„Als
erstes bezog das II. Bataillon in der neuen Stellung den Abschnitt „Links“ mit
der Butte de Tahure. Hier lag man auf blutgetränktem, historisch gewordenem
Boden. War doch in der großen „Herbstschlacht in der Champagne“ um diesen
Schlüsselpunkt der Stellung hart und blutig gerungen worden; mehrmals wechselte
die Höhe den Besitzer, bis sie damals endgültig in deutschen Händen blieb.
Das
III. Bataillon rückte in den Abschnitt „Rechts“, im Anschluß an das Regt. 247,
das rechts von uns eingesetzt wurde. Links hatten wir Anschluß an das
Inf.-Regt. 111.
Bot
schon die kurze Reise über Sedan mit der Bahn den ungewohnten Anblick von
Eisenbahnen, Bahnhöfen und unzerstörten Ortschaften, so kamen wir in unserem
neuen Stellungsgebiet in ganz neue Verhältnisse. Auf Bahnhof Morel-Nord bei
Vouziers waren wir ausgeladen worden. Im Gegensatz zu „Verdun“ mit den
bewaldeten Höhen und tiefen Schluchten kamen wir nun in welliges Flachland. Der
Fußmarsch nach der Stellung führte über Liry und von da auf der Straße über
Aure und Manre, zwei zerstörte Ortschaften, an den verschiedenen Ruhelagern
vorbei, nach dem Regimentsgefechts-stand an der Bahnlinie nach Somme-Py.
Charakteristisch war das reiche Kleinbahnnetz, das bis in die Höhe des
Regimentsgefechtsstandes mit Lokomotiv- und weiter nach vorn mit Ochsenbetrieb
führte.
Hatte
man auf dem Wege zur Stellung den Regimentsgefechtsstand – „N. O.“ genannt – hinter
sich und die Eisenbahn überschritten, so begann das Stellungsgelände, mit zerschossenen
Kiefernwaldungen bestandene Bergkuppen und -rücken, voneinander getrennt durch
breite, tief eingeschnittene Mulden, „Schluchten“ genannt. In den rechten
Abschnitt gelangte man durch die Balkanschlucht, durch welche eine Förderbahn
mit Ochsenbetrieb nach vorn führte, in den linken Abschnitt durch die
Brigadeschlucht. Beide Schluchten endigten in eine breite Quermulde, deren
feindwärts gelegener Rand einen steilen Hang bildete. Hier lagen die
Bataillonsgefechtsstände, von hier aus führten auch die Annäherungswege zunächst
zum Hauptriegel, der 2. Linie, und weiterhin in die Gräben der vorderen Linie.
Über
der ganzen Stellung lag ein düsterer Ernst, dem Charakter dieses Teiles der
Champagne entsprechend. In den ersten Tagen herrschte sehr große Kälte. Das
Kriegs-tagebuch enthält in der Zeit vom 1. bis 14. Februar fast täglich die
Bemerkung: „Wetter sehr schön, äußerst kalt.“
Die
Gräben machten tatsächlich einen gut und sorgfältig ausgebauten Eindruck. Sie
waren teilweise betoniert, sehr schmal, bei dem hartgefrorenen Boden schienen
sie außerordentlich fest. Im Gegensatz zum Chaume-Wald, wo wir fast gar keine
Gräben angetroffen hatten, konnte man sich zunächst in dem Grabengewirr kaum
zurechtfinden.
Im
allgemeinen war es ruhig. Die beiden Gegner wechselten in den Vormittagsstunden
ihre ehernen Grüße in Gestalt von Granaten und Minen der verschiedensten Größe,
auch schossen bei Nacht einzelne Gewehrschützen und Maschinengewehre, im
Vorgelände spielten sich allnächtliche Handgranatenkämpfe ab, sonst aber trug
das Ganze den Charakter einer ruhigen Stellung.“
aus:
„Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 248 im Weltkrieg 1914–1918“,
Stuttgart 1924