Die Württembergische Armee hatte im Weltkrieg 1914 bis 1918 zwar nur einen Anteil von rund 4 % an den deutschen Streitkräften. Dennoch verging beinahe kein Tag ohne Verluste. Hier wird in losen Abständen durch die Veröffentlichung jeweils eines Schicksales an die Württembergischen Weltkriegsteilnehmer erinnert, die vor einhundert Jahren ihr Leben auf den Schlachtfeldern, auf den Verbandsplätzen, in den Lazaretten, in der Etappe, in der Heimat oder in Gefangenschaft lassen mußten.
Sonntag, 30. November 2014
Samstag, 29. November 2014
29. November 1914
„Am 29.
November, einem Sonntag, wurde in der Morgenfrühe der Sturm wiederholt, und nun
gelang es, in überraschendem Draufgehen die Häuser an der Straße und die links
davon im freien Feld zu nehmen. Die Verluste waren gering. Aber bis zum
Gutscherweg drang man nicht vor. Die Häusergruppe links wurde zur Verteidigung
ausgebaut. Der Gegner lag uns da ganz dicht gegenüber. Darum wurde diese Stelle
„Hexenkessel“getauft.
Das Korps
verzichtete nun auf weitere Unternehmungen, und damit begann für uns der
Stellungskmpf.“
aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr.
247 im Weltkrieg 1914–1918““, Stuttgart 1923
Kartenskizze unter 22. November 1914
Kartenskizze unter 22. November 1914
Freitag, 28. November 2014
28. November 1914
„Im Laufe
des Monats November werden die uns gegenüberliegenden Engländer von Franzosen
abgelöst. Beim Polderhoekpark liegen wir uns nur auf 10 Meter Entfernung
gegenüber, am linken Flügel auf stark 100 Meter. Wir stehen rechtwinklig zur
sonstigen Front und haben deshalb viel unter feindlichem, von links kommendem
Flankenfeuer zu leiden. – Ssst – bum! Ssst – bum! – Immer wieder erleiden wir
durch die feindlichen Granaten Verluste, vom vordersten Graben bis zurück zum
Regimentsstab. Mehrmals macht der Franzose Annäherungsversuche, jedoch ohne
Erfolg. .“
aus: „Ehrenbuch des württembergischen Reserve-Infanterie-Regiments
Nr. 248“, Steinenbronn 1932
27. November 1914
„Am 27.
November, mittags, 12 Uhr, begann die gesamte Artillerie mit Wirkungsschießen
auf die zu nehmenden Gräben. Man sah die schweren Mörsergranaten fliegen und
einschlagen. Die Franzosen rissen in hellen Haufen aus. Gegen 3 Uhr hörte das
Artilleriefeuer auf und die Truppen liefen durch die Laufgräben zur
Sturmausgangsstellung. Die Unterstützungen gingen vom Hauptgraben über das
freie Feld vor. Ein erwünschtes Ziel für den Gegner! Ein höllisches
Infanteriefeuer prasselte von allen Seiten den Stürmenden entgegen, besonders
aus dem Polygonwald. Sie waren gezwungen, sich hinzuwerfen. Leutnant Nell
opferte sich an der Spitze seiner Kompagnie. Wohl 100 Mann kostete uns dieser
Sturm. Noch schlimmer waren die 26er Jäger zusammengeschossen, die man später
noch zu Dutzenden draußen liegen sah.“
aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr.
247 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923
Kartenskizze unter 22. November 1914
Mittwoch, 26. November 2014
Dienstag, 25. November 2014
Montag, 24. November 2014
24. November 1914
„Vom
21.-24. November befand sich das Regiment letztmals in den Stellungen bei
Messines. Nach Ablösung durch das bayerische Res.-Reg. 20 marschierte es in der
Nacht vom 24./25. November über Warneton–Quesnoy nach La Madelaine und Rouges
Barres (nördlich Lille), am 26. nach Ascq (I., III. M.-G.-K.) und Baisieux (II.
Bataillon), Ortschaften östlich Lille in der Nähe der der Bahnlinie nach Tournai
(s. Skizze 8).“
aus: „Das Infanterie-Regiment „Kaiser Friedrich,
König von Preußen“ (7. Württ.) Nr. 125 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923
Sonntag, 23. November 2014
23. November 1914
„nach
einer kurzen Periode scharfen Frostes in der ersten Hälfte des November setzte
die lange Regenzeit ein, die in Flandern den Winter vertritt. Eine besondere
Tücke war das windige Seeklima. Dazwischen durch gab es immer wieder einzelne
schöne und milde Tage. Aber im großen Ganzen war der Winter doch nur ein ewig
dünkender endloser Regen.
Das
Wasser offenbarte sich als neuer Feind von ungeahnter Wirkung, der gleichmäßig
beide Gegner heimsuchte. Es rieselte vom Grau des Himmels hernieder, es quoll
aus den Grabenwänden hervor, es drückte langsam und unwiderstehlich aus dem
Grunde der Gräben hervor. Die Erde drückte seitwärts gegen den Grabenraum,
neigte sich schräg über, bröckelte ab und stürzte mit dumpfem Laut in den
Graben. Die Erde heftete sich an die Füße des Mannes, hemmte seinen Schritt,
schien seine Stiefel halten zu wollen und überzog als schmierige und
durchfeuchtende Kruste seinen Mantel und die Kleider. Die Erde setzte sich als
feuchte Sandkörner in die Schloßteile des Gewehres, knisterte zwischen den
Zähnen des Mannes, wenn er aß und machte ihm das Leben zuwider.“
aus: „Das Württembergische Reserve-Infanterie-Regiment
Nr. 246“, Stuttgart 1931
Samstag, 22. November 2014
22. November 1914
„Unser
Vorstoß am 5. November ließ die Franzosen nicht ruhen. Am Sonntag, den 22.
November, machten sie einen neuen Vorstoß aus Linie Arracourt – Bures gegen
Juvrecourt und Réchicourt. Sie hatten wohl die Absicht, unsere Vorpostenlinie
über die Grenze zurückzudrücken und die Grenzhöhen mit den guten
Beobachtungspunkten uns zu entreißen. Bei Réchicourt kamen sie zunächst voran, wurden
dann im Gegenstoß zurückgeworfen. Dort waren auch 3 Kompagnien des III.
Bataillons von Kleinbessingen aus eingesetzt. Die eingesetzten Kompagnien
nahmen den Gegner (Infanterie, Kavallerie und Panzerautos) unter wirksames
Feuer, worauf sich dieser fluchtartig in seine Ausgangsstellung zurückzog.
Verluste des Bataillons: Oberleutnant Schall, Führer der 10. Kompagnie, und 1
Mann tot, 9 Mann verwundet.
Ernster
war die Lage bei Höhe 267 und am Grenzsattel. Generalmajor v. Göz erhielt 12
Uhr mittags den Befehl, den Defensivflügel von Höhe 300 bis Xanrey zu
übernehmen. Morgens war das I. Bataillon durch das II. Bataillon abgelöst
worden. Schon während der Ablösung von 7.40 Uhr ab setzte starkes feindliches
Artilleriefeuer auf Grenzsattel und Juvrecourt ein. Der Gegner entwickelte von
9.30 Uhr ab Schützenlinien in Stärke von mehreren Kompagnien in Richtung Höhe
267–Grenzsattel–Juvrecourt. Ein Halbzug der 7. Kompagnie, welche als
Vorpostenreserve auf Höhe 300 lag, wurde der 5. Kompagnie des bayr. Inf.-Reg.
14 (Parst) auf deren Bitte zur Verfügung gestellt. Die Kompagnie war durch
Artilleriefeuer und den Angriff überlegener Kräfte hart bedrängt. Damit sich
nicht die Lage vom 26. Oktober wiederhole, wurden auch die beiden anderen Züge
der 7. Kompagnie (ein Halbzug war der 6. Kompagnie zur Unterstützung zugeteilt)
auf Höhe 267 eingesetzt. Hauptmann Niethammer übernahm dort die Leitung der
Verteidigung, da der Kompagnieführer und eine Anzahl seiner Leute verwundet
waren. Hauptmann Niethammer sammelte die Bayern und setzte zunächst nur zwei
Halbzüge seiner Kompagnie unter der Führung von Leutnant Kröner und
Vizefeldwebel Öchsler gegen feindliche Schützenlinien im Talgrund ein. Diese
Schützenlinien des Gegners erlitten starke Verluste und wichen zurück. Nun
setzte der Gegner nachmittags 3 Uhr mit 4-5 Kompagnien zum Hauptstoß auf 267
an, an dem sich auch 6 Panzerautos, welche bei Arracourt auffuhren, mit
lebhaftem Maschinengewehrfeuer beteiligten. Da zugleich auch starkes
feindliches Artilleriefeuer auf 267 lag, stand die Lage zwischen 3 und 5 Uhr
nachmittags kritisch. Hauptmann Niethammer setzte nun auch seinen Reservezug
ein, doch wagte der Gegner den Sturm auf den Wald nicht; der Angriff blieb im
Feuer stecken. Gegen 5 Uhr wirkte der Vorstoß unseres III. Bataillons bei Réchicourt
und Flankenfeuer aus Richtung Juvrecourt auch hier entlastend, der Gegner baute
ab. Die 12. Kompagnie, welche zusammen mit einer bayr. Kompagnie von 4.30 Uhr
ab zum Flankenstoß auf den zurückweichenden Gegner ansetzte, kam infolge
einbrechender Dunkelheit nicht mehr zum Feuern. – Die 7. Kompagnie unter
Hauptm. Niethammer hatte die Hauptlast getragen; der 22. Nov. 1914 ist ein
Ehrentag für die Kompagnie. Ihre Verluste waren in Anbetracht des starken
feindlichen Kräfte- unsd Munitionseinsatzes mäßig: 5 Schwerverwundete, wovon 3
starben. Gesamtverluste des Regiments: 1 Offizier, 5 Mann tot, 2 Offiziere, 12
Mann verwundet.“
aus: „Das Württembergische Landw.-Inf.-Regiment im Weltkrieg
1914–1918“, Stuttgart 1923
Freitag, 21. November 2014
21. November 1914
„Das
Bataillon war zuerst der 43. Inf.-Brigade, nachher den Etappenkommandanturen
Longwy und Longuyon unterstellt. 2 Stunden Patrouillengang, 4 Stunden Pause,
dann wieder hinaus und dies in fortwährendem Wechsel bei Tag und Nacht, bei
Sonnenglut und Wintersturm – so gestaltete sich der strenge Bahnschutzdienst
der ersten Zeit; an Kunstbauten standen besondere Posten. Dazu war dieser
Dienst nicht ungefährlich. Bei den Patrouillengängen mußte zumeist auf dem Geleise
gegangen werden. Immer wieder kam es vor, daß einzelne Landsturmmänner, wenn
etwa zwei Züge sich begegneten, überfahren wurden, und schließlich war es auch
kein Vergnügen, zu jeder Jahreszeit Wind und Wetter über sich ergehen zu
lassen. Die Unterbringung in den Bahnwärterhäuschen und Baracken war fürs erste
recht feldmäßig, bis das Batailloin selber den Bau solider Baracken inn die
Hand nahm, und die Verpflegung war zeitweise knapp, fast ungenügend.“
aus: „Landsturm vor! Der mobile württembergische
Landsturm im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1929
Donnerstag, 20. November 2014
20. November 1914
„Abgesehen
von den kleinen, unvorbereiteten Angriffen von Kompagnien und Zügen in den
Monaten Oktober und November, die trotz der allenthalben an den Tag gelegten
Angriffsfreudigkeit keinen wesentlichen Erfolg zu erzielen vermochten,
herrschte damals nach den Begriffen, wie sie sich später herausgebildet haben,
tiefe Ruhe. Tagelang fiel oft von beiden Seiten kein Schuß. Verbrüderungsversuche,
wie sie insbesondere von den Franzosen angestrebt wurden, blieben auf Befehl
unbeantwortet.“
aus: „Das Infanterie-Regiment „Kaiser Wilhelm, König
von Preußen“ (2. Württemb.) Nr. 120 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922
Mittwoch, 19. November 2014
19. November 1914
„In
dieser Zeit übernahm Generalmajor Frhr. v. Brand das Regiment. Er begrüßte es
zunächst schriftlich und teilte mit, daß sämtliche Vorgesetzte des Lobes voll
seien und daß er stolz sei, eine solche Truppe zu kommandieren. Am selben Tage
begab er sich auch noch hinaus in die Stellung und begrüßte dort Major
Gutscher. Der konnte ihm berichten, daß die Stimmung immer noch sehr gut sei
trotz der großen Anstrengungen, daß die Verpflegung nun auch gut und reichlich
sei. Man hatte auch versucht, der Kälte mit Alkohol abzuhelfen. Damit hatte man
schlechte Erfahrungen gemacht. Die Antialkoholiker verzichteten zugunsten
anderer, und die genossen des Guten zu viel. Der Krankenstand war ziemlich hoch
und eine Ablösung binnen kurzem notwendig. Keibergmolen hatte dem Regiment 6
Offiziere (Offizierstellvertreter mitgerechnet) und 437 Mann gekostet. Im
ganzen hatte das Regiment bis dahin 51 Offiziere und 1900 Mann verloren.“
aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr.
247 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923
Dienstag, 18. November 2014
18. November 1914
„Allein
die 4. Batterie kam nicht in den Genuß der Ruhetage von Grandpré; sie löste am
29. Oktober die 4./Feldart.Regts. 49 im Argonnenwald ab und hatte von da ab
eine neue interessante Aufgabe. Die Geschütze wurden in dem dichten, mit
Unterholz durchwachsenen Urwald nur mit Schwierigkeiten in Stellung gebracht.
Die Schußbahnen mußten mühsam durch Sprengung der im Wege stehenden Bäume
geschaffen werden, um allmählich Schußfeld auf die Anmarschgräben des Gegners zu
bekommen. Die Schilde erwiesen sich auf die nahen Entfernungen zu schwach und
wurden durch Sandsackpackungen verstärkt. Nach den guten Erfahrungen mit der 4.
Batterie wurden noch weitere Teile in den Wald eingebaut.; es folgte am 8.
November ein Zug der 6. Batterie unter Leutnant
Hegelmaier. Leider wurde dieser vortreffliche Offizier am 18. November auf
einem Erkundungsgang, als er eben seine Ernennung zum Oberleutnant erfahren
hatte, von einem feindlichen Sprengstück im Genick verwundet, was seinen sofortigen
Tod zur Folge hatte. .“
aus: „Das Württembergische Feldartillerie-Regiment König
Karl (1. Württ.) Nr. 13 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1928
Montag, 17. November 2014
17. November 1914
„Vom
Karmeliterkreuz, das am westlichen Rand des Priesterwaldes steht, führt quer
durch das Holz ein Weg bis zu dem Abfall ins Moseltal. Ungefähr dieser
Waldstraße entlang hatte sich das II. Bataillon des Landwehr-Regiments Nr. 32
eine Stellung geschaffen, die von dem Bataillon 53 bezogen werden mußte.
Fontaine du Père Hilarion – Quelle des Vaters Hilarion – nennen die Leute der
Gegend den Waldteil, in dem noch ein altes Forsthaus zu finden ist.
Die neue
Stellung war nicht günstig für die Verteidiger. Unter geschickter Ausnützung
des Geländes hatten die Franzosen an einzelnen Punkten nördlich Montaville,
also oben in schutzbietendem Dickicht des Waldes, ihre gutverdeckten Kanonen
aufgestellt. Zwischen dem Bataillon 53 und seinem Nachbarbataillon vom Landwehr-Regiment
65 war eine Lücke von etwa 30 Meter, die der Gegner bald herausgefunden hatte.“
aus: „Schwäbische Kunde aus dem großen Krieg“,
Stuttgart 1918
Sonntag, 16. November 2014
16. November 1914
„Im Laufe
des Novembers wurden weitere Teilangriffe mit beschränkten Zielen durchgeführt,
die neben zahlreichen Gefangenen mehrere 100 m Geländegewinn brachten.“
aus: „Die 27. Infanterie-Division im Weltkrieg 1914–18“, Stuttgart 1925
Samstag, 15. November 2014
15. November 1914
„Das
anhaltende Regenwetter machte bei der völligen Erschöpfung der Truppen weitere
Angriffe unmöglich. In den nächsten Tagen vollzog sich allmählich der Übergang
zum systematischen Stellungskrieg.
Wenn auch
das weitere Heranarbeiten der vordersten Truppen an den Feind höheren Orts
verlangt und befohlen wurde, traten doch
zunächst bei dem ununterbrochenen Regen die Forderungen an den Ausbau der
Stellung in den Vordergrund und nahmen alle Kräfte in Anspruch.
Die
Frontausdehnung der Division betrug etwa 2 km, die Gefechtsstärke der in
vorderer Linie eingesetzten Infanterie etwa 3100 Gewehre, so daß eine
regelmäßige Ablösung in zweitägigem Wechsel möglich war.“
aus: „Die 54.( Württembergische) Reserve-Division im
Weltkriege 1914–18“, Stuttgart 1929
Freitag, 14. November 2014
Donnerstag, 13. November 2014
13. November 1914
„Das
Wetter war meist schlecht; der Schlamm auf Wegen und Feldern knietief; die
Straße nach Zandvoorde übersät mit Granatlöchern, die voller Wasser standen; in
den Wäldern, deren Verwüstung durch die Artilleriebeschießung täglich
fortschritt, sah es nicht besser aus. Leichen und Tierkadaver lagen überall
herum und verpesteten die Luft.
Die
Verpflegung der vordersten Linie blieb andauernd schwierig; die Feldküchen der
Kompagnien konnten selbst bei Nacht nur bis Basseville-Cabt. vorfahren, weil
die Straße über Calvaire–Zillebeke, auf welcher sich der gesamte Verkehr hinter
der Front von fünf vorne im Schützengraben liegenden Regimentern abwickeln
mußte, vom Feinde ständig, auch mit Artillerie, beschossen war. Unter den armen
Essenholern, welche des Abends in 3- bis 4stündigem Marsch durch tiefen Morast
mitunter querfeldein den gefahrvollen Weg zweimal zurückzulegen hatten, sind
zahlreiche Verluste eingetreten. Und wie oft mag es vorgekommen sein, daß die
Verpflegung kalt, in unzureichender Menge oder überhaupt nicht nach vorne zu
den Schützengrabenkämpfern gelangt ist!“
aus: „Das 8. Württembergische Infanterie-Regiment
Nr. 126 Großherzog Friedrich von Baden im
Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1929
Mittwoch, 12. November 2014
12. November 1914
„Unsere
2. Pi. 13 blieb bis Weihnachten 1915 im Abschnitt der 53. Inf.-Brigade und war
vom 1. November 1914 ab ausschließlich dem Gren.-Regt. 123 zugeteilt und
südlich Binarville eingesetzt. Ihre Tätigkeit erstreckte sich auf den
Stellungsbau, das Beseitigen von Schußfeldstörungen, Heranarbeiten an den
Gegner mit Sappen, Werfen der jetzt überall als Kampfmittel aufkommenden
Handgranaten, Bedienen von Minen- und Ladungswerfern, Herstellung eigener und
Wegräumen feindlicher Hindernisse, Begleiten der Infanterie bei ihren Stürmen
auf die feindlichen Grabenstellungen, Um- und Ausbau genommener Stellungen. Bei
den Vorstößen im November und Dezember 1914 brachte die Kompagnie wiederholt
zahlreiche Gefangene zurück, so z. B. Vizefeldw. Bodenhöfer am 20. November
deren 33, Vizefedw. Schmid am 3. Dezember dern 11. Leider kostete dieser
Kleinkrieg auch Opfer. Im November 1914 fielen 5 Pioniere (Gefr. Eschenbacher,
Munz, Pion. Kraft, Karl Müller II, Friedr. Karl Müller III), 13 wurden
verwundet; im Dezembber gab es wieder 3 Tote (Sergt. Lepke, Pion. Burgi,
Scherer) und 12 Verwundete, im Januar 1915 6 Tote (Gefr. Reiser, Pion. Böhm,
Krebs, Reiser, Riecker, Stahl) und 6 Verwundete, im Februar 1915 4 Tote (Vizefeldw.
Krapf, Pion. Levison, Schrag) und 6 Verwundete.“
aus: „Das württembergische Pionier-Bataillon Nr. 13 im
Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927
Dienstag, 11. November 2014
Montag, 10. November 2014
10. November 1914
„Von
besonderen Taten ist von diesen Tagen eine Patrouille des Lautnant Haffner (9.
Kompagnie) zu erwähnen, der die Aufgabe hatte, die ungefähre Stärke beim Gegner
um Michelbach festzustellen. Es gelang ihm, bis auf 50 Meter an die Straße von
Rodern nach Gewenheim im Walde vorzukommen.
Der Wald war im südlichen Teil schon stark besetzt. Dem Gehörten nach zu
urteilen, fällten die Franzosen Holz. Ein paarmal mußte sich die Patrouille,
die im letzten Teil des Weges nur noch aus 3 Mann bestand und die anderen als
Sicherung zurückgelassen hatte, vor vorbeieilenden französischen Abteilungen
ducken, ohne bemerkt zu werden. Auf dem Rückweg werden die Tapferen aber
nördlich vom Gutshof Michelbach von einem Zug Franzosen entdeckt, die eben als
Posten aufgezogen waren, und von ihnen unter Feuer genommen. Was blieb anders
übrig, als das Heil im nahen Wald zu suchen. Auf dem Sprung dorthin blieb
Gefreiter Pfau, in den Oberschenkel getroffen, liegen, Hornist Stärk fiel beim
Betreten des Waldes tot zusammen. Leutnant Haffner gelang es aber noch, trotz
eines Schusses in den Oberschenkel, durch die Wälder bis zum Bahnhof Aspach
sich durchzuschlagen, wo die eigene Feldwache ihn aufnahm und nach Niederaspach
brachte. Die Nachricht war wichtig: hinter Michelbach hatten die Franzosen
genügend Kräfte aufgebaut, gegen die das „Auge ins Dollertal“, wie man
Michelbach oft nannte, mit den eigenen schwachen Kräften nicht zurückgewonnen
werden konnte. So beschränkte man sich darauf, den Wald zwischen Höhe 322 und
Michelbach zu halten und den Einblick allen vorfühlenden feindlichen
Patrouillen zu verwehren. Oberaspach fiel von selbst aus der Verteidigungslinie
heraus, blieb aber noch mit einem starken Offiziersposten besetzt..“
aus: „Das Württembergische Landwehr-Inf. Regiment
Nr. 119 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923
Sonntag, 9. November 2014
9. November 1914
„So waren
wir drin im Grabenkrieg. Zwar hatten wir weder Maschinengewehre noch
Nahkampfwaffen, auch fehlten uns Seitengewehre – der lange Kavalleriedegen war
ja nur als Lanzenersatz zu Pferde gedacht – und unsere schweren Reiterstiefel,
die die langen Fußmärsche noch beschwerlicher machten und mit deren Sporen man
dauernd im Graben hängen blieb, konnten auch kaum als Ausgleich betrachtet
werden, aber es ging auch so. Unserer Schützentätigkeit war namentlich wegen
des sehr geringen Schußfeldes, obwohl der Engländer im Mittel kaum 500 Meter
entfern lag, sehr gering. Wir waren lediglich auf die Abwehr angewiesen. Auch
die feindliche Infanterie war tagsüber sehr ruhig, nur einzelne Kunstschützen
wesentlich vorwärts ihrer eigenen Front, von uns mit dem Ehrennamen „Rüben-
oder Häuserschwein“ belehnt, belästigten uns durch ihr wohlgezieltes Feuer den
ganzen Tag, ohne daß es uns gelingen wollte, ihren Standpunkt wirklich
festzustellen, geschweige sie zu beseitigen. Jeden Abend dagegen eröffnete die
feindliche Grabenbesatzung ein wahnsinniges Schnellfeuer, genannt der
Abendsegen, der von uns grundsätzlich mit Stillschweigen erwidert wurde. Der
Zweck dieses Abendsegens ist uns unverständlich geblieben und läßt sich einzig
und allein als eine Angstäußerung erklären. Dagegen war die feindliche
Artillerie, die stark mit mittlerer untermischt und von unserer Artillerie
infolge Munitionsmangels so gut wie gar nicht bekämpft werden konnte, fast
immer den ganzen Tag tätig. Es darf wirklich Heldenmut genannt werden, womit
ihr andauerndes Feuer sowohl gegen unsern Graben, der an unserem Frontabschnitt
erst nächtlicherweile aus bescheidenen Anfängen in einen solchen für stehende
Schützen vertieft werden mußte, als besonders gegen die Douve-, Croix- und
Potterieferme, in denen sich die Regiments- und Brigadestäbe befanden, ertragen
worden ist. Unser Verdienst wird dadurch nicht geringer, daß unsere Verluste
dort nur 2 Tote und 4 Verwundete betragen haben.“
aus: „Dragoner-Regiment „König“ (2. Württ.) Nr. 26 im
Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921
Samstag, 8. November 2014
8. November 1914
„8.
November 1914
Die Nacht
verlief ruhig. Der Angriff auf den Park von Wytschaete kam noch immer nicht
vorwärts. Der linke Flügel der 3. Inf.-Div. und der Rest des Korps Urach
verstärkte dauernd die vordere Linie. Das feindliche Artilleriefeuer hielt
während der ganzen Nacht an, ohne viel Schaden anzurichten. Gegen Morgen wies
das Gren.-Regt. 2 einen feindlichen Angriff auf seinem rechten Flügel ab. Der
Angriff im Park von Wytschaete wurde fortgesetzt, ebenso wurde auf der übrigen
Front des Korps Urach an der Verstärkung der Stellung weitergearbeitet.
Nördlich dieses Korps ging die 25. Res.-Div., nördlich Wytschaete vorbei, in
westlicher Richtung angriffsweise vor. Südlich des Korps (südlich des
Douvebachs) lag die 7. Kav.-Div. noch in ihren alten Stellungen. Das feindliche
Artilleriefeuer war den ganzen Tag über sehr stark. 4.45 Uhr nachmittags wurde
für den Abend die Ablösung der 52. Inf.-Brig. (Inf.-Regt. 121) durch die 51.
Inf.-Brig. befohlen und ausgeführt. Je ein Bataillon der 51. Inf.-Brig. wurde
hinter der Front der 11. Landw.-Brig. und im Nordteil von Messines als Rückhalt
für die Landwehr belassen. Die 52. Inf.-Brig. bezog mit dem Stabe und
Füs.-Regt. 122 (ohne ein Bataillon, das in Messines verblieb) Ortsbiwak in
Warneton. Inf.-Regt. 121 trat an Stelle des Gren.-Regt. 119 in Armeereserve.
Die 1. Pionier-Kompanie 13, Pioniere der 6. bayr. Res.-Div., der Korps- und
Div.-Br.-Tr. hatten nach Anordnung des Hauptmann Neuenzeit Hindernisse
anzubringen. Die vordere Stellung sollte für längeres Verweilen festungsartig
ausgebaut werden. Ein Zug M.-G.-K. 125 wurde in die vordere Linie der Landwehr
zwischen Messines und Douvebach eingeschoben. Nach Gefangenenaussagen stand
neuerdings das XX. franz. A,-K, bei und östlich Kemmel, wo auch Engländer in
Reserve stehen. Im Walde westlich Wytschaete sollen sich Engländer und Zouaven
befinden. 10 Uhr nachmittags teilte die 3. Inf.-Div. mit, daß im Park und
nordwestlich Wytschaete bei Kapellerie kleine Fortschritte gemacht worden
seien. Die Höhe 75 werde stark ausgebaut.“
aus: „Die 26. Infanterie-Division im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1927
(Div.-Br.-Tr.: Divisions-Brückentrain, M.-G.-K.: Maschinengewehr-Kompagnie; A.-K.: Armee-Korps)
Freitag, 7. November 2014
7. November 1914
„Jetzt
stellte sich auch ein neuer Feind ein, der ebenso unangenehm wurde und Verluste
verursachte, wie die französische Artillerie. Es war dies der Regen, der
namentlich in den Nächten unaufhörlich niederging. Das Wasser stand in den Gräben,
es lief zu den Unterstandseingängen herein, es sickerte durch die damals noch dünne
Decke der Unterstände, das ganze Erdreich war bald vollgesogen wie ein Schwamm.
Nun rutschten die Grabenwände ein, Unterstände stürzten in sich zusammen und
begruben die Insassen unter der Erdmasse. Mancher mußte mit schweren
Quetschungen und Verletzungen herausgegraben werden, bei einigen kam die Hilfe
auch zu spät, sie waren schon erstickt. Fieberhaft mußte an der Instandhaltung
der Stellung gearbeitet werden. Es war zum Verzweifeln, kaum war man an einer
Stelle fertig, schon stürzte an einer andern der Graben ein. Bis über die Knie
im Wasser und Schlamm watend, konnte man sich nur mühsam vorwärtsbewegen und
mancher Essenholer kam mit leerem Kochgeschirr, dafür aber mit vollen Stiefeln
an.“
aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr.
121 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922
Donnerstag, 6. November 2014
6. November 1914
„Am 6.
November konnte die Artillerievorbereitung des Angriffs starken Nebels wegen
erst etwa 11 Uhr vormittags beginnen. Feldartillerie und eine schwere Batterie
des II./Fußart.-Regts. 10 nahm die vor der Front des Regiments liegenden
feindlichen Stellungen unter Feuer, andere Batterien beschossen die Waldblöße
nördlich und nordöstlich Camp. Schwere Geschütze des II. bayer. Armeekorps
hielten den großen Wald nördlich vom Kanalknie zwischen Eisenbahn und Straße
nach Verbranden–Molen kräftig unter Streufeuer, und eine Mörserbatterie der
Division sandte auf ausdrücklichen Befehl des Generalkommandos unausgesetzt
ihre ehernen Grüße nach Ypern selbst hinüber.
Gegen 2
Uhr nachmittags trat unsere Infanterie, welche mit begreiflicher Ungeduld die
Vorverlegung des eigenen Artilleriefeuers erwartet hatte, aus ihren
Schützengräben an.
Das III.
Bataillon stieß mit 10., 12., 11. Kompagnie in vorderster Linie, mit 9. hinter
der 10. folgend, gegen Camp vor.
Das I.
schloß sich mit 1. und 3. Kompagnie in vorderster Linie an, die 4. Kompagnie
folgte hinter der Mitte, die 2. deckte, an der Eisenbahn entlang gehend, die
linke Flanke des Regiments.
In
raschem Anlauf überrannten unsere Schützen südlich von Camp gelegene, schwächer
besetzte Vorstellungen der Franzosen. Wer sich nicht gutwillig ergab, wurde mit
dem Bajonett zusammengestochen oder mit dem Gewehrkolben niedergeschlagen. Der
Unteroffizier Kohler und die Reservisten Roll und Stolz der 3. Kompagnie
machten dabei 2 Offiziere und 15 Franzosen zu Gefangene, die sich bei einem
größeren Unterstand verzweifelt wehrten.
Dann aber
verlangsamte sich unwillkürlich das prachtvolle Vorstürmen der „Achter“ auf die
weit zerstreuten Häuser und Gehöfte von Camp. Viele mit Drähten durchzogene
Hecken und Drahtzäune hemmten hier den Sturmanlauf. Dahinter lagen stets nur
wenige französische Schützen eingegraben. Sobald sich unsere Schützenlinien
durch diese Hindernisse durchgearbeitet hatten, prasselte ihnen von andern,
fast rechtwinklig zu unserer Angriffsfront liegenden Schützen vernichtendes
Feuer in die Flanke, eine verdammte Taktik, die bald klaffende Lücken in unsere
Reihen riß!
Trotz des
rasenden feindlichen Infanteriefeuers aus der Front und zahlreicher über den
Schützenlinien platzenden Schrapnells, die unsere Reserven zum Ausschwärmen und
Einschieben veranlaßten, ging der Infanterieangriff unaufhaltsam vorwärts.
Gegen 4 Uhr abends waren die französischen Stellungen beiderseits von Camp in
unseren Händen.
Die
tapferen Musketiere, welche dem auf Klein-Zillebeke weichenden Gegner dicht auf
den Fersen blieben, ahnten noch nicht, welch schwerer Verlust unser Regiment
betroffen hatte. Oberst v. Schimpf war gefallen! Etwa 3 Uhr nachmittags hatte
der Regimentsstab, zusammen mit dem Stabe des I. Bataillons kaum 200 m hinter
der Schützenlinie dem Angriff folgend, einen geräumten französischen
Schützengraben südlich vom Camp erreicht, wo heftiges Strichfeuer beide Stäbe
zwang, vorübergehend Deckung zu suchen. Wenige Minuten später, als die Schützen
des I. Bataillons mit lautem Hurra im Wald südwestlich Camp verschwanden, ging
es weiter. Oberst v. Schimpf gab, nach rückwärts gewendet, einem Melder Befehl,
das hinter unserem Regiment folgende halbe III./132 näher heranzuholen, da
sank er mit leisem Klagelaut blutüberströmt zusammen. Ein Infanteriegeschoß hatte ihm den Schädel
durchbohrt. Der Gefreite Gfrörer und einige andere Melder des Bataillonsstabs
brachten den Bewußtlosen nach dem Truppenverbandplatz in Schloß Hollebeke
zurück, wo er gegen 7 Uhr abends verschieden ist. Auf dem Garnisonfriedhof zu
Straßburg im Elsaß hat der Unvergeßliche später seine letzte Ruhe gefunden.
Ehre seinem Andenken!
Nicht nur
von den Offizieren, die Zeugen seines Heldentodes sein mußten, sondern vom
ganzen Regiment ist dieser ritterliche Führer aufrichtig betrauert worden, der
seinen „Achtern“ in jeder Hinsicht als Soldat wie als Mensch ein leuchtendes
Vorbild war und sich ihres unbegrenzten Vertrauens hat erfreuen dürfen.
Aber zum
Trauern blieb in jener bitteren Stunde keine Zeit! Major Wald übernahm unter
Beibehalt der Führung seines Bataillons den Befehl über das Regiment. In kühnem
Draufgehen waren die Bataillone inzwischen, vermischt mit Teilen der 82.
Inf.-Brigade und des Inf.-Regts. 132, bis auf Höhe von Klein-Zillebeke
vorgedrungen, wo eilends herangeführte Reserven den deutschen Sturmlauf zu
hemmen sich vergeblich bemühten. 5 Uhr abends waren die französischen
Regimenter 90 und 268 über den Haufen geworfen, im ganzen 730 Mann, dabei 12
Offiziere, von denen einer dem Kommandeur unseres I. Bataillons mit den Worten:
„Volià, cela me suffit de la guerre“ Revolver und Degen entgegengehalten hatte,
zu Gefangenen gemacht, von Teilen der 11. und 12. Kompagnie, die in der Hitze
des Gefechts bis an den linken Flügel des Regiments geraten waren, am Bahndamm
auch zwei Maschinengewehre erbeutet.
Mit
welchen Opfern aber hatte das Regiment diese Erfolge erkauft! Die Verluste
allein an Offizieren betrugen 13. Außer Oberst v. Schimpf waren gefallen:
Leutnant Frhr. v. Schellerer, Kompagnieführer der 12. Kompagnie; die Leutnants
d. R. Wunder und Wölfflen, Kompagnieführer der 1. bzw. 11. Kompagnie (ersterer
erst drei Tage zuvor nach Wiedergenesung von früherer Verwundung mit dem
Ersatztransport aus der Heimat eingetroffen!) ferner der Offizierstellvertreter
Ritter der 9. Kompagnie. Verwundet waren: Hauptmann Jürgensen (9.); Leutnant
Stepp, Kompagnieführer der 2. Kompagnie; Fähnrich May (9.); Leutnant d. R.
Mathies vom Feldart.-Regt. 80, kommandiert zur 11. Kompagnie; Leutnant d. L. a.
D. Zech (4.), sowie die Offizierstellvertreter Trommer (2.), Herrel (3.), Bauer
(12.).
Die
Verluste an Unteroffizieren und Mannschaften genauer anzugeben, ist nicht mehr
möglich. So viel steht indessen fest, daß sie schrecklich gewesen sind.
Aber
trotz des Ausfalls an Unterführern stürmte der so gut wie führerlos gewordene
Schützenhaufen des I. und III. Bataillons von Klein-Zillebeke aus durch die
anschließenden Waldstücke hindurch beinahe bis zur Höhe 60 und zu den ersten
Häusern von Zwarteleen weiter. Der tapfere Gefreite Marion von der 3. Kompagnie,
der nach Verwundung seines Zugführers den Zug übernommen und seinen Kameraden
ein hervorragendes Beispiel an Mut und Schneid gegeben hatte, erwarb sich das
Eiserne Kreuz. Vor Zwarteleen kam der Angriff endgültig zum Stehen.
Ein paar
Gruppen des III. Bataillons sind zwar in dem allgemeinen Durcheinander zusammen
mit dem fliehenden Feind noch fast 1,5 km weiter bis an die ersten Häuser von
Zillebeke durchgestoßen, dort aber in englisches Maschinengewehrflankenfeuer
geraten, das sie nötigte, sich im Handgemenge nach rückwärts auf Zwarteleen durchzuschlagen,
wo sie, freilich stark gelichtet, aufgenommen werden konnten.
Es gelang
am Abend des 6. November nicht, die Höhe 60 und das Dörfchen Zwarteleen in
Besitz zu nehmen. Der dort stark verschanzte Feind leistete hartnäckigen
Widerstand, den zu brechen die Stoßkraft unserer zu Tode erschöpften Infanterie
nicht mehr ausreichte. Dazu kam noch, daß gegnerische Artillerie mit für uns
furchtbarer Wirkung die erreichte Linie ständig unter Feuer hielt, und die 82.
Inf.-Brigade in den Wäldern nordöstlich von Klein-Zillebeke noch erheblich
weiter zurückgeblieben war.“
aus: „Das 8. Württembergische Infanterie-Regiment
Nr. 126 „Großherzog Friedrich von Baden“ im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1929
Mittwoch, 5. November 2014
5. November 1914
„Nach
Ablösung durch die 11. Landwehr-Brigade und Füs.-Reg. 122 wurde das I.
Bataillon am 4. November abends, das II. am 6. zur Verstärkung von 122 erneut
eingesetzt und auf das bastionartig nach allen Seiten befestigte hochgelegene
Gehöft „In de Kruistraat“ an der Kreuzung der Wege Messines–Lindenhoek und Wytschaete–Wulverghem
eingesetzt. Die am Morgen des 5. November in Form eines Handstreichs versuchte
Wegnahme des Gehöfts scheiterte an dem starken M.-G.-Feuer aus demselben. Erst
als die Artillerie sich auf das Gehöft, vor dem die Kompagnien auf
Sturmentfernung lagen, im Lauf des Tages eingeschossen und gewirkt hatte,
konnte der Sturm der Kompagnien und vom Füs.-Reg. 122 unternommen werden.
Mit
sinkender Sonne, die freilich manchem der wackeren Stürmer zum letztenmal
schien, war das beherrschende Gehöft mit den anstoßenden Stellungen
einschließlich der ebenfalls wichtigen Spanbrokmühle, einer in Trümmer
liegenden Windmühle, genommen, eine größere Anzahl Gefangener gemacht und mit
diesem Geländegewinn ein weiterer guter Schritt auf den Kemmel zu getan.“
aus: „Das Infanterie-Regiment „Alt Württemberg“ (3.
Württ.) Nr. 121 im Weltkrieg 1914–1918“,
Stuttgart 1921
Dienstag, 4. November 2014
4. November 1914
„Nun
kommt der 4. November. Von Tagesanbruch an hat die gesamte Artillerie Befehl,
die feindlichen Stellungen unter stärkstes Feuer zu nehmen. Um 8.45 Uhr
vormittags soll dieses Feuer nach vorwärts verlegt und der Sturm durch die
Infanterie ausgeführt werden. Der Divisionskommandeur „erwartet um 9 Uhr vormittags
Meldung, daß Kruistraat erstürmt ist“.
Unter dem
Schutze des schweren Feuers, das von sichtbar guter Wirkung ist, arbeiten sich
die Kompagnien wieder ein Stück vorwärts. Immer wieder glückt es einem Zuge,
einer Gruppe, sich vorzuschieben. Gegen ½ 9 Uhr liegen Teile der 10. Kompagnie
80 Meter vor dem in der Kruistraat-Fe. sitzenden Engländer.
Um ¾ 9
Uhr springt das eigene Artilleriefeuer hinter die feindlichen Stellungen. Der
Sturm soll beginnen. Aber es ist genau wie bisher. Der Feind sitzt nach wie vor
hinter seinen Hecken und Hindernissen, Schießscharten und Häusermauern, und ein
rasendes Feuer schlägt dem Angreifer entgegen.
Das III.
Bataillon liegt jetzt durchweg mit seinen Kompagnien auf 80–180 Meter vor dem
Feinde. Der Sturm ist nicht geglückt oder besser gesagt unmöglich. Man ist nun
aber so nahe an den Stellungen des Gegners, daß die eigenen Batterien diesen
nicht mehr befeuern können, ohne die eigenen Kompagnien ernstlich zu gefährden.
Die Artillerievorbereitung für einen weiteren Angriff ist aber unerläßlich, die
Zurücknahme der vorderen Linien bei Tage jedoch ausgeschlossen und auch
unerwünscht.
Auch das
II. Bataillon liegt nach wie vor dem Gegner gegenüber, der, bis an den Hals
eingegraben und durch Hindernisse geschützt, sich mit äußerster Energie wehrt.
Die Lage ist besonders kritisch.
Die 26.
Division befiehlt nun am Abend des 4. einen nächtlichen überraschenden Angriff
gegen den Feind. 11 Uhr abends soll sich das Regiment durch einen schlagartig
einsetzenden Sturm in den Besitz der vorderen Linie setzen. Das I./121 unter
Hauptmann Leipprand wird hierzu dem Regiment zur Verfügung gestellt und erhält
Weisung, sich hinter dem II. Bataillon als Rückhalt bereit zu stellen.
Dem III.
Bataillon wird der größte Teil des I. Bataillons zugeteilt. Die 2. Kompagnie
ist bereits seit 3. November dem III. Bataillon unterstellt. Die 3. Kompagnie
mit Hauptmann Schwenhage, der für den am 3. November verwundeten Hauptmann
Menzel die Führung des I. Bataillons übernommen hat, bleibt Regimentsreserve.
Aber auch
dieser Nachtangriff führt nicht zum Ziel. Es geht eben nicht, und wäre die
Tapferkeit des Angreifers auch noch zehnmal größer.“
aus: „Das Füsilier-Regiment Kaiser Franz Joseph von
Österreich, König von Ungarn (4. württ.) Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921
Montag, 3. November 2014
3. November 1914
„Es war
am 3. November. Tags zuvor war Hohrodberg von unserer Artillerie belegt worden,
worauf III. Bataillon vorgefühlt hatte. Vierhundert Köpfe Nachersatz waren am
Morgen des 3. November eben noch aus der Heimat angelangt, mit denen die
Kompagnien aufgefüllt werden konnten und das schickte sich gut, da 800 Gewehre
gefehlt hatten. Dann wurde aufmarschiert. Es galt der Höhenkette Barrenkopf
(980 Meter) – Kleinkopf (943 Meter) – Hörnleskopf (841 Meter), respektablen
Waldbergen, auf denen die Franzosen eingeschanzt saßen. Das IV. Bataillon
machte dreiendrittel Kompagnien frei, ging also mit falst allen Mann aus seiner
Linie vor, in der nichts blieb als zwei Drittel 14. mit dem Auftrag, den
Großhörnles- und Combekopf zu beschäftigen. Hier ließ man es auf feindliche
Gegenzüge, die in dem unübersichtlichen Gebiet leicht bedenklich werden
konnten, ankommen und behielt mit dieser etwas gewagten Rechnung auch Recht,
denn in dieser Richtung ereignete sich kein Rückschlag. Übrigens wurde diese
Angriffsgruppe unmittelbar von der Brigade „von Frech“ befehligt, ebenso wie
die vier Batterien des Münstertals, während unserem Regimentskommandeur General
von Sprösser die Erstürmung des kleinen Hörnleskopfes als Abschnitt II
zugeteilt war. Da die Front bis hinüber zum Obersolberg und zum Wirtshaus Rieth
beim Kahlerwasen besetzt belassen werden mußte, standen für den Hörneskopf nur
dreienhalb aus dem I.–III. Bataillon zusammengekratzte gemischte Kompagnien
nebst einer Handvoll von Pionieren zur Verfügung; die 10./L. 121 behielt sich
die Brigade als Reserve vor. Sechseinhalb bis sieben Kompagnien, dazu ein
Regiments- und vier Bataillonsstäbe, das war die Macht, welche sich gegen die
in der Luftlinie zwei Kilometer breite, mächtige Bergreihe in Aufwärtsbewegung
setzte. – Von zehn Uhr vormittags an hatte unsere Artillerie die Angriffsziele
vorbereitend beschossen, ohne lebhaftes Feuer herauszubringen; ein Uhr nachmittags trat die Infanterie an.
Wie zu
erwarten, nahm der rechte Flügel zuerst mit dem Feind Fühlung; die 13.
Kompagnie warf vorgeschobene Postierungen am Barrenkopf zurück und faßte nun
nach der Hauptstellung, die sich wohl befestigt von unseren Granaten leider
unberührt zeigte und gewaltig Abwehr schoß. Da waren Drahtverhaue und
Drahtzäune, dahinter freigelegtes Schußfeld bis zu den frontal feuernden
Feindgräben und über die Hindernisse strichen flankierende französische
Maschinengewehre von rechts her; Alpenjäger quollen gegen die rechte Flanke der
Kompagnie und kurz darauf wurde auch ihr linker Flügel mit Umfassung bedroht,
denn die 16., welche hier hatte anschließen sollen, war noch nicht zur Stelle.
Nicht mehr angreifend, selbst angegriffen, hatte die 13. sich nach drei Seiten
zu behaupten, ohne geradeaus voranzukommen, da sie mit Drahtscheren nicht
versehen war und den Drahtgürtel des Gegners nicht zu durchbrechen vermochte.
Keine Besorgnis; der Batailonskommandeur Oberstleutnant von Capoll, Veteran von
1870, setzte einen neuen Hebel an mit seinem – einzigen – Reservezug (ein
Drittel 14./L. 121), den er gegen den Druck auf seine Linke führte, um zunächst
hier Luft zu schaffen, er selbst in seinem schneeweißen Haar voraus, die
Leutnants Seitz und Hubmann an seiner Seite. Seinem Anlauf in die Flanke aber
prallte überraschend ein Gegenstoß französischer Alpenjäger, die sich in Mulden
ungesehen angeschlichen hatten. Von vorn Infanterie- und M.-G.-Feuer, nach
rechts Bajonettkampf, Feinde auch linker Hand – unhaltbar, und von Capoll
befahl seiner Umgebung langsames Zurückgehen; er selbst wich keinen Schritt.
Zuletzt war er, den Revolver handhabend, im Gewühl gesehen worden, neben ihm im
Nahkampf die Leutnants Seitz und Hubmann, das war das Letzte, und er blieb mit
seinen Getreuen vermißt.
Die
Umklammerung war nicht gesprengt und unter ihrem Einfluß mußte die 13.
Kompagnie schließlich ihre vorderste Linie ein Stück weit zurückstecken, wo sie
dann unter günstigeren Bedingungen bis in die Nacht weiterfocht; die Einnahme
des Barrenkopfes aber war gescheitert.“
aus: „Das 8. Württembergische Landw.-Infanterie-Regiment
Nr. 121 im Weltkrieg 1914-1918“,
Stuttgart 1925
Sonntag, 2. November 2014
2. November 1914
„Am 2.
November begann der Angriff mit einer bald nach Tagesangruch einsetzenden
gewaltigen Beschießung der Wälder
nördlich Groenenburg durch die Feldartillerie. Eine Wirkung auf den
Feind, dessen Sicherungen sich etwas weiter in das Innere zurückzogen, konnte
nicht beobachtet werden.
8 Uhr
vormittags brachen die Schützen der 7., 3., 4. Kompagnie vor. Die 6. Kompagnie,
die schon beim Antreten vom linken Flügel der 132er stark nach links gedrängt
worden war, wurde vom Kommandeur des II. Bataillons in Reserve genommen und
folgte mit der 8. in zweiter Linie. Die 5. Kompagnie verblieb als
Regimentsreserve zunächst an ihrem Aufstellungsort. In flottem Sprung
erreichten die Kompagnien, kaum beschossen, das nördlich Groenenburg liegende
freie Feld überquerend, den gegenüberliegenden Waldrand. Hier aber geriet der
Angriff ins Stocken; in wirrem Durcheinander lagen kreuz und quer
zusammengeschossene Bäume, meistens Tannen, herum, ein gefährliches Hindernis
für unserer Musketiere. Der in nur geringer Entfernung liegende unsichtbare
Gegner geizte nicht mit Munition und schoß leider auch vorzüglich sicher. Die
Verbände vermischten sich; starke Verluste traten ein, namentlich durch
Flankenfeuer von rechts, weil dort der Angriff der 132er nicht recht vorwärts
kam.
Nach
Einsatz der Reservekompagnien des I. Bataillons, sowie der 8. Kompagnie,
gelang es, die furchtbar gelichtete vorderste Linie bis zu dem nach Het
Papotje-Ferme führenden Hohlweg vorzubringen, der als erstes zu erreichendes
Ziel befohlen war und einigermaßen Deckung bot gegen das rasende Gewehr- und
Maschinengewehrfeuer, welches den Stürmenden aus der westlich des Hohlwegs
befindlichen englischen Hauptstellung entgegenschlug.
Jeder
Versuch, über den Hohlweg hinaus vorzudringen, kostete Blut und mußte scheitern,
weil das Gewirr von Baumstämmen und dichtes Gestrüpp das Innehalten einer
bestimmten Richtung unmöglich machten. Auf jede, auch die geringste Bewegung
von deutscher Seite antwortete der Feind mit Schnellfeuer.
Um die
Mittagsstunde führte Major Wald die Trümmer beider Bataillone auf die Ausgangsstellung
zurück, um die der meisten ihrer Unterführer beraubte, völlig durcheinandergeratene
Truppe einigermaßen zu ordnen. Patrouillen blieben am Ostrand des Waldes
nördlich Groenenburg. Der größte Teil der 3. Kompagnie und viele Gruppen der 7.
waren in die Linie der 132er geraten, aus der sie vorerst nicht zurückgezogen
werden konnten.
Die
beiden Regimentskommandeure, Oberst v. Schimpf und Oberst Kreyenberg, hatten
klar erkannt, daß Weiterführung des Angriffs in der bisherigen Weise kaum zum
Erfolg führen könnte. Ihre diesbezüglich bei Brigade und Division erhobenen
Vorstellungen waren nutzlos. 6.15 Uhr abends erging der Divisionsbefehl, die
61. Inf.-Brigade müsse unbedingt 7 Uhr abends den gegenüber-liegenden Feind
nochmals angreifen und werfen. Die Artillerie nahm gleichzeitig den Wald
nördlich Groenenburg wieder unter Feuer. Eine Stunde später traten die
Bataillone von neuem an. In dichter Schützenlinie ging’s lautlos – nur das
Knacken abgetretener Zweige, das Klappern der Ausrüstung der Mannschaft war
hörbar – in den vom Feind besetzten Wald hinein. Im Finstern tasteten sich die
Kompagnien bis nahe an den Weg nach Het-Papotje-Ferme vor.
Da brach
die Hölle los. Aus Front und Flanken prasselte uns wie am Vormittag ein
fürchterliches Feuer aus Gewehren und Maschinengewehren entgegen. Die Schützen
konnten vielleicht noch 50 bis 60 Schritte über den Hohlweg hinaus vor; dann
war kein Mann mehr vorwärts zu bringen.
Das
Getöse im Walde war unbeschreiblich. In das Klatschen der in die Baumstämme
einschlagenden Geschosse mischte sich das Knattern unserer eigenen wie der
feindlichen Maschinengewehre, das Krachen der über unsern Köpfen platzenden
Revolverkanonengranaten, das Hurrarufen der todesmutig von rückwärts
nachdrängenden Unterstützungen, das Blasen und Trommeln der wenigen noch am
Leben gebliebenen Spielleute, die Schreie der zahllosen Verwundeten, welche
durch Dum-dum-Geschosse meist furchtbare Verletzungen erlitten hatten. Die
Finsternis war zeitweilig durchbrochen vom Lichtschein der aus allernächster
Entfernung auf uns abgeschossenen Brandraketen. Wohl versuchten immer und immer
wieder kleine Gruppen besonders beherzter Leute bis dicht an die durch Astverhaue
und Drähte geschützte englische Stellung heranzukommen; erreicht haben sie
nichts.
Etwa 9
Uhr abends stimmte Oberst v. Schimpf, welcher zusammen mit dem Stabe des I.
Bataillons dicht hinter der vordersten Linie dem Angriff gefolgt war, dem
Vorschlag des Majors Wald zu, die Reste der Kompagnien an den Hohlweg
zurückzunehmen.
Durch
Melder diesen Befehl weiterzugeben, hätte Zeitverlust bedeutet und vielleicht
noch weitere Menschenopfer gekostet. Also mußte dieses Mal die Stimme herhalten,
ohne Rücksicht darauf, daß auch der Feind dadurch vom Einstellen des Vorgehens
Kenntnis erhielt.
Nach
späterer Erzählung des zur Dienstleistung beim Regiment kommandierten Leutnants
Kruhöffer vom Feldart.-Regt. 80 soll die Gefechtslinie wie von aller Not und
allem Elend erlöst gewesen sein, als sie die wohlbekannte helle Kommandostimme
des Bataillonskommandeurs hörte: „I. Bataillon beim Hohlweg sammeln!“ Die
vielen kleinen Grüppchen waren sich in dem unheimlich finstern, im fahlen, hie
und da durch die zerschossenen Baumkronen fallenden Mondlicht gespensterhaft
wirkenden Walde, wo überall der Tod lauerte, doch recht verlassen vorgekommen.
Nun faßten sie wieder Hoffnung bei dem Gedanken, daß wenigstens noch ein Führer
am Leben war!
Nach und
nach fand sich bei den am Hohlweg feuerbereit gehaltenen Maschinengewehren ein
Häuflein von etwa 250 Mann ein. Das I. Bataillon und die bei ihm eingeteilten M.-G.-Züge
hatten schrecklich gelitten. Hauptmann Hegelmaier (4.), die Leutnants d. R.
Pfister (2.) und Eberhardt (3.) waren verwundet; fast alle Unteroffiziere und
380 Mann tot, verwundet oder vermißt. Die tapferen Führer der M.-G.-Züge,
Vizefeldwebel Staneker und Segeant Kreßner, sowie ein Gefreiter und zwei
Richtschützen hatten den Heldentod gefunden; zwei weitere Unteroffiziere und
fünf Maschinengewehrschützen waren verwundet, so daß nur noch zwei
Maschinengewehre besetzt werden konnten. Die Verluste der beim Inf.-Regt. 132
eingeschobenen 3. Kompagnie, sowie des II. Bataillons, dessen Führung nach der
schon gleich bei Beginn des Antretens zum Nachtangriff erfolgten Verwundung des
Majors v. Borowsky (Schrapnellschußverletzung an der Hüfte) Hauptmann Schulz
der 6. Kompagnie übernommen hatte, waren etwas geringer gewesen, Leutnant
Teichmann (8.), sowie Offizierstellvertreter Schaeffer (3.) verwundet worden.
Trotz des
noch lange Zeit hindurch mit unverminderter Heftigkeit anhaltendem feindlichen
Feuers haben sich die Meldegänger des Bataillonsstabs oder andere in
unmittelbarer Nähe befindliche Leute freiwillig erboten, Nachrichten über die Lage
der weit verstreut im Walde liegenden Teile des Regiments zu holen. Der wackere
Gefreite Hauß der 3. Kompagnie hat dreimal einen solchen gefahrvollen Gang
ausgeführt; auf dem letzten brach er schwer verwundet zusammen. Auch den
Gefreiten Bayer der 2. Kompagnie, der in allen seitherigen Schlachten und
Gefechten als unzertrennlicher Begleiter seines Bataillonskommandeurs unzählige
Beweise von Opfermut und Kaltblütigkeit geliefert hatte, traf das gleiche
Schicksal, als er hinter der Gefechtslinie im stärksten Kugelregen entlang
eilte, um die Lage am rechten Flügel beim Inf.-Regt. 132 festzustellen. Fünf
Monate später ist dieser Tapfere, von seiner schweren Verwundung kaum geheilt,
wieder beim Regiment eingetroffen, bald darauf aber als Unteroffizier vor Hooge
den Heldentod gestorben.
Bis nach
Mitternacht lagen die Reste des I. Bataillons, dabei der größte Teil der 7. und
8. Kompagnie, flüchtig eingegraben am Hohlweg in genau derselben Stellung, die
das Regiment später, nachdem auch an der Ypernfront der Grabenkrieg begonnen
hatte, vom 26. Dezember 1914 an bis zum Mai 1915 zu halten bestimmt gewesen
ist!“
aus: „Das 8. Württembergische Infanterie-Regiment
Nr. 126 „Großherzog Friedrich von Baden“
im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1929
Samstag, 1. November 2014
1. November 1914
„Um 7 Uhr
vormittags kracht der erste Schuß einer Haubitze, geführt von Hauptmann Heuß,
in die massiven Gebäude hinen. Die Kanoniere opfern sich, britische Kugeln
raffen einen nach dem anderen hin. Da springt Hauptmann Heuß als Richtkanonier
ein und feuert weiter. Eine Schiffsgranate vom Kemmelberg tötet ihn, aber die
Engländer beginnen zu weichen. Die Bataillone, mit ihren Kommandeuren an der
Spitze, dringen auf verschiedenen Wegen in Messines ein. Scherwverwundet müssen
die Führer der 9. und 10. Kompagnie, Oberleutnant Kitzinger und Feldwebel Marx,
zurückbleiben. Leutnant Mößner mit seiner kleinen Schar hält den Martplatz
dauernd unter Feuer, verhindert den Verkehr der Engländer über die Straße und
erleichtert dadurch wesentlich die Einnahme der Häuser am Marktplatz.
Es ist
unmöglich, den Häuserkampf im einzelnen zu schildern. Kurz, 12 Uhr mittags kann
der Regimentskommandeur auf dem Marktplatz von Messines die Meldung
entgegennehmen, daß seine Befehle durchgeführt sind. Der Feind war
zurückgeworfen und richtete sich bei Wulverghem und In de Kruistraat neue
Stellungen ein. Die Bataillone schanzten westlich Messines, Hauptmann Menzel
besetzte den Südrand von Messines. ( … )
Messines
bot ein trauriges Bild der Verwüstung und Zerstörung. Die schöne Klosterkirche
und das an diese angebaute stattliche Königl. Institut für Offiziertöchter
(institution royale) waren zu vollständigen Ruinen zusammengeschossen.
Andauernd lag Messines unter schwerem und schwerstem Artilleriefeuer. Die über
die Ränder von Messines hinausgeschobenen Kompagnien hatten darunter aber kaum
zu leiden.“
aus: „Das Infanterie-Regiment „Kaiser Friedrich,
König von Preußen“ (7. Württ.) Nr. 125 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923
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