Mittwoch, 31. Januar 2018

31. Januar 1918


„Der beabsichtigte Gasminenüberfall sollte und konnte nur stattfinden, wenn günstige Windverhältnisse herrschten, so daß das Gas zu den Belgiern hinübergetrieben wurde. Mit Spannung beobachteten die Gaspioniere täglich das Wetter. Da endlich am 29. Januar, 3.55 Uhr morgens, wurden die tausend eingebauten Gasminen elektrisch ent-zündet und schleuderten ihre Geschosse über den Iserfluß hinüber. Sofort einsetzendes Glockengeläute und Sirenengeheul kündeten den Gasalarm in der belgischen Stellung an, bald eröffnetes feindliches Artillerie- und M.-G.-Feuer konnte als Vergeltungs-schießen gedeutet werden. Über den Erfolg des Schießens wurde nichts bekannt; aber nach den Erfahrungen, die das Regiment später im Sommer 1918 an der Ancre bei derartigen englischen Gasminenschießen am Leben seiner eigenen Angehörigen machte, können solche Gasminen verheerend, vor allem moralisch furchtbar wirken. Das giftige Kampfgas ist überhaupt die furchtbarste und neben den Minensprengungen die unheim-lichste Waffe des Weltkrieges gewesen, unheimlich heimtückisch und äußerst gefährlich in seiner Wirkung.
Um die Monatswende Januar / Februar herrschte nebeliges, naßkaltes Wetter. Dies machte mehrfach eine besondere „Nebelbereitschaft“ notwendig, die in erhöhter Ge-fechtsbereitschaft, Verstärkung der Posten, insbesondere der Läufer- und Leuchtkugel-signalposten, vor allem aber in erhöhter Aufmerksamkeit bestand. Wenn auch keinerlei besondere Anzeichen für feindliche Unternehmungen irgendwelcher Art vorlagen, so war doch Vorsicht am Platze. Wir kannten dies von den früheren Stellungen her.“


aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 248 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1924

Dienstag, 30. Januar 2018

30. Januar 1918


„Die Batterien trafen sich dann wieder in Serravalle. Am 14. Januar begann von hier der Weitermarsch rückwärts, der uns am 15. Januar in unsere Ruhequartiere in den Raum von Pordenone brachte. Dort fanden die Batterien teils in Cimpello, teils in Brassi ganz leidliche Unterkunft. Hier lag die Abteilung ziemlich abseits von den anderen deutschen Truppen, allein für sich und sollte dort den Abtransport erwarten.
Die Zeit in Cimpello wurde ausgiebig zum Ausruhen benützt. Die anhaltende Gefechts-tätigkeit, die Märsche hatten ein starkes Ruhebedürfnis ausgelöst. Und die schöne Gegend, das milde Klima, nicht zuletzt der gute Wein sorgten für Erneuerung der Kraft. Danebenher wurde auch manch nettes, kleines Fest gefeiert, an dem die hier ansässige Bevölkerung ebenfalls Anteil nahm. Die Musik der Geba 6. die längere Zeit Winter-schlaf gehalten hatte, holte die Instrumente hervor und betätigte sich, wenn auch nicht immer melodiös, so doch recht geräuschvoll. So gingen die Tage dahin. Was kümmerte uns die kommende Zeit, jetzt genoß man das Leben! Der Dienst war leicht und vom Gefechtslärm war nur wenig zu hören. Kleine Übungen, Pferdepflege, Turnspiele sorgten dafür, daß die Knochen geschmeidig blieben.“


aus: „Die württembergische Gebirgs-Artillerie im Weltkrieg 1915-1918“, Stuttgart 1920

Montag, 29. Januar 2018

29. Januar 1918


„Die vordere Kampfstellung des Regiments, der „K 1-Graben“, zog sich von der Höhe Fille morte durch eine Senkung auf die Höhe 285 herüber und von hier auf die Jäger-höhe. Etwa im linken Drittel der ursprünglichen Regimentsstellung war der Kampfgra-ben eine Vorderhangstellung gegen die tief eingeschnittene Schlucht des „Kessels“. 100 – 150 m unterhalb am Hang war der vorderste französische Graben. Die 2. und 3. Linie der feindlichen Stellung waren am jenseitigen Hang und auf der Höhe der Cheppenase, westlich das Livonnièrewerk, östlich das Chevallierwerk, verbunden durch den Cheval-liergraben. Ganz anders waren die Verhältnisse von der Höhe 285 nach Westen bis zur Fille morte. Hier hatten sich die deutschen Truppen in schweren, verlustreichen Kämp-fen vom Herbst 1914 bis in den Sommer 1915 langsam vorgearbeitet und hatten zuletzt im Juli 1915 in einem großen Angriff die beiden Höhen genommen. Sie haben die höchsten Erhebungen auch im wesentlichen gehalten, aber nicht verhindern können, daß der Gegner sich nahe von ihnen wieder einnistete. Nun war ein heftiger unterirdischer Kampf entbrannt, in dem beide Parteien sich gegenseitig die vordersten Stellungsteile wegsprengten. Das Ergebnis dieses Minenkriegs war, daß nun zwischen den beiden Stellungen sich ein durchlaufendes, bis etwa 50 m breites Band von teilweise recht tiefen Sprengtrichtern mit mehr oder weniger steilen Rändern hinzog, das fast wie ein Zwinger im mittelalterlichen Befestigungswesen gleichzeitig auch ein ernsthaftes Hin-dernis bildete. Nur an einzelnen Stellen, wo die Trichterwände unter dem Einfluß der Witterung sich verflacht hatten oder wo sogenannte Trichterbrücken stehen geblieben waren, war ein Hinüberkommen möglich, wenn auch schwierig.“


aus: „Das Württembergische Landw.-Infanterie-Regiment Nr. 125 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1926

Sonntag, 28. Januar 2018

28. Januar 1918


Bericht der deutschen Obersten Heeresleitung:
Vom Luftkrieg
In der Nacht vom 3. auf 4. Januar beabsichtigte Fliegerangriffe auf Mannheim, Rastatt und Freiburg scheiterten an unserem Abwehrfeuer. Einige abgeworfene Bomben verur-sachten keinen oder ganz unbedeutenden Schaden.
In den frühen Morgenstunden des 6. Januar bewarfen feindliche Flieger wiederum Mannheim, Ludwigshafen, Offenburg und Freiburg mit einigen Bomben. Der angerich-tete Sachschaden ist gering. Eine Person getötet, drei verletzt.
Bei einem am 14. Januar auf Karlsruhe erfolgten Fliegerangriff wurden einige Bomben abgeworfen. Eine Person wurde ganz leicht verletzt. Militärischer Schaden ist nicht entstanden, der sonstige Sachschaden gering.
Am 28. Januar wurden London und Sherneß erfolgreich mit Bomben beworfen.“


aus: „Kriegstagbuch aus Schwaben“, Stuttgart 1917

Samstag, 27. Januar 2018

27. Januar 1918


„Am 20. 1. 18 ins Res.-Laz. II Gmünd, starb am 27. 1. 18 9.45 Uhr vorm. im Res. Laz. I Gmünd, Abt. städt. Spital an den Folgen einer Blutvergiftung r. Arm nach Dornstich im r. Zeigefinger. Die Beerdigung fand am 30. 1. 18 1 Uhr nachm. auf dem hiesigen Friedhof statt.“


aus: Stammrolle der Garnisons-Kompagnie, Ersatzbataillon Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 126 lfd. Nr. 2839

Donnerstag, 25. Januar 2018

25. Januar 1918


„Dieser Truppenteil erstand aus der Umwandlung der aus Beamten bestehenden Etap-pentelegr.-Direktion im Bereich der 4. Armee. Diese Umwandlung brachte der 1. 11. 16. Hierbei entstanden insofern gewisse Härten, als Beamte, die bisher in leitenden Stel-lungen waren, plötzlich Funker wurden, aber diese Tatsache ließ sich durch die „Mili-tarisierung“ nicht vermeiden.
Ihre Unterbringung war bei Gent notwendig, da ihre Tätigkeit in diese Gegend fiel. Sie gliederte sich in eine Bau- und Betriebs-Abteilung, und ihre Tätigkeit bestand im Bau und Ausbau von Leitungen und in der Besetzung der Stationen in Gent. Es waren zu-nächst vorhanden: das Amt Gent mit 69 Fernleitungen, 627 Teilnehmern, 3 Fernschrei-berleitungen, ferner die Störungsbeseitigungsstelle Gent und Störungssucherposten auf den Außenstationen. Außerdem wurden 27 Fernsprechstationen im Etappengebiet ein-gerichtet.
Das Leitungsnetz und der Betrieb auf den Stationen wuchs mit den erhöhten Anforder-ungen des Krieges gewaltig.“


aus: „Die württembergischen Nachrichtentruppen im Weltkrieg 1914–18“, Stuttgart 1926

Mittwoch, 24. Januar 2018

24. Januar 1918


„Auch der Monat Januar verlief ruhig. Ein vom Inf.-Rgt. 479 am 23. unternommener Vorstoß brachte zwei Gefangene ein. Im Anschluß an dieses Unternehmen ging Füs.-Rgt. 122 verstärkt durch Teile der Sturmabteilung der Division gegen die im Vorgelände des Forges-Bach stehenden feindlichen Postierungen vor. Es gelang 8 Gefangene zu machen; diese gehörten der 34. französischen Inf.-Div. an.“


aus: „Die 243. württ. Infanterie-Division im Weltkriege 1917–1918“, Stuttgart 1926

Dienstag, 23. Januar 2018

23. Januar 1918


„Nach dreimonatlichem Aufenthalt im Abschnitt Franken traf am 23. Januar der Befehl für die Ablösung des Regiments ein. Am 30. übergab Oberstleutnant von Alberti den Abschnitt seinem Nachfolger, dem Kommandeur des Reserve-Infanterie-Regiments 25.
Die Gesamtverluste des Regiments während des Aufenthalts in dieser Stellung betrugen: 18 Tote, 52 Verwundete und 7 Vermißte.“


aus: „Das Füsilier-Regiment Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn (4. württ.) Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921

Montag, 22. Januar 2018

22. Januar 1918


„Der Monat Januar stand im Zeichen wechselnder Witterung, selten gab’s einen schönen Tag, meist war es trübe, regnerisch verbunden mit Schneetreiben, stürmisch, dann trat nach kurzem Frost wieder Tauwetter ein, dem anhaltender Regen folgte, kurz, es war ein Wetter, das der Truppe in vorderer Linie viel zu schaffen machte, denn ein großer Teil der Betonunterstände und fast alle Wellblechhütten konnten nur in dauernder Arbeit einigermaßen bewohnbar gehalten werden. Es war deshalb nötig, Kampfbataillon und Bereitschaftsbataillon nach 3 Tagen wechseln zu lassen, während das Ruhebataillon 6 Tage in Ruhe blieb. Die Verpflegung konnte stets aus den zweckmäßig eingerichteten Stellungsküchen durch Trägertrupps vorgebracht werden und kam in den doppelwan-digen, mit schlecht wärmeleitendem Material ausgefüllten Speiseträgern noch ganz warm in vorderer Linie an.
Die feindliche Infanterietätigkeit beschränkte sich auf das Absuchen des Vorfeldes durch schwache Patrouillen, die Artillerie richtete ihr mäßiges Störfeuer meist ins Hintergelände und zu den Batterien und nur ab und zu gegen die vordere Linie. Es war also im allgemeinen eine ruhige Front, aber der Dienst verbrauchte doch nach und nach die Kräfte, wenn auch die Verluste nicht stark waren, außerdem wurden die Kampf-stärken der Kompagnien dadurch sehr geschwächt, daß für Trägertrupps, zum Masken-bau und für den Pionierpark viele Leute abgegeben werden mußten.“


aus: „Das Württ. Infanterie-Regiment Nr. 180 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921

Sonntag, 21. Januar 2018

21. Januar 1918



„Französischer Angriff am 21. Januar 1918. Nach ruhiger Nacht setzte 7.50 Uhr vormit-tags äußerst heftiges Artillerie- und Minenfeuer aller Kaliber auf den Regimentsab-schnitt und Abschnitt E (L. 120) ein.  Das Feuer lag auf  D Ib (7. Kompagnie), D IIa (11. Kompagnie) und D IIb (10. Kompagnie) und zwar vor allem auf der zweiten und dritten Linie (K 2 und K 3), weniger auf K 1 und dem Abschnitt westlich des Mortier-tales; auch das Zwischengelände bis nördlich des Münkelagers und der Barrikadenhöhe erhielt viel Feuer. Das ließ nichts Gutes ahnen.
Da die Reservekompagnien des K.-T.-K. D 2, die 9. und 12. Kompagnie im Münkelager, seit dem frühen Morgen im Arbeitsdienst in der Stellung aufgeteilt waren und bei dem schweren Feuer nur allmählich nach dem Lager zurückgezogen werden konnten, wurde D 2 auf Antrag des K.-T.-K. die Reservekompagnie im Barrikadenlager (6. Kompagnie) zur Verfügung gestellt; 3 Stoßtrupps dieser Kompagnie wurden im Münkelager bereit-gestellt. Das feindliche Feuer (verstärkt zu Feuerwirbeln um 10. 12 und 2 Uhr) wurde von unserer Artillerie und den Minenwerfern kräftig erwidert.
3.35 Uhr nachmittags steigerte sich das Feuer zum stärksten Trommelfeuer. Die ganze Stellung lag in dichtem Qualm; am stärksten lag nun das Feuer auf D 2a und davor zur Zerstörung des Hindernisses. 4.05 Uhr nachmittags verlegte der Gegner in D 2a das Feuer auf die K 2- und K 3-Linie und gab Raum dem Ansturm von etwa 2 Kompagnien. Gleichzeitig wurde von uns das Sperrfeuer durch Leuchtzeichen und Sperrfeuer ange-fordert, das schnell einsetzte.
Der Gegner kam in 3 großen Stoßtrupps. Der westliche wurde von den zwei Gruppen auf dem rechten Flügel der Kompagnie durch Handgranaten abgewiesen; er zog sich zurück und wurde von D Ib (Offizierstellvertreter Brugger, 7. Kompagnie, mit einer Gruppe) ebenso von D Ia aus mit leichten und schweren M.-G. lebhaft beschossen (erhebliche Verluste). Dem mittleren und östlichen Stoßtrupp gelang es, über die K 1-Linie bis zum Gilsa-Stützpunkt vorzudringen. Die Bedienung des M.-G. 08 Nr. 17 wehrte sich gegen den anstürmenden Gegner. Der Gewehrführer und 1 Mann der 11. Kompagnie fielen im Nahkampf, sie wurden durch Ohrenabschneiden verstümmelt. Der Zweck dieser Barbarei wurde uns erst klar, als wir durch Gefangene hörten, daß für jeden lebenden deutschen Gefangenen 150, für jeder Toten 100 Frs. bezahlt wurden. Ein Mann wurde hier gefangen, 2 konnten entweichen. Der stellvertretende Kompagnie-führer, Leutnant Rau, befand sich mit einigen Leuten (Dienstzimmerpersonal, Selbstret-tertrupp, Telephonisten und Sanitätsunteroffizier) im Gilsastützpunkt. Auf dem Unter-stand lag schwerstes Feuer; kaum war es weiter zurückverlegt, da stand der Gegner am Eingang. Verteidigung war unmöglich. Der Kompagnieführer entwich mit einigen Leuten durch einen Seitenausgang und holte seinen Reservezug aus der Moselkaserne. Die andern Leute (darunter der tüchtige Vizefeldw. Klett, stellvertretender Kompagnie-feldwebel) wurden inzwischen gefangen, konnten aber zum Teil im Trichterfeld wieder entweichen.
Von allen Seiten drangen nun Stoßtrupps vor, d. h. außer dem Reservezug der 11. Kom-pagnie ein Stoßtrupp der 6. Kompagnie vom Barrikadenlager aus, der 7. Kompagnie von D Ib, der 12. und 9. Kompagnie vom Münkelager, aber sie kamen nicht mehr zum Schuß; ebenso schnell, als der Gegner eingebrochen war, hatte er sich wieder zurück-gezogen. Der Gegner war auch von D 2b unter Feuer genommen worden, obwohl sehr starkes Feuer auf dieser Stellung lag und zwei l. M.-G. und ein M.-G. 08 verschüttet worden waren.
Es wurde von verschiedenen Stellen beobachtet, daß der Gegner erhebliche Verluste erlitt, aber sofort alle Verwundeten und Toten zurückgeschafft hat. Ein Gegner wurde durch einen Volltreffer völlig zerrissen.
Die Verluste des Regiments betrugen 7 Tote, 13 Verwundete, 14 Vermißte. Der Gegner hatte auch bei L. 120 und 125 Teilangriffe gemacht, ein Erfolg blieb ihm dort versagt. Die Gesamtverluste der Division betrugen 25 Tote und 20 – 30 verwundete. Das war bei dem großen Aufwand an Munition – man schätzte ihn auf 120 bis 150 000 Geschosse – nicht verwunderlich.“


aus: „Das Württembergische Landw.-Inf.-Regiment Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923

Samstag, 20. Januar 2018

20. Januar 1918


„Am 29. Dezember verstärkte sich das feindliche Artilleriefeuer gegen den Tomba, starke Mineneinschläge konnte man beobachten, viele feindliche Flieger waren in der Luft und kreisten über dem Tombagebiet und dem Querobecken, so daß auf einen feindlichen Angriff in Bälde zu rechnen war. Am 30. Dezember verstärkte sich das feindliche Feuer. Gegen Mittag hagelte es oben Granaten. Das war schon beklemmend anzusehen. Um 3 Uhr nachmittags, nachdem das Trommelfeuer stundenlang vorgear-beitet hatte, wurde unsere Linie auf dem Tomba eingedrückt und nach Osten zu aufgerollt. Wie wütend schossen unsere Batterien und riegelten den Ostteil des Mont-fenera, der noch in unserem Besitz geblieben war, gegen westen durch gut liegendes Sperrfeuer ab. Da gab es keine Ermattung, was die Rohre hergeben konnten, wurde hinausgeschossen. Der Angriff konnte auch glücklich zum Stehen gebracht werden. Allmählich brach die Nacht herein und man konnte nicht mehr genau unterscheiden, wo Freund, wo Feind lag. Nur die vielen aufsteigenden Leuchtraketen der Italiener, die lange in der Luft schwebten, zeigten uns annähernd die Linie des Feindes. In der Nacht wurde auch der Ostteil des Montfenera geräumt und die Infanterie in eine neue Vertei-digungslinie im Querobecken zurückgenommen. Die Batterie 11, die in ihrer vorgescho-benen Stellung zu stark bedroht war, erhielt ebenfalls Befehl, weiter rückwärts eine neue Verteidigungsstellung zu beziehen, und räumte in der Nacht vom 2. auf 3. Januar in aller Stille und Heimlichkeit ihre Stellung am M. Vianar, um in der Nähe der Quartiere eine Aufnahmestellung zu beziehen. Sehr niederdrückend war die Nachricht, daß einer unse-rer besten Offiziere, der Leutnant Kleinknecht, der während des Trommelfeuers die Ver-bindung mit der Infanterie aufrecht erhalten sollte, auf dem Tomba schwer verwundet worden sei. Er wollte nochmals aus vorderster Linie gegen den Feind beobachten und wurde am Morgen des 30. Dezember durch einen Infanterieschuß tödlich verwundet.“


aus: „Die württembergische Gebirgs-Artillerie im Weltkrieg 1915-1918“, Stuttgart 1920
Bild: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand M 708

Freitag, 19. Januar 2018

19. Januar 1918


„Das erste Halbjahr 1918 brachte in der Gefechtstätigkeit der Division im allgemeinen keine erhebliche Änderung. Die Unternehmungen mußten, um der Kampfesweise der Franzosen gegenüber Erfolg zu haben, in immer größerem Rahmen angelegt werden; demgemäß steigerte sich die Schießtätigkeit der Artillerie. Die Ausbildung hinter der Front wurde mit größtem Nachdruck betrieben und faßte nunmehr auch die Möglichkeit eines Angriffs unsererseits ins Auge.
Die 3 Regimentsabschnitte der Division waren vom rechten Flügel ab mit Buchstaben D (122), E (120) und F (125) bezeichnet. Vom 18. Januar ab steigerte sich das feindliche Artillerie- und Minenwerferfeuer zu größter Lebhaftigkeit gegen die ganze Front.“


aus: „Die 2. (württ.) Landwehr-Division im Weltkrieg 1914–18“, Stuttgart, 1921

Donnerstag, 18. Januar 2018

18. Januar 1918


„Über Pingano wurde auf schlechten Wegen Valeriano und anderntags Maniago erreicht, wo die Österreicher abgelöst und die Kompagnien auf einen großen Bezirk verteilt wurden. Eier und Butter gab es genug, aber kein Salz. Die Pferde taten sich am Mais gütlich. Unter der dortigen Bevölkerung traf man viele Gestalten mit blauen Augen und blondem Haar, Nachkommen der einstigen germanischen Langobarden. Auch wird viel deutsch gesprochen. Über Weihnachten lag der Bataillonsstab in Spilimbergo am Tagliamento, wo der Kommandeur die Etappenkommandantur übernahm, während die Kompagnien an verschiedenen Orten, so in Cividale, Sacile, Vittoria, mit Gefangenen-bewachung vollauf beschäftigt waren. Am 19. Januar 1918 kam der Stab nach Pordenone hinab, einer alten, schmutzigen Stadt, wo ihm zehn weit auseinandergelegene Gefangenenlager unterstellt wurden.“


aus: „Landsturm vor! Der mobile württembergische Landsturm im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart, 1929

Mittwoch, 17. Januar 2018

17. Januar 1918


„Mitte Januar belegt die feindliche Artillerie Stadt und Stellung mit starkem Störungs-feuer. Ein Unternehmen erfolgt jedoch nicht. In der Stellung erscheinen Gasonkels und fangen zu arbeiten an. Sie sind keine gern gesehenen Gäste, denn es ist doch immer so, daß sie, wenn sie endlich ihr Gas an den Mann gebracht haben, schnell verschwinden, und daß dann die Stellungstruppe das feindliche Vergeltungsfeuer über sich ergehen lassen muß.“


aus: „Ehrenbuch des württembergischen Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 248“, Stuttgart 1932

Dienstag, 16. Januar 2018

16. Januar 1918


Zusätze zu den Personal-Notizen:
In Baalon (Frankreich) am 16. 1. 18 Vorm. 7.30º gestorben infolge Selbstmord (durch Erschießen mit dem Dienstgewehr)
Brouennes, den 17. 1. 18.
Hermann Lempp

Hauptmann u. Komp.-Führer.“

„Zusätze zu den Personal-Notizen:
Großmann war mit der Gefangenenbewachung in der Etappe beschäftigt. Ursache des Selbstmordes scheint durch die Kriegstätigkeit & Trennung von der Familie hervor-gerufene Schwermut gewesen zu sein. Kriegsdienstbeschädigung wird angenommen.
Dienstbeschädigungsliste liegt bei.
gez. Lempp“

Bilder: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand M 493

Montag, 15. Januar 2018

15. Januar 1918


„Der Januar brachte dem Regiment keine Änderungen seiner taktischen Lage, nur Ar-beit und immer wieder Arbeit! Das um die Monatsmitte einsetzende Tauwetter hatte umfangreiche Beschädigungen der Stellung zur Folge. Die Entwässerung wurde unter-brochen, nachdem infolge feindlicher Artilleriewirkung der Betrieb der elektrischen Pumpwerke in Violaines und La Bassée ins Stocken geraten war. Ganze Gräben rutsch-ten ein; viele Strecken standen völlig unter Wasser. Die Wiederherstellungsarbeiten litten außerordentlich unter der bis gegen Monatsende auffallend gesteigerten, mit reger Luftaufklärung verbundenen englischen Fliegertätigkeit. Die Nässe und die starke phy-sische Inanspruchnahme der Truppe machte eine Änderung im Ablösungsturnus nötig: fortan blieben die Kompagnien nur 10 Tage anstatt wie seither 12 in Stellung und Be-reitschaft, hatten aber dafür auch nur 5 (bisher 6) Tage Ruhe.“


aus: „Das 8. Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 126 „Großherzog Friedrich von Baden“ im Weltkrieg 1914-1918ׅ, Stuttgart 1929

Sonntag, 14. Januar 2018

14. Januar 1918


„Jetzt ging es an die Ausbildung für die Angriffsschlacht. Die Unteroffizierlehrkom-pagnien und Rekrutendepot brauchten die neue Taktik zur Anschauung. Durch sie konnte der Divisionskommandeur die neuen Formen zeigen lassen. Die höheren Führer legten um so mehr Wert darauf, als in erster Linie durch die Division bis ins Einzelne gehende Pläne ausgearbeitet waren, die als Grundlage für einen großen Angriff dienen sollten, der uns in den Besitz der beherrschenden Vogesenberge bringen mußte.“


aus: „Die 26. (württ.) Landwehr-Division im Weltkrieg 1914-18“, Stuttgart 1922

Samstag, 13. Januar 2018

13. Januar 1918


„Fliegerleutnant Max Pappenheimer, Sohn des Lehrers der jüdischen Gemeinde, der am 13. vorigen Monats bei einem Beobachtungsflug von der Kugel eines englischen Jagd-flugzeuges ins Herz getroffen war, wurde kürzlich bestattet. Dem bescheidenen Sinne ihres Sohnes entsprechend, hatten die Eltern davon abgesehen, die Bahre in die Stadt bringen zu lassen, sie hatten für Musik und Kondukt des Bataillons gedankt (sc. diese abgesagt), und so bewegte sich der lange Trauerzuge vom Bahnhofe Königshofen nach dem Jahrhunderte alten jüdischen Friedhofe in Unterbalbach, woselbst eine militärische Abordnung Aufstellung genommen hatte. Dortselbst angekommen, nahm der Rabbiner das Wort: Auf Wunsch der Eltern müsse er davon absehen, die Verdienste des verbli-chenen Helden zu feiern; nur ein Gebet zu sprechen sei ihm gestattet. 
Im engen Rahmen eines selbstverfassten Gebets gab nun der Rabbiner an der Hand des Klagelied Davids um Saul und Jonathan eine Schilderung des Wesens des prächtigen Mannes, seiner geraden, aufrechten, gerechtigkeitsliebenden Gesinnung, seiner An-spruchslosigkeit und Herzensgüte, seiner glühenden Vaterlandsliebe, seiner alles durch-dringenden Pflichttreue und vor nichts halt machenden Freudigkeit im Dienste, die ihm alles, das Höchste wie das Geringste, mit Feuereifer zu vollbringen antrieben. Darauf teilte der Redner noch mit: dass von zuständiger Seite aus dem Felde gemeldet wurde, dass Pappenheimer einer der eifrigsten und erfolgreichsten Flieger, nicht allein seiner Flugabteilung, sondern der ganzen Westfront gewesen sei. In einem Jahre habe er 228 Flüge vollbracht und mehr als 100 Batterien eingeschossen. Noch von seinem Todes-fluge habe er wertvolle Beobachtungen und Fotografien mitgebracht. In seiner Ab-teilung hätte er eine Sonderstellung eingenommen, denn alle bewunderten ihn ob seiner Leistungen und liebten ihn wegen seiner vornehmen, bescheidenen Gesinnung. Wegen seiner Verdienste sei er zum Ritterkreuze des königlichen Hausordens von Hohenzollern eingegeben gewesen. Pappenheimer besaß bereits das Eiserne Kreuz 2. und 1. Klasse, sowie die Württembergische goldene Tapferkeitsmedaille und Auszeichnung für Flie-ger.“

aus: „Frankfurter Israelitisches Familienblatt“ Frankfurt a./M.,  8. Februar 1918
Bild: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand M 708

Freitag, 12. Januar 2018

12. Januar 1918


„Das Jahr 1918 begann mit der üblichen Schießerei, besonders an der Front; in Handzaeme beteiligten sich daran feindliche Flieger mit Bomben, ohne jedoch Schaden anzurichten. Die Stellung wurde Anfang Januar etwas nach links verschoben. Mitte Januar kam das Regiment vom linken Flügel der Division nach dem rechten an den Blancartsee. Dort war die Unterbringung etwas besser, das Gelände nicht zu sehr zer-schossen und die Verbindung nach hinten besser. In den Trümmern des Schlosses Blancart wurden Küchen eingerichtet, wodurch die Verpflegung wesentlich verbessert und erleichtert wurde.“


aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 121 im Weltkrieg 1914–1918“ Stuttgart, 1922

Donnerstag, 11. Januar 2018

11. Januar 1918


„Während nun für die Mannschaft in der vorderen Stellung der Kampf mit dem Feind ein mäßiger blieb und dementsprechend auch die Verluste, so wurde der Kampf gegen Nässe und Kälte über alle seitherigen Begriffe schlimm, das Wetter war bald Eis und Schnee, bald naßkaltes Tauwetter mit Regen. Kein Wunder, daß der Krankenstand von Tag zu Tag mehr in die Höhe schnellte.
Die Trichter waren in ihrem untersten Teil voll eisigen Wassers. In diesen Trichtern dicht über dem Wasser, ja oft mit den Füßen darin, mußte eine ganze Anzahl Menschen Tag und Nacht leben. in die Trichter eingebaute Gestelle konnten das Elend mildern, aber nicht beseitigen, denn bei neuem Regen stieg eben das Wasser und ein zu hohes Gestell beeinträchtigte die Deckung.
Unterstände waren nur in geringer Zahl vorhanden, jeder Verkehr zwischen diesen und der Trichterbesatzung blieb auf Nacht und Nebel beschränkt.
Das sogenannte Ruhebataillon, die Reserve des Regiments, war in den stark zerschosse-nen Häusern zwischen Westrosebeke und Sleyhage untergebracht, später teilweise in der Ölmühle. Es erhielt oft Artilleriefeuer, die Fenster waren davon längst alle zertrümmert, Dächer und Wände durchlöchert, also von Erholung, von der Möglichkeit, sich zu er-wärmen, und gar von Ruhe konnte keine Rede sein.“


aus: „Das Württembergische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 120 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920

Mittwoch, 10. Januar 2018

10. Januar 1918


„Die Tuberkulosebekämpfung und -Behandlung wurde in der Heimat unter Leitung des Kriegs-Sanitätsinspekteurs in großzügiger Weise eingeleitet. Bleibende Verdienste er-warb sich hier insbesondere der Tübinger innere Kliniker Professor Dr. Otfried Müller. Von den wichtigsten Maßregeln sei die Einrichtung von Lungenbeobachtungsstationen abgeführt, die erforderlich wurden, weil anfangs viele verdächtige Fälle in Heilanstalten verlegt wurden, bei denen sich die Diagnose Tuberkulose nicht bestätigte. Die Heilstät-ten mußten für die wirklich Tuberkulösen vorbehalten bleiben, und zwar für diejenigen, bei denen Aussicht auf Heilung oder Besserung bestand. Von der Medizinalabteilung des Kriegsministeriums wurden eingehende Vorschriften über das Verfahren bei der Be-handlung und Entlassung tuberkulöser Heeresangehöriger herausgegeben, womit einer-seits einer Weiterverbreitung vorgebeugt, andererseits möglichste Fürsorge für den ein-zelnen Erkrankten getroffen wurde.
Die wichtigsten Punkte seien hier kurz erwähnt: Strenge Isolierung innerhalb der Laza-rette, Verbot der Revierbehandlung auch der verdächtigen Fälle, beschleunigte Entlas-sung aller Tuberkulösen, bei denen Dienstbeschädigung nicht in Frage kam, Überweis-ung der Tuberkulösen mit Dienstbeschädigung, soweit Heilungs- oder Besserungsaus-sicht vorhanden war, an die Lungenheilstätten, wo Besserung nicht mehr erreicht wer-den konnte, Überweisung in ein ihrem Heimatort naheliegendes Lazarett, strengstes Verbot, Tuberkulöse zum Ersatztruppenteil zu entlassen oder dem Berufsleben zurück-zugeben ohne Anmeldung bei den bürgerlichen Verwaltungsstellen (Landesversicher-ungsanstalt), welchen für den Kranken und seine Familie die weitere Fürsorge zu über-nehmen hatte.
Verteilung und Verlegung aller Tuberkulösen war bei der Krankenverteilungsstelle des Sanitätsamts zentralisiert, wo über alle Lungenkranken eine Kartothek geführt wurde. Jeder Tuberkulöse, sowie das Pflegepersonal, unter dem zahlreiche Ansteckungen bei Schwestern und Wärtern vorkamen, erhielt das Tuberkulose-Merkblatt des Kaiserlichen Gesundheitsamts ausgehändigt.
Die Zahl der tuberkulösen Heeresangehörigen in Württemberg beginnt im August 1914 mit 53 und steigt im Herbst 1916 auf über 1000, um gegen Ende des Kriegs auf etwa 700 zu sinken.“


aus: „Das Sanitätswesen im Weltkrieg 1914–18“, Stuttgart 1924

Dienstag, 9. Januar 2018

9. Januar 1918



„( … ) Am 29. 10. 17 ins Revier mit Quetschwunde lk. Unterkiefer mit Blutung aus r. Ohr (Contrecoup) Kr. d. B.
Am 30. 10. 17 der Krankensammelstelle Brieulles überwiesn.
 “ 31. 10. 17 im Kriegs laz. Abt. 28 aufgenommen.
 “ 9. 1. 18 5º Nachm. im Kriegslaz. Stenay. Kriegslaz. Abtlg. 28 infolge Sepsis gestorben u. auf dem Friedhof in Stenay begraben ( … )“


Bild: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand M 462

Montag, 8. Januar 2018

8. Januar 1918


Pionier Anton Zeiler.
Pionier-Rgt. 35, 3. Komp., gefallen 8. Januar 1918.
Der ledige Maschinen-Arbeiter Anton Zeiler ist geboren am 28. April 1898 in Ehe-stetten O.-A. Münsingen als Sohn der früheren Bauers- jetzt Taglöhners-Eheleute Joh. Bapt. und Kreszentia Zeiler, geboren Treß. Nach 7 jährigem Volksschulbesuch lernte er in der hiesigen Maschinenfabrik als Fräser, arbeitete ebenda 4 Jahre als Geselle, zuletzt im Luftschiffbau Friedrichshafen, bis zu seiner Einberufung am 11. Januar 1917. Nach seiner militärischen Ausbildung beim Pionier-Regiment 13 in Ulm wurde er zum Pionier-Bat. 36 nach Berlin versetzt, von dort nach dem Munsterlager bei Hannover. Im Oktober 1917 rückte er ins Feld zum Pionier-Bat. 35. Nach kurzem Dienst an der italienischen Front wurde er an die Westfront gezogen, wo er am 8. Januar 1918 im Walde Rauff, Höhe 2, den Heldentod für das Vaterland erlitt. Der brave Sohn seiner Eltern, der treuliebende Bruder von 6 Geschwistern liegt begraben auf dem Pionier-friedhof Thiaucourt.
Die Kameraden der Korporalschaft schreiben an die Familie Zeiler:

Geschrieben den 11. Januar 1918.
Werte Familie Zeiler!
Ein trauriges Ereignis in unserer Kompagnie zwingt uns, Euch eine traurige Nachricht mitzuteilen. Am 8. Januar nachmittags mußten durch einen Volltreffer in unsere Baracke im Waldlager Rauff, ca. 2 km südlich von Thiaucourt, 8 unserer lieben Kameraden ihr junges Leben lassen, darunter auch Euer lieber Sohn Anton; außerdem wurden noch 4 schwer verwundet. Am 10. Januar nachmittags 1 Uhr wurden sie auf dem Soldaten-friedhof Thiaucourt beerdigt. Den eßbaren Inhalt der an ihn adressierten Pakete haben wir in unserer Korporalschaft verteilt. Die Uhr sowie auch die Bekleidungsstücke schicken wir wieder zurück. Wir sagen Euch für das uns dadurch Zugefallene unseren herzlichen Dank und sind zu näheren Mitteilungen gerne bereit. Wir verlieren in Anton einen guten Kameraden und werden ihm ei ehrendes Andenken bewahren. Für die erste Korporalschaft:
Leonhard Paulus, Hans Burkhardt. Hermann Weiler.“


aus: „Schwäbische Helden Weingarten (in Wttbg.) im Weltkrieg“, Stuttgart 1920

Sonntag, 7. Januar 2018

7. Januar 1918


„Am 7. Januar mißlang eine gegen den Stützpunkt Tölz gerichtete Unternehmung „Sil-vester“ dadurch, daß kurz vor dem festgesetzten Beginn Artilleriefeuer aus dem Nachbarabschnitte in der Nähe des Angriffszieles einschlug und die Aufmerksamkeit der französischen Grabenbesatzung erregte. Zwei Stoßtrupp fanden die von ihnen abzu-suchenden Grabenstücke von ihrer Besatzung verlassen und muten deshalb unver-richteter Dinge zurückkehren, die beiden anderen Stoßtrupp stießen auf die zur Abwehr zusammengezogene überlegene Grabenbesatzung. Trotzdem drang der Führer, Leutnant d. R. Göhle, gefolgt von dem Unteroffizier Schlecht, den Gefreiten Knaus und Fischer und dem Musketier Schelling nach erbittertem Handgranatenkampfe in den franzö-sischen Graben ein. Aber beim Vordringen im Graben, den eine Leuchtkugel im ungün-stigsten Augenblicke erhellte, liefen die Stürmenden in das Feuer einer Gruppe Fran-zosen hinein, welche hinter einer Schulterwehr im Anschlage lagen. Leutnant Göhle fiel, Unteroffizier Schlecht erhielt einen Schuß durch den Arm, Gefreiter Fischer wurde durch einen Schuß in die Hüfte, Musketier Schelling durch einen Bauchschuß schwer verwundet. Auch die folgenden Teile der beiden Stoßtrupp erhielten durch das franzö-sische Gewehrfeuer so schwere Verluste, daß ein weiteres Vorgehen unmöglich wurde. Zwei Mann fielen, drei weitere wurden verwundet. Unteroffizier Schlecht bemühte sich trotz der eigenen Verwundung, die verwundeten Kameraden zu bergen. Er schleppte Fischer und Schelling in den nächsten, vor dem Drahthindernisse befindlichen Ein-schlagtrichter und verbrachte den Landsturmmann Brändle, den er mit einer Schußver-letzung durch beide Beine antraf, in die deutsche Stellung zurück. Einer Offizier-patrouille, welche sofort abging, um den Gefreiten Fischer und den Musketier Schelling zurückzubringen, waren die Franzosen zuvorgekommen, denen die Bergung der beiden Verwundeten, in Rücksichtnahme auf diese, nicht mit Feuer verwehrt werden konnte.“

aus: „Das Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 479“, Stuttgart 1923
Bild: Schwäbisches Kriegstagbuch

Samstag, 6. Januar 2018

6. Januar 1918


„Die Kampfzone war ein Meer von Schlamm und Trichtern, letztere von bisher nie gesehenem Umfang und Tiefe. Stollenbau war unmöglich, da man beim Graben nach ½ m schon auf Grundwasser stieß – das war ja von Flandern längst bekannt. Darum dienten Betonklötze als Unterstände, die zur Hälfte aus dem Boden ragten, durch Zweige, Netze der Beobachtung möglichst entzogen. In vorderer Linie konnten sie darum nur nieder sein und waren so eng, daß nur 4 Personen darin sitzen konnten, und dabei boten diese Hundehütten mit ihrer Deckung von ½-1 m keinen Schutz gegen Volltreffer. Und hier sollten Verwundete verbunden und bis zum Abtransport gelagert werden!“


aus: „Das Sanitätswesen im Weltkrieg 1914–18“, Stuttgart 1924

Freitag, 5. Januar 2018

5. Januar 1918


„( … ) Seit 7. 8. 16 im Gefecht bei Kolince vermißt.
Lt. Mittlg. Schultheißenamt Massenbach vom 27. 12. 16 befindet sich B. in russ. Gefangenschaft. Adresse: Eisenbahnlinie Murmann Station Maselskaja Post Lumbusa, Donjanetz Gouv. Olanetz. Russland. Ber. 3. 1. 17.
( … )
Gemäß kgl. W. Kriegsministerium Nachweisbüro No. 6115 Ausk. a. 31. 10. 18 ist Boger lt. beigelegten Angaben des Gefr. Georg Simon, z. Zt. Ers. Batln. 8. Rhein. Inf. Regt. 70 am 5. 1. 18, 6.00 abends im Hospital 4 in Baku am Kaspischen Meer gestorben. Ber. 6. 11. 18.“


Bild: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand M 462

Donnerstag, 4. Januar 2018

4. Januar 1918


„Während des Winters waren die Verbindungswege geradezu heillos. Außer der Siche-rung des Landes und der rückwärtigen Verbindungen handelte es sich vor allem um die Erfassung der Lebensmittelvorräte und um Durchführung von Maßnahmen zur Bewirt-schaftung des fruchtbaren Landes. Von der Möglichkeit, Lebensmittel zu kaufen, wurde fleißig Gebrauch gemacht; manches 5 kg-Kistchen mit Lebensmitteln wanderte in den folgenden Monaten in die Heimat. Auch die häufig allzu knappen Rationen wurden nach dem Beispiel der einheimischen Bevölkerung von vielen Landstürmern durch Mamelica (Maiskuchen), Kukuruz (Maiskörner), Melonen, Tomaten, Zwiebel und Gurken ergänzt, und der Sliwowiz oder die Tsuica (gebranntes Zwetschgenwasser) half über manche weniger angenehme Stunde weg. Nur eines fehlte: die gewohnte Kartoffel, die fast nirgends anzutreffen war.
Durch die Versetzungen kam viel Wechsel in die Kompagnien; vor allem aber rissen die Krankheiten – Ruhr, Fleckfieber, Malaria – empfindliche Lücken.“


aus: „Landsturm vor! Der mobile württembergische Landsturm im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart, 1929

Mittwoch, 3. Januar 2018

3. Januar 1918


„Der Jahresschluß fand die Regimenter der 39. Inf.-Division leider noch immer nicht auf der vollen Höhe der früheren Leistungsfähigkeit. Den Anforderungen, welche die Verteidigung des Frontabschnitts bei La Bassée stellte, waren sie freilich wohl gewach-sen; für neue Großkämpfe hätte ihre Kraft aber schwerlich ausgereicht. denn die Nach-wirkungen der Flandernschlacht waren noch nicht ganz behoben, die in den letzten Monaten eingestellten Ersatzmannschaften auch beim Regiment teils zu jung, teils zu alt, vielfach nicht genügend ausgebildet und wenig kriegsfreudig gewesen..“


aus: „Das 8. Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 126 „Großherzog Friedrich von Baden“ im Weltkrieg 1914-1918ׅ, Stuttgart 1929

Dienstag, 2. Januar 2018

2. Januar 1918


„Das zweite Unternehmen am 27./28. Dezember unter Leitung von Hauptmann Rüdinger (Calw) richtete sich gegen die sogenannte Trichterstellung (vier große Trichter, die der Feind besetzt und ausgebaut hatte). Diesmal handelte es sich um die Feststellung, ob von jenen Sprengtrichtern aus die deutsche Stellung unterminiert war; ferner sollten die feindlichen Verteidigungsanlagen zerstört und Gefangene eingebracht werden. Auch diese Aufgabe wurde glücklich und mit ganz geringen Verlusten gelöst. Außer vier unverwundeten Gefangenen wurden auch einige wertvolle Schriftstücke eingebracht. Dazu wurde festgestellt, daß der Gegner keine Minierarbeiten vorbereitet hatte.“


aus: „Landsturm vor! Der mobile württembergische Landsturm im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart, 1929

Montag, 1. Januar 2018

1. Januar 1918


„In der Neujahrsnacht war das Regiment zum Teil – es wurden 2 Marschgruppen gebil-det – schon wieder im Marschquartier. Die Division zog über die Alpen zurück über Cividale – Karfeit – Tolmein nach St. Luzia, wo vom 5. Januar 1918 ab – Teile des Re-giments auch in Grahovo – verladen wurden, fast genau die Siegesstraße, die das Regi-ment beim Einbruch in Italien gezogen war. Wundervoll war der Marsch durch das im Schnee begrabene Hochgebirge, wenn auch auf den spiegelglatten, vereisten Straßen für Mann und Pferd sehr anstrengend.“


aus: „Das Grenadier-Regiment „Königin Olga“ (1. Württ.) Nr. 119 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927