Donnerstag, 30. April 2015

30. April 1915


„„Frühling in Flandern!“ – Welches Meer freudiger und ernster Erinnerungen mögen diese Worte bei so vielen Kämpfern der Westfront wecken? Auch uns 248ern sollte der Wonnemonat 1915 Erhebendes und Schweres zugleich bringen. Warme Frühlingssonne bekämpfte siegreich alltägliche Frühnebel, die letzten Überbleibsel des nassen April. Ganz vorsichtig wagten sich Anemonen hervor, aus den Baumresten des Polderhoek„waldfriedhofes“ sprießte kümmerlich erstes Grün. Kein Wunder, wenn das Erwachen der Natur bei Freund und Feind den im Menschen schlummernden Wandertrieb und neue Hoffnungen weckte.
Heftige Feuerüberfälle und vermehrte Artillerietätigkeit von drüben ließen Zweifel aufkommen: sollte es Verschleierung des Rückzuges oder Vorbereitung eines Angriffs bedeuten? Aber auch wir waren tatendurstig und angriffslustig. Unsere Bataillone hatten das verlustreiche Hin- und Herpendeln zwischen den Ruhestellungen Becelaere – Terhand und den Aufenthalt in der nassen Polderhoek- und Sandsackstellung gründlich satt.“


aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 247 im Weltkrieg 1914–1918“ Stuttgart, 1924

Mittwoch, 29. April 2015

29. April 1915


„Binarville und die Hauptstraße lagen zu unregelmäßigen Zeiten unter Feuer, so daß zum Beispiel der Regimentsstab beim Durchschreiten des Dorfes den tüchtigen Sergeanten Feil durch Verwundung einbüßte; auch wurde unterwegs der Gefr. Wunsch der 6./49 tödlich verwundet.“


aus: „Das 3. Württembergische Feldartillerie-Regiment Nr. 49 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922

Dienstag, 28. April 2015

28. April 1915


„Die Gefechtstätigkeit war ja, mit Ausnahme einiger Feuerüberfälle, sowohl bei Tag wie bei Nacht keine rege; die Ziele der historisch alten Haubitze, die aus Przasnysz herüberspuckte, waren uns bald bekannt, und die feindliche Artillerie war der unsrigen keinesfalls gleichwertig. Mit Sicherheit aber wußten wir, daß der Russe am Frühmorgen uns in Ruhe ließ, denn da ging’s drüben nach durchwachter Nacht lustig her. Alle 10–15 Meter sah man aus den russischen Gräben Rauchwolken emporsteigen, ein Zeichen, daß auch drüben das Kaffeetrinken eine bedeutende Rolle spielte. – Und nun hinter unserer vorderen Linie? – Janowienta! – Bei unserem Einzug damals ein schmutziges, unerfreuliches Nest. Die Straßen in elend durchweichtem Zustand, man ersoff fast und war der Boden gefroren, so war das Gehen auf den ausgefahrenen Straßen außerordentlich beschwerlich, ja schmerzhaft. – Aber noch schlimmer war ihr Zustand im Frühjahr, als das Tauwetter einsetzte. Die Pferde kamen kaum vorwärts, bis an den Bauch ging ihnen der aufgeweichte lehmige Schlamm, die Fahrzeuge staken bis über die Achsen im Dreck. Hier war eilige Hilfe dringend notwendig. Unter Hauptmann Frommann wurde ein Wegebaukommando gebildet, das dank der fachmännischen Leitung und des Fleißes jenes Kommandos schon in kurzer Zeit Ordnung schaffte, indem aus den nahe gelegenen Kieferwaldungen Stämme bezw. Knüppel herbeigeschafft wurden, um damit der Straße einen festen Unterbau zu geben. – Aber auch in der Stellung hauste das Tauwetter verheerend. Das ganze Grabensystem kam ins Rutschen und war oft nicht zu entwässern. Unterstände waren in weniger als einer halben Stunde in sich zusammengesunken, so daß man Mühe hatte, die darin untergebrachte Munition oder Ausrüstungsstücke noch rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Bei den „im Grunde“ liegenden Russenstellungen muß diese Jahreszeit geradezu katastrophal gewesen sein. – So waren wir auch jetzt ständig in Atem gehalten. Der Wiederaufbau der Stellung, der Annäherungsgräben, der Reservestellungen hielt die Truppe Tag und Nacht in Tätigkeit. Von nun an spielte der Sandsack, um das Einfallen der Stellungen zu verhindern, eine große Rolle.“




aus: „Das Infanterie-Regiment „Alt Württemberg“ (3. Württ.) Nr. 121 im Weltkrieg 1914–1918ׅ, Stuttgart 1921

Montag, 27. April 2015

27. April 1915


„Gegen 9 Uhr sank der Nebel, und nun bot sich ein überraschendes Bild: Da unten lag Zonnebeke, davor auf der Höhe die zerschossene Windmühle war „de kleine Molen“. Und da in der Ferne, gespenstig, bleifarben zwei Türme! – Das war Ypern, das wir nun zum erstenmal sahen! Ypern, das viel umkämpfte, um das sich der eiserne Ring nun enger schloß. Und bei Broodseinde sahen wir deutlich mit dem Glas in die feindlichen Unterstände. Sie hatten dieselbe Front wie wir! Und nun heulte es von dort drüben heran und vor uns im Grund stieg eine schwarze Rauchwolke hoch. Eigene Artillerie feuerte uns gegenüber und traf den Gegner vor uns. Welch eine prachtvolle Höhe im Rücken der feindlichen Stellung hatten wir ganz aus eigenem Entschluß genommen!
Aber nun erwachte auch wieder die feindliche Artillerie. Den ganzen Tag über ging ununterbrochen ein Schrapnellhagel über uns nieder, ohne aber viel Schaden zu tun. Ein Angriff wurde hier nicht versucht. Weiter rechts versuchte sich General Foch in allerlei Gegenangriffen, aber seine schnell herangeführten Reserven holten sich nur blutige Köpfe.
Das II. Bataillon blieb in dieser Stellung bis zum 28. April, dann wurde es abgelöst und kam in Bereitschaft in den alten deutschen Kampfgraben bei Wallemolen.“


aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 247 im Weltkrieg 1914–1918“ Stuttgart, 1923

Sonntag, 26. April 2015

26. April 1915


„Am 22. April blies das XXIII. und XXVI. Reserve-Korps zum erstenmal an der Westfront Gas gegen die feindlichen Linien.
Herzog Albrecht gab das Zeichen zum Angriff, als der Wind von den britischen Inseln herkam und Franzosen und Kanadiern ins Gesicht wehte. Im Morgengrauen eröffneten die deutschen Batterien das Feuer und um fünf Uhr zischte das Gas aus den Röhren. Die grünen Schwaden krochen in die feindlichen Gräben, strichen durch die Batteriestellungen und wallten bis Boesinghe. Überall verbreiteten sie taumelndes Entsetzen. Vom Tod dahingerafft lagen in den Gräben die Verteidiger und hinter den Geschützen die Kanoniere, Von panischem Schrecken erfaßt, wichen die Franzosen über den Kanal nach Süden und gaben Steenstrate, Het Sas und Pilkem preis. Auch Langemark fiel in deutsche Hand.
Die linke Flanke der Kanadier lag in einer Tiefe von drei Kilometer aufgerissen. Die Artillerie mußte mehr als fünfzig Geschütze stehen lassen, darunter die zweite Londoner Batterie, welche in den vergangenen Wintermonaten den Houthulsterwald zu Kleinholz zerschlagen hatte.
Nun griff Herzog Albrecht nach links aus und packte die britische Hauptstellung südlich von Wallemolen an. Teile der 54. Reserve-Division nisteten sich auf dem Kamm östlich von Gravenstafel ein und trieben Kanadier, alt englisches Fußvolk und abgesessene Gardereiter vor sich her.
Von der 54. Reserve-Division waren daran beteiligt die Korps-Reserve bildenden Bataillone der Regimenter 245, 246 und 247.
Es wurde das Regiment von Hagendorff gebildet, bestehend aus III./245, II./247 und 3., 4. und 9. Kompagnie 246. Die Kompagnien von 246 standen unter dem Kommando von Hauptmann Kölle. Die Abteilung Kölle rückte am 24. April 1915, 3 Uhr vormittags aus der Fabrik Dadizeele nach Moorslede ab. Dort Formierung des Regiments von Hagendorff als Korps-Reserve.
5.30 Uhr nachmittags Abmarsch des Regiments, Reihenfolge 245, 247, 246 über Paschendaele nach Gehöft etwa einen Kilometer südlich von Spriet. Hier wurde aus den Feldküchen verpflegt und die Truppe untergebracht. Am 25. April 1915, 4 Uhr vormittags, war das Regiment Hagendorff zum Angriff am Paddelbeek in südlicher Richtung angesetzt.
9.30 Uhr vormittags wurde der Angriffsbefehl jedoch zurückgezogen. Das Regiment marschierte 10.30 Uhr vormittags nach Poelkapelle. Gegen Abend wurde der Gegner auf der ganzen Poelkapelle-Front angegriffen und aus seiner Stellung gedrängt. Das Bataillon Kölle wurde hinter den Abschnitt westlich von Wallemolen vorgezogen. Der in südwestlicher wie südöstlicher Richtung zurückweichende Feind, durch seine Reserven verstärkt,  hielt den weiteren Ansturm der deutschen Angriffswellen auf. Das aus zwei Richtungen flankierende englische Feuer führte anscheinend für die Angreifer zu Unklarheiten über die Angriffsrichtung und im Zusammenhang damit entstanden größere Lücken in der Front. In dieser Lage wurde das Bataillon Kölle zur Aufklärung und Verstärkung der deutschen Linien am Abend des 25. April eingesetzt.
7.30 Uhr nachmittags ging die 3. Kompagnie unter Oberleutnant Irion in südlicher Richtung gegen die Höhen der Straße Mosselmarkt-Fortuin vor. Dorthin hatte sich der Gegner zurückgezogen. Heftiges Maschinengewehr- und Infanteriefeuer schlug den vorgehenden Schützenlinien entgegen.
Die 4. Kompagnie schwärmte mit einem Zug in die Schützenlinie ein und verlängerte den linken Flügel der 3. Kompagnie. Mit Einbruch der Dunkelheit drang dieser Zug in die feindliche Hauptstellung ein und besetzte das davor liegende Gehöft A. Die 3. Kompagnie war inzwischen etwa 800 Meter über die feindliche Hauptstellung hinausgestoßen. 400 Meter nördlich des Straßenkreuzes Buit nahm sie Front nach Südosten. Starkes Maschinengewehrfeuer von vorne und aus der rechten Flanke machte ein weiteres Vorgehen unmöglich.
Die beiden restlichen Züge der 4. sowie der 9. Kompagnie blieben in Reserve.
Während der Nacht lag die 3. Kompagnie innerhalb der deutschen Linien am weitesten vorne, wurde von zwei Seiten befeuert und hatte große Schwierigkeiten, den Anschluß aufrecht zu erhalten. Am 26. April lief von ihr die Meldung ein, daß infolge des starken Nebels und der herrschenden Dunkelheit die Verbindung nach rechts (R.I.R. 247) und nach links (R.I.R. 245) abzureißen drohe. Daraufhin ging 2.30 Uhr vormittags die 9. Kompagnie zur Verstärkung vor.
Nach Klärung der Lage durch Patrouillen nahm die 3. Kompagnie den vom Gegner besetzten Höhenkamm nebst einigen Gehöften. Es kam hierbei zu einem kurzen Handgemenge, wobei der Gegner etwa siebzig Tote und Verwundete verlor. Ein kanadischer Offizier und zwei Mann wurden gefangen genommen. Die neu erreichte Linie wurde sofort ausgebaut. Sie bot auf dem beherrschenden Höhenkamm ein ausgezeichnetes Schußfeld bis über die Straße Zonnebeke-Langemark hinaus. Die 9. Kompagnie war inzwischen gleichfalls bis zur Höhe vorgedrungen. Einen Versuch des Gegners, die verlorenen Gräben wieder zu besetzen, wies sie zurück. Auch durch die tapferen Kämpfer der 9. Kompagnie wurden dem Gegner große Verluste zugefügt.“

aus: „Das Württembergische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 246“ Stuttgart, 1931



aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 247 im Weltkrieg 1914–1918“ Stuttgart, 1923

Samstag, 25. April 2015

25. April 1915


„Die lebhaften Kämpfe, die sich dem geglückten deutschen Gasangriff bei Langemark anschlossen, blieben auch für die Artillerie der 54. Res.-Division nicht ohne Auswirkung. Soweit die Infanteriestellungen im bisherigen Abschnitt eine Artillerieschwächung vertragen konnten, wurden Batterien aus ihren bisherigen Stellungen herausgezogen, um neue Feuerstellungen im nördlichen Teil des Divisionsabschnittes zu beziehen und sich am Artilleriekampf im Norden beteiligen zu können. Ungern verließ die 7. Batterie damals ihre Feuerstellung bei Zuidhoek südlich Becelaere, wo die Geschütze teils in, teils neben einem gemütlichen Bauernhaus mit warmem, tief herabhängendem Strohdach gestanden hatten, das in den letzten Monaten wenn auch enge, so doch trockene und so gut wie unbeschossene Unterkunft gewährt hatte, und folgte dem schon einige Tage vorgeschobenen Geschütz in eine ausgebaute Heckenstellung bei Droogenbroodhoek südwestlich Moorslede.
Der Frühling regt sich nun mit Macht: alles steht in schönster Blüte und das Wetter ist herrlich. Nicht immer zu unserer Freude, den der „Brettlessepp“ ist an solchen Tagen unheimlich frech und neugierig, und dabei müssen wir schießen, was das Zeug hält. Am 25. April haben wir die feindliche Stellung sturmreif geschossen; dabei ist auf Beobachtung im Graben kriegsfreiwilliger Unteroffizier Gustav Kramer aus Stuttgart gefallen; von einem vereinzelten Schrapnell mit vier Kugeln in den Kopf getroffen sank er auf der Stelle tot um. Wir haben ihn, der uns allen durch sein fröhliches, bescheidenes Wesen immer ein besonders lieber Kamerad gewesen war, nachts hereingeholt. Er wurde auf dem Kirchhof in Stuttgart im Beisein vieler 54er begraben.“


aus: „Das Württembergische Reserve-Feldartillerie-Regiment Nr. 54 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1929

Freitag, 24. April 2015

24. April 1915


Kriegsfreiwilliger Josef Konzet.
XIII. Armeek., 27. Div., Inf.-Rgt. 124, 5. Komp.,
gefallen 24. April 1915.
Der ledige Volontär Josef Konzet ist geboren in Weingarten am 30. März 1895 als Sohn des Privatiers August Konzet und der Franziska, geborene Kreis. Er besuchte die hiesige Volksschule und die Realschule Ravensburg, die er nach Ablegung des Einjährig-Freiwilligen-Examens verließ, um als Volontär in die Maschinenfabrik Weingarten einzutreten. Sein ruhiges, sittsames, charaktervolles und strebsames Wesen bereitete seinen Eltern und Vorgesetzten Freude und ließ seine Familie große Hoffnung auf ihn setzen. Im Geschäft wußte man die pünktliche, zuverlässige Arbeit des jungen Mannes wohl zu schätzen.
Im Herbst 1914 trat er als Freiwilliger im Infanterie-Regiment 124 hier ein und wurde der 5. Kompagnie zugeteilt, um noch im selben Jahr an die Front zu kommen. Er nahm daselbst an den harten Argonnenkämpfen der 27. Division teil. Aus seinen Briefen leuchtet eine ideale jugendliche Begeisterung für die deutsche Sache, ein treuer, kameradschaftlicher Sinn, für die Lebenden einzustehen, die Gefallenen zu rächen, und vor allen Dingen ein sieghafter Gottesglaube hervor. Seine Kameraden rühmen an ihm sein bescheidenes, immer hilfreiches Wesen. Am 18. April wurde er durch eine französische Mine auf Posten schwer verwundet, nachdem er sich fröhlichen Sinnes in die Stellung begeben hatte. Bei annähernd 50 Wunden, darunter einige schwere, war an sein Aufkommen kaum zu denken; am 24. April starb er an Starrkrampf im Feldlazarett in Grandpré, wo er auch begraben liegt. Noch nie, so versicherte die Schwester, die ihn bediente, habe sie einen Verwundeten so still und klaglos seine Schmerzen ertragen sehen.“


aus: „Schwäbische Helden Weingarten (in Wttbg.) im Weltkrieg“, Stuttgart 1920

Donnerstag, 23. April 2015

23. April 1915


„Als Held kämpft hier Unteroffizier Schneck der 9. Komp. Den leichten Minenwerfer, der ihm anvertraut war, hat er im Tumult ausgebaut. Er steht an der Kreuzung Diagonal-Tannenbergstraße, dem Feind zunächst. Er fragt nicht nach Gewehrgranaten, nach Handgranaten, die ihn umschwirren. Starr blickt sein Auge über die Brustwehr. Schuß um Schuß jagen seine kleinen Minen in den Feind. Er hat den Abend nicht erlebt. Als seine letzte Mine verschossen war, ist er im Handgranatenkampf gefallen.“


aus: „Das Württembergische Landw.-Inf.-Regiment Nr. 120 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart, 1922

Mittwoch, 22. April 2015

22. April 1915


„Der 22. April kam herauf. Will er ruhig bleiben? Gelegentlich nur pfeift eine Granate nach C hinein, da und dort klacken die Postenschüsse nach den Stahlblenden beim Gegner. Da – gegen ½10 Uhr beginnt schlagartig das Feuer gegen die ganze Front der Brigade. Einschlag folgt auf Einschlag. Gegen 11 Uhr ein ohrenzerreißender Krach: das Munitionsdepot bei der Bataillonsreserve geht in die Luft mit 300 Minen, bei 1000 Hand- und Gewehrgranaten, 25 000 Schuß Infanteriemunition. Ein Riesentrichter sperrt den Laufgraben. Es wird Mittag. Einschläge, Abschüsse mischen sich zu wirrem Gebrülle: Trommelfeuer. Von ½11 bis ½12 Uhr wird der Lärm, der Staub unerträglich. Unterstände splittern, Grabenstücke werden ausgelöscht.
Da – ein neues – 1.30 Uhr nachmittags erbebt die Erde, bis zum Erdwerk, Unterstandstüren springen auf, man fliegt gegeneinander. 8 Minenstollen sprengt der Franzose vor der Front des Regiments. 3 vor B, 4 vor C, 1 vor D, oder waren es mehr? Wer kann es wissen? Grundtief ausgerissen ist der Fels, Quaderstücke trägt die Erdfontaine haushoch in die Luft, prasselnd kommen die Erdmassen zu Boden, Gras und Kraut verschüttend, Gräben, Unterstände und Menschen. Wer kann diese letzten Augenblicke schildern? Wo sind die Männer der 9. Komp., unter denen die Erde sich öffnete, wo ist ihr tapferer Führer, Oberleutnant Ströbel, der im Graben stand, den Feind erwartend, als Feuer aus der Erde brach, als der Trichter in die Luft flog. Sie liegen erschlagen unter den Erdmassen. Staub deckt den Kuhkopf. Und immer neue Fontainen springen hoch, Lage auf Lage heult von Süd, von Ost, von Südwest auf den gemarterten Boden nieder. Riegelfeuer schwerer Kaliber liegt auf allen Zugangsgräben, haut in die Reserven.“


aus: „Das Württembergische Landw.-Inf.-Regiment Nr. 120 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart, 1922

Dienstag, 21. April 2015

21. April 1915


„Am 21. April nahm das feindliche Artilleriefeuer leichter und mittlerer Kaliber große Stärke an; gleichmäßig heftig richtete es sich gegen vordere Linie, auf Zugangsgräben und Reserven. Fügelminen und 15-cm-Minen fielen in rascher Folge auf die Kompagnien A, B und C, der linke Flügel von D wurde von schwerer Artillerie umgepflügt. Gegen Abend flaute das Feuer ab, ohne daß ein Angriff erfolgte. Aber wie sah es in der Stellung aus! Eingeschossen sind die Gräben in C, die letzten Bäume, die dort standen, umgelegt, die Sandsackaufbauten verweht, eingeworfen die Schießscharten. In unermüdlicher Arbeit besserte Oberleutnant Ströbel während der Nacht mit seiner Kompagnie die ärgsten Schäden aus. Arbeits- und Laufkommandos der Reservekompagnien kamen nicht zur Ruhe.“


aus: „Das Württembergische Landw.-Inf.-Regiment Nr. 120 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart, 1922

Montag, 20. April 2015

20. April 1915


„Die Artillerietätigkeit war von den Osterkämpfen  her immer noch sehr lebhaft. In der Nacht vom 12./13. April wurde der Turm der Kirche von Viéville-en-Haye abgetragen, damit er der feindlichen Artillerie nicht mehr als Richtungspunkt dienen kann. Da die Stellungen des Gegners nur wenige hundert Meter entfernt waren, und seine Sappen bis auf 70 Meter an unser Drahthindernis heranreichten, wurde die Artilleriewirkung auf beiden Seiten durch Minenwerfer verstärkt. Dieser Kampf forderte namentlich in den ersten Wochen noch viele Opfer.“


aus: „Das Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 478 und seine Stammtruppen Brigade-Ersatz-Bataillone Nr. 51, 52, 53 und Ersatz-Infanterie-Regiment Nr. 51“, Stuttgart 1924

Sonntag, 19. April 2015

19. April 1915



„Ernst erhielt im Oktober 1914 wie sein Bruder Martin auf dem Vormarsch südlich der Argonnen eine Verwundung und lag dann über ein Vierteljahr in Stuttgart im Lazarett. Auf dem Stuttgarter Bundesfest hat er damals einige ernste Versen den gefallenen Bundesbrüdern gewidmet. Wieder ins Feld gerückt, stand er einige Monate bei Binarville am Südwestrand des Argonnerwalds, unmittelbar dem Feinde gegenüber. Beim Abgehen der Posten beobachtete er durch ein Schutzschild den Gegner, als er durch ein Infanteriegeschoß über den Schild in den Kopf getroffen wurde und sofort den Tod fand. Auf dem schönen Waldfriedhof bei Binarville ist er beerdigt worden. Ich habe zwei Jahre nachher auf einer Frontreise sein Grab besuchen dürfen. „Für mich“  – schreibt er wenige Wochen vor seinem Tod an die Eltern – „hat der Tod keine Schrecken mehr; etwas Größeres, als mein Leben mit dem Tod fürs Vaterland zu schließen, kann ich nie wieder erreichen.“ Und in seinem letzten Brief, fünf Tage vor seinem Tod, sagt er: „Wir richten uns in unserer Stellung ein, als ob wir hier den Frieden erwarten wollten. Den Frieden! Alle Sehnsucht, die einer, der so lange von seinen Lieben weg ist, aufbringen kann, alle Wünsche, die er für sich hegt, und alle Träume, die er in seinem Unterstand von der Zukunft träumt, sind zusammengefaßt in diesem einen linden Wort: Frieden. Wenn ich zurückkomme, worum ich immer bitte, dann wollen wir ein rechtes Wiedersehen feiern. Wie freue ich mich darauf! – Daß es auch anders kommen kann, ganz anders, das wissen wir, aber darum wollen wir uns jetzt nicht sorgen, sondern wir wollen an das Schöne denken, solange es geht. In diesem Gedanken schließe ich.““


aus: „Gedenkbuch der Tübinger Normannia für ihre Gefallenen“, Stuttgart 1921

Samstag, 18. April 2015

18. April 1915


„Liest man die Bataillonstagebücher der nächsten Monate durch, so erzählen sie jeden Tag vom April an von täglichen und nächtlichen Schießereien der Infanterie, von Patrouillengeplänkel, denn fast jede Nacht suchen unsere Patrouillen das feindliche Drahthindernis ab. Sie berichten Tag um Tag von den nie ruhenden Artilleriekämpfen, von Beschießung der Schützengräben und der Orte durch französische Artillerie, die zum Teil 22 cm-Kaliber aufwendet, sie erzählen von der Vergeltung dieses Feuers durch unsere Artillerie, die die Franzosen in ihren nächtlichen Arbeiten ebenso stört, wie jene es uns machen. Nacht um Nacht liegen die Anfahrtsstraßen unter französischem Feuer und der Bagage ist es nicht leicht gemacht, ihre langen, schweren Wagenzüge unbehelligt in die Orte vorzubringen. Die Franzosen stören oft mit ihren Revolverkanonen mit dem Kaliber von 3,7 Zentimeter. Die kleinen zierlichen Geschosse tun nicht viel Schaden, explodieren so oft nicht und geben so hübsche Briefbeschwerer ab, wenn man sie ausgräbt und die Zünder entfernt. Glücklicherweise sind die Verluste an Menschenleben trotz allem äußerst gering. Es liegt das vor allem daran, daß mit fieberhafter Eile die Mannschaftsunterstände so gebaut werden, daß man sicher darin sitzen kann, wenn’s draußen prasselt und knallt.“


aus: „Das Württembergische Landwehr-Inf.-Regiment Nr. 119 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart, 1923

Freitag, 17. April 2015

17. April 1915


„Die immer mehr zunehmende feindliche Lufterkundung machte ein Eindecken der verkehrsreichen Laufgräben notwendig und auch das Ablösen der Batterien, sowie Heranfahren der Feldküchen mußte allmählich zu unsichtigen Zeiten, bei Dämmerung oder Nebel erfolgen, da ein feindlicher Fesselballon sein Auge bis in die Mulde hinunter schweifen ließ. Ein bei Binarville in Stellung gegangener Flakzug unter Leutnant Wagemann suchte zwar eifrig die feindlichen Flieger vom Leib zu halten, konnte aber ihrer nicht Herr werden. Hier sei eines herben Unglücks gedacht, das sich bei diesem Zug zutrug, wobei ein Rohrkrepierer zwei brave Kanoniere tötete und zwei schwer verwundete.“


aus: „Das 3. Württembergische Feldartillerie-Regiment Nr. 49 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922

Donnerstag, 16. April 2015

16. April 1915


„Die große französische Offensive zwischen Maas und Mosel erreichte gegen Mitte April ihr Ende. Nur unwesentliche Vorteile hatte der Gegner trotz seiner großen Überlegenheit zu erringen vermocht. Wie in  den Argonnen, so hatte es sich auch im Priesterwalde herausgestellt, daß gegen eine mit den Mitteln der Neuzeit verteidigte Waldstellung irgendwelche größere Erfolge nicht errungen werden konnten.
Die 8. Ers.-Division war zu Beginn der Kämpfe nur 17 Bataillone stark und wurde erst allmählich auf etwa 30 Bataillone verstärkt, während ihr gegenüber die französische 64. Res.-Division. die französische 73. Res.-Division, das aktive XII. A.-K. und Teile des aktiven VIII. A.-K., also ungefähr 40–50 Bataillone gegenüberstanden. Die Gesamtverluste der Division betrugen 5190 Mann.
Dank dieser Opfer ist es der Division gelungen, die groß angelegte Offensive des Führers der ersten französischen Armee, General Dubail, von ihren Stellungen abzuwehren.“


aus: „Die 51. Württ. Ersatz-Infanterie-Brigade im Weltkriege 1914–17“, Stuttgart 1926

Mittwoch, 15. April 2015

15. April 1915


„Die Stellung bei Four de Paris, die das Bataillon mit allen 4 Kompagnien in vorderer Linie vom 12.–18. April am Hang auf der vorspringenden Bergnase nördlich der Ortschaft bezieht, befindet sich trotz angestrengtester Arbeit der der abgelösten Kompagnien infolge des unaufhörlichen Feuers in schlechtem Zustande. Die 7. Kompagnie hat wenigstens vorzügliche tiefe, gut gesprießte Stollen. Bei den andern Kompagnien wird eifrig an dem Ausbau der Stollen gearbeitet. Unaufhörlich knallt die Infanterie, die Minen krachen, täglich kommen 200–300 in die Stellung, und dazu kommt heftigstes Artilleriefeuer, mehr als 700 Granaten und 300 Schrapnells an einem Tage allein auf die 8. Kompagnie, die 4 Tote und 17 Verwundete von einem Gesamtverlust des Bataillons von 5 Toten und 33 Verwundeten hat. Und zum Tod, der aus den Lüften droht, kommt der Tod, der unterirdisch lauert. In den zahlreichen Sappen, die gegen den nur wenige Meter entfernten Gegner vorgetrieben sind, hört man ihn unheimlich klopfen und pochen.“


aus: „Das Württembergische Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 124 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920

Dienstag, 14. April 2015

14. April 1915


Ersatzreservist Karl Ohmeyer
8. Ersatz-Div., Brigade-Ers.-Bat. 51, gefallen 14. April 1915.

Der Maschinenschlosser Karl Ohmeyer ist geboren in Kreßbronn am Bodensee am 9. November 1889 als Sohn der Schuhmachers-Witwe Agatha Ohmeyer. Nach 7-jährigem Schulbesuch bildete er sich in Kreßbronn als Maschinenschlosser aus, arbeitete als Geselle in hiesiger Maschinenfabrik, zuletzt bei Daimler-Untertürkheim.

Im September 1914 wurde er eingezogen zum Ersatz-Bataillon des Infanterie-Regiments 123 Ravensburg. am 10. November 1914 verheiratete er sich mit Rosa Pfister aus Krähenberg, O.-A. Tettnang; der Ehe entstammt 1 Kind. Dem Brigade-Ersatz-Bataillon 51 zugeteilt,  kam er im November 1914 ins Feld, wurde im berüchtigten Priesterwald schwer verwundet (Unterkiefer und Kehlkopf), lag im Feldlazarett Pagny und starb dort an den Folgen der Verwundung den Heldentod fürs Vaterland am 14. April 1915. Seine leibliche Hülle ruht im dortigen Soldatenfriedhof.“


aus: „Schwäbische Helden Weingarten (in Wttbg.) im Weltkrieg“, Stuttgart 1920

Montag, 13. April 2015

13. April 1915

„Nochmals sollen die Ergebnisse aus der Untersuchung der Württemberger herangezogen werden. In Schaubild 3[1] sind die Todesfälle nach ihrer Ursache aufgegliedert. Es ist ersichtlich, daß ein großer Anteil auf epidemische Krankheiten, in erster Linie auf die verschiedenen Formen des Typhus zurückgingen, dann auf Cholera, Tuberkulose, Malaria und Skorbut.

Die 52 Fälle von Malaria und Ruhr betrafen nur die an der Schwarzmeerküste untergebrachten Gefangenen. Von den 57 tödlich verlaufenen Typhusfällen spielten sich hingegen nur 37 in Novo-Nikolaevsk ab, so daß diese Epidemie dort keine örtlich begrenzte Erscheinung war, aber aus bestimmten Gründen einen größeren Umfang als in anderen Lagern annahm. Neun Gefangene starben an Skorbut, elf an Lungenentzündung und sieben an Tuberkulose. Sechs Württemberger kamen bei Unglücksfällen ums Leben, davon ertranken allein drei beim Baden.

Die meisten Typhustodesfälle unter den Württembergern ereigneten sich im Frühjahr 1915. Insgesamt stellte bei 57 der 245 in russischer Gefangenschaft verstorbenen Württemberger (= 23, 27%) Typhus die Todesursache dar. Der Erreger war zu diesem Zeitpunkt offensichtlich durch türkische Gefangene von der Kaukasusfront in Sibirien eingeschleppt worden. Allein im Lager Novo-Nikolaevsk starben mit 45 Soldaten (= 18, 37% aller Toten) mehr Angehörige des XIII. Armeekorps als in allen anderen Lagern in Rußland zusammen (gesamt 36 Mann oder 14, 69%).“

aus: Georg Wurzer: „Die Kriegsgefangenen der Mittelmächte in Rußland im ersten Weltkrieg“, Dissertation, Eberhard-Karls-Universität Tübingen, 2000 (Seiten 77 und 78)
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[1] Schaubild nicht wiedergegeben

Sonntag, 12. April 2015

12. April 1915

„In den nächsten Monaten gingen die üblichen Pionierarbeiten ihren Weg; hinzu traten noch Stollenanlagen für den Minenkrieg. Artilleriebeschießungen forderten ihre Opfer. So stirbt am 24. Januar 1915 der Pionier Kästle infolge Verwundung, am 25. Januar fällt der Pionier Lang, am 15. Februar stirbt der Pionier Mattes infolge Verwundung, am 12. April wird Pionier Schelling durch eine französische Sprengung verschüttet und getötet, desgleichen am 17. April Pionier Theurer durch einen eingedrückten Unterstand, während Pionier Gehr durch eine französische Wurfmine fällt.“




aus: „Das württembergische Pionier-Bataillon Nr. 13 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1927

Samstag, 11. April 2015

11. April 1915

„Zur genauen Feststellung, welche feindliche Truppenteile man sich gegenüber hatte, befahl die 26. Res.-Division für die Nacht vom 10./11. April eine gewaltsame Unternehmung, unterstützt durch die gesamte Artillerie der Division und durch kleinere Unternehmungen der Nebenabteilungen. Dazu wurde das III. Batl. bestimmt und ausgeführt wurde es um 2 Uhr morgens durch die 9. und 11. Komp. unter persönlicher Führung des Bataillonskommandeurs, Major Scupin. Beigegeben wurden den beiden Kompagnien einzelne Gruppen der 4./Pion. 13 und der 2./bayr. Pion.-Reg. Es sollte von St. Pierre-Divion aus die Nordspitze des Waldes von Thiepval angegriffen werden.
Lautlos und unbeschossen kamen beide Kompagnien bis dicht vor die feindlichen Drahthindernisse, dort aber fand die 9. Komp. dasselbe so stark, daß es nicht ohne weiteres durchschnitten und überschritten werden konnte, außerdem aber wurde der rechts daneben befindliche Feind aufmerksam und eröffnete ein heftiges Flankenfeuer gegen die Kompagnie, so daß diese genötigt war, in ein stehendes Feuergefecht überzugehen. Dagegen gelang es der 11. Komp., in die Waldecke einzudringen, dort neun Gefangene zu machen und 1 M.G. nebst Munition zu erbeuten. Der Kompagnieführer wollte mit seinen Leuten noch weiter durch den Wald vorstoßen, wurde aber durch den Bataillonskommandeur davon abgehalten, weil der Zweck des Unternehmens erfüllt war und so zogen sich die beiden Kompagnien auf Signal des Bataillonskommandeurs nach der eigenen Stellung zurück. Im ganzen sind bei der Division 60 Gefangene eingebracht worden, dazu das Maschinengewehr, die gegenüberstehenden französischen Regimenter wurden einwandfrei festgestellt und hat somit die Unternehmung zu einem vollen Erfolge geführt.
Schmerzlich bedauert wurden die Verluste, die sich auf alle 3 Batl. verteilten, da auch das II. und I. Batl. Scheinunternehmungen durchführen mußten. I. Batl.: Leutnant d. R. Nies leicht verwundet. 6 Tote, 4 schwer verwundet (davon einer am nächsten Tage gestorben), 13 leicht verwundet. II. Batl.: 2 Tote, 6 leicht verwundet. III. Batl.: Leutnant d. R. Schrack vermißt, Leutnant d. R. Narr schwer verwundet, Leutnant d. R. Kurz leicht verwundet, 6 schwer verwundet, 14 leicht verwundet, 1 vermißt.“

aus: „Das Württ. Infanterie-Regiment Nr. 180 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921

Freitag, 10. April 2015

10. April 1915


„So lebte sich die Truppe immer mehr in den Wald hinein und auf Wochen abgeschlossen von der Außenwelt führte sie ein eigenartiges aus Kampf und Romantik bestehendes Waldleben, zu dem sie sich selbst die Bedingungen geschaffen hatte. Fremder Einfluß blieb aus dem Wald verbannt und was gearbeitet wurde, entsprang der eigenen Initiative und Erfahrung. Längst schon hatte man sich mit den Tücken und Launen des Waldes ausgesöhnt; jeder kannte die „Wechsel“ der französischen Artillerie und hatte ein feines Gefühl dafür, wo einem Gefahr drohte. Aber trotz allem riß das feindliche Feuer immer wieder schmerzliche Wunden in die Reihen der Kameraden.  Einmal schlug im März beim Arbeitsdienst eine Granate in einem Verbindungsweg nicht weniger als 7 Leute der 3. Kompagnie tot, ein andermal fiel Leutnant d. R. Hieber an der Schießscharte, wie er eben auf den Gegner anlegte; ebenso traf ein verirrter Querschläger Leutnant d. R. Bühler tödlich in den Kopf, als er an der Sappe stehend eine Pioniertafel über deren Länge las. Einmal trug auch in mitternächtlicher Stunde Unteroffizier d. R. Strehle von der M.-G.-Kompagnie seinen gefallenen kriegsfreiwilligen Bruder in 20 Minuten zum Waldfriedhof hinauf, legte ihn dort nieder und kehrte auf seinen Posten zurück. Blutige und mühselige Wochen für die Truppe, ruhige genannt im Gesamtbild des Krieges!“

aus: „Die Ulmer Grenadiere an der Westfront“, Stuttgart 1920

Donnerstag, 9. April 2015

9. April 1915


„Anfang April trat eine merkliche Änderung ein. Nicht nur äußerlich begann die graue Natur sich mit frischem Grün und leuchtendem Gelb der Rübenfelder zu beleben. Das feindliche Artilleriefeuer, dessen Zeiten und Ziele man gut kannte, änderte sich. Statt der heftig krachenden französischen Granaten kamen englische Aufschlagschrapnells. Und nachmittags schossen sich schwere Batterien, die man seit Monaten nicht mehr gehört hatte, auf Terhand, Becelaere und die kleinen Waldstücke im Zwischengelände ein. Bald entdeckte man denn auch im feindlichen Graben die englischen Tellermützen. Anfangs benahmen sich die neuen Gegner recht vorwitzig. Sie versuchten das Handgranatenwerfen wieder einzuführen. Als aber die doppelte Antwort kam, wurden sie schnell bescheiden und bauten an ihrem Graben auch Drahtnetze auf. Eines Tages warfen sie einen Zettel herüber mit der Inschrift: „Sing the song of hate, we have not heard it.“ Wir warfen einen Zettel zurück mit den Worten: „Mit unseren Gewehren.“

Schon am nächsten Tage wurde das wahrgemacht. Der Gefreite Reiner kroch bei hellichtem Tage an den feindlichen Graben, band an dem Schutznetz ein Seil an, Kam glücklich zurück und zog dann mit Hilfe von andern die ganze Drahtstellage der Engländer um. Diese, im Glauben ein Angriff käme, sprangen auf die Brustwehr. Aber die ganze Hexenkesselbesatzung hatte im Anschlag gelegen und fand nun lohnende Ziele.

Der vor dem linken Teil der Stellung liegende „Gockelhof“ war auch ein beliebtes Ziel für Patrouillen. Bei einem allzu kühnen Vorstoß am hellen Tag am 9. April fand leider Leutnant Wagenhäuser den Tod.“

aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 247 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923

Mittwoch, 8. April 2015

8. April 1915


„In der Nacht vom 7. zum 8. April entwickeln sich lebhafte Artilleriegefechte in den Abschnitten B und C. Im Priesterwalde wird mit Handgranaten und Minen gekämpft. Während auch weiterhin im Priesterwalde hartnäckige Kämpfe, Angriffe und Gegenangriffe, stattfinden, flaut die Gefechtstätigkeit in dem Abschnitt B ab.“

aus: „Die 51. württ. Ersatz-Infanterie-Brigade im Weltkriege 1914–1917“, Stuttgart 1926

 

Dienstag, 7. April 2015

7. April 1915


„Am 7. April feuerten die feindlichen Minenwerfer im Grund auf unsere Stellung. Da auch die ganze Nacht hindurch das feindliche Artilleriefeuer auf unseren Gräben lag, ist die Stellung stark mitgenommen. Die feindliche Artillerie schießt heute mit noch größerem Kaliber. Die 2. Komp., deren Unterstände nicht mehr benützbar sind, hatte schwer gelitten und wird an den Waldrand zurückgezogen. An ihre Stelle tritt die 3. Komp. (Schloßmacher) des Batl. 53. Das I. Batl. des 21. bayrischen Inf.-Regt. ist eingetroffen und hat sich für den Fall eines Gegenstoßes hinten im Wald bereitgestellt. Das III. Batl. des 19. bayrischen Inf.-Regt. liegt in Viéville. Nunmehr waren die 1., 2. und 3. Komp. des Brigadeersatzbatl. 42 und die 3. Komp. des Batl. 53 in der Stellung des Batl. 51 eingesetzt. Außer dem I. Batl. des bayrischen 21. Regiments stehen die 4. Komp. des Brigadeersatzbatl. 38 und die 3. Komp. des Brigadeersatzbatl. 50 als Unterstützung des Bataillons bereit. Die 1. (Cuhorst) und die 4. Komp. (Müller) des Batl. 53 ist in dem Abschnitt B 1 beim Brigadeersatzbatl. 29 eingesetzt. Die 2. Komp. (Gienger) des Batl. 53 ist als Brigadereserve an der Quelle. Der Kommandeur des Brigadeersatzbatl. 29; Major Roth, ist durch Lungenschuß schwer verwundet. Um 6 Uhr abends beobachtet die 1. Komp. das Eintreffen feindlicher Verstärkungen. Bald darauf geht die feindliche Infanterie gegen die 1. und 2. Komp. zum Angriff vor, der aber sofort von unserer Artillerie abgeschlagen wird. Ein wütendes Artilleriefeuer des Feindes, das dem Angriff folgt, bestätigt sein Mißlingen.“

aus: „Das Württembergisches Infanterie-Regiment Nr. 478 und seine Stammtruppen Brigade-Ersatz-Bataillone Nr. 51, 52, 53 und Ersatz-Infanterie-Regiment Nr. 51“, Stuttgart 1924

Montag, 6. April 2015

6. April 1915


„Häufig ist unsere Asperg-Höhe das Ziel der feindlichen Artillerie, die über weit mehr Munition zu verfügen scheint als die unserige. Am 6. April verursacht ein Volltreffer in einen dortigen Unterstand schmerzliche Verluste: 1 Toter, 4 Verwundete, darunter 2 Offiziere. Der tapfere Leutnant Frhr. v. Pechmann erlag im Laufe des Vormittags seiner schweren Verwundung; Leutnant Scheurlen (H.) kam mit leichter Verwundung davon.“

aus: „Das Grenadier-Regiment Königin Olga (1. Württ.) Nr. 119 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927

Sonntag, 5. April 2015

5. April 1915


Landsturmmann Franz Xaver Weißhaupt

Brigade-Ers.-Bat. 53. 4. Komp., gefallen 5. April 1915.

Käser, geboren am 1. Dezember 1885 zu Oberhofen bei Ravensburg als Sohn des Landwirts Josef Baptist und der Franziska, geborene Locher. Nach Entlassung aus der Volksschule war er in der Lehre und in Berufsarbeit im Heimatort und im nahen Gornhofen, später auch in der Fremde. Im Jahre 1913, 5. August, verheiratete er sich mit Eleonore Nunnenmacher aus Ankenreute bei Weingarten. Am 12. September 1915 wurde er eingezogen zum Landwehr-Infanterie-Regiment 123 nach Ravensburg, kam am 23. November desselben Jahres ins Feld, kämpfte im Brigade-Ersatz-Bataillon 53, 4. Komp., im Priesterwald und wurde dort am 5. April 1915 durch feindliches Artillerie-Feuer im Deckungsgraben verschüttet. Es war bei Regniéville.

Franz Xaver Weißhaupt hinterläßt eine Witwe mit einem Kind; wohnen Wilhelmstraße 22 hier.“

aus: „Schwäbische Helden – Weingarten (in Wttbg.) im Weltkrieg“, Stuttgart 1920

„Die Franzosen plänkelten am 5. April gegen die Blockhausstellung im Priesterwalde und am Waldrande selbst. Den Hauptstoß versucht der Franzose aber um 8 Uhr vorm. aus den Höhenstellungen Regniéville–Croix de Carmes zu führen. Die beiderseitigen Artillerien eröffnen den Reigen. Um 11 Uhr vorm. bricht der Gegner aus seinen Stellungen mit sehr starken Kräften gegen B 11 hervor.“

aus: „Die 51. württ. Ersatz-Infanterie-Brigade im Weltkriege 1914–17“, Stuttgart 1926

Samstag, 4. April 2015

4. April 1915


„Am Sonntag, dem 4. April (Osterfest) stellten Patrouillen der 2. und 4. Komp. fest, daß mindestens 300 Franzosen ihre Stellung vorverlegt haben und befestigen. Die Brigade befiehlt daher Beunruhigungsfeuer durch einzelne Schützen und Schützengruppen auf die Arbeiten der Franzosen. Nachmittags geht das feindliche Artilleriefeuer auf unsere Stellungen weiter. Die 4. Komp. (Graf) erhält Unterstützung durch die 3. Komp. des Brigadeersatzbatl. 42. 8.30 Uhr versuchen die Franzosen einen Infanterieangriff gegen die Stellung der 1. und 2. Komp.“

aus: „Das Württembergisches Infanterie-Regiment Nr. 478 und seine Stammtruppen Brigade-Ersatz-Bataillone Nr. 51, 52, 53 und Ersatz-Infanterie-Regiment Nr. 51“, Stuttgart 1924

Freitag, 3. April 2015

3. April 1915


„Am 1. April erinnerten wir uns daran, daß heute Gründonnerstag und Bismarcks 100. Geburtstag ist. An diesem Tag und am 2. April (Karfreitag) verhielt sich der Gegner ziemlich ruhig. Bloß im Priesterwald drüben tobte der Kampf. Am 3. April wurde der ganze Bataillonsabschnitt den ganzen Tag beschossen. Vormittags ging der Feind zum Infanterieangriff über. Mehrere feindliche Kompagnien gingen gegen die 2. Komp. vor, die nunmehr von Leutnant Malzacher geführt wird. Gleichzeitig wird die Feldwache der 1. Komp. von 200 Franzosen angegriffen. Auf die Bitte des Bataillons um Verstärkung eilt 3. Komp. (Schloßmacher) des Batl. 53 herbei. Das Brigadeersatzbatl. 29 hat seine Feldwache in Regniéville ebenfalls zurückgezogen..“

aus: „Das Württembergisches Infanterie-Regiment Nr. 478 und seine Stammtruppen Brigade-Ersatz-Bataillone Nr. 51, 52, 53 und Ersatz-Infanterie-Regiment Nr. 51“, Stuttgart 1924

Donnerstag, 2. April 2015

2. April 1915


„Am 1. April 1915, 3 Uhr nachmittags, kamen Major Graf und sein Adjudant eben von der täglichen Stellungsbesichtigung aus Ammerzweiler zurück, als eine Ordonnanz des Regiments sie dringend auf das Regiments-Geschäftszimmer nach Bernweiler berief. Dort wurde Major Graf von Hauptmann Grohe, dem Brigadeadjudanten, der zu diesem Zweck mit Artillerie- und Pionieroffizieren in Bernweiler erschienen war, der strikte Befehl erteilt, in der Nacht vom 1./2. April am Lerchenberg, nördlich Ammerzweiler, einen Vorstoß zu unternehmen und Gefangene einzubringen. Die erheblichen Bedenken (Vollmondnacht; keine Zeit zu Vorbereitungen; ungünstiges Gelände) mußten gegenüber dem Befehl der Brigade, daß „höhere Rücksichten die sofortige Ausführung verlangten, koste es was es wolle“, zurücktreten.

Major Graf setzte infolgedessen mit Billigung des Regiments zwei Unternehmungen an. Einmal hatte Hauptmann Kieser (4. Komp.) die französische Stellung auf dem 304 m hohen Lerchenberg zu stürmen; und dann hatte Leutnant Seebaß, Führer der 1. Komp., den vor dem feindlichen „Balschweiler Vorwerk“ befindlichen Unteroffiziersposten auszuheben. Die Vorstöße waren als nächtliche Überrumpelungen gedacht. Artillerie wurde, ohne sich vorher eingeschossen zu haben, von der Brigade bereitgestellt.

Die Vorbereitungen zum Angriff waren 1.30 Uhr nachts beendigt. Die Brigade behielt sich jedoch vor, den Befehl zum Angriff zu erteilen, der gleichzeitig mit einer Unternehmung des Landw.-Inf-Reg. 119 bei der Ziegelei Mischen bei Oberburnhaupt stattfinden sollte.

Es war eine wunderbare klare Vollmondnacht. An der ganzen Front herrschte Totenstille. Hell hoben sich die dunklen Linien der feindlichen Lerchenbergstellung im Schein des Mondlichts ab. Da bricht um 2.40 Uhr vormittags Hauptmann Kieser in eigener Person mit seinen Leuten von der 4. Komp. in überraschendem Angriff gegen die feindlichen Linien vor. Zwei Gruppen Infanterie in der Mitte, je drei Gruppen mit einigen Pionieren der badischen 2. Res.-Pionier-Komp. 14 vermischt auf den Flanken. Im Marsch, Marsch! geht es wie auf dem Exerzierplatz über die mit dichtem Gras und Gestrüpp bewachsenen Äcker hin, rasch war nach mehreren Sprüngen das feindliche Drahtverhau erreicht; schon stürzt sich die nördliche Abteilung unter dem schneidigen Vizefeldwebel Heller der 4./L. 123 in den vordersten feindlichen Graben, rennt auf einen Unterstand los und wirft Handgranaten hinein; doch siehe, der Feind ist gewarnt und rennt schleunigst davon. Vizefeldwebel Heller eilt mit einigen beherzten Leuten nach; schon ist er eine Franzosen auf 3 m nahe, da rasselt ein feindliches Maschinengewehr von der Seite her. Vizefeldwebel Heller fällt, ins Herz getroffen; die andern werden verwundet. Der Angriff kommt ins Stocken; die Schar zieht sich, die Leiche des tapferen Führers in der Mitte, zurück.

Die mittlere Abteilung beschäftigt inzwischen befehlsgemäß den Feind durch Feuer. Gleichzeitig stürmt Hauptmann Kieser mit der linken Abteilung in raschem Tempo über die Straße Ammerzweiler–Niederburnhaupt und gelangt bis an das Drahthindernis des Gegners. Doch hier ist der Feind auf seinem Posten. Als hätte er Kenntnis von dem Vorstoß, schickt er Hauptmann Kieser eine starke Abteilung in die linke Flanke und überschüttet ihn und seine braven Leute mit heftigem Maschinengewehrfeuer. Die Überraschung war mißlungen. Mit Toten und Verwundeten kehrte auch diese Abteilung in die eigene Stellung zurück.

Kaum hatte Hauptmann Kieser durch Fernsprecher dem Bataillon und Regiment Meldung erstattet, als die Brigade einen sofortigen zweiten Angriff mit Artillerie befahl.

Rasch rafft Hauptmann Kieser acht Gruppen seiner Kompagnie mit zwei Gruppen Pionieren zusammen und stürmt 4.30 Uhr vormittags noch einmal unter dem Schutze der eigenen Artillerie vor. Es gilt, keine Minute zu verlieren; denn von der Nacht bleibt wenig Zeit mehr übrig. Es gelingt ihm, mit dem zuverlässigen Leutnant Hauff die Straße Niederburnhaupt–Ammerzweiler, südlich der feindlichen Stellung auf dem Lerchenberg, zu überqueren und durchs Drahtverhau in die feindliche Stellung einzudringen. Doch siehe, der kluge Feind hat den ersten Graben geräumt und sich in rückwärtige, die erste überhöhende Linien zurückgezogen. Hauptmann Kieser schwenkt nun nach Norden ein und gedenkt, das feindliche Werk von der südlichen Flanke aufzurollen. Da geraten die vorgehenden Gruppen wie beim ersten Angriff in heftiges Maschinengewehr- und Infanteriefeuer, das die eigene Artillerie nicht niederhalten kann, weil beide Parteien schon zu eng ineinander verstrickt erscheinen. Schwere Verluste treten ein. Hauptmann Kieser wird von drei Schüssen an beiden Armen schwer verwundet und verliert für längere Zeit das Bewußtsein; Leutnant Hauff sinkt, durch die Brust geschossen, nieder; zwei weitere Zugführer, Vizefeldwebel Dreher und Stimm, von der 4./L. 123, werden gleichfalls schwer verwundet.

So war der Erfolg der tapferen Schar zum zweiten Male versagt. Sie mußte umkehren. Aber gerade der Rückzug war am allerschwersten. Zwar drängte der Feind über seinen ersten Graben hinaus nicht nach. Aber inzwischen war es hell geworden. Und nun lag die breite Mulde, durch die die Stürmer hindurch mußten, im scharfen Maschinengewehrfeuer des Feindes, das trotz eigener Artillerie und Maschinengewehre nicht zum Schweigen gebracht werden konnte. Mancher brave Landwehrmann wurde auf dem Rückweg erst verwundet und lag nun, von Feind und Freund gesehen, zwischen dem Drahtverhau der beiden Stellungen. Die Versuche, die Schwerverwundeten unter dem Schutz der Genfer Flagge hereinzuholen, die der Bataillonsadjudant mit einigen Tapferen anstellte, wurden mit heftigstem Maschinengewehr- und Infanteriefeuer des Feindes beantwortet.

Schließlich gingen der stellvertretende Führer der 4. Komp., Leutnant Dinkel, Friedrich, und Unteroffizier Kolb aus eigenem Antrieb mit einer großen Genfer Flagge in die feindliche Stellung, um mit dem französischen Führer über die Bergung der Verwundeten zu verhandeln. Ein französischer Leutnant vom 235. Inf.-Regiment erschien, teilte aber nach kurzer Besprechung mit dem französischen Oberkommando mit, daß die Franzosen eine Bergung der verwundeten Deutschen nicht gestatten und nur die Toten herausgeben würden. Die Unterredung war ergebnislos. Wer sind nun die „Barbaren“, als welche man die Deutschen hingestellt hat? Das Urteil sei dem Leser überlassen.

Der zweite Vorstoß, den die 1./L. 123 in der Balschweiler Stellung unternahm, verlief planmäßig und ohne Verlust, hatte aber auch kein positives Ergebnis, da der Feind – ob gewarnt? – den Unteroffiziersposten just in dieser Nacht geräumt hatte. Immerhin ließ Leutnant Stark, der Führer der Patrouille, die gesamten Anlagen gründlich zerstören und einebnen.

Der 2. April 1915 war für das I./L. 123 und die 4. Komp. ein schwerer Karfreitag geworden, ein Tag des Opfers und des Leidens. 10 Tote, 18 Verwundete, darunter viele Chargen, vom Hauptmann bis zum Gefreiten herunter, und etwa ein Dutzend Leute, die verwundet in französische Gefangenschaft gerieten, hatte dieser Tag gekostet. Und das schwerste war, daß die Unternehmung keinen Erfolg gehabt hatte. Es gelang zwar, in den folgenden Nächten noch 4 unverwundete, aber völlig erschöpfte Kameraden und 4 Tote im Vorgelände zu bergen; aber dies änderte am Gesamtergebnis nichts.“



aus: „Württembergisches Landw.-Inf.-Regiment Nr. 123 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922

Mittwoch, 1. April 2015

1. April 1915


„In diesem Kampfgelände hatte das Batl. 53 das Brigadeersatzbatl. 32 abzulösen, nachdem es am 22. März 1915 in der Stellung vor Regniéville vom Brigadeersatzbatl. 29 abgelöst worden war. Die 2. Komp. hatte den Offiziersposten und die anschließende Feldstellung zu besetzen. Gleich nach der Ankunft des Bataillons im Priesterwald, in der Frühe des 24. März, begann ein sehr starker Minen- und Handgranatenangriff gegen den Offiziersposten. Diesem Angriff folgte ein heftiges Artilleriefeuer, das den ganzen Tag andauert. der Kompagnieführer, Oberleutnant d. R. Gienger, wird verwundet. Abends 5 Uhr trifft der Befehl der 29. Ersatz-Brigade ein, daß der Offiziersposten unbedingt gehalten werden muß. 3 Mann sind tot, 4 Mann verwundet. Am Nachmittag des 25. März wiederholt sich der französische Minenangriff. Ein Stollen des Offiziersposten wird von den Franzosen unterirdisch gesprengt, jedoch ohne Verlust. Am 26. März, abends 7.30 Uhr, werfen die Franzosen wieder schwere Minen auf den Offiziersposten, denen wieder die Sprengung eines Stollens folgt. Verluste: 2 Tote, 7 Verwundete. Die zerstörten Teile des Schützengrabens werden alsbald wieder hergestellt. Auch am Nachmittag des 27. März und des 28. März wurde der Offiziersposten und die Feldstellung von Minen und Artillerie schwer beschossen. Am Abend des 28. wird die französische Stellung durch unsere Steilfeuergeschütze beschossen, wozu der Offiziersposten und ein Teil der Feldstellung vorübergehend geräumt werden muß. Auch in den nächsten Tagen stärkstes Artilleriefeuer. Inzwischen war es den Franzosen gelungen, die Blockhauslinie zu nehmen. Am 1. April, in der Frühe, wurde sie von dem I. Batl. des 7. bayrischen Inf.-Regt, unterstützt durch die andern Kompagnien des Batl. 53, wieder genommen. Ein furchtbares Artilleriefeuer war die Antwort der Franzosen. Den ganzen Tag und noch die ganze Nacht hindurch dauerte das Infanterie- und Artilleriefeuer an. Verluste des Batl. 30 Mann. der Maschinengewehrzug des Batl. 53, das der 29. Ersatzbrigade unterstand, hatte in diesem Gefechte schweren Verlust. Die Gewehre gingen verloren. Leutnant d. R. Currle ist schwer verwundet, die Mannschaft ist teils gefallen, teils vermißt. Am 2. April wurde das Batl. 53 abgelöst. Es wurde in diesen Tagen von Hauptmann d. R. Cuhorst geführt.“

aus: „Das Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 478 und seine Stammtruppen Brigade-Ersatz-Bataillone Nr. 51, 52, 53 und Ersatz-Infanterie-Regiment Nr. 51“, Stuttgart 1924