Sonntag, 30. September 2018

30. September 1918



„Am 30. September, 6.30 Uhr vormittags, setzte auf der ganzen Front starkes Trommel-feuer ein; ein Angriff in dichten Massen und mit zahlreichen Tanks folgte. Der Gegner drang zwischen beiden Bataillonen in die Stellung ein, weil Teile der 207. Inf.-Div., die dort noch eingesetzt waren, abgerückt waren, ohne die Ablösung abzuwarten, und das zur Verstärkung vorgeschickte Bataillon 451 gar nicht vorkam – sein Führer war unter-wegs verwundet worden. Der Gegner faßte beide Bataillone im Rücken und Flanke. Während es dem II. Bataillon gelang, von dem aus Blécourt nach Südwesten führenden Hohlweg aus alle Angriffe des Feindes abzuschlagen, wurde das auf 60 Mann zusam-mengeschmolzene I. Bataillon nach erbittertem Kampf von der Übermacht auf dem Hohlweg Blécourt – Tilloy zurückgedrängt. Dort wies es alle weiteren Angriffe des weit überlegenen Gegners ab, wobei es ganz auf sich selbst angewiesen war. Gegen 10 Uhr vormittags hörten die Angriffe der Kanadier auf. Der Kampf war außerordentlich heftig gewesen, die Verluste des Regiments dementsprechend empfindlich. Aber die Opfer waren nicht umsonst. Wie aus erbeuteten Karten hervorging, plante der Gegner an diesem Tage, bis zum Scheldekanal bei Ecsaudoeuvres durchzustoßen, ihn zu über-schreiten und Cambrai zu nehmen. Das Regiment hatte dazu beigetragen, diesen Plan zu vereiteln. Das gewaltige Aufgebot des übermächtigen Gegners an Menschen und Mate-rial scheiterte an der zähen Tapferkeit der Schwaben. Stehend erwartete die Besatzung die anstürmenden Kanadier und machte sie mit ihrem Feuer nieder.
Nachdem die ersten Angriffe gescheitert waren, versuchte der hartnäckige Gegner im-mer wieder weitere Vorstöße, nunmehr unter dem Schutz von Tanks. Allein die Kaltblü-tigkeit und Unerschrockenheit der tapferen Verteidiger nahm auch diesem neuesten Kampfmittel ihren Schrecken. Drei Tanks wurden durch M.-G.-Feuer des II. Bataillons zum Stehen gebracht, einen Tank erledigte ein Volltreffer der leichten Minenwerfer des I. Bataillons, einen weiteren die trotz stärkster Beschießung, trotz schwerer Verluste standhaft bei den Geschützen ausharrenden Offiziere und Mannschaften der Begleit-batterie 2./Res.-Feldart.-Reg. 26.
Nach dem Versagen der Sturmwagen erlahmte sofort auch die Angriffskraft der feind-lichen Infanterie, die nach übereinstimmenden Meldungen und Aussagen der Gefange-nen die schwersten Verluste erlitten hatte, wie überhaupt die Angreifer am Ende ihrer Kräfte waren und leicht hätten abgewiesen werden können, wenn alle Truppen so stand-gehalten hätten, wie die Württemberger.“

aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 121 im Weltkrieg 1914–1918“ Stuttgart, 1922

Samstag, 29. September 2018

29. September 1918



„Abwehr starker Angriffe am 29. September. Der Gegenangriff der drei Garderegimen-ter gegen den Montrebeau unterblieb infolge der Erschöpfung der abgekämpften Garde. Zudem kam uns der Gegner zuvor, warf in der Morgendämmerung die Garde in kurzer Zeit von den Höhen südlich Exermont, drang 6.30 Uhr in Exermont ein und fühlte gegen unsere Stellung vor. Zwei Angriffe auf unsern linken Flügel um 7 und 9 Uhr vormittags wurden vor allem durch die 1., 2. und 11. Kompagnie, ein Angriff auf die ganze Front des Bataillons um 10 Uhr durch alle Kompagnien abgewiesen. Der Gegner mußte unter schweren Verlusten zurück, doch hielt er die Beauregard-Ferme auf dem steilen Nordhang von Exermont besetzt und bedrohte weiter unsere linke Flanke; die 11. Kompagnie wurde 200 Meter zurückgezogen, um mehr Bewegungsfreiheit und besseres Schußfeld zu haben.
Leutnant Ehlers versuchte mit einem Stoßtrupp der 2. Kompagnie die Ferme wieder zu nehmen, fiel aber dabei durch Herzschuß; ebenso wurde der größte Teil seiner wackeren Leute dabei getötet oder verwundet. Leutnant Fiegle blieb ebenfalls schwer verwundet im Vorfeld liegen. Leutnant Rommel, der tapfere Führer der 2. Kompagnie, wurde schwer verwundet und starb am nächsten Tag. Wieder waren zwei treue Kameraden durch den Tod uns entrissen worden, beide waren Familienväter, Leutnant Ehlers war aus Norddeutschland (Itzehoe) im Lauf des Krieges zu uns gekommen und hat sich aber bei uns bald wohl und heimisch gefühlt. Leutnant Rommel rückte mit der 10. Kom-pagnie ins Feld, hat alle schweren Tage miterlebt, war auf jedem Posten äußerst pflicht-treu, sorgte als Zug- und Kompagnieführer wie ein Vater für seine Leute. Bezeichnend für seine Gesinnung ist, daß er, während er todwund beim Bataillonsgefechtsstand lag, mich rufen ließ und wörtlich sagte: „Setz, ich möchte Ihnen ausdrücklich noch sagen, unsere Leute halten sich ganz ausgezeichnet; aber es fehlt fast schon an Munition, und wenn Sie können, so sorgen Sie, daß Verpflegung herankommt.“ Gleich darauf wurde er bewußtlos. Er war ein Schwabe von der besten Sorte.
Gegen 11 Uhr flaute das Gefecht ab, nur der linke Flügel lag noch unter starkem feind-lichem Artilleriefeuer. Die Verluste waren beträchtlich; die meisten Verwundeten konn-ten aber geborgen werden.
Säuberung des Kampffeldes. 3.30 Uhr nachmittags erfolgte nach kräftiger Artillerievor-bereitung ein überaus schneidig durchgeführter Gegenangriff einer Eingreifdivision, vor allem des Inf.-Reg. 111. Das Gelände wurde gefegt, der Montrebeau wieder genommen. Das Bataillon blieb in seiner Stellung.
Als Leute der 2. Kompagnie die vor der Front liegenden Toten nach Papieren absuchten, erhielten sie plötzlich aus einem kleinen Waldstück westlich Exermont Feuer. Bei der Säuberung des Nestes, in dem noch fünf Amerikaner steckten, wurden Leutnant Wild und zwei Männer der 1. Kompagnie schwer verwundet, Offizierstellvertreter Utz und Sergeant Bley (beide 1. Kompagnie) fielen; ein Amerikaner wurde gefangen. Dies war ein neuer Beweis für die tollkühne Todesverachtung der Amerikaner. Bei dem Gegen-angriff des Reg. 111 wurde auch der schwerverwundete Leutnant Fiegle, welcher bereits von den Amerikanern gefangen war, wieder befreit.“

aus: „Das Württembergische Landw.-Inf.-Regiment Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923

Freitag, 28. September 2018

28. September 1918



„Der Abzug aus der bisherigen Hauptwiderstandslinie gelang unbemerkt und wurde vom Gegner nicht gestört. Aber bei der Besetzung der neuen Stellung klappte es nicht ganz. Das III. Bataillon, das als Bereitschaftsbataillon dienen sollte, kam richtig in das ihm angewiesene Kronenlager. Das II. Bataillon bezog etwa um 3 Uhr nachts Stellungen beim Bouzonberg – Noltelager, allerdings wohl noch etwas westlich der Landwehrstras-se, also nicht ganz in der befohlenen Linie. Das Gelände mit dem dichten Unterholz war zu unübersichtlich, gerade diese Gegend der Truppe auch wenig bekannt. Gegen 7 Uhr morgens fühlten hier hinter wenig starker Feuerwalze zunächst schwächere feindliche Kräfte vor, die leicht abgewiesen wurden. Auch stärkere Kräfte, die später vorgingen, wurden mit Infanterie- und Maschinengewehrfeuer verlustreich zurückgeschlagen.
Schwieriger gestaltete sich die Lage beim I. Bataillon, das links anschloß. Das Bataillon, unter Führung von Hauptmann Müller II, wollte die Kompagnien gestaffelt einsetzen: rechts vorn 3. Kompagnie, dahinter 2., links vorn 1. Kompagnie, dahinter 4. Die Kom-pagnien trafen aber teilweise verspätet ein, so daß zunächst nur 3. und 4. Kompagnie an der befohlenen Stelle waren; sie besetzten nebeneinander die Landwehrstraße auf über 1 km Ausdehnung, Front gegen Montblainville. Kaum waren sie am Platze angelangt, als auch hier um dieselbe Zeit wie beim II. Bataillon hinter einer Feuerwalze feindliche Schützen vorgingen, die leicht durch Feuer zum Stehen gebracht wurden. Es zeigte sich aber bald, daß links jeder Anschluß fehlte. Zwischen dem Marstall Apremont und diesem Ort selbst, wo die Elisabether stehen sollten, war nichts zu finden. Nur in Apre-mont hatten sich Teile derselben festgesetzt, wie von L. 125 und L. 120 dorthin ent-sandte Verbindungsoffiziere feststellten. Um die offene Flanke zu decken, erhielt zu-nächst die eben angelangte 2. Kompagnie Befehl, bei dem bisherigen Hauptverbands-platz Borrieswalde eine Aufnahmestellung einzunehmen. Nun wurde dem Bataillons-führer von der 2. Kompagnie auch noch gemeldet, die rechts anschließende 7. Kom-pagnie des II. Bataillons sei zurückgegangen, gefolgt vom Feind. Die Meldung konnte sich, wenn sie überhaupt richtig war, höchstens auf Teile dieser Kompagnie beziehen, da im übrigen das II. Bataillon seine Stellung bis zum Abend hielt. Jedenfalls mußte das I. Bataillon fürchten, vollends abgeschnitten zu werden, wenn es nun nach rechts anscheinend umfaßt wurde. Deshalb ließ das Bataillon zunächst die inzwischen auch bei ihm eingetroffene 1. Kompagnie, die bisher anscheinend irgendwo im Raum des II. Bataillons oder gar noch rechts davon gleichfalls seit etwa 7 Uhr ein hinhaltendes Feuergefecht gegen vorgehende Amerikaner geführt hatte, auf die Mudrahöhe zurückge-hen, dann ihr langsam folgend die 3. und 4. Kompagnie.
Um 12 Uhr mittags kam der Befehl der Division, die Stellung an der Landwehrstraße wieder zu nehmen. Dazu wurde noch das III./L. 120 zur Verfügung gestellt, das eben als Divisionsreserve in das Lager Borrieswalde zurückgezogen worden war
Mit der 1./L. 125 und der 9./L. 120 geht Hauptmann Müller wieder gegen Süden vor; nach Durchschreiten des Grundes beim Lager Sachsenhain gelangen die Kompagnien auf die Höhe südlich desselben. Von hier aus bemerkt die Spitze, bei der sich der Bataillonsstab befindet, zwei Tanks, die am Waldrand entlang nach Norden fahren, und dahinter starke Schützenlinien. Wie die Spitze aber eben die Kompagnien heranholen will, um diesen Gegner in der Flanke unter Feuer zu nehmen, geraten die Kompagnien selbst auf nächste Nähe im Wald ins Gefecht mit Amerikanern. Neben anderen erheblichen Verlusten verlor dabei die 1. Kompagnie ihren Führer, den unerschrockenen Leutnant Hoffmann, der, seit Kriegsbeginn beim Regiment, es stets verstanden hatte, durch sein Beispiel und durch seinen nie versagenden Humor seine Leute mitzureißen. Wohl wichen bei dem Zusammenstoß die Amerikaner; aber auch die beiden Kompag-nien des Hauptmann Müller mußten zurück, wollten sie nicht von den innerhalb und außerhalb des Waldes überall vorgehenden, weit überlegenen feindlichen Kräften abge-schnitten werden. Im Sachsenhaingrund trafen sie beim Rückweg auf Tankspuren und hörten Tankgeräusche, ohne einen Tank selbst zu treffen. So blieb das I. Bataillon am Südrand der Mudrahöhe, dahinter als Reserve im Lager Borrieswalde das zugeteilte III. L. 120. Auf der Stellung lag dauernd schwerstes Artilleriefeuer. Namentlich die 2. Kom-pagnie am Hauptverbandplatz litt außerordentlich; sie war am Abend fast ganz außer Gefecht gesetzt, die übrig gebliebenen Teile zersprengt. Auch der frische Leutnant Dongus von der Minenwerferkompagnie erhielt auf der Mudrahöhe die Wunde, die nach Wochen seinen Tod herbeiführte. Nördlich des Hauptverbandplatzes zeigten sich am Nachmittag mehrere Tanks, die von der eigenen Artillerie wirksam beschossen wurden und daher umkehrten.
Nach dem Scheitern des Versuchs des I. Bataillons, die Stellung an der Landwehrstraße wieder einzunehmen, war auch die Stellung der anderen Bataillone nicht mehr zu halten. Das III. Bataillon rückte aus dem Kronengrund ab und besetzte die Halberstädter Straße vom Frankeplatz bis zum Kasino Sachsenhain. Nach Einbruch der Dunkelheit rückte dann auch das II. Bataillon auf diese Straße im Anschluß an das III. Bataillon. Bei der nächtlichen Bewegung in dem unübersichtlichen Waldgelände wurde Leutnant Dr. Reichert, der Führer der 8. Kompagnie, einer der tüchtigsten und beliebtesten Offiziere des Regimentes, tödlich verwundet, wohl aus Versehen von einem aufgeregten deut-schen Schützen.“


aus: „Das Württembergische Landw.-Infanterie-Regiment Nr. 125 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1926

Donnerstag, 27. September 2018

27. September 1918



„Leutnant W. Fritz, Führer des Sturmkurses der Division (Stuko) in Champigneulle, übernahm auf Befehl der Division am 27. September an Stelle des schwerverwundeten Leutnants Grimminger die Führung der 6. Kompagnie. Er berichtet darüber: „Ich marschierte in der Morgendämmerung über Chevières, wo ich eine Anzahl Versprengter mitgenommen habe, mit meinem Burschen die Nordsüdstraße hinauf in das Kampf-gelände. Der Beschuß der Nordsüdstraße, sowie der verschiedenen Kolonnenwege, Artilleriestellungen usw., zeigten mir die unheimliche Treffsicherheit und Wirkung des amerikanischen Massenfeuers. Ich meldete mich beim Regiment und dann bei Haupt-mann Baumann auf dem Bataillonsgefechtsstand Rochus. Hauptmann Baumann und verschiedene andere Kameraden machten mich auf die heimtückische Kampfesweise der Amerikaner im Buschkrieg aufmerksam (Leutnant Bezner kurz zuvor gefallen).
Als ich um 4 Uhr nachmittags die 6. Kompagnie in Staufen-Ost von Leutnant Raichle übernahm, ging in demselben Augenblick eine tolle Schießerei los und schon traf die Meldung ein, daß die Amerikaner beim Res.-Inf.-Reg. 254 in Richtung Staufen-Mitte durchgebrochen seien und unsern rechten Flügel aufzurollen beginnen. Die Lage war kritisch. Die Kompagnie stand in der sogenannten roten Hauptwiderstandslinie, die meist nur auf dem Papier zu finden oder kaum traciert war. Durch die eingetretenen Verluste hat der rechte Flügel kurze Zeit gewankt, doch gelang es mir im Verein mit Leutnant Raichle und ein paar Männern des Stoßtrupps eine neue Front in Richtung Staufen-Mitte zu bilden und die Einbruchsstelle abzudämmen. Alle Bemühungen, Sperr-feuer zu erlangen, waren vergeblich (Umgruppierung unserer Artillerie). Anschluß nach rechts konnte erst abends 6.30 Uhr, nachdem Leutnant Böttinger von der 8. Kompagnie mit seinem Zuge zur Verstärkung eingetroffen war, durch Verstopfen des 500 Meter breiten Loches erreicht werden.
In der Zwischenzeit haben wir durch eigene Stoßtrupps unsere Stellung wieder gesäu-bert, wobei außer blutigen Verlusten die Kompagnie auch 3 Gefangene verlor. Nach Aussage eines in der Dunkelheit in unsere Linie zurückgekrochenen Verwundeten sind die beiden andern Kameraden nach der Gefangennahme von den Amerikanern einfach niedergeknallt worden; er selbst stellte sich tot und blieb dadurch am Leben. Diese gemeine Ermordung wehrloser Kameraden hat große Erbitterung hervorgerufen, welche durch weitere Fälle von hinterlistiger Kampfesweise des Gegners (Wildwestmanieren!) verstärkt wurde und zur Folge hatte, daß der Buschkrieg beiderseits schonungslos geführt wurde. Die Amerikaner hatten schwere blutige Verluste, so wurde z. B. eine ganze Kompagnie, die auf dem Karlssteg gegen Staufen-Mitte vorging, von den 254ern durch M.-G.-Kreuzfeuer vernichtet. Wir hatten uns die Nachtruhe erkämpft; die Ameri-kaner tasteten nur noch mit schwachen Patrouillen vor. Offizierstellvertreter Hirschle hatte sich mit seinem zweiten Zug am bedrohten rechten Flügel tapfer gehalten.
Gegen Abend erreichte mich der Befehl zum Rückzug in eine neue Stellung nördlich des Kronprinzenbahnhofs beim Wintereichenweg. Das Loslösen vom Gegner begann am 28. September morgens 1 Uhr und gelang gut; die Rückwärtsbewegung wurde durch Patrouillen gedeckt. Die Kompagnie bezog eine Bereitschaftsstellung in einem Graben des Argonnenriegels hinter der 10. Kompagnie.ׅ““

aus: „Das Württembergische Landw.-Inf.-Regiment Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923

Mittwoch, 26. September 2018

26. September 1918



„Den ganzen Tag über setzte der Gegner mit einem neuen Kampfmittel unsern Truppen außerordentlich zu. Es waren dicke Fliegerschwärme, die mit bis zu 10 Geschwadern zu je 20 bis 30 Fliegern unser ganzes Hintergelände mit dort bereitgestellten oder mar-schierenden Truppen, Protzen und Kolonnen, sowie die Lager mit Massen von Ketten-bomben überschütteten, die teilweise verheerende Wirkung verursachten und vor allem unsere Truppen moralisch erschütterten. Bei der 4./49, welche in ihrer ersten Stellung am 26. ihre Protzen bereitgestellt hatte, traf diese ein solcher Bombenregen. Es fielen die Fahrer Hinz, Waibel, Naß, Walter und Gefr. Claß; Sergeant Rade, die Fahrer Renz, Holzner, sowie Gefr. Braig waren mehr oder weniger schwer verwundet, 14 Pferde tot und eine Anzahl verwundet. Mit großer Schwierigkeit gelang des dem Leutnant d. R. Reihling, die Schwerverwundeten endlich zu bergen.“

aus: „Das 3. Württembergische Feld-Artillerie-Regiment Nr. 49 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922

Dienstag, 25. September 2018

25. September 1918



U.-Zahlmeister Emil Maier.
XIII. Armeek., 27. Div., 2. Batl.,
.gestorben 25. September 1918.
Geboren am 5. August 1885 zu Bopfingen Oberamts Neresheim als Sohn des verstor-benen Weichenwärters Matthäus Maier und dessen Ehefrau Katharina, geborene Weiler. Vom 7. bis 12. Lebensjahr besuchte er die Volksschule, vom 12. bis 14. Jahre die Real-schule seines Heimatorts. Hernach war er 3 Jahre auf der Kanzlei des K. Notariats Bopfingen beschäftigt. Eine Lebensstellung in diesem Fache zu erreichen, setzte die Einjährig-Freiwilligen-Reife voraus. In Ermangelung dieser entschloß sich Maier für die militärische Laufbahn.
Mit Vollendung seines 17. Lebensjahres trat er in die Unteroffiziers-Schule Ettlingen ein. 2 ½ Jahre nach Einstellung wurde er zum Gefreiten ernannt und am 1. April 1906 dem Infanterie-Regiment 124, 5. Kompagnie, überwiesen. Im selben Jahre wurde Maier zum Unteroffizier und 1908 zum Sergeanten befördert. Auf seinen Wunsch erfolgte am 1. Mai 1908 sein Kommando zur Ausbildung als Zahlmeister-Aspirant zur Kassenver-waltung des II. Batl. Weitere Durchbildung im Zahlmeister-Diensterlangte er in der Regiments-Bekleidungs-Kommission (1910), im Fuß-Artillerie-Regiment 13, im Ulan-en-Regiment 20, zuletzt auf der Intendantur der 27. Division. Mit Kriegsausbruch wurde Maier zum Zahlmeister-Stellvertreter befördert. Am 25. August 1918 erkrankte er an Ruhr; Grippe mit Lungenentzündung trat hinzu. An deren Folgen verschied er am 25. September 1918im Kriegslazarett No. 7 in Valenciennes. Dort ruht er im Grabe No. 2 208 des Ehrenfriedhofes. Maier war Inhaber des Ehrenkreuzes für 15-jährige Dienstzeit, des Verdienstkreuzes mit Schwertern und des Eisernen Kreuzes 2. Klasse. Hinterblie-bene: Die Witwe, jetzt wohnhaft in Ulm, und 3 Kinder.
Oberstleutnant und Regimentskommandeur Lägeler widmet diesem Kriegsopfer folgen-den öffentlichen Nachruf: Seit Beginn des Krieges ununterbrochen beim Regiment im Feld stehend, hat er sich durch höchstes Pflichtbewußtsein hervorragend ausgezeichnet. Seine aufopfernde Treue war ein glänzendes Vorbild für alle Kameraden. Das Regiment wird ihm ein dankbares Andenken bewahren.“

aus: „Schwäbische Helden Weingarten (in Wttbg.) im Weltkrieg“, Stuttgart 1920

Montag, 24. September 2018

24. September 1918



Vorbemerkung:
Julius Hörz befand sich am 24. September 1918 auf Erkundungspatrouille bei einer Unternehmung des Württ. Landwehr-Infanterie-Regiments Nr. 120 (2 Württ. Landwehr-Division).

„Seit 18. September stellte die Oberste Heeresleitung  die 5. Garde-Inf.-Division im Raume Grandpré – St. Juvin – Buzancy als Eingreifdivision ab. Auch diese Division kam schwer erschöpft aus wochenlangen Kämpfen an der Aisnefront. Die drei schwachen Regimenter waren die einzigen Reserven der höheren Führung auf der mehr als 30 km langen Front von Ripont in der Champagne bis Avocourt. Die 76. Res.-Div., am Tage vor Beginn des Angriffs beschleunigt zugeführt, wurde auf Weisung des Oberkommandos der 3. Armee in den Westargonnen zwischen der 9. und 2. Landw.-Div. eingeschoben; das Generalkommando 1. Reservekorps übernahm hier den Befehl, so daß dem Generalkommando 58 die Osthälfte der Argonnen und das Airetal bis zur Vierkinderbrücke mit der 2. Landw.-Div. und 1. Garde-Inf.-Div. in Front verblieb. Mehr konnte die Oberste Heeresleitung nicht geben, denn allenthalben rannte der Feind gegen die deutsche Front an, allenthalben bis hinauf zum Meere. Nun gab es keine ruhige Front mehr, an der abgekämpfte Divisionen sich erholen konnten, nun galt es den letzten, den Todeskampf zu fechten. Nachdem am 23. September durch gewaltsame Erkundungen bei Maasgruppe West, im Airetal und in der Champagne volle Klarheit über die Absichten des Gegners, über die Anwesenheit einer starken amerikanischen Angriffsarmee zwischen Argonnen und Maas (man hatte das schon lange nach der Art des Ausbaus ihres Funkennetzes vermutet) geschaffen war, befahl am 24. September das Oberkommando der 3. Armee Einnahme der für den Großkampf vorgesehenen Abwehr-gliederung: Schwache Postierung im Vorfeld, Heranhalten der Reserven an die Haupt-widerstandslinie, Umbau der Artillerie aus den Arbeitsstellungen in Reservestellungen, aus denen bisher nicht oder nur wenig gefeuert worden war.“

aus: „Das Württembergische Landw.-Inf.-Regiment Nr. 120 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922

Sonntag, 23. September 2018

23. September 1918



„Die Stellung war hier nichts weniger als günstig. Zwar stieg die Höhe, auf der unsere Hauptverteidigungslinie lag, vom Kanal ab ziemlich steil an, aber das wollte ja bei der neuen Feuerwalzentaktik nicht eben viel heißen. Dagegen konnte von einer ausgebauten Stellung überhaupt nicht mehr die Rede sein. Nicht nur daß die Gräben schon recht bedenklich zerschossen waren (im östlichen Teile überhaupt nur traciert), sie waren auch für uns neu eingetroffenen Verteidiger sehr unübersichtlich, da sie mit dem alten Grabensystem vom März d. J., das sie mancherorts durchquerten, in nur geringem Einklang standen, vor allem fehlte es an schuß- oder auch nur splittersicheren Stollen. Nur notdürftig fanden wir in einigen alten Batteriestollen Unterschlupf, von deren Lage im Gelände man völlig abhängig war, was eine planmäßige Verteilung der Eskadrons zu gestaffelter Verteidigung unmöglich machte. Diese Unmöglichkeit sollte sich nur zu bald in schlimmster Weise rächen.
Während der nächsten Tage lag starkes Störungsfeuer auf dem Unterbringungsraum des Regiments.“

aus: „Dragoner-Regiment „König“ (2. Württ.) Nr. 26 im Weltkrieg 1914–1918“ Stuttgart, 1921

Samstag, 22. September 2018

22. September 1918



Vorbemerkung:
Friedrich Maier wurde am 6. September 1918 von der 3. Kompagnie des Feldrekru-tendepots der 243. (Württembergischen) Infanterie-Division als Nachersatz zur 1. Kom-pagnie des Württembergischen Infanterie-Regiments Nr. 478 versetzt. Er wurde unmit-telbar nach seiner Ankunft in der Ortsunterkunft des I. Bataillons durch eine Flieger-bombe schwer verwundet.

„In Serain wurde das Regiment untergebracht, mit Ausnahme des I. Batl., das in dem nahegelegenen Malincourt ebenfalls leidliche Quartiere fand. Am 6. September 1918 traf das III. Batl. des Inf.-Regt. 248 beim Regiment ein, es war dem Regiment 478 zur Auffüllung zugeteilt, wie die übrigen Bataillone dieses tapferen Regimentes mit dem Regiment 479 bezw. 122 verschmolzen wurden. Die riesigen Ausfälle der letzten Wochen zwangen die oberste Führung dazu, mehrere Divisionen aufzulösen und sie zum Schließen von Lücken zu verwenden. Daß eine solche Maßnahme eine Truppe schwer treffen mußte, war begreiflich und so tat man alles, um den neu kommenden Kampfgenossen das Eingewöhnen in die neue Umgebung so leicht wie möglich zu machen. Da unser II. Batl. so große Verluste erlitten hatte, so war es das Gegebene, daß das III./248 geschlossen als unser II. Batl. ins Regiment aufgenommen wurde. Die Reste des II. Batl. wurden auf das neue Bataillon verteilt, welches von Hauptm. d. Res. Sauter geführt wurde. Die Auflösung der 4. Kompagnien der Bataillone wurde ebenfalls durch-geführt. Auch treffen 162 Mann Nachersatz vom Feldrekrutendepot der Division ein.“

aus: „Das Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 478 und seine Stammtruppen Brigade-Ersatz-Bataillone Nr. 51, 52, 53 und Ersatz-Infanterie-Regiment Nr. 51“, Stuttgart 1924

Freitag, 21. September 2018

21. September 1918



Der überschwemmte Don und seine Nebenarme traten allmählich in ihr Bett zurück, und der freigelegte Lehmboden wurde trocken und rissig. Die Tage wurden brütend heiß, der gleiche strahlendblaue Himmel spannte sich Tag um Tag, und Tag um Tag sandte die Sonne die gleiche dörrende Hitze herab. Über Mittag flimmerte und flirrte die Luft und ließ die Linien im Gelände unbestimmt und zitternd erscheinen. Wie die Bevölkerung benützten auch wir zur Arbeit und zum Stellungsbau hauptsächlich die frühen Morgen- und die Abendstunden, während man sich über die Mittagsstunden möglichst im Hause bei geschlossenen Läden aufhielt. Eine unangenehme Beigabe zu der Hitze war noch die Fliegenplage, gegen die man fast wehrlos war.
Leider hatte die Hitze einen sehr ungünstigen Einfluß auf den Gesundheitszustand der Truppe. Magen- und Darmkrankheiten, hauptsächlich Ruhr, häuften sich in erschrecken-dem Maß, die Lazarette waren überfüllt und der Mannschaftsstand der Batterien ging vorübergehend bis fast auf die Hälfte zurück. Mancher Kamerad erlag der tückischen Krankheit und ruht, fern von der lieben Heimat, auf dem Friedhof in Rostow.“

aus: „Das Württembergische Landwehr-Feld-Art.-Regiment Nr. 1 im Weltkrieg 1914–1918“ׅ, Stuttgart 1922

Donnerstag, 20. September 2018

20. September 1918



„Die Aisne bezw. der Kanal bildeten bei Chavonne ein unüberschreitbares Hindernis, nachdem die wenigen Brücken und Schleusen zerstört waren. Aber wie an der Vesle boten die vom Regiment besetzten Hänge auch hier herrlichen Überblick ins Aisnetal und weit hinein in das nun dem Feind gehörende Gelände. Unsicher tastet er an den Fluß heran und beschießt zunächst das Hintergelände, doch hier war nicht viel zu schaden, Die längst umkämpften, total zerstörten Ortschaften sind dem Erdboden gleichgemacht, um so zahlreichere Höhlen bieten den Reserven Schutz; sie werden, noch während die Truppe sie bewohnt, durch Pioniere zur Sprengung und Vergasung vorbereitet.
Starke Kämpfe spielen sich in dieser Zeit in der rechten Flanke zwischen Soissons und Laon ab. Mit fortgesetzten Angriffen strebt der Feind auf letztgenannte Stadt, zugleich mit dem Versuch, die weit überragenden Höhen des Damenweges von Osten her aufzurollen. Gleichzeitig nimmt die große Schlacht der vereinigten Franzosen und Amerikaner in der Champagne bis zur Maas ihren Anfang.“

aus: „Das Infanterie-Regiment „Alt Württemberg“ (3. Württ.) Nr. 121 im Weltkrieg 1914–1918“ׅ, Stuttgart 1921

Mittwoch, 19. September 2018

19. September 1918



Adolf Bauer, geboren 6. Juli 1892 in Ludwigsburg, ist am 19. September 1918 abends 7½ Uhr bei Bapaume gefallen.
Als Sohn des gewesenen und verstorbenen Kameralamtsdieners Bauer in Kapfenburg und seiner hier wohnhaften Witwe, trat er nach seiner kaufmännischen Ausbildung als aktiver Soldat im Oktober 1913 in die Luftschifferabteilung der Garnison Metz ein und marschierte bei Ausbruch des Krieges mit dieser Abteilung ins Feld. Später trat er freiwillig zur Infanterie über und wurde dem schlesischen Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 23 zugeteilt. Um seiner soldatischen Tüchtigkeit stieg er zum Feldwebel auf und diente als solcher seit zwei Jahren bei der 10. Kompagnie des genannten Regiments. Es war am Abend des 19. September, daß er die Kompagnie antreten ließ und nach dem Wegtreten die Schreibstube aufsuchte, als plötzlich, kaum fünf Minuten später, eine Granate mitten in der Schreibstube einschlug, den Schreibers sofort tötete und ihn am Kopfe schwer verwundete. Ohne die Besinnung wieder erlangt zu haben, starb er bald darauf in den Armen eines Freundes und war begraben auf dem Soldatenfriedhof Eswars bei Cambrai. Sein Tod hat nach dem Zeugnis der Kompagnie den Besten dahingerafft, aber auch seine Angehörigen in tiefstes Leid versetzt. Besonders war er mit seiner Mutter eng verbunden und ihr eine treue Stütze gewesen. In mancherlei Leid der Familie bewies er die zärtliche Fürsorge eines guten braven Sohnes. Noch im Juli dieses Jahres im Urlaub, schied er wie von banger Ahnung erfüllt mit schwerem Herzen von Mutter, Schwester und Schwager Finanzsekretär Gillich hier, bei dem die betagte Mutter Wohnung und Aufnahme gefunden hat. Schon glaubte er damit rechnen zu dürfen, daß er nach dem Kriege bei seiner alten Firma in Stuttgart wieder eintrete, die ihn um seines besonderen Pflichteifers, seiner großen Gewissenhaftigkeit und seiner ruhigen Art willen wieder gerne bei sich gesehen hätte. Aber sein jäher Heldentod hat allen schönen Hoffnungen ein Ende gemacht. Wir fühlen der Mutter es nach, wie schwer es ihr wird, diese Hoffnungen auf den einzigen Sohn zu begraben und bitten für sie um Trost aus der Höhe in der Gewißheit, daß sie ihren Sohn im Verein mit seinem Vater und ihren Mann in dem seligen Erbteil des ewigen Lichtes suchen und wissen darf, und für den Rest ihres Erdenlebens bei der verbliebenen einzigen Tochter und dem Schwiegersohn hier reichen Ersatz an Liebe und Fürsorge findet.“

aus: „Kriegs-Chronik der evangelischen Gemeinde Ellwangen 1914–1918.“, Ellwangen 1920

Dienstag, 18. September 2018

18. September 1918



„Landwehr-Feldlazarett Nr. 25 (Württ.)                                                  O. U. 20.09.1918
I. Br. Nr. 2042.
Der 8. K. L. I. R. 120.

Der Ldstpfl. Gottlieb Wacker dort. Komp. ist am 18. 9. 18 vormittags 3.40 h im hiesigen Feldlazarett an seiner schweren Verwundung (Gr. Splitter-Verletzung des Kopfes, Gesichts, Gesässes u. r. Beines mit Knochenverletzungen) gestorben und wurde am 19. 9. 18 nachm. 3 Uhr auf dem neuen Kriegerfriedhof zu Marcq (Argonnen) beerdigt, sein Einzelgrab hat die Nummer 122.
Der Nachlaß des Verstorbenen wird von hier an seine Frau abgesandt.
Soldbuch, sowie ein Auszug aus dem H. K. B. geht ebenfalls von hier an den Ersatz-Truppenteil.
Erkennungsmarke liegt anbei.
Chefarzt
D. Fetzer
Stabsarzt
1 Anlage.“


Bild: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand M 484

Montag, 17. September 2018

17. September 1918



„Der Gesundheitszustand, der dank der vorsichtigen Maßnahmen der Ärzte des Regi-ments seither immer gut gewesen war, verschlechterte sich Anfang Juli. Fast das gante Landw.-Inf.-Reg. 123 wurde von der sog. spanischen Krankheit, der Grippe, ergriffen. Sie äußerte sich, wie sonst auch, in plötzlich auftretendem, hohem Fieber, in Durchfall, Erbrechen, großer Müdigkeit und Gliederschmerzen. Nur vereinzelt trat Lungenent-zündung ein. Wenige Todesfälle waren zu beklagen. Immerhin aber beeinträchtigte sie den Kampfwert der Truppe. Es war nur ein Glück, daß es auch dem gegenüberstehenden Feinde nicht besser erging.“

aus: „Württembergisches Landw.-Inf.-Regiment Nr. 123 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922

Samstag, 15. September 2018

15. September 1918



„Am 15. September vormittags griffen feindliche Flieger, rechtzeitig gemeldet, Stuttgart und Vororte mit Bomben an. Militärischer Sachschaden ist nicht entstanden, dagegen wurde durch eine englische Fliegerbombe ein Privatwohnhaus zerstört, wobei zwei Kinder, ein Knabe im Alter von 8 Jahren und ein Mädchen im Alter von 3 Jahren den Tod fanden und eine Anzahl Personen verletzt wurden.
Leider hat diese Tat aber noch mehr Opfer gefordert, denn nach rastlosen, auch in der Nacht durch Berufsfeuerwehr und Militär ohne Unterbrechung fortgesetzten Abräu-mungsarbeiten sind noch fünf weitere Tote geborgen worden, zwei von den Schwerver-letzten sind im Spital gestorben.
Die Namen der Toten sind: Frau Glasermeister Daunquart mit ihren beiden Töchtern Margarete und Klara, Frau Helene Mathäs, Fräulein Rosa Mehrer, Soldat Willy Narr; drei Kinder: Alfred und Mathilde Helene Seybold und Richard Strohmaier.
Schwer verletzt sind: Glasermeister Daunquart und Frau Mathilde Narr.
Leichter verletzt: Bürodiener Wilhelm Narr und Kind Helene Narr, Frau Anna Weiß, geborene Müller, und zwei Kinder Otto und Klara Weiß, Fräulein Katharine Mehrer und Schüler Ernst Wolf.
Den betroffenen Familien wendete sich allgemeine Teilnahme in allen Kreisen der Bevölkerung zu.
Am 17. September wurden noch zwei bisher vermißte Personen, Frau Rosine Mehrer und das Kind Lisa Weiß, tot geborgen. Die Zahl der Todesopfer bei Einsturz des zer-trümmerten Hauses hat sich somit auf elf erhöht.“

aus: „Schwäbisches Kriegstagbuch“, Stuttgart 1918

Freitag, 14. September 2018

14. September 1918



„Am 13. September, 2 Uhr vormittags, traf beim Regiment der Divisionsbefehl ein, der von 6 Uhr vormittags ab die Alarmbereitschaft für sämtliche Teile der Division anord-nete. Von der Front der Gruppe war zwar ziemlich heftiges Artilleriefeuer zu hören, der erwartete Großangriff erfolgte jedoch nicht. Die Alarmbereitschaft wurde daher um 10 Uhr vormittags wieder aufgehoben. Die Division übernahm nun die beiden nördlichen Regimentsabschnitte der 32. Inf.-Division (Abschnitt Havel Nord und Havel Mitte). In diese rückten am Abend die Regimenter 123 und 124 ein. Um den Feuerschutz der Artillerie lückenlos zu erhalten, löste das Regiment zunächst nicht die im neuen Divisi-onsabschnitt stehende Artillerie der 32. Inf.-Division ab, sondern wurde auf den ganzen Divisionsabschnitt verteilt eingesetzt. Am folgenden Tag, dem 14. September, wurde mit Bestimmtheit mit Beginn der Offensive gerechnet. In den Schluchten hinter dem Fort Douaumont sollten 300 Tanks bereitstehen. 5.30 Uhr vormittags sollte das Trom-melfeuer beginnen, so lauteten die übereinstimmenden Aussagen von Gefangenen. Die II. Abteilung stand mit Rücksicht auf die Lage von 6.30 Uhr vormittags bespannt zum Eingreifen bereit bei Loison. Wiederum erfolgte kein Angriff. Die 27. Inf.-Division übernahm mit dem heutigen Tage das Kommando über die Infanterie der Division. Die gesamte Artillerie in den Abschnitten der beiden Divisionen blieb zunächst dem Artilleriekommandeur der beiden Divisionen unterstellt. Regimentsstab, Stab II./13 und 5. Batterie bezogen heute Unterkunft in Loison, die 6. Batterie im Priesterlager südwest-lich Loison. Durch einen feindlichen Fliegerangriff auf Loison hatten beide Batterien Verluste zu beklagen.“

aus: „Das Württembergische Feldartillerie-Regiment König Karl (1. Württ,) Nr. 13 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart, 1928

Donnerstag, 13. September 2018

13. September 1918



Eugen Kelber
LEUTN. D. R. FLIEGERJAGDST. 15                                                             13. SEPTEMBER 1918
Geb. 1. 11. 1896 in Weitingen, Sohn des O.-Lehrers in Rottenburg, Sem. Rottweil seit 1911, rückte am 1. Sept. 1914 als Kriegsfr. nach Ludwigsburg ein, kam am 6. Nov. ins Feld und machte bei 248 den schweren Winter vor Ypern mit. Im Mai 1915 erhielt er einen Kopfschuß. Lazarett Uerdingen bei Krefeld. Kaum hergestellt zog er zum zweitenmale zu Landw. 120 ins Feld: Wald von Ailly und Apremont, St. Mihielbogen, später im Cheppywald. Hier schlug er sich als Patrouillengänger und Sturmtruppführer so hervorragend, daß er in kurzer Zeit E. K. II, die Achselstücke, E. K. I und das Ritterkreuz d. Mil. Verd. Ord. errang. Bei einer Patrouille im Cheppywald erhielt er einen Lungendurchschuß. Im Dez. 1917 kam er zur Fliegerabteilung nach Böblingen. Nun war er in seinem Element. Im Juli 1918 gings zum II. Jagdgeschwader, Staffel 15. Am Abend des 13. Sep. kam er mit sechs andern Fliegern in einen Kampf gegen eine Überzahl amerikanischer Flieger. In Nebel und Sturm verlor er die Orientierung, kam Kampfgenossen ab und traf allein mit den Feinden zusammen. Das war sein Untergang. Drei Tage später fand man das verbrannte Flugzeug und die fast verkohlte Leiche im Moseltale, 15 km südlich Metz. Am 29. Sept. wurde er in Waiblingen, dem damaligen Dienstort seines Vaters, beigesetzt. Kelber zeigte klaren Blick, Geistesgegenwart, Mut und Selbstzucht. Dies bahnte ihm den Weg zum glänzenden Aufstieg und machte ihn im Verein mit seinen sonstigen Eigenschaften zu einem der besten, allseits beliebten Offiziere.“

aus: „Ehrenbuch der im Weltkrieg gefallenen kath. Lehrer Württembergs“, Biberach an der Riß 1927

Mittwoch, 12. September 2018

12. September 1918



„Der Regimentsstab traf am 7. September über Avesnes – Hirson – Charleville – Sedan in Spincourt zur Ausladung ein., nachdem die II. Abteilung bereits tags zuvor in Longuyon ausgeladen worden war. Die II. Abteilung hatte Unterkunft in Grand-Failly bezogen, ein Platz, der ihr aus den ruhmreichen Tagen des Jahres 1914 noch wohl bekannt war, und war im Anmarsch auf Spincourt. Die Lage war offenbar folgende: Die ursprüngliche Absicht, die Division in Ruhequartieren zwischen Longuyon und Mont-médy unterzubringen, war überholt, da das Oberkommando der 5. Armee mit franzö-sisch-amerikanischen Angriffen rechnete. Die Division wurde infolgedessen beschleu-nigt herangezogen und sollte näher an die Front als Eingreifdivision herangezogen werden. Die Division unterstand der Gruppe Ornes, dem K. u. K. 18. Korpskommando unter Feldmarschall-Leutnant Golginger. Im Laufe des 8. September trafen die I. und III. Abteilung ein. Sobald die Batterien in den Unterkünften einigermaßen eingerichtet waren, wurde die Ausbildung aufgenommen. Dabei wurde auf die Ausbildung der fast gänzlich fehlenden Spezialisten größter Wert gelegt. Dem großen Mangel an Kano-nieren half ein von der Ersatzabteilung eintreffender Nachersatz von 74 Mann ab. Die Vorbereitungen zum Erschießen der besonderen Einflüsse für alle Geschütze des Regi-ments auf dem Schießlatz Houdelaucourt wurden getroffen. Am 12. September wurde Spincourt mit einem schweren Flachfeuergeschütz beschossen, das Regimentsstabs-quartier wurde deshalb nach Muzeray verlegt.“

aus: „Das Württembergische Feldartillerie-Regiment König Karl (1. Württ,) Nr. 13 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart, 1928

Dienstag, 11. September 2018

11. September 1918



Vorbemerkung:
Adolf Kreuzberger wurde am 5. April 1918 beim Angriff auf Colincamps verwundet. nach Versorgung auf dem Verbandplatz kam er am 15. April 1918 zur bayerischen Kriegs-Lazarett-Abteilung Nr. 24, Gruppe 3, und von dort ins Reserve-Lazarett I in Bremen, Abteilung Technikum. Am 19.08.1918 wurde er ins Teillazarett Gutenberg in Mainz und am 22. August 1918 ins Reserve-Lazarett I, Zweiglazarett Paulinenstift, in Stuttgart verlegt, wo er am 11. September 1918 an Sepsis und Herzschwäche nach Hüftschuß verstarb. Die Regimentsgeschichte schreibt über den 5. April 1918:

„Schwere Opfer hat der Tag gefordert: 6 Offiziere, 71 Mann waren gefallen, 6 Offiziere und 250 Mann verwundet. Hohe Anerkennung wurde den Leistungen aller Mann-schaften und Offiziere des Regiments durch S. K. H. den Herrn Divisionskommandeur zuteil, auch der Kommandeur der bayerischen Nachbarbrigade zollte dem beispiellosen Vorgehen der Grenadiere bewunderndes Lob, aber leider war dem Regiment, das mit frischem Angriffsgeist zuversichtlich an die schwere Aufgabe herangegangen war, der wohlverdiente Erfolg versagt geblieben. Vorzügliche, todesmutige Führer und Soldaten, prächtige, treue und liebwerte Kameraden waren aus unseren Reihen gerissen.“

aus: „Das Grenadier-Regiment „Königin Olga“ (1. Württ.) Nr. 119 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927

Montag, 10. September 2018

10. September 1918



„An der Straße Hendecourt – Bullecourt hatte sich der Gegner zu besonders heftigem Widerstand in mehreren starken Maschinengewehrnestern festgesetzt, aus denen unserem Vorgehen sowohl in der Front wie auch weiter rechts auf Hendecourt aus der Flanke heftiges Feuer entgegenschlug. Die eigene Artilleriefeuerwalze war uns trotz unseres guten Tempos weit vorausgeeilt und hatte sehr bald überhaupt aufgehört. Das Bataillon forderte daher beim Schützenregiment artilleristische Wirkung gegen die Straße Hendecourt – Bullecourt an, freilich ohne Erfolg.
Etwa 300 Meter südlich Hendecourt schob sich die 2. Eskadron in die vordere Linie ein und lag dort zwischen Teilen der Infanterie-Regimenter 103 und 107.
Infolge der starken Maschinengewehrnester an der Straße Hendecourt – Bullecourt kommt der Angriff zum Stocken; ein einsetzender feindlicher Gegenstoß aber wird blutig abgewiesen.
Inzwischen hat sich auch die 3. Eskadron, die hinter der Mitte gefolgt war, in die vor-derste Linie eingeschoben und im Verein mit der 1. und 5. Eskadron nach erbittertem Kampfe gegen zähen Widerstand Hendecourt 11.45 vormittags genommen. Dabei haben sich die Verbände ziemlich vermischt, rechts ist Anschluß an das Inf.-Reg. 103 vorhanden, dagegen fehlt er nach links. Zunächst hält sich der Gegner noch in einem kleinen Waldstückchen nordwestlich Hendecourt; ein von dort einsetzender feindlicher Gegenstoß wird aber restlos abgeschlagen.
Daraufhin dringen die Eskadrons weiter vor. Das Wäldchen wird 12.15 Uhr von der 3. Eskadron genommen, über das sie in 300 Meter Tiefe Posten vorschiebt, während der Hauptteil der Eskadron am Nordwestrand des Waldes verbleibt. Zahlreiche Gefangene sind eingebracht.
Gleichzeitig stößt Leutnant d. R. Hermanny mit seiner Abteilung bis auf den Höhenrand nördlich Hendecourt vor. Um 1 Uhr nachmittags hat er den Höhenrand nördlich des Ortes mit Front nach Norden und Nordwesten besetzt. Ein Vorfeld von 300 Meter Tiefenausdehnung wird geschaffen.
Hiermit sind wir im endgültigen Besitz von Hendecourt.
Das Angriffsziel ist erreicht und die Angriffsbewegung kommt damit zum Stillstand.
Sämtliche Teile sind eingesetzt, zwei Züge der Maschinengewehr-Eskadron südlich Hendecourt, der dritte Zug südwestlich Riencourt.
Die Verluste des Regiments sind noch nicht genau zu übersehen, aber das sichere Gefühl. daß sie keinesfalls in einem Mißverhältnis zu dem errungenen schönen Erfolge stehen, erfüllt uns mit freudiger Genugtuung.
Kurz nach 1 Uhr setzt der Gegner zu einem Gegenangriff an, der jedoch in unserem Maschinengewehrfeuer liegen bleibt. Unter dem Schutze eines starken Artilleriefeuers auf unsere vorderen Linien baut der Feind von 2 Uhr an vorsichtig ab.
Mittlerweile ist aber auch die Munition bei uns höllisch knapp geworden. Auch die Verpflegung machte in diesen ganzen Tagen sehr erhebliche Schwierigkeiten. Mit Mühe und Not gelang es, Brot und Büchsenfleisch, freilich nur in sehr schmalen Portionen, vorzubringen; insbesondere Wassermangel machte sich häufig stark fühlbar.“

aus: „Dragoner-Regiment „König“ (2. Württ.) Nr. 26 im Weltkrieg 1914–1918“ Stuttgart, 1921

Sonntag, 9. September 2018

9. September 1918



„Flieger schwärmten in Massen Tag und Nacht über uns und bewarfen die zurückge-henden Truppen und Unterkunftsorte mit Bomben. In wenigen Tagen hatten wir wieder 6 Pferde eingebüßt.“

aus: „Das Ulanen-Regiment „König Karl“ (1. Württ.) im Weltkrieg 1914-1918“ Stuttgart, 1927

Samstag, 8. September 2018

8. September 1918



„Leider riß der Tod in den letzten Wochen des Krieges noch schwere Lücken in die Reihen der Stäbe und Batterien. Die im ganzen Heer und in der Heimat weitverbreitete Grippe forderte auch im Regiment viele Opfer. Bei manchen Batterien trat die Krankheit so schlimm auf, daß sogar die fernere Gefechtstätigkeit in Frage gestellt war. In einer Batterie z. B. standen für den ganzen Pferdebestand von über hundert Pferden nur noch acht Pferdepfleger zur Verfügung. Außer vielen tapferen Unteroffizieren und Mann-schaften des Regiments, die kurz vor dem Waffenstillstand durch diese schreckliche Krankheit dahingerafft wurden, starb daran, wie das Regiment in den Demobilmach-ungstagen erfuhr, auch Leutnant d. R. Hugger, der Beobachtungsoffizier des Stabes der III. Abteilung, der seit Bestehen des Regimentes demselben ohne Unterbrechung ange-hört hatte.“

aus: „Das Württembergische Feld-Artillerie-Regiment Nr. 116 im Weltkrieg“, Stuttgart 1921

Freitag, 7. September 2018

7. September 1918



„Am 2. September zur gewohnten Stunde um 6.30 Uhr vormittags fing der Engländer wieder zu trommeln an und nach einer halben Stunde ging seine Infanterie zum Angriff über. Die vom Regiment besetzten Grabenstücke werden in zähem Aushalten sämtlich gehalten, aber das Garderegiment Augusta bröckelte immer mehr ab. Unser II. Batl. war gezwungen, mit Front nach Süden eine Lücke, die durch das Zurückgehen der Garde entstanden war, abzuriegeln. Dadurch war die Verbindung mit dem hart bedrängten, aber zäh stand haltenden I. Batl. bei Allaines verloren gegangen. Leutnant d. R. Ohren des I. Batl., der an die im Norden kämpfenden Truppen des Regiments Anschluß finden wollte, fiel bei dieser schweren Aufgabe. Gegen 4 Uhr abends wichen die im Anschluß an das I. Batl. nach Norden kämpfenden Teile des Kaiser-Franz-Garderegiments unerwartet rasch zurück, so daß der Engländer dem III. Batl. in Flanke und Rücken kam. In der Front hatte das schwache Häuflein unter Leutnant d. R. Holder jedem Angriff standgehalten, aber von Flanke und Rücken gefaßt, wurde das III. Batl., bezw. was noch von ihm übrig war, nach mißlungenem Durchbruch, von der Überzahl erdrückt und gefangen genom-men. Nur der Bataillonsstab und der Unteroffizier Wenninger der 11. Komp. konnten sich nach Südosten durchschlagen. Dem übermächtigen Druck der Engländer weichend, aber besonders, um nicht das Schicksal des III. Batl. erleiden zu müssen, zogen sich das I. und II. Batl. kämpfend auf die Höhen von Aizecourt le Haut zurück. Der Gegner folg-te nur zögernd, so daß mit einbrechender Dämmerung die beiden Bataillone mit Teilen des Augusta-Regiments ohne Feindwirkung eine Stellung in alten Gräben bei Drien-court beziehen konnte.“

aus: „Das Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 478 und seine Stammtruppen Brigade-Ersatz-Bataillone Nr. 51, 52, 53 und Ersatz-Infanterie-Regiment Nr. 51“, Stuttgart 1924

Donnerstag, 6. September 2018

6. September 1918




„Am 4. September machte das Regiment 476 ein Unternehmen und brachte Gefangene ein. Ohne Vorbereitung holte kurz zuvor Vizefeldwebel Kopp mit einem Stoßtrupp der 2. Kompagnie drei Mann des französischen Regiments 97 aus der feindlichen Stellung. Am 6. September suchte der Feind die Angriffe zu vergelten. 6.20 Uhr vormittags setzte ein starkes Artillerie- und Minenfeuer auf die Stellung der 1. und 2. Kompagnie ein, nach dessen Abflauen der Franzose anlief. Er wurde aber heiß empfangen; in hartem Nahkampf behielten die beiden Kompagnien die Oberhand. Ohne sein Ziel zu erreichen, flutete der Angreifer mit schweren Verlusten in seine Ausgangsstellung zurück.“

aus: „Das Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 475 im Weltkrieg“, Stuttgart 1921

Mittwoch, 5. September 2018

5. September 1918


„Seit 30. 8. 1918, 800 m. südöstl. Vis en Artois ca. 14 km. südöstl. Arras (Nordfr.) vermißt.
Lt. Mitteilung der San. Komp. 15 D. F. P. [Deutsche Feld-Post] 719 v. 5. 9. 1918 ist Birker am 5. 9. 18., 2.15 Vorm. auf dem H. V. Pl. [Hauptverbandplatz] Bantigny infolge Granatverletzung am Bauch, Kopf und der r. Hand gestorben und auf dem Ehrenfriedhof Bantigny beerdigt.
den 11. 9. 1918
I. V.
Paul Glaser
Leutnant d. R. u. Komp.-Führer“

Zu den Ereignissen beim I./RIR 121 am 30. August 1918 siehe Beitrag vom 30. August 1918

Dienstag, 4. September 2018

4. September 1918



„Am folgenden Tag kam der langersehnte Ablösungsbefehl für die Division. Die Infan-terie wurde sofort herausgezogen, während das Regiment ganz allmählich in rückwär-tige Stellungen zurückgenommen wurde, um bei einem etwaigen Großangriff sofort wieder bei der Hand zu sein. Der 1. und 2. September hatte indessen den Feind so schwere Verluste gekostet, daß er zu einem großangelegten Angriff vorläufig nicht fähig war.
Die Hauptziele waren jetzt die Brücken, Schleusen und Stege über den Kanal, ferner Aizecourt le Haut und Allaines. Im Lauf des Tages bezogen 2. und 3. Batterie Stel-lungswechsel nordöstlich Longavesnes. Die III. Abteilung wurde in die Gegend Tin-court zurückgezogen. Erst in der Nacht auf den 4. September durfte die II. Abteilung zwischen Liéramont und Guyencourt Stellungen beziehen.
Die Feuertätigkeit war von nun an auf beiden Seiten im Verhältnis zu den vorhergehen-den Tagen ziemlich gering. Die I. Abteilung, von der ja noch 2. und 3. Batterie einge-setzt waren, schoß nur ganz wenig, die II. Abteilung feuerte vorübergehend heftig nach Moislains, wo der Feind am längsten aufgehalten worden war, die III. Abteilung nahm Bussu unter Feuer. Die feindliche Infanterie blieb jetzt ruhig und machte auch keine örtlichen Vorstöße mehr. Dies kam der Ablösung des Regiments sehr zu statten.“

aus: „Das Württ. Feld-Artillerie-Regiment Nr. 238 früher Württ. Ersatz-Feld-Artillerie-Regiment Nr. 65 im Weltkrieg 1914–1918“ Stuttgart, 1921

Montag, 3. September 2018

3. September 1918



„Ein Sergeant der Schwadron unseres Freundes schrieb aus dem englischen Gefange-nenlager: „Am 31. August 1918 stürmten wir Hendecourt und Rinecourt. Als einer der ersten stürmte Herr Leutnant stets voraus, als Vorbild eines deutschen Offiziers. Beim Versuch, die stark besetzte Straße Arras – Cambrai zu überschreiten, traf Herrn Leutnant ein Schuß unweit der Lunge; Gefreiter Schilling war sofort tot.
Ich lag mit meinem Stoßtrupp 100 Meter rechts davon und sah Herrn Leutnant und die zwei Mann fallen, wir waren aber zu nahe am Feind, kaum 30 Meter entfernt, alle an-dern waren weit hinter uns, ich mußte nun auch wieder zurück und gab Herrn Leutnant und die zwei Mann für tot und verloren. Sie zu holen, war bei der Nähe des Feindes unmöglich“.
Am Morgen kam dann Wellers Bursche zurück mit einer Karte, die er als letzten Gruß für Mutter und Schwester geschrieben hatte. Der Sergeant berichtet weiter: „Die Zeilen trafen tief mein Innerstes, ich machte mich sofort mit drei Mann auf, um Herrn Leutnant zu holen. Mein Leben preisgebend, gelangte ich kriechend auf dem Bauch in dem Granatloch an, wo Herr Leutnant lag, fand aber nur noch den toten Gefreiten Schilling, bemerkte jedoch in der Straßenmulde, wie die Engländer Herrn Leutnant wegschafften. Da ich kaum 15 Meter davon weg war, wurde ich auch von den Engländern entdeckt, im Moment gab ich für mein Leben nichts mehr, doch das Glück hielt seine Hand über mir, trotz dem starken Feuer, das mir den Tod bringen sollte, kam ich nochmal gesund da-von, aber ohne Herrn Leutnant zu retten.
Die letzten Zeilen:
„Meine Lieben! Ich glaube, daß ich sterben muß, das Atmen wird mir zu schwer, Schuß durch die rechte Lunge. Euch vielen Dank. Weint nicht um mich, ich bin nicht so brav und gut gewesen, wie ich hätte sein sollen. Euch und allen vielen Freunden und Ver-wandten herzlichen Dank.
Euer Sohn und Bruder Eugen.“
Diese Karte hat Weller seinem treuen Burschen Konrad andiktiert, der am andern Tag fiel, nachdem er sie dem stellvertretenden Schwadronsführer, Leutnant Schulz, gegeben hatte. Schulz selbst fiel ebenfalls; die Karte wurde der Mutter unseres Freundes von einem Engländer geschickt, der sie wohl dem gefallenen Leutnant abgenommen hat.“

aus: „Gedenkbuch der Tübinger Nicaria für ihre Gefallenen“, Tübingen 1933