„Der 30. 9. 1914 brachte keine wesentliche Änderung der Lage. Noch immer war von einem Eingreifen des IV. A.K., das von Soissons kommend, morgens 7 Uhr Péronne erreichte, in rechter Flanke nichts zu verspüren. Die feindliche Artilleriewirkung verstärkte sich zusehends. Von überall her hatte der Franzose Batterien und Geschütze zusammengeholt, welche auf Entfernungen wirkten, die außerhalb der Schußweite der deutschen Artillerie lagen. Auch die schwache eigene schwere Artillerie – unter Major Weiß – die bei Contalmaison stand mit Beobachtung an der Ferme nordöstlich dieses Ortes, konnte eine wesentliche Entlastung nicht bringen. Sie beschoß Albert, wo Brände ausbrachen. Allmählich wurden Thiepval, Ovillers, La Boisselle Trümmerhaufen und die Verluste mehrten sich, da die Truppe noch keinerlei Erfahrung besaß in der Schaffung von Deckungen und Unterständen*. Auch feindliche Flieger, die sehr tief herabstiegen, richteten Schaden durch Abwerfen von Bomben und Stahlpfeilen an. Die Beobachtung wurde durch Lichtsignale der Zivilbevölkerung unterstützt. Der Kirchturm von Albert schien der Mittelpunkt dieser Lichtsprache zu sein. Als ein Wahrzeichen der Stadt Albert strebt die Kathedrale aus dem Grunde des Ancretals in lichte Höhen. Die Turmspitze ist von dem Gnadenbild der Mutter Gottes mit dem Kinde gekrönt. Die Beschießung dieses Turms hatte der Kommand. General aus kulturellen Rücksichten verboten. Trotz aller dieser Schwierigkeiten wurden die Stellungen bei warmem Herbstwetter zäh gehalten, in Thiepval von Major Fleischmann, in Ovillers vom Res.Rgt. 119, in La Boisselle vom Res. Regt. 120. Hilferufe nach wirksamer Artillerieunterstützung konnten bei dem bestehenden Munitionsmangel nicht berücksichtigt werden. Einen schweren Verlust bedeutete der Heldentod des tapferen Hauptmanns Renner, Batl.-Kdr. im Res.Regt. 120. Nicht minder ungünstig hatte sich die Lage in der rechten Flanke gestaltet, wo dauernd mit feindlichen Angriffen gerechnet werden mußte. Dort standen noch immer zwischen Grandcourt und Thiepval Teile des I.R. 180, 2 Kompanien des II. Batls. Res.Regt. 110 unter Major Szczepanski, die I. Abteilung R.F.A. 26, unterstützt von der reitenden Abteilung Feldart. 35 der 2. Kav.-Division von Thumb, die in Bereitschaft bei Irles und Pys sich befand. Auch eine Abteilung bayrischer Haubitzen des IV. A.K. traf am Nachmittag ein. So war es möglich, daß das Res.Regt. 99 Miraumont und Grandcourt behaupten konnte und die feindlichen Angriffe aus Beauregard abzuweisen imstande war.“
aus: „Die 26. (Württembergische) Reserve-Division
im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1939
aus: „Das Württ. Infanterie-Regiment Nr. 180 im Weltkrieg 1914–1918“,
Stuttgart 1921
*„Ein Schützengraben, 1,20–1,50 Meter tief, einschließlich aufgeworfene Brustwehr, galt schien für recht annehmbar. 1,80 Meter gar, mit Schützenauftritt und Gehweg dahinter, dazu noch ein paar Brettchen mit 30 Zentimeter Erde darauf als Dach, das hielt man für sehr gut. Waren gar noch verschalte Liegeräume in die Brustwehr eingebaut, ein Wasserablauf in der Grabensohle und alle 500 Meter ein Abort, so bewunderte man die mustergültige Stellung. Als Hindernis vor der Front zog man einige Stränge Stacheldraht, den man den zahlreichen Viehzäunen auf den Wiesen des Landes entnahm.“
aus: „Das Württembergische
Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 120 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920