Donnerstag, 27. Mai 2021

27. Mai 1921

 


Gottlob Kauffmann, angehender Volksschullehrer aus Renningen bei Leonberg, trat am 1. April 1914 als Rekrut beim Infanterie-Regiment 127 ein. Bei Kriegsausbruch befand er sich krankheitshalber im Lazarett und wurde nach seiner Entlassung am 18. September 1914 dem Ersatz-Bataillon zugeteilt, von dem er am 28. September 1914 als „untauglich für jeden Heeresdienst“ entlassen wurde.

Am 1. April 1916 erneut zum Ersatz-Bataillon des Infanterie-Regiments 120 eingezogen, wurde Gottlob Kauffmann bereits am 11. Mai 1916 wieder vom Militärdienst zurückgestellt. Am 11. August 1916 erfolgte die Einberufung zum Ersatz-Bataillon des Landwehr-Infanterie-Regiments 119 von dem er wenige Tage später zum Ersatz-Bataillon des Infanterie-Regiments 125 versetzt wurde.

Am 7. Dezember 1916 zog Gottlob Kauffmann ins Feld an die Somme, zunächst zum Feld-Rekruten-Depot der 26. (Württembergischen) Infanterie-Division, dann, am 21. Januar 1917, zum Infanterie-Regiment 125. Hier kämpfte er im Somme-Gebiet und in Flandern, nahm am Italienfeldzug im Herbst 1917 und der Großen Schlacht in Frankreich im Frühjahr 1918 teil und wurde zum Gefreiten und Unteroffizier befördert.

Am 3. Juni 1918 wurde Gottlob Kauffmann zum Ersatz-Bataillon versetzt, um an einem Ausbildungs-kurs für Offiziers-Aspiranten auf dem Truppenübungsplatz Münsingen teilzunehmen. Am 4. Oktober 1918 kehrte er als Vizefeldwebel zu seinem Regiment zurück, um wenige Tage später, am 18. Oktober 1918 in die Heimat zurückzukehren, um eine Dienstprüfung in seinem Zivilberuf abzulegen.

Gottlob Kauffmann war bis zum 17. Dezember 1918 beurlaubt. Er kehrte auf Grund der zwischenzeit-lichen Demobilmachung nicht zu seinem Regiment zurück und verstarb am 27. Mai 1921 an Kriegs-folgen.


Montag, 17. Mai 2021

17. Mai 1921

 


Leo Aicher, verheirateter Bauer aus Mahlstetten bei Spaichingen, wurde mit dem Landwehr-Aufruf am 4. August 1914 als gedienter Landwehrmann zur 13. Kompagnie des Landwehr-Infanterie-Regiments 119 eingezogen und zog mit diesem am 7. August 1914 an die Front ins Oberelsaß. Im Frühjahr 1915 wurde aus den überzähligen IV. Bataillonen der württembergischen Landwehr-Infanterie-Regimenter das Landwehr-Infanterie-Regiment 126 neu aufgestellt. Leo Aicher trat am 16. März 1915 mit seinem IV. Bataillon zum neuen Regiment über und gehörte nun dem I. Bataillon des Landwehr-Infanterie-Regiment 126 an. Er verblieb im Oberelsaß beim neuen Regiment, unterbrochen durch einige durch den Stellungskampf verursachte Revier- und Lazarettaufenthalte wie Rippfellentzündung, Bronchialkatarrh und Grippe.
Im Herbst 1916 mußten die Landwehr-Infanterie-Regimenter Personal abgeben, um die großen Ausfälle nach der Schlacht an der Somme auszugleichen. Leo Aicher wurde am 28. Oktober 1916 zum Ersatz-Bataillon versetzt, kam von dort zum Ersatz-Bataillon des Reserve-Infanterie-Regiments 121 und zog am 4. Januar 1917 wieder ins Feld, wo er nach kurzem Aufenthalt beim feld-Rekruten-Depot der 204. Infanterie-Division dem Reserve-Infanterie-Regiment 120 zugeteilt wurde, das in Stellungen an der Yser in Flandern lag. Das Regiment befand sich seit Ende Februar 1917 im Wytschaetebogen bei Ypern, als am 7. Juni 1917 die Abwehrschlacht im Wytschaetebogen begann. Die Regimentsgeschichte berichtet:
„Am 7. Juni vrm. erzitterte der Boden ringsum, man hatte das Gefühl eines Erdbebens. Was lange befürchtet, war geschehen, die Engländer hatten die großen Minen gesprengt, an denen sie seit vielleicht 1 1/2 Jahren gegraben. Links neben uns war der Erfolg fürchterlich. Im Regimentsabschnitt scheint irgend etwas nicht gestimmt zu haben. Zwar schlug eine breite, gewaltige Flamme hoch, Gräben und Unterstände der vorderen Linie links stürzten ein, aber es war mehr eine Erdumwälzung als ein Hochfliegen. Doch auch so waren unsere Verluste schwer genug.
2 Kompagnien waren vernichtet, eine 3. war durch die Sprengung abgeschnitten und fürs erste verschwunden. Wer tot, wer gefangen, ließ sich nicht feststellen. Der Sprengung unmittelbar folgte ein Trommelfeuer. Dann ging die englische Infanterie zum Angriff vor.“
Leo Aicher wurde seit diesem Tage vermißt. Sein Schicksal konnte nicht aufgeklärt werden. Er wurde am 17. Mai 1921 vom Amtsgericht Spaichingen für tot erklärt.

Donnerstag, 13. Mai 2021

13. Mai 1921

 


Wilhelm Reutter, lediger Schuhmacher aus Altbulach, hatte in den Jahren 1904 bis 1906 seinen Wehrdienst beim Infanterie-Regiment 126 in Straßburg abgeleistet. Er wurde am 4. August 1914 zum Reserve-Infanterie-Regiment 119 eingezogen und marschierte mit diesem in die Vogesen. Am 29. August 1914 befand sich das Regiment bei Saint Dié und hatte den Befehl, den Roche Saint Martin zu nehmen. Oberstleutnant von Hoff, Führer des I. Bataillons, zu dem auch Wilhelm Reutter mit der 1. Kompagnie gehörte, schildert die Einnahme des Roche Saint Martin 1916 in der „Schwäbischen Scholle“:

„Schützenschleier vorn und zur Seite herausgeschoben windet sich die Kolonne den Steilhang hinauf; noch ist er nicht bis zur halben Höhe erstiegen, als die ersten Schüsse in der linken Flanke fallen. Rasch folgen Meldungen, daß der Felsensattel besetzt ist. So schwenken wir nach links ein, haben damit die Kompagnien kampfbereit nebeneinander, Schützenketten klettern von Baum zu Baum voran, nahe dahinter folgen die Kompagnien ebenso mühsam über den dicht mit Unterholz bewachsenen felsigen Steilhang. Man sieht nur einige fünfzig Meter weit und keinen Feind. Trotzdem prasselt mit einem Schlag Gewehrfeuer, den ganzen Hang bestreuend, von hoch oben auf uns herab. Meist geht es zu hoch, nur ganz wenige Verwundungen treten ein. Keuchend unter dem schweren Gepäck in der Gluthitze des Augusttages klettern wir aufwärts. Jetzt wird da und dort ein Gegner im Busch, auf dem Baum, hinter den Felsen entdeckt. Bald da, bald dort duckt sich eine unserer Gruppen und beginnt das Feuer. Am bergehängend sind wir in schwieriger Lage, die Stärke des Feindes nicht klar, ein Rückwärts gibt es für uns nicht, also vorwärts, um so rasch als möglich den Sattel zweihundert Meter hoch über uns zu gewinnen! Mir fällt die Aussage der Gefangenen ein, daß der deutsche Hurraruf und das Schlagen und Blasen beim Sturm nicht zu ertragen sei. Einige Spielleute schicke ich weitab vom rechten Flügel des Bataillons durchs Gebüsch, sie sollen über die Breite unserer Angriffsfront täuschen. Und nun  los. Auf der ganzen Linie Signal „rasch vorwärts!“ Schlagen aller Trommler, Hurraruf, Krachen de gegenseitigen Feuers i echoreichen Walde – so klettern wir unter Höllenlärm immer höher, schießend, brüllend, und mit vollem Fanfaro. Meine Schwarzwälder verleugnen ihre Herkunft nicht, sie klettern meisterhaft und ziehen sich gegenseitig hoch, dann hinter dem nächsten Felsblock ein paar sichere Schüsse, so wird der Sattelrand gewonnen Mit dem letzten Atem und brausenden Ruf stürzt alles vor, in wirrer Flucht nimmt der Feind Reißaus und zerstreut sich in Busch und Fels. Mehr als hundert Tote und Verwundete läßt er zurück, zahlreiche Gefangene fallen uns in die Hände, aber auch in unsern Reihen sinkt so mancher todeswund nieder. Auf der Sattelhöhe wirft sich alles erschöpft in das Moos, es wird still ringsum. Doch der Felsen zur Linken ist immer noch besetzt. Vor Dunkelheit muß er geräumt sein. Leise Befehle und Winke, dann noch einmal: „Auf, Marsch, Marsch! Hurra!“ – wie ein kurzes Hagelwetter kracht feindliches Feuer vom Felsenriff; vor der stürmenden Linie stürzt im Todessprung so mancher der Führer und hinter ihm trifft so mancher Schuß noch die todesmutig folgenden Stürmer. Dach der unüberwindlich scheinende Berg ist unser, die Reste des Alpenjägerbataillons weichen. Der Bataillonsadjutant und zwei Kompagnieführer der französischen Jäger liegen langgestreckt inmitten der gefallenen Feinde. Sie hatten sich bis zum letzten Augenblick verteidigt und ihr Leben geopfert, um den Ihrigen dem Alpenjägerbataillon 62, den Rückzug zu decken.“

Wilhelm Reutter wurde beim Aufstieg verwundet zurückgelassen, um vom nachfolgenden Sanitäts-personal versorgt zu werden. Sein weiteres Schicksal blieb ungeklärt.

Sonntag, 9. Mai 2021

9. Mai 1921


Martin Mailänder, Taglöhner und Vater von vier Kindern in Nattheim bei Heidenheim an der Brenz wurde am 2. Juni 1916 als ungedienter Ersatzreservist zum Ersatz-Bataillon des Reserve-Infanterie Regiments 247 eingezogen. Am September 1916 zog er nach kurzer infanteristischer Grundausbildung ins Feld zum Reserve-Infanterie-Regiment 120, das in Stellung im Überschwemmungsgebiet der Yser lag. Am 7. Juni 1917 erfolgte ein britischer Großangriff im Wytschaetebogen bei Hooge. Die Regiments-geschichte berichtet:
„Um 4 Uhr früh ließ ein gewaltiger Schlag Himmel und Erde erbeben. Am ganzen Wytschaete-bogen fuhren die Signalsterne aus den schwarzen Staubwolken in das fahle Morgenlicht empor, ein wildes Trommelfeuer von hüben und drüben begann und währte durch anderthalb Stunden.
Nach einer Stunde kamen die ersten Meldungen, die das Bild klärten. Der Gegner war durch die ungeheuren Sprenglücken mit starken Kräften eingedrungen, an den abgesprengten Stellungs-fetzen aber stieß er auf hartnäckige Gegenwehr. Stundenlang wurde hier im Nahkampf um jeden Schritt gerungen. Am rechten Flügel, vor der Saubucht, war der Angriff zum Stehen gekommen, der linke Flügel war auf Befehl in aller Ordnung zurückgenommen worden. Die Fortsetzung des Kampfes vollzog sich nun in der Abwehrzone. Die große Sturmwelle der Engländer zerfloß, sie wurde zerteilt und aufgesogen. Der Angriff zerbröckelte in eine Anzahl heftiger Einzelkämpfe, die sich weithin über das Trichterfeld erstreckten. Freund und Feind sind wunderlich gemischt, Inseln deutschen Widerstandes allenthalben, dazwischen der Engländer, verdutzt, aber zäh, im Kreuzfeuer unserer M.-G.-Nester, die von vorne, von rückwärts, von den Seiten her arbeiten und den Feind daran hindern, seine Anschlüsse aufzunehmen und sich in geschlossener Linie festzu-setzen.“
Martin Mailänder wurde seither Angriff vermißt. Um den Nachkommen die Regelung seiner Hinterlas-senschaft zu ermöglichen, wurde er am 9. Mai 1921 vom Amtsgericht Heidenheim an der Brenz für tot erklärt.

Bild: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand M 477

Samstag, 8. Mai 2021

8. Mai 1921

 


Gottlieb Schlichenmaier, Bauer und zweifacher Familienvater in Horbachhof bei Waldrems im württem-bergischen Oberamt Backnang, rückte beim Landwehr-Aufruf am 6. August 1914 zum Landwehr-Infanterie-Regiment 121 ein. Das Regiment rückte in der Nacht vom 8. auf 9. August 1914 mit der Bahn über den Schwarzwald an den Rhein nach Neu-Breisach und von dort am 12. August 1914 nach Colmar. Am 19. August 1914 zog das Regiment durch das Münstertal zum Kapellenberg, wo es seine Feuertaufe erhielt. Gottlieb Schlichenmaier war im Gefecht durch einen Schuß durch den Oberschenkel in die Blase schwer verwundet worden. Er kam auf den Verbandplatz in Günsbach und kam am 8. September 1914 im Lazarett in Lyon-Villemanzy wieder zu sich – der Verbandplatz in Günsbach war noch am 19. August mit Personal und allen Verwundeten in französische Hände gefallen. Sein Aufenthalt in Frankreich bis zum 8. September 1914 blieb laut Stammrolle „infolge Körperschwäche“ unbekannt.
Gottlieb Schlichenmaier wurde am 13. Juli 1915 über die Schweiz ausgetauscht und kam zunächst ins Lazarett in Karlsruhe, am 23. Juli 1915 ins Reserve-Lazarett 6 nach Stuttgart und am 28. Juli 1915 ins Vereins-Lazarett Wilhelmsspital in Stuttgart. Am 31. Januar 1916 wurde er von dort zum Ersatz-Batail-lon entlassen. Am 1. April 1916 schied Gottlieb Schlichenmaier als dauernd arbeitsverwendungsunfähig mit Invalidenrente aus dem Heeresdienst aus. Er verstarb am 8. Mai 1921 nach langem Leiden im heimatlichen Horbachhof.

Bild: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand M 485

Mittwoch, 5. Mai 2021

5. Mai 1921

 


Albert Glaser, lediger Bäcker aus Markgröningen, wurde am 25. September 1915 mit dem Jahrgang 1896 regulär zum Wehrdienst eingezogen. Er kam zunächst zur Grundausbildung zum Ersatz-Bataillon des Infanterie-Regiments 120, dann am 5. Januar 1916 an die Front zum Infanterie-Regiment 121, bei dem er am 21. Februar 1916 in Flandern durch einen Durchschuß des Oberschenkels mit einem Gewehr-Geschoß verwundet wurde. Am 10. April 1916 kehrte er zum Regiment zurück.
Albert Glaser wurde am 24. August 1916 bei Longueval an der Somme als vermißt gemeldet. Durch Mitteilung seiner Eltern erfuhr das Regiment im November 1916, daß er in englische Gefangenschaft geraten war. Er wurde am 3. September 1919 aus er Gefangenschaft entlassen und kehrte am am 8. September 1919 vom Durchgangslager Limburg an der Lahn in die Heimat zurück. Albert Glaser verstarb am 5. Mai 1921 an den Folgen von Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft.

Karteikarte des Nachweisbüros des württembergischen Kriegsministeriums; Bild: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand M 590

Karteikarte des Internationalen Roten Kreuzes; Bild: grandeguerre.icrc.org