Samstag, 29. November 2014

29. November 1914


„Am 29. November, einem Sonntag, wurde in der Morgenfrühe der Sturm wiederholt, und nun gelang es, in überraschendem Draufgehen die Häuser an der Straße und die links davon im freien Feld zu nehmen. Die Verluste waren gering. Aber bis zum Gutscherweg drang man nicht vor. Die Häusergruppe links wurde zur Verteidigung ausgebaut. Der Gegner lag uns da ganz dicht gegenüber. Darum wurde diese Stelle „Hexenkessel“getauft.

Das Korps verzichtete nun auf weitere Unternehmungen, und damit begann für uns der Stellungskmpf.“

aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 247 im Weltkrieg 1914–1918““, Stuttgart 1923


Kartenskizze unter 22. November 1914

Freitag, 28. November 2014

28. November 1914


„Im Laufe des Monats November werden die uns gegenüberliegenden Engländer von Franzosen abgelöst. Beim Polderhoekpark liegen wir uns nur auf 10 Meter Entfernung gegenüber, am linken Flügel auf stark 100 Meter. Wir stehen rechtwinklig zur sonstigen Front und haben deshalb viel unter feindlichem, von links kommendem Flankenfeuer zu leiden. – Ssst – bum! Ssst – bum! – Immer wieder erleiden wir durch die feindlichen Granaten Verluste, vom vordersten Graben bis zurück zum Regimentsstab. Mehrmals macht der Franzose Annäherungsversuche, jedoch ohne Erfolg. .“

aus: „Ehrenbuch des württembergischen Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 248“, Steinenbronn 1932

27. November 1914


„Am 27. November, mittags, 12 Uhr, begann die gesamte Artillerie mit Wirkungsschießen auf die zu nehmenden Gräben. Man sah die schweren Mörsergranaten fliegen und einschlagen. Die Franzosen rissen in hellen Haufen aus. Gegen 3 Uhr hörte das Artilleriefeuer auf und die Truppen liefen durch die Laufgräben zur Sturmausgangsstellung. Die Unterstützungen gingen vom Hauptgraben über das freie Feld vor. Ein erwünschtes Ziel für den Gegner! Ein höllisches Infanteriefeuer prasselte von allen Seiten den Stürmenden entgegen, besonders aus dem Polygonwald. Sie waren gezwungen, sich hinzuwerfen. Leutnant Nell opferte sich an der Spitze seiner Kompagnie. Wohl 100 Mann kostete uns dieser Sturm. Noch schlimmer waren die 26er Jäger zusammengeschossen, die man später noch zu Dutzenden draußen liegen sah.“

aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 247 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923


Kartenskizze unter 22. November 1914

Montag, 24. November 2014

24. November 1914


„Vom 21.-24. November befand sich das Regiment letztmals in den Stellungen bei Messines. Nach Ablösung durch das bayerische Res.-Reg. 20 marschierte es in der Nacht vom 24./25. November über Warneton–Quesnoy nach La Madelaine und Rouges Barres (nördlich Lille), am 26. nach Ascq (I., III. M.-G.-K.) und Baisieux (II. Bataillon), Ortschaften östlich Lille in der Nähe der der Bahnlinie nach Tournai (s. Skizze 8).“



aus: „Das Infanterie-Regiment „Kaiser Friedrich, König von Preußen“ (7. Württ.) Nr. 125 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923

Sonntag, 23. November 2014

23. November 1914


„nach einer kurzen Periode scharfen Frostes in der ersten Hälfte des November setzte die lange Regenzeit ein, die in Flandern den Winter vertritt. Eine besondere Tücke war das windige Seeklima. Dazwischen durch gab es immer wieder einzelne schöne und milde Tage. Aber im großen Ganzen war der Winter doch nur ein ewig dünkender endloser Regen.

Das Wasser offenbarte sich als neuer Feind von ungeahnter Wirkung, der gleichmäßig beide Gegner heimsuchte. Es rieselte vom Grau des Himmels hernieder, es quoll aus den Grabenwänden hervor, es drückte langsam und unwiderstehlich aus dem Grunde der Gräben hervor. Die Erde drückte seitwärts gegen den Grabenraum, neigte sich schräg über, bröckelte ab und stürzte mit dumpfem Laut in den Graben. Die Erde heftete sich an die Füße des Mannes, hemmte seinen Schritt, schien seine Stiefel halten zu wollen und überzog als schmierige und durchfeuchtende Kruste seinen Mantel und die Kleider. Die Erde setzte sich als feuchte Sandkörner in die Schloßteile des Gewehres, knisterte zwischen den Zähnen des Mannes, wenn er aß und machte ihm das Leben zuwider.“

aus: „Das Württembergische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 246“, Stuttgart 1931

Samstag, 22. November 2014

22. November 1914



„Unser Vorstoß am 5. November ließ die Franzosen nicht ruhen. Am Sonntag, den 22. November, machten sie einen neuen Vorstoß aus Linie Arracourt – Bures gegen Juvrecourt und Réchicourt. Sie hatten wohl die Absicht, unsere Vorpostenlinie über die Grenze zurückzudrücken und die Grenzhöhen mit den guten Beobachtungspunkten uns zu entreißen. Bei Réchicourt kamen sie zunächst voran, wurden dann im Gegenstoß zurückgeworfen. Dort waren auch 3 Kompagnien des III. Bataillons von Kleinbessingen aus eingesetzt. Die eingesetzten Kompagnien nahmen den Gegner (Infanterie, Kavallerie und Panzerautos) unter wirksames Feuer, worauf sich dieser fluchtartig in seine Ausgangsstellung zurückzog. Verluste des Bataillons: Oberleutnant Schall, Führer der 10. Kompagnie, und 1 Mann tot, 9 Mann verwundet.

Ernster war die Lage bei Höhe 267 und am Grenzsattel. Generalmajor v. Göz erhielt 12 Uhr mittags den Befehl, den Defensivflügel von Höhe 300 bis Xanrey zu übernehmen. Morgens war das I. Bataillon durch das II. Bataillon abgelöst worden. Schon während der Ablösung von 7.40 Uhr ab setzte starkes feindliches Artilleriefeuer auf Grenzsattel und Juvrecourt ein. Der Gegner entwickelte von 9.30 Uhr ab Schützenlinien in Stärke von mehreren Kompagnien in Richtung Höhe 267–Grenzsattel–Juvrecourt. Ein Halbzug der 7. Kompagnie, welche als Vorpostenreserve auf Höhe 300 lag, wurde der 5. Kompagnie des bayr. Inf.-Reg. 14 (Parst) auf deren Bitte zur Verfügung gestellt. Die Kompagnie war durch Artilleriefeuer und den Angriff überlegener Kräfte hart bedrängt. Damit sich nicht die Lage vom 26. Oktober wiederhole, wurden auch die beiden anderen Züge der 7. Kompagnie (ein Halbzug war der 6. Kompagnie zur Unterstützung zugeteilt) auf Höhe 267 eingesetzt. Hauptmann Niethammer übernahm dort die Leitung der Verteidigung, da der Kompagnieführer und eine Anzahl seiner Leute verwundet waren. Hauptmann Niethammer sammelte die Bayern und setzte zunächst nur zwei Halbzüge seiner Kompagnie unter der Führung von Leutnant Kröner und Vizefeldwebel Öchsler gegen feindliche Schützenlinien im Talgrund ein. Diese Schützenlinien des Gegners erlitten starke Verluste und wichen zurück. Nun setzte der Gegner nachmittags 3 Uhr mit 4-5 Kompagnien zum Hauptstoß auf 267 an, an dem sich auch 6 Panzerautos, welche bei Arracourt auffuhren, mit lebhaftem Maschinengewehrfeuer beteiligten. Da zugleich auch starkes feindliches Artilleriefeuer auf 267 lag, stand die Lage zwischen 3 und 5 Uhr nachmittags kritisch. Hauptmann Niethammer setzte nun auch seinen Reservezug ein, doch wagte der Gegner den Sturm auf den Wald nicht; der Angriff blieb im Feuer stecken. Gegen 5 Uhr wirkte der Vorstoß unseres III. Bataillons bei Réchicourt und Flankenfeuer aus Richtung Juvrecourt auch hier entlastend, der Gegner baute ab. Die 12. Kompagnie, welche zusammen mit einer bayr. Kompagnie von 4.30 Uhr ab zum Flankenstoß auf den zurückweichenden Gegner ansetzte, kam infolge einbrechender Dunkelheit nicht mehr zum Feuern. – Die 7. Kompagnie unter Hauptm. Niethammer hatte die Hauptlast getragen; der 22. Nov. 1914 ist ein Ehrentag für die Kompagnie. Ihre Verluste waren in Anbetracht des starken feindlichen Kräfte- unsd Munitionseinsatzes mäßig: 5 Schwerverwundete, wovon 3 starben. Gesamtverluste des Regiments: 1 Offizier, 5 Mann tot, 2 Offiziere, 12 Mann verwundet.“
 
 

aus: „Das Württembergische Landw.-Inf.-Regiment im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923


Freitag, 21. November 2014

21. November 1914




„Das Bataillon war zuerst der 43. Inf.-Brigade, nachher den Etappenkommandanturen Longwy und Longuyon unterstellt. 2 Stunden Patrouillengang, 4 Stunden Pause, dann wieder hinaus und dies in fortwährendem Wechsel bei Tag und Nacht, bei Sonnenglut und Wintersturm – so gestaltete sich der strenge Bahnschutzdienst der ersten Zeit; an Kunstbauten standen besondere Posten. Dazu war dieser Dienst nicht ungefährlich. Bei den Patrouillengängen mußte zumeist auf dem Geleise gegangen werden. Immer wieder kam es vor, daß einzelne Landsturmmänner, wenn etwa zwei Züge sich begegneten, überfahren wurden, und schließlich war es auch kein Vergnügen, zu jeder Jahreszeit Wind und Wetter über sich ergehen zu lassen. Die Unterbringung in den Bahnwärterhäuschen und Baracken war fürs erste recht feldmäßig, bis das Batailloin selber den Bau solider Baracken inn die Hand nahm, und die Verpflegung war zeitweise knapp, fast ungenügend.“

aus: „Landsturm vor! Der mobile württembergische Landsturm im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1929

Donnerstag, 20. November 2014

20. November 1914


„Abgesehen von den kleinen, unvorbereiteten Angriffen von Kompagnien und Zügen in den Monaten Oktober und November, die trotz der allenthalben an den Tag gelegten Angriffsfreudigkeit keinen wesentlichen Erfolg zu erzielen vermochten, herrschte damals nach den Begriffen, wie sie sich später herausgebildet haben, tiefe Ruhe. Tagelang fiel oft von beiden Seiten kein Schuß. Verbrüderungsversuche, wie sie insbesondere von den Franzosen angestrebt wurden, blieben auf Befehl unbeantwortet.“

aus: „Das Infanterie-Regiment „Kaiser Wilhelm, König von Preußen“ (2. Württemb.) Nr. 120 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922

Mittwoch, 19. November 2014

19. November 1914

„In dieser Zeit übernahm Generalmajor Frhr. v. Brand das Regiment. Er begrüßte es zunächst schriftlich und teilte mit, daß sämtliche Vorgesetzte des Lobes voll seien und daß er stolz sei, eine solche Truppe zu kommandieren. Am selben Tage begab er sich auch noch hinaus in die Stellung und begrüßte dort Major Gutscher. Der konnte ihm berichten, daß die Stimmung immer noch sehr gut sei trotz der großen Anstrengungen, daß die Verpflegung nun auch gut und reichlich sei. Man hatte auch versucht, der Kälte mit Alkohol abzuhelfen. Damit hatte man schlechte Erfahrungen gemacht. Die Antialkoholiker verzichteten zugunsten anderer, und die genossen des Guten zu viel. Der Krankenstand war ziemlich hoch und eine Ablösung binnen kurzem notwendig. Keibergmolen hatte dem Regiment 6 Offiziere (Offizierstellvertreter mitgerechnet) und 437 Mann gekostet. Im ganzen hatte das Regiment bis dahin 51 Offiziere und 1900 Mann verloren.“



aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 247 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923

Dienstag, 18. November 2014

18. November 1914



„Allein die 4. Batterie kam nicht in den Genuß der Ruhetage von Grandpré; sie löste am 29. Oktober die 4./Feldart.Regts. 49 im Argonnenwald ab und hatte von da ab eine neue interessante Aufgabe. Die Geschütze wurden in dem dichten, mit Unterholz durchwachsenen Urwald nur mit Schwierigkeiten in Stellung gebracht. Die Schußbahnen mußten mühsam durch Sprengung der im Wege stehenden Bäume geschaffen werden, um allmählich Schußfeld auf die Anmarschgräben des Gegners zu bekommen. Die Schilde erwiesen sich auf die nahen Entfernungen zu schwach und wurden durch Sandsackpackungen verstärkt. Nach den guten Erfahrungen mit der 4. Batterie wurden noch weitere Teile in den Wald eingebaut.; es folgte am 8. November ein Zug der 6. Batterie unter Leutnant Hegelmaier. Leider wurde dieser vortreffliche Offizier am 18. November auf einem Erkundungsgang, als er eben seine Ernennung zum Oberleutnant erfahren hatte, von einem feindlichen Sprengstück im Genick verwundet, was seinen sofortigen Tod zur Folge hatte.  .“



aus: „Das Württembergische Feldartillerie-Regiment König Karl (1. Württ.) Nr. 13 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1928
 


Montag, 17. November 2014

17. November 1914



„Vom Karmeliterkreuz, das am westlichen Rand des Priesterwaldes steht, führt quer durch das Holz ein Weg bis zu dem Abfall ins Moseltal. Ungefähr dieser Waldstraße entlang hatte sich das II. Bataillon des Landwehr-Regiments Nr. 32 eine Stellung geschaffen, die von dem Bataillon 53 bezogen werden mußte. Fontaine du Père Hilarion – Quelle des Vaters Hilarion – nennen die Leute der Gegend den Waldteil, in dem noch ein altes Forsthaus zu finden ist.

Die neue Stellung war nicht günstig für die Verteidiger. Unter geschickter Ausnützung des Geländes hatten die Franzosen an einzelnen Punkten nördlich Montaville, also oben in schutzbietendem Dickicht des Waldes, ihre gutverdeckten Kanonen aufgestellt. Zwischen dem Bataillon 53 und seinem Nachbarbataillon vom Landwehr-Regiment 65 war eine Lücke von etwa 30 Meter, die der Gegner bald herausgefunden hatte.“

aus: „Schwäbische Kunde aus dem großen Krieg“, Stuttgart 1918



Sonntag, 16. November 2014

16. November 1914


„Im Laufe des Novembers wurden weitere Teilangriffe mit beschränkten Zielen durchgeführt, die neben zahlreichen Gefangenen mehrere 100 m Geländegewinn brachten.“

aus: „Die 27. Infanterie-Division im Weltkrieg  1914–18“, Stuttgart 1925

Samstag, 15. November 2014

15. November 1914


„Das anhaltende Regenwetter machte bei der völligen Erschöpfung der Truppen weitere Angriffe unmöglich. In den nächsten Tagen vollzog sich allmählich der Übergang zum systematischen Stellungskrieg.

Wenn auch das weitere Heranarbeiten der vordersten Truppen an den Feind höheren Orts verlangt und befohlen wurde, traten  doch zunächst bei dem ununterbrochenen Regen die Forderungen an den Ausbau der Stellung in den Vordergrund und nahmen alle Kräfte in Anspruch.

Die Frontausdehnung der Division betrug etwa 2 km, die Gefechtsstärke der in vorderer Linie eingesetzten Infanterie etwa 3100 Gewehre, so daß eine regelmäßige Ablösung in zweitägigem Wechsel möglich war.“

aus: „Die 54.( Württembergische) Reserve-Division im Weltkriege  1914–18“, Stuttgart 1929

Donnerstag, 13. November 2014

13. November 1914


„Das Wetter war meist schlecht; der Schlamm auf Wegen und Feldern knietief; die Straße nach Zandvoorde übersät mit Granatlöchern, die voller Wasser standen; in den Wäldern, deren Verwüstung durch die Artilleriebeschießung täglich fortschritt, sah es nicht besser aus. Leichen und Tierkadaver lagen überall herum und verpesteten die Luft.

Die Verpflegung der vordersten Linie blieb andauernd schwierig; die Feldküchen der Kompagnien konnten selbst bei Nacht nur bis Basseville-Cabt. vorfahren, weil die Straße über Calvaire–Zillebeke, auf welcher sich der gesamte Verkehr hinter der Front von fünf vorne im Schützengraben liegenden Regimentern abwickeln mußte, vom Feinde ständig, auch mit Artillerie, beschossen war. Unter den armen Essenholern, welche des Abends in 3- bis 4stündigem Marsch durch tiefen Morast mitunter querfeldein den gefahrvollen Weg zweimal zurückzulegen hatten, sind zahlreiche Verluste eingetreten. Und wie oft mag es vorgekommen sein, daß die Verpflegung kalt, in unzureichender Menge oder überhaupt nicht nach vorne zu den Schützengrabenkämpfern gelangt ist!“

aus: „Das 8. Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 126 Großherzog Friedrich von Baden  im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1929

Mittwoch, 12. November 2014

12. November 1914


„Unsere 2. Pi. 13 blieb bis Weihnachten 1915 im Abschnitt der 53. Inf.-Brigade und war vom 1. November 1914 ab ausschließlich dem Gren.-Regt. 123 zugeteilt und südlich Binarville eingesetzt. Ihre Tätigkeit erstreckte sich auf den Stellungsbau, das Beseitigen von Schußfeldstörungen, Heranarbeiten an den Gegner mit Sappen, Werfen der jetzt überall als Kampfmittel aufkommenden Handgranaten, Bedienen von Minen- und Ladungswerfern, Herstellung eigener und Wegräumen feindlicher Hindernisse, Begleiten der Infanterie bei ihren Stürmen auf die feindlichen Grabenstellungen, Um- und Ausbau genommener Stellungen. Bei den Vorstößen im November und Dezember 1914 brachte die Kompagnie wiederholt zahlreiche Gefangene zurück, so z. B. Vizefeldw. Bodenhöfer am 20. November deren 33, Vizefedw. Schmid am 3. Dezember dern 11. Leider kostete dieser Kleinkrieg auch Opfer. Im November 1914 fielen 5 Pioniere (Gefr. Eschenbacher, Munz, Pion. Kraft, Karl Müller II, Friedr. Karl Müller III), 13 wurden verwundet; im Dezembber gab es wieder 3 Tote (Sergt. Lepke, Pion. Burgi, Scherer) und 12 Verwundete, im Januar 1915 6 Tote (Gefr. Reiser, Pion. Böhm, Krebs, Reiser, Riecker, Stahl) und 6 Verwundete, im Februar 1915 4 Tote (Vizefeldw. Krapf, Pion. Levison, Schrag) und 6 Verwundete.“
 
 

aus: „Das württembergische Pionier-Bataillon Nr. 13 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927

Montag, 10. November 2014

10. November 1914


„Von besonderen Taten ist von diesen Tagen eine Patrouille des Lautnant Haffner (9. Kompagnie) zu erwähnen, der die Aufgabe hatte, die ungefähre Stärke beim Gegner um Michelbach festzustellen. Es gelang ihm, bis auf 50 Meter an die Straße von Rodern nach Gewenheim im Walde vorzukommen.  Der Wald war im südlichen Teil schon stark besetzt. Dem Gehörten nach zu urteilen, fällten die Franzosen Holz. Ein paarmal mußte sich die Patrouille, die im letzten Teil des Weges nur noch aus 3 Mann bestand und die anderen als Sicherung zurückgelassen hatte, vor vorbeieilenden französischen Abteilungen ducken, ohne bemerkt zu werden. Auf dem Rückweg werden die Tapferen aber nördlich vom Gutshof Michelbach von einem Zug Franzosen entdeckt, die eben als Posten aufgezogen waren, und von ihnen unter Feuer genommen. Was blieb anders übrig, als das Heil im nahen Wald zu suchen. Auf dem Sprung dorthin blieb Gefreiter Pfau, in den Oberschenkel getroffen, liegen, Hornist Stärk fiel beim Betreten des Waldes tot zusammen. Leutnant Haffner gelang es aber noch, trotz eines Schusses in den Oberschenkel, durch die Wälder bis zum Bahnhof Aspach sich durchzuschlagen, wo die eigene Feldwache ihn aufnahm und nach Niederaspach brachte. Die Nachricht war wichtig: hinter Michelbach hatten die Franzosen genügend Kräfte aufgebaut, gegen die das „Auge ins Dollertal“, wie man Michelbach oft nannte, mit den eigenen schwachen Kräften nicht zurückgewonnen werden konnte. So beschränkte man sich darauf, den Wald zwischen Höhe 322 und Michelbach zu halten und den Einblick allen vorfühlenden feindlichen Patrouillen zu verwehren. Oberaspach fiel von selbst aus der Verteidigungslinie heraus, blieb aber noch mit einem starken Offiziersposten besetzt..“

aus: „Das Württembergische Landwehr-Inf. Regiment Nr. 119 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923

Sonntag, 9. November 2014

9. November 1914


„So waren wir drin im Grabenkrieg. Zwar hatten wir weder Maschinengewehre noch Nahkampfwaffen, auch fehlten uns Seitengewehre – der lange Kavalleriedegen war ja nur als Lanzenersatz zu Pferde gedacht – und unsere schweren Reiterstiefel, die die langen Fußmärsche noch beschwerlicher machten und mit deren Sporen man dauernd im Graben hängen blieb, konnten auch kaum als Ausgleich betrachtet werden, aber es ging auch so. Unserer Schützentätigkeit war namentlich wegen des sehr geringen Schußfeldes, obwohl der Engländer im Mittel kaum 500 Meter entfern lag, sehr gering. Wir waren lediglich auf die Abwehr angewiesen. Auch die feindliche Infanterie war tagsüber sehr ruhig, nur einzelne Kunstschützen wesentlich vorwärts ihrer eigenen Front, von uns mit dem Ehrennamen „Rüben- oder Häuserschwein“ belehnt, belästigten uns durch ihr wohlgezieltes Feuer den ganzen Tag, ohne daß es uns gelingen wollte, ihren Standpunkt wirklich festzustellen, geschweige sie zu beseitigen. Jeden Abend dagegen eröffnete die feindliche Grabenbesatzung ein wahnsinniges Schnellfeuer, genannt der Abendsegen, der von uns grundsätzlich mit Stillschweigen erwidert wurde. Der Zweck dieses Abendsegens ist uns unverständlich geblieben und läßt sich einzig und allein als eine Angstäußerung erklären. Dagegen war die feindliche Artillerie, die stark mit mittlerer untermischt und von unserer Artillerie infolge Munitionsmangels so gut wie gar nicht bekämpft werden konnte, fast immer den ganzen Tag tätig. Es darf wirklich Heldenmut genannt werden, womit ihr andauerndes Feuer sowohl gegen unsern Graben, der an unserem Frontabschnitt erst nächtlicherweile aus bescheidenen Anfängen in einen solchen für stehende Schützen vertieft werden mußte, als besonders gegen die Douve-, Croix- und Potterieferme, in denen sich die Regiments- und Brigadestäbe befanden, ertragen worden ist. Unser Verdienst wird dadurch nicht geringer, daß unsere Verluste dort nur 2 Tote und 4 Verwundete betragen haben.“

aus: „Dragoner-Regiment „König“ (2. Württ.) Nr. 26 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921

Samstag, 8. November 2014

8. November 1914


„8. November 1914


Die Nacht verlief ruhig. Der Angriff auf den Park von Wytschaete kam noch immer nicht vorwärts. Der linke Flügel der 3. Inf.-Div. und der Rest des Korps Urach verstärkte dauernd die vordere Linie. Das feindliche Artilleriefeuer hielt während der ganzen Nacht an, ohne viel Schaden anzurichten. Gegen Morgen wies das Gren.-Regt. 2 einen feindlichen Angriff auf seinem rechten Flügel ab. Der Angriff im Park von Wytschaete wurde fortgesetzt, ebenso wurde auf der übrigen Front des Korps Urach an der Verstärkung der Stellung weitergearbeitet. Nördlich dieses Korps ging die 25. Res.-Div., nördlich Wytschaete vorbei, in westlicher Richtung angriffsweise vor. Südlich des Korps (südlich des Douvebachs) lag die 7. Kav.-Div. noch in ihren alten Stellungen. Das feindliche Artilleriefeuer war den ganzen Tag über sehr stark. 4.45 Uhr nachmittags wurde für den Abend die Ablösung der 52. Inf.-Brig. (Inf.-Regt. 121) durch die 51. Inf.-Brig. befohlen und ausgeführt. Je ein Bataillon der 51. Inf.-Brig. wurde hinter der Front der 11. Landw.-Brig. und im Nordteil von Messines als Rückhalt für die Landwehr belassen. Die 52. Inf.-Brig. bezog mit dem Stabe und Füs.-Regt. 122 (ohne ein Bataillon, das in Messines verblieb) Ortsbiwak in Warneton. Inf.-Regt. 121 trat an Stelle des Gren.-Regt. 119 in Armeereserve. Die 1. Pionier-Kompanie 13, Pioniere der 6. bayr. Res.-Div., der Korps- und Div.-Br.-Tr. hatten nach Anordnung des Hauptmann Neuenzeit Hindernisse anzubringen. Die vordere Stellung sollte für längeres Verweilen festungsartig ausgebaut werden. Ein Zug M.-G.-K. 125 wurde in die vordere Linie der Landwehr zwischen Messines und Douvebach eingeschoben. Nach Gefangenenaussagen stand neuerdings das XX. franz. A,-K, bei und östlich Kemmel, wo auch Engländer in Reserve stehen. Im Walde westlich Wytschaete sollen sich Engländer und Zouaven befinden. 10 Uhr nachmittags teilte die 3. Inf.-Div. mit, daß im Park und nordwestlich Wytschaete bei Kapellerie kleine Fortschritte gemacht worden seien. Die Höhe 75 werde stark ausgebaut.“

aus: „Die 26. Infanterie-Division im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1927

(Div.-Br.-Tr.: Divisions-Brückentrain, M.-G.-K.: Maschinengewehr-Kompagnie; A.-K.: Armee-Korps)

Freitag, 7. November 2014

7. November 1914


„Jetzt stellte sich auch ein neuer Feind ein, der ebenso unangenehm wurde und Verluste verursachte, wie die französische Artillerie. Es war dies der Regen, der namentlich in den Nächten unaufhörlich niederging. Das Wasser stand in den Gräben, es lief zu den Unterstandseingängen herein, es sickerte durch die damals noch dünne Decke der Unterstände, das ganze Erdreich war bald vollgesogen wie ein Schwamm. Nun rutschten die Grabenwände ein, Unterstände stürzten in sich zusammen und begruben die Insassen unter der Erdmasse. Mancher mußte mit schweren Quetschungen und Verletzungen herausgegraben werden, bei einigen kam die Hilfe auch zu spät, sie waren schon erstickt. Fieberhaft mußte an der Instandhaltung der Stellung gearbeitet werden. Es war zum Verzweifeln, kaum war man an einer Stelle fertig, schon stürzte an einer andern der Graben ein. Bis über die Knie im Wasser und Schlamm watend, konnte man sich nur mühsam vorwärtsbewegen und mancher Essenholer kam mit leerem Kochgeschirr, dafür aber mit vollen Stiefeln an.“

aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 121 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922

Donnerstag, 6. November 2014

6. November 1914


„Am 6. November konnte die Artillerievorbereitung des Angriffs starken Nebels wegen erst etwa 11 Uhr vormittags beginnen. Feldartillerie und eine schwere Batterie des II./Fußart.-Regts. 10 nahm die vor der Front des Regiments liegenden feindlichen Stellungen unter Feuer, andere Batterien beschossen die Waldblöße nördlich und nordöstlich Camp. Schwere Geschütze des II. bayer. Armeekorps hielten den großen Wald nördlich vom Kanalknie zwischen Eisenbahn und Straße nach Verbranden–Molen kräftig unter Streufeuer, und eine Mörserbatterie der Division sandte auf ausdrücklichen Befehl des Generalkommandos unausgesetzt ihre ehernen Grüße nach Ypern selbst hinüber.

Gegen 2 Uhr nachmittags trat unsere Infanterie, welche mit begreiflicher Ungeduld die Vorverlegung des eigenen Artilleriefeuers erwartet hatte, aus ihren Schützengräben an.

Das III. Bataillon stieß mit 10., 12., 11. Kompagnie in vorderster Linie, mit 9. hinter der 10. folgend, gegen Camp vor.

Das I. schloß sich mit 1. und 3. Kompagnie in vorderster Linie an, die 4. Kompagnie folgte hinter der Mitte, die 2. deckte, an der Eisenbahn entlang gehend, die linke Flanke des Regiments.

In raschem Anlauf überrannten unsere Schützen südlich von Camp gelegene, schwächer besetzte Vorstellungen der Franzosen. Wer sich nicht gutwillig ergab, wurde mit dem Bajonett zusammengestochen oder mit dem Gewehrkolben niedergeschlagen. Der Unteroffizier Kohler und die Reservisten Roll und Stolz der 3. Kompagnie machten dabei 2 Offiziere und 15 Franzosen zu Gefangene, die sich bei einem größeren Unterstand verzweifelt wehrten.

Dann aber verlangsamte sich unwillkürlich das prachtvolle Vorstürmen der „Achter“ auf die weit zerstreuten Häuser und Gehöfte von Camp. Viele mit Drähten durchzogene Hecken und Drahtzäune hemmten hier den Sturmanlauf. Dahinter lagen stets nur wenige französische Schützen eingegraben. Sobald sich unsere Schützenlinien durch diese Hindernisse durchgearbeitet hatten, prasselte ihnen von andern, fast rechtwinklig zu unserer Angriffsfront liegenden Schützen vernichtendes Feuer in die Flanke, eine verdammte Taktik, die bald klaffende Lücken in unsere Reihen riß!

Trotz des rasenden feindlichen Infanteriefeuers aus der Front und zahlreicher über den Schützenlinien platzenden Schrapnells, die unsere Reserven zum Ausschwärmen und Einschieben veranlaßten, ging der Infanterieangriff unaufhaltsam vorwärts. Gegen 4 Uhr abends waren die französischen Stellungen beiderseits von Camp in unseren Händen.

Die tapferen Musketiere, welche dem auf Klein-Zillebeke weichenden Gegner dicht auf den Fersen blieben, ahnten noch nicht, welch schwerer Verlust unser Regiment betroffen hatte. Oberst v. Schimpf war gefallen! Etwa 3 Uhr nachmittags hatte der Regimentsstab, zusammen mit dem Stabe des I. Bataillons kaum 200 m hinter der Schützenlinie dem Angriff folgend, einen geräumten französischen Schützengraben südlich vom Camp erreicht, wo heftiges Strichfeuer beide Stäbe zwang, vorübergehend Deckung zu suchen. Wenige Minuten später, als die Schützen des I. Bataillons mit lautem Hurra im Wald südwestlich Camp verschwanden, ging es weiter. Oberst v. Schimpf gab, nach rückwärts gewendet, einem Melder Befehl, das hinter unserem Regiment folgende halbe III./132 näher heranzuholen, da sank er mit leisem Klagelaut blutüberströmt zusammen. Ein  Infanteriegeschoß hatte ihm den Schädel durchbohrt. Der Gefreite Gfrörer und einige andere Melder des Bataillonsstabs brachten den Bewußtlosen nach dem Truppenverbandplatz in Schloß Hollebeke zurück, wo er gegen 7 Uhr abends verschieden ist. Auf dem Garnisonfriedhof zu Straßburg im Elsaß hat der Unvergeßliche später seine letzte Ruhe gefunden. Ehre seinem Andenken!

Nicht nur von den Offizieren, die Zeugen seines Heldentodes sein mußten, sondern vom ganzen Regiment ist dieser ritterliche Führer aufrichtig betrauert worden, der seinen „Achtern“ in jeder Hinsicht als Soldat wie als Mensch ein leuchtendes Vorbild war und sich ihres unbegrenzten Vertrauens hat erfreuen dürfen.

Aber zum Trauern blieb in jener bitteren Stunde keine Zeit! Major Wald übernahm unter Beibehalt der Führung seines Bataillons den Befehl über das Regiment. In kühnem Draufgehen waren die Bataillone inzwischen, vermischt mit Teilen der 82. Inf.-Brigade und des Inf.-Regts. 132, bis auf Höhe von Klein-Zillebeke vorgedrungen, wo eilends herangeführte Reserven den deutschen Sturmlauf zu hemmen sich vergeblich bemühten. 5 Uhr abends waren die französischen Regimenter 90 und 268 über den Haufen geworfen, im ganzen 730 Mann, dabei 12 Offiziere, von denen einer dem Kommandeur unseres I. Bataillons mit den Worten: „Volià, cela me suffit de la guerre“ Revolver und Degen entgegengehalten hatte, zu Gefangenen gemacht, von Teilen der 11. und 12. Kompagnie, die in der Hitze des Gefechts bis an den linken Flügel des Regiments geraten waren, am Bahndamm auch zwei Maschinengewehre erbeutet.

Mit welchen Opfern aber hatte das Regiment diese Erfolge erkauft! Die Verluste allein an Offizieren betrugen 13. Außer Oberst v. Schimpf waren gefallen: Leutnant Frhr. v. Schellerer, Kompagnieführer der 12. Kompagnie; die Leutnants d. R. Wunder und Wölfflen, Kompagnieführer der 1. bzw. 11. Kompagnie (ersterer erst drei Tage zuvor nach Wiedergenesung von früherer Verwundung mit dem Ersatztransport aus der Heimat eingetroffen!) ferner der Offizierstellvertreter Ritter der 9. Kompagnie. Verwundet waren: Hauptmann Jürgensen (9.); Leutnant Stepp, Kompagnieführer der 2. Kompagnie; Fähnrich May (9.); Leutnant d. R. Mathies vom Feldart.-Regt. 80, kommandiert zur 11. Kompagnie; Leutnant d. L. a. D. Zech (4.), sowie die Offizierstellvertreter Trommer (2.), Herrel (3.), Bauer (12.).

Die Verluste an Unteroffizieren und Mannschaften genauer anzugeben, ist nicht mehr möglich. So viel steht indessen fest, daß sie schrecklich gewesen sind.

Aber trotz des Ausfalls an Unterführern stürmte der so gut wie führerlos gewordene Schützenhaufen des I. und III. Bataillons von Klein-Zillebeke aus durch die anschließenden Waldstücke hindurch beinahe bis zur Höhe 60 und zu den ersten Häusern von Zwarteleen weiter. Der tapfere Gefreite Marion von der 3. Kompagnie, der nach Verwundung seines Zugführers den Zug übernommen und seinen Kameraden ein hervorragendes Beispiel an Mut und Schneid gegeben hatte, erwarb sich das Eiserne Kreuz. Vor Zwarteleen kam der Angriff endgültig zum Stehen.

Ein paar Gruppen des III. Bataillons sind zwar in dem allgemeinen Durcheinander zusammen mit dem fliehenden Feind noch fast 1,5 km weiter bis an die ersten Häuser von Zillebeke durchgestoßen, dort aber in englisches Maschinengewehrflankenfeuer geraten, das sie nötigte, sich im Handgemenge nach rückwärts auf Zwarteleen durchzuschlagen, wo sie, freilich stark gelichtet, aufgenommen werden konnten.

Es gelang am Abend des 6. November nicht, die Höhe 60 und das Dörfchen Zwarteleen in Besitz zu nehmen. Der dort stark verschanzte Feind leistete hartnäckigen Widerstand, den zu brechen die Stoßkraft unserer zu Tode erschöpften Infanterie nicht mehr ausreichte. Dazu kam noch, daß gegnerische Artillerie mit für uns furchtbarer Wirkung die erreichte Linie ständig unter Feuer hielt, und die 82. Inf.-Brigade in den Wäldern nordöstlich von Klein-Zillebeke noch erheblich weiter zurückgeblieben war.“


aus: „Das 8. Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 126 „Großherzog Friedrich von Baden“ im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1929

Mittwoch, 5. November 2014

5. November 1914

 

„Nach Ablösung durch die 11. Landwehr-Brigade und Füs.-Reg. 122 wurde das I. Bataillon am 4. November abends, das II. am 6. zur Verstärkung von 122 erneut eingesetzt und auf das bastionartig nach allen Seiten befestigte hochgelegene Gehöft „In de Kruistraat“ an der Kreuzung der Wege Messines–Lindenhoek und Wytschaete–Wulverghem eingesetzt. Die am Morgen des 5. November in Form eines Handstreichs versuchte Wegnahme des Gehöfts scheiterte an dem starken M.-G.-Feuer aus demselben. Erst als die Artillerie sich auf das Gehöft, vor dem die Kompagnien auf Sturmentfernung lagen, im Lauf des Tages eingeschossen und gewirkt hatte, konnte der Sturm der Kompagnien und vom Füs.-Reg. 122 unternommen werden.

Mit sinkender Sonne, die freilich manchem der wackeren Stürmer zum letztenmal schien, war das beherrschende Gehöft mit den anstoßenden Stellungen einschließlich der ebenfalls wichtigen Spanbrokmühle, einer in Trümmer liegenden Windmühle, genommen, eine größere Anzahl Gefangener gemacht und mit diesem Geländegewinn ein weiterer guter Schritt auf den Kemmel zu getan.“

aus: „Das Infanterie-Regiment „Alt Württemberg“ (3. Württ.) Nr. 121  im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921

Dienstag, 4. November 2014

4. November 1914


„Nun kommt der 4. November. Von Tagesanbruch an hat die gesamte Artillerie Befehl, die feindlichen Stellungen unter stärkstes Feuer zu nehmen. Um 8.45 Uhr vormittags soll dieses Feuer nach vorwärts verlegt und der Sturm durch die Infanterie ausgeführt werden. Der Divisionskommandeur „erwartet um 9 Uhr vormittags Meldung, daß Kruistraat erstürmt ist“.

Unter dem Schutze des schweren Feuers, das von sichtbar guter Wirkung ist, arbeiten sich die Kompagnien wieder ein Stück vorwärts. Immer wieder glückt es einem Zuge, einer Gruppe, sich vorzuschieben. Gegen ½ 9 Uhr liegen Teile der 10. Kompagnie 80 Meter vor dem in der Kruistraat-Fe. sitzenden Engländer.

Um ¾ 9 Uhr springt das eigene Artilleriefeuer hinter die feindlichen Stellungen. Der Sturm soll beginnen. Aber es ist genau wie bisher. Der Feind sitzt nach wie vor hinter seinen Hecken und Hindernissen, Schießscharten und Häusermauern, und ein rasendes Feuer schlägt dem Angreifer entgegen.

Das III. Bataillon liegt jetzt durchweg mit seinen Kompagnien auf 80–180 Meter vor dem Feinde. Der Sturm ist nicht geglückt oder besser gesagt unmöglich. Man ist nun aber so nahe an den Stellungen des Gegners, daß die eigenen Batterien diesen nicht mehr befeuern können, ohne die eigenen Kompagnien ernstlich zu gefährden. Die Artillerievorbereitung für einen weiteren Angriff ist aber unerläßlich, die Zurücknahme der vorderen Linien bei Tage jedoch ausgeschlossen und auch unerwünscht.

Auch das II. Bataillon liegt nach wie vor dem Gegner gegenüber, der, bis an den Hals eingegraben und durch Hindernisse geschützt, sich mit äußerster Energie wehrt. Die Lage ist besonders kritisch.

Die 26. Division befiehlt nun am Abend des 4. einen nächtlichen überraschenden Angriff gegen den Feind. 11 Uhr abends soll sich das Regiment durch einen schlagartig einsetzenden Sturm in den Besitz der vorderen Linie setzen. Das I./121 unter Hauptmann Leipprand wird hierzu dem Regiment zur Verfügung gestellt und erhält Weisung, sich hinter dem II. Bataillon als Rückhalt bereit zu stellen.

Dem III. Bataillon wird der größte Teil des I. Bataillons zugeteilt. Die 2. Kompagnie ist bereits seit 3. November dem III. Bataillon unterstellt. Die 3. Kompagnie mit Hauptmann Schwenhage, der für den am 3. November verwundeten Hauptmann Menzel die Führung des I. Bataillons übernommen hat, bleibt Regimentsreserve.

Aber auch dieser Nachtangriff führt nicht zum Ziel. Es geht eben nicht, und wäre die Tapferkeit des Angreifers auch noch zehnmal größer.“



aus: „Das Füsilier-Regiment Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn (4. württ.) Nr. 122  im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921

Montag, 3. November 2014

3. November 1914


„Es war am 3. November. Tags zuvor war Hohrodberg von unserer Artillerie belegt worden, worauf III. Bataillon vorgefühlt hatte. Vierhundert Köpfe Nachersatz waren am Morgen des 3. November eben noch aus der Heimat angelangt, mit denen die Kompagnien aufgefüllt werden konnten und das schickte sich gut, da 800 Gewehre gefehlt hatten. Dann wurde aufmarschiert. Es galt der Höhenkette Barrenkopf (980 Meter) – Kleinkopf (943 Meter) – Hörnleskopf (841 Meter), respektablen Waldbergen, auf denen die Franzosen eingeschanzt saßen. Das IV. Bataillon machte dreiendrittel Kompagnien frei, ging also mit falst allen Mann aus seiner Linie vor, in der nichts blieb als zwei Drittel 14. mit dem Auftrag, den Großhörnles- und Combekopf zu beschäftigen. Hier ließ man es auf feindliche Gegenzüge, die in dem unübersichtlichen Gebiet leicht bedenklich werden konnten, ankommen und behielt mit dieser etwas gewagten Rechnung auch Recht, denn in dieser Richtung ereignete sich kein Rückschlag. Übrigens wurde diese Angriffsgruppe unmittelbar von der Brigade „von Frech“ befehligt, ebenso wie die vier Batterien des Münstertals, während unserem Regimentskommandeur General von Sprösser die Erstürmung des kleinen Hörnleskopfes als Abschnitt II zugeteilt war. Da die Front bis hinüber zum Obersolberg und zum Wirtshaus Rieth beim Kahlerwasen besetzt belassen werden mußte, standen für den Hörneskopf nur dreienhalb aus dem I.–III. Bataillon zusammengekratzte gemischte Kompagnien nebst einer Handvoll von Pionieren zur Verfügung; die 10./L. 121 behielt sich die Brigade als Reserve vor. Sechseinhalb bis sieben Kompagnien, dazu ein Regiments- und vier Bataillonsstäbe, das war die Macht, welche sich gegen die in der Luftlinie zwei Kilometer breite, mächtige Bergreihe in Aufwärtsbewegung setzte. – Von zehn Uhr vormittags an hatte unsere Artillerie die Angriffsziele vorbereitend beschossen, ohne lebhaftes Feuer herauszubringen; ein  Uhr nachmittags trat die Infanterie an.

Wie zu erwarten, nahm der rechte Flügel zuerst mit dem Feind Fühlung; die 13. Kompagnie warf vorgeschobene Postierungen am Barrenkopf zurück und faßte nun nach der Hauptstellung, die sich wohl befestigt von unseren Granaten leider unberührt zeigte und gewaltig Abwehr schoß. Da waren Drahtverhaue und Drahtzäune, dahinter freigelegtes Schußfeld bis zu den frontal feuernden Feindgräben und über die Hindernisse strichen flankierende französische Maschinengewehre von rechts her; Alpenjäger quollen gegen die rechte Flanke der Kompagnie und kurz darauf wurde auch ihr linker Flügel mit Umfassung bedroht, denn die 16., welche hier hatte anschließen sollen, war noch nicht zur Stelle. Nicht mehr angreifend, selbst angegriffen, hatte die 13. sich nach drei Seiten zu behaupten, ohne geradeaus voranzukommen, da sie mit Drahtscheren nicht versehen war und den Drahtgürtel des Gegners nicht zu durchbrechen vermochte. Keine Besorgnis; der Batailonskommandeur Oberstleutnant von Capoll, Veteran von 1870, setzte einen neuen Hebel an mit seinem – einzigen – Reservezug (ein Drittel 14./L. 121), den er gegen den Druck auf seine Linke führte, um zunächst hier Luft zu schaffen, er selbst in seinem schneeweißen Haar voraus, die Leutnants Seitz und Hubmann an seiner Seite. Seinem Anlauf in die Flanke aber prallte überraschend ein Gegenstoß französischer Alpenjäger, die sich in Mulden ungesehen angeschlichen hatten. Von vorn Infanterie- und M.-G.-Feuer, nach rechts Bajonettkampf, Feinde auch linker Hand – unhaltbar, und von Capoll befahl seiner Umgebung langsames Zurückgehen; er selbst wich keinen Schritt. Zuletzt war er, den Revolver handhabend, im Gewühl gesehen worden, neben ihm im Nahkampf die Leutnants Seitz und Hubmann, das war das Letzte, und er blieb mit seinen Getreuen vermißt.

Die Umklammerung war nicht gesprengt und unter ihrem Einfluß mußte die 13. Kompagnie schließlich ihre vorderste Linie ein Stück weit zurückstecken, wo sie dann unter günstigeren Bedingungen bis in die Nacht weiterfocht; die Einnahme des Barrenkopfes aber war gescheitert.“

 
 
aus: „Das 8. Württembergische Landw.-Infanterie-Regiment Nr. 121  im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1925

Sonntag, 2. November 2014

2. November 1914




„Am 2. November begann der Angriff mit einer bald nach Tagesangruch einsetzenden gewaltigen Beschießung der Wälder  nördlich Groenenburg durch die Feldartillerie. Eine Wirkung auf den Feind, dessen Sicherungen sich etwas weiter in das Innere zurückzogen, konnte nicht beobachtet werden.

8 Uhr vormittags brachen die Schützen der 7., 3., 4. Kompagnie vor. Die 6. Kompagnie, die schon beim Antreten vom linken Flügel der 132er stark nach links gedrängt worden war, wurde vom Kommandeur des II. Bataillons in Reserve genommen und folgte mit der 8. in zweiter Linie. Die 5. Kompagnie verblieb als Regimentsreserve zunächst an ihrem Aufstellungsort. In flottem Sprung erreichten die Kompagnien, kaum beschossen, das nördlich Groenenburg liegende freie Feld überquerend, den gegenüberliegenden Waldrand. Hier aber geriet der Angriff ins Stocken; in wirrem Durcheinander lagen kreuz und quer zusammengeschossene Bäume, meistens Tannen, herum, ein gefährliches Hindernis für unserer Musketiere. Der in nur geringer Entfernung liegende unsichtbare Gegner geizte nicht mit Munition und schoß leider auch vorzüglich sicher. Die Verbände vermischten sich; starke Verluste traten ein, namentlich durch Flankenfeuer von rechts, weil dort der Angriff der 132er nicht recht vorwärts kam.

Nach Einsatz der Reservekompagnien des I. Bataillons, sowie der 8. Kompagnie, gelang es, die furchtbar gelichtete vorderste Linie bis zu dem nach Het Papotje-Ferme führenden Hohlweg vorzubringen, der als erstes zu erreichendes Ziel befohlen war und einigermaßen Deckung bot gegen das rasende Gewehr- und Maschinengewehrfeuer, welches den Stürmenden aus der westlich des Hohlwegs befindlichen englischen Hauptstellung entgegenschlug.

Jeder Versuch, über den Hohlweg hinaus vorzudringen, kostete Blut und mußte scheitern, weil das Gewirr von Baumstämmen und dichtes Gestrüpp das Innehalten einer bestimmten Richtung unmöglich machten. Auf jede, auch die geringste Bewegung von deutscher Seite antwortete der Feind mit Schnellfeuer.

Um die Mittagsstunde führte Major Wald die Trümmer beider Bataillone auf die Ausgangsstellung zurück, um die der meisten ihrer Unterführer beraubte, völlig durcheinandergeratene Truppe einigermaßen zu ordnen. Patrouillen blieben am Ostrand des Waldes nördlich Groenenburg. Der größte Teil der 3. Kompagnie und viele Gruppen der 7. waren in die Linie der 132er geraten, aus der sie vorerst nicht zurückgezogen werden konnten.

Die beiden Regimentskommandeure, Oberst v. Schimpf und Oberst Kreyenberg, hatten klar erkannt, daß Weiterführung des Angriffs in der bisherigen Weise kaum zum Erfolg führen könnte. Ihre diesbezüglich bei Brigade und Division erhobenen Vorstellungen waren nutzlos. 6.15 Uhr abends erging der Divisionsbefehl, die 61. Inf.-Brigade müsse unbedingt 7 Uhr abends den gegenüber-liegenden Feind nochmals angreifen und werfen. Die Artillerie nahm gleichzeitig den Wald nördlich Groenenburg wieder unter Feuer. Eine Stunde später traten die Bataillone von neuem an. In dichter Schützenlinie ging’s lautlos – nur das Knacken abgetretener Zweige, das Klappern der Ausrüstung der Mannschaft war hörbar – in den vom Feind besetzten Wald hinein. Im Finstern tasteten sich die Kompagnien bis nahe an den Weg nach Het-Papotje-Ferme vor.

Da brach die Hölle los. Aus Front und Flanken prasselte uns wie am Vormittag ein fürchterliches Feuer aus Gewehren und Maschinengewehren entgegen. Die Schützen konnten vielleicht noch 50 bis 60 Schritte über den Hohlweg hinaus vor; dann war kein Mann mehr vorwärts zu bringen.

Das Getöse im Walde war unbeschreiblich. In das Klatschen der in die Baumstämme einschlagenden Geschosse mischte sich das Knattern unserer eigenen wie der feindlichen Maschinengewehre, das Krachen der über unsern Köpfen platzenden Revolverkanonengranaten, das Hurrarufen der todesmutig von rückwärts nachdrängenden Unterstützungen, das Blasen und Trommeln der wenigen noch am Leben gebliebenen Spielleute, die Schreie der zahllosen Verwundeten, welche durch Dum-dum-Geschosse meist furchtbare Verletzungen erlitten hatten. Die Finsternis war zeitweilig durchbrochen vom Lichtschein der aus allernächster Entfernung auf uns abgeschossenen Brandraketen. Wohl versuchten immer und immer wieder kleine Gruppen besonders beherzter Leute bis dicht an die durch Astverhaue und Drähte geschützte englische Stellung heranzukommen; erreicht haben sie nichts.

Etwa 9 Uhr abends stimmte Oberst v. Schimpf, welcher zusammen mit dem Stabe des I. Bataillons dicht hinter der vordersten Linie dem Angriff gefolgt war, dem Vorschlag des Majors Wald zu, die Reste der Kompagnien an den Hohlweg zurückzunehmen.

Durch Melder diesen Befehl weiterzugeben, hätte Zeitverlust bedeutet und vielleicht noch weitere Menschenopfer gekostet. Also mußte dieses Mal die Stimme herhalten, ohne Rücksicht darauf, daß auch der Feind dadurch vom Einstellen des Vorgehens Kenntnis erhielt.

Nach späterer Erzählung des zur Dienstleistung beim Regiment kommandierten Leutnants Kruhöffer vom Feldart.-Regt. 80 soll die Gefechtslinie wie von aller Not und allem Elend erlöst gewesen sein, als sie die wohlbekannte helle Kommandostimme des Bataillonskommandeurs hörte: „I. Bataillon beim Hohlweg sammeln!“ Die vielen kleinen Grüppchen waren sich in dem unheimlich finstern, im fahlen, hie und da durch die zerschossenen Baumkronen fallenden Mondlicht gespensterhaft wirkenden Walde, wo überall der Tod lauerte, doch recht verlassen vorgekommen. Nun faßten sie wieder Hoffnung bei dem Gedanken, daß wenigstens noch ein Führer am Leben war!

Nach und nach fand sich bei den am Hohlweg feuerbereit gehaltenen Maschinengewehren ein Häuflein von etwa 250 Mann ein. Das I. Bataillon und die bei ihm eingeteilten M.-G.-Züge hatten schrecklich gelitten. Hauptmann Hegelmaier (4.), die Leutnants d. R. Pfister (2.) und Eberhardt (3.) waren verwundet; fast alle Unteroffiziere und 380 Mann tot, verwundet oder vermißt. Die tapferen Führer der M.-G.-Züge, Vizefeldwebel Staneker und Segeant Kreßner, sowie ein Gefreiter und zwei Richtschützen hatten den Heldentod gefunden; zwei weitere Unteroffiziere und fünf Maschinengewehrschützen waren verwundet, so daß nur noch zwei Maschinengewehre besetzt werden konnten. Die Verluste der beim Inf.-Regt. 132 eingeschobenen 3. Kompagnie, sowie des II. Bataillons, dessen Führung nach der schon gleich bei Beginn des Antretens zum Nachtangriff erfolgten Verwundung des Majors v. Borowsky (Schrapnellschußverletzung an der Hüfte) Hauptmann Schulz der 6. Kompagnie übernommen hatte, waren etwas geringer gewesen, Leutnant Teichmann (8.), sowie Offizierstellvertreter Schaeffer (3.) verwundet worden.

Trotz des noch lange Zeit hindurch mit unverminderter Heftigkeit anhaltendem feindlichen Feuers haben sich die Meldegänger des Bataillonsstabs oder andere in unmittelbarer Nähe befindliche Leute freiwillig erboten, Nachrichten über die Lage der weit verstreut im Walde liegenden Teile des Regiments zu holen. Der wackere Gefreite Hauß der 3. Kompagnie hat dreimal einen solchen gefahrvollen Gang ausgeführt; auf dem letzten brach er schwer verwundet zusammen. Auch den Gefreiten Bayer der 2. Kompagnie, der in allen seitherigen Schlachten und Gefechten als unzertrennlicher Begleiter seines Bataillonskommandeurs unzählige Beweise von Opfermut und Kaltblütigkeit geliefert hatte, traf das gleiche Schicksal, als er hinter der Gefechtslinie im stärksten Kugelregen entlang eilte, um die Lage am rechten Flügel beim Inf.-Regt. 132 festzustellen. Fünf Monate später ist dieser Tapfere, von seiner schweren Verwundung kaum geheilt, wieder beim Regiment eingetroffen, bald darauf aber als Unteroffizier vor Hooge den Heldentod gestorben.

Bis nach Mitternacht lagen die Reste des I. Bataillons, dabei der größte Teil der 7. und 8. Kompagnie, flüchtig eingegraben am Hohlweg in genau derselben Stellung, die das Regiment später, nachdem auch an der Ypernfront der Grabenkrieg begonnen hatte, vom 26. Dezember 1914 an bis zum Mai 1915 zu halten bestimmt gewesen ist!“

aus: „Das 8. Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 126  „Großherzog Friedrich von Baden“ im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1929

Samstag, 1. November 2014

1. November 1914


„Um 7 Uhr vormittags kracht der erste Schuß einer Haubitze, geführt von Hauptmann Heuß, in die massiven Gebäude hinen. Die Kanoniere opfern sich, britische Kugeln raffen einen nach dem anderen hin. Da springt Hauptmann Heuß als Richtkanonier ein und feuert weiter. Eine Schiffsgranate vom Kemmelberg tötet ihn, aber die Engländer beginnen zu weichen. Die Bataillone, mit ihren Kommandeuren an der Spitze, dringen auf verschiedenen Wegen in Messines ein. Scherwverwundet müssen die Führer der 9. und 10. Kompagnie, Oberleutnant Kitzinger und Feldwebel Marx, zurückbleiben. Leutnant Mößner mit seiner kleinen Schar hält den Martplatz dauernd unter Feuer, verhindert den Verkehr der Engländer über die Straße und erleichtert dadurch wesentlich die Einnahme der Häuser am Marktplatz.

Es ist unmöglich, den Häuserkampf im einzelnen zu schildern. Kurz, 12 Uhr mittags kann der Regimentskommandeur auf dem Marktplatz von Messines die Meldung entgegennehmen, daß seine Befehle durchgeführt sind. Der Feind war zurückgeworfen und richtete sich bei Wulverghem und In de Kruistraat neue Stellungen ein. Die Bataillone schanzten westlich Messines, Hauptmann Menzel besetzte den Südrand von Messines. ( … )

Messines bot ein trauriges Bild der Verwüstung und Zerstörung. Die schöne Klosterkirche und das an diese angebaute stattliche Königl. Institut für Offiziertöchter (institution royale) waren zu vollständigen Ruinen zusammengeschossen. Andauernd lag Messines unter schwerem und schwerstem Artilleriefeuer. Die über die Ränder von Messines hinausgeschobenen Kompagnien hatten darunter aber kaum zu leiden.“

aus: „Das Infanterie-Regiment „Kaiser Friedrich, König von Preußen“ (7. Württ.) Nr. 125 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923