Freitag, 30. Oktober 2015

30. Oktober 1915


„Über den Kampf am 30. Oktober 1915 berichtet Oberleutnant d. R. a. D. Wiech (7./119): „Am 30. Oktober sollten wir – alles pudelnaß – den vom Feinde besetzten Parac-Berg angreifen. Es ging einen Hang hinunter und durch einen Bach, so daß zur alten neue Nässe kam. Bald erhielten wir Feuer aus dem Nebel. Von einem Berg war nichts zu sehen. Der 1. und 2. Zug der 7. Kompagnie entwickelten sich. Links war kein Anschluß; ich konnte auch nichts Weiteres darüber erfahren. Eine unangenehme Lage. Gegen 3 Uhr nachmittags erhielt ich gottlob Aufklärung. Die 7./119 war linker Flügel der 26. Inf.-Division. Links sollte Inf.-Regt. 205 mit uns vorgehen; der Angriff sollte mit dessen Eintreffen beginnen. Mittlerweile war der Nebel noch stärker geworden. Die eigene Artillerie schoß zu kurz. Wir mußten, da eine Verständigung unmöglich war, 100 – 200 Meter zurück. Die Leute lagen am sumpfigen Hang in übler Nässe. Am linken Flügel ließ ich ab und zu Leuchtkugeln abschießen. Gegen 4.30 Uhr nachmittags knallte es hinter uns. Die 205er kamen und schossen schon vom Talgrund aus. Im Augenblick entstand das Gefühl, selber beschossen zu sein. Haarscharf stieß dann der rechte Flügel der Inf.-Regt. 205 auf unseren linken und nun ging’s vorwärts. Starkes Feuer empfing uns. Die Geländewellen ließen sich gut benützen; die serbischen Bleibatzen sausten gottlob über uns weg. Auf einmal blieb Inf.-Regt. 205 liegen und ein Zugführer erklärte mir, sie hätten zu starkes Flankenfeuer. Das hatten wir doch auch. Da rechts alles weiterstürmte, eilte ich weiter. Der Anschluß nach links ging verloren. Da der Nebel zudem jede Orientierung unmöglich machte, befanden wir uns in wenig beneidens-werter Lage. Die Serben waren indessen zurückgegangen. Wir hatten keinen Mann verloren; die anderen Kompagnien hatten leichte Verluste. Nach Stunden hatten wir die Nachtstellung bezogen; bald brannten große Feuer. Alles sehnte sich nach Wärme und trockenen Kleidern.““


aus: „Das Grenadier-Regiment „Königin Olga“ (1. Württ.) Nr. 119 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927

Donnerstag, 29. Oktober 2015

29. Oktober 1915


„Dem Vorgehen der 25. Res.-Division und der links anschließenden 6. Inf.-Division leistete der Gegner in einer Stellung in Linie 338 südlich Krcmari – Höhe 263 und, als diese am Abend des 28. genommen war, tags darauf in der Linie Höhe dicht nördlich Vosinovac – Kosncehöhe (322) zähen Widerstand. Da der Nebel die Mitwirkung der Artillerie stark beeinträchtigte, waren bereits gestern einzelne Züge der I. Abteilung im heftigen feindlichen Artilleriefeuer vorgezogen worden und nahe hinter der Infanterie-linie eingesetzt worden. Der Zug der 2. Batterie unter Leutnant d. R. Schaal unterstand dem Res.-Inf.-Regt. 83, der Zug der 3. Batterie unter Leutnant d. R. Schmidt unterstand dem Inf.-Regt. 168. Am 29. Oktober, 6 Uhr vormittags, wurden die ganze 2. und 3. Bat-terie vorgezogen und hinter der Infanterielinie eingesetzt. Die Beobachtungsstellen wurden wegen des anhaltenden dichten Nebels vorgeschoben, die Anmarschwege des Gegners konnten nur mit Hilfe der Karte unter Feuer genommen werden. Im Laufe des Vormittags erkundeten die 1. und 6. Batterie Stellungen auf der Höhe 338, die unter starkem serbischen Artilleriefeuer lag. Hierbei wurde der bewährte Batterieführer der 6. Batterie, Oberleutnant d. R. Müller, durch Schrapnellschuß verwundet. Auch die 4. und 5. Batterie erhielten während des Nachmittags mehrmals heftiges Artilleriefeuer, wobei ein Volltreffer einen Deckungsgraben traf. Die II. Abteilung verlor dabei 1 Unteroffizier und 1 Mann an Toten und 5 Verwundete, während bei der I. Abteilung I Unteroffizier und 1 Mann verwundet wurden. Das Regiment hat an diesem Tage 627 Schuß verfeu-ert.“



aus: „Das Württembergische Feldartillerie-Regiment König Karl (1. Württ.) Nr. 13 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1928

Mittwoch, 28. Oktober 2015

28. Oktober 1915


„Im Oktober 1915 wurde ein weiterer Verbindungsgraben zum Lörchergraben gebaut. Bald suchten die Franzosen die Arbeit durch eingerichtete Maschinengewehre zu stören. Der erst seit kurzem beim Regiment befindliche Führer der 9. Kompagnie, Oberleutnant Wolpert, leitete in vorbildlicher Pflichttreue die Nachtarbeiten stets persönlich. Am 28. Oktober wurde er, auf dem Grabenrand sitzend, durch ein M.-G.-Geschoß ins Herz getroffen. Bei der Bergung seiner Leiche fiel noch Sanitäts-Unteroffizier Müller und wurde Unteroffizier Volz schwer verwundet. Erst mit Hilfe von Schutzschilden konnten dann die beiden Gefallenen in die Stellung hereingebracht werden.“



aus: „Das Württembergische Landw.-Infanterie-Regiment Nr. 125 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1926

Dienstag, 27. Oktober 2015

27. Oktober 1915


„„Manchmal wird es bei dem Regen, der seit zwei Tagen niedergeht, oder undurch-dringlichen Nebel ganz dunkel – dann marschieren die Feldgrauen in einer Wolke. Es hat etwas Unheimliches, meilenweit durch ein unwegsames Gebirge zu marschieren, rechts den Abgrund, links die steile Höhe; nur an wenigen Stellen ist ein Vorfahren oder Ausweichen möglich. Man weiß, nicht, wo der Serbe steckt, weiß nicht, ob man nicht in einen Hinterhalt marschiert und sieht dabei vor Nebel kaum den Nebenmann. Dabei reißen die Bäche die tiefsten Furchen in den Weg; da bleibt ein Fahrzeug stecken, dort stürzt ein Pferd oder bleibt vor Ermattung liegen. Bei den miserablen Karten und dem Nebel weiß niemand, wo man ist, man kann es nur ganz ungefähr raten oder vermuten.“ So beschreibt Fritz v. Graevenitz den Verlauf und die Stimmung bei diesem Gebirgs-marsch und sagt weiter: „In solchen Lagen muß ein feindlicher Überfall gelingen, wenn er gut angelegt ist. Die Infanterie wird sich ihrer Haut wehren, aber alles, was fährt, wie Artillerie usw., ist verloren. Der Geländekundige ist sehr im Vorteil. Daß wir auch heute Nacht nicht überfallen wurden, trotzdem die Serben die Schwierigkeiten unserer Lage kennen müßten, ist ein Zeichen dafür, wie schwer der Serbe in den vorangehenden Gefechten geschlagen war. Unser Vordrängen kam ihm zu schnell, als daß er Kräfte für derartige Unternehmungen, die ihm bei den Österreichern im vorigen Jahre glückten, noch übrig gehabt hätte.“
Am folgenden Tag (27. Oktober 1915) wurde 6 Uhr vormittags der Marsch bei Regen, dichtem Nebel und völlig unsichtiger Witterung fortgesetzt, unterbrochen durch große, ermüdend wirkende Marschhalte.“



aus: „Das Grenadier-Regiment „Königin Olga“ (1. Württ.) Nr. 119 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927

Montag, 26. Oktober 2015

26. Oktober 1915


„Für den 23. Oktober war die Wegnahme der Höhen beiderseits Tulez befohlen. In frischem Zug faßten das Gren.-Reg. 119 die Höhen westlich, das Inf.-Reg. 125 die Höhen östlich Tulez zu beiden Seiten der Straße an. Um die Mittagszeit waren die Angriffsziele erreicht. Das II. Bataillon legte noch Hand auf die Brückenstelle Vencani und schob stärkere Aufklärungsabteilungen über die Turija vor. Leider wurde an diesem Tage der Leutnant d. R. Mayer (Viktor) so schwer verwundet, daß er am 1. November starb. Dieser tapfere Offizier, der in den Reihen des Regiments schon in Frankreich und Rußland gekämpft hat, ruht in serbischer Erde, aber auch dort von uns unvergessen.
Am Abend meldeten unsere unermüdlichen Patrouillen, die sich unerschrocken und wagemutig an die Fersen des Feindes geheftet hatten, dessen Rückzug hinter die Bahnlinie Lazarevac – Arangjelovac. Daraufhin wurde am kommenden Morgen (24. Oktober) der Vormarsch gegen die Höhen 365 – 388 angetreten. Das II. Bataillon hatte die Vorhut zu übernehmen und 2 Kompagnien des III. Bataillons unter Hauptmann d. R. Henning schützten die linke Flanke durch Vorgehen im Karmenickartal. Diese Vorsicht war geboten, weil das zerklüftete unübersichtliche Gelände für den Gegner sehr ein-ladend dazu war, uns mit kleinen Abteilungen unliebsame Flankenüberraschungen zu bereiten.
Noch hatte das II. Bataillon im Aufstieg auf die Höhe 365 die letzte Wegschleife nicht erreicht, da schlägt heftiges Gewehrfeuer ihm entgegen. Die als Vorhutspitze verwandte Kavallerieabteilung sitzt zum Fußgefecht ab, die Vorhutbatterie geht auf der Marsch-straße in Stellung und schleudert auf kaum 500 m dem kecken Feinde ihre Granaten ins Gesicht. Lange erträgt er das nicht, schon nach wenigen Schüssen räumt er das Feld. Der Vormarsch kann weiter gehen.
Zuvor aber wird die Truppe noch verpflegt. Das gibt uns Zeit, von der Höhe 365 aus in Muße zu beobachten. Durch das Scherenfernrohr sah man, wie der Feind jenseits der Bahnlinie einem Ameisenschwarm gleich an den steilen Hängen der Orlovica-Berge hinaufkrabbelte, um sich dort einzunisten. Nachdenklich schweiften unsere Blicke bergauf, bergab. Dort wird es also morgen wieder schwere, blutige Arbeit geben.
Inzwischen hatte auch die linke Seitendeckung Henning nach kurzem Feuergefecht die Höhe 388 genommen.
Bis zum Einbruch der Dunkelheit wurden das II. und III. Bataillon in die Gegend von Darsova vorgezogen, das II. Bataillon rechts nahm Anschluß an das Inf.-Reg. 121 und das III. Bataillon links an das Res.-Inf.-Reg. 208. Das I. Bataillon biwakierte weiter rückwärts. Die Patrouillen der vorderen Bataillone schlängelten sich durch die busch-reichen Täler an die Bahnlinie unterhalb der feindlichen Stellungen heran, einige gelangten auch noch über die Bahnlinie hinaus. Doch der Feind war sehr aufmerksam und erwiderte jede Bewegung mit giftiger Schießerei. In dieser Stellung schien er ernst machen zu wollen.  Mit kühlem Hauche senkte sich die Dämmerung auf einen Tag voll Kampf und Hitze. Schön, friedlich, nur selten gestört durch einen weithindröhnenden Schuß, lagen im düsteren Abendschein Berg und Tal. Mattweiß leuchteten die kleinen Häuschen der überall verstreuten Gehöfte.
Der erwachende Morgen (25. Oktober) fand das Regiment angriffsbereit gegen die Höhe Orlovica; in vorderer Linie II. Bataillon rechts, III. Bataillon links. Die Höhe Sutica links hatte ein Regiment der 44,. Res.-Division, die Höhe Vagen rechts das Inf.-Reg. 121 zu nehmen. Heulend und gurgelnd rollten die schweren Geschosse unserer Mörser und Haubitzen über unsere Köpfe hinweg auf die Berghöhen des Sturmzieles, zischend und pfeifen fegten die Schrapnells und Granaten der leichten Artillerie über das Tal. Dröhnend, sich in tausendfachem Echo der Berge brechend, krepierten die schweren Kaliber auf dem Gipfel des Orlovica, Rauch- und Erdsäulen stiegen in die Luft, mit zahllosen Schrapnellwölkchen punktierten die leichten Batterien die grünen Hänge. Eine herrliche Schlachtensinfonie.
9 Uhr vormittags begann der Infanterieangriff und schon 10 Minuten später war kein Angreifer mehr zu sehen. So mußte es sein, das war die erwünschte Leere des Schlacht-feldes. In kleinen, unzusammenhängenden Reihentrupps hatten sich die Schützen der einzelnen Kompagnien in die waldigen Berghalden wie Raupen verkrochen und einge-fressen. Aber auch der Gegner stand vorzüglich gedeckt, selbst mit dem Glase war er nicht zu entdecken, man hörte und spürte nur fortwährend sein unangenehmes Gewehr- und Maschinengewehrfeuer, das feindliche Artilleriefeuer war gering. Nachdem die vorderen Kompagnien durch Kräfte des I. Bataillons aufgefüllt worden waren, ging um 3 Uhr nachmittags die Meldung ein, daß sich unsere Schützen unter Ausnützung des vorzügliche Deckung gegen Sicht bietenden Geländes dicht unterhalb der feindlichen Stellung festgesetzt hätten, mit der Absicht, von hier aus im Schutze der Dunkelheit in die gegnerischen Gräben einzudringen. Um 2 Uhr nachts war der Orlovica unser. Da auch die Nachbarn ihre Angriffsobjekte erreicht hatten, waren die stärksten Bollwerke, welche sich dem Rudnikpaß vorlagerten, gefallen. Zu diesem Erfolg hatte die Artillerie wesentlich beigetragen. Gefangene erzählten von dem furchtbaren Eindruck, den das Feuer namentlich unserer schweren Kaliber auf die serbische Infanterie ausgeübt hat.
Am Vormittag des 26. wurden die Bataillone an die Rudnikpaßstraße herangezogen, um sich zum Weitermarsch bereit zu stellen. Wieder setzten heftige Regengüsse ein, wir waren offenbar infolge des späten Abbruchs des russischen Feldzuges in die serbische Regenperiode geraten. Die Wege wurden grundlos. Pferde und Fahrzeuge versanken stellenweise bis an die Kniee, bezw. Achsen im tiefen Schlamm. Welche Schwierig-keiten sich hieraus für die Artillerie und auch für unsere Maschinengewehre ergaben, läßt sich leicht ermessen. Bis über den Helmbezug mit einer braunen Lehmkruste überzogen, schob sich die Infanterie der Division, am Rande des kaum erkennbaren Weges, einer hinter dem anderen einherstapfend, langsam bergan. Regimentsstab, I. Bataillon und M.-G.-K. kamen bis Kalanjevac und ruhten hier unter dem Schutze des III. Bataillons, das nach Kalanjevci vorgeschoben wurde. Das II. Bataillon, welches hinter der 4. Fußart. 13 zu folgen hatte, wartete 10 Stunden lang vergebens auf die Batterie, biwakierte deshalb an der Marschstraße in strömendem Regen, zog anderen Tages die Kanonen den Berg hinauf und kam ohne einen trockenen Faden am Leib bei Nacht und Nebel in Zivkovci (27. Oktober) an, wo es auch kein Unterkommen fand, da schon längst der letzte Winkel belegt war.“


aus: „Das Infanterie-Regiment „Kaiser Friedrich, König von Preußen“ (7. Württ.) Nr. 125 im Weltkrieg 1914–1918“ׅ, Stuttgart 1923

Sonntag, 25. Oktober 2015

25. Oktober 1915

Leutnant Ernst Faber (stehend) und sein Bruder Fritz (geb. 9. Januar 1896 in Berlin, 
gefallen am 31. Oktober 1914 bei Messines als Fahnenjunker beim Grenadier-Regiment „Königin Olga“)
Bild: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand M 708

„Der Vormarsch am 24. Oktober 1915 von einer Schlucht zur anderen war, nachdem es wieder die ganze Nacht geregnet hatte, in eisigem Regensturm und über angeschwollene Bäche schwierig und anstrengend. Das Gelände selbst war für den Feind zu Feuer-überfällen und Überraschungen gegen uns wie geschaffen, doch er nutzte diesen Vorteil nicht genügend aus.
Nach kurzem Aufenthalt durch feindliches Feuer gewinnt die Vorhut der Division die Höhen 365 und 388, 4 – 5 Kilometer südlich und südöstlich Vencani. Von dort aus sah man die Serben bei ihrem Rückzug südöstlich Progoreoci die Vagan- und Orlovica-Berge hinaufsteigen. Hier mußten wir wohl auf ernsthaften Widerstand stoßen. Der Himmel war uns inzwischen wieder freundlicher gestimmt; der Regen hatte aufgehört. Eulen strichen in der Dämmerung über die Täler. Bei herrlichem Mondschein zeichne-ten sich die Umrisse der Berge und Wälder scharf in dem Silberlicht ab.
Am 25. Oktober in der Frühe stand die 26. Inf.-Division und die 44. Res.-Division angriffsbereit gegen die Höhen südlich und südöstlich Progoreoci. Die deutschen Mörser, Kanonen und Haubitzen senden ihre Grüße zum Feinde hinüber; vielfach bricht sich das Echo des Artilleriefeuers in den Bergen, Rauch- und Erdsäulen steigen in den feindlichen Stellungen empor. Indessen klettert die deutsche Infanterie oft in Reihen  und fast unsichtbar die bewachsenen Berghänge zum Feinde empor, der, vorzüglich im Gelände versteckt, da und dort seine Gewehre und Maschinengewehre spielen läßt.
Während des Anstieges gegen den östlichen Teil des Vagan-Berges erhalten die Grena-diere vom Orlovica und westlichen Vagan sehr lästiges Flankenfeuer; hierbei erlitt der tapfere Leutnant Faber (9.) gegen 2 Uhr nachmittags den Heldentod.
Gegen 4.30 Uhr nachmittags werden 2 Kompagnien I. dem III. Bataillon für den Angriff unterstellt. Das II. Bataillon ist Reserve der Brigade.
Beim Nachlassen unseres Artilleriefeuers ging der Feind jeweils sofort wieder an den Höhenrand vor, besetzte seine Gräben und feuerte lebhaft.
Schießend, kletternd und kriechend geht es langsam aufwärts. Erst spät am Abend ist der feindliche Widerstand gebrochen und die Höhe wird von den Grenadieren besetzt.
Der Kompagnieführer der 11. Kompagnie, Leutnant Reiner, schildert den Tag:
„Der Kampf um den Vagan-Berg war einer der hartnäckigsten und schwierigsten für uns im ganzen serbischen Feldzug. Das III. Bataillon des Regiments in vorderster Linie; mit 11. Kompagnie (Leutnant Reiner) und 12. Kompagnie (Hauptmann Rampacher) vorne, 9. und 10. Kompagnie in Reserve. Zuerst war die Bahnlinie Lazarevac – Arangjelovac früh morgens zu überschreiten. Dies ging glatt, die Serben waren dort in der vergan-genen Nacht ausgezogen und hatten sich auf dem Vagan- und Orlovica-Berg festgesetzt; beide Berge etwa 300 Meter höher als die Bahnlinie, mit sehr steil ansteigenden wildromantischen Schluchten. Das Gren.-Regt. 119 hatte den Vagan, das Inf.-Regt 125 den Orlovica zu nehmen. Um 10 Uhr vormittags trat die 11. Kompagnie und links die 12. Kompagnie, je in einer Schlucht vorgehend, den Vormarsch an. Durch sehr gewandte Patrouillen wurden schön gedeckte Annäherungswege erkundet. Wir mar-schierten im Steilhang in einem Bach über Felsen, Dorngestrüpp und umgefallene alte Bäume bis auf 100 Mater auf die höchste Höhe des Berges an den Feind heran; unser Weg vom Fuß bis zur Höhe war etwa 2 Kilometer lang. Einige Male hatten die Serben uns bemerkt, wir kamen in starkes Flankenfeuer. Um 2 Uhr nachmittags waren wir am Ende der Schlucht. Ein Mann war gefallen, einer verwundet. Jetzt wurde es schwierig, nur noch Hecken als Deckung. Feuer erhielten wir von vorne, von rechts und links. Auf dem Bauche bewegten wir uns in sehr großen Abständen einzeln vor. 3 Halbzüge der 11. Kompagnie feuerten nach allen Seiten auf die serbischen Stellungen. Gegen fünf Uhr hatte sich ein Zug der 11. Kompagnie ohne Verluste auf der Höhe eingegraben. Die Serben sahen die deutschen Helmspitzen und zogen unter unserem Feuer gegen 8 Uhr abends auf der ganzen Höhe aus. Die 11. und 12. Kompagnie hatten einen Keil in die serbischen Stellungen hineingetrieben. Bis 9 Uhr abends war die Höhe des Vagan von uns besetzt. In der Nacht war noch großer Jubel. Die Grenadiere hatten sich überaus tapfer benommen. Oberstleutnant Ströhlin und General v. Stein beglückwünschten an-derntags die Kompagnien persönlich. Oberstleutnant Ströhlin betonte hierbei, dieser Tag gehöre in der Regimentsgeschichte der 11. und 12. Kompagnie.““


aus: „Das Grenadier-Regiment „Königin Olga“ (1. Württ.) Nr. 119 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927

Samstag, 24. Oktober 2015

24. Oktober 1915


„Die Serben hielten die Höhe Jankovo polje, östlich des Dorfes Rakinac.
Aufklärungen durch Patrouillen während der Nacht ergaben kein klares Bild vom Feind. Auch am Vormittag des 24. war noch nicht mit Sicherheit erkannt, ob der Gegner mit seinen Hauptkräften tatsächlich die Höhe Jankovo polje verteidigen, oder ob er erst weiter südlich einen erneuten Kampf aufnehmen wollte.
Wieder schoß die serbische Artillerie in den Vormittagsstunden auffallend heftig gegen die vorgehenden Schützen des Regiments. trotzdem aber wurde der Angriff fortgesetzt. Es zeigte sich nun, daß tatsächlich nennenswerte Infanterie des Feindes nicht mehr vor der Front lag. Das II. und III. Bataillon arbeiteten sich 2½ Kilometer weit durch Mulden und Schluchten hindurch nach Süden vor. Erst in den Bergen westlich des Dorfes Ceteres stießen die Kompanien auf Widerstand.
Dem Füsilier-Regiment waren für den Angriff drei Batterien des Feldartillerie-Regi-ments 209 zugeteilt worden. Diese Batterien wurden dicht hinter der Infanterie in Stellung gebracht, um den Feind bei Ceteres unter wirksames Feuer nehmen zu können. Der Serbe hatte sich aber dort so versteckt eingenistet, daß eigentliche „Stellungen“ nirgends zu erkennen waren. Das Feuer unserer Batterien war daher kaum von Erfolg. Die angreifenden Abteilungen des Regiments, besonders die 7. und 8. Kompanie auf dem rechten Flügel, erhielten immer wieder starkes Gewehr- und Maschinengewehr-feuer, ohne daß sie eigentlich vom Feind viel erkennen konnten.
Es gelang am 24. Oktober nicht mehr, die Serben von den Höhen bei Ceteres zu vertreiben. Nur das II. Bataillon (6. Kompanie) konnte noch bei Dunkelheit, zusammen mit Kompanien des Infanterie-Regiments 21, in den Besitz des Dorfes Zabari gelangen und sich auf den Höhen unmittelbar südöstlich des Dorfes festsetzen.“


aus: „Das Füsilier-Regiment Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn (4. württ.) Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921

Freitag, 23. Oktober 2015

23. Oktober 1915


„Bis zum Abend des 21. Oktober hatte das Regiment durch die eingeleiteten Erkun-dungen von der Lage beim Feind folgendes Bild:
Die Schlüsselpunkte der Serbenstellung bildeten zwei scharf ausgeprägte Bergkuppen, die vom Gegner zu starken Erdwerken ausgebaut und mit breiten Hindernissen geschützt waren. Vor diesen beiden Stützpunkten zog sich ein zusammenhängender Schützengraben von West nach Ost, ebenfalls durch ein Hindernis verstärkt. Am Ost-ende dieses Grabens war das Dorf Ticevac in die Verteidigungsanlage eingezogen und von starker feindlicher Infanterie besetzt. Besonders erschwerte den Angriff bei Tag der tief eingeschnittene Lipar-Grund, der 600 Meter vor der feindlichen Stellung lag und von den Gräben aus durch Feuer völlig beherrscht wurde.
Am Abend des 21. Oktober wurde der Befehl für den Angriff ausgegeben, der im allgemeinen in ähnlicher Weise geplant war, wie der Angriff am 18. Oktober gegen die Höhe 213, südlich Pozarevac, Bis zum Morgengrauen sollte sich die Infanterie mög-lichst nahe an die feindliche Stellung heranarbeiten, dann während der Zeit, in der die gesamte Artillerie den Gegner in seiner Stellung niederhielt, der Angriff sprungweise vorgetragen und der Sturm durchgeführt werden.
Um 5 Uhr morgens standen die vordersten Linien des I. und III. Bataillons bereits im Grund des Lipar-Baches, hatten bei diesem Vorgehen zahlreiche feindliche Abteilungen geworfen und 40 Serben gefangen. Als es Tag wurde, lag das Regiment 400 Meter vor der feindlichen Hauptstellung und erhielt von dort starkes Feuer. In den beiden Erd-werken rasselten serbische Maschinengewehre.
Auch kam jetzt von links her aus dem Dorfe Ticevac unangenehmes Flankenfeuer gegen das III. Bataillon. Gleichzeitig bewarf der Gegner aus südöstlicher Richtung die angrei-fenden Schützenlinien mit Schrapnells und Granaten, so daß gerade dem linken Flügel des Regiments, wo die 11. Kompanie unter Leutnant d. R. Alber eingesetzt war, der Angriff sehr erschwert wurde. Es mußte deshalb mit dem weiteren Vorgehen so lange gewartet werden, bis der Feind in seinen überhöhenden Stellungen durch das Feuer unserer Artillerie niedergehalten wurde. Die Artillerie aber konnte ihrerseits mit dem Schießen erst beginnen, nachdem sich der auf der Höhe liegende Nebel soweit verzogen hatte, daß eine klare Beobachtung möglich war.
Gegen 7.30 Uhr vormittags schlugen die ersten schweren Mörsergranaten bei den feind-lichen Schützengräben ein. Deutlich war zu erkennen, wie in den Rauchsäulen Balken und Brettstücke der Befestigungen in die Luft geschleudert wurden. Schon nach wenigen Schüssen sah man, wie die Serben durch ihre Verbindungsgräben die Stellen der vorderen Linie räumten, die am stärksten unserem schweren Granatfeuer ausgesetzt waren. Als einige Volltreffer der Mörser unmittelbar in das Erdwerk vor dem I. Batail-lon schlugen, verließ der Feind vor dem rechten Flügel des Regiments seine Stellung.
Das gesamte Füsilier-Regiment ging jetzt zum Angriff vor. Es gelang den Kompanien des I. Bataillons unter Hauptmann v. Seel, sich in den Besitz des rechten feindlichen Erdwerks zu setzen.
Das war kurz nach 10 Uhr vormittags gewesen. Vor dem linken Regimentsflügel und besonders vor dem daran anschließenden Infanterie-Regiment 21, hielt der Serbe noch seine Stellung. Der rechte Flügel des III. Bataillons schwenkte daher von westen her gegen das linke feindliche Erdwerk ein. Und als die dort eingesetzte Gebirgs-Maschi-nengewehr-Abteilung die feindlichen Gräben unter flankierendes Feuer nahm, mußte der Gegner auch diesen Teil seiner Stellung räumen.
Um 11 Uhr vormittags war der Serbe auf der ganzen Front am Zurückgehen. Die Füsiliere hielten die geräumte feindliche Stellung besetzt. Der Rückzug der geworfenen Abteilungen war völlig ungeordnet. Überall fluteten einzelne Gruppen zurück. Bei dem sehr klaren Wetter sah man deutlich, wie die feindliche Artillerie ihre Geschütze mit Ochsengespannen wegzog. Leider war infolge der schwierigen Boden- und Wegever-hältnisse ein rasches Nachziehen unserer Artillerie nicht möglich gewesen, so daß der Feind an vielen Stellen unbehelligt in Kolonnen abziehen konnte, da die Entfernungen für Infanteriefeuer zu groß waren.
Der Angriff am Vormittag hatte die Verbände stark vermischt. Vor allem war zwischen dem Füsilier-Regiment und seinem rechten Nachbarn, dem Infanterie-Regiment 129, eine große Lücke entstanden. Um diese auszufüllen, setzte Oberst von Triebig das noch in Reserve liegende II. Bataillon rechts vom III. ein und befahl um 2 Uhr nachmittags die Fortsetzung der Verfolgung. Während des weiteren Vorgehens sollte das I. Bataillon allmählich als Reserve ausscheiden und das II. an das rechte Nachbarregiment Anschluß finden.
Die Verfolgung führte über ein tief eingeschnittenes Tal östlich Aleksandrovac. Zahlreiche Bäche hatte sich hier oft 2 – 3 Meter tief in den Lehmboden eingefressen und bildeten erhebliche Hindernisse. Obwohl der Gegner keinen Widerstand mehr leistete, konnten die durch die letzten Kämpfe sehr ermüdeten Truppen des Regiments bis zum Abend nur noch 2½ Kilometer weit vorwärts kommen. Bei Einbruch der Dunkelheit erstiegen die vorderen Linien aus dem am Nachmittag durchquerten Tal heraus die Höhen bei Oreovica, die gleichen Höhen, auf denen man am Vormittag die serbischen Kolonnen im Rückzug gesehen hatte.
Als die Schützen des Regiments noch 200 Meter vom oberen Rand der Höhe entfernt waren, erhielten sie von dort erneutes heftiges Feuer.
Die Serben hatten diese beherrschende Höhe doch nicht ohne weiteres aufgegeben, sondern sich nochmals zum Widerstand gestellt.
Von einem weiteren Angriff an diesem Tag mußte mit Rücksicht auf die Übermüdung der Truppe abgesehen werden. Das II. und III. Bataillon schanzte in den erreichten Linien. Das I. verblieb hinter der Mitte des Regiments in einer Schlucht als Reserve.
Das war der 22. Oktober gewesen, ein Tag, an dem die Kompanien wieder einmal Vor-zügliches geleistet hatten. Ein besonderer „Sachverständiger“ im Regimentsstab meinte damals: „Es war einmal wieder ein 22.!“ So ganz unrecht hatte er nicht. Romain war am 22. August 1914 gewesen, Montblainville am 22. September. Bei Radingham ging’s am 22. Oktober heiß her. Am 22. Juni 1915 hatte der Dnjesterübergang begonnen. Der 22. August 1915 war bei Ogorodniki am Bug ein blutiger Tag. Dieser „22.“ hatte es entschieden auf sich!
Drei starke Infanterieangriffe, die der Serbe noch am Abend gegen das III. Bataillon richtete, bewiesen, daß der Feind zu erneutem Widerstand entschlossen war.
Zwar wichen die feindlichen Abteilungen am folgenden Morgen, als der deutsche Angriff fortgesetzt wurde, nach Süden zurück. Aber nur für kurze Zeit. Als um die Mittagsstunden die vorderen Linien des Füsilier-Regiments dem zurückgehenden Feinde nachdrängten, erhielten sie plötzlich ein so schweres und heftiges Artilleriefeuer, wie es während der bisherigen serbischen Kämpfe noch niemals beobachtet worden war. Der Gegner hatte anscheinend in den weiter südlich liegenden Bergen einige Batterien so aufgestellt, daß sie flankierend wirken konnten. Dieses Feuer machte ein weiteres Vorkommen unserer Infanterie an diesem Tag unmöglich, obwohl nur schwache feindliche Infanterie vor der Front des Regiments lag. Besonders das III. Bataillon auf dem linken Flügel wurde in einem Bachgrund beim Dorfe Sibnica derartig mit schweren Granaten zugedeckt, daß ein Angriff aus der Schlucht heraus gegen die Höhe aufge-geben werden mußte. So verblieb das Regiment in der Nacht zum 24. Oktober in seinen Stellungen östlich Rakinac, das II. Bataillon rechts oben auf der Höhe 254, das III. Bataillon links im Grunde bei Sibnica. Das I. hatte sich weiter rückwärts als Reserve in kleinen Mulden und Schluchten eingenistet.“


aus: „Das Füsilier-Regiment Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn (4. württ.) Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921

Mittwoch, 21. Oktober 2015

21. Oktober 1915


„Während die 51. Brigade weiter vorwärts drang, verblieb das Regiment in dieser Stellung, wurde aber schon am 20. Oktober zum Angriff auf Höhe 182 nördlich Beljina vorgeholt.
Der Feind wich auch diesem Druck, verteidigte dafür umso stärker die gegenüber-liegende Höhe 217 und den Talambas; hier war ein weiteres Vorgehen zunächst nicht möglich. Artillerie und vor allem unsere M.-G. taten erneut ihre Schuldigkeit. Wenn auch fast jeden Tag Kleinkämpfe von stärkeren Patrouillen und Gruppen stattfanden, so leistete der Feind bis heute doch nirgends den erwarteten dauernden Widerstand; abermals wich er.“

aus: „Das Infanterie-Regiment „Alt Württemberg“ (3. Württ.) Nr. 121 im Weltkrieg 1914–1918“ׅ, Stuttgart 1921

Dienstag, 20. Oktober 2015

20. Oktober 1915


„Am Abend des 19. Oktober erstiegen die Kompanien der vorderen Bataillone den Gospocka dubrava und gruben sich dort ein. Das II. Bataillon wurde als Reserve des Re-gimentskommandeurs in dem in einer tiefen Bergschlucht versteckten Dorfe Sljivovac für die Nacht untergebracht.
Mit dem Feinde war am Abend jede Fühlung verloren gegangen. In der Nacht setzte ein leichter Regen ein, der auch noch am Morgen des 20. Oktober anhielt. Das Tagesziel des Regiments für den 20. war die Besetzung der Berge östlich des Dorfes Vlaskido. Das waren die Höhenzüge, die unmittelbar vor der neuen serbischen Hauptstellung bei Aleksandrovac lagen.
Früh morgens traten die vordersten Linien des Regiments vom Gospocka dubrava aus an und gingen weiter in südlicher Richtung vor. Durch den Regen waren die Wege fast grundlos geworden. Das Nachziehen des Gefechtstrosses bereitete ungeheure Schwie-rigkeiten. Ganz besonders aber erschwerte dieser Witterungswechsel die Bewegung der Artillerie. An vielen Stellen mußten einzelne Geschütze ohne Protze von 20 und mehr Pferden den Hang hinauf gezogen werden. Ganze Kompanien wurden den Batterien zugeteilt, um ihr Vorwärtskommen wenigstens in dem Maße zu gewährleisten, daß sie für eine Verwendung bei feindlichem Widerstand in erreichbarer Nähe waren.
Vom Gegner war in den ersten Vormittagsstunden noch immer nichts zu sehen.
Gegen 11 Uhr vormittags erstieg das I. und III. Bataillon die Höhen bei dem Bergdorf Tocka und stieß dort auf feindliche Infanterie und Maschinengewehre, die auf die vorgehenden Kompanien sofort ein lebhaftes Feuer eröffneten. So entwickelte sich noch am Nachmittag des 20. Oktober ein kurzes Gefecht.
Um die Serben aus ihren Gräben, die eine vorgeschobene Stellung bildeten, herauszu-werfen, wartete das Regiment zunächst das Eintreffen der ihm zugeteilten Batterien ab. Als diese gegen 3 Uhr nachmittags unter großen Schwierigkeiten in einem Bachgrund wenige hundert Meter hinter der vorderen Infanterielinie in Stellung gebracht waren, wurden mit deren Unterstützung die Serben in einem um 4 Uhr einsetzenden Angriff durch I. und III. Bataillon auf ihre Hauptstellung östlich Aleksandovac zurückgeworfen.
Es war schon an diesem Abend klar zu erkennen, daß sich das Regiment tatsächlich vor neuen großen Verteidigungsanlagen befand, die von den Serben schon lange Zeit vorher ausgebaut sein mußten. Ein Angriff war erst unter Mitwirkung der gesamten Artillerie, besonders der schweren, durchführbar. Diese war jedoch infolge des eingetretenen Regenwetters auf den schlammigen Wegen noch weit nördlich zurück. Der Angriff auf die neue feindliche Stellung wurde daher von der Division erst für den 22. Oktober in Aussicht genommen.“


aus: „Das Füsilier-Regiment Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn (4. württ.) Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921

Montag, 19. Oktober 2015

19. Oktober 1915


„Die Division setzte am 18. Oktober den Vormarsch geschlossen fort. Den Anfang machte das I. Bataillon, vorsichtig unter dem Schutze eines starken Schützenschleiers zweier Kompagnien zu beiden Seiten der Straße vorgehend. Ihm folgte das III. Bataillon in der Vorhut, das II. Bataillon am Anfang des Gros der Division. Schwächere Postierungen bei Punkt 294 und der Straßengabel 304 wurden glatt überrannt. Nach Überschreiten von Punkt 304 aber schlug dem I. Bataillon stärkeres Infanteriefeuer aus einem Wäldchen südlich 304 zu beiden Seiten der Marschstraße entgegen. Es gab eine Stockung. Um sie möglichst rasch zu beseitigen, trat das III. Bataillon rechts vom I. Bataillon ins Gefecht und eine Batterie der Vorhut nahm den Wald unter Feuer. Als gegen 12 Uhr mittags das II. Bataillon im Begriff stand, sich hinter den rechten Flügel des Regiments zu setzen, wich der Gegner zurück. Den sofort in lichten Schützenlinien auf Guncati zustrebenden Bataillonen konnte das nun einsetzende heftige Schrapnell-feuer wenig anhaben. Noch am gleichen Tage wurde die Höhe 207 östlich Bacevac genommen und Bozdarevac-Ost im Anschluß links an Inf.-Reg. 121 besetzt. Regiment 121 hatte als rechte Seitendeckung der Division am 18. Oktober Becevac und Bozdare-vac-West in Besitz genommen.
Am anderen Tage (19. Oktober hatte das Regiment sich zum weiteren Angriff auf den hinter der Lisovica stehenden Feind bereitzustellen und zwar auf dem nordwestlich Lisovic sich hinziehenden Höhenrücken 203 – 226. Dieser mußte erst erkämpft werden. Der Feind wich aber bald unserm Druck, namentlich infolge einer gewandten Bewegung der 9. Kompagnie gegen seine linke Flanke. Trotz starker Belästigung durch Artillerie hatte das Regiment in den ersten Nachmittagsstunden die steilen Höhen erklommen und stand nun mit dem I. Bataillon in der Mitte, ½II. Bataillon links (Anschluß an Res.-Inf.-Reg. 207), dem III. Bataillon rechts (Anschluß an Gren-Reg. 119) und ½II. Bataillon als Brigadereserve weiter rückwärts in der befohlenen Linie. Eine Verstärkung der Feuerkraft des Regiments durch die beiden M.-G.-Züge 222 und 223 wurde freudig begrüßt. Wie immer nahmen die Kompagnien Sicherungen vor die Front und hielten mit ihren Aufklärern unausgesetzt Fühlung am Feinde.“


aus: „Das Infanterie-Regiment „Kaiser Friedrich, König von Preußen“ (7. Württ.) Nr. 125 im Weltkrieg 1914–1918“ׅ, Stuttgart 1923

Sonntag, 18. Oktober 2015

18. Oktober 1915



„Pozarevac ist ein kleines Landstädtchen, das auf seiner Ostseite von prachtvollen Weinbergen umgeben ist. Die Trauben hingen noch überall am Stock und waren dieses Jahr besonders schön.
Als am Abend des 14. Oktober die Kompanien des I. und II. Bataillons durch die Berge südlich der Stadt rückten, sah man manchen „Heilbronner“ mit einem Helm voll Beeren die Nebenhänge heransteigen. Manch einer wird wohl hierbei an den „Herbst“ im Neckartal gedacht haben.
Von der sogenannten Cacalica-Höhe aus hat man eine prächtige Aussicht nach allen Seiten. Im Westen und Osten ziehen sich die Randgebirge, die das Morawa- und Mlawa-Tal abschließen, in schwarzen Bergketten von Nord nach Süd. Von den beiden Bergketten herüber bis zum Beschauer auf Cacalica dehnen sich in den Niederungen der Flüsse weite Maisfelder, deren dürre Stengel und Blätter in der Abendsonne das ganze Tal in einem dämmrigen Violett schimmern lassen. Nach Süden wächst der Höhenzug, auf dem das Regiment seither vorgerückt war, im weiter, sich allmählich verbreiternd. Im Norden zeigt die Donau als glänzender Silberstreifen des Berglandes Grenze.
Von Pozarevac führt eine Kleinbahn vom Morawa- nach dem Mlawa-Tal und durch-schneidet den Höhenzug etwa südlich der Cacalica-Höhe. Diese Bahn die in einem tief eingeschnittenen Tal verläuft, trennte die serbischen und deutschen Stellungen nach der Einnahme von Pozarevac.
Der Feind hatte hier die allen Füsilieren, die jene Kämpfe mitgemacht haben, wohl-bekannte Höhe 213, östlich des Dorfe Lucica, festungsartig ausgebaut und wartete den weiteren Angriff der 105. Division ab.
Der am 17. Oktober ausgegebene Divisionsbefehl ordnete an, daß das Füsilier-Regiment im Morgengrauen des 18. mit seiner gesamten Infanterie sich bis an den Bahndamm im Tal vorschieben sollte, so daß es bei Hellwerden dort zur Durchführung des weiteren Angriffs bereitstand. Dies war deshalb besonders nötig, weil die Hänge, die von Norden her zum Bahneinschnitt herunterführten, und die von den Kompanien überschritten werden mußten, bei Tag vom Feind völlig eingesehen waren und unter heftigem Feuer lagen.
Nach eingehender Vorbereitung durch die Artillerie sollte dann vom Bahndamm aus der Angriff gegen die Höhe 213 durchgeführt werden.
Die feindlichen Stellungen waren stark und durch breite Drahthindernisse geschützt. Auf dem höchsten Punkt der Höhe 213 war die Stellung zu einem Erdwerk ausgebaut, das wiederum mit besonderen Hindernissen und mit Schießscharten versehen war. Die Drahtverhaue waren in niedrigen, breiten Gräben angelegt und von ferne daher nur teilweise sichtbar.
Zur Vorbereitung für den Angriff war die gesamte Artillerie der Division auf den Höhen bei Pozarevac in Stellung gebracht worden. Gute Beobachtung erleichterte das Ein-schießen. Der Feind schoß schon an den Tagen vor dem Angriff auf einzelne Leute mit Schrapnells und Granaten.
Es schien den Serben dieses Mal mit dem Widerstand ernst zu sein.
Am 18. Oktober, 3 Uhr morgens, begann das Vorarbeiten des in vorderer Linie einge-setzten I. und III. Bataillons. In kleinen Abteilungen schoben sich die Kompanien an den Bahndamm heran. Rechts lag Regiment 129, links 21. Letzteres hatte den Befehl, im Laufe des Angriffs den feindlichen Ostflügel vom Talgrund her zu umfassen. Die Ausführung dieses Auftrags ist leider nicht voll gelungen.
Schon bei Tagesanbruch eröffnete der Feind mit schwerer und Feldartillerie auf die am Bahndamm liegenden Kompanien des Regiments ein heftiges Feuer. Aus der Hauptstel-lung des Gegners schlug Infanterie- und Maschinengewehrfeuer gegen die Bahnlinie, ohne vorläufig viel zu schaden.
Sobald die zunehmende Helligkeit unserer eigenen Artillerie eine Beobachtung ermög-lichte, eröffnete sie auf der ganzen Front das Feuer gegen die feindlichen Gräben, was zu Folge hatte, daß der Gegner größtenteils das Infanterie- und Maschinengewehrfeuer aus der Hauptstellung einstellte.
Sofort begann jetzt das I. und III. Bataillon mit dem Angriff. Das Vorrücken konnte aber nur sehr langsam vor sich gehen. Denn das Vorgelände vor der feindlichen Stellung war fast völlig eben und ohne jede Deckung. Nur eine lichte Akazienreihe zog sich vor der Front der 11. und 12. Kompagnie entlang. Einzeln sprangen die Füsiliere vor, hier und dort eine Falte im Gelände oder eine Ackerfurche ausnutzend.
Trotz unseres starken Artilleriefeuers erwachte das feindliche Gewehrfeuer gegen ½9 Uhr wieder. Besonders das Erdwerk auf 213 spie Tod und Verderben. Dort schien auch eine gut eingebaute serbische Nahkampfbatterie zu stehen, die das ganze Vorgelände beherrschte.
Es wurde Nachmittag, bis sich die vordersten Kompanien des Regiments auf Sturment-fernung an den Feind herangearbeitet hatten. An vielen Stellen waren schon empfind-liche Verluste entstanden. Noch immer schlug bei jedem Versuch, in größeren Abtei-lungen zu stürmen, ein vernichtendes Feuer aus den Schießscharten der feindlichen Stellung. Die Punkte der feindlichen Gräben, auf denen hauptsächlich das deutsche Artilleriefeuer lag, räumte der Serbe vorübergehend dadurch, daß er seine Truppen nach rechts und links verschob und durch flankierendes Kreuzfeuer die entblößten Graben-teile schützte. Die Kampfart des Gegners an diesem Tag war für die Verteidigung mustergültig.
Gegen 3 Uhr nachmittags befahl Oberst von Triebig den Einsatz des bisher in Reserve liegenden II. Bataillons auf der ganzen Front des Regiments, um den langsam erlahmen-den Angriff wieder vorzureißen. Das war von Erfolg.
Als es dämmrig wurde, hatte sich der rechte Flügel des Regiments, vor allem die 1. Kompanie, auf etwa 80 Schritt an die feindlichen Gräben herangearbeitet. Noch immer schoß der Feind wütend auf die Angreifer. Aber bei einbrechender Dunkelheit drangen vom I. Bataillon Abteilungen in der Stärke von etwa zwei Kompanien  mit einem energischen Vorstoß in den feindlichen Graben ein und warfen die Serben hinaus. Die Folge war, daß ein vom III. Bataillon unternommener Angriff auf dem linken Flügel des Regiments ebenfalls glückte. Gegen 8 Uhr abends war das Füsilier-Regiment im Besitz der ganzen feindlichen Stellung.
Die Serben fluteten auf die nächste südliche Höhe zurück. Der 18. Oktober hatte den Füsilieren wieder einen vollen Sieg gebracht. I. und III. Bataillon besetzten die Höhe 213. II. Bataillon wurde als Reserve ausgeschieden.“



aus: „Das Füsilier-Regiment Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn (4. württ.) Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921

Samstag, 17. Oktober 2015

17. Oktober 1915


„Es fand nun eine Umgruppierung der Artillerie der 27. Inf.-Division statt, indem ein sogenannter Außenabschnitt (d. h. außerhalb des Waldes) und ein Innenabschnitt gebil-det wurden. Zu ersterem unter dem Kommando der I./49 gehörten die zwei Kanonen-batterien 1. und 3./49 auf Höhe 170, die Haubitzbatterie 4./49 auf Höhe 179, der Flankierungszug, und von schwerer Artillerie der Zug Kohde und Zug Hafer (10 cm). 5./49 baute sich zunächst eine Stellung in der Nähe ihres Zuges Halm beim sogenannten Hanauerplatz. Sie gehörte mit 6./49 auf Höhe 212 und dem Zug Mattheiß bei les Quatres Chènes und mit 1./49 in einer neu zu bauenden Stellung nördlich Bagatelle-Pavillon sowie mit den Batterien 1./70 und 6./34 zum Zwischenabschnitt unter dem Kommando der II./49. Unterstellt war der II./49 noch ein besonderer Abschnitt mit schwerer Artillerie. Der Gefechtsstand des Innenabschnitts wurde in dem Tale der Toten Mann-Mühle südwestlich dieser mit Ziegelsteinen und Fachwerkwänden angelegt und erhielt an der Fortsetzung der Argonnenbahn eine besondere Station Winterfeld. Für die Beobachtung wurden Hochstände eingerichtet. Das Heranschaffen des Materials für die tief im Walde liegenden Stellungen der 5. und 1./49 kostete auf den eingeweichten Waldwegen große Mühe. Später, als das Förderbahnnetz ausgebaut war,  bildete dieses die einzige Möglichkeit für die Heranschaffung von Munition und  Material. Am 17. Oktober wurde bei einem vereinzelten Feuerüberfall Sergeant Wiedemann der 5./49 tödlich und Kanonier Wörz schwer verwundet. Sonst war im allgemeinen das Feuer gegen die Batterien des Innenabschnittes nur gering.“



aus: „Das 3. Württembergische Feldartillerie-Regiment Nr. 49 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922

Freitag, 16. Oktober 2015

16. Oktober 1915


„Am 13. Oktober mittags erhielt das Regiment Befehl, auf Zeleznik vorzurücken und diesen Ort fest in die Hand zu nehmen. In Ausführung dieses Befehls besetzte das Regiment, links an die Grenadiere anschließend, mit dem I. Bataillon eine Zeleznik vorgelagerte Höhe (Vis) und sperrte mit dem II. Bataillon die auf Zeleznik von Süd und Ost zuführenden Bergtäler. Das III. Bataillon verblieb in Zeleznik. Unsere Patrouillen schlichen sich unter gewandter Ausnützung von Buschwerk und Gestrüpp in den Bergtälern südwärts vor und meldeten den Gegner, durch Maisstroh und Astwerk gut gedeckt, vor Sremcica. Die am 14. Oktober fortgesetzte Patrouillentätigkeit ergab wichtige Einzelheiten über die gegnerische Stellung. Nachdem die eigene Artillerie Ihren Aufmarsch beendet hatte, sollte am 15. Oktober zum Angriff geschritten werden. Da machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Sturmgleicher Wind brauste über das Land hinweg, strömender Regen setzte ein. In kürzester Zeit waren alle Straßen und Wege in eine schlammige, breiige Masse verwandelt und die so harmlos erschienenen Gewässer wurden zu tosenden unheimlichen Gebirgsbächen, die ihre Ufer in Sümpfe verwandelten. Erst gegen Abend hellte sich das Wetter auf.
Am 16. Oktober wurde der Angriff durchgeführt.
Das I. Bataillon unter Hauptmann Frommann (Major Frhr. von Hügel war am 14. Oktober erkrankt) nachm. gegen Mittag in frischem, flottem Anlauf die Höhe 244 nördlich Sremcica und gegen 4 Uhr nachmittags kam unter wirkungsvoller Feuerunter-stützung unserer Artillerie auch der Ort selbst in unsern Besitz. Unmittelbar darauf wurde das III. Bataillon (Hauptmann Frhr. von Crailsheim) an den Südwestrand von Sremcica vorgezogen, um eine Lücke zwischen dem I./125 und dem westlich von uns vorgegangenen Regiment 121 zu schließen. Das I. Bataillon legte Hand auf die Straße, während das II. Bataillon (Hauptmann Brandt) das Gelände östlich der Straße sperrte und die Verbindung mit dem Nachbar links (Res.-Reg. 206) auf Höhe 337 Petrov grob) aufnahm. Der Tag hatte uns gegen 100 Gefangene eingebracht, aber leider auch 1 Toten und 18 Verwundete gekostet.“


aus: „Das Infanterie-Regiment „Kaiser Friedrich, König von Preußen“ (7. Württ.) Nr. 125 im Weltkrieg 1914–1918“ׅ, Stuttgart 1923

Donnerstag, 15. Oktober 2015

15. Oktober 1915


„Die 7. Komp. beim Gegenstoß am 15. Oktober: „Das zerschossene Dorf Amenoncourt, in dessen Kellern die 7. Kompagnie untergebracht war, lag vom Morgen des 15. Okto-ber ab unter starkem Feuer mittlerer und schwerer Kaliber. Nachmittags 2 Uhr befahl Oberst Zechlin der Kompagnie, unter Zurücklassung des Gepäcks nach der Abfang-stellung vorzurücken. Um 3 Uhr dort angekommen, wurde sie dem Kommandeur des II./Res.-Inf.-Reg. 60, Major Schwenke, unterstellt; dieser hatte als Kommandant der Sachsenwaldstellung seinen Gefechtsstand im Stützpunkt 8 a.
Der östliche Teil der Sachsenwaldstellung, den die 8. und 6./Res.-Inf.-Reg. 60 besetzt hatten, war kurz zuvor dem feindlichen Gegenangriff erlegen. Versäumnisse in der Be-setzung des Stellung und ihrem Ausbau in der Zeit vom 9. bis 15. Oktober hatten dazu beigetragen. Die Lage war nicht geklärt.
Auf Befehl des Majors Schwenke ging die 7. Kompagnie unter Leutnant Bay 5 Uhr nachmittags in aufgelöster Ordnung von der Abfangstellung nach Stützpunkt 8 a vor. Sie erlitt hiebei durch das starke Artilleriefeuer Verluste. Sobald die Kompagnie den Stützpunkt erreicht hatte, erhielt Leutnant Bay von Major Schwenke den weiteren Befehl: „Die Kompagnie trägt den Angriff vor!“ Der Befehl ließ die Deutung zu, daß eigene Schützen weiter vorn im Gefecht liegen und mit vorzureißen seien.
Die Kompagnie ging den Hang hinauf gegen den östlichen Teil der Sachsenwald-stellung vor. Als die voranschreitenden Führer sich der Stellung näherten, erkannten sie im Halbdunkel auf kürzeste Entfernung die Besetzung durch den Feind. Rasch ent-schlossen gaben die Offiziere der Kompagnie den Befehl zum Sturm mit der blanken Waffe. Der überraschte Gegner wurde überrannt. Die Kompagnie drang bis an die Grenze des Sperrfeuers der eigenen Artillerie vor; sie nahm 3 französische Offiziere und 22 Mann gefangen und befreite Gruppen der 6. und 8./Res.Inf-Reg. 60, die vom Gegner umzingelt waren.
Nach dem Sturm grub sich die Kompagnie unter Ausnützung der zahlreichen Granat-trichter ein. Großes Schanzzeug, Handgranaten und Leuchtpistolen, Unterstützung durch Pioniere und Materialträger fehlten. Anschluß nach den Seiten und Verbindung nach rückwärts durch Fernsprecher bestand nicht. Die Verbindung durch Meldegänger der Kompagnie war infolge des starken Feuers häufig unterbunden. Alle Meldegänger wurden, teilweise nach wiederholten Gängen, getötet oder schwer verwundet. Die Leiche eines von ihnen, des pflichttreuen und furchtlosen Unteroffiziers Weber, wurde später zwischen dem Stützpunkt 8 a und der erstürmten Stellung aufgefunden; die Hand des Toten hielt noch den Zettel mit einem Befehl des Majors Schwenke umfaßt.
Die Kompagnie hielt aus. Nach rechts gegen die Flankierungsanlage a war eine Lücke von mehreren hundert Metern, zu deren Ausfüllung die Kräfte der Kompagnie nicht ausreichten; deshalb sicherte sie durch Patrouillen, welche die Verbindung nach rechts herstellen. Links gelang es einige Stunden später der 9./Res.-Inf.-Reg. 60, sich östlich der Sachsenwaldstellung festzusetzen. In der Morgendämmerung wurde die 7. Kompag-nie durch Teile des III./Res.-Inf.-Reg. 60 abgelöst und in die Abfangstellung zurück-gezogen. Sie hatte 2 Tote und 15 Verwundete verloren; unter den letzten befand sich Vizefeldwebel W. Öchßler. Die Aussagen der eingebrachten Gefangenen brachten wertvolle Aufschlüsse über die Verhältnisse beim Gegner, der seinen vorübergehenden Erfolg mit außerordentlich schweren Verlusten erkauft hatte. Die 7. Kompagnie hatte unter der tatkräftigen Führung des Leutnants Bay wesentlich dazu beigetragen, daß die Sachsenwaldstellung in deutscher Hand blieb.“


aus: „Das Württembergische Landw.-Inf.-Regiment Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923

Mittwoch, 14. Oktober 2015

14. Oktober 1915


„Gegenüber unserer Stellung lag die sogenannte Sandsackburg, ein aus tausenden von Sandsäcken aufgebautes Verteidigungswerk. Dieses Werk stach unserer Artillerie be-sonders in die Augen. So wurde am 12. Oktober die leichte und schwere Artillerie des XV. A.K., XXVI. und XXVII. R.K. unter einheitlicher Feuerleitung zusammengefaßt und diese beschossen nun von 7 bis 8 Uhr nachmittags bei bester Beleuchtung dieses Werk. Der Erfolg war deutlich wahrzunehmen. Die mühsam aufgebauten Sandsack-mauern stürzten zusammen, Balken und Bohlen wirbelten in der Luft umher. Es war dafür gesorgt, daß dem Tommy die nächsten Wochen der Arbeitsdienst nicht ausging. Das gleiche Feuer wiederholte sich am 14. Oktober gegen andere Teile der feindlichen Stellung.
Aber wer ausgibt, muß auch einnehmen. Der Feind rächte sich durch Beschießung unserer vorderen Linie.“


„Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 246 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922

Dienstag, 13. Oktober 2015

13. Oktober 1915


„Am 12. Oktober, 6 Uhr vormittags, befahl die Division die Fortsetzung der Angriffs-bewegung. Die beiden anderen Bataillone des Regiments – noch immer II. und III. – Traten an und warfen die überall in Büschen und Maisfeldern eingenisteten kleineren Serbenpostierungen zurück. Um 8 Uhr lagen die vordersten Linien in der Höhe des Dorfes Bradarci. Noch immer fühlte man nichts von feindlichen Hauptkräften. Nur einzelne kleine Abteilungen feuerten aus Büschen und Waldstücken und zogen sich beim Herannahen der deutschen Kompanien eilig zurück.
Bis gegen 3 Uhr nachmittags war auf diese Weise das II. und III. Bataillon im ganzen 2 Kilometer weit vorwärts gekommen. Das I. Bataillon folgte als Reserve.
Da plötzlich wurde das feindliche Feuer stärker, Maschinengewehre traten beim Gegner in größerer Zahl auf, die feindliche Artillerie bewarf besonders mit schweren Granaten die vorgehenden Schützen. In den späten Nachmittagsstunden war zu erkennen, daß nunmehr das Regiment sich vor der Hauptstellung der Serben befand. Sie war vor der Front des III. Bataillons (auf dem Höhenkamm) zu einem Erdwerk ausgebaut, das seit längerer Zeit vorbereitet sein mußte.  Das Werk war von starker Infanterie, Maschinen-gewehren und zwei Geschützen besetzt und mit einer doppelten Reihe von Drahthinder-nissen umgeben.
Es war 5 Uhr nachmittags geworden. Ein Angriff ohne starke Artillerievorbereitung versprach keinen Erfolg. Die Kompanien des III. Bataillons lagen auf 300 Meter an dem feindlichen Erdwerk und waren zeitweilig heftigem Feuer ausgesetzt. Leutnant d. R. Möbus fand den Heldentod.
Die Durchführung des Angriffs gegen diese starke Stellung wurde für den 13. Oktober in Aussicht genommen und am Abend des 12. hierzu die näheren Anordnungen getroffen. Vor allem mußte die schwere Artillerie das Erdwerk zerstören. Zwei Kompa-nien des I. Bataillons wurden als Rückhalt für das III. dicht hinter dessen rechten Flügel geschoben.
Zweimal griff der Serbe in der Nacht zum 13. Oktober an. Er näherte sich hierbei bis auf ganz kurze Entfernung den Gräben des Regiments, wurde aber unter Zurücklassung zahlreicher Toter zurückgeworfen.
Am 13. Oktober wartete der Gegner den deutschen Angriff nicht mehr ab, sondern zog sich auf die Stadt Pozarevac zurück. Um 10 Uhr vormittags hatte das III. Bataillon das Erdwerk besetzt. Für die weitere Verfolgung wurde nunmehr von Oberst von Triebig das I. an Stelle des III. Bataillons in die vordere Linie genommen.“


aus: „Das Füsilier-Regiment Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn (4. württ.) Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921

Montag, 12. Oktober 2015

12. Oktober 1915


„Unter dem Kommando des Major v. Haldenwang entsandte am 11. Oktober 1915 der Kommandeur der 26. Inf.-Division, Herzog Wilhelm von Urach, eine gemischte Abtei-lung – I./119, 3. Ul. 20 und 6.F.-A.-R. 29 – als Vortruppen über die Save vor. In Surcin erhielt Major v. Haldenwang beim Generalkommando XXII. Res.-Korps von dessen Generalstabschef den Befehl, die Deckung der rechten Flanke der 44. Res.-Division (General von Dorrer) entlang der Save gegen Dolja zu übernehmen.
Das Gelände zwischen den Straßen Zuckerfabrik – Dolja und Zarkovo – Zeleznik ist eine sumpfige Niederung, in welcher sich Reste serbischer Truppen eingenistet hatten.
Um 3.45 Uhr nachmittags marschierte die Abteilung v. Haldenwang vom Ostausgang von Bezania ab und überschritt die Save bei der Zigeunerinsel. In der Gegend des Finanzhauses Jarc an der Straße Zuckerfabrik – Dolja lösten die Kompagnien des I./119 das II./206 in dessen Stellung ab.
Andern Tags (12. Oktober 1915) setzte das Regiment (ohne I.) als Vorhut der 26. Inf.-Division auf Kriegsbrücken und über die Zigeunerinsel, auf der unheimlich starke, den deutschen Sturmtruppen viel Blut kostende Befestigungen sich befanden,  nach der hart an der Save gelegenen, mit Belgrad zusammengebauten, jetzt ganz zerschossenen Vorstadt Gukariko über und betrat hier den serbischen Boden. Mittags Marsch um den tags zuvor von den deutschen Truppen erstürmten Banovoberg herum ins serbische Land hinein. Zarkovo war unser Ziel; südlich davon bei Zeleznik war lebhafter Ge-fechtslärm.
Beim Vormarsch bekamen die Grenadiere gleich den richtigen Begriff von den serbi-schen Verhältnissen: Bergauf, bergab ging es ganz langsam mit erheblichen Stockungen vorwärts; oft mußte in Reihen zu einem marschiert werden, zeitweise bewegten sich nicht weniger als 5 Kolonnen nebeneinander.
In Zarkovo sahen wir wieder die Wirkung unserer Artillerie; alles zerschossen, tote serbische Soldaten und Zivilisten zeigten uns, daß es nach der langen Pause wieder Ernst wurde.
Am 12. Oktober, 1 Uhr nachmittags, hatte das Detachement v. Haldenwang von der inzwischen bei Zarkovo eingetroffenen 26. Division den Befehl erhalten, den Feind bei Dolja zu fesseln. Das I./119, unterstützt durch II./29 ging entwickelt zum Angriff vor. Die Serben ließen unsere Schützen in dem bedeckten Gelände bis auf 150 Meter herankommen und eröffneten dann ein starkes Feuer. Dieser Feuerkampf dauerte bis in die Nacht hinein. Das Bataillon hatte leider 3 Tote und 10 Verwundete, eine verhältnis-mäßig hohe Zahl im Hinblick auf den Gesamtverlust in Serbien. Im Morgengrauen des 13. Oktober vorgesandte Patrouillen fanden die serbischen Stellungen verlassen. Das Detachement ging dann nach Dolja vor und wurde dort am Mittag aufgelöst.
Das Regiment war am 12. Oktober um 2 Uhr nachmittags mit dem II. Bataillon von Zarkovo aus, links Anschluß an die 87. Inf.-Brigade, zum Angriff gegen die Rudmanovo-Höhe vorgegangen; rechts gestaffelt folgte das III. Bataillon mit dem M.-G.-Gebirgszug. Unter kräftiger Mitwirkung unserer Artillerie gelang es, den Feind von der Höhe zu vertreiben und gegen Zeleznik vorzustoßen, dessen Südrand 6 Uhr abends vom II. Bataillon und links vom Inf.-Regt. 206 besetzt wurde.“


aus: „Das Grenadier-Regiment „Königin Olga“ (1. Württ.) Nr. 119 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927

Sonntag, 11. Oktober 2015

11. Oktober 1915


„Von größter Bedeutung wurde im Stellungskrieg der Gesundheitsdienst. Die erforder-lichen Maßnahmen ließen sich hier viel vollkommener durchführen als im Bewegungs-krieg. Sauberhaltung des ganzen Divisionsabschnitts wurde durch Beseitigung der Abfallstoffe, Anlage von Latrinen, Abfuhr der Küchenabfälle sowohl in den Stellungen, wie in  den rückwärtigen Unterkünften erreicht. Sodann war von höchster Wichtigkeit die Beschaffung einwandfreien Wassers zum Trinken, Kochen, Waschen. Dieses Pro-blem wurde in großzügiger Weise angefaßt und durchgeführt durch eine Wasserkom-mission, welcher ein Hygieniker (Stabsarzt Dr. Holle vom Inf.-Regt. 120) mit 1 Tech-niker, 2 Brunnenmachern, 2 Flaschnern angehörte.  Von ihrer Tätigkeit wird noch aus-führlich die Rede sein. Auch für Badegelegenheit wurde im Frühjahr 1915 gesorgt und in den zur Aisne fließenden Waldbächen der Argonnen Badeanstalten gebaut. Die 4 Infanterieregimenter richteten sich je eine Limonadenfabrik ein, welche täglich 1500 – 2000 Flaschen lieferten. Diese standen ebenso wie die Divisionsschlächterei, die Aufbe-wahrung des Fleisches und der übrigen Nahrungsmittel in Kühlräumen bei der Truppe unter dauernder ärztlicher Aufsicht. Die tierischen Abfallstoffe wurden vor ihrer Besei-tigung mit Chlorkalk desinfiziert. Die schleunige Durchführung all dieser Maßregeln und Einrichtungen war deshalb so sehr dringend, weil die Division sich in einem franzö-sischen Gebiet befand, wo Typhus endemisch war. In Frankreich gab es nicht, wie im deutschen Teil von Lothringen, eine wirksame Typhusbekämpfung aus staatlichen Mit-teln, und mit der Wasserversorgung und Beseitigung der Abfallstoffe sah es trübe aus. Freilich stand – wie es sich im weiteren Verlaufe des Krieges zeigte – Französisch-Lothringen hierin keineswegs sehr weit hinter dem übrigen Frankreich zurück.
Unter diesen Verhältnissen war es gar nicht zu vermeiden, daß vielfach Typhuserkran-kungen auftraten, deren Zahl allerdings mit dem Ausbau der Wasserversorgung und der übrigen hygienischen Einrichtungen unter starker Mitarbeit und Aufsicht aller Ärzte immer mehr abnahm.“


aus: Das Sanitätswesen im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1924