menin – Ypern. Die nötigen Kommandos waren am 11. April aufgestellt. Die Ablösung vollzog sich zwischen 12.–15. April. Das II. Bataillon löste das Inf.-Reg. 125 in vorderster Linie zuerst ab, ihm folgte das I. Bataillon, während das III. das Lager Krusecke mit dem Regimentsstab bezog. Die Bagagen verblieben in Gheluwe und Menin.
Bei kühlem Wetter begann alsbald dieselbe Tätigkeit wie zu Beginn des Jahres.
Die Stellung war zunächst wie üblich als verhältnismäßig ruhige bezeichnet, litt aber geradeso unter Artillerie- und Minenfeuer, wie die früheren. Angriffsabsichten hatte der Gegner wohl kaum, da er die vor uns liegende Doppelhöhe 60 im Besitz hatte, somit für Artilleriebeobachtung usw. weitaus im Vorteil war.“


aus: „Das Infanterie-Regiment „Alt Württemberg“ (3. Württ.) Nr. 121 im Weltkrieg 1914–1918“ׅ, Stuttgart 1921

Samstag, 16. April 2016

16. April 1916


„Jetzt schien der Feind darauf zu verzichten, uns die Achselklappe wieder zu entreißen. Er baute in seiner Stellung und hielt uns dauernd unter heftigem Granatfeuer. An einzelnen Stellen, die unter fast ununterbrochenem Feuer lagen, war es unmöglich, die Stellung instand zu halten; die Granaten warfen die Grabenwände ein, das Regenwasser staute sich, es entstand jener zähe Matsch, in dem nicht bloß die Stiefel, sondern – wie es einem Mann der 5. Komp. geschah – sogar die Strümpfe stecken blieben. Längst waren die Wasserleitungen in den Lagern zerschossen; aus Granatlöchern, aus denen verscheuchte Ratten aufsprangen, holte man das schlammige Wasser. Warme Verpfle-gung gab es schon seit Wochen in der Stellung nicht mehr; die nassen, vom Lehm durchtränkten Kleider mußten am Leibe trocknen. Typhuserkrankungen nahmen in er-schreckendem Umfange zu; die Auswanderung ins Seuchenlazarett Inor begann. Beson-ders der neu eintreffende Nachersatz fiel diesem Feinde prompt zum Opfer. Der uner-müdlichen Tätigkeit der Ärzte des Regiments, vor allem des Regimentsarztes, Stabsarzt Dr. Haydt, ist es zu danken, daß diese Gefahr in Schranken gehalten und die Auflösung des Regiments durch eine heimtückische Seuche verhindert wurde. Dabei änderte sich das Bild des Kampfes keineswegs. Zu dem lebhaften Artilleriefeuer traten im Abschnitt V Menschen und Kräfte verbrauchende Handgranatenkämpfe.“


aus: „Das Württembergische Landw.-Inf.-Regiment Nr. 120 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922
Bild: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand M 708

Donnerstag, 14. April 2016

14. April 1916


„Die Tätigkeit des Gegners war zuerst äußerst lebhaft. Die 15er hatten uns gewarnt, bei Tage über den Graben zu sehen. Wer das versuche, sei unrettbar verloren. Der Grund wurde uns bald klar: Bei so tadellos eingerichteter Berme mußte jeder gesehen werden, der den Kopf hinüberstreckte. Sofort wurden unregelmäßig Sandsäcke auf die Brust-wehr geworfen, besondere, geschickt verbundene Beobachtungsstellen mit weitem Gesichtsfeld eingerichtet, an geeigneter Stelle das Scherenfernrohr und an anderen Stellen Scharfschützen mit Fernrohrbüchsen aufgebaut. Da entdeckten wir bald die sehr geschickt versteckten feindlichen Schützen, schossen mehrere ab, und nun beherrschten wir die Situation. Mit Beginn der Dunkelheit begann ein Kampf mit Gewehrgranaten und unaufhörliches rasendes Feuer, besonders mit Maschinengewehren. Aber unsere Maschinengewehre waren auf dem Posten. Sie nahmen ohne Zögern jede Herausfor-derung an, feuerten unerschrocken über Bank nach der Richtung, wo das feindliche Gewehr zu vermuten war und ruhten nicht, bis sie es zum Schweigen gebracht hatten. Unangenehm waren die plötzlichen Minenüberfälle des Gegners mit Brennzündern. Aber da war gewöhnlich unsere Artillerie schnell bei der Hand. Die Verbindung mit der Infanterie funktionierte recht gut, besonders als Leutnant Heckel ein Kabel, 1½ Meter tief versenkt, bis an die vordere Linie einbaute. Infanterie- und Artilleriebeobachter waren telephonisch verbunden, teilten sich an Hand von Ansichtsskizzen ihre Beobach-tungen mit und fanden meist schnell die Standorte der feindlichen Minenwerfer heraus. Dann traten die Feldhaubitzen in Tätigkeit, und deren Schwarze B.-Z.-Granaten waren dem Gegner sehr peinlich.
Die feindliche Artillerie tat nicht allzu großen Schaden. Die Stellung bekam das übliche Schrapnellfeuer, seltener kamen 12er- oder gar 15er-Granaten. Ein schweres Kaliber von 22 cm schoß einmal nach der Pumpstation, traf aber glücklicherweise nicht.
Die feindlichen Flieger waren dagegen sehr tätig. Von unsern eigenen Fliegern sah man so gut wie gar nichts. Es war gut, daß die Ausbildung der englischen Flieger noch höchst mangelhaft war.“



aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 247 im Weltkrieg 1914–1918“ Stuttgart, 1924

Mittwoch, 13. April 2016

13. April 1916


„Die einzige Zeit, in welcher eine regere Gefechtstätigkeit herrschte, waren die Tage eigener oder gegnerischer Patrouillen. Von den eigenen, zu denen sich stets genügend Freiwillige meldeten, waren die folgenden die wichtigsten. Am 13. April morgens 3 Uhr ging eine Patrouille der 11. Kompagnie, bestehend aus 1 Offizier, 12 Grenadieren und 3 Pionieren gegen die Engländer im „Helm“ vor, um dortige Postierungen auszuheben und Zerstörungen in der feindlichen Stellung durchzuführen. Trotz sorgfältiger Vorbereitung mit Minen und artilleristischer Abriegelung scheiterte das Unternehmen an der Stärke und Wachsamkeit der feindlichen Besatzung. Beim Zurückgehen wurde leider der Führer, Leutnant d. R. Weißinger, nur noch wenige Schritte vom eigenen Graben entfernt, tödlich getroffen. Sein Geschick war um so tragischer, als er erst wenige Tage zuvor trotz eines auf Vauquois verlorenen Auges freiwillig zum Regiment zurückge-kehrt war.“


aus: „Die Ulmer Grenadiere an der Westfront“, Stuttgart 1920

Dienstag, 12. April 2016

12. April 1916


„Wegen der Fliegergefahr konnte die Ablösung der Bataillone nur bei Dunkelheit erfolgen. Am Spätnachmittag, als die Sonne allmählich tiefer stand und der Abend sich herabsenkte, an trüben Tagen früher, rückten die Bataillone – die Kompagnien mit beträchtlichen Abständen – aus den Ruhequartieren ab. Bei schlechtem Wetter wurde auf der Straße nach Salomé, an „H.-St. Loup Pendu“ vorbei, über Gravelin, bei schö-nem, trockenem Wetter auf einem näheren Feldweg querfeldein marschiert. Der Weg führte über das zerstörte Dorf Illies, wo köstliche, an feine Damen erinnernde Düfte aus einer zerstörten Parfum- und Seifenfabrik in die Nase drangen, und über das große Gehöft Halpegarde, die Unterkunft unserer Infanteriepioniere, nach Klein-Ligny und der Biez-Ferme.
Hier, bei der Biez-Ferme, war der allnächtliche Sammelpunkt für alles, was an Mens-chen und Dingen in die Stellung vor wollte und sollte. Von hier aus marschierten die ablösenden Kompagnien in den langen Gräben nach vorn auf ihre Plätze, von hier aus wurden die vom Bahnhof Illies mit der Benzol-Feldbahn herangeschafften Baustoffe, die Verpflegung, Munition und Postsachen für die Stellungsbesatzung in leichten För-derbahnwagen, von Hand geschoben, bis unmittelbar hinter die vordersten Gräben verbracht. Und das war keine kleine Arbeit, häufig im feindlichen Feuer! Es wuselte aber auch nur so in den Gräben von Trupps, die die Gegenstände in Empfang nahmen und der Besatzung nach vorn brachten. Dabei schossen die Engländer mit Vorliebe gerade bei Nacht mit ihren Maschinengewehren in unser Hintergelände und streuten unsere Gräben, Förderbahnen und Straßen, ja selbst nach Kl.-Ligny und Halpegarde hinein, das Gelände ab.“


aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 248 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1924

Montag, 11. April 2016

11. April 1916


„April. Die Angriffe gingen schrittweise weiter: am 1., am 5., wo das Inf.-Regt. 192 Haucourt nahm, am 7. und am 9., wo die 12. Res.-Div. Béthincourt, 22. Res.-Div. Stellungen südlich des Toten Mannes wegnahm. An diesem letzteren Tage war die Division wieder unmittelbar beteiligt, indem sie gleichzeitig mit dem Angriff des VI. und XXII. R.-K., der an die Höhe 304 heranführen sollte, ein Unternehmen auszuführen bestimmt war, das bei diesem Angriff den Gegner beschäftigen und einen Angriff der 2. Landw.-Div. wirksamer vortäuschen sollte. Das vor dem linken Flügel des Divisions-bereichs liegende französische Werk – von uns wegen seiner ursprünglichen Form „Spinne“ genannt – sollte vom Landw.-Inf.-Regt. 120 genommen, zerstört und dann wieder geräumt werden. Von der Artillerie war das Werk sturmreif zu machen, die Umgebung unter Feuer zu halten, die Batterien, die den Angriff hindern konnten, zu bekämpfen. Das Wirkungsschießen begann um 8 Uhr, der Einbruch in die Stellung war auf 1.15 Uhr festgesetzt. An schweren Batterien waren 9 beteiligt. Stoßtrupps von 2 Kompagnien Landw.-Inf.-Regts. 120 führten das Unternehmen aus; sie fanden die Stollen und sonstigen Anlagen ziemlich zerstört und konnten bei geringen Verlusten mit 66 Gefangenen zurückehren, ohne daß der Gegner folgte.
Am 11. April kam darauf starkes Artilleriefeuer, teilweise mit Gas, über den ganzen Divisionsabschnitt, besonders gegen den linken Flügel und gegen 8. und 9. Batterie. Bei letzterer wurde ein Unterstand durch zwei Volltreffer verschüttet. Um 10 Uhr erfolgte ein Angriff gegen die Achselklappe, der aber infolge des rechtzeitig einsetzenden Sperrfeuers, sowie des Schnellfeuers der Infanterie abgeschlagen und nicht erneuert wurde. Leider brachte dieser Tag neben anderen der 9. Batterie einen schweren Verlust: 4 Unteroffiziere wurden in einem Unterstand verschüttet und konnten nicht frühzeitig genug ausgegraben werden.“


aus: „Das Württembergische Landw.-Feldartillerie-Regiment Nr. 2 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927

Sonntag, 10. April 2016

10. April 1916


„Am 4. April schossen die Russen den Rest der im südlichen Telechany noch unversehrt stehenden Häuser, deren Betreten bei Tage streng verboten war, in Brand und befeuerten die zum Löschen befohlenen Mannschaften der 1. und 9. Kompagnie mit 40 Granaten, wudurch 5 Mann verwundet wurden.“


aus: „Das 1. Württ. Landsturm-Infanterie.-Regiment Nr. 13 im Weltkrieg 1915–1918“, Stuttgart 1920

Samstag, 9. April 2016

9. April 1916


„Anfangs April erfuhr die Oberste Heeresleitung, daß die 29. englische Division, die bisher in Ägypten gewesen war, von dort abtransportiert worden sei. Es lag ihr viel daran zu erfahren, wo sie hingekommen war. Die Posten des Regiments hatten schon am 3. April verändertes Verhalten der feindlichen Grabenbesatzung bemerkt und die Patrouillen waren scharf auf der Lauer. Schon am 5. April gelang es dem Unteroffizier Kommer mit seinen Gefährten Schuler, Burrer und Zügel zwei Neulinge, darunter wieder einen Offizier zu fassen und die 29. Division vor dem Regiment festzustellen. Am Tag darauf nahm die 5. Komp. einen verwundeten Oberleutnant fest und barg einen Toten, der im Kampf gefallen war.
Am 9. April geriet Vizefeldwebel Böcker, als er allein auf Patrouille ging, in einen feindlichen Hinterhalt und fiel im Kampfe gegen eine Übermacht. Sterbend brachten ihn zu Hilfe eilende Kameraden in den Graben.“


aus: „Das Württembergische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 119 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920

Freitag, 8. April 2016

8. April 1916


August Fridrich
LEUTN. D. R. 8./LANDW. 125.                                                                                  8. APRIL 1916
Geb. 25.08.1879 in Hirschau, Sem. Gmünd 1900, Einj. bei Gren. 123 Ulm von 1900/01, U.-Lehrer in Beffendorf, Dietenheim, Alleshausen, Ehingen und Biberach, seit 1907 Hauptlehrer in Oberdorf (Bib.), verheiratet (zwei Kinder), rückte am 2. Aug. 1914 zu Landwehr 125 ein, machte dort (im Verband der 5. Armee) die Kämpfe bei Eton, an der Maas, den Vormarsch um Verdun mit und lag dann in Stellung im Cheppywald. Am 1. Jan. 1915 wurde er Komp.-Feldwebel, ein Jahr später Leutnant, E. K. 2 und silb. M. V. M. Am 8. April erhielt er auf einem Patrouillengang einen Bauchschuß, an dessen Folgen er auf dem Transport verschied. Er ruht in Gesnes, Gemeindefriedhof E. Grab B.“

aus: „Ehrenbuch der im Weltkrieg gefallenen kath. Lehrer Württembergs“, Biberach an der Riß 1927


Donnerstag, 7. April 2016

7. April 1916


Landwehrmann Felix Lang
26. Landw.-Div. Div., Landw.-Inf.-Rgt. 123, 12. Komp.,
gestorben 7. April 1916
Taglöhner, geboren den 28. März 1879 zu Wippenreute, Gemeinde Schmalegg Ober-amts Ravensburg als Sohn der Forstwarts-Eheleute Wilhelm und Sophie Lang; diese eine geborene Kern. Von der Volksschule weg, war er sommers in der Landwirtschaft, winters als Waldarbeiter tätig. Nach seiner aktiven Militärdienstzeit arbeitete er hier als Knecht und Taglöhner, verheiratete sich am 9. Mai 1910 mit Josefine Sprenger, gebo-rene Schnetz, und wohnte Wilhelmstraße 19 hier.
Im August 1914 zog er mit dem Regiment 123 in die Vogesen und stand immer im südlichen Elsaß, am Hartmannsweiler Kopf. Hier wurde er am 27. März 1916 beim Essentragen durch Granattreffer (Hirnsteckschuß) verwundet, war infolgedessen links-seitig gelähmt und starb an den Folgen der Verwundung im Feldlazarett 256 Ensisheim am 7. April 1916. Er wurde am Karsamstag im dortigen Friedhof mit militärischen Ehren begraben.
F. Lang hinterläßt eine Witwe mit 4 Kindern, darunter 2 aus deren erster, 2 aus zweiter Ehe. „Zu früh!“ könnte auch auf sein schlichtes Birkenkreuz geschrieben werden.“


aus: „Schwäbische Helden Weingarten (in Wttbg.) im Weltkrieg“, Stuttgart 1920

Mittwoch, 6. April 2016

6. April 1916


„Die 11. Komp. hatte vor V zwei Unteroffiziersposten vorgeschoben, den einen an das Ostende der Spinne, den anderen an den südlichen Waldrand. Kurz vor 5 Uhr vormittags setzte plötzlich starkes feindliches Artilleriefeuer aller Kaliber auf Zugangswege und Bereitschaften des Regimentsabschnitts ein. Heftige und langanhaltende Feuerüberfälle legten sich auf das Artilleriegelände am Landwehrweg und an der Wiesenschlänke. Es dämmerte leise, der Morgennebel verhängte die Aussicht. Und plötzlich waren die Franzosen da; sie warfen sich in dichten Haufen auf die Südwestecke der Achselklappe, auf den Südrand des Waldes, auf das 22. Bayr. Regiment. Gegen die 61 Mann der 11. Komp. mochten mindestens drei feindliche Kompagnien in den Kampf getreten sein. Unser Unteroffiziersposten an der Spinne wurde vom Rücken gefaßt, abgeschnitten und blieb verschwunden; der andere Posten hielt sich in seinem Postenloch unentwegt unter heftigen Handgranatenkämpfen. Gewehrkugeln schwirrten, Handgranaten bellten. Hilfe-suchend zischten die roten Leuchtraketen in den Nebel, Sperrfeuer fordernd. Aber es war zu spät, als die ersten Lagen kamen; die feindliche Übermacht hatte die Achsel-klappe überrannt. Am linken Flügel zwar war der Angriff abgewiesen; Leutnant Künlen, der mit ganzen 13 Mann hier focht, hatte sich behauptet. Der Unteroffiziersposten am Waldrand, der nicht wankte, brach die Welle; zwei Maschinengewehre in der vordersten Linie taten das Ihre. Aber bereits saßen, von Westen her vordringend, die Franzosen im Rücken des Zugs Künlen. Zusammen mit etlichen Pionieren der 1./L.-Pion. 13, die tapfer mitfochten, teilte Leutnant Künlen seine Schar; die eine Hälfte hielt mit dem Maschinengewehr den Feind in der Front ab, die andere Hälfte schuf nach rückwärts Luft. Bei diesem Kampfe wurde Leutnant Künlen durch ein Maschinengewehr, das unter Führung des Vizefeldwebels Dimpfl von der Einmündung des Wiesengrabens in die Achselklappe in richtiger Erkenntnis der Lage nach Osten feuerte, trefflich unterstützt. Nach 30 Minuten heißen Handgranatenkampfes, in dessen Verlauf die Franzosen erhebliche Verluste an Toten und Verwundeten erlitten, warf der Rest die Waffen weg und ergab sich (insgesamt 22 Mann).
In der Mitte der Kompagnie war der Feind in erheblicher Stärke eingedrungen; er saß in unserem Graben, darüber hinaus in den Trichtern des Buschfeldes. Aber die Kompagnie hatte sich nicht in den Stollen überraschen lassen. Um ihre Führer geschart, stand sie am Graben. Wohl waren die beiden Maschinengewehre des Vizefeldwebels Dimpfl schußbereit gewesen, als der Angriff losbrach; sie bekamen den Feind, der von den ihn schützenden Gräben und vom Höhenkamm aus in einem Sprung im deutschen Graben war, nur einen Augenblick vor die Mündung und wurden dann durch ein feindliches Maschinengewehr, das aus der Achselklappe heraus feuerte, beschäftigt. Sie machten sich sofort an die Bekämpfung dieses Gegners, ob auch bei dem einen Gewehr ein Mann nach dem andern, der es bediente, im spritzenden, pfeifenden Zischen der Geschosse mit blutigem Kopf nach rückwärts wankte. Aber sie wurden des Gegners Herr, den gleichzeitig eigenes Maschinengewehrfeuer von der Schunkspitze her kräftig anpackte.
Während diese Szenen sich abspielten, waren Leutnant Völter, der Führer der 11. Komp., und Leutnant Schmid schon lang daran, sich Luft zu schaffen. Sie dachten an kein Zurückgehen etwa in Richtung auf den Maschinengewehr-Zug oder auf den linken Flügel, der, wie wir sahen, noch stand, sie warfen sich auf den Feind wo er am dichtesten stand. Schritt um Schritt wurden die blauen Männer auf den Waldrand zurückgedrängt. Im Nahkampf, Mann gegen Mann, Handgranaten werfend, fiel hier Vizefeldwebel Kull. Teile des Feindes wurden gegen den Zug Künlen abgedrängt, gerieten so zwischen zwei Fäuste und streckten die Waffen. Der Rest entwich. Die Stellung war wieder unser, auch der Unteroffiziersposten am Südrand des Waldes fand sich wieder ein. Die kleine Schar des Leutnants Völter war schwer zusammenge-schmolzen: 33 Mann standen noch aufrecht; dafür waren 65 Gefangene in ihren Händen geblieben. Mußte nicht ein zweiter Angriff kommen? Auf Anfordern von Leutnant Völter schickte Major Ziegler den Zug Cluß der 9. und den Zug Gangel der 10. Komp. nach der Achselklappe vor. Der Regimentskommandeur hatte die 3. Komp. vom Neger-dorf nach deutsch T vorgeschoben. Der Zug Seitzer dieser Kompagnie ging ebenfalls nach der Achselklappe vor. So verfügte Leutnant Völter über eine verhältnismäßig zahlreiche Truppe. Er brauchte das, denn das feindliche Gewehrgranaten- und Maschi-nengewehrfeuer, das auf der Achselklappe lag, forderte Opfer und ließ einen erneuten Angriff befürchten. Vizefeldwebel Gangel der 10. Komp., in stärkstem Feuer von Mann zu Mann eilend, seine Leute anstellend, ordnend, befehlend, fiel. Leutnant Völter trieb wiederum einen Posten im Laufgraben zur Spinne hinüber vor, ein zweiter wurde an den Südrand des Waldes vorgeschoben. So war hier alles zum Besten geordnet. Man kauerte im Graben, saß auf den Stollentreppen mit schußbereitem Gewehr, mit entsicherter Handgranate. Die Maschinengewehre standen geladen, die Posten dahinter. Die Lage war wieder hergestellt. Nicht so bei den links anschließenden Kompagnien des 22. bayr. Regiments. Zwar war auch hier die eigene Linie behauptet worden, doch saßen die Franzosen nahe aufgerückt am Waldrand, durchweg 50–60 m vor unserer Linie in alten Gräben und Granattrichtern, bis zum linken Flügel von V herüber. Es war bedauerlich, daß das 22. bayr. Regiment mit seinen schwachen Kräften nicht in der Lage war, sofort zum Angriff überzugehen und den Feind vor den Waldrand hinauszudrücken, obwohl ihm die volle Unterstützung durch das Regiment Nick zugesagt war. So blieb der Fran-zose hängen, und die Stellungen V bis X und Z blieben Nahstellungen mit dauernden Handgranatenkämpfen, steter Unruhe und der Möglichkeit überraschenden feindlichen Angriffs.“


aus: „Das Württembergische Landw.-Inf.-Regiment Nr. 120 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922

Dienstag, 5. April 2016

5. April 1916


„Am 3. April folgte die 2. Eskadron mit einem Zug unter Leutnant d. R. Bentner. Im englischen Graben wurden zu dieser Zeit größere Arbeiten beobachtet, weshalb mehr-mals Gasbereitschaft angeordnet wurde, die zuweilen bis zum Abend dauerte. Der Gegner unternahm aber nichts, Es blieb bei dem üblichen Störungsfeuer auf die An-näherungsgräben und die Stellung. Ulan Maier (Leonhard) wurde durch ein Infanterie-geschoß durch den Sehschlitz der Schießscharte auf Posten 7 am Kopf schwer verwun-det und erlag leider seiner Verletzung schon auf dem Transport zum Feldlazarett. Er wurde neben seinen Kameraden auf dem Friedhof von Menin bei gesetzt.“


aus: „Das Ulanen-Regiment „König Karl“ (1. Württ.) im Weltkrieg 1914-1918“ Stuttgart, 1927

Montag, 4. April 2016

4. April 1916


„Anfangs April belegte der Feind unsere rückwärtigen Verbindungen mehr als sonst mit schwerem Artilleriefeuer, zeitweise auch mit Gasgranaten; auch seine Minenwerfer regten sich lebhaft und brachten nicht selten starke Zerstörungen und Verluste.“


aus: „Das Grenadier-Regiment „Königin Olga“ (1. Württ.) Nr. 119 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927

Sonntag, 3. April 2016

3. April 1916


„In der Nacht vom 2. auf 3. April grub das Regiment sich ein, am Morgen des 3. April erfolgte ein feindlicher Angriff, die Franzosen wurden wieder mit blutigen Köpfen heimgeschickt, trotzdem beim Regiment die verschiedenen Kompagnien sehr durchein-ander gekommen waren. Ein Ordnen der Verbände nach dem Waldkampf war in der Nacht unmöglich gewesen. Nach diesem Mißerfolg versuchten es die Franzosen mit Artillerievorbereitung.
Das Regiment hatte die vier am meisten mitgenommenen Kompagnien herausgezogen, um in den unterstandslosen Schützengräben unnötige Verluste zu vermeiden. Sie stan-den in den Steinbrüchen in Reserve, zum Gegenstoß bereit; Nacht für Nacht aber trugen sie Essen, Munition, vor allem aber Getränke in die vorderen Linien vor.
Zum Gegenstoß kamen sie nicht, denn die Kameraden vorne, tapfer und brav, wiesen trotz dreistündiger Artillerievorbereitung Angriff um Angriff selbst und allein ab, bis dem Feind die Lust dazu verging.
Die Stellung des Regiments im Caillettewald war keine planmäßig angelegte, sondern so, wie sie eben im nächtlichen Dunkel sich gestaltet hatte. An einem Punkt stand vor der Front ein M.-G., die Schützen sahen, wie der Feind zum Angriff aufbaute, ihnen aber war das Wasser ausgegangen. In dieser Not nahm ein Schütze den Wassereimer, kroch damit umher, ringsum von Mann zu Mann, und ließ jeden Kameraden in den Eimer urinieren. Mit Urin im Laufmantel wies das M.-G. den nächsten Angriff ab.“


aus: „Das Württembergische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 120 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920

Samstag, 2. April 2016

2. April 1916


„Das Wirkungsschießen der deutschen Artillerie begann am 1. April vrm. und dauerte, allmählich sich steigernd, bis zum 2. April 5.15 nchm., dem Zeitpunkt unseres Infan-terieangriffs. Dann wurde das Feuer weiter nach rückwärts verlegt. Es muß allem nach beim Feind furchtbare Verheerung angerichtet haben.
Daß der Angriffsabschnitt, den man R. 120 zuwies, viel schwieriger war, als der für Regiment 107 links daneben, das fand Oberstleutnant Fromm eigentlich selbstver-ständlich. Umso erstaunter war er aber über den Mißerfolg bei Regiment 107. Rechts neben uns, bei einem preußischen Regiment, lagen die Verhältnisse allerdings für einen Angriff sehr ungünstig.
Ein Platz für den Angriffsaufbau unseres eigenen Regiments, der es der Sicht der feindlichen Flieger und damit dem französischen Artilleriefeuer entzogen hätte, stand nicht zur Verfügung. Das Regiment erhielt aber auf seine Bitte starken deutschen Flie-gerschutz, der verwehrte den Franzosen den Einblick in unseren Aufbau.
Hinter einem Hang, auf freiem Feld, dicht gedrängt, stellten wir uns zum Angriff bereit. Rechts das I. Bataillon mit einer Kompagnie des II. Bataillons und 4 M.-G., links das III. Bataillon, ebenfalls mit einer Kompagnie des II. Bataillons und 4 M.-G. Die 7. Kompagnie war als Läuferkette vom Panzerturm bis zum Brigadegefechtsstand verteilt, die letzte Kompagnie des II. Bataillons Regimentsreserve beim Panzerturm. Ein Batail-lon des Regiments 106, zur Verstärkung des Regiments, blieb vorläufig in der Hassoule-schlucht.
In 5 Sturmabteilungen drang Punkt 5.15 Uhr das Regiment vor, sozusagen aufge-schlossen hinter der letzten deutschen Granate. Und dieser Angriff glückte. Die noch kampffähige Besatzung der vordersten feindlichen Linie, die durch das Artilleriefeuer wenig gelitten hatte, wurde in den Unterständen überrascht und überrannt. Die Besat-zung der rückwärtigen Gräben, zermürbt durch unser schweres Feuer, leistete meist nur schwache Gegenwehr. Dagegen fand Regiment 107, das nur zögernd antrat, bei der vordersten feindlichen Linie energischen Widerstand; die Franzosen hatten über dem Zögern Zeit gehabt, sich wehrbereit zu machen. Dem Regiment rechts neben uns erging es ähnlich, wenn auch nicht ganz ebenso.
Diese Dinge äußerten bald ihre Rückwirkung auf R. 120. Das I./R. 120 nahm in schneidigem Angriff feindliche Gräben, Infanterieunterstände, alles, was im Weg stand. Es war bis zur Russenschlucht vorgedrungen und über diese hinaus bis zur Bahnlinie. Aber die beiden Reservekompagnien, 4. und 8., konnten nicht folgen. Sie mußten nach der rechten Flanke abschwenken, weil von hierher der Gegner das Regiment angriff. Das kam daher, daß aus dem Angriff des rechten Nebenregiments nichts geworden ist. Da kehrten die vordersten Teile des Bataillons wieder zurück bis an die Russenschlucht, um nicht überhaupt abgeschnitten zu werden.
Ähnlich ging es beim III. Bataillon. Es nahm die Werke vor seiner Front, wobei sich besonders Leutnant Jennewein hervortat. Er schob an dem M.-G.-Lauf vorbei zu der Scharte eines französischen Infanterieunterstandes Rauchbomben hinein, nachdem er auf allen Vieren an das Werk herangekrochen war. Darauf schlich er sich, wiederum kriechend durch einen Straßengraben an ein feindliches M.-G. im Wald heran und überwältigte den einen unverwundeten, noch dort befindlichen Bedienungsmann im Handgemenge. Aber links neben uns behielt der Gegner so ziemlich freie Hand, sein Schrägfeuer von dorther gebot dem III. Bataillon Halt. Mit jedem weiteren Schritt kam der linke Flügel mehr in Not, ja es mußten 2 Kompagnien des Verfügungsbataillons, vom Regiment 106, eingesetzt werden, um die Lücke zwischen dem linken Flügel unseres Regiments und dem rechten vom linken Nebenregiment, 107, zu verstopfen und ein nächtliches Eindringen der Franzosen hier zu verhindern.
Im Endergebnis hatte das Regiment die starken Nahverteidigungswerke südlich und südöstlich von Douaumont, ferner die ganze nördliche Hälfte des Caillettewaldes im Sturm genommen. 16 französische Offiziere, 500 Mann, waren gefangen, 8 M.-G. und 2 M.-W. erbeutet worden. Auch die blutigen Verluste des Gegners waren sehr groß. Die eigenen betrugen im ganzen 11 Offiziere und rund 340 Mann. Der Erfolg des R. 120 zeigt, was bei einem entsprechenden Vorgehen der Nebenregimenter hätte erreicht werden können.“

aus: „Das Württembergische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 120 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920

Freitag, 1. April 2016

1. April 1916


„Wie vor Ypern springt auch hier unser linker Abschnitt ziemlich stark gegen den feindlichen Graben vor. Es wird deshalb hier recht ungemütlich. Unsere Stellung ist in 5 Kampfabschnitte eingeteilt, K 1 – K 5. K 4 und besonders K 5 haben es auf sich, sie haben am allermeisten unter dem feindlichen Feuer zu leiden. Bitter rächt sich das Fehlen einer guten Stellung, das Fehlen starker Unterstände; die wenigen, nur mit einer Lage Bretter und mit etwas Erde abgedeckt, sind splittersicher, mehr aber nicht. Dabei hat unser Regiment vom ganzen Armeekorps das stärkste Feuer zu ertragen, wie von unserem Brigadekommandeur selbst bezeugt wird. Es vergeht deshalb kaum ein Tag ohne blutige Verluste.“

aus: „Ehrenbuch des württembergischen Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 248“, Stuttgart 1932