Sonntag, 31. Dezember 2017

31. Dezember 1917


„In der Nacht vom 29./30. und am 30. Dezember schon in den Morgenstunden liegt Alano unter starkem feindlichem Artilleriefeuer. Von 11 Uhr vormittags ab lebhaftes Minenfeuer auf die vorderste Stellung auf Mont Tomba. 4 Uhr nachmittags greift der Gegner nach kurzer, heftiger Artillerie- und Minenwerfer-Vorbereitung und Vergasung in Alano die österreichische Stellung auf Mont Tomba an, nimmt die Besatzung von 3 Bataillonen der K. u. K. 3. Gebirgs-Brigade gefangen und dringt in einer Frontbreite von etwa 800 m durch. Feindliche Flugzeuggeschwader beherrschen die Luft und nehmen aus geringer Höhe die Batterien und Reserven im Ornigo-Tale unter wohlgezieltes und wirksames M. G.-Feuer.
Der Abschnitt der 6. Gebirgs-Kompagnie, linker Flügel Pallone II, liegt unter heftigstem feindlichem Artilleriefeuer; die Kompagnie vermeidet schwere Verluste durch Auswei-chen in Bergrunzen. Zwischen dem linken Flügel der 6. Gebirgs-Kompagnie und den Österreichern entsteht eine 600 m breite Lücke, der linke Flügel der 6. hängt in der Luft. Die Regiments-Reserve bei Molinon, Leutnant Werner mit 1. Gebirgs-Kompagnie, er-hält Befehl. gegen Tomba aufzuklären und meldet: „Franzose ist durchgebrochen und hat Grabenstellung völlig in der Hand. Reste des K. u. K. Jäger-Bataillons 25 versuchen, den Gegner aufzuhalten, sind aber rechts und links ohne Verbindung. Die Komman-deure der K. u. K. Bataillone 30, 33, 80 hoffen, daß der Franzose in der Nacht nicht mehr weiter vorgeht, denn österreichische Reserven sind so gut wie nicht mehr vorhan-den (tot, verwundet, versprengt)“.“


aus: „Die Geschichte der Württembergischen Gebirgsschützen“ׅ, Stuttgart 1933

Samstag, 30. Dezember 2017

30. Dezember 1917


Engelbert Peter
GEFR. 1./W. G. BATL.                                                                                       30. DEZEMBER 1917
Geb. 20. 5. 97 in Wellendingen, Sem. Rottweil, seit 1912, rückte am 20. Juli 1916 nach Isny ein und kam am 27. August 1917 ins Feld. Er machte die Offensive in Oberitalien mit und fiel am 30. Dezember am Monte Tomba durch A. G. Peter, ein kräftiger junger Mann voll natürlicher Frische und Offenheit, ruht in einem Feldgrab 2 km südlich Alano.“

aus: „Ehrenbuch der im Weltkrieg gefallenen kath. Lehrer Württembergs“, Biberach an der Riß 1927

Auf der lesenswerten Seite Isonzofront.de befindet sich eine ausführlichere Darstellung des Schicksales von Engelbert Peter.

Freitag, 29. Dezember 2017

29. Dezember 1917


„Vielleicht hatten die vielen verwegenen Unternehmungen der letzten Zeit, bei denen sich besonders die Leutnants Jaekle und Walker hervortaten, auch allzu sorglos und sicher gemacht. Wenigstens war ein Angriff, den Vizefeldwebel Mauntz am 29. Dezem-ber auf Punkt 817 machte, an Kühnheit nicht mehr zu übertreffen. Er ließ drei Mann zur Sicherung an der vorher erkundeten Fähre am Kanal zurück und umging dann im großen Bogen den Doppelposten, um ihn von Süden zu packen. Nicht weit entfernt war eine schanzende Abteilung und ein patrouillierender Doppelposten. Mauntz drang durch das Drahthindernis vor und stürzte sich mit seinen fünf Mann auf die zwei, da erhoben sich fünf weitere Belgier, die Ablösung des Postens. Nach kurzem Kampfe wurden sie außer zweien niedergemacht. Diese sollten lebend mit, verteidigten sich aber, laut schreiend verzweifelt, da nahte vom Rücken her der andere Doppelposten. Er wurde zwar gleich entdeckt, und es gelang ihm nur, einen Schuß abzufeuern, aber dieser traf den tapferen Vizefeldwebel Mauntz tödlich. Dann fielen die beiden Angreifer. Nun war inzwischen die ganze Besatzung jenseits des Kanals aufmerksam geworden. Ein wildes M.-G.-Kreuzfeuer peitschte die Gegend, und die Patrouille mußte daran denken, den Rückzug anzutreten. Ihren Führer nahmen sie mit und erreichten ohne weitere Verluste die Stellung.
Das Regiment sah sich daraufhin genötigt, der allzu großen Unternehmungslust zu steu-ern. Es sollten nur noch Nahpatrouillen ausgeführt werden. Denn bei den kühnen Angriffen wurde nicht viel erreicht, und gerade die tüchtigsten Leute konnten dabei verloren gehen.“


aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 247 im Weltkrieg 1914–1918“ Stuttgart, 1924

Donnerstag, 28. Dezember 2017

28. Dezember 1917


„Die Division hatte die Lücke zwischen Blankaartsee und Houthulsterwald zu besetzen. Es war dies das nördlichste Ende des Kampffeldes der Flandernschlacht, und so war auch hier im Verlaufe des Sommers die deutsche Linie zurückgedrückt worden. Es war keine Stellung vorhanden, es lagen nur einzelne Betonunterstände im Trichterfeld zer-streut. Ein bescheidenes Hindernis bildete wenigstens für das Auge die Grenze zwischen eigenem und feindlichem Gebiet, und um diese Grenze auch dem Artilleriebeobachter kenntlich zu machen, waren große rot-weiß gestrichene Tafeln dort aufgestellt. Es war dies eine Einrichtung, die schon in der Sommeschlacht verwendet wurde, was aber fremde Batterien nicht abhielt, trotzdem gelegentlich in die eigene Stellung zu schießen. Es war aber dann stets die schlechte Munition daran schuld.“


aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 121 im Weltkrieg 1914–1918“ Stuttgart, 1922

Mittwoch, 27. Dezember 2017

27. Dezember 1917


„Endlich am 27. Dezember 1917 wurde doch die Zweiteilung der Bataillonsabschnitte gestattet. Für die neuen Bereitschaftskompagnien, die nicht zu weit zurückliegen sollten, war zunächst nicht leicht Platz zu beschaffen. Diejenige des rechten Abschnitts (B 4) wurde im Südgrund, der Lehmannschlucht und der Hinterhangstellung hinter dem neuen Abschnitt F 1 a verteilt, im linken Abschnitt kam die neue hintere Bereitschaftskom-pagnie (B 3) in die Unterstände oberhalb des K. T. K.-Unterstands und in neue Stollen auf der Schimpfhöhe. Von der alten Bereitschaft kamen dafür zwei Halbzüge in den Mudra- und den Spessartgraben. Jetzt lösten ab in F 1 a und F 2 b: 1. und 4., 7. und 8., 11. und 12. Kompagnie, in F 1 b und F 2 a: 2. und 3., 5. und 6., 9. und 10. Kompagnie. Die Ablösung in den Bereitschaften entsprach nicht ganz dieser Einteilung.“


aus: „Das Württembergische Landw.-Infanterie-Regiment Nr. 125 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1926

Dienstag, 26. Dezember 2017

26. Dezember 1917



„Das Jahr endete leider nicht ungetrübt für die Abteilung. Am 26. Dezember stürzte beim Probeflug mit einem Hannoveraner der Flugzeugführer, Leutnant der Reserve Julius Haußmann, im Hafen tödlich ab. Das Flugzeug rutschte in einer Kurve aus 80 Meter Höhe und zerschellte am Boden.“


aus: Emil Mertens: „Die Flieger-Abteilung (A) 235 im Weltkrieg“, Zeulenroda 1932
Bild: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand M 708

Montag, 25. Dezember 2017

25. Dezember 1917


„Am heiligen Abend wehte Westwind. Tagsüber hatte sich die feindliche Artillerie beson-ders tätig gezeigt. In den Stellungen südlich Givenchy war viel verdächtiger Verkehr und Arbeitsgeräusch bemerkt worden. Das Regiment hatte für die Stellungs-bataillone (seit 22. 12. im Nordabschnitt I., seit 15. 12. im Südabschnitt III.) vorsorglich „höchste Gasbereitschaft“ angeordnet.
Und richtig, 8 Uhr abends, als die Kompagnien in ihren Unterschlupfen sich an den aus der Heimat eingegangenen Weihnachtsgrüßen erfreuten, blitzte am regendunkeln Nachthimmel ein gewaltiger Feuerschein von ungewöhnlicher Helligkeit auf. Gleich darauf schlugen mehrere hundert wahrscheinlich aus elektrisch betätigten Werfern abgefeuerte Gasminen, vermischt mit schweren und mittleren Artillerie-Brisanzgrana-ten, unter entsetzlichem Krachen vor, in und hinter der ersten Linie der Kampfstellung im Südabschnitt, hauptsächlich bei der 11. Kompagnie am linken Flügel, ein. In der deutschen Linie gingen überall Leuchtsignale hoch. Alle Batterien, Minenwerfer und Maschinengewehre gaben Sperrfeuer und dann Vernichtungsfeuer ab, um den erwarte-ten Vorstoß der englischen Infanterie rechtzeitig aufzuhalten. Ein solcher erfolgte jedoch nicht. 11 Uhr abends und am 25. Dezember 1 Uhr früh wiederholten sich die englischen Feuerüberfälle, bei denen im ganzen wohl 1000 Gasminen über unsere Stellung nieder-gegangen sein mögen. Das Gas hielt sich in den Gräben der 11. Kompagnie bis zu 1½ Stunden, bei der rechts davon eingesetzten 12. Kompagnie ¼ – ¾ Stunden je nach der Lage zum Wind und der Tiefe. Stellen, an denen Volltreffer niedergegangen waren, konnten auch am andern Tage ohne Gasmaske nicht begangen werden. Das III. Bata-illon hatte außer einigen durch Sprengstücke verwundeten Leuten 24 Gasvergiftete zu beklagen, von denen 8 teils sofort, teils wenig später gestorben sind. Vom ersten Weih-nachtsfeiertag an herrschte wieder „Ruhe“, d. h. die gewöhnliche Kampftätigkeit von beiden Seiten.“


aus: „Das Württembergische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 119 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920

Sonntag, 24. Dezember 2017

24. Dezember 1917


„Die Stellung bestand aus der Vorposten- und Hauptwiderstandslinie. Die Vorposten waren weit auseinandergezogen und lagen in schlechten, nassen Holz- und Wellblech-unterständen, die zum Teil über wassergefüllte Granatlöcher gebaut waren und kaum Schutz gegen Geschoßsplitter boten. In der Hauptwiderstandslinie besaß jeder Abschnitt einen Betonunterstand. Die Mehrzahl der Besatzung lag auch hier in Wellblech- und Holzhütten, die für Hundehütten zu schlecht waren, während die Bereitschaften in dem zerschossenen Jonkershove Schutz suchten, aber bald vor dem Zerstörungsfeuer fliehen mußten.
Der Houthulsterwald, an dessen Nordrand sich die Stellung hinzog, sah schauerlich aus. Die schweren Granaten hatten dem alten, dichten Forst riesige Wunden gerissen, tiefe breite Trichter in den Boden gegraben, die bis an den Rand mit Wasser gefüllt waren, mächtige Bäume entwurzelt, zu unentwirrbaren Gestrüppballen verfilzt, die Stämme zerfetzt, zersplittert, über Wege und Läuferpfade geworfen. Die Wege waren aufge-weicht, ihr fester Körper vom Geschützfeuer zerrissen. Die Trägertrupps versanken im Schlamm und Wasser. Wer sich einzeln verirrte, war verloren, wenn er in einen dieser riesigen Wassertümpel fiel. Das Wetter war kalt und überzog alles mit einer Eisdecke.“


aus: „Das Württembergische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 119 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920
Bild: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand M 708

Samstag, 23. Dezember 2017

23. Dezember 1917


„Die Lage war gespannt. Die Abwehrmaßnahmen wurden noch einmal durchgeprüft, Munition in Stellung gebracht, die rückwärtigen Linien mit Lebensmittelreserven für den Großkampf versehen, die Postenaufstellung verstärkt, die Patrouillentätigkeit aufs höchste gesteigert. Dem Gegner sollte alsbald gezeigt werden, daß wir zum Kampfe bereit und gerüstet seien. Die Feuertätigkeit war äußerst lebhaft. Insbesondere aber hatte die deutsche Artillerie die schwere Aufgabe zu lösen, durch starkes Feuer bei Tag und bei Nacht die feindlichen Anlagen, Gräben, Unterstände, Hindernisse, insbesondere aber die größeren Lager und Unterkunftsräume und Anmarschwege zu zerstören bezw. zu beschädigen. Ein starker Artilleriekampf entstand. Vielfach wurde mit Gas (Grün- und Gelbkreuz) gearbeitet. Ein beliebtes Mittel des Hauptmanns v. Rhöneck war, mit starken Feuerüberfällen aller seiner Batterien irgend eine feindliche Anlage zu beschießen. Die Franzosen antworteten in gleicher Weise. Den ganzen Dezember und Januar hindurch hatte deshalb das Landw.-Inf.-Reg. 123 unter der feindlichen Artillerie stark zu leiden. Viele Verluste traten ein.“


aus: „Württembergisches Landw.-Inf.-Regiment Nr. 123 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922

Freitag, 22. Dezember 2017

22. Dezember 1917


„Die Unterbringung der Mannschaft in vorderer Linie und Bereitschaft ist schlecht. Das Kampfbataillon fand in der Vorfeldzone und der Hauptwiderstandslinie nur 4 Betonun-terstände vor, die natürlich nur einem geringen Teile der Kompagnien Unterkunft bieten konnten. Der größere Teil der Mannschaften lag in Wellblechhütten und Holzunter-schlupfen, und auch beim Bereitschaftsbataillon lagen ähnliche Verhältnisse vor. Dabei hält die starke Kälte immer noch an.
Mit Hochdruck wird jetzt daran gearbeitet, die Quartiere in Handzame und Zarren auszubauen und auch vorne bessere Unterkunftsmöglichkeiten zu schaffen. Glücklicher-weise stört der Feind diese Arbeiten wenig, offenbar ist er mit dem Ausbau seiner eigenen Stellung vollauf beschäftigt; seine Infanterie verhält sich im allgemeinen ruhig, sein Artilleriestörungsfeuer ist von wechselnder Stärke und an nebeligen Tagen sehr schwach.“


aus: „Das Württ. Infanterie-Regiment Nr. 180 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921

Donnerstag, 21. Dezember 2017

21. Dezember 1917


„Die Feuervorbereitung verläuft planmäßig, aber der Gegner ist auf der Hut. Die starke Feuertätigkeit der letzten Wochen hat ihn mißtrauisch gemacht. Er erwartet einen Angriff und ist, wie die Gefangenen aussagen, schon seit drei Tagen alarmbereit. Noch in der Nacht ist den Posten für Tagesanbruch größte Aufmerksamkeit eingeschärft worden. So sind die Sprengungen im eigenen Hindernis gleich nach Einsetzen des Feuers zweifellos als solche erkannt worden. Schon die Sprengtrupps werden mit Handgranaten beworfen, und noch ehe die Patrouillen um 7.20 Uhr losbrechen, liegt schon Feuer auf einer Ausbruchstelle. Der Dinastollen ist durch einen eigenen Kurz-gänger verschüttet. Die Nahkampfmittel haben im Hindernis nicht genügend gewirkt. Da muß gesprengt werden. Das gibt Aufenthalt. In der vorderen Linie stehen noch die Posten. Nur einer ist durch die Vorbereitung außer Gefecht gesetzt. Sie schießen und werfen Handgranaten. Schon ist es völlig Tag, ein außergewöhnlich schöner und klarer Tag. Deutlich sieht man hinüber bis zum Molkenrain. Von der Wolke von Staub und Rauch, die das ganze Angriffsgelände einhüllen sollte, ist nichts zu sehen, nichts von der Wolkenwand des Riegelfeuers, nichts von dem dichten Nebel auf dem namenlosen Hang. Das Gefühl, von allen Seiten eingesehen zu sein, verläßt keinen. Jeder einzelne Mann hebt sich klar und scharf umrissen vom Morgenhimmel ab. Wohlgezieltes Ma-schinengewehrfeuer kommt vom namenlosen Hang und Molkenrain herüber. Man kann nur in Gräben und Trichtern vorwärtskommen, und trotz des Widerstandes der Posten geht es rücksichtslos vorwärts. Unteroffizier Epple ist als erster im feindlichen Graben, und unbekümmert um die Posten rechts und links stürmt er vorwärts, bis das tödliche Blei ihn trifft. Im letzten Augenblick hat Oberleutnant Steimle seine Teilnahme gemel-det, man soll ihn nicht am Fernsprecher festhalten können, während der beste Teil seiner Kompagnie im Nahkampf mit dem Feinde steht. Die zurückgehenden Posten des Feindes halten bis zum Äußersten. Der letzte weicht erst, als die Kameraden gefallen sind. Die Voraussetzung, auf die das Unternehmen sich aufbaut, daß der Gegner die erste Linie räumt, ist hinfällig geworden. Warum? Sind andere Grundsätze maßgebend geworden, verhält sich die aktive Truppe anders, war die Feuervorbereitung zu kurz? Das ist ganz gleichgültig. Das Ziel muß erreicht werden, und es wurde erreicht. Aber der Zeitverlust hat dem Gegner ermöglicht, die Widerstandslinie zu besetzten und Maschinengewehre in Stellung zu bringen. Trotzdem geht es darüber hinweg. Die Unterstützungstrupps richten sich ein. Sie riegeln die Gräben ab und sichern die Flan-ken. Der Fernsprechtrupp hält Verbindung mit der Gefechtsleitung im Aussichtsfelsen, bis seine Drähte nicht mehr zu flicken sind. Das eigene Riegelfeuer liegt weit ab und ist so schwach, daß es leicht scheint, es zu durchschreiten. Die feindlichen Minenwerfer im Lager III und Lager Burlureau feuern bis zum letzten Augenblick, und als der Minen-werferleutnant Weiß sie mit Handgranaten vertreibt, da zieht der letzte, der zur Aus-schußöffnung herausspringt, vorher noch die Leine ab. Nun rasch die Unterstände ausge-räumt. Kaum einer ist zerschossen, auch in den völlig gangbaren Gräben kaum ein Treffer. Brandröhren fliegen in die Unterstände und Handgranaten in die Fuchslö-cher, und da kommen sie heraus, dort drei, dort vier, dort fünf. Aber trotz schwerer Verluste wehrt sich der Gegner verzweifelt. Im Lager Burlureau kommt es zu erbitterten Nahkämpfen. Angesichts der Stürmenden feuern drei Minenwerfer, durch rasendes Maschinengewehrfeuer, durch das nicht durchzukommen ist, gedeckt, weiter. Auch der Einsatz von Flammenwerfern ist vergeblich. Man muß zurück. Nebelbomben erleichtern den Rückzug. Steil geht es den Berghang hinauf, während die Kugeln uns um die Köpfe pfeifen und die Maschinengewehre rattern. Von Granatloch springt man zu Granatloch, ohne auf die Risse und Schrammen zu achten, die man sich in dem Stacheldraht holt, mit dem sie ausgefüllt sind. In Fetzen hängen die Kleider vom Leibe. Im vorderen Hin-dernis liegen die Posten mit dem Panzer auf dem Rücken. Sie weisen den Weg zurück und schaffen die Verwundeten auf Tragbahren fort. Der Feind drängt nach. Schon werden rechts und links aufziehende Posten gemeldet. Schnell laufen die Meldungen im Gefechtsstand ein.  Die Störungstrupps flicken die zerschossenen Leitungen so ruhig im Feuer wie nur je in stillen Zeiten. Nur von der mittleren Patrouille fehlt noch jede Nachricht. Ein banger Augenblick ist’s im Gefechtsstand. Die Minenwerfer werden bereitgestellt, und dann harrt man wieder bange Minuten und Viertelstunden. Endlich sind alle zurück, bis auf 2 Mann vom Regiment, die drüben gefallen und geblieben sind. Nur Leutnant Lude wird noch vermißt. Die Patrouillen, die nach ihm suchen, finden nichts von ihm. Man hat ihn als letzten zurückgehen sehen. Einen Mann vom Sturm-bataillon bringt man tot zurück. Vom Regiment sind 2 Mann schwer, Oberleutnant Steimle und 9 Mann leicht verwundet, dazu 3 Mann vom Sturmbataillon XVI schwer und 4 leicht verwundet. Ein Pionier ist ebenfalls leicht verwundet. Das feindliche Artilleriefeuer, das anfangs schwach und unsicher war, das zuerst zu weit ging und dann auch Schüsse in die eigene Linie brachte, ist zu größter Heftigkeit angeschwollen, die Kuppe allein erhält über 2000 Schuß. Das Gasschießen hat also zweifellos den Erfolg gehabt, die Sperrfeuerbatterien nach dem Hartmannsweilerkopf auszuschalten, so daß andere Geschütze eingesetzt und erst eingeschossen werden mußten.“

aus: „Das Württembergische Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 124 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920

Mittwoch, 20. Dezember 2017

20. Dezember 1917


„Am 20. und 28. Dezember erfolgte je ein Unternehmen des Regiments gegen die feind-liche Stellung. Das erste am 20./21. Dezember – „Erstaufführung“ genannt – richtete sich gegen das sogenannte „Sternwerk“, etwa 250 m vor der deutschen Stellung. Sein Zweck war, die gegenüberliegenden gegnerischen Truppen festzustellen. Das unter Lei-tung von Hauptmann Erhard (Hall) und Leutnant Göhrum mit Umsicht und Tapferkeit durchgeführte Unternehmen brachte, wenngleich unter Verlusten, den gewünschten Er-folg. Ein Gefangener vom franz. Regt. 277 wurde eingebracht; damit war festgestellt, daß die franz. 59. Division immer noch gegenüberlag.“


aus: „Landsturm vor! Der mobile württembergische Landsturm im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart, 1929

Dienstag, 19. Dezember 2017

19. Dezember 1917



„Von Mitte Dezember an wurde es kalt und windig und in der Frühe des 19. Dezember war die Yser gefroren. Die Verpflegungskähne konnten nicht fahren und Trägertrupps mußten das Essen holen. Bald war auch das sumpfige Vorfeld so fest, daß es gangbar wurde. Dichte Nebel legten sich auf die Kanallandschaft und forderten erhöhte Wach-samkeit. Da wurde das Regiment vom 19. auf 22. Dezember abgelöst, um mit dem Res.-Reg. 23 die Stellung weiter südlich vor Jonkershove zu tauschen.“


aus: „Das Württembergische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 119 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920
Bild: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand M 708

Montag, 18. Dezember 2017

18. Dezember 1917


„In der Nacht vom 16./17. Dezember fällt Neuschnee. Vor Tagesanbruch steigt die Abteilung Füchtner zur Sternkuppe auf. Der Anstieg auf dem steilen, meist gefrorenen, Schneehang ist äußerst schwierig, ohne Steigeisen überhaupt nicht möglich. Abteilung Rommel geht dicht nördlich der Abteilung Füchtner in Stellung. Das Wetter ist dunstig, die Gipfel der Bergkuppen, besonders die Pyramiden-Kuppe, sind ständig im Nebel, so daß die Feuerunterstützung durch Gebirgsgeschütze, Minenwerfer und Maschinenge-wehre von Fontana Secca gegen Solarolo ausfällt. Von 7.30 Uhr vormittags ab Artil-lerie-Vorbereitung; mit Einsetzen des Artilleriefeuers verstärkt der Gegner die Besat-zung seiner vordersten Gräben, insbesondere wird das sogenannte „Nashorn“ 600 m südöstlich Sternkuppe auf Schichtlinie 1400 stark besetzt. Von 10 Uhr vormittags ab feuern feindliche Batterien leichten und mittleren Kalibers aus Richtung Grappa, Spinuccia Südwesthang und Pallone konzentrisch auf die Sternkuppe, gegen die Bat-terien auf Fontana Secca und bei Höhe 1222. 11 Uhr vormittags brechen die Sturm-trupps der Abteilung Füchtner und des Reserve-Jäger-Bataillons 17 gleichzeitig vor. Das Aufrollen der Südostrippe der Sternkuppe durch Abteilung Füchtner geht sehr rasch vonstatten. Binnen kurzem ist die feindliche Stellung bis zum Nashorn in unserer Hand; die feindliche Batterie am Südhang der Sternkuppe zieht sich eiligst zurück. Nunmehr setzt der Feind zum Gegenstoß an; es kommt zum Handgranatenkampf, in dessen Ver-lauf die Unteroffiziere Hellner und Kann der 5. Gebirgs-Kompagnie mit ihren Sturm-trupps und mit leichten M. G. den Feind unter schwersten Verlusten den Abhang hinun-terwerfen. Unteroffizier Hellner fällt, Unteroffizier Kann wird schwer verwundet. Beute: 3 M. G. und 120 Gefangene des Inf.-Rgts. 38 der Brigade Ravenna.
Abteilung Rommel ist gegen Beginn des Angriffs gegen Sternkuppe angestiegen, ver-bleibt jedoch am Nordosthang Sternkuppe auf die Meldung, daß das Reserve-Jäger-Bataillon 17 durch starken Gegenangriff im Sattel nordöstlich Solarolo zurückgeschla-gen worden und in seine Ausgangsstellung zurückgekehrt ist.
Der rechte Flügel der Gruppe Sproesser ist somit gegen Pyramidenkuppe und Solarolo nicht vorwärts gekommen. Nach kurzem Vorstoß der Sturmtruppe setzen gegen Res.-Jäger 17 derart wütende, ohne Rücksicht auf Verluste ausgeführte, durch Flankenfeuer vom Südwesthang Spinuccia her unterstützte italienische Gegenangriffe ein, daß Jäger-Bataillon 17 vollständig damit beschäftigt ist, seine Ausgangsstellung zu halten. Schwe-res Artilleriefeuer liegt auf der Stellung zwischen Sternkuppe und Nashorn. Wiederholte Gegenangriffe der Italiener gegen den Südostrand der Sternkuppe brechen in unserem Feuer zusammen.“


aus: „Die Geschichte der Württembergischen Gebirgsschützen“ׅ, Stuttgart 1933

Sonntag, 17. Dezember 2017

17. Dezember 1917



Rudolf Rösler.

Rudolf Rösler ist geboren am 28. Dezember 1879 auf Schloß Kapfenburg, OA. Neresheim, wo sein Vater Domänenpächter war; seine Schulzeit brachte er im Eberhard-Ludwigs-Gymnasium in Stuttgart zu. Im Herbst 1898 kam er auf die Hochschule, am 26. Oktober trat er als Soldatenfux in die Normannia ein; nach dem Militärjahr studierte er Rechtswissenschaft in Tübingen, Leipzig und Berlin; Frühjahr 1904 erste Dienstprü-fung; Sommer 1908 als Gerichtsassessor in den Staatsdienst, wo er in verschiedenen Stellungen verwendet wurde, insbesondere als Hilfsrichter in Neckarsulm und zuletzt bis zum Kriegsausbruch bei der Staatsanwaltschaft in Hall. Er rückte als Unteroffizier im Ldw.-Inf.-Rgt. 121 aus und stand mit diesem Truppenteil lange Zeit im oberen Elsaß, am Hartmannsweiler Kopf, in und um Sennheim; dort wurde er bald Vizefeldwebel und Leutnant, auch erlangte er das E. K. II. Dabei hatte er das Glück, nie erheblich verwun-det zu werden. Im Frühjahr 1916 wurde er zum Amtsrichter in Herrenberg ernannt, hat aber den Ort nicht mehr betreten. Immer geneigt, die Leistungen anderer anzuerkennen und selbst seine Pflicht in der Stille zu tun, hat Rösler gerade durch seine Bescheiden-heit sich allenthalben Freunde erworben; alles Herrische war seinem Wesen fremd. So hat er insbesondere auch im Feld seinen alten Landstürmern mit Rat und Tat das Durch-halten zu erleichtern gesucht; den Krieg, der ihn aus seiner Laufbahn gerissen hatte, gerade als er hoffen konnte, das bisherige Wanderleben abzuschließen, trug er als eine Last, aber ohne Murren, und war auch aus der Ferne, so gut er konnte, die treue Stütze seiner alleinstehenden Mutter.
Im Mai 1917 kam Rösler mit seiner Division nach Wolhynien, wo damals eine gewisse Ruhe herrschte. Dort war er auch, wie schon früher, Gerichtsoffizier. In einem Brief von dort erwähnt R. erstmals ein Unbefriedigtsein von den innerdienstlichen Verhältnissen, das ihn vielleicht veranlassen werde, sich an die Kampffront zu melden. Indessen kam er dazu nicht; vielmehr finden wir ihn im Herbst 1917 als Führer der 6. Kompagnie im Res.-Rgt. 122 bei derselben Division, die den Kampf dazumal mehr mit dem Wasser als mit den Russen zu führen hatte. Es scheint, daß das Schicksal seines Bruders, der inzwischen einer unheilbaren Geisteskrankheit verfallen war, zusammen mit dem eige-nen Mangel an dem für eine Führerstellung unentbehrlichen Selbstvertrauen ihn an sich selbst verzagt gemacht hat, während er gewiß an treuer Pflichterfüllung den andern nicht nachstand. denn ein bestimmter einzelner Grund ist nicht ermittelt worden, der ihn im folgenden Winter veranlaßte, die Waffe gegen sich selbst zu richten. So ist auch dieser treue Freund ein Opfer des unersättlichen Krieges geworden, und dort im Wolhy-nischen Wald, auf dem Soldatenfriedhof bei Twerdyn am oberen Stochod, hinter den damaligen Stellungen der 7. Landwehrdivision, haben sie ihm den Grabhügel ge-schmückt und das Kreuz errichtet mit der Aufschrift: Gefallen am 17. Dezember 1917.“

aus: „Gedenkbuch der Tübinger Normannia für ihre Gefallenen“, Stuttgart 1921


Samstag, 16. Dezember 2017

16. Dezember 1917


„Von unseren Kampfverhältnissen ist eine wirklich zutreffende Schilderung kaum zu geben. So unglaublich, so unbeschreiblich sind sie nämlich. Meine Batterie hat wenigs-tens einen guten Unterstand, aber zum Teil liegen Infanterie und Artillerie bei der geradezu schauderhaften Witterung und dem schweren englischen Artilleriefeuer unter freiem Himmel herum, und da sollen wir längere Zeit bleiben, oft ist’s zum Verzweifeln. Denn die andern sehen Rußland, Italien und Serbien, wir aber immer wieder dieses grausige Flandern!.“


aus: „Das Württembergische Res.-Feld-Artillerie-Regiment Nr. 27 im Weltkrieg 1916-1918“, Stuttgart 1925

Freitag, 15. Dezember 2017

15. Dezember 1915


„Am 8. Dezember beginnt die Rückwärtsbewegung, nachdem die 117. Division den Abschnitt übernommen hatte. Als vorderste Marschgruppe rückt das Regiment auf Pordenone gegen den Tagliamento, der auf derselben Brücke wie am 7. November über-schritten wird, von da an in die neuen Unterkünfte S. Daniele (Regimentsstab, I. und II. Bataillon) und Villanova (III. Bataillon). Kurze Zeit zuvor waren die von den Österrei-chern übernommenen Tragetiere mit Ausrüstung wieder abgegeben worden; immerhin konnte das Regiment seine eigene schöne Beute bei sich behalten, um sie auf dem neuen Kriegsschauplatz mit Nutzen zu verwerten.
In dem hochgelegenen Städtchen Daniele mit seiner prächtigen Umgebung verbringt das Regiment die kommenden Wochen bis zum Eintritt in das neue Jahr. Wenn auch die Ortschaften, durch die vielen nachziehenden Truppen stark mitgenommen, nicht mehr dasselbe boten, wie bei der Offensive, so machte es sich die Truppe durch Selbsthilfe doch schnell heimisch und genoß neben mancherlei Übungen die letzte Zeit auf italie-nischem Boden in reichlichem Maße.“

aus: „Das Infanterie-Regiment „Alt Württemberg“ (3. Württ.) Nr. 121 im Weltkrieg 1914–1918“ׅ, Stuttgart 1921

Donnerstag, 14. Dezember 2017

14. Dezember 1917


„Die Engländer schienen sich auf den von ihnen besetzten Höhen für ziemlich sicher zu halten. Sie hatten nicht darauf gerechnet, daß unsere Infanterie, so sehr sie auch deren Widerstandkraft in der Verteidigung zu schützen genötigt worden waren, noch den Angriffsgeist und den Schwung besitzen würde, um mach zehntägiger Abwehrschlacht noch gegen anscheinend überlegene Stellungen vorzugehen. Aber unsre Truppen sehn-ten sich in Wahrheit danach, zum Angriff übergehen zu können, und nur die starke Disziplin, die nach jeder Richtung hin den Befehl der Führung aufbot, hielt sie bei der entsagungsvollen Aufgabe der bloßen Abwehr im Stellungskriege fest. Nachdem am 30. früh Artillerie und Minenwerfer in der wirksamsten Weise den Weg gebahnt hatten, strömte unsre Infanterie in unvergleichlicher Frische und Zuversicht die vom Feinde besetzten Höhen hinan. Diesem unerwarteten, kühnen Ansturm vermochten die Englän-der trotz tapferer und zäher Gegenwehr nicht standzuhalten. Die Deutschen drangen in ihre Stellungen ein und waren nicht wieder daraus zu vertreiben. Zugleich tat die deutsche Artillerie mit glänzendem Erfolge ihre Arbeit und verhinderte die Engländer an dem Heranziehen genügender Verstärkungen. Es half nichts, nach erbittertem Ringen mußten die Engländer die mit so schweren Verlusten erkämpften Stellungen unter nicht minder schweren Verlusten räumen.“

aus: „der Krieg 1914/19 in Wort und Bild“, 3. Band, Leipzig ohne Jahr

Mittwoch, 13. Dezember 2017

13. Dezember 1917


„Anfangs Dezember verstärkte sich die feindliche Feuertätigkeit auffallend. Seitens der Stellungsbataillone des Regiments wurde reger Patrouillengang unterhalten. Es glückte jedoch erst am 13. Dezember, Aufschluß über die gegnerische Kräfteverteilung vor der front zu erhalten. 5 Uhr morgens war eine zehn Mann starke englische Patrouille gegen die von der 6. Kompagnie besetzte Trichterstellung in J Nord vorgestoßen. Die auf Posten befindlichen Landwehrleute Metzger und Wizemann paßten aber gut auf, alarmierten die Grabenbesatzung und eröffneten den Feuerkampf, in dessen Verlauf beide – Wizemann tödlich – verwundet wurden. Der Unteroffizier Widmann der 6./126, der sich gerade mit einer Patrouille im Vorgelände befand, griff rasch entschlossen den Feind in der Flanke an, schlug ihn in die Flucht und brachte einen Mann vom V. Manchester-Bataillon der 42. East-Lancashire-Territorial-Division als Gefangenen zu-rück. Das war sehr wertvoll, weil dadurch die Anwesenheit dieser für die 25. englische Inf.-Division neu eingetroffenen Division vor der südlichen Hälfte des Abschnitts der 39. Inf.-Division bestätigt wurde. Vor der nördlichen Hälfte standen damals, wie durch Patrouillen der 132er und 172er ermittelt worden war, Teile der 2. portugiesischen Division, die gar keine Angriffslust, dafür aber beinahe übergroße Wachsamkeit in ihren Gräben zeigten oder, richtiger gesagt, eine heillose Angst vor den Deutschen hatten.“


aus: „Das 8. Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 126 „Großherzog Friedrich von Baden“ im Weltkrieg 1914-1918ׅ, Stuttgart 1929

Dienstag, 12. Dezember 2017

12. Dezember 1917


„Als der letzte Monat des Jahres heraufzog, beruhigte sich der Feind mehr und mehr. Häufig fanden wohl Feuerüberfälle oder Sperrfeuerproben statt, allein von Angriffs-absichten war nichts zu merken; jeder baute seine Stellung für den Winter aus. So vergingen die ersten Wochen des Dezember in nur wenig durch Kämpfe unterbrochener Arbeit. Am 15. Dezember begann die Ablösung des Regiments; sie war am 18. Dezem-ber beendet.“


aus: „Das Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 475 im Weltkrieg“, Stuttgart 1921

Montag, 11. Dezember 2017

11. Dezember 1917


„Auch im zweiten Halbjahr 1917 waren die Verluste glücklicherweise nicht groß. Es fielen am 14. Juni 1917 der Gefreite Schneider, am 15. August der Pionier Hirth, am 24. August der Pionier Föll. Der Pionier Villinger wurde am 30. Oktober verschüttet und der Gefreite Rauschnabel am 11. Dezember beim Minieren durch einen fünf Zentner schweren Stein erdrückt. Die gefallenen Kameraden wurden in den Kriegerfriedhöfen der nächsten Ortschaften bzw. der großen Lager Emont usw. beerdigt.“


aus: „Das Württembergische Pionier-Bataillon Nr. 13 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927

Sonntag, 10. Dezember 2017

10. Dezember 1917


„Wegen der Verwundeten in den Lazaretten unterblieb heuer am Fronleichnamsfest das Böllerschießen. Voriges Jahr bekam ein Verwundeter bei diesem Schießen im Fieber einen Tobsuchtsanfall, da er sich ins Schlachtgewühl versetzt wähnte.
Die Goldmünzen, vor dem Krieg ein gewöhnliches, dem Papiergeld gleichgewertetes Zahlungsmittel, sind aus dem Verkehr längst ganz verschwunden. Bei der hiesigen Goldankaufstelle geht schon seit Juni bereits kein Gold mehr ein.
Von den 6 – 7-jährigen Kindern wissen die meisten nicht mehr, was ein Wecken, ein Prügel, ein Gummiball, ein Osterhäschen ist.
Auf den Höhen um die Stadt hört man oft das Dröhnen der Feldgeschütze.
Obwohl Zigarren und Zigaretten rar und teuer geworden sind, sieht man viele blutjunge Burschen rauchend umherstolzieren. Durch eine Ministerialverfügung ist nun Personen unter 17 Jahren das Rauchen an öffentlichen Orten verboten worden.
Am 10. Dezember suchte und fand ein gemütskranker Vizefeldwebel auf dem Bahngleis Gmünd – Hussenhofen den Tod auf den Schienen.“


aus: „Gmünd im Weltkrieg, Chronik“, Schwäbisch Gmünd 1927

Samstag, 9. Dezember 2017

9. Dezember 1917


„Die Kampf-Verluste der Division hielten sich trotz des unausgesetzten Artilleriefeuers, auch mit Kalibern des Großkampfes, noch in mäßigen Grenzen: rund 5 Offiziere, 400 Mann. Dagegen war der Ausfall an Kranken rund 1100 Mann, hervorgerufen durch die schlechte Witterung, der die Truppe bei dem vollständigen Mangel an Unterbringungs-möglichkeiten in dem versumpften Trichtergelände nahezu schutzlos preisgegeben war.“


aus: „Die 204. (S. W.) Infanterie-Division im Weltkrieg 1914–18“ Stuttgart, 1922

Freitag, 8. Dezember 2017

8. Dezember 1917


„Über Cambrai wurde die Kompagnie Ende September nach Cantaing verlegt und wie-der im Stellungsbau verwendet. Mitte November 1917 wurde sie wieder in Flandern verwendet; Quartier war Hooglede; Tätigkeit: Stellungsbau. Das Handgranatendepot vor Hooglede explodierte am 8. Dezember 1917 auf unaufgeklärte Weise; die beiden Depot-verwalter, Gefr. Waibel und Pionier Störzer kamen dabei ums Leben.“


aus: „Das Württembergische Pionier-Bataillon Nr. 13 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927

Donnerstag, 7. Dezember 2017

7. Dezember 1917


„Bei den anderen Regimentern der Division, rechts neben uns, waren die Verhältnisse besser, um so besser, je weiter es nach rechts ging. Denn je näher bei Paschendaele, um so lebhafter die Kampftätigkeit der Artillerie, wie sich ja auch das Regiment infante-ristisch in der Front ganz sicher fühlte und nur in der linken Flanke, aus Richtung Paschendaele her, gefährdet.
Da weiter rechts viel weniger Feuer hinkam, so ergab sich dort mehr Möglichkeit für den Aufenthalt über dem Erdboden, als bei R. 120; dadurch war schon viel gewonnen. Dazu kam, daß das Grundwasser auf dem höher gelegenen rechten Flügel der Division auch die Trichter weniger füllte als bei uns.
Zwischen dem Brigade- und Regimentskommandeur fanden Verhandlungen statt über die Frage, ob R. 120 mit dem rechten Flügelregiment den Abschnitt wechseln sollte. Man nahm aber Abstand von dieser Maßregel, einmal weil ein solcher Tausch mit sehr viel Schwierigkeiten verknüpft ist. Des weiteren läßt sich niemals bestimmt absehen, ob die Gefechtslage bleibt, wie sie zurzeit ist, oder ob nicht etwas die Kampftätigkeit eben-falls den Abschnitt wechselt, wie der Truppenteil. Denn rechts von unserer Division lag der einstmals viel umstrittene Houthulster Wald. Augenblicklich ging es dort ruhig zu, jedoch ob und wie lange dies so bleiben würde, das konnte niemand sagen.“


aus: „Das Württembergische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 120 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920

Mittwoch, 6. Dezember 2017

6. Dezember 1917


„Der Yserkanal, an den die Verteidigungsstellungen sich anlehnten, bildete nördlich des malerischen Dixmuiden, das wie eine Insel aus dem Wasser herausragte, eine natürliche Trennungslinie zwischen Freund und Feind. An seinen beiden Uferdämmen, die das Rückgrat der vorderen Kampfzone bildeten, ragten nur schmale Streifen festen Landes aus dem kilometerweit sich ausdehnenden Seen- und Sumpfgebiete hervor; auf die festgefügten Uferdämme hatte jahrelange Arbeit früherer Stellungsdivisionen eine Kette von betonierten Unterständen gesetzt, die wie kleine Sarazenenburgen gespenstisch aus dem Wasser ragten; dazwischen standen primitive, feuchte Holzhütten. Eine feste Straße bis an den Kanal gab es nicht. Nur im Gebiet des nördlichen Nachbarabschnittes (Inf.-Reg. 180) führte ein befahrbar Weg bis zu den Kanaldämmen; im Regimentsabschnitt selbst konnte man bloß auf schmalen Holzstegen, die durch das Überschwemmungsland gebaut wurden, an die Kanallinie gelangen; vielfach standen auch diese Stege unter Wasser und wehe dem, der bei Nacht den verhängnisvollen Fehltritt vom Steg in die Fluten tat! Auch feindwärts, vor den Stellungen, breitete sich eine weite Wasserfläche aus, über die nur einige Inseln – früher wohl blühende Höfe – aufragten. Die vordere Stellung bestand aus einer Vorfeld- und einer Hauptwiderstandslinie. Sie war in drei, nach der Verbreiterung des Abschnittes an 4. Dezember in vier Abschnitte geteilt. Im Abschnitt „Vandenwoude“ lagen drei Stützpunkte mit Schützenstellungen, Betonunter-ständen und Bretterhütten als Vorfeldlinie vor der Hauptstellung: Vandenwoude-Nord, Vandenwoude-Hof und die Nacelle-Ferme. Im Abschnitt „Gapaert“ lag der Stützpunkt „den Torenhof“ an einem kleinen Weiher und der eigentliche Gapaert-Hof, der dem Abschnitt den Namen gab. Die Belgier hatten einige Wochen zuvor diesen Hof zer-trommelt, waren mit Übermacht in ihn eingedrungen, hatten die Besatzung gefangen genommen, die Unterstände gesprengt und waren unbelästigt wieder abgezogen. Alles trug noch den Stempel der Zerstörung. Der Abschnitt „Tank“, nach einem Tankschiff genannt, war durch einen Sumpf geschützt. Im Abschnitt „Eclusette“ ragte die Sappe C, ein 400 Meter langer, zum Teil unter Wasser stehender Damm in einen 1 – 2 Meter tiefen Sumpf hinein. Faschinen schützten gegen Sicht, ein Erdaufwurf, der „große Kugelfang“, auch gegen Geschosse. Hier saß der Feind auf dem Ostufer des Kanals und beherrschte von seiner höheren Stellung auf dem Westufer das ganze Gelände. Verbin-dung mit dem südlich eingesetzten Regiment war nur nachts durch Patrouillen möglich, die auf Umwegen den Sumpf umschritten. Die Unterstände waren feucht und eng und standen zum Teil unter Wasser. Bretter- und Wellblechunterstände schützten kaum gegen Splitter. Die Hauptwiderstandslinie zog sich am Westufer des Kanals hin, über den 12 Brücken geschlagen waren. Aus Holz und Faschinen war hier eine saubere Schützenstellung gebaut, die aber teilweise unter der Beschießung zu leiden hatte, Im südlichen Abschnitt, wo sie auf das Ostufer übersprang, war sie stark beschädigt.“

aus: „Das Württembergische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 119 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920

Vom 26. 5. - 31. 5. 17 im Revier wegen Magen- und Darmkatarrh.
vom 25. 10. - 28. 10. 17 im Revier wegen Rheumatismus
Am 27. 11. 17 am Iserkanal nördl. Diksmuiden Knochenbruch linker O(ber)schenkel,
Rippenbruch rechts, , kl(eine) Spl(Itter) Wunden r. Hand, r. Bein und Gesicht, durch A(rtillerie)- G(eschoß). Württ. Feld-Laz. 505 deutsche Feldpost 796 in Erneghem.
Am 6. 12. 17 abends 7.45 im Fed-Laz. 505 gestorben. Beerdigt auf dem Soldaten-
Friedhof in Erneghem. Grab Nr. 18. Lt. Mitteilung v. Feld-Laz. 25 v. 24. 2. 18.
im Felde den 1. 3. 1918 Gustav Renz 
Leutnant u. Kompagnieführer

Bild: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand M 476

Dienstag, 5. Dezember 2017

5. Dezember 1917


„In den ersten Dezembertagen belegte der Feind die Abschnitte in der Mitte des Regiments mit stärkstem Feuer der Artillerie und Minenwerfer, durch das unsere Hindernisse schwer mitgenommen wurden. Am 5. Dezember, 5.30 Uhr abends, brach die feindliche Infanterie los. Aber die 1. und 12. Komp. waren auf ihren Plätzen. Es dunkelte bereits. Das französische Riegelfeuer legte um den angegriffenen Abschnitt einen dichten Feuerkranz. Aber die Franzosen blieben im Hindernis hängen, denn schützend legte sich von allen Seiten flankierendes Maschinengewehrfeuer vor unsere Linien, und prompt setzte das Sperrfeuer der Artillerie und Minenwerfer ein. Und doch hatte der Tag schmerzliche Verluste gekostet. Leutnant Dinzer* der 1. Komp. war bei seinem Stoßtrupp tödlich verwundet, eine Maschinengewehrbedienung der 3. M.-G.-K. war, todesmutig an ihrem Gewehr ausharrend, Mann für Mann außer Gefecht gesetzt worden, bis endlich ein Volltreffer das Gewehr selbst zerstörte. Vizefeldwebel Dieterich* hatte hier die tödliche Wunde empfangen, der Unteroffizier Wolf, die Schützen Kießling* und Fritz waren verwundet, der Schütze Bäuerle* war am Gewehr als letzter gefallen.“


aus: „Das Württembergische Landw.-Inf.-Regiment Nr. 120 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922

*Laut Württ. Verlustliste Nr. 651: Dinser, Dietrich, Kißling, Beuerle

Montag, 4. Dezember 2017

4. Dezember 1917


„Die Tätigkeit des Regiments war eine sehr rege. Patrouillen bearbeiteten planmäßig das Niemandsland, in der Hauptwiderstandslinie wurden M. G.-Nester eingerichtet und, soweit es das Gelände zuließ, mit Drahthindernissen umgeben. Das Gelände im Bereit-schaftsraum beim Blockhaus – Vijfwegen – Staden Dreef bis zurück zur Artillerie-schutzstellung wird zur Verteidigung eingerichtet. Hierzu wird aus besonders geeigneten Leuten aller Kompagnien bei jedem Bataillon eine Infanterie-Pionier-Kompagnie, die sog. Bau-Kompagnie, zusammengestellt, die ihr Stammlager in Lindecken erhält. Vom Gesichtspunkt der Kampftätigkeit aus betrachtet, verlaufen unsere Tage in diesem scheußlichen Gelände in ewigem Einerlei, doch waren die Anforderungen an die Truppe unerhört groß und der Ausfall an Kranken geradezu erschreckend, wenn auch keines-falls verwunderlich.“


aus: „Das Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 413 im Weltkrieg 1916-1918“, Stuttgart 1936

Sonntag, 3. Dezember 2017

3. Dezember 1917


„Die Trichter, die die Besatzung der vorderen Stellung beherbergten, waren größtenteils mit eisigem Wasser gefüllt, dicht am Trichterrand, oft mit den Füßen darin oder in Schnee und Lehm völlig durchnäßt liegend, lebten viele unserer braven Leute Tag und Nacht. Lattenröste, Holzgestelle und sonstige Behelfsmittel wurden Nacht für Nacht durch Trägerkolonnen nach vorne gebracht, um der Kampftruppe wenigstens etwas Erleichterung zu schaffen. Ein solches Gelände erschwerte natürlich auch eine ein-heitliche Befehlsgebung ungeheuer, und wenn man bedenkt, daß vor der Hauptwider-standslinie in einer Entfernung von durchschnittlich 200 m eine Vorfeldlinie vorgescho-ben war, die nur mit einzelnen, unter sich nicht zusammenhängenden Posten besetzt war, wodurch jeder einzelne Mann beinahe ganz auf sich selbst angewiesen war, eine ungeheure Verantwortung trug, so ist es nicht zu viel gesagt, wenn man jeden einzelnen, der nur kurze Zeit dort war, noch heute als Helden bezeichnen muß. Zu all diesen Schwierigkeiten kam noch das gut geleitete Artilleriefeuer des Engländers, das sich zeitweise zu starken Überfällen steigerte, im übrigen aber vorläufig größere Kampf-handlungen nicht auslöste.“


aus: „Das Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 413 im Weltkrieg 1916-1918“, Stuttgart 1936

Samstag, 2. Dezember 2017

2. Dezember 1917


„Die Kompagnie marschierte über Quero, Colmirano, Alano und gelangte bei Einbruch der Nacht an den Fuß des Berges. Der Aufstieg auf dem steilen Anmarschweg war sehr schwierig. Auf einer Geröllschurre ging es zunächst bis zu einer auf dem ersten Viertel des Hanges errichteten kleinen Steinhütte, in der sich der Stab des II. Batl. Inf.-Regt. 52 befand. In der Umgebung dieser Hütte wurde gerastet und die Rückkehr des zur Gipfelstellung entsandten Übernahmekommandos abgewartet. Es war gar nicht so ein-fach, sich auf dem steilen Hang zur Ruhe zu legen, da man ständig der Gefahr ausge-setzt war, im Schlafe in die Tiefe zu kollern. Wir wußten uns aber zu helfen. An der einen Seite war der Berg mit Bäumchen und Sträuchern bewachsen. Nun schickte man sich an, Zweige zwischen den Bäumen zu befestigen und sich auf diese Weise ein einigermaßen haltbares Lager für die Nacht zurechtzumachen. Obwohl auf dem Gipfel des Berges und den Anmarschwegen unausgesetzt die feindlichen Granat- und Schrap-nellsalven krachten und es zudem hier in den venezianischen Alpen Ende November des Nachts schon ziemlich kühl war, lag binnen weniger Minuten alles in tiefstem Schlaf.
Gegen 3 Uhr morgens wurde der Aufstieg zum Gipfel in Kolonne zu einem fortgesetzt. Auf allen Vieren krochen wir die immer steiler werdenden Hänge hinan. Da zu gleicher Zeit italienische Abteilungen die Kuppenstellung angriffen, lagen die Anmarschwege, besonders im oberen Abschnitt, unter heftigen Schrapnellfeuer.
Endlich erreichten wir die Stellung. Diese bestand aus notdürftig aus gebauten Gräben, die deutsche und österreichische Truppen wenige Tage vorher gestürmt hatten. Leichen lagen vor der Brustwehr – an einem italienischen Geschütz mit toter Bedienungsmann-schaft kamen wir vorüber. Die einzelnen Grabenstücke waren weder miteinander ver-bunden, noch durch Hindernisse geschützt. Wie wir erfuhren, sollte der Gegner am rechten Flügel etwa 20 Meter und von da nach Osten allmählich bis zu 150 Meter entfernt liegen.
Nachdem die Kompagnie die Gräben bezogen hatte, eröffneten die Italiener ein leb-haftes Feuer mit Schrapnells und Granaten, das etwa eine Viertelstunde anhielt. Nur wenige Postenlöcher waren vorhanden und so mußte die Mannschaft zum größten Teil ungeschützt auf der Grabensohle kampieren. In dem felsigen Boden ging die Schanz-arbeit nur langsam voran. Bei Tag schossen die feindlichen Gebirgskanonen von ihrer erhöhten Stellung aus mit direktem Schuß auf jeden einzelnen Mann, der sich im Gra-ben erhob. Der Verkehr mit den Kompagnien des Infanterie-Regiments 52 konnte kaum aufrecht erhalten werden, denn es war nur ein einziger durchlaufender Verbindungs-graben vorhanden, und zwar am äußeren rechten Flügel, wo der Westhang des Tomba-plateaus jäh in den Torrente Ornigo abfällt. Dieser mußte Nacht für Nacht im feind-lichen Feuer freigemacht werden, da ihn die Italiener mit besonders hierzu eingeteilten Geschützen ständig zudeckten.
Seitwärts überhöht der Monte Pallone um etwa 400 Meter den Berg Tomba. Der Gegner hatte, wie die Fliegeraufklärung ergab, annähernd 50 Geschütze auf dem langgestrek-kten Rücken des Monte Pallone aufgefahren, die von der Flanke aus die Tombastellung bestrichen. Inn halbstündigen Pausen kamen regelmäßig Lagen von 15 bis 20 Granaten und Schrapnells auf die Gräben und Anmarschwege. Die eigene Artillerie konnte wegen Munitionsmangel das Feuer nicht in gleichem Maße erwidern.
Nachts wurde durch Trägertrupps und Tragtiere das Essen in die Stellung gebracht. Den schwierigen Nachschub hatte der Führer des 3. Zuges, Vizefeldwebel Heinecke zu lei-ten. Das Essen kam, da es an Kochkisten fehlte, nach dreistündigem Marsch kalt herauf und mußte so genossen werden; an ein Feuermachen war bei der Wachsamkeit der feindlichen Artilleriebeobachtung nicht zu denken.
Durch Granatvolltreffer fanden die Grenadiere Otto Diedrich und van Rhee den Tod; sie wurden von einigen Kameraden in der Nacht am Hang hinter der Stellung beerdigt.“


aus: „Württembergische Sturmkompagnie im großen Krieg“ׅ, Stuttgart 1930

Freitag, 1. Dezember 2017

1. Dezember 1917


„Die Quartiere waren von dem Vorgänger in einem Zustand zurückgelassen worden, der jeder Beschreibung spottete. Die Pferde standen knietief im Schlamm, für die Mann-schaft diente zunächst ein zugiger Heuboden als Unterkunft. Da alle Anzeichen dafür sprachen, daß die Eskadron in diesen Quartieren längere Zeit, vielleicht sogar den Win-ter über bleiben würde, wurde sofort an das Herrichten der Quartiere gegangen. Die Pferdebaracken wurden mit einem festen Boden versehen und für die Mannschaften wurde eine Wohnbaracke neu gebaut, so daß die Unterbringung schließlich ganz wohn-lich wurde. Leider führte uns die Division in dieser Zeit weder Bau- noch Brennholz zu. Der findige Ulan wußte sich aber zu helfen: eine leerstehende Scheune wurde eingeris-sen und lieferte das nötige Holz.
25 Ulanen wurden wieder als Meldereiter zum Divisionsstab und zu den Infanterieregi-mentern kommandiert. Die Beobachtungswarte bei Stadendreef und die Meldesam-melstelle der Division in Lindecken wurde mit 1 Offizier und 18 Ulanen bezogen. Nach Leutnant Werner (Max) übernahm Leutnant Häußler das Kommando. Diese Beobach-tungsstelle lag mitten in unseren Batteriestellungen und wurde daher häufig beschossen. Ein kleiner Stollen diente als Unterkunft für die Beobachter. Er war jedoch voll Grund-wasser, das von einem besonderen Kommando ständig herausgepumpt werden mußte.
Am 1. Dezember fielen hier durch Granatvolltreffer der kriegsfreiwillige Unteroffizier Striebel und Ulan Strübel in Ausübung ihres Dienstes, betrauert von der ganzen Eska-dron, welche die beiden als liebe Kameraden hoch schätzte. In Anwesenheit sämtlicher Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften wurden die beiden Kameraden auf dem Friedhof in Hooglede nebeneinander, wie sie gefallen waren, beigesetzt.“


aus: „Das Ulanen-Regiment „König Karl“ (1. Württ.) im Weltkrieg 1914-1918“ Stuttgart, 1927

Donnerstag, 30. November 2017

30. November 1917


„Cambrai war in Gefahr, wieder hieß es alle Mann an Bord. Um Mitternacht schrillte das Telephon, wir wurden nach Norden geworfen, der gefährdeten Stelle zu, und mit Tagesanbruch standen Batterien und Stäbe in ihren neuen Stellungen bei Niergnies. Dort standen auch auf der Lauer die Tankgeschütze der Batterien, bereit, sich dem Angriff der feindlichen Sturmwagen entgegenzuwerfen, denn noch träumte der Engländer von seinem Einzug in Cambrai: vom Kirchturm von Niergnies sah man englische Kavallerie zur Front reiten! Aber ehe er zufassen konnte, traf ihn der Gegenstoß. Und diesmal ist er der Überraschte, er sieht sich zwischen zwei Klammerarme genommen, die den Sack zuschnüren, in dem er sich festgerannt hat. Wie gern hätten wir den Strick mit zuge-zogen! Doch wir standen am ausgebauchten Ende und mußten warten. Geschlafen haben wir dennoch nicht. Die Batterie Schlecht hat in diesen Tagen vier englische Kanonen im Aufprotzen überrascht und für immer erledigt.“


aus: „Das 4. Württ. Feldartillerie-Reg. Nr. 65 im Weltkrieg“, Stuttgart 1925

Mittwoch, 29. November 2017

29. November 1917


„Die Kampfhandlungen auf dem rechten Piaveufer führten am 21. November zur Erstürmung des Fontana Secca, doch es war unmöglich, von dort her noch weiter gegen das Grappamassiv vorzustoßen. Auch die mit ungeheurem Schneid durchgeführte Er-stürmung des Spinuccia durch das württembergische Gebirgsbataillon erzwang nicht die Zurücknahme der italienischen Linie auf dem Pallone und die italienischen Batterien schossen immer heftiger gegen unsere Stellungen auf dem Tomba und gegen die im Querobecken aufgestellten Batterien. Da sich nun allmählich der Bewegungskrieg zum Stellungskampf entwickelte, mußte natürlich von der Artillerie die vorderste Linie unse-rer Infanterie genauer erkundet werden. Es wurden daher fast täglich Offizierspatrou-illen mit einem kleinen Stab von Telephonisten auf das jenseitige Piaveufer geschickt, um auf dem Tomba sich umzuschauen, oder aber von den vordersten eigenen Stellungen bei Sperrfeuerproben die Lage der Schüsse genau zu beobachten. Morgens in aller Frühe gingen die Patrouillen los, da zu Beginn der Morgendämmung das feindliche Feuer etwas nachließ. Auf dem über den Piave bei Segusino führenden Steg waren die Pio-niere an der Arbeit, um die Schäden, die durch das nächtliche Artilleriefeuer entstanden waren, auszubessern. Man schlängelte sich auf den losen Brettern zwischen Tragetier-kolonnen hindurch, unter sich den rasch dahinrauschenden, tiefgrünen Piave, und war froh, wenn man auf dem andern Ufer den steilen Bahndamm erklettert hatte. Dann folgte eine lange, unangenehme Strecke auf dem Bahndamm selbst, entlang dem Piave. Der ganze Damm war vom Feinde eingesehen und zahlreiche Kadaver von Tragetieren ließen darauf schließen, daß die Italiener diesen Zufahrtsweg scharf überwachten. Im Süden glänzten die zerschossenen Trümmer der kleinen Kapelle von S. Sebastiano, wo lange Zeit einige italienische Geschütze standen: Rechts davon noch im Schatten la der dunkle Tombakamm. Bei Faveri war die über den Tegorzo führende Brücke wieder instand gesetzt, doch lagen auch dort meistens zerfetzte Tragetiere, so daß man unwill-kürlich den Schritt beschleunigte. Das Kirchlein von Faveri, das wie auf einer Insel etwas höher als der Ort selbst lag, war fast nicht beschädigt, umso schlimmer aber sah es im Ort selbst aus, der nur noch einen Trümmerhaufen bildete. Nun ging es steil zwischen einzelnen Kastanienbäumen am Hange in die Höhe. Links unten in der Schlucht lag eine zerschossene österreichische Gebirgsbatterie, die von den Italienern beim Versuch auf dem Tomba in Stellung zu gehen, überrascht und vollständig ver-nichtet worden war. Nur nicht zu lange hinsehen! Weiter oben wurde der Kamm flacher, man suchte sich durch die zerstörten Drahthindernisse mühsam den Weg und strebte der Kammhöhe selbst zu, wo unsere vorderste Linie sein sollte. Die letzten 50 Meter lief man etwas schneller, bis man den Graben erreichte. Allerdings darf man sich unter Graben nicht etwas vorstellen, was nach den schönen Abbildungen in Zeitschriften in der Regel als Graben bezeichnet wird. Es war mehr eine Art von Verbindung von einzelnen Löchern, die teils durch Granaten, teils von Menschenhand hergestellt waren. Dort hausten in bescheidenster Weise unsere Infanteristen. Die Reserven lagen weiter rückwärts in geschützteren Lagen. Unsere vorderste Linie lief dem Tombakamm entlang bis zu dem östlichen Ausläufer des Monfenera. Von dort führte die schmale Postenkette an dem zur Piave abfallenden Hang steil hinunter nach Sengie zu, wo die Jäger des Alpenkorps Wache hielten. Der Tombakamm, sowie der Hang des Monfenera gehörten zu unserem Zielabschnitt und mußten daher genau erkundet werden. Die Linie ist lange von unseren Truppen behauptet worden. Unsere Abteilung konnte mit sämtlichen Batterien die zugewiesenen Sperrfeuerräume leicht bestreichen und verblieb daher in ihren Stellungen im Segusinobecken.“


aus: „Die württembergische Gebirgs-Artillerie im Weltkrieg 1915-1918“, Stuttgart 1920