Samstag, 18. Dezember 2021

18. Dezember 1921

 


Adolf Wörner, lediger Buchbinder aus Stuttgart wurde am 21. September 1914 zum Ersatz-Bataillon des Infanterie-Regiments 120 eingezogen und kam am 3. Dezember 1914 zum Reserve-Infanterie-Regiment 247 ins Feld an die Westfront nach Flandern. Er erkrankte am 1. März 1915, kam ins Lazarett nach Moorseele und wurde am 16. März 1915 als garnisonsverwendungsfähig dem 1. Landsturm-Infanterie-Bataillon Gent zum Dienst in der Etappe zugeteilt. Am 8. Februar 1916 wurde Adolf Wörner wie viele, die sich in  in Etappe, Küche, Schreibstube und Depot eingerichtet hatten, ausgekehrt und kehrte am 18. Februar 1916 über die Sammelstelle für Kriegsverwendungsfähige zu seinem Regiment zurück.
Am 1. Januar 1917 wurde Adolf Wörner zur Verwendung bei einem neu aufgestellten Truppenteil zum Ersatz-Bataillon versetzt, kam am 17. Januar 1917 zur Neuaufstellung der 242. (württembergischen) Infanterie-Division,  Infanterie-Regiment 476, auf den Truppenübungsplatz Münsingen. 
Am 11. März 1917 zog die neu aufgestellte Division ins Feld an die Westfront. Abgesehen von einer 14-einwöchigen Lazarettbehandlung wegen einer leichten Gasvergiftung im August 1917 und einem mehrwöchigen Ausbildungskurs zum Krankenträger, den er im theoretischen und praktischen Teil mit sehr gut bestand, verblieb Adolf Wörner bis kurz vor dem Waffenstillstand beim Regiment.
Adolf Wörner wurde am 8. Oktober 1918 bei Saint Etienne vermißt gemeldet. Über seinen weiteren Verbleib ist nur bekannt, daß er sich im Anschluss an seine Vermißtenmeldung als Kriegsgefangener im Militärhospital Villemin in Paris wegen einer Oberschenkelverletzung in Behandlung befand. Wie er in die Heimat zurückkehrte, als Austauschverwundeter oder zu Beginn des Jahres 1920 mit den anderen deutschen Kriegsgefangenen, konnte nicht festgestellt werden. Er verstarb am 18. Dezember 1918 in seiner Heimatstadt Stuttgart „an Kriegsfolgen“.



Bilder: Gefangenenkartei des Internationalen Kommittees des Roten Kreuzes

Samstag, 11. Dezember 2021

11. Dezember 1921


Hermann Fischer, Kaufmann und zweifacher Familienvater in Waiblingen, wurde am 19. Juli 1915 als ungedienter Landsturm-Rekrut zur Ersatz-Eskadron des Ulanen-Regiments 20 eingezogen und kam von dort am 23. Oktober 1915 zur Train-Ersatz-Abteilung 13. Am 24. November 1915 wurde er zur schweren Proviant-Kolonne Nr. 3/XIII. (später Proviant-Kolonne Nr. 77) in Marsch gesetzt, die sich im serbischen Etappengebiet befand. Hermann Fischer traf am 4. Dezember 1915 nach zehntägiger Anreise bei der Kolonne ein und verblieb bei dieser nachdem sie anfangs 1916 ins nordfranzösisch-belgische Etappengebiet verlegt wurde. Am 15. Juli 1918 mußte er sich im Lazarett wegen Lungenspitzenkatarrh und Muskelrheumatismus behandeln lassen, kehrte aber bereits nach 14 Tagen zu seiner Kolonne zurück.
Hermann Fischer wurde am 11. September 1918 auf Initiative der Dampfziegelei Waiblingen AG zum Zweck der Arbeitsleistung im öffentlichen Adresse vom Waffendienst zurückgestellt. Er verstarb am 11. Dezember 1921 an Kriegsleiden. Der Eintrag in der Stammrolle bei seiner Lazarettentlassung am 28. Juli 1918 lautet: „Diese Krankheit hat sich H. Fischer im Felde während seiner Dienstleistung bei der Kolonne zugezogen. Kriegsdienstbeschädigung liegt vor.“


Mittwoch, 1. Dezember 2021

1. Dezember 1921



Paul Hopf.

 

Paul Hopf ist am 15. Februar 1894 in Dettingen a. Erms als jüngster Sohn unseres Alten, Pfarrers Hopf; bald ist aber Biberach a. R. seine neue Heimat geworden und ist es dann immer geblieben. Um eines Hauptes Länge und um etliches in der Breite hat der ungewöhnlich kräftige Knabe alles Volk in den Lateinschulen in Biberach und später in Kirchheim u. T. überragt. Mit einem vielbeneideten Schnurrbart ist der Fünfzehnjährige ins Seminar Maulbronn eingezogen. Schon als Knabe hat sich Hopf immer darauf gefreut, auch einmal ein tüchtiger Pfarrer zu werden und dabei ist es auch geblieben. So ist er nach den vier Seminarjahren in Maulbronn und Blaubeuren im Herbst 1913 als stud. theol. in Tübingen eingezogen. Rasch hat er sich die weiße Mütze aufgesetzt, rasch ist auch im frohen Freundeskreise aus dem zurückhaltenden, fast schüchternen Seminaristen ein fröhlicher, immer geselliger Student geworden. Zwei ungetrübte köstliche Friedenssemester im alten Tübingen hat Hopf noch erleben dürfen.

Dann kam der  Krieg. In den ersten Augusttagen ist auch Hopf, wie so viele, in Ulm unermüdlich von Kaserne zu Kaserne gezogen, um sich dem Vaterland als Freiwilliger zur Verfügung zu stellen, bis er am 8. August beim Fußart.-Rgt. 13 angenommen wurde. Zu seiner Ausbildung kam er zuerst nach Ostwald bei Straßburg und dann nach Graudenz. Trotz der trefflichen Gesellschaft, welche ihm die Bundesbrüder Ehrenfried und Hetsch geleistet haben, ist ihm dort die Zeit des Wartens nach seinen eigenen Berichten recht lang geworden, bis er mit seinem Regiment im Jahr 1915 an den Stellungskämpfen in Rußland und dann an der Herbstoffensive von der Mlawa bis an die Beresina teilnahm. Infolge der großen Strapazen und Entbehrungen in diesen Kämpfen erkrankte Hopf Ende 1915 an Herzneurose und mußte ins Lazarett gebracht werden, zuerst nach Grodno, später nach Hamburg. Dazuhin brachte ihm das Jahr 1916 noch eine Furunkulose und eine schwerer Nierenvereiterung mit hohem Fieber. Das Beste daran war ein vierwöchiger Erholungsurlaub in der Heimat; im Herbst 1916 ging’s dann zu einem Offiziersaspirantenkurs auf der Schießschule Thorn und von da wieder ins Feld zur 6. Batt. des Fußart-Rgts. 21, bei dem Hopf inmitten einer ganz preußischen Umgebung manchmal ordentlich Heimweh nach einem „Spätzles-schwaben“ gehabt und beinahe sein gutes Oberschwäbisch verlernt hat. Nun kamen nacheinander die schweren Kämpfe an der Westfront: im Frühjahr 1917 die Doppel-schlacht Aisne-Champagne, der besonders aufreibende Stellungskampf am Chemin des Dames, im Winter 1917–18 die Kämpfe in der Siegfriedstellung und im Frühjahr 1918 die große Offensive in Frankreich an der Scarpe und bei Armentières.

Von Weihnachten 1916 an als Offizier-Stellvertreter, seit Herbst 1917 als Leutnant hat Hopf, obwohl seine Gesundheit längst nicht mehr fest war, in unermüdlicher Treue und Gewissenhaftigkeit seinen oft schweren Dienst als Artillerieverbindungsoffizier getan, bis er am 18. Juli 1918 kampfunfähig wurde; infolge einer schweren Gasvergiftung und gleichzeitiger Grippe hatte sich plötzlich Bluthusten eingestellt.

Damit war der Krieg für ihn zu Ende, mit einem schweren Schaden an der Lunge kehrte er in die Heimat zurück. Doch hat er sich in den Lazaretten in Hannover, Jordanbad-Biberach, in den Sanatorien Schömberg und Alpirsbach so gut erholt, daß er, scheinbar völlig genesen, im Zwischensemester 1919 das Studium, nach dem er sich so lange lebhaft gesehnt, wieder aufnehmen konnte.

Mit großer Freudigkeit und voller Energie hat er sich nun auf die Wissenschaft geworfen, um möglichst bald ins Amt eintreten zu können. Im Juli 1920 machte er das theologische Vorexamen, dessen gutes Ergebnis für ihn noch einmal eine große Freude gewesen ist; im Frühjahr 1922 sollte die erste theologische Dienstprüfung folgen, da kam in den Sommerferien der böse Rückfall. Nach dem ersten, ganz überraschenden Blutsturz daheim begab er sich sofort zur militärärztlichen Beobachtung in das Versorgungslazarett Ulm, kaum war er aber dort, so folgten rasch nacheinander eine ganze Reihe von schweren Blutstürzen. Acht schwere Wochen hielt das ungewöhnlich kräftige Herz den furchtbaren Ansturm des immer gleich hohen Fiebers aus, aber alle ärztliche Kunst und alle Fürsorge der Mutter, die ihn die ganze Lazarettzeit über persönlich gepflegt hat, konnte nichts mehr helfen.“

 

aus: „Gedenkbuch der Tübinger Normannia für ihre Gefallenen“, Stuttgart 1921