Dienstag, 28. Februar 2017

28. Februar 1917


„Die eigenen Flieger hatten festgestellt, daß die Franzosen ihre Truppen verstärkten, daß ein lebhafter Eisenbahn- und Straßenverkehr herrsche. Viele Eisenbahnklauen waren vom Gegner für Ferngeschütze gebaut worden. Hatten die Franzosen eine größere Unternehmung vor? In mancher Nacht liegen mehrere eigene Patrouillen am feindlichen Drahtverhau und suchen Gassen einzuschneiden, auf denen man in den folgenden Nächten auf die französischen Posten sich werfen kann. Im Wattweiler Abschnitt und vor Uffholz A lassen sich diese Patrouillen oft bei Tag machen und sie haben den Vorteil, daß man leichter vorwärts kommt, da der Franzose bei Tag seine Postenlinie dünner aufgestellt hat. Fortwährend tastet man so die feindliche Stellung ab und sucht ihre Schwächen zu entdecken. Oft stößt man mit den Franzosen zusammen.“

aus: „Das Württembergische Landwehr-Inf.-Regiment Nr. 119 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923


Montag, 27. Februar 2017

27. Februar 1917


„Am 27. Februar fiel Leutnant Paulus, 2. Kompagnie, auf der Feldwache Q einem Handgranatenunfall zum Opfer. Mit ihm verlor das Regiment einen gewissenhaften, pflichttreuen Offizier.“


aus: „Das Württembergische Landw.-Inf.-Regiment Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923

Sonntag, 26. Februar 2017

26. Februar 1917


„Einem von der 5./122 ohne Artillerieunterstützung am 25. Februar ausgeführten Patrouillenvorstoß schloß sich Leutnant d. R. Weitbrecht, der erst vor einigen Monaten zum Offizier befördert war, freiwillig an, geriet dabei schwer verwundet in französische Gefangenschaft und starb am nächsten Tage. Der Führer der Patrouille, Leutnant Kling, gab dem Regiment folgende Schilderung:
„Leutnant Weitbrecht der 5. Batterie Landw.-Feldart.-Regts. 2 hatte sich freiwillig der Patrouille angeschlossen. Wir überschritten das erste feindliche Drahthin-dernis, konnten aber über das zweite dichte Stacheldrahthindernis nicht wegkom-men und legten uns 20 m vom Doppelposten weg auf die Lauer… In einem geeig-neten Augenblick versuchten wir vorwärts über das in jüngster Zeit ausgebesserte Hindernis weg uns auf einen zurückkehrenden Trupp von 8 bis 10 Mann zu stürzen, konnten aber über das Hindernis nicht wegkommen. Der Posten rief: „Qui vive?“ und warf sofort mehrere Handgranaten zwischen uns. Gleichzeitig rief Leutnant Weitbrecht, der einige Schritte hinter mir lag, einige französische Worte und stürzte nach vorn. Weil in demselben Augenblick an der ganzen feindlichen Postenrunde Schüsse aufblitzten und Handgranaten flogen, gab ich laut den Befehl zum Rückzug. 50 m weiter zurück sammelte ich meine Leute und stellte fest, daß Leutnant Weitbrecht fehlte. Sofort begab ich mich im feindlichen Feuer mit drei Leuten bis in die Nähe des Punktes, wo Weitbrecht zuletzt gesichtet wurde. Wir sahen und hörten nichts mehr von ihm. Der feindliche Graben war besetzt, 6 bis 8 Mann suchten das Hindernis ab, aber weggetragen oder weggeführt wurde niemand. Bei der geringsten Bewegung unsererseits setzte sofort Infanterie- und Maschinengewehrfeuer ein, Handgranaten flogen von allen Seiten, man hörte Kommandos – wir mußten uns zurückziehen.“
Weitbrecht liegt in Recicourt begraben, wie das Regiment über das Rote Kreuz nach Monaten erfuhr. Der Tod des frischen jungen Kameraden wurde allseitig bedauert; er hätte besonders mit seinen Fachkenntnissen – er war zur Kartenstelle Romagne kom-mandiert gewesen – dem Regiment recht gute Dienste leisten können.“

aus: „Das Württembergische Landw.-Feldartillerie-Regiment Nr. 2 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927


Samstag, 25. Februar 2017

25. Februar 1917


„An der neuen Front war es nach Berichten der abgelösten Kameraden vom F.-A.-R. 33 vor unserem Eintreffen sehr ruhig gewesen. Durch das Einschießen des Sperr- und Vernichtungsfeuers, das infolge der Unregelmäßigkeit des Frontverlaufs und der teil-weise schwierigen Beobachtungsverhältnisse einen verhältnismäßig großen Munitions-aufwand erforderte, wurde auch der Gegner lebhaft und antwortete mit häufigen Feuer-überfällen.
Am 25. unternahm der Feind eine Patrouillenunternehmung gegen unsere Chamois-stellung. Während dieser erhielten auch die Batteriestellungen heftiges feindliches Feuer. Besonders stark beschossen wurde die Stellung der 4. Batterie, auf die der Geg-ner anscheinend sehr gut eingeschossen war, und die tags zuvor schon einen Volltreffer erhalten hatte.
Leider traten dabei schwere Verluste ein. Kanonier Bitzer wurde getötet, 3 Mann schwer, 2 leicht verwundet, außerdem 3 Geschütze beschädigt, so daß die Batterie aus der Stellung in Orts-Unterkunft zurückgezogen wurde.“


aus: „Das Württembergische Landwehr-Feld-Art.-Regiment Nr. 1 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922


Freitag, 24. Februar 2017

24. Februar 1917


„Besondere Seuchenlazarette in Stuttgart, Ludwigsburg, Heilbronn, Mergentheim, Gmünd, Weingarten, Tübingen, Münsingen, Ulm dienten der Unterbringung Infektions-kranker, besondere Seuchenautos und einige mit Fahrbahren ausgestatte Eisenbahn-wagen ihrer Beförderung.“

aus: „Das Sanitätswesen im Weltkrieg 1914–18“, Stuttgart 1924


Grabstelle von Otto Nefflen auf dem Stadtfriedhof in Tübingen

Donnerstag, 23. Februar 2017

23. Februar 1917


„Durch die Versetzungen kam viel Wechsel in die Kompagnien; vor allem aber rissen die Krankheiten – Ruhr, Fleckfieber, Malaria – empfindliche Lücken.
Ganz besonders war dies bei der 4. Kompagnie der Fall. Diese hatte am 10. Januar 1917 die Bewachung von etwa 4000 Kriegsgefangenen übernommen, die in der neuen rumänischen Artilleriekaserne in Buzau untergebracht waren. Dieser Dienst gestaltete sich überaus schwierig. In den ersten vier Wochen starben 250 Gefangene an Cholera. Aber was die Kompagnie bis dahin geleistet hatte, war ein Kinderspiel gegenüber dem, was auf sie wartete, als im Februar das Fleckfieber ausbrach und trotz aller Gegen-maßnahmen und Isolierung der Kranken derart wütete, daß zeitweilig von den 4000 Gefangenen nur noch 100 arbeitsfähig waren und durch Wochen hindurch täglich etwa 50 starben. Oberleutnant Keller und Leutnant Schwarz, Offizierstellvertreter Stürk und Vizefeldwebel Hefele (welcher der Seuche selber erlag), als die verantwortlichen Kompagnieoffiziere, haben dort zusammen mit Bataillonsarzt Dr. Strauß und den Wachtmannschaften, die das Lager nicht verlassen durften, Heldenhaftes geleistet. Es war ein Kampf auf Leben und Tod, unheimlicher und verlustreicher als der Kampf an mancher Front. Eine Ablösung durch andere Truppen war nicht möglich. Die furchtbare Seuche brachte der 4. Kompagnie nicht wenige Tote. Erst mit Eintritt milderer Witterung gingen die Todesfälle zurück und war die Wut de Epidemie gebrochen.“


aus: „Landsturm vor! Der mobile württembergische Landsturm im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart, 1929

Mittwoch, 22. Februar 2017

22. Februar 1917


„1915/16 hatten wir keinen richtigen russischen Winter kennen gelernt, dies blieb uns 1916/17 nicht erspart. Der Januar hatte schon in seinem zweiten Teil Kältegrade bis zu 29 Grad Celsius und reichlich Schnee gebracht, aber der eigentliche Winter sollte nach Aussagen der Landeseinwohner erst im Februar und in der ersten Hälfte des März sein grimmiges Gesicht zeigen. Es war auch so. Im Februar nahm die Kälte zu, um am 24. die Höhe von 37 Grad Celsius zu erreichen und erst in der zweiten Hälfte des März (am 17. März noch 22 Grad Celsius) langsam abzuflauen.
Die Schneisen, welche vom Landw.-Inf.-Reg. 107 durch den Sumpfwald geschlagen waren und jetzt eine ausgezeichnete Verbindung nach der Stellung und hinter der Front darstellten, waren in ihren Anfängen geknüppelt. Sie mußten aber weiter gebaut werden, um auch in der nassen Zeit Wert zu haben. Außer einem einzigen Wege, welcher über eine Sanddüne nach dem Brückenkopf von Wygonoschtschi führte, war nicht einer ohne zahlreiche Sumpfstellen. Am schlimmsten stand es beim III. Bataillon (Die Sachsen hatten seither Lebensmittel, Munition und Materialien nach dem Brückenkopf von W. fahren, bei Nacht auf Kähne verladen und durch den Kanal über den dort 4 Kilometer breiten See nach ihren völlig abgeschnittenen zwei Kompagnien nördlich des Sees verbringen müssen. Um diesem Übelstande abzuhelfen, hatten sie eine 12 Kilometer lange, für Fahrzeuge und Förderbahn geeignete Schneise – „Wettin-Schneise“ – in Angriff genommen und auf etwa 8 Kilometer fertig gebaut.)
Das II. Bataillon hatte verhältnismäßig die besten Zufahrten, das I. hatte nur eine einzige, die bei Tage eingesehen war und auch bei Nacht gefährdet war, da sie hinter dem Brückenkopf entlang führte. Mit Gehwegen in der Stellung war es ebenso übel bestellt. Am rechten Flügel ließen die stellenweise trockenen Waldstellen einen leidlichen Verkehr zu. In der Mitte der Stellung führte in gedeckter eingegrabener, aber bei Tage unter russischem Feuer liegender Weg, der Sumpfhofweg. Er machte am meisten Arbeit, da er entweder vom Schnee oder vom Sand zugeweht wurde oder die Böschungen bei Beschießung oder infolge der Witterungseinflüsse zusammenstürzten.
Außerdem führten zwei Fußwege nach der 5 Kilometer langen Stellung des I. Batail-lons, der Theniuspfad, schlecht und gefährlich, und die Kniebreche, welche mit runden Birkenhölzern geknüppelt 3 Kilometer weit durch niederen Birkenwald sich hin-schlängelte und ihrem Namen alle Ehre machte. (Sumpfhofweg 1380 Meter lang, Theniuspfad 1200 Meter lang.)
Die Stellungswege entlang des Kanals waren sämtlich mit Knüppeln belegt, die stets wiederherstellungsbedürftig waren, da das Holz durchgetreten wurde oder faulte. Die Stellungsarbeiten waren mannigfach. Die im Durchschnitt kleineren Sachsen hatten eine für uns Schwaben zu niedere Brustwehr angelegt, der weiche Sumpfboden gab vermut-lich infolge der Belastung durch Baumstämme und Boden allmählich nach, wir mußten daher fast überall die Brustwehr erhöhen. Mit den Unterkünften, welche bis zum Brückenkopf einschließlich in die Brustwehr eingebaut waren und von da ab hinter der Brustwehr standen, war es ähnlich. Wir konnten in ihnen nicht aufrecht stehen und mußten sie, soweit es möglich war, abändern. Die freistehenden leicht gebauten Hütten waren gegen Wind und Wetter zu wenig geschützt; sie wurden von uns verstärkt, da bei dieser Winterkälte das Heizen allein nicht genügte. In der Nähe des Ofens verkohlten wir fast und in einiger Entfernung bekamen wir Eisbeine.“


aus: „Das 1. Württ. Landsturm-Infanterie.-Regiment Nr. 13 im Weltkrieg 1915–1918“, Stuttgart 1920

Dienstag, 21. Februar 2017

21. Februar 1917


„Immer noch wuchs die Stärke des Bataillons und da in Stuttgart keine Möglichkeit zu Unterbringung vorhanden war, wurden vier Kompagnien nach Degerloch verlegt und fanden dort seitens der Bevölkerung freundliche Aufnahme. Im weiteren Verlauf des Krieges wurde die Frage des Ersatzes immer brennender, so daß das Bataillon zur Gestellung desselben für fast alle Landwehr- und Reserve-, ja aktive Regimenter heran-gezogen wurde. Immer älter und weniger kriegsbrauchbar wurden die Landstürmer, so daß man schon im Jahr 1917 wahrnehmen konnte, daß der Bogen überspannt sei. Schließlich wurde das Bataillon Ersatztruppenteil für viele höhere Stäbe, zehn mobile Landsturmbataillone und die meisten mobilen Landwehrformationen. Seine Kraft ging allmählich zur Neige. 500 Offiziere und sicher über 150 000 Mann waren durch die Schule des Bataillons gegangen.“

aus: „Das Württembergische Landwehr-Inf.-Regiment Nr. 119 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923


Montag, 20. Februar 2017

20. Februar 1917


„In der Nacht 19./20. Februar ereignete sich ein bedauerliches, den Mannschaften als Warnung dienendes Vorkommnis: Ein Grenadier wurde von einem englischen Gefange-nen auf dem Transport von Lechelle nach Neuville ermordet. Bei dem Ermordeten wurde eine leere Schnapsflasche gefunden. Der Täter – betrunken in Neuville aufge-griffen – wurde standrechtlich erschossen.“

aus: „Das Grenadier-Regiment „Königin Olga“ (1. Württ.) Nr. 119 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927


Sonntag, 19. Februar 2017

19. Februar 1916


„Zur Vertreibung des Gegners aus den Stützpunkten wird nun gemeinsamer Angriff des III./119 und III./121 unter Mitwirkung der Artillerie, Minenwerfer, Pioniere und des Sturmbataillons beabsichtigt und auf einem genau nach dem Angriffsziel abgesteckten Gelände als Patrouillenunternehmen „Ipf“ vorbereitet. Die Ausführung des Unter-nehmens war in Bälde geplant, mußte aber aus Mangel an Artilleriemunition, die zu anderen Kampfhandlungen dringender benötigt war, bis 19. Februar verschoben werden. Bis 10. Februar hatte der Feind den Stützpunkt „Lichtenstein“ und die Schützennester 9 und 10 freiwillig geräumt, er saß nur noch in „Neuffen“ und Nest 11. Am 19. Februar griffen um 6.50 Uhr abends nach vorhergehendem Wirkungsschießen der Artillerie und der Minenwerfer und gutsitzendem, 2 Minuten währendem Feuer der Infanterie-geschütze 3 Sturmkolonnen 119 und 121, ohne sich durch das feindliche Infanterie- und Maschinengewehrfeuer aufhalten zu lassen, an. Unter Verlusten gelingt es zuerst der Kolonne A von Nest 8 her in Nest 11 und der Kolonne B von „Lichtenstein“ her in „Neuffen“ einzudringen. Im „Neuffenׅ“, dessen Hindernis durch das Minenwerferfeuer keineswegs zerstört ist, entspinnt sich ein erbitterter Handgranatenkampf, bei dem Leutnant Löffler (4.) fällt. Inzwischen war Kolonne C, bei der kurz nach Verlassen der Sturmausgangsstellung Leutnant d. R. Nietzsch schwer verwundet worden war, eben-falls in „Neuffen“ eingedrungen. In heftigem Nahkampf, wobei Leutnant d. R. Reitter eine tödliche Verwundung erhält, wird die englische Besatzung überwältigt, unter wirk-samer Unterstützung durch die zugeteilten Flammenwerfer des Sturmbataillons I.
Abends 7.15 Uhr war „Neuffen“ fest in der Hand des Regiments und wird von 2 Zügen der 2./119 und Leutnant d. R. Schmid besetzt. 3 Offiziere und 42 Mann mit 6 Lewis-Gewehren wurden zu Gefangenen gemacht. Vom Regiment waren 13 Mann gefallen, 19 verwundet. Die Sturmabteilung verlor 2 tote und 2 verwundete Grenadiere.
Der schon oft durch seine Tapferkeit hervorgetretene Leutnant d. R. Nietzsch ist leider am 22. Februar im Feldlazarett Cambrai seiner schweren Verwundung erlegen.
Sofort nach dem Sturm begann die Inf. Pi. Komp. unter Leitung des Leutnants d. L. Hock mit dem Bau des Grabens uns Hindernisses zwischen „Neuffen“ und Kompag-nieabschnitt a und leistete in kurzer Zeit Vorzügliches. Die bis ins Einzelne angeordnete Bereitstellung der Arbeitsmannschaft, Trägertrupps und des Materials erwies sich als sehr zweckmäßig. Die kostbare Zeit nach dem Sturm bis zum Einsetzen des feindlichen Artilleriefeuers wurde voll ausgenutzt.
Einen Gegenangriff machte der Feind nicht; er hatte starke blutige Verluste erlitten. Allein im und am „Neuffen“ wurden 60 tote Engländer festgestellt.“



aus: „Das Grenadier-Regiment „Königin Olga“ (1. Württ.) Nr. 119 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927

Samstag, 18. Februar 2017

18. Februar 1917


„Am 15. Februar wird den Leuten im Lager Neu-Essen (Bereitschaft) ein seltenes Schauspiel zuteil. Während der Nacht ist eine „Dicke Berta“ in der Nähe des Lagers in Stellung gebracht worden. Sie soll bei der Vorbereitung eines Angriffs bei Ripont mithelfen. Unheimlich ist die Wirkung des Abschusses. Wir sind mehrere 100 Meter entfernt, und trotzdem wird uns beinah das Trommelfell zerrissen. Nach einigen Sekunden, als das Geschoß seinen Höhepunkt erreicht hat, als seine Geschoßbahn sich jäh abwärts neigt, macht sich ein tiefes, tiefes Gurgeln und Rauschen hörbar, das immer entsetzlicher wird. Es ist, als wollte sich ein riesiger Trichter öffnen, als wollte dieser alles ringsum mit sich in’s Verderben ziehen. Unwillkürlich zieht man den Kopf ein, jetzt muß das Unheil über einen hereinbrechen, da ist fern, so und so viele Kilometer entfernt, eine dumpfe Detonation zu hören. Wo dieses Ungetüm niedersaust, wächst vorläufig kein Gras mehr! Furchtbar muß die Wirkung beim Franzosen sein.
In den nächsten Tagen tritt Tauwetter und bald danach Regenwetter ein. Die Stellung wird dadurch in einen solchen Morast verwandelt, daß sie nicht mehr zu erkennen ist. Der Kreideboden bröckelt immer mehr ab, die Wände stürzen ein. Etwa 30 cm tief steht das Wasser im Graben, über ½ Meter tiefer Schlamm macht die Gräben unbegehbar. Fieberhaft wird sofort daran gearbeitet, die Gräben möglichst schnell wieder in Ordnung und in gefechtsfähigen Zustand zu bringen.
Die Gefechtstätigkeit ist an und für sich gering. Jede Nacht schleichen Patrouillen in das Vorfeld, sie können teilweise in die feindlichen Gräben eindringen.“


aus: „Ehrenbuch des württembergischen Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 248“, Stuttgart 1932

Freitag, 17. Februar 2017

17. Februar 1917


Statt Hitze herrschte Kälte und Nässe, das Artilleriefeuer auf Stellungen, Anmarsch-wege, Unterkünfte war fast ungeschwächt, Erkältungs- und Darmkrankheiten nahmen rasch zu. Der Stellungs- und Unterstandsbau im Granatfeuer, das Vorbringen des Materials auf den zerschossenen Wegen durch das Trichterfeld zermürbte Gefechtskraft und Widerstandsfähigkeit der Truppen rasch. Trockene, ausreichende Unterkunftsmög-lichkeit für die Ruhebataillone fehlte. Die stattlichen Dörfer der Somme, die üppigen Getreidefelder waren in gähnende Ruinen und eine granatzerwühlte Wüste verwandelt. Unbeerdigte Leichen lagen im Vorfeld, verpesteten die Luft, die Gräben starrten von Schmutz und Unrat. Bei den schweren Kämpfen, den raschen Ablösungen, dem dauernden Wechsel der Divisionen war Ordnung und Reinlichkeit nicht mehr aufrecht zu erhalten gewesen. Alle Vorbedingungen für Ruhr, Typhus waren gegeben.“

aus: „Das Sanitätswesen im Weltkrieg 1914–18“, Stuttgart 1924



Donnerstag, 16. Februar 2017

16. Februar 1917


„Wohl selten kamen uns des Krieges furchtbare Folgen für Land und Leute in der unmittelbaren Kampfzone so zum Bewußtsein, wie hier auf den Höhen von Sailly, wo binnen eines halben Jahres schönste Ortschaften und reichste Fluren in ein völliges Chaos verwandelt worden waren. Das Scheiden daraus fiel nicht schwer und die unversehrten Orte Walincourt, Ligny und Caullery-Selvigny mit ihrer verhältnismäßig bequemen Unterkunft waren ein angenehmer Gegensatz dazu. Zur Erholung der Truppe war es höchste Zeit geworden, wenn man sie weiterhin auf ihrem guten Stand erhalten und zu weiteren Aufgaben stählen wollte. War doch gerade in jenen Tagen weniger als je Aussicht auf Beendigung des Riesenkampfes, in den einzutreten die Vereinigten Staaten von Nordamerika durch Abbruch der diplomatischen Beziehungen sich eben anschickten.“


aus: „Die Ulmer Grenadiere an der Westfront“, Stuttgart 1920

Mittwoch, 15. Februar 2017

15. Februar 1917


„Wie die Truppen allmählich unter den Strapazen der andauernden Kämpfe – Somme, Flandern, wieder Somme –, durch die ungenügende Ruhe, schlechte Unterkunft, unre-gelmäßige, oft unzulängliche Ernährung, Erkältung und Durchnässung gelitten hatten, erhellt auch aus den Erkrankungsziffern der 27. Inf.-Division:
    November-Dezember 1916: 3043
    Januar 1917: 2425, zusammen 5468 Mann,
allerdings größtenteils Leichtkranke (Grippe, Bronchialkatarrh, Rheumatismus), aber eben doch – mindestens für Tage – nicht mehr gefechtsfähige Mannschaften. Darm-krankheiten spielten keine große Rolle mit 266 Fällen.“


aus: „Das Sanitätswesen im Weltkrieg 1914–18“, Stuttgart 1924

Dienstag, 14. Februar 2017

14. Februar 1917


„Nässe und Kälte erschwerte den stellungsbau, die Gräben verschlammten, es mußten Laufstege auf Füßen eingebaut und besondere Auftritte für Schützen und Beobachter erstellt werden. Teilweise bestand die vorderste Linie indes nur aus Granatlöchern, in denen die Mannschaften bis zu den Knien im Wasser stehen mußten – 3 Tage und 3 Nächte lang, bis zur Ablösung. Die Verluste an Verwundeten waren nicht sehr groß, dagegen die Zahl der Toten durch Artilleriefeuer bedeutend. Hauptverbandplatz Fins (27. Inf.-Division) verzeichnet vom 10. November 19 bis 6. Februar 17 506 Zugänge an Verwundeten, das sind im Durchschnitt täglich 6 – 7 Mann, Hauptverbandplatz Metz en Couture (26. Inf.-Division) vom 6. Dezember 16 bis 18 März 17 925 Zugänge (täglich 9 – 10). Der Verlust an Toten betrug bei der 26. Inf.-Division in diesen 100 Tagen 8 Offiziere, 250 Mann, das sind mehr als 1/5 der Gesamtverluste. So trat Verwundeten-behandlung zurück gegenüber den Krankheiten. Der Krankenzugang bei der Sanitäts-kompagnie der 26. Inf.-Division betrug im erwähnten Zeitraum: 3065, davon 1200 lazarettkrank. Die leichten, in den Revier- und Ortskrankenstuben behandelten Fälle sind in dieser Zahl nicht einbegriffen.“


aus: „Das Sanitätswesen im Weltkrieg 1914–18“, Stuttgart 1924

Montag, 13. Februar 2017

13. Februar 1917


„Die lange Dauer des Krieges und das Fehlen der Rohstoffe für Neuanfertigungen, wie auch die Menge der vorhandenen getragenen Stücke veranlaßte die Verlegung des Schwerpunktes der Bekleidungs-Wirtschaft von der Neuanfertigung auf die Instand-setzung. Die Ersatztruppenteile vermochten die Wiederherstellung der vielen aus dem Feld eintreffenden Stücke in eigener Werkstätte nicht mehr zu bewältigen. Daher wurde die beim Bekleidungsamt in Ludwigsburg schon bestehende Instandsetzungsstelle bedeutend erweitert und als „Bekleidungsinstandsetzungsamt XIII. Armee-Korps“ von 1917 ab in einem ermieteten Fabrikanwesen in Feuerbach mit einem Personal von über 1000 Köpfen (darunter 328 Hilfsdienstpflichtige) eingerichtet. Dort befand sich eine Trennerei und Zurichterei für Bekleidung und Schuhzeug, eine Desinfektionsanstalt, große Herstellungswerkstätten und Lagerräume, insbesondere auch zur Aufbewahrung der Pelzsachen. Für Wäsche war ein Lagerraum in Kornwestheim eingerichtet. Bei der großen Anhäufung der instandsetzungsbedürftigen Bestände war es nötig, die Arbeiten unter Zuhilfenahme von Industrie und Wohlfahrtseinrichtungen, von Innungen und Kleinhandwerk nach der Zurichtung durchzuführen. Mit der Instandsetzung der Leibwäsche der Verwundeten, in Reserve- und Vereinslazaretten wurde der „Nationale Frauendienst“ in Stuttgart mit bestem Erfolg betraut. Welchen Umfang die Anferti-gungen des Bekleidungsamts Ludwigsburg während des Krieges annahmen, ist bei-spielsweise daraus zu entnehmen, daß an Waffenröcken, Tuch- und Reithosen, Feldmützen je zwischen 1½ und 2 Millionen Stücke, an Stiefeln und Schnürschuhen über 3 Millionen Paare hergestellt wurden. Beim Instandsetzungsamt handelte es sich um viele Hunderttausende von Bekleidungs- und Wäschestücken aller Art, die wieder gebrauchsfähig an die Feldtruppen geliefert werden konnten.“


aus: „Feldverwaltung, Etappe und Ersatzformationen im Weltkrieg 1914–18“, Stuttgart 1925

Sonntag, 12. Februar 2017

12. Februar 1917


„Nach Weihnachten kamen einige leichtere Wochen. Doch stellten die nächtlichen Arbeiten im Februar 1917 bei Schnee und Kälte beiderseits des berüchtigten „Granaten-tals“ bei Louvemont und nachher am Fosses-Riegel – oft genug in schwerem feindli-chem Artilleriefeuer – wiederum die höchsten Anforderungen an die Kräfte des Bataillons. Die Maschinengewehre waren indessen auf verschiedenen Ständen einge-setzt. Die harte Arbeit und die schlechte Witterung dieses dritten Kriegswinters brachten dem Bataillon viele Kranke, unter ihnen auch der Kommandeur, Hauptmann Villinger.“

aus: „Landsturm vor! Der mobile württembergische Landsturm im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart, 1929


Samstag, 11. Februar 2017

11. Februar 1917


„Vom 9. Februar ab sah man an allen Straßenkreuzungen, bei allen Brunnen in den Dörfern, auch an den großen Gebäuden, namentlich im Innern der Kirche Pioniere mit einigen Armierungssoldaten geheimnisvolle Arbeiten ausführen. So wurde gegraben, miniert, gebohrt und gemeißelt und wenn man sie fragte, was sie da machen, so wurde nur mit einem nichtssagenden Achselzucken geantwortet. Kenner der Verhältnisse wußten aber, daß es sich um Vorbereitung umfangreicher Zerstörungsarbeiten handelte, denn mit dem 9. Februar war man in die sogenannte „Albrerich-Zeit“ eingetreten, die etwa 35 Tage dauern sollte und in welcher der ganze von uns besetzte Landstrich von Arras bis Laôn  nach rückwärts bis zur Siegfriedstellung vorbereitet werden mußte. Mit dieser Zurückverlegung sollte die Front abgekürzt und dadurch stärker und mit weniger Kräften gut verteidigungsfähig gemacht werden.“


aus: „Das 10. Württ. Infanterie-Regiment Nr. 180 in der Somme-Schlacht 1916“, Stuttgart 1917

Freitag, 10. Februar 2017

10. Februar 1917


„Am 10. Februar dagegen hatte es der Engländer offensichtlich auf den Abschnitt des Regiments 125 abgesehen.
Schon am Morgen wurde ein reger Verkehr beim Feinde über freies Feld beobachtet und durch Patrouillen eine starke Besetzung der feindlichen Gräben festgestellt. In den Vormittagsstunden kreiste ein feindlicher Flieger sehr nieder über unserer Stellung und am Nachmittag überflog ein Flugzeuggeschwader in der Stärke von etwa 10 Flugzeugen die vorderen Linien, ein solches von 5 Flugzeugen die R 2-Stellung.
Von 3 – 4.15 Uhr nachmittags unterhielt der Gegner ein offenbar von seinen Fliegern vortrefflich geleitetes, trommelfeuerartiges Wirkungsschießen gegen die vordere und R 1-Linie, das außerordentlich starke Verheerungen an unsern Verteidigungsanlagen anrichtete. Schließlich überschüttete der feindliche Geschoßhagel hauptsächlich die Nase und die an diese unmittelbar angrenzenden Stellungsteile, worauf eine Welle von etwa 50 Mann die Granattrichter vor der Nase besetzte. Auch an anderen Stellen versuchten verzettelt schwächere und stärkere Abteilungen, unterstützt von Maschinen-gewehren, gegen unsere Gräben vorzudringen. Sie kamen nicht weit. Dank der Aufmerksamkeit und guten Beobachtung der Kompagnien vor allem aber dank der namentlich durch die 5. Kompagnie (Leutnant d. R. Seifriz) sofort und dauernd beim K,.T.-K. eingehenden Meldungen über Lage und Art des feindlichen Artilleriefeuers und Verhalten der feindlichen Infanterie und Maschinengewehre war es möglich, das Feuer unserer eigenen Artillerie sogleich auf diejenigen feindlichen Grabenstücke zu lenken, die unseren gefährdetsten Stellen gegenüberlagen.
Es hat sich zweifellos um einen Angriffsversuch mehrerer Bataillone gehandelt. Daß er nicht, wie wir vermuteten, während der Nacht oder im Morgengrauen des 11. Februar einheitlich erneuert wurde, dürfte darauf zurückzuführen sein, daß unsere Artillerie und Maschinengewehre dem Gegner außerordentlich zugesetzt hatten. Außerdem werden die durch Handgranatentrupps ausgeführte Säuberung der Granattrichter vor der Nase sowie die nach Beendigung des feindlichen Artilleriefeuers sofort wieder einsetzende Auf-klärung, dem Feinde unsere Wachsamkeit und aggressive Widerstandsfähigkeit klar vor Augen geführt und von der Wiederholung seines Unterfangens abgeschreckt haben.
Die Hauptlast des Kampfes hatten die Kompagnien in der Mitte, die 6. und 7. Kom-pagnie, zu tragen, die sich unter ihren vortrefflichen Führern – Leutnants d. R. Kintzinger und Männer – glänzend bewährten. Die Verluste betrugen 9 Tote und 25 Verwundete. Unter den Verwundeten befanden sich die Leutnants d. R. Bock und Raible (6. Kompagnie). Leider erlag der letztere, ein überaus umsichtiger und tapferer Offizier, am 14. März seiner schweren Kopfverletzung.“

aus: „Das Infanterie-Regiment „Kaiser Friedrich, König von Preußen“ (7. Württ.) Nr. 125 im Weltkrieg 1914–

1918“ׅ, Stuttgart 1923

Donnerstag, 9. Februar 2017

9. Februar 1917


Bericht der deutschen Obersten Heeresleitung:
Westlicher Kriegsschauplatz
In der ersten Hälfte des Februar fanden beinahe täglich beiderseits der Ancre und südlich bis zur Somme, an der Combres-Höhe und im Ailly-Wald kleinere Teilunter-nehmungen statt.

aus: „Kriegstagbuch aus Schwaben“, Stuttgart 1917


Mittwoch, 8. Februar 2017

8. Februar 1917


„Die nächste Zeit verging mit lebhafter Kampftätigkeit, gleichzeitig wurde mit Unterstützung des I./127 an den neuen Stellungen gearbeitet. Bis auf den Stützpunkt Neuffen – im Abschnitt des Gren.-Reg. 119 – waren alle wieder in der Hand des Regi-ments. Aus Neuffen den Engländer zu vertreiben, bereiteten sich die hiezu bestimmten Kompagnien in Gegend Ytres mit Beigabe einer Infanterie-Geschützbatterie, Flammen-werfern und Stoßtrupps der Sturmabteilung vor. Während einerseits der Feind darauf hinarbeitete, sich an der gewonnenen Stelle einen Ausgangspunkt zu weiteren Angriffen sicherzustellen, mußte er unsererseits aus dem inmitten des Abschnitts eingedrückten Keil wieder zurückgedrängt werden.“


aus: „Das Infanterie-Regiment „Alt Württemberg“ (3. Württ.) Nr. 121 im Weltkrieg 1914–1918“ׅ, Stuttgart 1921

Dienstag, 7. Februar 2017

7. Februar 1917


„Als erstes bezog das II. Bataillon in der neuen Stellung den Abschnitt „Links“ mit der Butte de Tahure. Hier lag man auf blutgetränktem, historisch gewordenem Boden. War doch in der großen „Herbstschlacht in der Champagne“ um diesen Schlüsselpunkt der Stellung hart und blutig gerungen worden; mehrmals wechselte die Höhe den Besitzer, bis sie damals endgültig in deutschen Händen blieb.
Das III. Bataillon rückte in den Abschnitt „Rechts“, im Anschluß an das Regt. 247, das rechts von uns eingesetzt wurde. Links hatten wir Anschluß an das Inf.-Regt. 111.
Bot schon die kurze Reise über Sedan mit der Bahn den ungewohnten Anblick von Eisenbahnen, Bahnhöfen und unzerstörten Ortschaften, so kamen wir in unserem neuen Stellungsgebiet in ganz neue Verhältnisse. Auf Bahnhof Morel-Nord bei Vouziers waren wir ausgeladen worden. Im Gegensatz zu „Verdun“ mit den bewaldeten Höhen und tiefen Schluchten kamen wir nun in welliges Flachland. Der Fußmarsch nach der Stellung führte über Liry und von da auf der Straße über Aure und Manre, zwei zerstörte Ortschaften, an den verschiedenen Ruhelagern vorbei, nach dem Regimentsgefechts-stand an der Bahnlinie nach Somme-Py. Charakteristisch war das reiche Kleinbahnnetz, das bis in die Höhe des Regimentsgefechtsstandes mit Lokomotiv- und weiter nach vorn mit Ochsenbetrieb führte.
Hatte man auf dem Wege zur Stellung den Regimentsgefechtsstand – „N. O.“ genannt – hinter sich und die Eisenbahn überschritten, so begann das Stellungsgelände, mit zerschossenen Kiefernwaldungen bestandene Bergkuppen und -rücken, voneinander getrennt durch breite, tief eingeschnittene Mulden, „Schluchten“ genannt. In den rechten Abschnitt gelangte man durch die Balkanschlucht, durch welche eine Förderbahn mit Ochsenbetrieb nach vorn führte, in den linken Abschnitt durch die Brigadeschlucht. Beide Schluchten endigten in eine breite Quermulde, deren feindwärts gelegener Rand einen steilen Hang bildete. Hier lagen die Bataillonsgefechtsstände, von hier aus führten auch die Annäherungswege zunächst zum Hauptriegel, der 2. Linie, und weiterhin in die Gräben der vorderen Linie.
Über der ganzen Stellung lag ein düsterer Ernst, dem Charakter dieses Teiles der Champagne entsprechend. In den ersten Tagen herrschte sehr große Kälte. Das Kriegs-tagebuch enthält in der Zeit vom 1. bis 14. Februar fast täglich die Bemerkung: „Wetter sehr schön, äußerst kalt.“
Die Gräben machten tatsächlich einen gut und sorgfältig ausgebauten Eindruck. Sie waren teilweise betoniert, sehr schmal, bei dem hartgefrorenen Boden schienen sie außerordentlich fest. Im Gegensatz zum Chaume-Wald, wo wir fast gar keine Gräben angetroffen hatten, konnte man sich zunächst in dem Grabengewirr kaum zurechtfinden.
Im allgemeinen war es ruhig. Die beiden Gegner wechselten in den Vormittagsstunden ihre ehernen Grüße in Gestalt von Granaten und Minen der verschiedensten Größe, auch schossen bei Nacht einzelne Gewehrschützen und Maschinengewehre, im Vorgelände spielten sich allnächtliche Handgranatenkämpfe ab, sonst aber trug das Ganze den Charakter einer ruhigen Stellung.“



aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 248 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1924

Montag, 6. Februar 2017

6. Februar 1917


„Die Antwort des Feindes auf das Unternehmen des Landw.-Inf.-Reg. 124 kam bald. Am 5. Februar, 9.45 Uhr vormittags, setzte starkes Artillerie- und Minenwerferfeuer gegen Höhe 425 ein und dauerte – von einer zweistündigen Pause am Mittag abgesehen – bis gegen 7 Uhr abends. Etwa 650 schwere und mittlere Minen und 1600 Granaten aller Kaliber wurden gezählt. Schwerer Schaden wurde an den Unterständen und Gräben der Höhe 425 angerichtet, insbesondere waren durch das Hindernis vor der Kopfstel-lung, Kompagnieabschnitt B, breite Gassen geschossen.
Das Regiment alarmierte seine Reserven und machte sich gefechtsbereit. Zahlreiche Patrouillen wurden in der Nacht vorgeschoben; sämtliche meldeten Ruhe beim Feinde. Nichts ließ auf einen Angriff schließen. Da begann 1 Uhr nachts das feindliche Feuer von neuem und dauerte ununterbrochen bis 3.45 Uhr vormittags an. Nun trat wiederum völlige Ruhe ein. 7.15 Uhr vormittags aber setzte schlagartig stärkstes feindliches Feuer ein.
Unter seinem Schutze drangen zwei feindliche Abteilungen in die deutsche Kopfstel-lung ein, wurden aber durch den Stoßtrupp der 6./L. 123, die im Abschnitt B lag, bald wieder mit Handgranaten hinausgeworfen. Dabei gelang es jedoch einigen beherzten Franzosen, bis an das Stollenwerk des Riegelgrabens vorzudringen und Leutnant d. L. I Dinkelacker, den Führer der 6./L. 123, im Nahkampf zu töten. Drei Mann der 6. Komp. wurden schwer verwundet. Von den Eindringlingen blieben zwei lebend, einer tot in unserer Hand. Sie gehörten dem französischen Linien-Regiment 245 an. Bei ihrer Vernehmung stellte sich heraus, daß mindestens eine Kompagnie die deutsche Stellung anzugreifen und unter allen Umständen Gefangene einzubringen hatte.
Der feindliche Angriff war völlig ergebnislos. Kein Deutscher geriet in Feindeshand. Das II. Bataillon hatte seine Schuldigkeit getan. Reiche Anerkennung wurde ihm zuteil. Nur ein Beispiel davon: General v. Gündell erließ am 7. 2. folgenden Armee-Tages-befehl: „Dem württ. Landw.-Inf.-Reg. 123 und der Artillerie, welche durch ihr erfolg-reiches Zusammenwirken am 6. 2. 1917 den französischen Angriff auf die Höhe 425 bei Sennheim abgeschlagen haben, spreche ich meine volle Anerkennung aus. Der sofortige und wichtige Gegenstoß der Landwehrleute hat erneut bewiesen, daß dieses Mittel stets zum Erfolg führt.“
Der Verlust von Leutnant Dinkelacker war freilich schwer. Mit ihm sank wiederum ein hervorragend tüchtiger und pflichtgetreuer, energischer und praktischer Landwehr-offizier ins Grab, der seit Kriegsbeginn an allen Kämpfen des Regiments tätigen Anteil genommen hatte. An seine Stelle trat zunächst Leutnant Köhler, der bisherige Lauf-grabenoffizier des II. Bataillons.
Auch die Beschädigungen, die das Feuer an den Verteidigungsanlagen angerichtet hatte, waren äußerst schwer. Und nur mit Aufbietung aller Kraft gelang es in mühsamer Arbeit, wieder verteidigungsfähige Gräben und Hindernisse herzustellen, zumal da die feindliche Artillerie fortfuhr, die Arbeiten empfindlich zu stören. Schon am nächsten Tage fielen dem Feuer wieder drei Mann der 6. Komp. zum Opfer.“


aus: „Württembergisches Landw.-Inf.-Regiment Nr. 123 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922
Bild: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand M 708

Sonntag, 5. Februar 2017

5. Februar 1917


„Das Unwetter, das man geahnt, entlud sich am 5. Februar, einem trüben, nebeligen Wintertag, in einer bisher noch nie erlebten Stärke, und man war ja doch in dieser Beziehung mancherlei gewöhnt. Führten die Franzosen diesen „Feuerzauber“ einem hohen Besucher dieses Frontteils vor, wie allgemein das Gerede ging, oder beabsich-tigten sie etwas Besonderes?  Von mittags 3.45 Uhr an trommelten sie auf die Stellung-en S 2 und 3, die sich vom Trubachgrund um Niederaspach bis zur Exbrückener Straße zieht, hauptsächlich auf die im hinteren Teil des Dorfes befindlichen Gräben und Unterstände. Ein ohrenbetäubendes Krachen hebt an. Der Luftdruck hebt Unterstands-türen aus den Angeln und schleudert sie zerschmettert in die Räume dahinter hinein. Bis 6 Uhr dauert die Beschießung, bei der die Franzosen große Kaliber eingesetzt haben. Aber keine Franzosen erscheinen, wie man erwartet. Dazu ist das vorderste Drahtverhau merkwürdigerweise noch zu wenig zusammengeschossen. Die Verwüstung in der Stellung ist so groß wie noch nie. Die Trichter weisen 10 Meter Durchmesser und 4 Meter Tiefe auf. Wo die Minen und Granaten in den Schützengräben explodieren, reißen sie die hart gefrorene Erde in mächtigen Blöcken auf, die wild durcheinander getürmt werden. Die 1. Feuerlinie sieht noch „ordentlich“ aus, aber um die Kirche herum ist fast kein Graben mehr begehbar. Die zweite Linie und die Laufgräben sind furchtbar mitgenommen. Im Dorf sind die letzten Häuser, die noch von früher heil geblieben waren, vollends zerstört. Das Dienstzimmer der 3. Kompagnie und der 1. Maschinen-gewehr-Kompagnie sind völlig eingeschossen. Insgesamt schätzte man, daß 700 Minen und über 4000 Granaten auf die Niederaspacher Stellung niedergegangen sind. Groß sind die Verluste an Menschenleben. Der Führer der 1. Maschinengewehr-Kompagnie, Leutnant Häußer, wird durch den Luftdruck einer explodierenden Mine getötet, mit ihm 2 Feldwebel, 2 Unteroffiziere, sowie 3 Mann der 2. Kompagnie. 2 Unteroffiziere und 10 Mann sind mehr oder weniger schwer verwundet. Abends 7.45 Uhr setzt das Feuer noch einmal schlagartig ein und dauert bis 9 Uhr. Rund 75 Minen und 1600 Granaten gehen diesmal im Niederaspacher Abschnitt nieder und verwunden zwei weitere Mann.
Gleichzeitig tobt das Artilleriefeuer auf 425, wo die Franzosen einen Grabenvorstoß machen. Das II. Bataillon, das in den anschließenden Uffholzer Stellungen eingesetzt ist, bekommt den Feuerüberhang und verliert zwei Mann der 8. Kompagnie, die schwer verwundet werden. In Exbrücke geht ein ähnlicher „Granatensegenׅ“ nieder wie in Niederaspach. Dort sollen sie mit einem Bataillon eingebrochen sein, ohne jedoch Besonderes erreicht zu haben.“


aus: „Das Württembergische Landwehr-Inf.-Regiment Nr. 119 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923

Samstag, 4. Februar 2017

4. Februar 1917


„Die feindliche Artillerietätigkeit hatte sich anfangs vorwiegend auf das rückwärtige Gelände gerichtet und erst bei der infolge der klaren Sicht eintretenden regen Flieger-tätigkeit nahm das Feuer auf das Gelände des Kampfbataillons zu, dessen Gräben sich in der Schneelandschaft nur allzu deutlich abhoben. Auch die gegnerische Infanterie, die teilweise bis auf Rufweite gegenüberlag, war sehr aufmerksam. Scharfschützen schos-sen regelmäßig auf unvorsichtig sich zeigende Leute, wobei u. a. Leutnant d. R. Hauff durch Brustschuß am 30. Januar fiel. Am 1. Februar mittags von 1 Uhr ab richtete der Gegner erstmals ein ausgiebiges, mehrere Stunden anhaltendes Zerstörungsschießen auf den Regimentsabschnitt, das sehr gut lag, von englischen Fliegern geleitet wurde, und dem Regiment einen Verlust von 1 Toten und 17 Verwundeten beibrachte. Von da ab wiederholte der Gegner häufiger seine Feuerüberfälle, die mehr und mehr den Eindruck einer planmäßigen Artillerievorbereitung machten.“


aus: „Die Ulmer Grenadiere an der Westfront“, Stuttgart 1920

Freitag, 3. Februar 2017

3. Februar 1917


Johann Schinacher
GREN. 7./GREN. 119                                                                                                3. Februar 1917
Geb. 1. 11.. 97 in Dietstaig (Nusplingen), Sem. Rottweil seit 1912, rückte am 1. August 1916 nach Cannstatt ein und kam am 25. Nov. ins Feld, in die Winterstellung an der Somme bei Le Transloy. Dort wurde der begabte und strebsame junge Mann durch den Luftdruck eines Kurzschusses auf den Unterstand getötet. Zwei Rottweiler Kurs-genossen brachen die Leiche desgeliebten Freundes unter vielen Mühen und Gefahren im feindlichen Art.-Feuer zurück. Er ruht auf dem Grenadierfriedhof Neuville-Bour-jonval, E. Grab 50.“


aus: „Ehrenbuch der im Weltkrieg gefallenen kath. Lehrer Württembergs“, Biberach an der Riß 1927

Donnerstag, 2. Februar 2017

2. Februar 1917


„Das Bataillon lag in der sogenannten Woumen-Stellung am Blankaart-See; sein rechter Flügel reichte hinauf bis zum Friedhof Dixmuiden. „Es ist hier viel interessanter als in Thielt,“ schrieb der Kommandeur, Frhr. v. Gaisberg-Helfenberg, damals nach Hause. „Vor unserem Abschnitt dehnt sich eine kilometerweite Wasserfläche, wo keiner herü-ber, keiner hinüber kann. Wir haben uns schon gut eingelebt im Graben und finden es weit schöner als den seitherigen Wachtdienst und das ewige Exerzieren. Bevölkerung ist keine mehr vorhanden. Nur die Katzen sind dageblieben, und zwar in großer Zahl. Die Artillerie ist hüben und drüben ziemlich lebhaft, aber man gewöhnt sich daran. Etwas ist immer los, namentlich in den Nebenabschnitten gegen Ypern rumpelt es viel….“ Diese Stellung lief, wie die ganze Yserfront, durch das Überschwemmungsgebiet. Die Brust-wehren und Unterstände waren wegen des Grundwassers durchweg aufgesetzt und boten gegen das Artilleriefeuer, abgesehen von den wenigen schußsicheren Räumen, keinen genügenden Schutz.“


aus: „Landsturm vor! Der mobile württembergische Landsturm im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart, 1929

Mittwoch, 1. Februar 2017

1. Februar 1917


„Zur möglichen Erhaltung des Gesundheitszustandes und zur Vermeidung von Epide-mien wurden umfassende sanitäre Maßnahmen von Korpsarzt und Divisionsarzt eingeleitet. Vor allem mußte erreicht werden, daß auch die in vorderster Linie kämpfenden und arbeitenden Truppen warme Verpflegung bekamen und die Unter-stände mit kleinen, leicht transportablen sog. „Schützengrabenöfen“ geheizt wurden, auf denen auch die Speisen gewärmt werden konnten. In Le Mesnil und Rocquigny in Kellern und Katakomben wurden Tee- und Kaffeeküchen eingerichtet und die heißen Getränke mit Rum nachts in die vordere Linie gebracht. Die Ortsunterkünfte für die Ruhebataillone mit ihrer trostlosen Verschmutzung und Verwahrlosung wurden gesäu-bert, an Stelle der zerfallenden Häuser, in denen anfangs die Mannschaften auf zugigen, kalten Böden oder in modrigen Kellern ohne Stroh und Holzwolle lagen, wurden Wohnbaracken gebaut und Wärmestuben, Bade- und Entlausungsanstalten, Waschkü-chen mit Trockenvorrichtung, Revierkrankenbaracken mit geheizten Wartehallen (für 100 – 150 Mann pro Regiment), besondere Baracken für Darmkranke, Diätküchen, Lese- und Schreibehallen errichtet, Aborte, Latrinen erbaut, Desinfektion aller Abfall-stoffe strengstens durchgeführt – alles unter ärztlicher Aufsicht und Kontrolle. Auch die Wasserversorgung (Brunnen, Wasserleitungen) wurde von den technischen Betrieben (Handwerker aus der Truppe unter Leitung eines technisch vorgebildeten Offiziers) verbessert und ausgebaut, so wie das 1915 aus den Argonnen bekannt ist. Ferner wurde im rückwärtigen Gebiet bei der französischen Bevölkerung die Schutzimpfung gegen Typhus durchgeführt.
Dank dieser Maßnahmen, bei denen Ärzte, Truppenführer und Techniker zusammen-wirkten, gelang es, Epidemien zu verhüten. Vor allem aber ist es der immer noch glänzenden Widerstandskraft unserer auch nach  den größten Strapazen sich immer wie-der rasch erholenden braven Truppen und ihrem festen Willen zum Durchhalten zu verdanken, daß auch bei diesem  zweiten Einsatz an der Somme die Württembergischen Divisionen ihre Stellungen fast restlos überall gehalten haben.“


aus: „Das Sanitätswesen im Weltkrieg 1914–18“, Stuttgart 1924