Mittwoch, 28. Februar 2018

28. Februar 1918


„Von der großen Schlacht gaben noch beredtes Zeugnis die vielen herumliegenden Tanks und englischen Befestigungen in den Hohlwegen, an denen die dortige Gegend sehr reich ist. Überall im Bourlon-Wald lagen noch englische Ausrüstungsstücke umher und überall fanden sich die Benzinkannen aus den Tanks, mit denen die Engländer bei ihrem Rückzug versucht hatten, die Stollenrahmen in Brand zu setzen. Vor der Stellung lag auf einer sanften Anhöhe der vom Feind besetzte Ort Flesquières infolge dieser bevorzugten Lage beherrschte der Gegner mit der Sicht unsere Stellungen und An-marschwege. Beim Einsatz war das englische Artilleriefeuer gering, die Infanterie benahm sich sehr unvorsichtig und war offenbar wenig beschossen worden. Dies änderte sich nach kurzer Zeit. Die eigene Stellung bestand aus einem tiefen Vorfeld, mit einer noch nicht ganz ausgebauten Hauptwiderstandslinie dahinter. Stollen waren ziemlich reichlich vorhanden. Als Anmarschstraße diente die Route Nationale Albert – Cambrai, sie war aber vom Gegner eingesehen und erhielt oft überraschend Feuer. Das Regiment lag am linken Divisionsflügel, rechts lag Inf.-Regt. 120, links Inf.-Regt. 68. Abgesehen von beiderseitigen Patrouillenvorstößen ereignete sich nichts Besonderes, im ganzen war die Stellung ruhig, die guten Quartiere in Cambrai und die Stadt selbst mit ihren Unterhaltungen ließen diese Zeit als nicht besonders anstrengend erscheinen. Am 27. Februar begann die Ablösung durch die 24. Res.-Div. Die Ablösung erfolgte ganz allmählich und mußte der Sicht des Gegners ganz entzogen werden.“
                                                                                                                                                                 
aus: „Das Infanterie-Regiment „König Wilhelm I“ (6. Württ.) Nr. 124 im Weltkrieg 1914–1918ׅ, Stuttgart 1921


Dienstag, 27. Februar 2018

27. Februar 1918


„In den Nächten vom 2. bis 5. Februar 1918 wurde das Regiment mit der Division wieder in denselben Stellungen eingesetzt, die es Ende Dezember verlassen hatte. Die württembergischen Regimenter lösten die sächsischen Truppenteile ab, die von ihnen damals die Stellungen übernommen hatten. Es war also vertrautes Gelände, das man wieder sah, und doch man verwünschte es und sehnte sich darnach, es nimmer weder zu sehen. Die Einteilung der Untergruppen blieb die gleiche wie im Jahr zuvor. Die Untergruppe rechts (III. Abteilung) mit der 7., 8. und 9. Batterie bildete die Artillerie bei R.-I.-R. 120. Die Untergruppe Mitte (Stab der I. Abteilung) mit der 2., 3. und 6. Batterie bei I.-R. 414 und die Untergruppe links Stab II Abteilung mit 1., 4. und 5. Batterie bei I.-R. 413.
Der Engländer war übrigens inzwischen immerhin erheblich ruhiger geworden; auch die schweren Beschießungen, die noch im Dezember an der Tagesordnung waren, wurden seltener. Immerhin war es keine ruhige Front. Man mußte stets auf der Hut sein. Die Unterkunft in den Stellungen war bei dem kalten Winterwetter eine höchst fragwürdige. An klaren Tagen, die damals keineswegs selten waren, und an denen man nicht heizen durfte, war es hundekalt und man fror in den Unterkünften erbärmlich.
Die Gefechtstätigkeit beschränkte sich auf Vernichtungsfeuer und Batteriebekämpf-ungen in üblichem Ausmaß. In Hooglede, wo fast ohne Ausnahme die Protzenquartiere sich befanden, wurden unter Führung des Oberst Flaischlen Kurse für Offiziere und Unteroffiziere abgehalten, um das neue Angriffsverfahren kennenzulernen. An ihnen nahm auch das Regiment befehlsgemäß teil. Am 15. Februar 1918, dem 70. Geburtstag des von allen geliebten Landesherrn, erhielten die Batterien des Regiments den Befehl zur Ablösung. Als derselbe vom Gefechtsstand des Regiments im Schloß von Hooglede zu den Batterien hinausgegeben wurde und ihn dort die Leute erfuhren, erscholl allseits ein Hurra. Nun ging’s doch endlich weg vom verfluchten Flandern, hoffentlich auf Nimmerwiedersehen.“
                                                                                                                                                                 

aus: „Das Württembergische Res.-Feld-Artillerie-Regiment Nr. 27 im Weltkrieg 1916-1918“, Stuttgart 1925

Montag, 26. Februar 2018

26. Februar 1918


„Auch in den sicheren Stollen lauert der Tod, und die Landwehr muß beweisen, daß sie nicht nur im Kampfe mit dem Feind, sondern auch im Kampf mit den entfesselten Elementen Mut und Tatkraft, Pflichttreue, Opferfreudigkeit und treue Kameradschaft bewahrt. Nach dem Feuerwirbel des 23. Februar ist es still geworden. Aus dem kalten nebligen Tal bringt uns die Drahtseilbahn in wenigen Minuten in ein Reich der milden warmen Frühlingslüfte. Da sitzt man friedlich vor dem Stollen. Der Schnee wirft die Sonnenwärme zurück. Unten im Tal aber wogt ein unübersehbares Nebelmeer. An den Berghängen branden die Wellen, und wo sie zurückebben, da glitzert’s und gleißt’s von Milliarden von funkelnden Nadeln. Leicht kräuselt sich an den Stolleneingängen die Luft. Von dem Holzkohlefeuer steigt kein verräterischer Rauch in die Luft. Da – ein leichter Rauch kommt aus den Stolleneingängen des Aussichtsfelsens. Na, die haben mal wieder gut eingeschürt. Weiß der Teufel, was die wieder in den Ofen gesteckt haben. Doch das kommt ja oft genug vor. Da plötzlich schlagen helle Flammen, vom Ostwind angefacht, heraus. Der Gefreite Laubinger springt auf, er alarmiert den Zugführer und die Löschmannschaften und stürzt an den Flammen vorbei in den großen vielverzweigten Stollen. Es gelingt ihm, die noch ahnungslosen Kameraden drin zu alarmieren, und vom Rauch vergiftet und betäubt gelangt er mit den meisten Kameraden noch glücklich ins Freie, wo er ohnmächtig zusammenbricht. In einer Felsenkammer versperren umfallende Gewehre den Herausstürzenden die Tür. Das Licht ist erloschen, und in Qualm und Rauch und Finsternis gelingt es dem Gefreiten Reile nicht, das Hindernis zu beseitigen. Inzwischen eilen Unteroffizier Eppeler und Gefreiter Moll den Eingeschlossenen zu Hilfe. Sie reißen eine Nottür auf und versuchen die schon ohnmächtigen Kameraden ins Freie zu schleppen. Inzwischen ist es Reile gelungen, die Tür wieder frei zu machen. Er alarmiert rasch im Kompagnieführerstand, und da die Kameraden nicht folgen, kehrt er noch einmal zurück. Aber die Hitze ist schon zu groß. Er kann nur noch, selbst dem Erstickungstod nahe, den ohnmächtig im Gang liegenden Landsturmmann Schlotter hinausschleppen. Dann bricht er zusammen. Aus allen Ausgängen schlagen jetzt mächtige Flammen und Rauchsäulen zu Himmel empor. Eine furchtbare Hitze bringt die Handgranaten und Munition überall zum Explodieren. An Rettung ist nicht mehr zu denken. Eppeler und Moll sterben in treuer opferwilliger Kameradschaft mit den sieben noch Eingeschlossenen den Flammentod. Erst nach 2 Tagen ist der Brand erloschen und der Fels so weit abgekühlt, daß man ihre Leichen bergen kann.“
                                                                                                                                                                 

aus: „Das Württembergische Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 124 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920

Sonntag, 25. Februar 2018

25. Februar 1918


„Das Wetter war im Februar sehr wechselnd, meist unfreundlich. Es wurde daher, besonders nachdem alle drei Regimenter in vorderer Linie eingesetzt waren, allgemein freudig aufgenommen, als am 22. 2. der Befehl kam, daß die Division durch die 1. bayer. Res.-Div. abgelöst werde. Die Ablösung begann in der Nacht 26./27. 2. und wurde in der Nacht 1./2. 3. beendigt.“
                                                                                                                                                                 

aus: „Die 54. (Württembergische) Reserve-Division im Weltkriege 1914–18“, Stuttgart 1934

Samstag, 24. Februar 2018

24. Februar 1918


„Schon damals setzte ein großes Rätselraten über das Wann, Wo und Wie der kommen-den Offensive ein und dutzende von Projekten wurden in tagelangem Schützengraben-gespräch erörtert, befürwortet und verworfen. Erste vorbereitende Befehle waren einge-gangen und vielfach wurde angenommen, daß das Regiment aus der Graincourtstellung heraus zum entscheidenden Angriff vorzugehen habe. Pläne zur Wegnahme von Fles-quières wurden entworfen und das Vorgelände vor dem Abschnitt eingehend studiert. Dem allem machte der Eingang eines Ablösungsbefehls am 24. Februar ein Ende, der gleichzeitig aussprach, daß die Regimenter der Division nach ihrer Ablösung in Orten östlich Cambrai untergebracht werden würden.“
                                                                                                                                                                 

aus: „Die Ulmer Grenadiere an der Westfront“, Stuttgart 1920

Freitag, 23. Februar 2018

23. Februar 1918


„Tiefe Stille liegt am Morgen des 23. Februar 1918 über den Stellungen der 26. Landw.-Division. Plötzlich, um 10.30 Uhr vormittags, wird die Ruhe unterbrochen durch feind-liche Artillerieschüsse, die zuerst vereinzelt auf das Batteriegelände und die Anmarsch-wege im Nonnenbruch fallen. Allmählich wird das Feuer stärker und setzt nun auch auf die Infanteriestellungen im ganzen Divisionsbereich und im Gebiet der linken Nachbar-division ein. Besonders heftig werden die Brennpunkte des Divisionsabschnitts, der Hartmannsweilerkopf, die Höhe 390 und die Höhe 425, beschossen: Artillerievorbe-reitung des Feindes zu einem Infanterieangriff.
der Ordonnanzoffizier der Untergruppe verlangt von der Fernsprechvermittlung sämt-liche Batterien, um Befehl zur Eröffnung des Vernichtungsfeuers durchzugeben. Fieber-haftes Arbeiten in der Vermittlung, Stecken von Stöpseln und Verbindungsschnüren, Fallen von Klappen, Anfragen von hinten: „Was ist denn los?“, Kurbeln, Anrufen der Batterien: keine Antwort! Der Feind hat es meisterhaft verstanden, durch seine Streu-schüsse in die Nähe der Batteriestellungen und des Gefechtsstandes der Untergruppe sämtliche Leitungen abzuschießen. Nun gilt es auf andere Weise, die Befehlsüber-mittlung zu den Batterien, die inzwischen selbständig das Feuer eröffnet haben, auf-rechtzuerhalten. Die Funkenstation der Untergruppe kommt dafür nicht in Betracht, da nur eine Zugstellung mit einer Gegenstation ausgerüstet ist. Sie ist außerdem vollauf beschäftigt durch den Verkehr mit den Funkerstationen der Beobachtungsstellen, der Infanterie und der rückwärtigen Befehlsstellen. Meldehunde und Brieftauben stehen nicht zur Verfügung, Radfahrer und Meldereiter kommen auf den unter Feuer liegenden Straßen und Wegen nicht durch. Es bleibt nur ein weg der Nachrichtenübermittlung übrig, der durch Läufer. Durch den Läufer, der an keinen Weg gebunden ist, der sich durch den Wald sprungweise vorwärtsarbeiten und der dichtesten Lage des Feuers ausweichen kann. Befehle werden in Eile geschrieben, und als Erster zum Überbringen des Befehls in die Stellung der Fuß-Art.-Batterie 836 und in die der 1. Batterie des Feld-Art.-Reg. 116 meldet sich Unteroffizier Glöckler, der Fernsprechunteroffizier der Unter-gruppe. Gleichzeitig mit ihm gehen seine Kameraden, Gefr. Schallenmüller und Kano-nier Rau vom Stab der III. Abteilung des Feld-Art.-Regt. 116 .mit Befehlen in die übrigen Stellungen der Untergruppe zur 2./116, 6./116 und zur Fuß-Art.-Batterie 870, während die übrigen Fernsprecher, Unteroffizier Gehring, Gefr. Keß und Kanonier Staudt die zerschossenen Leitungen wieder herzustellen suchen. Das feindliche Feuer hält unterdessen mit unverminderter Stärke an; auch mit Gasgeschossen wurde der Nonnenbruch bedacht. Durch die Funkenstation kommt die Nachricht, daß der Panzer-turm der Beobachtungsstelle „Ida“ (Idiotenanstalt südlich Sennheim) eingeschossen wurde und die darin befindlichen Beobachter der 6./116, die noch kurz vorher eine im Ochsenfeld offen aufgefahrene feindliche Batterie unter erfolgreiches Feuer genommen hatten, verletzt worden seien. Meldungen der Beobachtungsstellen und der linken Nachbardivision lassen erkennen, daß der vermutliche Angriffspunkt des Feindes nicht in unserer Divisionsfront, sondern in der unserer linken Nachbardivision, in der Gegend von Niederaspach und Exbrücke zu suchen ist. Das Feuer eines Teils unserer Batterien wird dementsprechend umgelenkt zur Unterstützung der linken Nachbardivision.
Um 4.15 Uhr nachmittags beginnt der Angriff. Drei französische Bataillone dringen in die Gräben bei Exbrücke und Niederaspach ein, werden aber nach erbittertem Nah-kampf mit der bayrischen Landwehr von dieser im Gegenstoß wieder zurückgeworfen. Dabei lassen sie 21 Gefangene in unserer Hand und haben über 200 Tote und Verwun-dete. Wie aus Gefangenenaussagen und aufgefundenen französischen Befehlen hervor-ging, war das Ziel des feindlichen Angriffs der Lerchenberg, östlich Niederaspach, um den, seiner beherrschenden Lage wegen, schon früher gekämpft worden war.
Die Freude über die erfolgreiche Abwehr des Angriffs wird nur beeinträchtigt durch die Verluste, die unser Erfolg gekostet hat. Allein von den Batterien der Untergruppe Non-nenbruch (2./116 und 6./116) sind 14 Mann zum Teil verwundet, zum Teil gasvergiftet, und Unteroffizier Glöckler gefallen. Seine Kameraden, Unteroffizier Gehring und Gefr. Altenöder, die durch sein langes Ausbleiben beunruhigt, ihn suchten, kommen zurück mit der Meldung, sie hätten Glöckler sehr schwer verwundet in der Stellung 1./116 gefunden. Er hatte den Befehl in die Stellung der Fuß-Artillerie gebracht, und war auf dem Weg von dieser zur 1./116 von einem Granatsplitter getroffen worden. Von seinen Kameraden zum Verbinden in die Batteriestellung gebracht, ist er dort seinen Ver-letzungen erlegen. So hat Unteroffizier Glöckler, der sich schon in allen früheren Ge-fechten des Regiments, besonders bei Givenchy – Vimy, bei Fort Douaumont und an der Somme, durch seine hervorragende Pflichttreue ausgezeichnet hatte, auch an diesem Tag sein Teil mit dazu beigetragen, daß der feindliche Angriff zurückgeschlagen wurde. Er hat seine Treue mit dem Tode besiegelt und bleibt unvergessen bei seinen Kameraden und seinen Vorgesetzten.“


aus: „Das Württembergische Feld-Artillerie-Regiment Nr. 116 im Weltkrieg“, Stuttgart 1921

Donnerstag, 22. Februar 2018

22. Februar 1918


Kanonier Josef Birk.
Feld-Art.-Regt. 281., 4. Batterie,* gestorben 22. Februar 1918.
Geboren am 15. Januar 1891 in Waltershofen, O.-A. Wangen. Eltern: Der Säger Anton Birk und seine Ehefrau Anna, geb. Weiland, wohnen Bahnhofstraße 16 hier. Josef Birk, von stillem, bescheidenem Wesen, lernte nach Entlassung aus der Volksschule als Friseur bei Herrn Kleinheinz-Ravensburg, arbeitete dort, in Radolfszell und Weingarten. Militärisch ausgebildet vom 15. Mai bis 27. Oktober 1915 beim Art.-Regt. 13, 5. Batt. in Ulm, zog er aus zum Kampf für das Vaterland, versetzt zum Art.-Regt. 281. Einmal leicht verwundet und zurückgenommen, kam er 1916 wieder in die Front. Im August 1917 erkrankte er ernstlich, fand aufmerksame Pflege im Lazarett in Überruh bei Isny, starb aber dort am 22. Februar 1918. Josef Birk wurde in seine Heimat Weingarten überführt und da unter Anteilnahme der Bewohnerschaft mit militärischen Ehren bestattet.“


aus: „Schwäbische Helden Weingarten (in Wttbg.) im Weltkrieg“, Stuttgart 1920

*Josef Birk war bei der 5. Batterie (Stammrolle 5./FAR 281 Nr. 35)

Mittwoch, 21. Februar 2018

21. Februar 1918


„Die nächste Zeit verlief ohne besondere Ereignisse. Man munkelte, die Division würde demnächst zur Ausbildung zurückgezogen werden. Am 19. Februar gegen 6 Uhr abends setzte schlagartig feindliches Artilleriefeuer auf den rechten Flügel des Regiments-abschnitts ein mit Brisanzgranaten auf K 1 und Wohngraben, mit Gasgranaten auf K 2. Ein Vorstoß des Gegners wurde durch eigenes Artillerie- und Maschinengewehrfeuer vereitelt. Leider aber hatte das Regiment noch kurz vor seiner Ablösung den Verlust von 5 Toten und 6 Verwundeten zu beklagen.“


aus: „Das neunte Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 127 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920

Dienstag, 20. Februar 2018

20. Februar 1918


„Auch im Jahre 1918 fanden zahlreiche Unternehmungen gegen die französischen Stellungen statt. Es handelte sich dabei vornehmlich darum, Kenntnis vom Eintritt der amerikanischen Soldaten in den Krieg zu erhalten. Zumeist entzogen sich aber die feindlichen Posten der Festnahme durch Flucht bzw. war der Stellungsteil, in den unsere Patrouillen eindrangen, vom Gegner geräumt. Am 20. Februar jedoch gelang bei dem Unternehmen „Rache“ des Landw.-Inf.-Regts. 122 die Gefangennahme von 5 Franzo-sen. Von den Teilnehmern der Kompagnie blieben 1 Unteroffizier (Grau) und 1 Pionier (Maier, Friedrich) vermißt, 1 Pionier (Schmid) fiel, 4 Unteroffiziere und Pioniere wur-den verwundet.“


aus: „Das Württembergische Pionier-Bataillon Nr. 13 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927

Montag, 19. Februar 2018

19. Februar 1918



„Die Patrouillen, auf Kompaß, Orientierungssinn und eine mangelhafte Karte ange-wiesen, durch pfadlosen Sumpfwald meist bis an den Leib im schlammigen Wasser watend (6. 10 bezw. 15 Stunden unterwegs) mußten den mühsamen Marsch lautlos in dem geheimnisvollen kaum durchdringlichen Gewirr von Erlen und Birken zurücklegen. Bald über verwitterte halbvergrabene Baumstämme stürzend, bald in Schlammlöchern bald versinkend und in der Gewißheit, daß bei Unfällen oder feindlichen Gegenmaß-nahmen das Schicksal der ganzen Patrouille besiegelt sein würde, leisteten sie, die alle freiwillig teilnahmen, ganz Hervorragendes.
Die beiden ersten Patrouillen erfüllten ihre Aufgabe, ohne von den Russen entdeckt zu werden. Bei der zweiten Patrouille beteiligte sich Ersatzreservist Öchsle (3. Kompagnie) und landsturmpflichtiger Laichinger (4. Kompagnie), die wichtige photographische Aufnahmen von russischen Blockhäusern machten. Er, sowie landsturmpflichtiger Laichinger machten auch die dritte Patrouille mit, von welcher beide mit guten Aufnah-men zurückkehrten. Öchsle wurde dafür zum Gefreiten ernannt. Die dritte Patrouille war von den Russen bemerkt und stark befeuert worden, aber glücklicherweise wurde niemand getroffen. Da diese Patrouille nach eingetretener Dunkelheit noch nicht zurückgekehrt war, wurden am Schtschara-Übergang Feuer angezündet, Lichtsignale losgelassen und Signale mit Instrumenten abgegeben. Nach Angabe des Patrouillen-führers wurde dies alles erst kurz vor dem Eintreffen bemerkt, da durch den dichten Urwald weder von Lichterscheinungen etwas gesehen wurde, noch vor dem eigenen Geplätscher im Wasser etwas gehört werden konnte. Im Wald wurde es schon um 4 Uhr dunkel, um 7 Uhr erreichte die Patrouille das jenseitige Schtschara-Ufer. Das Überset-zen auf dem kleinen Floß (für 3 Mann) dauerte auch noch geraume Zeit.
An dieser Patrouille nahm der Stabsarzt d. L. Dr. Herrmann teil. Ihm war es zu ver-danken, daß ein völlig Erschöpfter durch Einflößen von Kräftigungsmitteln und sechs-stündiges Mitschleppen durch die Wildnis zurückgebracht werden konnte. Er half per-sönlich am meisten dabei. Leider hatte er sich bei dieser Aufopferung den Grund zu seinem Mittelohrkatarrh geholt, der ihn nach längerem Kranksein, währenddessen er seinen Dienst noch weiter versah, schließlich niederwarf: Er starb am 18. Februar 1918 im Feldlazarett 254 Nimmersatt, wohin er auf seinen Wunsch gebracht wurde.“




aus: „Das 1. Württ. Landsturm-Infanterie.-Regiment Nr. 13 im Weltkrieg 1915–1918“, Stuttgart 1920
Bild oben: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand M 708

Sonntag, 18. Februar 2018

18. Februar 1918


„Die Ruhestaffel hielt bei Hooglede Übungen ab. Es wurden nicht nur in kleineren Verbänden alle Einzelheiten der großen Angriffsschlacht vorgeübt, sondern auch die nicht eingesetzten Teile in großen Massen, bis zu 3 Divisionen, zu diesem Zweck bei Lichtervelde zusammengezogen. Für die Ausbildung der Offiziere in derselben Hinsicht fanden mehrere Kriegsspiele statt. Alles dies war sehr dazu angetan, die Blicke und Gedanken auf die kommende deutsche Offensive zu lenken. Doch ging nebenbei das Gerücht, die 204. Division würde nicht an derselben teilnehmen.
Verluste hatte das Regiment im Februar 1918 nur ganz geringe. Die Witterung war fortgesetzt kühl, zeitweise Regen, aber kein Frost. So blieb auch der Krankenstand in mäßigen Grenzen. Doch lag häufig sehr dichter Nebel – in Flandern ist dies ja im Winterhalbjahr bis weit in das Frühjahr hinein an der Tagesordnung – und durch diesen Nebel war eine vermehrte Aufmerksamkeit von Posten und Patrouillen erforderlich. Anderseits erleichterte der Nebel aber den Verkehr, überhaupt den Aufenthalt außerhalb der nassen Schützengräben und Löcher.“


aus: „Das Württembergische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 120 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920

Samstag, 17. Februar 2018

17. Februar 1918


„Die bezogenen Feuerstellungen waren zum großen Teil in einem für uns erfreulich fortgeschrittenen Zustand des Ausbaus. Als alte Heeres-Feldartillerie waren wir ge-wohnt, beim Einsatz wenig mehr als die üblichen Nummer-Tafeln auf der im übrigen keinerlei Spuren von Bauarbeiten tragenden Erdoberfläche vorzufinden. Nun waren auch wir in der angenehmen Lage, in die Stollen und Geschützstände fleißiger Vorgän-ger einziehen zu dürfen. Trotz alledem gab es noch mehr als genügend zu tun, um Stellungen zu schaffen, die dem kritischen Auge hoher und höchster Vorgesetzter gerade genügten. Vor allem galt es die Fliegerdeckung zu verbessern, dann brachten die neu überwiesenen Maschinengewehre Arbeit. Daneben entfalteten die Kanoniere eine eif-rige und zum Teil recht einträgliche Sammeltätigkeit: vom Tank bis zur Patronenhülse wurde alles zur Verwertung in der heimischen Kriegsindustrie zusammengeschleppt und in den hierfür eingerichteten Sammelstellen in bare Münze umgesetzt; besonders die unermüdlich unterwegs befindlichen Telephonisten machten auf diese Weise erkleck-liche, aber ehrlich verdiente Kriegsgewinne.
Die Gefechtstätigkeit war ziemlich gering. Nur gelegentlich schien der Engländer durch das Einschießen der neu eingesetzten Batterien etwas nervös zu werden. Er benutzte dann mit Vorliebe die Nachmittagsstunden, in denen ihm die Sonne im Rücken stand, zu teilweise recht lebhaftem Streufeuer in unsere Artilleriezone. Mehrere Batterien nahmen in der Nacht ziemlich regelmäßig die feindlichen Hauptverkehrspunkte, insbesondere Flesquières und seiner Zugangsstraßen mit dem großen und kleinen Stern unter Störungsfeuer. Die Engländer schienen durch diese Nachtruhestörungen unangenehm berührt zu werden und ließen auch ihre Geschütze in zunehmendem Maße spielen. Für unsere Haubitzbatterien boten die vor den Infanteriestellungen liegenden Tanks, aus denen englische M. G.-Schützen unsere Infanterie belästigten, besonders anziehende Ziele, und die Geschützbedienung strahlte, wenn der von irgendeinem Trümmerhaufen in Graincourt das Feuer leitende Batterieführer durch den Fernsprecher sagen ließ, daß wieder eines dieser schwer zu treffenden Nester durch einen wohlgezielten Treffer aus-geräuchert war.“


aus: „Das Württembergische Feldartillerie-Regiment König Karl (1. Württ,) Nr. 13 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart, 1928

Freitag, 16. Februar 2018

16. Februar 1918


Baur Paul, Maler, ledig, in Ravensburg. S. d. Hermann, dessen Mutter sich mit Gustav Schweizer verehelichte. Wurde 1917 zum Heere eingezogen als Ungedienter. Nach Ausbildung im I.-Reg. 124 in Weingarten kam er auf den westlichen Kriegs-schauplatz und verlor, 25 J. alt, 16. 2. 18 bei Cambrai durch Kopfschuß sein Leben.“


aus „Das Eiserne Buch der Stadt Mengen“, Mengen 1924

Donnerstag, 15. Februar 2018

15. Februar 1918


„Auch bei den Kompagnien wurden aufs eifrigste Übungen in Handgranatenkämpfen an den Übungswerken abgehalten. Bei einer solchen Übung blieb der brave, tapfere Leut-nant Pfeiffer, Kompagnieführer der 4. Kompagnie, im Graben mit einer Handgranate hängen, die Handgranate entzündete sich und platzte. Leutnant Pfeiffer und zwei Mann wurden schwer, zwei Mann leicht verletzt. Leutnant Pfeiffer erlag nach harten, schweren Leidenstagen seiner schweren Verwundung im Lazarett zu Wyndale als ein Opfer treuer Pflichterfüllung, betrauert von allen im Regiment, die ihn kannten, besonders von seiner 4. Kompagnie und seinem Bruder, der auch im Regiment stand. Solche Unglücksfälle konnten nicht ganz vermieden werden, sollten die Übungen dem wirklichen Ernstge-fecht mit seinen Gefahren angepaßt werden. Sie gehörten zum Kriege. Auch waren diese Opfer nicht umsonst. Sie schärften die Aufmerksamkeit und Pünktlichkeit in Ausführung der Handgriffe und trugen so nicht wenig zur Erhöhung der Kriegstüch-tigkeit bei.“


aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 248 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1924

Mittwoch, 14. Februar 2018

14. Februar 1918


„Der Regimentsgefechtsstand lag an der Straße Bourlon / Moeuvres, wenige 100 m von Bourlon weg, und seine Lage war weithin an 6 Tanks erkenntlich, die dort in der Cambraischlacht dicht beieinander zusammengeschossen worden waren. Auch sonst stieß man überall auf die Spuren der heftigen Kämpfe, die hier getobt hatten, und englisches und deutsches Material lagen in Hülle und Fülle herum. An dessen Bergung wurde auf dem ganzen Schlachtfeld rege gearbeitet und die noch brauchbaren Tanks schleppten besondere Tankkommandos nach Cambrai hinein. Auf der ganzen Straße war daher dauernd ein sehr starker Verkehr, den der Gegner vom hochgelegenen Flesquières aus einsehen mußte, aber merkwürdigerweise ziemlich unbelästigt ließ. Nicht so einfach gestalteten sich die zahlreichen Arbeiten in der Stellung selbst, da der Gegner sehr aufmerksam war und seine Infanterieposten jedes sich bietende Ziel beschossen. Am meisten Mühe und Sorge verursachte der vorspringende Balkon, da er so, wie ihn das Regiment übernommen hatte, zu schmal war, um bei entscheidendem Angriff gehalten werden zu können. Man verbreiterte ihn daher, wenige Tage nach dem Einrücken, in westlicher Richtung, indem rechts vom Balkon liegende unbesetzte alte Batteriestel-lungen in die Stellung einbezogen wurden, wodurch sich eine durchlaufende Verbin-dung mit dem rechten Flügel des Regiments ermöglichen ließ. Der Balkon verlor dadurch den Charakter eines Vorfelds und wurde mit den Anschußteilen zur wirklichen vorderen Linie.
Diese Batteriestellungen hatten auch die Aufmerksamkeit des Gegners erregt und veranlaßten ihn zu mehreren Patrouillenunternehmungen, die für ihn ohne Erfolg blieben. So ließ am 14. Februar eine 6 8 Mann starke Patrouille einen Toten vor der Stellung liegen, der abends nach Einbruch der Dunkelheit durch Freiwillige herein-geholt wurde.“


aus: „Die Ulmer Grenadiere an der Westfront“, Stuttgart 1920

Dienstag, 13. Februar 2018

13. Februar 1918


„In umständlicher, durch die großen Schneefälle der letzten Zeit stark gestörten Fahrt wird die Rückfahrt bei empfindlicher Kälte vom 8. – 12. Januar in ähnlicher Weise wie im Oktober 1917 in das Elsaß angetreten. Das Regiment kommt, auf mehrere Orte ver-teilt, im Breuschtal in der Umgebung von Mutzig unter und zwar Regimentsstab: Tränheim; 1. Bataillon: Still, Dinsheim, Heiligenberg, Greßweiler; II. Bataillon: Bal-bronn, Flexburg, Bergbieten, Dangolsheim; III. Bataillon: Westhofen. Wie vor wenigen Monaten findet die Truppe auch hier wieder schnell Anschluß an die elsässische Bevöl-kerung, mit der sich das beste Einvernehmen entwickelt.
Kurz nachdem sich die Bataillone eingerichtet, Bekleidung und Ausrüstung wieder instand gesetzt haben, geht es mit frischem Mut erneut an die Arbeit. Die Division ist als „Eingreifdivision“ an der Vogesenfront bestimmt, wohin auch zur Orientierung besondere Kommandos gehen. Im großen ganzen aber verwenden die Kompagnien die nächsten Wochen dazu, sic für die große Offensive, für den Bewegungskrieg und die Durchbruchsschlacht in jeder Weise vorzubereiten.“


aus: „Das Infanterie-Regiment „Alt Württemberg“ (3. Württ.) Nr. 121 im Weltkrieg 1914–1918“ׅ, Stuttgart 1921

Montag, 12. Februar 2018

12. Februar 1918


„Die Monate, die das Regiment in dieser Stellung zubrachte, füllte mehr der Kampf mit der Regen und der verfallenden und ersaufenden Stellung aus, als ernste Zusammen-stöße mit dem Feind. Es sah wirklich übel in der Stellung aus, als man zuerst dorthin kam. In den Gräben floß das Wasser oder staute sich zu kleinen Seen. Nur wenige tiefe und geräumige Stollen waren da, meist nur elende kleine Fuchslöcher. Die Graben-wände waren auf lange Strecken hin eingerutscht. Also Arbeit gab es gerade genug, und trotz der geringen Arbeitskräfte, die man hatte, wurde auch diese Stellung bald wieder einigermaßen bewohnbar und verteidigungsfähig gemacht.“


aus: „Das Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 478 und seine Stammtruppen Brigade-Ersatz-Bataillone Nr. 51, 52, 53 und Ersatz-Infanterie-Regiment Nr. 51“, Stuttgart 1924

Sonntag, 11. Februar 2018

11. Februar 1918


„Am 2. Februar beginnt der Abmarsch des Regiments nach Lichtervelde, von wo die Bataillone mit der Bahn nach Hooglede abtransportiert werden, während die Bagagen und die M.-G.-Kompagnien diesen wohlvertrauten Ort durch Fußmarsch erreichen. Gleich am andern Tag löste das I. Bataillon das III./107 in vorderster Linie im Abschnitt Süd unseres alten Divisionsabschnitts ab. Der Abschnitt Nord wird von 414 besetzt, Nach links wird der Anschluß mit Inf.-Regt. 466 aufgenommen.
Nun sind wir also mal wieder in flandrischer Stellung und wenn die 204. Inf.-Division den Beinamen „Flandern-Division“ erhielt, so hatte dies schon seine Richtigkeit, denn es werden wohl nicht viele Regimenter mit der gleichen Regelmäßigkeit in dem nassen und schlammigen Trichtergelände Flanderns eingesetzt worden sein, wie wir.
Bis zur Ablösung durch das III. Batl. ereignete sich in der vorderen Linie nichts von Bedeutung, die Artillerietätigkeit war mäßig, die Fliegertätigkeit dagegen zeitweise recht lebhaft
Das linke Anschlußregiment 466 wird am 6. durch das Inf.-Regt. 15 abgelöst und gleichzeitig erfolgt durch eine Verbreiterung der Front derart, daß 6 Kompagnien, daß 6 Kompagnien in vorderer Linie in Tiefengliederung eingesetzt werden, während sich die übrigen 6 Kompagnien in Hooglede in Ruhe und Bereitschaft befinden, die in viertä-gigem Turnus sich gegenseitig ablösen und die Bataillonsstäbe in gleicher Weise K. T. K. und B. T. K. übernehmen. Während die in vorderer Linie befindlichen Kompagnien sich intensiv mit dem Ausbau der Stellung und Erkundung des Vorgeländes befassen, wird bei den Kompagnien in Hooglede fleißig weitergeübt, insbesondere wird die Aus-bildung am L. M. G. derart intensiv betrieben, daß der Endzweck, nach dem jeder Mann ein Maschinengewehr bedienen können muß, bald erreicht ist.“


aus: „Das Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 413 im Weltkrieg 1916-1918“, Stuttgart 1936

Samstag, 10. Februar 2018

10. Februar 1918


Eugen Lude befand sich seit dem 3. Dezember 1917 wegen einer Brechdurchfall-Erkrankung in Lazarett-Behandlung, zuletzt im Kriegs-Lazarett in Oudenaarde. Dort wurde er am 5. Februar 1918 „durch Zertrümmerung des Schädels mit rechtsseitiger Lähmung durch feindlichen Fliegerbomben-Splitter“ schwer verwundet.

„Schwer wie nie zuvor hatten alle im hinteren Gruppebereich liegenden Sanitätsein-richtungen – auch die durch riesengroße aufgemalte Genfer Kreuze gekennzeichneten Feldlazarette – unter Fliegerbomben zu leiden. Keine Nacht verging ohne zahlreiche Bombenabwürfe auf alle Unterkünfte, welche die weittragenden Geschütze nicht mehr erreichen konnten. Auf die großen Zentren und Knotenpunkte, wie Roulers, Lichter-velde, wurden fast jede Nacht dutzende von Bomben schwersten Kalibers geworfen, die große Verluste an Menschenleben und ungeheuren Gebäudeschaden verursachten.“


aus: „Das Sanitätswesen im Weltkrieg 1914–18“, Stuttgart 1924

Freitag, 9. Februar 2018

9. Februar 1918


„Noch einmal, am 29. Januar, wurde das Res.-Reg. 119 in Flandern eingesetzt und löste das Res.-Reg. 121 am Blankaartsee ab. Auch hier waren in der Vorpostenlinie nur ein-fache Hundehütten aus Holz und Wellblech. Die Posten standen weit auseinander und schwebten besonders am linken Flügel in steter Gefahr, von anschleichenden feindli-chen Patrouillen ausgehoben zu werden. An der Straße, die am Ostufer des Blankaart-sees von Dixmuiden nach Woumen führt und die beiden Kampflinien schnitt, spielten sich die Hauptkämpfe der nächtlichen Streifabteilungen ab. Hier schlichen sich am 1. Februar im dichten Nebel vormittags 10 Uhr Belgier durch die Postenkette und bewar-fen einen Unterstand mit Handgranaten. Hier wurden in dunkler, stürmischer Nacht am 9. Februar die Musketiere Gauß, Koch und Wankmüller auf Posten von feindlicher Übermacht angegriffen. Gauß fiel im Handgranatenkampf in ein wassergefülltes Granat-loch und fand, aus der Betäubung erwachend, seine Kameraden tot neben sich.“


aus: „Das Württembergische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 119 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920

Donnerstag, 8. Februar 2018

8. Februar 1918



Ellwangen Geschrieben den 4. 8. 19167
„Werter Feldwebel!
Die Karte vom 31. Juli erhalten Ich euch mitteilen daß Ich seither in Lazarett bin u. werde noch längere Zeit in Lazarett sein müßen bis ich wieder hergestellt bin. Ich habe dreimahl ein Rippenfell- und zweimahl Lungenentzündung gehabt u. habe schweres Mitgemacht.
Mit bestem Gruß Josef Weis.“


Bilder: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand M 493

Mittwoch, 7. Februar 2018

7. Februar 1918


„Die schwierigen Geländeverhältnisse der Bergstellungen, der unregelmäßige Verlauf der beiderseitigen Linienführung, die in erster Linie wieder durch die Geländegestaltung bedingt war, brachten es mit sich, daß die Aufklärung im Vorgelände und die Erkundung der feindlichen Stellung nur von Mannschaften ausgeführt werden konnte, die mitein-ander eingespielt, im Bergsteigen geübt und mit dem Gelände wohlvertraut waren. Das „Niemandsland“ zwischen den beiden Stellungen, an manchen Stellen nur 20 Meter, an vielen Stellen bis zu 1000 Meter breit, bewaldet und zerklüftet, bildete allnächtlich den Tummelplatz unternehmungslustiger Streifpatrouillen. Je toller die Frühjahrsstürme in der Nacht Schnee und Regen vor sich herpeitschten, desto günstiger war die Stunde zur Aufklärung. Tage-, oft wochenlang setzten hier die Besten des Regiments in den Stun-den vor und nach Mitternacht als Freiwillige Leben und Gesundheit ein.“


aus: „Mit den Olga-Dragonern im Weltkrieg“ Stuttgart, 1920

Dienstag, 6. Februar 2018

6. Februar 1918


„Die Ausbesserung der Zerstörungen in der Stellung, die nicht nur durch feindliche Beschießung, sondern fast mehr noch durch die Witterung verursacht wurden, erforderte viele Arbeit. Die weite Ausdehnung der Stellung nahm hierzu alle Kräfte voll in Anspruch. Auch machten die neuesten Erfahrungen in Großkämpfen es notwendig, die Zwischenfelder, d. h. die zwischen den vordersten und rückwärtigen Stellungen liegen-den Gebiete immer mehr für den Kampf auszubauen. Die Zahl der Maschinengewehre mußte vermehrt, Anklammerungspunkte für Infanterieteile gebaut werden. Das meist klare Wetter und die dadurch bedingte gute Beobachtung machte die Ausführung dieser Bauten sehr schwierig; denn sie konnten ja nur von Nutzen sein, wenn sie der Kenntnis des Gegners entzogen blieben. Durch zuweil einsetzendes Tauwetter wurden die Gräben zutiefst verschmutzt; sie immer wieder zu säubern und gangbar zu halten, war eine der täglich notendigen Arbeiten.“


aus: „Das Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 475 im Weltkrieg“, Stuttgart 1921

Montag, 5. Februar 2018

5. Februar 1918


„Am 4. Februar abends meldete die 8. Kompagnie in F 1 a, daß sie beim Gegner verschiedene verdächtige Anzeichen festgestellt habe, die in Verbindung mit dem in den letzten Tagen beobachteten Einschießen von französischen Batterien mit Fliegerbeo-bachtung und dem stärkeren Verkehr beim Gegner auf einen beabsichtigten Vorstoß schließen ließen. So wurde ein über einen Grabenrand herabhängendes weißes Band und ein an einem Pfosten angebrachtes weißes Richtungszeichen festgestellt. Auch hatte der Gegner an verschiedenen Punkten seine Hindernisse weggeräumt. Das ganze II. Batail-lon ist die Nacht über alarmbereit, doch bleibt alles ruhig. Die eigene Artillerie und die Minenwerfer suchen weitere feindliche Vorbereitungen durch Störungsfeuer zu hindern. Gegnerische Lager werden vergast; dabei gehen einige Granaten zu kurz nach F 1 b, wobei einige Leute der 6. Kompagnie, darunter zwei Zugführer, leicht vergiftet werden.
Man rechnet damit, daß der Angriff in der Morgenfrühe des 5. Februar stattfinden werde. Aber es regt sich nichts; die auf 9 Uhr früh verschobene Ablösung des II. durch das I. Bataillon geht ungestört vor sich. Die 1. Kompagnie bezieht F 1 a. Da um 10 Uhr setzt der Gegner zunächst mit schwerem Artilleriefeuer auf den Theklastützpunkt ein. Das Feuer verbreitet sich allmählich auf die ganze Stellung F 1 a und die anschlies-senden Teile der Nachbarabschnitte, auf Bereitschaften und Zugangsgräben und sogar auf die K 4-Linie auf der Schimpfhöhe. Seit 12.45 Uhr liegt schwerstes Artillerie- und Minenfeuer auf der Stellung F 1 a. Diese wird vollkommen zerstört. Zahlreiche Stollen-eingänge werden zusammengeschossen. Die Posten haben sich bei Beginn des Trom-melfeuers befehlsmäßig zurückgezogen. Trotzdem wird eine Beobachtung aufrechter-halten. Um 2.30 Uhr greift der Gegner mit drei Stoßtrupps von je 20 – 30 Mann an. Der westliche Stoßtrupp, der gegen die Regimentsgrenze vorgeht, wird durch das hier noch nicht ganz zerstörte Hindernis aufgehalten und weicht dann vor dem Gewehrfeuer einiger Leute, die einen Granattrichter besetzten, zurück. Dagegen dringt der östliche Stoßtrupp in den Wilhelminengraben ein, der mittlere in den Wallygraben. Der am Eingang zum Kompagnieführerstollen im Wallygraben beobachtende Mann erhält eine glücklicherweise nicht krepierende Handgranate auf die Brust und fällt in den Stollen hinab. Dadurch wird Hauptmann Bühler, der sprungbereit an der Treppe steht, aufmerk-sam gemacht. Er stürzt heraus, wirft Handgranaten nach rechts und links, schießt das Sperrfeuerzeichen ab und drängt mit seinen aus dem Stollen herausgerufenen Leuten die Franzosen gegen das Hindernis zurück. Leutnant Nestle, der jüngere Bruder des im Sommer 1916 bei der Ablösung im Cheppywald gefallenen Offiziers, eilt ihm über das freie Gelände hinweg mit einem Trupp zu Hilfe und zusammen vertreiben sie den feindlichen Stoßtrupp aus der Stellung. Da sieht auf einmal ein Mann, daß auch von rückwärts, vom Wilhelminengraben her, Franzosen kommen. Es ist der östliche Stoß-trupp. Hauptmann Bühler wendet sich nun auch gegen diesen und im Verein mit einem Trupp seiner Kompagnie, der im Wilhelminengraben bisher Widerstand geleistet hat, vertreibt er auch diese letzten Franzosen. Das feindliche Feuer flaut rasch ab und man kann den Schaden feststellen.
Ein Mann ist tot, eine größere Anzahl verwundet und zwei werden vermißt; niemand hat gesehen, wie sie verschwunden sind. Zunächst glaubt man eher, daß sie verschüttet wurden. Aber der französische Tagesbericht läßt erkennen, daß sie in Gefangenschaft geraten sind. Die Stellung ist schwer mitgenommen. der K 1-Graben ist ein Trichterfeld, einzelne Verbindungsgräben sind überhaupt nicht mehr zu finden. Von den Hindernissen sind nur spärliche Reste geblieben. Schwere Arbeit kostet es die 1. Kompagnie und die Bereitschaftskompagnien, die Stellung wieder instand zu setzen.“


aus: „Das Württembergische Landw.-Infanterie-Regiment Nr. 125 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1926

Sonntag, 4. Februar 2018

4. Februar 1918


Bericht der deutschen Obersten Heeresleitung:
„Der U-Bootkrieg im Februar
Im Monat Februar sind durch kriegerische Maßnahmen der Mittelmächte unter Hinzu-rechnung des in den bisherigen Monatsveröffentlichungen och nicht verrechneten Teils der vom Hilfskreuzer „Wolf“ erzielten erfolge insgesamt 680 000 Bruttoregistertonnen des für unsere Feinde nutzbaren Handelsschiffraums vernichtet worden. Damit beläuft sich das Gesamtergebnis der Vernichtung seit Beginn des uneingeschränkten U-Boot-krieges auf insgesamt 10 270 000 Bruttoregistertonnen. Durch die kriegerischen Maßnahmen der Mittelmächte ist der unseren Feinden zur Verfügung stehende Welt-handelsschiffraum seit Kriegsbeginn bis zum 31. Januar 1918 um rund 15 100 000 Bruttoregistertonnen verringert worden. Hiervon entfallen rund 9 400 000 Bruttore-gistertonnen auf die englische Handelsflotte.“


aus: „Kriegstagbuch aus Schwaben“, Stuttgart 1918

Samstag, 3. Februar 2018

3. Februar 1918


„Für seine militärischen Übungen hatte Harpprecht sich zum Grenadierregiment 123 König Karl nach Ulm versetzen lassen, gleich seinem 1914 gefallenen Freund und Schwager Ernst Scheibe, und war zum Offizier gewählt und befördert worden. Der Mobilmachungsbefehl rief ihn sofort nach Ulm, und noch am Sonntag Abend fuhr er mit den Grenadieren an die Grenze. Am 17. August schickte sein Regimentskom-mandeur, Oberst v. Erpf, ihn als Führer seines Zuges auf eine gewaltsame Erkundung in die Umgebung der Feste Longwy. Bei Nacht hatte er im Lastauto durch die Wälder vorzustoßen, die Belegung der Ortschaften zu erkunden und Leitungen zu durch-schneiden. Dabei kam er in sein erstes Gefecht, wurde mit heimtückischem Gewehr-feuer hinter Weizengarben hervor und sogar mit schwerem Festungsgeschütz beschos-sen. Eine drohende Panik seiner Mannschaften erstickte er mit äußerster Entschlos-senheit und seit dieser Stunde hatte er seinen Zug ganz in der Hand. der Erfolg dieses Vorstoßes brachte ihm die Anerkennung durch Verleihung des Eisernen Kreuzes.
Am 22. August, dem ersten großen Angriffstag des Württ. Armeekorps in der Schlacht in Lothringen, wurde Harpprecht durch einen Knochenschuß am Hüftgelenk schwer verwundet. Es war 10 Uhr morgens, die Sonne war eben durch den Nebel gebrochen. Eine halbe Stunde blieb er im Gefechtslärm auf freiem Felde liegen und hörte mit Freudentränen trotz seiner Schmerzen das Hurra der vorwärtsstürmenden Kameraden und erkannte deutlich im Getöse der Schlacht die ungeheure, durchdringende Stimme seines Schwagers Ernst Scheibe, der sein „Vorwärts!“, „Zum Sprung auf, marsch marsch!“ kommandierte. Auf Bauernwägen verladen wurden die Verwundeten unter-wegs von Franktireurs angegriffen und mußten sich mit gezogenem Degen gegen die Bande verteidigen.
14 Wochen schwebte Harpprecht zwischen Tod und Leben, von rasenden Schmerzen gemartert; endlich siegte Jugend und Lebenskraft. Mit einem etwas verkürzten Bein aus den Lazaretten in Diedenhofen und Tübingen entlassen, durfte er hoffen, daß ihn das Leben noch brauchen könne; er wandte sich wieder der Berufsarbeit zu und heiratete im Mai 1915. Zuerst als Regiments-Adjudant in Ulm, dort zum Oberleutnant befördert, dann wegen der immer wieder aufbrechenden und behandlungsbedürftigen Wunde in einen Kriegsgerichtsrat verwandelt und nach Gmünd versetzt, erlebte er ein stilles, häusliches Glück in der Ehe, aus der 1917 sein Sohn Johann Dieter. Das gesunde, mun-tere Knäblein machte ihm unendliche Freude. Hatte in den vergangenen 3 Jahren die für ihn schwer erträgliche körperliche Behinderung, das Ausscheiden aus der Kampffront, die geringe Aussicht auf Heilung und die ernste Lage des Vaterlandes auf sein Gemüt je länger, je mehr gedrückt, so lebte er jetzt geradezu auf, sein alter goldener Humor brach wieder durch; in allem Niedergang und Vergehen lebte ihm nun ein Pfand auf die Zukunft.
Doch nur kurz währte dieses Glück. Als zum 11. oder 12. Male ein weiterer Knochen-splitter durch Operation entfernt worden war, versagten seine durch die jahrelange Eiterung geschädigten inneren Organe den dienst. Am 3. Februar 1918 mußte er sein 21 jähriges Weib und sein halbjähriges Kind in der Welt zurücklassen.“

aus: Gedenkbuch der Tübinger Nicaria für ihre Gefallenen“, Tübingen 1933


Freitag, 2. Februar 2018

2. Februar 1918


„Im Februar hielt sich die Gefechtstätigkeit im Regimentsabschnitt in mäßigen Grenzen; der Erkundungstätigkeit wurde dagegen ganz besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Tag und Nacht lagen Lauerpatrouillen der Stellungsbataillone im Vorgelände.“


aus: „Das 8. Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 126 „Großherzog Friedrich von Baden“ im Weltkrieg 1914-1918ׅ, Stuttgart 1929

Donnerstag, 1. Februar 2018

1. Februar 1918


„Mit Signal- und Granatwerfern und mit Meldeminen werden Flugblätter in franzö-sischer Sprache den Belgiern als „Liebesgabe“ zugesandt. Sie scheinen wenig Freude daran zu haben, denn als Antwort auf unsere „Grüße“ senden sie eine Menge Gewehr-granaten, deren Wirkung wohl gering ist, die aber doch ziemlich stören. Später erfahren wir, daß die Belgier den Befehl haben, jedes Flugblatt von uns mit 10 Gewehrgranaten zu beantworten. Ihre Vorgesetzten scheinen demnach die nachteilige Wirkung dieser Propaganda nicht gering einzuschätzen.“


aus: „Ehrenbuch des württembergischen Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 248“, Stuttgart 1932