Freitag, 31. März 2017

31. März 1917


„Eine kurze Strecke südlich von Manre begannen die Anzeichen des Großkampgebiets. Hinter den Hängen und in den Schluchten lauerten dunkle Ungetüme von Geschützen. In ihrer Umgebung gähnten große Trichter aus dem bleichen Kreideboden. Auf der verschlammten Straße war das Gehen schwierig. Aber endlich war die Höhe erreicht bei Gratreuil. Nur fußhohe Mauerreste deuteten an, wo einst die Ortschaft gestanden. Kalt wehte der nasse Regen über die kahle Höhe. Hin und wieder versank einer fluchend in einem Granatloch. Immer ungemütlicher wurde der Weg. Ganz frische Löcher deuteten an, daß nur zufällig vorübergehend Ruhe herrsche. An der Stelle wo rechts die sog. Karcherstraße abbog, lagen mehrere Pferdekadaver im Straßenkot, im Feld seitwärts Trümmer eines Fahrzeugs. Unwillkürlich beschleunigten sich die Schritte. Endlich bog links ein stark zerschossener Graben ein. Hier, in der Gegend zwischen Fontaine und Ripont, kamen die Kompagnien notdürftig in Stollen unter. Mann an Mann lag naß bis auf die Haut, mit Kot bespritzt bis zum Halskragen, auf den Treppen und in den Gängen. Aber man war doch untergekommen und fühlte sich geborgen unter der Erde. Nur der Posten am Eingang starrte noch in das Dunkel, das die wirren Leuchtkugeln zitternd erhellten oder ferne Schrapnells, die geisterhaft wie trübe Meteore am Himmel zer-gingen.
Von Zeit zu Zeit schwoll das Feuer an, und dann raste ein wildes Heer von bellenden, fauchenden, pfeifenden Tönen über die Höhe und in wahnsinniger Geschwindigkeit dahin, wo mehrfarbige Lichter in den Nachthimmel stachen. Heulend kam es von dort auch herüber und fiel gellend oder dumpf schwer krachend in die Schluchten und Senken.
Als der graue Morgen kam, konnte man sich die Gegend betrachten. Es war eine erschreckende Öde. Jede Spur eines Pflanzenwuchses oder menschlicher Wohnungen war verschwunden. Nur die äußere Form der Landschaft hatte der Gifthauch des Krie-ges nicht zerstören können.
Von 10 Uhr ab steigerte sich das Feuer mächtig und tobte den ganzen Tag über. Niemand wußte recht, was los war. Aber von einem stündlich zu erwartenden Gegen-angriff wurde immer gesprochen. Zwischen 11 Uhr abends und 2 Uhr nachts rückte das Bataillon in die Bereitschaftsstellung. Das Tal der Dormoise, in dem Granatloch an Granatloch klaffte, wurde ohne Verluste überschritten. Im Pionierpark, der hart an den Steilhang des südlichen Ufers gebaut war, wurden Nahkampfmittel gefaßt. Die Bereit-schaftsstellung, noch teilweise belegt, war rechts und links vom Protzenweg.
Um diese Zeit erreichte das II. Bataillon die vom III. verlassene R-1-Stellung.
Am folgenden Tage, dem 30. März, begann das Artilleriefeuer schon früh um 5 Uhr und steigerte sich stündlich. Seit 10 Uhr früh waren die Kompagnien gefechtsbereit. Eine Viertelstunde später wurden 9. und 11. Kompagnie bis in die Höhe des Bataillonsstandes des Kampfbataillons vorgezogen. Er lag im ehemals vorderen deutschen Graben. Leutnant Schirmer erhielt von dem Kommandeur des III./234 sogleich Befehl, sich in die Sturmausgangsstellung nach Punkt 67 vorzubegeben. Selbst auf einer Karte ist es nicht einfach, sich in dem Grabengewirr, das auf diesem heißumstrittenen Boden entstanden war, zurechtzufinden. Der Bataillonsgefechtsstand bei Punkt 605 lag in dem ehemals vorderen deutschen Graben. Von diesem aus hatte die 51. Res.-Division am 15. Februar ein vierfaches feindliches Grabensystem weggenommen. Die beiden an der Straße Butte de Mesnil – Cernay liegenden Linien waren nach langem Ringen in die Hände der Franzosen gefallen, nun aber wiedererobert. Dabei hatte die deutsche Sturm-ausgangsstellung, in die Schirmer vorgehen sollte, im ehemals zweiten französischen Graben gelegen.
Zwischen den Punkten 605 und 67 lag heftiges Sperrfeuer, und es war keine Kleinigkeit, in dem grauenhaft verwüsteten, noch ganz unbekannten Gelände durch ein Gewirr von Granatlöchern, Stacheldraht, Trümmern und Leichen in einem Höllenfeuer die Kompagnie vorzuführen. Der Laufgraben war so verschlammt, daß man darin stecken blieb. Aber Schirmer, als erfahrener schneidiger Soldat, hatte seine Leute in der Hand. Er ließ sie in kleinen Gruppen vorspringen und erreichte die befohlene Stelle ohne viel Verlust. Aber auch der erreichte Graben lag unter starkem Feuer und mehrere Leute wurden schwer verwundet. Notdürftig suchte man in einigen Löchern Schutz. Da traf auch schon der Befehl ein, die in vorderer Linie liegenden Kompagnien zu verstärken, die Grabenstücke 102a – 120, 97 – 120, in die die Franzosen eingedrungen waren, wiederzunehmen und womöglich Verbindung mit Punkt 95 herzustellen.
Nun gab es im rasenden Sperrfeuer ein Rennen auf Leben und Tod. Nach längerer Zeit gelang es Schirmer, in den Gräben 97 – 99 und 102a – 103 je einen Zug zu sammeln. Ein Vorgehen bei Tage über das ganz eingesehene und aller seiner Deckung beraubten Gelände war aber ausgeschlossen. Darum bat er um zwei ortskundige Stoßtrupps, die ihn am Abend unterstützen sollten. Abends trafen die Stoßtrupps ein und drangen nun mit der 9. Kompagnie gegen die Punkte 120 und 95 vor, ohne Verluste zu erleiden. Etwa 20 Franzosen wurden gefangen und zwei Schnellladegewehre erbeutet. Die gewonnenen Grabenstücke lagen voll von Toten der Reg. 234 und 172. Jeder grub sich ein, so gut es ging. Gegen 10 Uhr trafen die andern Kompagnien des III./247 ein. Die abgekämpften Truppen konnten zurückgehen, und in fieberhafter Eile wurden die alten Gräben wieder ausgehoben. Rechts neben 9. wurde 10. Kompagnie eingesetzt. Die Stellung lag etwas vorwärts der Straße Cernay – Perthes, anschließend an die Butte de Mesnil. Dieser Anschluß war allerdings noch nicht da, der rechte Flügel der 10. Kompagnie hing in der Luft. In der Lücke sollten noch Franzosen stecken. Es war eine ungemütliche Nacht.
In derselben Nacht löste das II. Bataillon links ab. 7. Kompagnie besetzte am weitesten links, 8. rechts davon, 5. und 6. kamen dahinter in Bereitschaft. Die Stellung der 7. be-stand nur aus Löchern, die 8. konnte nach einiger Mühe wieder einen Graben herstellen.
Als der Tag graute, beobachtete die 10. Kompagnie, daß der Gegner sich zum Angriff aufstellte. Auf eine grünrote Leuchtkugel setzte sofortiges stärkstes Sperrfeuer unserer Artillerie ein. Gleichzeitig aber begann französisches Feuer auf unsere Gräben und verursachte schwere Verluste. Die 10. Kompagnie verlor 8 Tote und 15 Verwundete, die 9. in den ersten beiden Tagen 38 Mann. Den Tag über wurde es aber ziemlich ruhig. Nur starkes Streufeuer lag auf den deutschen Stellungen. Die Mannschaften arbeiteten den ganzen Tag über, um sich erträgliche Deckung zu schaffen. Dabei wurde im Bereich der 10. Kompagnie auch ein eingedrückter Unterstand ausgegraben und zwei lebende Franzosen krochen daraus hervor.

aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 247 im Weltkrieg 1914–1918“ Stuttgart, 1924


Donnerstag, 30. März 2017

30. März 1917


„Nach 9 Uhr schien der feindliche Angriff im Gang. Unser Sperrfeuer setzte ein. Aber erst gegen 10 Uhr griff der Franzose aus Richtung Champagne-Ferme mit schwachen Schützen und einem M.-G. den Sappenkopf bei Punkt 127 an. Die Sappenbesatzung vertrieb die vorgehenden feindlichen Schützen, tatkräftig unterstützt durch eines unserer M.-G. (M.-G. 1), das bei Punkt 79 eingesetzt worden war. Ein feindlicher Artillerie-Volltreffer zerstörte dieses M.-G., dessen tapfere Bedienung fiel. Ein anderes M.-G. (M.-G. 2) schoß nach 11 Uhr einen über unserem Graben sehr nieder fliegenden feindlichen Flieger ab und beteiligte sich an dem Abwehrkampf. Nach 10 Uhr flaute das Artil-leriefeuer allmählich ab; es wurde noch um den Besitz der Sappe in hin- und herwo-gendem Kampfe, in den unsere M.-G. und Minenwerfer tatkräftig eingriffen, bis in die ersten Mittagsstunden heftig gerungen. Nach 1 Uhr erst war der Gegner erledigt, unser Posten bei 127 fest in unserer Hand.“


aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 248 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1924


Mittwoch, 29. März 2017

29. März 1917


„Am 29. März schlug das Wetter um, Regen wechselte mit Schneegestöber. Am Abend spät kamen die vom Ruhelager abgerückten Kompagnien auf der Höhe im „Altrock-Tunnel“ an und wurden noch in der Nacht in der vorderen Linie, im Brennpunkt des Kampfes, bei Sappenpunkt 127, gegenüber der Champagne-Ferme, eingesetzt.
Die Ablösung, bei Regen durch die verschlammten Gräben, mitten im Kampf, war außerordentlich schwierig und dauerte bis 8 Uhr morgens. Bewegungen und Verschie-bungen von Truppen in den Gräben und durch die Gräben war aussichtslos. Viele Leute verloren im Schlamm Stiefel und Strümpfe, ein Zug der ablösenden Truppe mußte durch die Infanterie-Pioniere der 236er herausgeschaufelt werden, denn die Leute konnten werder vor noch rückwärts. Und dabei schoß die feindliche Artillerie ununterbrochen, von 7 Uhr morgens das Feuer auf die vorderen Gräben überleitend und allmählich zum Trommelfeuer steigernd. Unsere 248er hielten wacker aus.

aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 248 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1924


Dienstag, 28. März 2017

28. März 1917


„Bei der Höhe 185 fanden seit Wochen dauernd Kämpfe statt. Am 28. März fand bei der Champagne-Ferme eine größere Unternehmung der linken Nebendivision, „Kiebitz-fang“ genannt, statt. Der Feind wurde wiederum geworfen. Aber diesmal wurde mit einem hartnäckigen Gegenangriff gerechnet. Diesem waren die Truppen, die durch die andauernden Kämpfe der letzten Wochen an Gefechtskraft und -stärke wesentlich einge-büßt hatten, nicht mehr voll gewachsen. Da mußte die Infanterie der 54. Res.-Division helfen. Am 26. Abends kam die Nachricht, daß wir unmittelbar nach „Kiebitzfang“ das Res.-Inf.-Regt. 236 bei der Champagne-Ferme abzulösen haben, während das Res.-Inf.-Regt 235 uns vor Tahure ablösen sollte. Also: frisch auf zu Kampf und Gefecht! Aber wieder gab es für uns Ablösung nach dem Gefecht, Auffangen und Abwehr der feind-lichen Gegenstöße, Ausbau der zerstörten Stellung.


aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 248 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1924

Montag, 27. März 2017

27. März 1917


„Nachdem schon am 25. März abends die 10. Komp. eine Vorpostenstellung bei Ecoust bezogen hatte, wurde am 27. März eine Neugliederung der Vorposten vorgenommen und das ganze III. Batl. mit der 1. M. G. K., zwei Drittel M. G. K. 121, 2 Züge des Sturmbataillons 1 und 6 Meldereiter als Vorposten für den Abschnitt Ecoust bestimmt. Dazu gliederte es sich derartig, daß die 12. Komp. als rechte Vorpostenkompagnie den Westrand von Ecoust nebst Vorgelände sicherte, die 10. Komp. als linke Vorposten-kompagnie den Südostrand von Ecoust mit Vorgelände. Maschinengewehre und die Musketen der Sturmabteilung paarweise im Abschnitt verteilt. Der Bataillonsstab mit der 9. Komp. als Bereitschaftskompagnie blieb in Bullecourt und die 11. Komp. kam als Reserve nach Hendecourt. Unter der heftigen Beschießung von Ecoust hatten die Vor-postenkompagnien schwer zu leiden, zumal es an Unterständen fehlte und die vorhan-denen Keller nur bedingten Schutz boten. Aber trotzdem wurde der Vorpostendienst rege unterhalten und bei den täglichen Patrouillenzusammenstößen und Angriffsver-suchen die feindlichen Schützen mit erheblichen Verlusten zurückgejagt.“

aus: „Das Württ. Infanterie-Regiment Nr. 180 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921


Sonntag, 26. März 2017

26. März 1917


„26. März. Gasgranate schlägt 4.30 vormittags in den Meldereiterstall in Ecoust St. Mein. Ulan Hengel tot, Unteroff. Wößner gaskrank, 3 Pferde tot. Die Halbesk. in Cagnicourt erhält Befehl, Offiziere und Mannschaften als Stellungsführer im Divi-sionsabschnitt auszubilden, 10 Mann zum Ausbau eines Divisionsbeobachtungsstandes auf Punkt 902 an der Straße Cagnicourt – Hendecourt zur Verfügung zu stellen.
27. März. 5 Uhr nachmittags Beerdigung des Ulanen Hengel auf dem Soldatenfriedhof in Cagnicourt.

aus: „Bilder aus der Geschichte de Ulanen-Regiments König Wilhelm I (2. Württ.) Nr. 20“, Stuttgart 1934


Samstag, 25. März 2017

25. März 1917


„Allmählich sickerte die Nachricht durch, daß die 26. Division, die, nun schon drei Monate an der Wintersomme tätig, nicht nur durch den Feind, sondern auch durch Erkrankungen an ihrer Gefechtsstärke und Gefechtsfähigkeit beträchtliche Einbuße erlitten hatte, noch das Manöver der Loslösung vom Feind durchzuführen habe, dann aber in gute Ruhequartiere verlegt werden würde.

aus: „Das Infanterie-Regiment „Kaiser Friedrich, König von Preußen“ (7. Württ.) Nr. 125 im Weltkrieg 1914–
1918“ׅ, Stuttgart 1923

Freitag, 24. März 2017

24. März 1917


„Der Zustand der Siegfriedstellung war folgender:
a) Gräben: 1. und 2. Graben sowie in jedem Kompagnieabschnitt ein Verbindungsgraben sind vollständig ausgehoben. Die Gräben sind tief, die Grabenwände sehr steil. Im rech-ten Bataillonsabschnitt ist mit dem Ausheben eines Laufgrabens nach rückwärts begon-nen.
Die Artillerie-Sicherungslinie auf Höhe von Riencourt ist zum Teil ausgehoben.
b) Hindernis: Vor dem 1. Graben durchlaufende 2 Reihen von 15 Meter Breite, teilweise 3 und 4 Streifen. Gut gebautes Pfahlhindernis. Das Hindernis ist zu weit vorgeschoben. Der vordere Rand liegt teilweise bis zu 120 Meter vom 1. Graben ab, so daß die vom Graben aus geworfenen Handgranaten den vorderen Rand nicht erreichen. Das Draht-hindernis vor dem 2. Graben ist in einem Streifen angelegt 5 Meter breit. Vor der Artil-lerie-Sicherungslinie ist ein solches nur teilweise vorhanden und schwach gebaut.
c) Unterstände: An eisenbetonierten Unterständen, wie sie an anderen Teilen der Sieg-friedstellung zum Teil zahlreich vorhanden sind, befindet sich kein einziger im ganzen Regimentsabschnitt.
Im 1. Graben sind vorhanden 9 fertige Unterstände (ohne eingebaute Nischen) mit einem Fassungsvermögen für 115 Mann.
Im 2. Graben sind 5 fertige Unterstände vorhanden mit einem Fassungsraum für 100 Mann.
Angefangene Unterstände fanden sich vor im 1. Graben 9 und im 2. Graben 15.
Bauart: Schleppschächte, zum großen Teil zu flach angelegt. In der Artillerie-Sicher-ungslinie fanden sich 11 begonnene Unterstände vor. Das Bergwerk (Kreidehöhle) in Riencourt faßt 300 Mann, mit dem Bau der Eingänge war aber erst begonnen. Latrinen, Entwässerungsanlagen usw. waren nicht vorhanden..“

aus: „Das Württ. Infanterie-Regiment Nr. 180 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921


Donnerstag, 23. März 2017

23. März 1917


„Während die 26. Res.-Division sich in der Siegfriedstellung einrichtete, fiel dem III. Bataillon des Res.-Reg. 119 mit der 3. Maschinengewehrkompagnie, der halben 2. Eska-dron des Ulanenreg. 20, einem Zug der württembergischen Radfahrerkompagnie und einem Zug der II. Abteilung des Feldart.-Reg. 26 die Sicherung des Divisionsabschnittes zu. Vorfühlende feindliche Erkundungsabteilungen sollten abgewiesen, vor stärkeren Kräften ohne ernsten Widerstand auf die Siegfriedstellung zurückgegangen werden. Ecoust-St. Mein und Noreuil waren die Stützpunkte der Vorpostenlinie. Wie zwei Boll-werke lagen die Dörfer vor der Hauptstellung; an ihnen sollten sich die ersten feind-lichen Wellen brechen.
Vom Morgen des 18. März an waren keine eigenen Truppen mehr vor den Vorposten. Nur Patrouillen schwärmten gegen den Feind und Ulanen lagen in Mory. Bei Croisilles standen die Posten der 220. Inf.-Division, bei Lagnicourt die der 2. Garde-Res.-Division. Ecoust-St. Mein war von der 12. Komp., Noreuil von der 11. besetzt. An allen Wegen standen Posten und Maschinengewehre, die die zur Siegfriedstellung ziehenden Mulden bestreichen konnten.
Schon am 17. März hatten die Engländer Ablainzevelle, Achiet-le-Grand und Biefvillers besetzt. Am 18. stießen sie weiter vor und erreichten vormittags Hamelincourt, Ervillers, Béhagnies und Sapignies. Zahlreiche Patrouillen, oft von Infanteriefliegern begleitet, sah man überall vorgehen. Abgesessene Kavallerie und Infanterie vermischt, griff in Schützenlinien Mory an und die Ulanen zogen sich auf Ecoust-St. Mein zurück. Überall flackerte Patrouillenfeuer auf. Tapfer und furchtlos rauften sich die Schwaben mit den vorstoßenden Australiern. Die englischen Flieger griffen mit Maschinen-gewehrfeuer in die Kämpfe auf dem Erdboden ein. Erbost wandten sich die Patrouillen gegen die unbequemen Gegner. Eine Streifabteilung der 12. Komp. unter dem dreimal schwerverwundeten Reservisten Adolf Kromer, der sich kaum geheilt immer wieder freiwillig an die Front gemeldet hatte, und eine andere der 11. Komp. schossen einen feindlichen Einsitzer ab. Das Flugzeug zerschellte am Boden. Der Insasse war tot. Ungeachtet der Beschießung durch feindliche Streifen bargen die Schwaben Briefe, Karten und das Maschinengewehr, das sie kurz zuvor noch beschossen hatte. Triumph-ierend zogen sie sich damit zurück. Nachmittags sah man Kavallerie und Infanterie mit Maschinengewehren auf Tragtieren von Frémicourt auf Beugny vorgehen. Abends besetzte eine feindliche Kompagnie Vaulx-Vraucourt. Immer näher schob sich der Gegner heran. Seine Kavallerie setzte in der Morgendämmerung des 19. März ihre Aufklärungstätigkeit eifrig fort. Die Ulanen nahmen ihr in Patrouillenkämpfen einen indischen Reiter ab. Bisher hatte dem Gegner die Artillerie noch gefehlt. Nun war es ihm gelungen, sie trotz aller Wegezerstörungen heranzubringen. Schon feuerte eine Batterie südlich der Zuckerfabrik Vraucourt. St Léger wurde von Mory aus angegriffen und von der Nachbardivision geräumt. Es war zu erwarten, daß die Engländer am 20. März versuchen würden, auch Ecoust-St. Mein und Noreuil zu nehmen. Zahlreiche Patrouillen wurden vorgeschickt, um die anmarschierenden Engländer rechtzeitig zu erkennen. Gegen 5 Uhr, es war noch dunkel, stieß eine Patrouille der 7./R. R. 121 unter Leutnant d. Res. Bittlingmeier auf der Straße Ecoust-St. Mein – Beugnâtre auf einen Halbzug Engländer, die im Schutze der gefällten Bäume die Straße entlang vorgingen. Bittlingmeier legte sich in den Sprengtrichter auf der Höhe 111 und eröffnete das Feuer. Während des Gefechtes sah die Patrouille von Vaulx her dichte Schützenlinien ankom-men und zog sich, als sie sich verschossen hatte und die Engländer ein Maschinen-gewehr zum Angriff ansetzten, auf die Feldwache der 12. Komp. zurück. Inzwischen war es hell geworden. In 4 – 5 Wellen griffen die Australier an. Die Posten der 12. Komp. eröffneten ein mörderisches Infanterie- und Maschinengewehrfeuer, das die Angreifer aufhielt. Aber die Maschinengewehre, die nur 2000 Schuß bei sich hatten, hatten sich schon nach kurzer Zeit verschossen und die Posten sahen sich genötigt, auf die gefechtsbereiten Feldwachen zurückzugehen. Von Ecoust-St. Mein aus war die ganze Gefechtshandlung beobachtet worden. Der Batteriezug Becker, der am Bahnein-schnitt hinter dem Dorf stand, belegte die vorgehenden Australier mit Schrapnellen und Granaten und brachte ihre Linien in Verwirrung, ohne sie aufhalten zu können. Bald hatten sie die Höhe 111 erreicht, den Trichter besetzt und saßen nun kaum 500 Meter von der im Tal liegenden Ortsbefestigung. Von St. Léger her aber drohten Kavallerie- und Infanteriepatrouillen mit Rechtsumfassung. Die Lage war kritisch; denn mit Infanteriefeuer war dem Gegner nicht beizukommen. Unterdessen waren die Beobachter verschiedener Batterien beim Führer der 12. Komp., Leutnant d. Res. Seytter, eingetrof-fen. Rasch wurde Kriegsrat gehalten, die Zielstreifen verteilt und in kurzer Zeit wirksames Artilleriefeuer gegen die schutzlos auf der Höhe liegenden Australier eröffnet, dem sie nicht standhielten. Sie flüchteten hinter den Höhenrand und in die nicht eingesehenen Mulden. Gegen 9 Uhr trat hier Ruhe ein. Munition kam an; eine Patrouille besetzte wieder den Unteroffizierposten an der Straße nach Beugnâtre und meldete, daß der Trichter auf der Höhe stark besetzt sei. Gegen 10 Uhr griffen die Australier aufs neue in starken Wellen an, fluteten aber im gut sitzenden Feuer der Batterien wieder zurück. Nun galt es, den Gegner auch aus dem Trichter zu vertreiben. Die Artillerie legte starkes Feuer auf ihn und das dahinterliegende Straßenstück, während eine 20 Mann starke Sturmtruppe in ihrem Schutze vorging. Zweimal mußten sie im Feuer rechts und links flankierender Lewisgewehre zurückgehen. Leutnant Seytter schlug nun vor, den Trichter mit einem 21 cm-Mörser unter Feuer zu nehmen. Bereitwillig ging die Artillerie auf den Wunsch ein. Schon der zweite Schuß saß in der Nähe des Trichters und erregte bei der Trichterbesatzung großes Unbehagen. Beim dritten riß der größte Teil aus und flüchtete. Nur eine starke Gruppe Beherzter hielt noch aus. Da schlug die vierte Granate mitten in den Trichter und tötete die ganze Besatzung von 10 Mann. Sofort nahm die Sturmtruppe ihn in Besitz und beschoß die Mulden, die von hier aus einzusehen waren. Gegen 3 Uhr ging der Gegner auf der ganzen Linie, teils in Schützenketten, teils in Gruppen zurück und ließ über 100 Tote vor Ecoust-St. Mein. Leider hatte sich der Zug Becker völlig verschossen, so daß sich der Gegner unbehelligt zurückziehen konnte. Englische Krankenträgertrupps mit weißen Flaggen suchten das Gelände ab, bis sie unsern nachstoßenden Patrouillen auswichen.
Die 11. Komp. in Noreuil war morgens 5 Uhr 45 durch Alarmschüsse ihrer vorgescho-benen Posten aus der Ruhe gerissen worden. Der Posten auf dem Feldweg nach Morchies sah in der Dunkelheit, wie eine geschlossene Abteilung gegen den Dorfein-gang von Lagnicourt her vorging, schoß Alarm und zog sich auf seine Feldwache am Dorfrand zurück. Ein Unteroffizierposten an der Straße nach Vaulx-Vraucourt war schon war schon von Süden umgangen, kam aber ebenfalls noch rechtzeitig mit beiden Maschinengewehren zur Feldwache. Durch Infanterie- und Maschinengewehrfeuer wurde der Gegner zunächst zum Stehen, dann zum Weichen gebracht. Eine feindliche Kompagnie, die in der Mulde zwischen Ecoust-St. Mein und Noreuil vorging, geriet in das Sperrfeuer der Batterien und ging unter schweren Verlusten in das Wäldchen südwestlich von Noreuil zurück. Auch der Unteroffizierposten an der Straß nach Vaulx wurde vom Gegner aufgegeben. Zwei Engländer, die sich zu weit vorgewagt hatten, wurden gefangen. Die Gefechtspause wurde zur Auffrischung der Munition und zur Verpflegung benützt und ein Zug der 9. Komp., die in Riencourt lag, kam als Verstär-kung an. Um 10 Uhr kam der zweite stärkere Angriff, der aber im Feuer der Artillerie nach Vaulx zurückflutete. Ein Teil gelangte wieder bis an den Unteroffizierposten, in dem sich nun ungefähr 150 Australier festsetzten. Als die Lage geklärt war, entschloß sich der Führer der 11. Komp., Leutnant d. Res. Löckle, den aufgegebenen Posten wieder zu nehmen. Um 2 Uhr sollte die Artillerie drei Minuten Wirkungsfeuer abgeben, worauf eine starke Patrouille ihn stürmen wollte. Inzwischen beschoß aber die 5. Batterie des Res.-Feldart.-Reg. 26 den Posten so erfolgreich, daß ungefähr 120 Austra-lier mit vielen Lewisgewehren flüchteten. Um 2 Uhr setzte die Artillerie schlagartig ein. Feldwebelleutnant Wolf und Vizefeldwebel Maier gingen mit 20 Mann der 11. Komp. und Unteroffizier Schrödel mit 8 Mann der 9. Komp. schneidig vor. Die Australier wurden überrascht. Ein Posten machte sein Lewisgewehr schußfertig. Der „Patrouillen-maier“ ersah die Gefahr. Blitzschnell warf er eine Handgranate, die den Posten schwer verwundete. Verwirrt hoben die anderen die Hände in die Höhe und ergaben sich. Mit 25 Unverwundeten, 6 Verwundeten und 3 Lewisgewehren zogen die Stürmer ab. 2 Uhr 15 nachmittags konnte sich die 11. Komp. im Besitz ihrer ganzen Stellung melden. Auch sie zählte über 100 tote Engländer vor ihrer Front, ohne einen Mann verloren zu haben. Mit vier Bataillonen hatten die Australier angegriffen aber das Fehlen ihrer Artillerie rächte sich bitter.
Diese Erkenntnis kam auch dem Gegner und er griff zunächst nicht mehr an. Nur Patrouillen versuchten nachts Überfälle auf die Posten, wurden aber leicht abgewiesen. Vor Ecoust-St. Mein schlichen sich zwei australische Pioniere an, um den Zustand der Straßen und die Zerstörung in der Gegend Vaulx und Ecoust festzustellen, wurden aber von Posten der 12. Komp. überlistet und gefangen. Überall begann sich der Gegner nun einzugraben und schon eröffneten seine Batterien wirksames Feuer auf Noreuil, während Ecoust nur gelegentlich mit Streufeuer bedacht wurde. Die Besatzung von Noreuil fing an, unter Wassermangel zu leiden. In der Aufregung des Gefechtes am 20. März hatte ein Pionier, der den Auftrag hatte, den einzigen Brunnen zu zerstören, den Kopf verloren und das Wasser untrinkbar gemacht, so daß es nun von rückwärts herbeigeführt werden mußte. Unterdessen drängte der Gegner die Vorposten der 2. Garde-Res.-Division im Süden zurück und griff die nördlich St. Mein stehende 220. Inf.-Division wiederholt an. Vor der 26. Res.-Division aber baute er sich zunächst in nicht eingesehenen Mulden ein, um sich der Wirkung unserer Batterien, die ihn schon einige Mal aus neuen Gräben herausgeschossen hatten, zu entziehen. Ein Unternehmen der 9. und 11. Komp. auf das Wäldchen südwestlich Noreuil mißglückte und brachte Verluste. Und nun steigerte sich das feindliche Artilleriefeuer von Tag zu Tag und zog auch Ecoust immer stärker in seinen Bereich.“

aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 121 im Weltkrieg 1914–1918“ Stuttgart, 1922

 aus: „Die 26. (Württembergische) Reserve-Division im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1939

Mittwoch, 22. März 2017

22. März 1917


„In der Nacht vom 13./14. März begannen die unter dem Stichwort Brunhide auszu-führenden Rückwärtsbewegungen. In der Kampfstellung befand sich das II./ 124, das vom III. in der Gegend von Manancourt aufgenommen wurde. Vom II. blieben 2 Offizierspatrouillen in der ehemaligen vorderen Linie, um deren Besetzung möglichst lange dem Gegner vorzutäuschen, sie wurden geführt von Leutnant d. R. Weber, 6./124 und Wetzel 7./124. Bereits 5.30 Uhr vormittags drang eine englische Patrouille in unsere alte Stellung ein und verwundete vor dem Stollen einen Posten. Die Engländer besetzten sofort diesen Stolleneingang und warfen weitere Handgranaten. Der durch Pistolen-schuß verwundete Unteroffizier Pichler, 7./124, stieg den anderen Stolleneingang empor und vertrieb seinerseits die Engländer durch Handgranaten. Kurze Zeit darauf wurde eine zweite englische Patrouille vertrieben, hinter der bereits eine Schützenlinie aufge-baut war, die sich kriechend unserer Stellung näherte. Durch kräftiges Feuer gelang es Leutnant d. R. Weber, sie wieder zu vertreiben. 6 Uhr vormittags gingen die Patrouillen befehlsgemäß zurück bis zum nächsten befohlenen Halt, von hier dann 6.30 Uhr vormittags in die Aufnahmestellung des Bataillons. 11.30 Uhr vormittags wurde die verlassene Stellung noch frei vom Feind festgestellt, 3 Uhr nachmittags besetzte sie dann der Gegner endgültig. So ging die Bewegung täglich weiter ostwärts in kurzen Sprüngen, alle Bewegungen fanden nur bei Nacht statt, Stellungen zur Aufnahme der zurückmarschierenden Teile waren genügend vorhanden, für Unterkunft wurde durch rechtzeitige Vorkommandos gesorgt. Alle Sorge, daß der Abbau vom Gegner gestört werden würde, war unnötig gewesen. Im Abschnitt der Division fiel kein Artillerie-schuß, nirgends trat Infanterie oder Kavallerie auf. Am 16. März gingen die Brun-hildebewegungen in die Siegfriedbewegung über, Guyencourt wurde geräumt, ebenso Equancourt und Nurlu. Die Kanalbrücken wurden gesprengt, ebenso Straßenkreuzungen und Übergänge. Auch von Fliegern gänzlich unbelästigt, erreichte das Regiment seine neuen Unterkünfte südlich Valenciennes. Am 20. März lagen Regimentsstab, ½ I. in Artres, ½ I. in Querenaing-Vendegies, II. in Montigny, III. in Maing. Bis 23. März unterstanden die Truppen noch dem Generalkommando XIII in Caudry, dann traten sie als Armeereserve zur I. Armee und wurden zu gleicher Zeit Übungsdivision zur Vor-führung des Abwehrkampfes.“

aus: „Das Infanterie-Regiment „König Wilhelm I“ (6. Württ.) Nr. 124 im Weltkrieg 1914–1918ׅ, Stuttgart 1921


Dienstag, 21. März 2017

21. März 1917


„Die vorderen Gräben lagen kaum 50 Meter auseinander und beim Schauen über Bank klatschte bald eine Postenkugel um die Ohren; schlug es aber in der Nähe auf den Boden als fiele ein großer Tannenzapfen herab, dann rasch um die nächste Grabenecke; das waren die französischen Gewehrgranaten, die wir „Katzenköpfe“ nannten, ver-gleichsweise harmlose Brocken, da mit Zeitzünder ausgestattet; wer jedoch nicht aufmerkte, hatte ihre Splitter im Leib, ehe er sich’s versah, denn sie wurden massenhaft herübergeschossen. Oder Granätchen von Revolverkanonen rissen Löcher in die Brust-wehr- und Grabenwand, die zierlichen Dinger, das Kinderspielzeug. Nahkampfgebiet; die Artillerie hatte ihre überragende Rolle abgetreten, denn ihre Geschütze reichten in die vorderen Schluchten und Einschnitte meist nicht herein. Um störende Deckungen des Feindes im „Birkenwäldchen“ vor Z 5 zu beseitigen, mußten wir ein Geschütz 50 Meter hinter den ersten Graben stellen und das ging das eine Mal im Morgendämmern gut, empfahl sich aber nicht als Regel. Das Sperrfeuer war auf die L.-M.-W.-Abtei-lungen* und die Granatwerfer übergegangen; unsere neuen L.-M.-W. konnten sich kein idealeres Gelände wünschen. Mochten die Artillerien sich gegenseitig bekämpfen, was sie ohnehin zu wenig besorgten; nur bei der Chapelottehöhe hatten sie Ziele und freies Feld. Meister in Stellung aber war die M.-W.-Komp. 307 und wenn die schweren Werfer ihre fetten Hüte hinübersetzten, bekamen die Franzosen im Zielgebiet das Laufen; von hohen Beobachtungspunkten konnte man sie dann durch ihre Gräben huschen sehen.“

aus: „Das Württembergische Landw.-Infanterie-Regiment Nr. 121 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1925

*Leichte Minenwerfer-Abteilungen

Montag, 20. März 2017

20. März 1917


„Auch die erste Hälfte des Monats März brachte keine besonderen Ereignisse. Vor-übergehend wurde am 5. der Abschnitt des Ers.-Inf.-Rgt. 52 recht lebhaft beschossen, ohne daß jedoch ein feindl. Angriff erfolgte. Ebenso starke Artillerietätigkeit zeigte der Gegner am 11., 14. und 16. Dies alles sollte nur ein Ablenkungsmanöver für einen am 11. März beabsichtigten Vorstoß gegen den rechten Divisionsnachbar  (54. I.-D.) sein. Der Angriff wie seine Wiederholungen scheiterten im deutschen Artilleriesperrfeuer, an dem auch die Artillerie der 8. w. Ers.-Div. sich beteiligte. Eine weitere feindl. Absicht mag darin gelegen haben, daß die gut ausgebauten Stellungen der Brigade v. Berger möglichst zerstört werden sollten. Dies gelang nicht. Vielleicht hatte auch die Unruhe und das Unbehagen, das den Alliierten die in diesen Tagen durchgeführte planmäßige Räumung und Verwüstung der Sommelandschaft d. h. der deutsche Rückzug in die Siegfriedstellung verursachte, mit zu dem gereizten Artillerieschießen beigetragen.“


aus: „Die 51. württ. Ersatz-Infanterie-Brigade im Weltkriege 1914–17“, Stuttgart 1926

Sonntag, 19. März 2017

19. März 1917


„Am Ende der Alberich-Zeit, also am 16. März, bot Douchy einen trostlosen Anblick, nur noch die Kirche und eine Anzahl hoher Bäume standen noch aufrecht, bis sie in der folgenden Nacht nach Abzug der Truppen als letzte zusammenbrachen.
Vor unserem Abrücken aus Douchy wurde noch auf einen Trümmerhaufen ein großes Plakat gesteckt mit der Aufschrift:
„Servus Tommy! Stabsquartier von Sir Douglas Haigh, viel Vergnügen und herzlich Willkommen, tapere Eroberer!“
Die Zerstörung der Unterstände in der Stellung war so durchgeführt, bezw. vorbereitet, daß eine absolut sichere Zerstörung gewährleistet ist. 4 Stunden vor dem Abmarsch wurden die Unterstützungen der Kreuzteile der Unterstände herausgerissen, die ersten 12 Rahmen in jedem Eingang ausgebaut und in den Unterstand geworfen. Soweit die Eingänge nicht von selbst einstürzten, wurden sie noch möglichst gründlich eingerissen und unkenntlich gemacht.
Stabsarzt Dr. Metzger hat seinen schönen Sanitätsunterstand wie einen Kohlenkeller ausbrennen lassen, ohne daß die Flamme nach außen sichtbar wurde.
Unsere Flieger waren natürlich in dieser Zeit außerordentlich tätig zur Verhinderung der feindlichen Luftbeobachtung.“

aus: „Das Württ. Infanterie-Regiment Nr. 180 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921


Samstag, 18. März 2017

18. März 1917


„Am 17. März gegen Morgen trafen die Bataillone in St. Léger, dem Divisionsquartier der 2. Garde-Res.-Div. ein und schlüpften dort notdürftig unter. Nach kurzem Schlaf wurde man von Pionieren aufgefordert, das Dorf sofort zu verlassen, da es in die Luft gesprengt werden sollte. Wir hatten es nicht so eilig, wie die Pioniere, und machten in Ruhe unsere Morgenwäsche und ließen uns noch unsern Kaffee schmecken.
Im Laufe des Vormittags sammelten sich das I. und II. Bataillon außerhalb des Dorfes. Bei klarem, warmem Frühlingswetter, guter Verpflegung und allerhand Scherzen verbrachten die Bataillone dort den Tag und waren Zeugen der Zerstörung der Ort-schaften St. Léger und Croisilles. Ein Haus nach dem andern stürzte in sich zusammen, Croisilles brannte an mehreren Stellen und besonders eindrucksvoll war es, wie plötz-lich das hochgelegene Schloß (wir würden Villa sagen) in St. Léger in eine dicke Rauchwolke gehüllt wurde, und als der Rauch sich nach einigen Sekunden verzogen hatte, war das Schloß verschwunden.“

aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 121 im Weltkrieg 1914–1918“ Stuttgart, 1922


Freitag, 17. März 2017

17. März 1917


„Nach gründlicher Zerstörung der Feuerstellungen wurde in den Nächten vom 15./16. März und 16./17. März staffelweise die Rückzugsbewegung angetreten. Die leichten Haubitzbatterien und die schwere Artillerie rückten in die Siegfriedstellung ab, die Kanonenbatterien bezogen Nachhutstellungen östlich der Linie Adinfer – Ayette, bzw. Boyelles – Hamelincourt. Am Morgen des 17. März war die ganze erste Stellung ohne jeden Zwischenfall geräumt. Der Feind hatte sich durch die wenigen zurückbleibenden Leuchtkugel- und Maschinengewehrposten vollständig täuschen lassen. Erst gegen 4 Uhr nachmittags wagten sich zaghaft einige Engländer in die deutsche Stellung – das Nest war leer.“


aus: „Das Württembergische Reserve-Feldartillerie-Regiment Nr. 26 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1929


Donnerstag, 16. März 2017

16. März 1917


„Die Artillerie beschoß auf unser Ansuchen hin nach Kräften die vermuteten feindlichen Batterien und Artilleriebeobachtungsstellen. Im Laufe der schweren feindlichen Be-schießung waren die durch Remenauville führenden Laufgräben und die vordere Stel-lung stark zusammengeschossen. Die Verbindung zwischen dem Gefechtsstand des I. Batl. und den vorderen Kompagnien war von 4 Uhr nachmittags ab nur durch unsere hervorragend tapferen Meldeläufer, welche um Remenauville herum den feindlichen Feuerriegel durchdrangen, aufrecht zu erhalten und fiel zu gewissen Zeiten ganz aus.
Auch nach rückwärts war die telephonische Verbindung zwischen den Stäben zeitweise durch das feindliche Feuer unterbrochen und wurde in schwierigem Dienst durch Läuferketten ersetzt. Feindliche Flieger leiteten das Feuer auf uns und erkundeten zeit-weise seine Wirkung.
5.45 Uhr nachmittags schickte der Kompagnieführer der 4. Komp., Leutnant d. L. Dürr, Meldung, daß unsere Stellung sehr stark beschädigt, der Kompagnieführerunterstand durch Volltreffer verschüttet und nur ein schmaler Schacht offen sei; die Besatzung – auch der Kompagnieführer – sei durch Oxydgas erkrankt; durch Anwendung des Sauerstoffapparates seien bis jetzt schwerere Erkrankungsfälle behoben worden. Diese Meldung traf trotz des anhaltenden lebhaften Feuers auch Umwegen durch beherzte Läufer 7.15 Uhr abends auf dem Bataillonsgefechtsstand ein.
Als von dem in der zweiten Linie befindlichen Regimentsbeobachtungsoffizier gemeldet wurde, daß auch das Drahthindernis vor Abschnitt Remenauville beschossen werde, ordnete das Regiment für alle Teile die höchste Gefechtsbereitschaft und das Vorziehen der Reserve-Maschinengewehre in die vorbereiteten Maschinengewehrstände an und hielt die Artillerie behufs rechtzeitiger Abgabe des Sperrfeuers auf dem Laufenden mit den Vorgängen.
Das vor dem Abschnitt eingebaute Starkstromhindernis war durch das feindliche Feuer zerstört und deshalb unwirksam. Von 7 Uhr abends ab war ganz Remenauville und Umgebung in Rauch gehüllt; rings herum krachten die feindlichen Granaten.
Mann hatte von rückwärts den Eindruck, also ob vorne nichts mehr am Leben sein könne.
In dieser kritischen Zeit ist der Feind – wie sich nachher feststellen ließ – unter dem Schutze einer Feuerglocke an der Grenze zwischen 2 Kompagnieabschnitten, bei A 2 a und b überraschend in unseren Graben eingedrungen, solange die durch das stunden-lange starke Feuer wie betäubte Besatzung in den noch erhalten Unterständen fest-gehalten war. Infolge des Rauches und des Lärms der krachenden Geschosse war von der Nachbarbesatzung das Vorgehen der Franzosen nicht wahrgenommen worden.
Unsere Verluste durch die andauernde Beschießung und dem darauf folgenden feindlichen Einbruch waren: Offizierstellvertreter (Vizefeldwebel) Ullrich und 6 Mann tot, 9 Mann verwundet, 1 Offizier (Dürr) und 6 Mann gaskrank, 4 Mann vermißt (gefangen). Unter den Vermißten war auch der tapfere Wehrmann Bräuninger (2.), der trotz des starken Feuers immer wieder vom Unterstand auf die Brustwehr sprang und zu beobachten versuchte.
Die Gefangennahme einer Stollenbesatzung hat Vizefeldwebel Herrmann durch Heraus-springen und Angriff auf den bis an den Stolleneingang vorgedrungenen Feind verhin-dert und ihn zum schleunigen Rückzug – von ihm und seiner Leute Feuer verfolgt – gezwungen. Hierbei hat sich auch Unteroffizier Ilg besonders ausgezeichnet. Einige Kisten Sprengmunition hatten die Franzosen auf der Flucht zurückgelassen. Vizefeld-webel Herrmann, der, als er die Gefahr erkannt, sofort eine gelbe Leuchtkugel abge-schossen hatte zum Zeichen, daß der Feind angriff, erhielt für sein umsichtiges und tapferes Verhalten das E. K. I.
Wenn auch das feindliche Eindringen in die Stellung und die Verluste sehr beklagens-wert waren, so muß doch der Grabenbesatzung des I. Batls. und ihren Führern für ihr tapferes Verhalten und Aushalten im stärksten feindlichen Feuer volles Lob gespendet werden. Abgeschnitten durch Feuer und Rauch nach den Seiten und nach rückwärts war sie nach stundenlangem Ausharren in feindlicher Beschießung ganz auf sich selbst angewiesen. Die nächsten Nachbarabschnitte – selbst beschossen – hatten das Vorgehen des Feindes nicht beobachten können. Unser Artilleriesperrfeuer setzte ein, als die Franzosen schon wieder auf dem Rückzug waren.
Die Stellung sah am folgenden Morgen übel aus und mußte mit Einsetzung aller Kraft ganz aufgebaut werden; die meisten Unterstände waren durch die schweren feindliche Granaten eingedrückt, die Gräben vielfach eingeebnet, das Hindernis stark beschädigt.“


aus: „Das Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 478 und seine Stammtruppen Brigade-Ersatz-Bataillone Nr. 51, 52, 53 und Ersatz-Infanterie-Regiment Nr. 51“, Stuttgart 1924

Mittwoch, 15. März 2017

15. März 1917


„Am 15. März mußte in unmittelbarer Nähe unserer Unterkunft ein deutscher Flieger notlanden. Gefreiter Mießner der 4. Eskadron wollte ihm zu Hilfe eilen. Als er eben das Flugzeug erreicht hatte, erfolgte eine Explosion des Benzintanks, die dem hilfsbereiten Gefreiten den ganzen Leib aufriß, so daß der Tod sofort eintrat. Die Eskadron verlor in Mießner, der sich beim Vormarsch im Jahre 1914 auf Patrouille ausgezeichnet hatte, einen allgemeinen beliebten und tapferen Kameraden. seine Beisetzung erfolgte in Menin.“

aus: „Das Ulanen-Regiment „König Karl“ (1. Württ.) im Weltkrieg 1914-1918“ Stuttgart, 1927


Dienstag, 14. März 2017

14. März 1917


„Der Zustand der Stellung war im allgemeinen gut, die Kampf- und Laufgräben waren jedoch zu eng und zu tief. Die Hindernisse waren breit und überall vorhanden. Stollen und Unterstände waren zahlreich, sodaß die Besatzung gut untergebracht werden konnte. Jeder Bataillons-Abschnitt hatte eine eingebaute Küche, die Bataillone konnten daher warm verpflegen, ohne die Feldküchen in Anspruch zu nehmen.
Was die Verpflegung betraf, so konnte man darüber berechtigt Klage führen. Wir befanden uns damals in dem bekannten Rüben-Winter. Rüben gab es damals in jeder Form, als Suppe, anstatt Fleisch, in Form von Marmelade zum Brot. Auch aus gedörrten Kartoffelschalen wurde Suppe gemacht. Die Brotrationen wurden stark herabgesetzt. Mit Grausen denkt man heute noch an die Suppe, welche der Soldatenwitz mit „Ulanenhäcksel, Drahtverhau“ usw. bezeichnete. Da die Stellung als ruhig galt, gab es keine Kampfzulage. Zur Verbesserung der Kost wurde Jagd gemacht auf die zahlreich vorhandenen Karnickel. Auch Krähen wurden abgekocht, deren Fleisch aber nie weich wurde. Schmackhafter waren Teile von gefallenen Pferden. Die Ochsen, welche die Kleinbahnwagen zogen, kamen auffallend oft in „schweres feindliches Feuer“ und mußten verwundet von der Truppe abgeschlachtet werden. Viele Offiziere hatten damals noch Hunde, der Bestand an solchen verminderte sich aber zusehends. Selbst der Hund des Divisions-Kommandeurs wurde seiner Bestimmung als „Kochgeschirr-Aspirant“ zugeführt. Trotz eifrigem Suchen auf Divisions-Befehl hin, kam er nicht wieder zum Vorschein. Er war den Weg allen Fleisches gegangen. Um das Essen schmackhafter zu machen wurden die Kompagnie-Köche zu Kochkursen kommandiert. Aber auch nach diesen Kursen blieben Rüben eben Rüben. In der Kantine konnte man außer Kunsthonig auch nichts mehr kaufen, und so war der Hunger nicht mehr abzuleugnen. Die fetten Suppen in Flandern mit den vielen Fettaugen waren nur noch in der Erinnerung und in den Träumen vorhanden.
Die Kampftätigkeit war gering. Die gegenüber liegenden Franzosen schienen auch abgekämpft zu sein. Der Dienst bestand fast nur in Wach- und Arbeitsdienst. Auch die Artillerie hielt sich sehr zurück. Die Bataillone blieben jeweils 16 Tage in Stellung, um dann 8 Tage ins Ruhelager zu kommen. Der in Saarburg begonnene Maschinengewehr-Kurs für Infanteristen wurde im Grenadier-Lager fortgesetzt.“


aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 246 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1931

Montag, 13. März 2017

13. März 1917


„Am 29. Dezember 1916 verließ die Eskadron Buzau und erreichte am selben Tage Rimnicul-Sarat, wo sie wiederum der Etappenkommandantur unterstellt wurde. Hier verblieb die Eskadron volle 18 Monate bis zum Juli 1918. Der Dienst war ähnlich wie in Polen. Der größte Teil der Eskadron war in kleine Trupps aufgeteilt, die sich teils bei der Gendarmerie als Verstärkung, teils bei anderen Etappenkommandanturen als Patrouillen und Posten betätigten. Um einen Überblick zu geben, seien folgende Zahlen angeführt: Die Gesamtstärke der Eskadron betrug anfangs Januar 1917 4 Offiziere (einschließlich Stabsveterinär), 15 Unteroffiziere, 129 Mannschaften und 158 Pferde. Von diesen befanden sich in Rimnicul-Sarat nur 2 Offiziere, 12 Unteroffiziere, 60 Mann und 85 Pferde. Alles übrige war in kleine Trupps von meist 3 – 4 Mann mit Pferden bei nicht weniger als 14 verschiedenen Etappenkommandanturen verwendet. Von dem in Rimnicul zurückgebliebenen Rest der Unteroffiziere und Mannschaften wurden im Laufe der Zeit noch verschiedene Außenposten besetzt, die meist durch wirtschaftliche Aufgaben, wie Beaufsichtigung von Beständen, Saat- und Erntearbeiten bedingt waren. Rittmeister Frhr. v. Süßkind wurde vielfach als stellvertretender Wirtschaftsoffizier und, besonders während der Erntezeit, zur Unterstützung desselben verwendet. Was an verfügbaren Mannschaften noch vorhanden war, mußte den Dienst einer Polizeitruppe versehen, Erlasse und Befehle der Etappenkommandantur an die Ortsvorsteher überbrin-gen, Bestände und Vorräte feststellen, und Beitreibungen ausführen. Da anfangs für die Pferde nur Mais zu Futterzwecken zur Verfügung stand und die Erfahrung mit diesem Futtermittel noch fehlte, trat in den ersten 14 Tagen der Ruhe, besonders bei den schweren Pferden, häufig „Verschlag“ auf, der aber keine Verluste zur Folge hatte. Der Mais wurde infolgedessen erst zerrissen und die Erkrankungsgefahr dadurch beseitigt. Die Verpflegung war meist recht gut und der Gesundheitszustand von Mann und Pferd ließ nichts zu wünschen übrig.“

aus: „Das Ulanen-Regiment „König Karl“ (1. Württ.) im Weltkrieg 1914-1918“ Stuttgart, 1927


Sonntag, 12. März 2017

12. März 1917


„Am 8. und 9. März begannen 2. und 6./49 je zugweise Stellungswechsel in die rückwärts gelegenen sogenannten Alberichstellungen der Division, 2./49 an dem Westrand von Manancourt, 6./49 in eine Stellung hinter dem Kanal im Walde „über den Wassern“. Am 12. März wurde die Beobachtungsstelle 3./49 durch einen Volltreffer zerstört, wobei der Telephonist Kanonier Benz getötet, Vizewachtmeister Wild und Unteroffizier Fiederer und 1 Kanonier verschüttet wurden, aber rechtzeitig mit Hilfe der Infanterie wieder ausgegraben wurden. 4./49 bezog ihre Alberichstellung im Walde „über den Wassern“.“

aus: „Das 3. Württembergische Feld-Artillerie-Regiment Nr. 49 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922


Samstag, 11. März 2017

11. März 1917


„Der Winter kam und warf riesige Schneemassen auf unsere elenden Holzhütten, und riesige Nordwinde bliesen um die undichten Bretterwände, Unglaublich hatten wir unter einer Kälte von bis zu 48 º C zu leiden. Manche erfroren Glieder und Nasen. Fußlappen aus Ziegenwolle und Halbschuhe aus Lindenbast geflochten – Lapzi geheißen – , ver-mochten die Füße besser zu schützen als Lederschuhwerk, das hart an die Beine gefroren wäre. Jetzt noch einen bis ans Knie reichenden Überrock aus Schafspelz, eine große, runde Pelzmütze auf den Kopf, bis an den Hals über die Ohren gezogen, einen Nasenschoner auf den Gesichtsvorsprung – und der „russische Bär“ war fertig.“

aus: „Kriegs-Chronik der Stadtgemeinde Ebingen“ (Briefe aus Gefangenschaft), Stuttgart 1919


Freitag, 10. März 2017

10. März 1917


„Ende Februar lebte das Artillerie- und Minenfeuer etwas auf. Die Anmarschstraßen erhielten kräftige Feuerüberfälle, und am 9. März wurde das Regimentslager mit etwa 2000 Gasgranaten zugedeckt, ohne daß – dank der vorzüglichen Gasdisziplin – Verluste eintraten. Im weiteren Verlauf des Vormittags führte der Feind Wirkungsschießen gegen unsere vordere Stellung, sowie gegen sämtliche Lager mit Minen und Artillerie leichter und mittlerer Kaliber durch. Von 4 Uhr nachmittags ab steigerte sich das Feuer auf die vordere Linie zum Trommelfeuer. Man rechnete mit einem Angriff, die Kompagnien waren gefechtsbereit, die Reserven herangehalten. Etwa 6 Uhr nachmittags fiel Leutnant v. Hofacker der 1. M.-G.-K., der in Erwartung des feindlichen Angriffs mitten durchs schwerste Feuer zu einem an besonders gefährdetem Punkte stehenden Maschinen-gewehr eilen wollte, in dem zur F-Ecke führenden Graben einer feindlichen Granate zum Opfer. Als Beispiel treuer, sich selbst aufopfernder Pflichterfüllung, ist er seiner Kompagnie für alle Zeiten des Krieges gegenwärtig geblieben. Schweres Schneetreiben hemmte die Aussicht. Sperrfeuerwellen der eigenen Artillerie schlugen dicht vor dem eigenen Graben nieder. Man sah im Schnee und Regen nicht 10 m weit. Kam der Franzose? Gegen 6 Uhr sahen vorgeschobene Posten des L.-I.-R. 122 den Gegner in einer Pause des Schneetreibens in mehreren Wellen gegen die F-Ecke vorgehen. Unseren Graben hat er nicht erreicht.“

aus: „Das Württembergische Landw.-Inf.-Regiment Nr. 120 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922


Donnerstag, 9. März 2017

9. März 1917


„Die Schneeschmelze im März 1917 brachte der Grabenbesatzung und auch sonst bei den dortigen Bodenverhältnissen für den Verkehr von und nach der Stellung den bekannten widerwärtigen Kampf mit dem nassen Element. Das Ruhebataillon wurde möglichst zu Exerzier- und Gefechtsübungen herangezogen.
Seit unserer erfolgreichen Patrouillenunternehmung im Februar zeigte der Feind gegen-über Remenauville viel Leben. Das feindliche Artillerie-und Minenfeuer steigerte sich zeitweise erheblich; ebenso des Gegners Fliegertätigkeit.“

aus: „Das Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 478 und seine Stammtruppen Brigade-Ersatz-Bataillone Nr. 51, 52, 53 und Ersatz-Infanterie-Regiment Nr. 51“, Stuttgart 1924


Mittwoch, 8. März 2017

8. März 1917


„Mit dem Eintreten besserer Frühlingswitterung war mit erneuten Großangriffen der Entente zu rechnen. Diese, insbesondere Frankreich, war mit der auf eine Ermattung des Gegners hinauslaufenden Kampfführung Joffres nicht zufrieden, sie erstrebte einen raschen Sieg und glaubte in Nivelle den Mann gefunden zu haben, der ihre Wünsche und Hoffnungen erfüllen würde. Nun war aber das deutsche Stellungsstück zwischen Arras und Reims, in dem auch wir eingesetzt waren, infolge seiner Ausbuchtung nach Westen und infolge seines baulichen Zustandes in den Schlammwüsten zu beiden Seiten der Somme und Oise bei einem ernsten feindlichen Angriff kaum zu halten. Die Oberste Heeresleitung plante daher eine Zurückverlegung der Front in die seit längerer Zeit im Ausbau befindliche, weiter östlich verlaufende Siegfried-(Hindenburg-)Stellung Arras – Laon, womit zugleich der Vorteil einer wesentlichen Verkürzung der ganzen Abwehr-front verbunden war.
Vor bezw. beim Zurückgehen sollte das Gelände zwischen der alten und neuen Linie durch eine nachhaltige Zerstörung sämtlicher in diesem liegenden Ortschaften, Straßen, Wälder, Baumgüter und Unterkunftsstellen für den Gegner militärisch möglichst unverwendbar gemacht werden. Das Deckwort für diese Tätigkeit hieß „Alberich“. Alle mit dem Zurückgehen hinter die Siegfried-Stellung zusammenhängenden Bewegungen erhielten das Stichwort „Brunhilde“.

aus: „Das Infanterie-Regiment „Kaiser Friedrich, König von Preußen“ (7. Württ.) Nr. 125 im Weltkrieg 1914–
1918“ׅ, Stuttgart 1923


Dienstag, 7. März 2017

7. März 1917


„Für unsere Division brachte das Jahr 1917 die Teilnahme an allen großen Kampfhand-lungen des Jahres: erst Verdun, dann Aisne – Champagne, dann wieder Verdun und endlich, allerdings zum Schluß, die Flandernschlacht.
Aber noch eines hatte das Jahr 1917 gebracht: die absolute Überlegenheit der feindli-chen Technik. Hierin war der Gegner ja immer schon im Vorteil gewesen. Seine Artil-lerie hatte die größeren Schußweiten, Kaliber und Munitionsmengen. Wenn wir mit kleinen Feldartilleriegeschossen den Gegner bekämpften, dann erwiderte er mit Zucker-hüten. Aber sie waren bisher wenigstens nicht allzu gefährlich. Anfangs war der Knall größer als die Wirkung. Allmählich war dies anders geworden. Die Verzögerungs-geschosse der Gegner durch schlugen nun jeder Erddecke bis zu 9 Meter. Die Splitter der Ratschgranaten durchschlugen noch auf 2000 Meter und mehr jeden Stahlhelm. Jetzt erst wurde die feindliche Artillerie wirklich gefährlich. Das neutrale Amerika hatte die Zeit gut benützt.
Bei uns dagegen war das Material immer schlechter geworden. Wir hatten alte zerschos-sene Rohre, die bei Großkämpfen oft nicht ausgewechselt werden konnten und außer-ordentlich schwierige Schießverhältnisse ergaben, und die Tankgefahr wurde immer größer.“

aus: „Das Württembergische Reserve-Feldartillerie-Regiment Nr. 54 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1929


 „Die Gefechtstätigkeit der Infanterie blieb auch anfangs März gering. Ja, die Franzosen begannen, ihre vordersten Gräben zu verdrahten und auch die zweiten Gräben nur mit wenigen Posten zu besetzen.
Am 6. Mai verdichteten sich die Anzeichen eines bevorstehenden Angriffs gegen die Stellung des XXVI. Res.-Korps bei der Champagne-Ferme (Höhe 185). Die Artillerie der 54. Res.-Div. beschoß in den nächsten Tagen zur Unterstützung des XXVI. Res.-Korps die feindliche Artillerie mit Gasmunition. Auch die französische Artillerietätig-keit wurde lebhafter, sie steigerte sich bisweilen bis zum Trommelfeuer.“

aus: „Die 54. (Württembergische) Reserve-Division im Weltkriege 1914–18“, Stuttgart 1934


Montag, 6. März 2017

6. März 1917


„Dem Gegner sollte jede Möglichkeit einer raschen Verfolgung genommen werden, kein Wegweiser sollte ihm die Richtung bezeichnen, kein Baum ihn gegen Fliegersicht decken, kein Haus ihm Quartier geben, kein Brunnen ihn tränken. Mitten in Bränden, Sprengungen und Zerstörung wohnte das Ruhebataillon, dem im wahrsten Sinn des Wortes die Betten unterm Leib weggezogen wurden, die Dächer überm Haupt zusam-menstürzten. Und wie in Liéramont, so war es rundum: tagelang stiegen die Rauch-säulen gen Himmel und leuchteten die brennenden Ortschaften wie Fanale im Dunkel der Nacht. Die Truppe verrichtete, wie am Feind, so auch hier ihr Werk, ohne zu fragen nach Recht und Unrecht, nach Wirkung und Folgen.
Trotz dieser der Beobachtung eines aufmerksamen Gegners nicht zu entziehenden Rückzugsvorbereitungen war von einem vermehrten Druck des Gegners nichts zu merken. Auch der bereits erwähnte Angriff am 4. März früh, der nach ¼stündiger Artil-lerievorbereitung einsetzte und den linken Regimentsflügel gerade noch traf, hing damit nicht zusammen, sondern galt der Wegnahme des östlich Bouchavesnes gelegenen beherrschenden Höhenzugs. Den dort liegenden Sachsen gelang es nicht, ihn zu halten. Dagegen wurde der Gegner vor dem Regimentsabschnitt, wo unsre 12. Kompagnie keinen leichten Stand hatte, glatt abgewiesen. Der Tag kostete dieser Kompagnie 5 Tote und 13 Verwundete, hat aber dazu beigetragen, daß der Einbruch des Gegners ohne weitere Folgen blieb. Eine dauernde Bedrohung der linken Flanke blieb natürlich zurück und führte zu deren Verstärkung, bezw. zum Bau einer Flankierungsanlage und späterer Übernahme eines gefährdeten Teils der sächsischen Stellung. Der Infanteriekampf flaute rasch ab, dagegen lag als Einleitung und Ausklang dieser Kämpfe auf dem Regiments-abschnitt häufig starkes Artilleriefeuer, das sich rückwärts bis auf die Kanalübergänge erstreckte. Ganz besonders viel Feuer erhielt Moislains, sowie die von ihm ausgehenden Straßen, auf denen die Ablösungen ihren Weg zu nehmen pflegten, und Moislains glücklich hinter sich zu haben, ließ diese immer ganz besonders aufatmen.“


aus: „Die Ulmer Grenadiere an der Westfront“, Stuttgart 1920