Karl Oehrle, Klaviermechaniker und dreifacher Familienvater aus Stuttgart-Heslach wurde am 21. September 1916 als ungedienter Landsturmmann zum Ersatz-Bataillon des Landwehr-Infanterie-Regiments 126 eingezogen. Nach der infanteristischen Grundausbildung kam er 12. April 1917 zum Feld-Regiment, das in Lothringen in Stellungskämpfen lag. Vom 12. bis 18. Mai 1917 wurde das Regiment an die Ostfront an den Stochod verlegt. Die Regimentsgeschichte berichtet über diese Zeit:
„Die Schneeschmelze und in ihrem Gefolge der hohe Wasserstand hatten im März und April in den hinteren Linien die Erdbauten fast überall zum Einsturz gebracht. Dieselben waren wegen des hohen Grundwassers zum größten Teil nicht eingegraben, sondern nur aufgesetzt und schwammen davon. Man hatte übrigens den anzuschüttenden Boden dem Gelände vor der zu erbauenden Deckung entnommen und so dort einen Sumpfgraben ausgehoben.Auf höheren Befehl wurde Abstand genommen von einem Wiederaufbau der hinteren Stellungen, aber die Laufgräben mußten instand gesetzt werden. Vorne waren Gräben, Unterstände und Brustwehren den ganzen Winter und das Frühjahr über fortwährend unterhalten worden, so gut dies eben möglich war.Neben der Arbeit der Entwässerung mußte die Vermehrung der Unterstände betrieben und die Verbindung nach rückwärts hergestellt werden über breite Sümpfe hinweg. Denn bisher war es in den meisten Jahreszeiten nur mit großen Umwegen möglich, von Osmihowicze oder gar von Dazwa aus in die Schützengräben zu kommen. Das Regiment baute hier lange Stege und Dämme. Aborte, Müllgruben und dergleichen genügten ihrer Zahl nach nicht. An Arbeit mangelte es also nicht auf Monate hinein.Die Russen drüben ließen ihre Gräben zerfallen, jedenfalls in Folge der durch die Revolution gelockerten Disziplin. Es gab keinen Arbeitszwang mehr. Taktisch verhielt sich ihre Infanterie bei Tag fast völlig untätig. Sobald es aber dunkelte, streute sie mit M.-G., mit Gewehr und Gewehrgranaten das Vorgelände tüchtig ab. Auch die Scheinwerfer entwickelten dann eine rege Tätigkeit. Diese Dinge deuteten darauf hin, daß der Feind sich vor einem deutschen Angriff sehr fürchtete, selbst aber nicht an einen solchen dachte und nicht in der Hand seiner Vorgesetzten war.“
Karl Oehrle wurde am 16. Oktober 1917 zum Ersatz-Bataillon in die Heimat zurückversetzt. Er wurde Ende November noch zum Landsturm-Infanterie-Ersatz-Bataillon XIII/22. in Münsingen versetzt und von dort am 8. Dezember 1917 entlassen.
Am 2. April 1918 wurde Karl Oehrle erneut eingezogen. Diesmal zum 2. Landsturm-Infanterie-Bataillon Stuttgart XIII/3. Am 20. Juli 1918 wurde er vom Bataillonsarzt mit den Diagnosen Meningokokken-infektion, Fleckfieber und erforderliche orthopädische Nachbehandlung als „garnisonsverwendungsfähig Feld“ beurteilt. Ein letztes Mal zog er am 5. August 1918 zum Landsturm-Infanterie-Bataillon Ehingen XIII/15. ins Feld. Das Bataillon war in Sedan mit der Bewachung Kriegsgefangener betraut.
Karl Oehrle wurde nach dem Rückmarsch am 30. November 1918 zur Demobilmachung zu Ersatz-Bataillon des Infanterie-Regiments 127 versetzt und von dort entlassen. Er verstarb am 16. Juli 1923 in seiner Wohnung in Stuttgart-Heslach an den Folgen der Entbehrungen während des Krieges.