Sonntag, 31. Januar 2016

31. Januar 1916


„Die in der Stellung des Regiments gelegenen Dörfer Enschingen, Brüningshofen, Niederspechbach und Heidweiler wurden Anfang Januar von ihren letzten Einwohnern geräumt; zum größten Teil war dies schon früher geschehen. Im Februar mußten auch aus Illfurt, Zillisheim, Tagolsheim, Walheim, Fröningen, Aspach, Altkirch und Galfingen die Bewohner abziehen.
Es war ein Bild des Jammers, diese Einwohner, die Haus und Hof verlassen mußten und wenig nur von ihrem Hab und Gut mitnehmen konnten. Unsere schwäbischen Landwehrleute fühlten nicht nur Mitleid mit den alemannischen Stammesvettern, es drängte sich auch der Gedanke auf: Gott sei Dank, daß der Krieg mit seinem Grauen unsere Heimat, unser Weib und Kind, verschont hat.
Über den Zustand der neuen Stellung meldete das Regiment der Brigade unterm 10. Januar 1916 folgendes:
„Die erste Feuerlinie ist teilweise noch nicht vollständig ausgebaut. Andernorts ist sie zwar fertig, aber zu schwach und zu hoch angelegt. Schützenauftritte fehlen vielfach.
Die zweite Feuerlinie ist an manchen Stellen noch gar nicht vorhanden, andernorts mangels jeder Verschalung wieder eingerutscht. An zahlreichen Punkten ist sie versumpft.
Die Verbindungsgräben und Annäherungswege stehen meist unter Wasser und sind zerfallen.
Die Zahl der Unterstände genügt nicht annähernd; die vorhandenen sind schlecht gebaut und daher vielfach wieder eingestürzt. Das Drahthindernis ist an den meisten Stellen zu schmal.“
Unter solchen Umständen hieß es eben für das Regiment wieder wie vor acht Monaten bei Sennheim tüchtig arbeiten und bauen. Und diese anstrengende Tätigkeit währte Tag und Nacht fort bis Mitte Februar. Aber auch drüben die Franzosen schanzten tüchtig und schossen wenig, so daß unsere Verluste von Anfang des Jahres bis zum 20. Februar im ganzen nur 22 Mann betrugen, darunter 8 Mann durch eine einzige Granate.“


aus: „Das Württemberg. Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 126 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921

Samstag, 30. Januar 2016

30. Januar 1916


„Im Abschnitte draußen gab es zu jener Zeit so manchen Übelstand, der den längeren Aufenthalt dort doch stark beeinträchtigte. Anhaltender Regen und Schneeschmelze füllten die Gräben mit Wasser. Die Gräben der I. Linie in A 1 standen längere Zeit bis zu 1 Meter tief unter Wasser und die neugebauten Unterkunftsstollen dort füllten sich vollständig mit Wasser. Einige von ihnen, die viel Arbeit gekostet hatten, mußten in der Folge aufgegeben werden. Der Unterabschnitt A II litt täglich mehr unter den französischen Minenwerfern. Die im Bois du Four stehende schwere Batterie gab sich redlich Mühe mit der Minenwerferbekämpfung, aber es fehlte an Munition und die Franzosen waren zähe; wurde ihnen ein Werferstand zusammengeschossen, so eröffne-ten sie das Feuer alsbald aus einem neuen..“


aus: „Das Württembergische Brigade-Ersatz-Bataillone Nr. 54 und das Württembergische Ersatz-Infanterie-Regiment Nr. 52“, Stuttgart 1923

Donnerstag, 28. Januar 2016

28. Januar 1916


Albert Aßfalg
VIZEF. D. R. OFFZ.ASP. 4./124.                                                                                 28. JAN. 1916
Geb. 19. 8. 91. in Obermarchtal, Sem. Saulgau 1910, Einj. bei 125 in Stuttgart von 1912/13, U.-Lehrer in Fachsenfeld, Nordstetten, Isenburg, Backnang, zuletzt in Kißlegg, rückte am 2. Aug. 1914 nach Weingarten ein und machte den Vormarsch und die Kämpfe in den Argonnen mit – E. K. II. Bei der Erstürmung von Montblainville, wo er seinem Freund Schöller den letzten Liebesdiensterwies, wurde seine 24 Mann starke Korporalschaft bis auf zwei Mann aufgerieben, er selbst leichtverw. an der Hand. Am 27. Jan. 1916 erhielt er in Stellung am Kanal von einer in der stockdunklen Nacht herangeschlichenen engl. Patrouille einen Schuß in den Bauch. „Obgleich schwerverw. hielt er auf seinem Posten aus, bis er zusammenbrach, er hat mit seiner letzten Kraft noch seinen Zug alarmiert und damit ein Eindringen der Engländer in unseren Graben verhindert.“ Im Feldlaz. entschlummerte er ohne die Todesnähe zu ahnen. Friedhof Nro. 43 Werwick, Grab 1339. Aßfalg war während des ganzen Feldzuges ein Vorbild der Pflichttreue und Tapferkeit.


aus: „Ehrenbuch der im Weltkrieg gefallenen kath. Lehrer Württembergs“, Biberach an der Riß 1927

Mittwoch, 27. Januar 2016

27. Januar 1916


„Einleben. Wir mußten mit Spaten und Schöpfeimern den zähen, schuhtiefen Schlamm der Gräben bekämpfen und mit Pumpen die Unterstände einigermaßen trocken legen. Die tägliche Arbeitszeit mußte auf 7½ Stunden festgesetzt werden, um neben den Wiederherstellungsarbeiten vor allem das Minieren von schußsicheren Unterständen energisch aufnehmen zu können.
Daneben wurde die Aufklärung durch Grabenbeobachtung und Patrouillen eifrig betrieben. Jede Nacht wurden im Regimentsabschnitt zwei Patrouillen, je eine Offiziers- und eine Unteroffizierspatrouille, gemacht. Meist verliefen sie unblutig, obwohl manche Streifgänger über das feindliche Hindernis weg zu den Sappenköpfen vordrangen, denn der Gegner war wenig rührig. Am 26. Januar hatte eine Patrouille der 12. Kompagnie unter Leutnant Schumm den ersten Zusammenstoß mit dem Gegner am Franzosenbusch vor M (später J), wobei Landsturmmann Nestle tödlich verwundet wurde. Leutnant Ludwig, 12. Kompagnie, der zufällig in der Nähe war, eilte der Patrouille zu Hilfe. Mit Hurra wurde der Franzosenbusch gestürmt, doch der Gegner riß aus und wurde bis zum feindlichen Hindernis verfolgt.“


aus: „Das Württembergische Landw.-Inf.-Regiment Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923

Montag, 25. Januar 2016

25. Januar 1916


„Der Januar brachte keinerlei Kampfhandlung, nur das Artilleriefeuer dauerte in wechselnder Stärke an. Am 19. Januar machten wir zur Maskierung des Feuers eines weittragenden Geschützes mit dem Nachbarkorps einen größeren Feuerüberfall auf die feindlichen Gräben, die erheblich beschädigt wurden.
Die feindliche Fliegertätigkeit war dauernd rege. Am 17. Dezember hatten unsere Kampfflugzeuge drei feindliche Flieger abgeschossen, während der B.A.K.-Zug 1*, Res. 54, einen weiteren Flieger herunterholte. Leider kam dies aber sehr selten vor.
So verging der Januar 1916. Schon seit einiger Zeit hielt sich das Gerücht, daß wir herausgezogen würden. Wir glaubten aber nicht daran, sondern hielten es für das übliche A.E.G. (Allgemeines Etappen-Geschwätz), das uns schon oft genarrt hatte, und wenn es zutraf, so hatte es sich bis jetzt immer nur auf die Infanterie erstreckt, während wir bisher immer eingesetzt geblieben waren. Diesmal sollte es aber recht behalten.“

aus: „Das Württembergische Reserve-Feldartillerie-Regiment Nr. 54 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1929

*Ballon-Abwehr-Kanonen-Zug

Sonntag, 24. Januar 2016

24. Januar 1916


„Nicht immer gingen die Unternehmungen gut ab. Da der Gegner sich im Vorfeld nicht mehr stellte, suchten ihn  die Schützen in seiner Stellung auf. So drang eine Patrouille, bestehend aus dem Unteroffizier Leuze, den Schützen Gutekunst, Siegmund und Rank an der „Hugsäge“ durch ein 20 m tiefes Drahthindernis. Sie wurden erkannt und erhielten aus nächster Nähe Feuer. Gutekunst brach tödlich getroffen zusammen, Leuze und Siegmund glückte es, zu entkommen. Nicht so Rank. Dicht vor den französischen Gewehrmündungen in einem kleinen toten Winkel lag er, mit etwas Reisig getarnt, den Rest der Nacht und den ganzen folgenden Tag. Erst am Abend konnte er wieder zurück. Vergeblich versuchten Leuze und Siegmund, den gefallenen Gutekunst zu bergen.“


aus: „Die Geschichte der Württembergischen Gebirgsschützen“ׅ, Stuttgart 1933

Samstag, 23. Januar 2016

23. Januar 1916


„Durch eingetretene Schneeschmelze waren die Anmarschwege nur noch grundloser geworden, so daß nicht nur die Fahrzeuge, sondern zum Teil auch die Pferde selbst stecken blieben und nur durch das Eingreifen der Kanoniere wieder flottgemacht werden konnten. Verluste hatte das Regiment in dortiger Gegend gottlob wenig, nur die 4. Batterie hatte zwei ihrer tüchtigsten Kanoniere, Bauer und Ratgeber, durch Volltreffer in den Geschützstand verloren. Die Beobachtungen im Amiens-Bois, die häufig durch Artillerie- und Maschinengewehrfeuerüberfälle belegt wurde, haben gottlob nie Verluste gekostet.“

aus: „Das Württembergische Feld-Artillerie.-Regiment Nr. 116 im Weltkrieg“, Stuttgart 1921


Freitag, 22. Januar 2016

22. Januar 1916


„Am 12. Januar wurde die Kompagnie abgelöst, trat wieder zur 7. Landw.-Division und wurde nach Altkirch zurückgezogen, wo sie bis Ende Januar Ruhe hatte. Dann begann wieder der Stellungsbau bei Altkirch. Am Sturm auf das Schönholz am 22./23. Januar 1916 nahm die Kompagnie kräftig teil neben der 2. Landw.-Pi. 13 und verlor 1 Toten (Pionier Mall) und 5 Verwundete.“


aus: „Das Württembergische Pionier-Bataillon Nr. 13 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927

Donnerstag, 21. Januar 2016

21. Januar 1916


„Da am linken Flügel der Stellung immer wieder durch Scharfschützen von der großen Bastion aus Verluste eintraten, wurde es mit Freuden begrüßt, als der Befehl kam, unter der Bastion habe abermals eine Sprengung stattzufinden.
Am 19. und 20. Januar halfen 2 Infanteriekompagnien den Mineuren den Sprengstoff herbeischaffen und in die Mine laden. In der Nacht vom 21./22. Januar, 3 Uhr vormittags, wurde gezündet. Die eigene Stellung war am linken Flügel geräumt worden und das war gut so, denn die gewaltige Erschütterung hatte den eigenen Graben ein großes Stück eingeworfen. Welche Wucht die Sprengung hatte, lassen folgende Feststellungen erkennen, 80 Meter hinter unserer Stellung hing auf einem Baum eine fortgeschleuderte große Rolle englischen Hindernisdrahtes, und am 22. Januar wurde hinter unserer zweiten Stellung die noch in die Schlafdecke gewickelte Leiche eines englischen Sergeantmajors vom Suffolk.-Regt. gefunden, die Sprengung hatte ihn also ca. 300 Meter durch die Luft geworfen. 2 englische Stellungen auf der großen Bastion waren sicher vernichtet, trotzdem war klar, daß die geschaffene Erleichterung nicht von langer Dauer sein würde. Sofort vorgetriebene Patrouillen konnten wesentliche Fest-stellungen nicht machen.“


aus: „Das Infanterie-Regiment „König Wilhelm I“ (6. Württ.) Nr. 124 im Weltkrieg 1914–1918ׅ, Stuttgart 1921

Mittwoch, 20. Januar 2016

20. Januar 1916


„Es folgte eine Zeit reinen Stellungskrieges. Arm an besonderen kriegerischen Ereig-nissen, aber reich an Arbeit. Nach dem Osten waren Wundermären über den westlichen Stellungsausbau gedrungen. Man hatte im stillen gehofft, sich in ein gemachtes Nest zu setzen. Bald aber merkte man, daß zu tun noch recht viel übrig geblieben war.
Stellungsausbau mit einem allerdings im Osten unbekannten Aufwand von Material hielt Mann und Offizier dauernd in Atem. Die Wasserverhältnisse gestatteten wenig Eingraben. Bald starrten die Batterien in  Beton. Große Maskenanlagen deckten Stel-lungen und Verkehr. Das ergiebige Hinterland bot Hilfsmittel aller Art. Ein reich verzweigtes Bahnnetz erleichterte die Heranführung bis dicht an die Feuerstellungen. Große technische und landwirtschaftliche Betriebe entstanden. Bis weit nach vorne hatte man die Annehmlichkeit elektrischen Lichtes. Der Heimat war man merklich näher, so waren die Urlaubs- und Postverhältnisse wesentlich besser als im Osten. Auch zu Ausflügen nach Gent oder Brüssel, in die viel beschimpfte, aber vorübergehend doch ganz schöne Etappe, bot sich Gelegenheit.
Später gab es sogar Badezüge nach Ostende. Mancher Schwabe hat da das Meer zum erstenmal gesehen.
Das Bild der flandrischen Ebene mit dem damals noch türmereichen Ypern wird jedem unvergeßlich bleiben. Der Winter war naß, aber nicht besonders kalt. Schnee eine Seltenheit, dagegen gab es viel Nebel, der uns manch ruhigen Tag und fröhlichen Abend bei Grammophon und sonstigen Klängen verschaffte. Im allgemeinen war die Gefechts-tätigkeit gering.“



aus: „Das 2. württ. Feldartillerie.-Reg. Nr. 29 „Prinzregent Luitpold von Bayern“ im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921

Dienstag, 19. Januar 2016

19. Januar 1916


„Am 17. Januar lag von mehreren feindlichen Fliegern geleitetes schweres Artillerie-feuer auf der Stellung des Regiments, alle Fernsprechleitungen wurden abgeschossen, die Gräben und Unterstände sehr schwer beschädigt.
Zu unserer Genugtuung schoß unsere Artillerie drei der feindlichen Flieger herunter. 2 Tage nachher richtete anhaltendes sehr schweres feindliches Feuer wieder große Zerstörungen in unserer Stellung an; auch die Umgebung des Hüttenlagers, teils auch die Gegend von Wervicq wurde beschossen. Erfreulicherweise waren unter den feindlichen Granaten eine ziemliche Anzahl von Blindgängern. Unsere Artillerie gab jeweils lebhaftes Vergeltungsfeuer ab.“


aus: „Das Grenadier-Regiment „Königin Olga“ (1. Württ.) Nr. 119 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927

Montag, 18. Januar 2016

18. Januar 1916


„Mit im allgemeinen viertägigem Wechsel rückten die Bataillone vom Ruhelager in die vordere Linie, von da in Bereitschaft und wieder ins Lager. Scheinbar Ruhe und doch ein Leben voller Tätigkeit. Nach einem ganz bestimmten, durch das Regiment aufge-stellten Arbeitsplan, wurde am Ausbau der einzelnen Stellungen weitergearbeitet; auf Grund höherer Befehle begann später die Anlage von „Sappen“, die gegen den Feind vorgetrieben wurden, um dann wieder zu einer neuen Stellung verbunden zu werden.
Die Baukompagnie unter Leutnant d. R. Munz, der sich auch im weiteren Verlauf des Krieges als hervorragender Fachmann hierin zeigte, arbeitete unverdrossen an Unter-ständen, Wegeanlagen aller Art. Die Arbeiten im vorderen Graben mit dem Bau der Hindernisse hatten die Kompagnien selbst auszuführen und instand zu halten. Eine große Rolle spielte dabei die richtige Entwässerung dem Feinde zu, um nicht das Wasser, wie vorgekommen, eines Tages selbst kniehoch im eigenen Graben zu haben.
Dazu kamen die Überraschungen von seiten des Feindes, die besonders die Nachtarbeit und den dazu gehörigen Materialtransport oft recht gefahrvoll gestalteten. Feuerüber-fälle aller Kaliber, mit Tagesanbruch Minenfeuer, wurden bald zur täglichen Gewohn-heit. Als Strafe hierfür wurde dann vom Artilleriekommandeur das eigene Artillerie-feuer angefordert und aus war es mit der Ruhe! – Neben all diesen Neuarbeiten traten ständig die Aufgaben heran, die durch Feuer oft zerstörten Grabenstücke, Laufgräben usw. sofort wieder auszubessern. Aus alledem ist zu sehen, daß, trotzdem eigentliche Kämpfe und Angriffe zunächst nicht stattfanden, diese Art Grabenkrieg für jeden etwas Aufreibendes, Nervenerregendes hatte und sehnsüchtig erwartete jeder die Stunde der Ablösung nach vier Tagen.
Es gab aber auch bald nirgends eine Nachlässigkeit. Die Posten spähten mit einem Eifer aus, als ob der Feind jeden Augenblick kommen müsse. Die Alarmmittel, besonders aber die Gasabwehrwaffen, wurden in einer Weise instand gehalten und kontrolliert, die geradezu vorbildlich genannt werden kann. Beim Gas mag auch der eigene Respekt vor dieser Kampfart etwas dazu beigetragen haben, die nötigen Abwehrwaffen so auf der Höhe zu halten.“


aus: „Das Infanterie-Regiment „Alt Württemberg“ (3. Württ.) Nr. 121 im Weltkrieg 1914–1918“ׅ, Stuttgart 1921

Sonntag, 17. Januar 2016

17. Januar 1916


„Den Stellungen viel gefährlicher war der pikardische Winter. Mit ungeheuren Regengüssen setzte er im November ein. Die Gräben standen voll Wasser. Die Wände stürzten ein. In den Unterständen fing es an zu tropfen. Die hinteren Gräben waren bald ungangbar, die Laufgräben verwandelten sich in Schlammbäche. Mit ungeheurer Anstrengung hielt die Infanterie den vordersten Graben und die Hauptverbindungswege offen. Am übelsten sah es am rechten Flügel beim Minenfeld und auf der Höhe vor Beaumont aus, wo die 9. und 7. und die 12. und 2. Komp. lagen. Wochenlang wurden die Leute nicht mehr trocken, ihre Kleider waren von Schlamm durchtränkt. Mit Messern und Holzstücken wurden die Stiefel, deren Formen unter den klebenden Erdklumpen Elefantenfüßen glichen, sehr summarisch gereinigt. Gar manchem mögen Seufzer ähnlicher Art aufgestiegen sein, wie jenem Bibelkundigen, der der Division als Morgenmeldung den Hinweis auf Psalm 69, Vers 2 und 3 schickte, worin es heißt: „Gott hilf mir, denn das Wasser gehet mir bis an die Seele. Ich versinke in tiefem Schlamm, da kein Grund ist; im bin im tiefen Wasser und die Flut will mich ersäufen.“ Dem Regen folgte Kälte. Die Erde gefror. Die Stellungen wurden in Ordnung gebracht. Schon atmete man auf. Da brach der Frost; alles stürzte zusammen. Das alte Spiel begann aufs neue. Mit Faschinen wurde dem wandernden Boden zu Leibe gerückt. Als endlich alles faschiniert und gefestigt war, war auch der Regen und der Winter vorbei und die Faschinen sollten auf höheren Befehl wieder entfernt werden.“


aus: „Das Württembergische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 119 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920


Samstag, 16. Januar 2016

16. Januar 1916


„Der Monat Januar verlief im allgemeinen ruhig. Freund und Feind arbeiteten am Ausbau der Stellung, die durch den Einfluß der Witterung – Regen, Feuchtigkeit, kein Frost – mehr litt, als durch die feindlichen Geschosse. Die Gefechtstätigkeit war gering; das Artilleriefeuer trug den Charakter des Störungsfeuers, das Infanterie- und M.-G.-Feuer erfuhr nur selten eine wesentliche Steigerung.“


aus: „Die 54. (Württembergische) Reserve-Division im Weltkriege 1914–18“, Stuttgart 1934

Freitag, 15. Januar 2016

15. Januar 1916


„Im Januar 1916 griffen die Grabenkämpfe auf alle Fronten über. Die Franzosen schossen viel mit Phosphorgranaten, man war auf alles eingerichtet. Die Gasmaske in ihrer neuen Form war überall bei den Deutschen eingeführt. Es galt die Franzosen im Unklaren darüber zu lassen, in welche Richtung der deutsche Stoß geführt werde.“


aus: „Das Württembergische Landwehr-Inf.-Regiment Nr. 119 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923

Donnerstag, 14. Januar 2016

14. Januar 1916


„Friedrich Kübler aus Aalen, geboren 25. Februar 1893, Sohn  des verstorbenen Vorstandes der Mädchenmittelschule daselbst war 1907–11 Seminarist in Maulbronn und Blaubeuren. Am 21. Oktober 1911 trat er als Stiftsfux in die Verbindung ein. Er studierte Theologie. Sommersemester 1913 ging er auswärts nach Marburg, das Winter-semester 1913–14 verbrachte er in Berlin. Sommersemester 1914 war er wieder in Tübingen. Bei Kriegsausbruch als Freiwilliger zurückgewiesen, vollendete er seine Studien und legte im März 1915 seine erste Dienstprüfung ab. Kurz darauf gelang es ihm doch noch, Soldat zu werden (Inf.-Rgt. 180), aber schon nach wenigen Wochen mußte er wieder entlassen werden, da sein Herz den Anstrengungen des Dienstes nicht gewachsen war. An den Folge dieser Überanstrengung ist er dann am 14. Januar 1916 in Böblingen gestorben.“


aus: „Gedenkbuch der Tübinger Normannia für ihre Gefallenen“, Stuttgart, 1921

Mittwoch, 13. Januar 2016

13. Januar 1916


„Das Jahr 1916 hatte das alte abgelöst. Kalte Regengüsse, eisige Schneestürme und wallende Nebelschwaden hüllten die erstarrte Westfront ein. Hinter diesem Vorhang der Naturgewalten brauten sich die schicksalsschweren Erscheinungen des neuen Kriegs-jahres zusammen. Im Laufe des Monats Januar herrschte noch völlige Ruhe an den Fronten. Den Gedanken zur entscheidenden Tat, die Franzosen an ihrem stärksten Angriffspunkte Verdun vernichtend zu treffen, hatte die O. H. L. schon Ende des Jahres 1915 gefaßt.
An dem Frontabschnitt der 8. E.-D. führte die schlechte Witterung ihren zersetzenden Krieg gegen die Grabenstellungen der Stellungstruppen durch.“


aus: „Die 51. württ. Ersatz-Infanterie-Brigade im Weltkriege 1914–17“, Stuttgart 1926

Dienstag, 12. Januar 2016

12. Januar 1916


„Der Arbeitsdienst, wie ihn der Stellungskrieg nun mal neben den Gefechtsaufgaben mit sich brachte, war sehr anstrengend. Es gab unendlich viel zu tun, um die vorderen Linien, die immer wieder zusammengeschossen wurden und an denen nur nachts und mit größter Vorsicht gearbeitet werden konnte, einigermaßen verteidigungsfähig zu erhalten und die hinteren Linien auch noch mit Unterbringungsmöglichkeiten zu versehen. Der wasserreiche Boden erschwerte sie Arbeiten ungemein, die Arbeitskräfte, numerisch und physisch, wollten nicht recht ausreichen.“


aus: „Die 26. Infanterie-Division im Weltkrieg 1914–18“, Stuttgart 1927

Montag, 11. Januar 2016

11. Januar 1916


„Die Stellung lag zwischen der Bahn Hollebeke – Ypern und dem Kanal Ypern – Menin. Als Zugang diente die Straße Tenbrielen – Kortewilde – Verbranden-Molen. In Kortewilde lagen die Ruhe-Truppen. Straße und Ort erhielten so gut wie kein Feuer. In Kortewilde lebten die Einwohner noch in ihren Häusern und bebauten ihre Felder. Alles machte einen sehr friedlichen Eindruck, wenn man an Binarville zurückdachte. Trotz-dem wurde im Ort und am Rand desselben mit Anlage von schußsicheren Unterständen begonnen, diese Arbeiten führten Russen aus. Die Stellung selbst war vom Inf.-Regt. 99 sehr gut ausgebaut und, was in Flandern die Hauptsache ist, mustergültig entwässert. Infolge des hohen Grundwassers konnte man selten tiefer als 1 Meter in den Boden und mußte die erforderliche Deckung durch Sandsäcke aufbauen. Viel Vertrauen brachte der Argonnenkämpfer dieser Deckungen nicht entgegen, es stellte sich aber später als lange nicht so schlimm heraus, weil die Tätigkeit der englischen Artillerie eine erheblich ruhigere war, als man es bei dem nervösen Franzosen gewohnt war. In vorderster Linie lagen zahlreiche schußsichere Betonstände, auch boten einige Minenstollen Unter-schlupf für alle Fälle.
Die Bereitschaften lagen teilweise ebenfalls in Betonständen, zum Teil in leichteren von Holz. In der sogenannten Kanalbereitschaft waren die Unterkunftsräume in die beim Ausheben des Kanals aufgehäufte Erde eingebaut, hier lag auch der Regimentsgefechts-stand.
Einen besonderen Vorteil hatte der Stellungskampf in Flandern gegen den in Nordfrank-reich, es gab keinen zähen Lehmschlamm. Der sandige Boden ließ sich mit Leichtigkeit entfernen.
In der feindlichen Stellung war der beherrschende Punkt gegenüber unserem linken Flügel die sogenannte große Bastion, ebenfalls aus dem Aushub des Kanals entstanden. Gegenüber auf der anderen Seite des Kanals lag die kleine Bastion. Schon der Vorgän-ger im Abschnitt hatte die große Bastion anminieren lassen und die nördliche Spitze mit einer gewaltigen Sprengung entfernt. Die Engländer hatten sich aber bald wieder festgesetzt und benutzten die Höhe für ihre Artilleriebeobachter. Außerdem waren Scharfschützen imstande, von oben her auf einzelne Leute in unseren Gräben zu schießen. Die Minengänge waren wieder in Ordnung gebracht und wurden von einer Mineurkompagnie unterhalten, ebenso zwei weitere Stollen, die unter die feindliche Stellung führten. Auch der Gegner hatte Minenstollen vorgetrieben. Die Anlage dieses Minensystems hatte große Anstrengungen gekostet bis es gelungen war, durch den Fluß-sand hindurch in standfesten Boden zu kommen.“


aus: „Das Infanterie-Regiment „König Wilhelm I“ (6. Württ.) Nr. 124 im Weltkrieg 1914–1918ׅ, Stuttgart 1921

Sonntag, 10. Januar 2016

10. Januar 1916


„Lautes Verhalten, Singen und Johlen beim Gegner waren meist die Anzeichen, daß andere Truppen gekommen waren.
Am 10. Januar 1916 wurde festgestellt, daß der Feind Geschosse mit Aluminiumspitze und leicht sich auflösendem Mantel verwendete.“


aus: „Das Grenadier-Regiment „Königin Olga“ (1. Württ.) Nr. 119 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927

Samstag, 9. Januar 2016

9. Januar 1916


„Sonst verhielten sich die Franzosen um die Jahreswende hier äußerst ruhig. Sie bauten ihre Stellungen mächtig aus, verstärkten sie ebenso wie wir auf der Gegenseite. Man hatte im allgemeinen feststellen können, daß der Franzose auf der ganzen Linie jetzt ältere Mannschaft eingesetzt hatte. Man gewann den Eindruck, daß hier unten keine größere Kampfhandlungen von Seiten der Franzosen mehr zu erwarten waren. So kam das Jahr 1916 heran. Was barg es in seinem Schoße? Etwas war mit dem Anfang des Monats Januar anders geworden, den Eindruck gewann man sofort und er verstärkte sich, wenn man die Tagebücher aufmerksam durchliest. Da fällt es auf, daß auf einmal die eigene Artillerie ein viel mächtigeres Wort mitredet, daß die Franzosen ihre Horch-posten verdoppeln und viel unruhiger sind. Von unserer Seite wird alles getan, um sie in dieser Unruhe zu erhalten. Die französische Unsicherheit läßt sich oft darin aus, daß sie wie wütend auf einzelne Stellungen lostrommeln, so daß oft bis zu 1000 Granaten an einem Tag gezählt wurden. Die eigene Artillerie dröhnt in diese Konzerte umso mäch-tiger drein, als sie nicht mehr so ängstlich sparen muß.“


aus: „Das Württembergische Landwehr-Inf.-Regiment Nr. 119 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923

Freitag, 8. Januar 2016

8. Januar 1916


„Auch im Januar 1916 wurde hauptsächlich Minenkrieg geführt ohne Nachteile für die Kompagnie. Am 8. Januar fiel Unteroffizier Schwarz durch Granatverletzung.“


aus: „Das Württembergische Pionier-Bataillon Nr. 13 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927

Donnerstag, 7. Januar 2016

7. Januar 1915


„Unsere Stellung lag in einem Gelände, über welches 1914 schon die Kriegsfurie hinweggebraust war und in dem im Sommer 1915 verheerende Grabenkämpfe gewütet hatten. Dadurch war die sonst so liebliche flandrische Gegend mit ihren schönen park-umgebenen Schlössern, idyllischen Waldstücken, wohlgepflegten pappelbestandenen Straßen in eine Wüstenei verwandelt worden. Aus den menschlichen Wohn- und Arbeitsstätten wurden Trümmerhaufen, deren Überreste zur Ausbesserung der grund-losen Wege dienten. Die Wälder wurden zu einem gräßlichen Gewirr faulenden Holzes. Die Chaussee nach Ypern war nur noch von Stümpfen eingefaßt. War durch Zufall ein oder der andere Baum stehen geblieben, so wies er tausend Wunden von Gewehr- und Schrapnellkugeln auf und streckte seine kahlen, zerzausten Äste klagend und anklagend in die modrige Todesluft. Um das Niederdrückende dieses Landschaftsbildes noch zu erhöhen, ragte hie und da ein Holzkreuz aus dem feuchten Boden – schief und morsch. Es war kaum noch zu erkennen, ob ein Deutscher oder Engländer hier seine letzte Ruhe-stätte gefunden hatte. Die Kreuze mehrten sich und wuchsen zu ganzen Friedhöfen an, die zum Teil unter Wasser standen. Sonst nichts als Gräben, alte zerfallene, ver-schmutzte, verschlammte und neue, mühsam sauber gehalten. Und über dem Ganzen ruhte ein trüber Winterblust. So sah unser neues Kampffeld aus.
Die Stellung selbst war sachgemäß und mit Fleiß ausgebaut, ein Gewirr von Gräben, in dem wir uns alle erst nach und nach zurechtfanden. Die Stellung bestand in der Hauptsache aus einer vorderen Linie, hinter welcher in der Mitte durch eine umfang-reiche feindliche Sprengung noch eine Trichterstellung entstanden war und aus zwei weiteren Kampf- bezw. Wohnlinien weiter rückwärts, etwa 300 bezw. 1000 m hinter der vorderen Linie. An Verbindungswegen fehlte es nicht. Zwischen den beiden rückwär-tigen Linien lag die Ruine des „Weißen Schlosses“.
Die großen Sprengtrichter (in der Trichterstellung) redeten eine eindrückliche Sprache, welche Zerstörungen eine einzige Ladung hervorrufen kann. Mehrere Kompagnien waren hier in wenigen Sekunden in die Luft geflogen. Wir mußten unsere ganze Auf-merksamkeit darauf richten, uns vor gleichen Schicksalen zu bewahren. Daß noch immer miniert wurde, konnte festgestellt werden.
Die Besetzung der Stellung war so geregelt, daß in dreitägigem Wechsel ein Bataillon die vordere Linie als Kampfbataillon und ein Bataillon die 2. Stellung als Bereit-schaftsbataillon zu besetzen hatte. Ein Bataillon verblieb in Reserve – Ruhebataillon – im Lager. Nach und nach bildeten sich folgende Bezeichnungen heraus, die sich als praktisch erwiesen: „K.-T.-K.“ für den Kampftruppenkommandeur, „B.-T.-K.“ für den Kommandeur der Bereitschaften und „Abschnittskommandeur“ für den Kommandeur des Regimentsabschnitts.
Die M.-G.-K. schlug ihr Quartier westlich Gheluwe auf, 8 Maschinengewehre waren nach besonderem Ablösungsplan auf die Stellung verteilt, der Anfangs März eine Abän-derung erfuhr, als das Regiment auf Grund einer kriegsministeriellen Verfügung noch eine zweite M.-G.-K. aufstellen konnte.
Unsere Gegner waren Engländer. Sie lagen uns in der Mitte etwa auf 50 m gegenüber, auf den Flügeln betrug die Entfernung zwischen den beiderseitigen Gräben bis zu 200 m. Die Engländer waren in jeder Beziehung sehr aufmerksam und tätig. Unser ganzes Grabensystem wurde häufig zu den verschiedensten Tages- und Nachtzeiten mit Feuer belegt, bald hier, bald dort erfolgte ein Feuerüberfall, schwere Kaliber und Minen zerstörten die Befestigungs- und Wohnanlagen der Kampflinien, die Verbindungs- und Annäherungsgräben. Scharfschützen nahmen tagsüber jedes sich ihnen bietende Ziel aufs Korn, Gewehrgranaten machten sich unangenehm fühlbar, Maschinengewehre streuten die vorderen Grabenkämme ab, erbitterte Handgranatenkämpfe während der Nacht in den vorderen Linien waren nicht selten. Ins Hintergelände bis ins Lager verirrte sich nur ganz vereinzelt eine Granate.
Die feindlichen Flieger waren ebenso häufige, wie ungern gesehene Gäste. Der Abwurf von Bomben erfolgte selten, viel Schaden wurde dadurch nicht angerichtet, aber die Flieger dienten der feindlichen Artillerie als vorzügliche Beobachter und lösten bei günstigem Wetter wohlgezieltes Artilleriefeuer aus.
Die Mannschaft unterzog sich mit dem ihr eigenen Pflichtgefühl willig und unermüdlich im Interesse des großen Ganzen den neuen dornenvollen Aufgaben des Krieges gegen den unsichtbaren Gegner. Große Begeisterung war nicht zu erwarten. Das Bewußtsein, trotz täglich eintretender Verluste am nächsten Tage genau so weit zu sein wie am vorhergehenden, „knabberte“ an den Nerven.“

aus: „Das Infanterie-Regiment „Kaiser Friedrich, König von Preußen“ (7. Württ.) Nr. 125 im Weltkrieg 1914–1918“ׅ, Stuttgart 1923

Dienstag, 5. Januar 2016

5. Januar 1916


„Schon am 26. Dezember war das Inf.-Regt. 132 vom II./119 in der Bereitschafts-stellung vor Ypern abgelöst. Das I./119 kam als Divisionsreserve in das Hüttenlager Dornkirch (Chap. d’Epines südlich Kruiseik). Daß wir es mit einem lebhaften Gegner (Engländer) zu tun haben werden, zeigten schon die ersten beiden Stellungstage, wo wir 4 Tote und 6 Verwundete zu beklagen und zahlreiche englische und französische Flieger über uns hatten. Letzere bewarfen auch die Ruhequartiere Menin und Wervicq mit Bomben. In der Folgezeit hatte das Regiment täglich Verluste in der Stellung. Das tägliche feindliche Artilleriefeuer auf die mit großen Sprengtrichtern durchsetzte Stel-lung erforderte dauernde Grabenarbeiten; für jede Stellung hatten wir einen besonderen Bauoffizier; damals für I. Stellung Leutnant d. R. Mattes, II. Leutnant d. R. Reiner, III. Leutnant d. R. Stumpp. Das Bereitschafts- und Ruhebataillon stellte die Arbeitsmann-schaften; so waren alle Bataillone dauernd in Atem gehalten.
Die Ortschaften, Wälder und Straßen im Kampfgebiet waren gänzlich zerstört. Dies bot ein häßliches, niederdrückendes Bild, wie auch die oft schon zerfallenen, verschlamm-ten, zum Teil im Wasser stehenden und kaum mehr zu erkennenden Soldatengräber. Sie waren wie die ganze vor 1 Jahr noch schöne und unversehrte Gegend Zeugen schwerer Kämpfe. – Durchschnittlich waren die Bataillone je 4 Tage in vorderer Stellung, Bereit-schaft oder Reserve.
Nach mehr als einjähriger Trennung waren wir jetzt wieder mit unseren Landsleuten der 27. Inf.-Division in einem Verband vereinigt und Stellungsnachbarn.
Der wasserreiche Boden machte uns und tröstlicherweise auch dem Gegner viel zu schaffen, um Verteidigungsfähigkeit und Unterkunft in der Stellung zu ermöglichen. Infoge des – zumal bei der herrschenden regnerischen Witterung vermehrten – Grund-wassers mußten die Stellungen auf dem gewachsenen Boden aufgebaut und zur Deckung gegen leichtere und mittlere Geschosse Betonbauten errichtet werden. Dies erforderte viel Arbeit und schwierigen Materialtransport neben der dauernden Tätigkeit im Lagerbau und dem täglichen, meist in der Nacht ausgeführten und oft durch feind-liches Feuer gestörten Vorbringen der Verpflegung.“



aus: „Das Grenadier-Regiment „Königin Olga“ (1. Württ.) Nr. 119 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927

Montag, 4. Januar 2016

4. Januar 1916



„Die Gefechtstätigkeit im Januar blieb verhältnismäßig lebhaft, besonders im jetzigen Abschnitt Nord. Als Vergeltung für eine feindliche starke Beschießung unseres Dra-goner-Vorwerks am 4. Januar fand am 14. Januar unter Leitung von Hauptmann v. Röhneck (Unterabschnitt Nord B) eine vorbereitete Aktion gegen das Balschweiler-Vorwerk statt, wobei außer den in Stellung befindlichen Batterien 6 Geschütze (der 2. 6. 8. Batterie) aus offenen Stellungen in und bei Enschingen in direktem Schuß mitwirk-ten.“


aus: „Das Württembergische Landwehr-Feld-Art.-Regiment Nr. 1 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922

Sonntag, 3. Januar 2016

3. Januar 1916


„Die allgemeine Lage in den Südvogesen hatte sich seit dem Abrücken der Württ. Gebirgs-Kompagnie Nr. 1 nicht geändert. Einzelunternehmungen an bevorzugten Punk-ten, wie Hartmannsweiler Kopf, Hilsenfirst, am Mättle bei Landersbach, hatten nur lokale Bedeutung. So mancher Gebirgsschütze, der vor einem Vierteljahr aus Flandern, aus den Argonnen oder von anderen Plätzen mit viel „dicker Luft“ nach Münsingen gekommen war, konnte sich über die Ruhe im Bataillonsabschnitt nicht genug wundern. Allerdings lag auch ausgedehntes Niemandsland zwischen den beiden Linien. Die französische Stellung zog sich, die deutsche stark überhöhend, von Hilsenfirst Süd zurück zum sogenannten „Französischen Köpfle“, dann dem Staatswald entlang herun-ter ins Lauchtal; die deutschen Gräben verließen ebenfalls auf Hilsenfirst die Nahkampf-zone und liefen den Hilsenfirst-Osthang abwärts zum Hilsenwäldchen und am Westrand des Probsteiwaldes als Winkel- und Kapellenstellung hinab nach Sengern. Zwischen beiden Linien, die im Mittel etwa 900 m entfernt waren, lag verlassen und halb zer-schossen ein ärmliches Hochvogesendorf: Remspach. Reger Streifendienst im Vorfeld sorgte zunächst einmal dafür, das Niemandsland von der „Konkurrenz“ zu säubern. Die französische Artillerie antwortete darauf mit stärkerem Artilleriebeschuß, der besonders dem Nachschub galt und vereinzelt Verluste verursachte.“



aus: „Die Geschichte der Württembergischen Gebirgsschützen“ׅ, Stuttgart 1933

Samstag, 2. Januar 2016

2. Januar 1916


„So kam das zweite Weihnachtsfest in Feindesland und der Übergang ins dritte Kriegs-jahr, ohne daß auch nur im Geringsten ein Nachlassen der Kriegsfurie, ein Übergang zu Sieg oder Niederlage zu bemerken gewesen wäre. Im Gegenteil! Überall auf allen Kriegsfronten zeigte sich eine immer größer werdende Steigerung in der Wahl und Anwendung der Kriegsmittel, kein Mensch konnte auch nur ahnen, wie lange das noch dauern werde, alle Kriegführenden strengten ihre Kräfte aufs äußerste an, sobald wie möglich eine günstige Entscheidung herbeizuführen, und so standen noch schwere Kämpfe bevor. Mit Gottvertrauen und mannhafter Zuversicht auf eine siegreiche Entscheidung sah man der Zukunft entgegen und hoffte das Beste. Mit frischem Mut trat man ins neue Jahr und der Dienst im Schützengraben nahm seinen gewöhnlichen Fortgang.“


aus: „Das Württ. Infanterie-Regiment Nr. 180 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921

Freitag, 1. Januar 2016

1. Januar 1916


„Was die Ausbildung der Mannschaften im einzelnen betrifft, so mußten aus der Menge der für die Friedensausbildung bestehenden und erprobten Übungen in weiser Beschrän-kung und auf Grund gewissenhafter Erwägung diejenigen ausgewählt werden, die für die Erreichung des gesteckten Zieles unerläßlich und durchführbar erschienen; die äußere Form mußte gegenüber der Fertigkeit zurücktreten, wenn auch soldatisches Benehmen, Haltung usw., kurz Dinge, die Aufgabe der schrittweisen Erziehung waren, unnachsichtig gefordert wurden.
Im Turnen wurden in erster Linie Übungen betrieben, die der Kräftigung der Arm-, Bein- und Bauchmuskeln dienten und die Grundlage für das im Gelände gepflegte angewandte Turnen (Sprung, Kriechen, Klettern, Hindernisnehmen usw.) bildeten und den Leuten Mut und Selbstvertrauen einzuflößen vermochten; letzterem Zweck diente insbesondere auch das Gewehrfechten.
Im Einzelexerzieren, das während der ganzen Ausbildungszeit womöglich täglich, wenn auch jeweils nur kurz, betrieben wurde, wurde unter Auslassung aller parademäßigen Übungen angestrebt, Stellung und Haltung zu pflegen und den Mann in der Handhabung seines Gewehrs gewandt zu machen. Marschübungen in der geschlossenen Abteilung und Marschdisziplin wurden vorzugsweise auf dem Marsch zu und von den Gelände-übungen betrieben. Mißlich und hinderlich für die Ausbildung namentlich im ersten Kriegsjahr war der zeitweilige Mangel an Gewehren; wochenlang mußten die Mann-schaften zu den Übungen auf dem Exerzierplatz und im Gelände mit Fechtgewehren ausrücken.
Im Gefechts- und Geländedienst wurde der Hauptnachdruck auf den Gebrauch des Gewehrs im Gefecht (Augengewöhnung, Zielerfassung, Entfernungsschätzen, sichere und rasche Handhabung des Gewehrs, Feuerdisziplin), Geländeausnützung, Schanzar-beiten, Gebrauch der Gasmasken, Werfen von Handgranaten und auf Erziehung zum selbständigen Handeln gelegt.
Die Ausbildung im Zielen und Schießen wurde mit besonderer Sorgfalt, Sowohl durch eingehende Belehrung über sämtliche hierbei in Betracht kommenden Punkte und Vor-gänge, als auch durch sorgfältige Vorbereitung und Durchführung der einzelnen Schießübungen betrieben.  Sehr förderlich und lehrreich waren hierbei die jeweils zehn bis vierzehn Tage dauernden Übungen auf dem Truppenübungsplatz. Auch in der Schießausbildung machte sich zeitweilig neben dem Mangel an Gewehren die knappe Zuteilung von Munition in höchst nachteiliger Weise geltend.
Der innere Dienst, der in der Hauptsache nach den Grundsätzen der Friedensausbildung gehandhabt wurde, war zunächst Selbstzweck, diente aber auch als Mittel zur Aner-ziehung der grundlegenden militärischen Tugenden, Durch eine entsprechende, in ernster und bestimmter, aber wohlmeinender Weise gegebene Belehrung über die im Interesse des Einzelnen und der Gesamtheit sich ergebenden Notwendigkeiten war es meist leicht, bei den Leuten Sinn und Verständnis für all das zu wecken, was dieser Zweig ihrer militärischen Ausbildung von ihnen forderte und für sie bedeutete.“


aus: „Feldverwaltung, Etappe und Ersatzformationen im Weltkrieg 1914–18“, Stuttgart 1925