Dienstag, 30. September 2014

30. September 1914



„Der 30. 9. 1914 brachte keine wesentliche Änderung der Lage. Noch immer war von einem Eingreifen des IV. A.K., das von Soissons kommend, morgens 7 Uhr Péronne erreichte, in rechter Flanke nichts zu verspüren. Die feindliche Artilleriewirkung verstärkte sich zusehends. Von überall her hatte der Franzose Batterien und Geschütze zusammengeholt, welche auf Entfernungen wirkten, die außerhalb der Schußweite der deutschen Artillerie lagen. Auch die schwache eigene schwere Artillerie – unter Major Weiß – die bei Contalmaison stand mit Beobachtung an der Ferme nordöstlich dieses Ortes, konnte eine wesentliche Entlastung nicht bringen.  Sie beschoß Albert, wo Brände ausbrachen. Allmählich wurden Thiepval, Ovillers, La Boisselle Trümmerhaufen und die Verluste mehrten sich, da die Truppe noch keinerlei Erfahrung besaß in der Schaffung von Deckungen und Unterständen*. Auch feindliche Flieger, die sehr tief herabstiegen, richteten Schaden durch Abwerfen von Bomben und Stahlpfeilen an. Die Beobachtung wurde durch Lichtsignale der Zivilbevölkerung unterstützt. Der Kirchturm von Albert schien der Mittelpunkt dieser Lichtsprache zu sein. Als ein Wahrzeichen der Stadt Albert strebt die Kathedrale aus dem Grunde des Ancretals in lichte Höhen. Die Turmspitze ist von dem Gnadenbild der Mutter Gottes mit dem Kinde gekrönt. Die Beschießung dieses Turms hatte der Kommand. General aus kulturellen Rücksichten verboten. Trotz aller dieser Schwierigkeiten wurden die Stellungen bei warmem Herbstwetter zäh gehalten, in Thiepval von Major Fleischmann, in Ovillers vom Res.Rgt. 119, in La Boisselle vom Res. Regt. 120. Hilferufe nach wirksamer Artillerieunterstützung konnten bei dem bestehenden Munitionsmangel nicht berücksichtigt werden. Einen schweren Verlust bedeutete der Heldentod des tapferen Hauptmanns Renner, Batl.-Kdr. im Res.Regt. 120. Nicht minder ungünstig hatte sich die Lage in der rechten Flanke gestaltet, wo dauernd mit feindlichen Angriffen gerechnet werden mußte. Dort standen noch immer zwischen Grandcourt und Thiepval Teile des I.R. 180, 2 Kompanien des II. Batls. Res.Regt. 110 unter Major Szczepanski, die I. Abteilung R.F.A. 26, unterstützt von der reitenden Abteilung Feldart. 35 der 2. Kav.-Division von Thumb, die in Bereitschaft bei Irles und Pys sich befand. Auch eine Abteilung bayrischer Haubitzen des IV. A.K. traf am Nachmittag ein. So war es möglich, daß das Res.Regt. 99 Miraumont und Grandcourt behaupten konnte und die feindlichen Angriffe aus Beauregard abzuweisen imstande war.“ 
 

aus: „Die 26. (Württembergische) Reserve-Division im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1939

aus: „Das Württ. Infanterie-Regiment Nr. 180 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921



*„Ein Schützengraben, 1,20–1,50 Meter tief, einschließlich aufgeworfene Brustwehr, galt schien für recht annehmbar. 1,80 Meter gar, mit Schützenauftritt und Gehweg dahinter, dazu noch ein paar Brettchen mit 30 Zentimeter Erde darauf als Dach, das hielt man für sehr gut. Waren gar noch verschalte Liegeräume in die Brustwehr eingebaut, ein Wasserablauf in der Grabensohle und alle 500 Meter ein Abort, so bewunderte man die mustergültige Stellung. Als Hindernis vor der Front zog man einige Stränge Stacheldraht, den man den zahlreichen Viehzäunen auf den Wiesen des Landes entnahm.“

aus: „Das Württembergische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 120 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920


Montag, 29. September 2014

29. September 1914


„Vom 29. September bis 7. Oktober erfolgten fast täglich Angriffe der Französischen Infanterie, oft 5-6 an einem Tag, denen jeweils eine starke Artillerievorbereitung voranging. Doch auch ohne daß anschließend die Infanterie eingesetzt worden wäre, feuerten die französischen Geschütze viel mehr als die deutschen. Der Verlust des Regiments in diesen 9 Tagen betrug an Toten 2 Offiziere und 42 Mann, verwundet waren 5 Offiziere und 298 Mann.“



aus: „Das Württembergische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 120 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920

Sonntag, 28. September 2014

28. September 1914


27. September 1914


26. September 1914


„Am 22. September, während die 30. Division in hartem Kampf um Hurtebise stand, wurden die 5. und die 7. Kompagnie, zwei Tage danach das ganze II. Bataillon unter Major von Borowski in dem Walde südlich von Kloster Vauclerc eingesetzt, wo die Kompagnien teils als Artilleriedeckung, teils zum Absuchen des Waldes nach versprengten Franzosen und Fernsprechnestern verwandt wurden.“






aus: „Schwäbische Kunde aus den großen Krieg“, Stuttgart 1918

Donnerstag, 25. September 2014

25. September 1914


„Die Franzosen hatten sich schon am Nachmittag des 24. und in der darauffolgenden Nacht, in richtiger Erkenntnis der Bedeutung des heiß umstrittenen Talausganges für sie Verstärkungen von Lautenbach, Wesserling und Belfort herangezogen. Es standen dem Regiment in festungsartig auf den Hängen ausgebauten Stellungen insgesamt 2 Alpenjägerbataillone und 2 Infanterieregimenter, die Artillerie dreifach überlegen, gegenüber. Diese Kräfte waren zu stark, die Stellungen zu überhöht, um noch weitere Erfolge erhoffen zu können. So grub man sich in der gewonnenen Linie noch tiefer ein. Die eigene Infanterie hatte im Laufe des 25. schwer unter dem feindlichen Artilleriefeuer zu leiden, die Franzosen hatten es ja leicht, sie konnten von ihren Bergen aus ihren Gegner in allen Einzelheiten übersehen und aus ihren weittragenden Geschützen, ohne selbst unter Feuer genommen zu werden, beschießen. Glücklicherweise traf in der Nacht auf den 25. ein Ersatztransport von 100 Mann unter Führung des Hauptmann Uhland aus der Heimat ein und wurde vor seiner Verteilung auf die Kompagnien zur Sicherung der Stellung am Sennheimer Bahnhof eingesetzt.“ 


 
aus: „Das Württembergische Landwehr-Inf.-Regiment Nr. 119 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923
 

Mittwoch, 24. September 2014

24. September 1914



„Am 24. September, 5 Uhr vormittags, trafen die beiden andern Bataillone ebenfalls wieder zur Verfügung des Regiments an der Ferme ein. II./124 erhielt den Befehl, sich in Besitz der Straße Varennes–Four de Paris an der Einmündung der Römerstraße bei Bois du Bel Orme zu setzen. 6 Uhr vormittags trat das Bataillon mit der 8./124 vorn an. Bis auf 1 Kilometer an die Straße Varennes–Four de Paris ging es ohne Schwierigkeiten vor. Hier entfaltete Major Salzmann das Bataillon. 6./124 sollte auf der Römerstraße vorrücken. 5. halblinks davon, 7. die rechte Flanke decken und 8. vorerst als Reserve zurück bleiben. 5./124 stieß zuerst auf eine Postierung, die zurückgeworfen wurde, dann auf den mit 5 M.-G. an der Hauptstraße eingegrabenen Feind. Sofort wurde noch die 8./124 links neben der 5. eingesetzt, aber der Angriff ging im feindlichen M.-G.-Feuer, zum Teil von Baumschützen abgegeben, vorerst nicht vorwärts. 6./124 hatte einen erheblich schwächeren Gegner zurückgeworfen und die Straße erreicht. In diesem Augenblick trafen ganz zufällig die Jägerbataillone 5 und 6 ein, die sich, obwohl sie einen anderen Auftrag hatten, doch bereit erklärten, dem II. Bataillon zu helfen. 3 Uhr nachmittags gelang es dann auch nach schwerem Kampf Mann gegen Mann, selbst der Bataillonskommandeur war mit einem Franzosen ins Handgemenge gekommen, den Feind zu werfen. Die Straße wurde in Besitz genommen, wieder, zum drittenmal in wenigen Tagen, hatte das II./124 seine Aufgabe glänzend erfüllt. 200 Gefangene brachte das Bataillon ein. 9 Uhr abends wurde es von Gren.-Regt. 119 abgelöst. Verloren hatte das Bataillon 30 Tote, davon 2 Offiziere, 77 Verwundete mit 4 Offizieren, 10 Mann wurden vermißt.“ 


 

 

aus: „Das Infanterie-Regiment König Wilhelm I (6. Württ.) Nr. 124 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921

Dienstag, 23. September 2014

23. September 1914


„Am Morgen des 23. September begann der Angriff. Langsam entwickelte sich ein hartnäckiges Gefecht. Diesmal hatte man es nicht nur mit den Schwierigkeiten des Fortkommens durch weglose, aller Beschreibung spottende Wälder zu tun, nein, jeder Baum war ein Versteck für einen feindlichen Schützen, und oft traf die todbringende Kugel den deutschen Wehrmann von hinten, wenn er sich auf den Knien glücklich durchgearbeitet glaubte. Mittag wurde es. Bis dahin war man zum Südrand des Montfauconwaldes vorgedrungen. Die überall bekannte „Wiesenschlenke“ bezwingend, ging es, immer kämpfend, weiter in den Wald von Avocourt. Häufig verloren sich Kameraden aus dem Gesicht, manch einer kämpfte auf eigene Faust, von Zusammenhang mit den Nachbartruppen konnte keine Rede mehr sein. Aus dem Wald herausgelangt, wurde man das Ziel schwerer feindlicher Artillerie. Im Hessewald hatte diese sich aufgepflanzt. Sprungweise, von Trichter zu Trichter, ging's dennoch weiter, auf das Dorf Avocourt zu. Einzelne Abteilungen der 125er erreichten den Dorfrand; aber zu schwach und ohne Anschluß an die noch weiter hinten kämpfende Brigade, war es ihnen nicht möglich, sich im Dorf zu halten. Das Dorfstück und der mühsam errungene südliche Saum des Waldes von Avocourt mußten deshalb wieder aufgegeben werden.“

aus: „Schwäbische Kunde aus dem großen Krieg“, Stuttgart 1918 

22. September 1914

22. September 1914. Nacht verlief ruhig. 5.30 Uhr vormittags überschreitet die Infanterie die vordere Linie. Vor der Front der 26. und 27. Inf.-Div. und des XVI. A,-Ks. Infanteriefeuer. 6.55 Uhr vormittags hat die 27. Inf.-Div. Cheppy und die Höhe südwestlich Charpentry erreicht. Im Walde Bouzon schanzt der Gegner. Montblainville wird zäh verteidigt, von dort Flankenfeuer gegen Höhe 202 (südlich Charpentry). 8.10 vormittags nimmt 26. Feldart.-Brig. Montblainville unter starkes Granatfeuer. Teile der Landwehr und 1. Pion.-Komp. 20 werden in die Mulde nordwestlich Apremont vorgezogen. Gegen 1 Uhr nachmittags wird Montblainville genommen. Der rechte Flügel der 52. Inf.-Brig. arbeitet sich unter schweren Kämpfen südlich Montblainville weiter vor. Auch am Waldrand 228 (südwestlich Montblainville) leisten die Franzosen hartnäckigen Widerstand. Vor der Front der 27. Inf.-Div. gehen Teile des Feindes zurück. Gegen 11 Uhr nachmittags hat die 52. Inf.-Brig. die Linie 228–La Forge Fe. erobert, die 27. Inf.-Div. die Höhe von Barrage erreicht.“



aus: „Die 26. Infanterie-Division im Weltkrieg 1914–18“, Stuttgart 1927
 

21. September 1914



„Der 21. September brachte keine wesentlichen Änderungen in der Lage des XV. Armeekorps. Teile der 30. Inf.-Division nahmen unter schweren Opfern den Stützpunkt Hurtebise, nachdem 2 Minenwerfer das Gehöft in Trümmer geschossen hatten. Auch der rechte Flügel der 39. Inf.-Division hatte Erfolge zu verzeichnen. Im Verein mit den 136ern war es der 4. Kompagnie und den in ihre Linie eingeschobenen Teilen der 2. gelungen, dem Feind südlich von P. 200 noch einige weitere Gräben zu entreißen. Am Nachmittag hatte die 82. Brigade den Südrand des Plateaus von Moulin de Vauclerc bis Craonne fest in Händen. Weiteres Vorgehen war vorläufig nicht beabsichtigt. Die Wirkung der feindlichen Artillerie machte aber das Halten der gewonnenen Linie zu einer schweren Aufgabe. Das I. Bataillon erlitt weitere große Verluste. Wie später festgestellt, haben sie an diesem Tage betragen: 1 Offizierstellvertreter (Sonntag der 4. Kompagnie), 3 Unteroffiziere, 101 Mann an Toten und Verwundeten, 82 Mann an Vermißten. Von den Vermißten haben sich allerdings die meisten, die in preußische Kompagnien geraten waren, teilweise verwundet, nach einigen Tagen wieder eingefunden.“


aus: „Das 8. Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 126 Großherzog Friedrich von Baden im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1929

20. September 1914

 



„20. September. „4. Eskadron hat eine Patrouille zu entsenden über Montblainville–Varennes–Le Four de Paris. Leutnant d. R. v. Kienlin, Vizewachtmeister d. R. Graf Leutrum mit 6 Ulanen reiten ab, fühlen zu Fuß an Montblainville heran und erhalten Feuer. Graf Leutrum fällt mit Unterleibsschuß, Ulan Eßlinger leicht am Oberschenkel verwundet. Die Patrouille versucht, über La Viegrette auf die Römerstraße im Walde vorzugehen, ebenfalls unmöglich. Unteroffizier Karle und Feldwebel Weiß (2./119) versuchen vergeblich, L.s Leiche zu bergen, sie erhalten Artillerie- und Infanteriefeuer und müssen zurück.“


aus: „Bilder aus der Geschichte des Ulanen-Regiments König Wilhelm I. (2. Württ.) Nr. 20“, Stuttgart 1934

19. September 1914


18. September 1914


„Bis zum 18. September regnete es durch, das Artilleriefeuer der Franzosen nahm zu, alle Ortschaften lagen unter Feuer und wurden langsam zusammengeschossen. I,/124 hatte Verluste, größer aber als durch feindliche Einwirkung waren die Ausfälle durch ruhrartige Krankheitserscheinungen. Das nasse Wetter, die fehlende Unterkunft, die Verpflegung meistens aus frisch geschlachtetem Fleisch zubereitet, waren die Ursachen.“



aus: „Das Infanterie-Regiment König Wilhelm I (6. Württ.) Nr. 124 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921

17. September 1914


Dienstag, 16. September 2014

16. September 1914





„Nur am 16. versuchten unter dem Schutz von Artilleriefeuer, das bei Tag unvermindert anhielt, aber geringe Verluste verursachte, feindliche Kolonnen im Buanthe-Tal gegen Charpentry vorzugehen. Sie wurden von der 6. und 12. Kompagnie beschossen, stellten ihre Vorwärtsbewegung ein und suchten Deckung an den seitlichen Hängen. Patrouillen, die unsererseits vorgetrieben wurden, erhielten gleichfalls von gut eingebauten Beobachtungsposten des Gegners regelmäßig Feuer. Wer keinen Graben- und Arbeitsdienst hatte, zog sich in ein Erdloch zurück, wo mit Ausschöpfen des Wassers, Abdichten der Zeltbahn und Instandhalten der ins Rutschen kommenden Grabenwände reichlich Beschäftigung vorlag.“ 



aus: „Die Ulmer Grenadiere an der Westfront“, Stuttgart 1920

Montag, 15. September 2014

15. September 1914

 
 
 


„Das Detachement rückte bis Bréménil vor, trat dort in leichte Berührung mit feindlichen Vorposten, stellte stärkere Besetzung von Badonviller fest und kehrte dann nach Cirey zurück. Auch zwei von St. Sauveur auf Angomont vorgesandte Kompanien fanden diesen Ort unbesetzt. Ebenso wurde Ancerviller unbesetzt gefunden. Hiemit war festgestellt, daß nur schwacher Feind vor der Front des XIV. R.K. gefolgt war. Die Verstärkungsarbeiten wurden mit allen Kräften unter Anlagen von Hindernissen fortgesetzt. Der Einsturz der Glasfabrik in Cirey verursachte beim Res.Rgt. 119 bedauerliche Verluste.“ 



aus: „Die 26. (Württembergische) Reserve-Division im Weltkrieg 1914 – 1918“, Stuttgart 1939

Mittwoch, 10. September 2014

10. September 1914


„Unheimliche Stille lag über dem nächtlichen Gelände. Schwere Wolken am Himmel öffneten zeitweise ihre Schleusen. Die feindlichen Geschütze blitzten hinter den Höhen auf und sandten Granat- und Schrapnellwellen. Lautlos stellen sich die Bataillone und Kompagnien in dichten Kolonnen bereit; Gewehre entladen. Punkt 1 Uhr wird angetreten, dem eingenisteten Feinde entgegen. In der Dunkelheit ist es schwer, Verbindung und Marschrichtung zu halten; die Kompagnien und Bataillone vermischen sich, die Ordnung leidet und dies umso mehr, als das stellenweise einsetzende und bald zunehmende feindliche Infanterie- und M.-G.-Feuer die Verluste steigert. Der Tod hält reiche Ernte. Doch fällt, was fällt. Neben Oberst v. d. Esch inmitten des stürmenden Regiments sinkt der tapfere, kampferprobte und allseits geschätzte Regimentsadjudant, Oberleutnant Hauber, zu Tode getroffen nieder. Doch unaufhaltsam geht’s vor. Ran an den Feind. Jeder hat nur das eine Gefühl, möglichst schnell vor an die Tod und Verderben speiende Feuerlinie; je schneller umso besser zur Verringerung der Verluste. Die Hand faßt fester das Gewehr. Die Grenadiere wollen ihre toten Kameraden rächen. Der Feind schießt, was aus seinen Gewehrläufen herausgeht. Er tut ja leicht, wir schießen nicht. Es ist gut, daß nicht jede Kugel trifft, sonst wäre wohl nach kurzer Zeit kein einziger Grenadier mehr kampffähig. Zunächst wurde die Bahnlinie erreicht, die der Feind räumte. Mit Tagesgrauen des 10. September Fortsetzung des Angriffs; Höhe 309 östlich Rembercourt wird trotz starken feindlichen Artilleriefeuers genommen und gehalten. So gut es geht, graben sich die Bataillone der stark vermischten Regimenter 119, 125, 121, 127 in der eroberten Stellung ein. Am frühen Morgen war das I. Bataillon (Divisionsreserve) für die 51. Inf.-Brigade freigegeben worden. Die 1. Kompagnie wurde dem Inf.-Regt. 125 zur Verfügung gestellt; 3. Kompagnie Reserve des Brigadekommandeurs; 2. Und 4. Kompagnie besetzten Höhe 309. Der nächtliche Angriff hatte große Anforderungen an die Truppen gestellt, und so war es nicht zu verwundern, daß am 10. September bei hellem Tage trotz des feindlichen Feuers mancher Grenadier in der Schützenlinie zu schnarchen begann. Gegen Abend gelang es, die Verbände einigermaßen zu ordnen.“ 
 
aus: „Das Grenadier-Regiment Königin Olga  (1. Württ.) Nr. 119 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927
 
 
 

Bericht eines 127ers:

„Mit Grausen denkt jeder daran, wie wir damals in der Regennacht vorwärts zogen, zuerst dreiviertel Stunden über Tal und Hügel, dann in den härtesten Kampf, den wir jemals erlebten. Hinter einem Bahndamm (auf Höhe Vaux Marie Ferme) lag der Feind verschanzt. Wir wußten nichts über die Lage, bis uns Infanteriegeschosse wie Hagelkörner umflogen. Es blies Sturm. Da lagen sie schon zu Dutzenden, unsere Wackeren! Wieder Sturm. Wieder dies Hinsinken. Bis endlich die Flanke vorkam. Unser Regimentsführer war tot. Ich verband ihn noch vorher, zu spät. Wie Habergarben lagen sie umher, Hunderte – aber Hunderte. Von zwei Seiten angegriffen, wichen endlich die Franzosen und flohen. Wir hatten keine Zeit mehr, liegend zu zielen, stehend jagten wir unsere Kugeln nach. Und wie das Feld aussah! Ganz bedeckt waren Kilometer Erdstrecken, zu Massen lagen die toten Feinde umher. Einer am andern oder aufeinander, alle auf dem Gesicht. Wir drüber hinweg, vowärts. Indessen war es Morgen geworden, und so hatte der Gegner Schußfeld. Mit einemmal tobten die Granaten und Schrapnelle, wahnsinnig. Auf dem weiten Schlachtfeld war kaum ein Erdfleck, wo nicht ein Artilleriegeschoß hinfuhr. Wir schanzten uns ein. Wehe, wenn einer sich zeigte, er wurde unter Feuer genommen. Ich sah, wie auf einen Reiter fünfzehn Granaten gefeuert wurden, ohne zu treffen. Verwundete, die herum lagen, wurden nochmals getroffen. Tote wurden noch ärger zerschmettert, mancher Lebende verstümmelt. Wie der Tag verfloß, weiß ich nicht, nur das, daß wir in unheimlichem Feuer lagen; oft schlug Schrapnell an Schrapnell über uns, Granate und Schrapnell vor uns ein. Es ist nicht übertrieben. Etwas Schrecklicheres habe ich nie seither erlebt. Von einer Gruppe neben uns war noch ein Mann am Abend da.“
 
aus: „Schwäbische Kunde aus dem großen Krieg“, Stuttgart 1918 

Dienstag, 9. September 2014

9. September 1914


„Ohne das Nachbarkorps links, welches durch die Verdun-Front aufgehalten, noch nicht auf unsere Höhe herangekommen war, konnte an einen weiteren Angriff nicht gedacht werden. Das Regiment setzte daher am 8. Und 9. September die Arbeiten in der am 7. September eingenommenen Stellung auf Höhe 293 aufs eifrigste fort. Trotz Mithilfe der Pioniere ging aber das Eingraben in den steinigen Kalkboden nur recht langsam von statten. Daß des Gegners überlegene und ausgezeichnet geleitete Artillerie uns den Aufenthalt hier so verlustreich wie nur möglich zu gestalten suchte, ist klar. Besonders unangenehm war das Feuer aus dem Festungsbereich von Verdun, das in empfindlicher weise in unsere linke Flanke und unseren Rücken schlug. Wir schützten uns, so gut es gehen wollte. Aus Sommaisne holten sich die Mannschaften Balken und Bretter, um mit diesen die notdürftigen Deckungen gegen Granatstücke und Schrapnellkugeln etwas zu verbessern, gegen Granatvolltreffer war nichts zu machen. Die infanteristische Feuertätigkeit blieb an diesen Tagen gering.“ 

aus: „Das Infanterie-Regiment „Kaiser Friedrich, König von Preußen“ (7. Württ.) Nr. 125 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923


Sonntag, 7. September 2014

7. September 1914


„Am anderen Morgen, den 7. September, ging es wieder zum Angriff; zuerst unterm Schutz des Nebels, dann aber unter dem gleichen pausenlosen Hagel von verheerenden Geschossen. Abends war unsere Front bis an ein Waldstück südlich Sommaisne vorgetragen. Alle Reserven mußten eingeschoben werden. Die schweren Geschütze aus Verdun, dreißig bis vierzig Batterien waren in Arbeit. Wenn die Infanterie stillhalten mußte, lag sie festgeklemmt in den nur wenig ausgeschaufelten Schützengräben. Es wurde gehungert.“

aus: „Schwäbische Kunde aus dem großen Krieg“, Stuttgart 1918 

Samstag, 6. September 2014

6. September 1914



„Am 6. September von 6.30 Uhr vormittags ab sammelte sich das Regiment nordwestlich Nubécourt bei dem Wald Heronnière, wo unsere Artillerie auffuhr und Angriffsbefehl ausgegeben wurde. Schon im Auffahren erhielt die Artillerie gut gezielte feindliche Granaten aus so weiter Entfernung, daß sie das Feuer nicht erwidern konnte. Trotz ihrer eigenen Verluste nahmen unsere Batterien auf circa 3000 Meter feindliche Infanteriekolonnen erfolgreich unter Feuer, bis sie von der überlegenen französischen Artillerie zum Schweigen gebracht wurden. Unsere Vorpostenkompagnie am Südrand von Nubécourt (3./119) hatte schon am frühen Morgen Bekanntschaft mit feindlichen und leider auch mit deutschen Granaten gemacht, worauf sie sich an Bulainville heranzog. So gut es ging deckten sich die Bataillone gegen das feindliche Artilleriefeuer. Während der Kommandeur des II./119, Major Frhr. v. Hügel, in der Nähe der Artillerie mit seinem Adjudanten, Leutnant Fischer von Weikersthal, den Feind beobachtete, wurde letzterer durch Schrapnellschuß verwundet. 7.30 Uhr vormittags hatten sich die Bataillone in sehr breiter Front, II. links, III. rechts, zum Teil noch westlich des Waldes Heronnière im Anschluß rechts an 125 entwickelt. In den Waldstücken daselbst wurden einzelne französische versprengte Infanteristen aufgegriffen. Das I./119 hatte Weisung, zunächst in 2. Linie hinter dem II. zu folgen. Später wurde es der südlich Bulainville vorgehenden 68. Inf.-Brigade zur Verfügung gestellt und rückte nach Bulainville. 8.20 Uhr begannen unsere vordersten Schützenwellen die deckenden Höhen- und Waldränder zu überschreiten, worauf sofort heftiges Schrapnellfeuer auf sie niederprasselte. Doch in mächtigen Sprüngen gingen die Grenadiere unaufhaltsam vor. Da und dort sank einer zu Boden.  Der tapfere Leutnant Grobler, Führer der Zwölften, blieb schwer verwundet liegen; der Führer seines Unterstützungszuges, Leutnant d. R. Alfons Treß, erhielt 8.40 vormittags beim Vorgehen die tödliche Schrapnellkugel in die Brust. Noch stehend und nach dem neben ihm befindlichen Bataillonskommandeur schauend, erstarrte sein Blick. So rasch war er, der noch Sekunden zuvor seinen Zug zum Angriff kommandiert hatte, den Soldatentod gestorben. Um seinen Leichnam am Waldrand aufzufinden, steckten Kameraden seinen Degen in den Boden und den Helm darauf. Ein pflichtgetreuer Offizier, ein lieber, prächtiger Kamerad schied von uns. Beim sprungweisen Vorgehen des II. Bataillons war bei der 7. Kompagnie der tapfere Leutnant d. R. Christian Haag gefallen und der Kompagnieführer Leutnant Fritz v. Graevenitz schwer verwundet worden. Die feindliche Artillerie – für uns meist unsichtbar – feuerte ununterbrochen aus Front und besonders aus linker Flanke von Richtung Verdun sehr sicher und anscheinend unbehelligt, da die Aufstellung der feindlichen Geschütze für unsere Feldartillerie zu weit war. Bei und östlich Evres traten unsere Schützen mit feindlichen ins Feuergefecht und gingen dann sprungweise zum Angriff vor. Gegen 11 Uhr waren die Grenadiere bis an den Südrand von Evres, auf die Höhe östlich des Orts und die Höhen südlich des Bois de la Heronnière vorgedrungen, wo sich ein lebhafter Feuerkampf gegen den auf den gegenüberliegenden Höhenwellen eingegrabenen, hinter Strohgarben und am Waldstücksüdöstlich Evres eingenisteten, schwer sichtbaren Feind entspann. Verräterisches Glockenläuten in Evres hat dem Feind unser Einrücken in den Ort angezeigt; seine Artillerie beschoß Evres von diesem Augenblick an mit Granaten. Schwere und leichte feindliche Artillerie hielt dauernd unsere Infanterielinie unter Feuer, doch zum Glück meist 100 Meter zu weit, so daß wir hier durch ihr Feuer weniger Verluste hatten als durch das feindliche Infanterie- und Maschinengewehrfeuer aus den Schützengräben. Dies änderte sich jedoch, als zu unserer Erleichterung auch die Schützengrabenbesatzung unser Artilleriefeuer zu spüren bekam. Bald konnte man erkennen, daß einzelne Franzosen unter dem Schutze aufgestellter Getreidegarben nach rückwärts zu entwischen suchten. Es sind nur wenige heil davongekommen. Unser Infanteriegeschoß war schneller als sie. Gegen 12.30 Uhr hatte man den Eindruck, daß das feindliche Infanteriefeuer nachließ, und so trat dann um diese Zeit das am weitesten vorne befindliche III. Bataillon zum Sturm an, den der Feind aber nicht annahm. Er räumte zuerst seine Stellung am Waldstück östlich der Straße Evres–Pretz, welches vom nachdrängenden III./119 und Teilen von 125 durchstoßen wurde. Von 1.20 Uhr nachmittags an nahm die feindliche Artillerie dieses Waldstück mit allen Kalibern unter Feuer, auch feindliches Infanteriefeuer setzte ein. Bäume krachten und stürzten, Äste brachen und deckten die Grenadiere zu, Holz und Erde flog in die Luft. Im freien Felde sind die Kampfeindrücke nicht so stark wie an einem Waldrand. Die Verluste steigerten sich schnell; der Kommandeur des III. Bataillons, Major Frhr. v. Gemmingen, blieb, an beiden Beinen schwer verwundet, liegen und mußte durch das dichte Holz zurückgebracht werden. Auch Hauptmann d. R. Henninger (9.) wurde schwer verwundet. Die Straße Evres–Pretz lag dauernd unter feindlichem Strichfeuer. Westlich der Straße hielt der Feind auf Höhe 259 noch länger stand, bis er auch hier – wohl in Besorgnis um seine rechte Flanke – zurückging, vom Feuer verfolgt. Vor dem II. Bataillon, bei dem die M.-G.-K. kräftig mitwirkte, auch Teile des XVI. Armeekorps eingeschoben wurden, war mittlerweile der Feind auf der östlichen Höhe ebenfalls zum Rückzug gezwungen worden. Auf den Höhen von Beauzée zeigten sich am Nachmittag feindliche Infanteriekolonnen im Rückmarsch, von unserer Artillerie leider zu weit, um gefaßt werden zu können; von der feindlichen Artillerie war nichts zu sehen, nur ihre Wirkung zu spüren. Insbesondere wurden von ihr die Straßen und Wege dauernd unter Feuer gehalten. Bis gegen Abend gelang es dem Regiment im Verein mit den Nachbartruppen bis in die Linie Pretz–Beauzée vorzudringen, wo in Gefechtsstellung biwakiert wurde. Ein Wunder war es, daß unsere sehnlichst herbeigewünschten Feldküchen sich noch am Abend bzw. in der Nacht bis zum Regiment durchgefunden und durch das feindliche Streufeuer durchgewunden hatten. Soweit möglich wurden in der Dunkelheit die stark gemischten Verbände geordnet. Die Größe der Verluste war noch nicht genau festzustellen, immerhin waren sie bedeutend.“ 


 

aus: „Das Grenadier-Regiment Königin Olga (1. Württ.) Nr. 119 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927


Freitag, 5. September 2014

5. September 1914


„Wiederum hatte das Genkdo. des XIV. R.K. für 5. die Fortsetzung des Angriffs befohlen, diesmal mit Nachdruck auf dem linken Flügel des Korps Eberhardt, der bis zur Linie St. Léonard–Fraize vordringen sollte. Demgemäß wurde der 52. Brigade Befehl gegeben, sich in den Besitz des le Haut Jacques zu setzen und zwar durch Vorgehen gegen den Rücken des im Bois de la Madeleine dem Res.Rgt. 99 gegenüberstehenden Feindes. Die 51. Brigade erhielt Befehl, mit ihrer Artillerie in den Kampf des Korps Eberhardt einzugreifen. Die von der 52. Brigade angeordneten Maßnahmen führten heute zu einem durchschlagenden Erfolg. Der dem Res.Rgt. 99 bei Roches de Lanche gegenüberliegende Feind, im Rücken von 2 Kompanien des II./Res. 120 Hauptmann Todtenberg bedroht, wich auf La Croix Idoux aus. Res.Rgt. 99 ging von Norden, III./Res. 120 (Major von Zeppelin) von Süden gegen den Waldkopf nördlich Rougiville vor´, auf dem der Feind sich verschanzt hatte. Um 1 Uhr nachm. war dieser, um 6 Uhr abends der Haut Jacques in deutschem Besitz. In diesem Kampf hatte auch das III./Res. 119, das den Waldrand nördlich Rougiville, vordere Linie an der Straße nach le Haut Jacques besetzte, eingegriffen, währen das I. und II./Res. 119 den Waldrand östlich der Straße Rougiville–Taintrux erreichten. Dagegen war es trotz wiederholter Befehle der Division immer noch nicht gelungen, den Paß Cense de Grand Rupt dauernd in die Hand zu bekommen. Dort hielten noch französische Streifen. Das I./Res. 120, das auf die Waldkuppe 632 südwestlich Rougiville vorgedrungen war, wurde dort von allen Seiten angegriffen und kam in schwierige Lage. Auf Befehl des Brigadekommandeurs wurde es in der Nacht nach les Moitressses zurückgezogen, ebendahin das II./Res. 120.“


aus: „Die 26. (Württembergische) Reserve-Division im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1939 


Donnerstag, 4. September 2014

4. September 1914


„Das Regiment, als Vorhut der Division, brach am Morgen des 4. September 1914 bei der Chaudron-Ferme in südlicher Richtung über Boureuilles auf Neuvilly auf. Hinter der Höhe nördlich des Ortes entfaltete sich das III. Bataillon rechts, II. Bataillon links, I. Bataillon hinter dem rechten Flügel. Das Gelände zwischen Aubréville–Neuvilly lag bereits unter feindlichem Artilleriefeuer. In wellenweisem Vorgehen in dünnen Schützenlinien wurden die einzelnen Geländewellen überschritten; die vorderste Linie näherte sich allmählich Clermont; da erhielten die Kompagnien zwischen Lochères und Le Jarcq-Ferme plötzlich starkes Flankenfeuer aus dem Argonnenwald. In üblicher gewandter Weise hatte sich der Franzose dort eingenistet und schoß hinter dichtem Buschwerk und von den Bäumen, auf welchen sich die einzelnen Scharfschützen sogar festgebunden hatten. Doch ebenso schnell drehten sich die dort befindlichen Kompagnien nach der ersten Überraschung nach Westen ab und drangen rücksichtslos in den Waldrand ein. Alle drei Bataillone zeichneten sich in gleicher Weise hierbei aus und zwangen den Feind bis zum Abend zum Rückzug. Nach Ordnen der Verbände und Ergänzung der Munition wurde das Regiment während der Nacht aus dem Wald wieder an die Chaussee herausgezogen und biwakierte in Gegend Soivon-Ferme. Mit Verlust von 40 Toten (darunter Hauptmann Fischer, Führer der 9. Kompagnie), 235 Verwundeten und 26 Vermißten endigte dieser Gefechtstag zu unseren Gunsten, am Morgen des 5. September war Clermont frei vom Feinde.“

aus: „Das Infanterie-Regiment „Alt Württemberg“ (3. Württ.) Nr. 121 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921 

Mittwoch, 3. September 2014

3. September 1914


„Das II./L.-I.-R. 120 bezog in früher Morgenstunde die beherrschende Höhe Au Pré Bergen, 1 km südlich Raumont, mit dem Auftrag, feindliche Angriffe hier abzuwehren. Die Höhe beherrschte das Mortetal. Man lag und wartete. Patrouillen waren vorgetrieben. Da, es mochte eben Mittag sein, entwickelten sich etwa zwei Kompagnien Chasseurs Alpins mit mehreren Maschinengewehren am gegenüberliegenden Waldrand. Im Feuer des Bataillons, das sofort einsetzte, blieb der Gegner am Waldrand hängen; das Feuergefecht dehnte sich bald schwächer, bald lebhafter bis gegen 5 Uhr nachmittags aus, ohne daß der Gegner den Austritt aus dem Wald erzwingen konnte. Inzwischen waren Teile der bayrischen Ersatz-Division im Mortetal eingesetzt worden. Gegen 6 Uhr schaffte ein umfassend angesetzter Angriff von zwei Kompagnien des bayr. R.-I.-R. 15 auf unserem linken Flügel Luft. Unter seiner Einwirkung ging der Gegner kämpfend auf Les Grandes Gouttes zurück. Das Bataillon verlor an diesem Tag 9 Tote, 11 Verwundete.“


aus: „Das Württembergische Landw.-Inf.-REgiment Nr. 120 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922 

Dienstag, 2. September 2014

2. September 1914


“3.30 Uhr nachmittags gab General von Moser dem Regimentskommandeur an einer Waldecke den Befehl: über Punkt 181 so schnell als möglich anzugreifen, um die stark bedrängte 11. Res.-Div. zu entlasten. Die Bataillone wurde durch das Wiesental im Laufschritt an den jenseitigen Hang gezogen und stellten sich dort, weit entfaltet, bereit. Da feindliche Infanterie nicht sichtbar war, sondern nur die französische Artillerie sich betätigte und jetzt begann, das Wiesental mit Schrapnells zu belegen, machte der Regimentskommandeur den Versuch, mit dem Infanterieangriff zu warten, bis Unterstützung durch eigene Artillerie da war. Offenbar duldete aber die Lage keinen Aufschub, um die bei den schlechten Annäherungsverhältnissen nicht so schnell eintreffende Artillerie abwarten zu können. Bald darauf kam die abermalige Weisung, anzugreifen. Der 9. und 10. Kompagnie hatte der Brigadekommandeur persönlich bereits befohlen, sich zu entwickeln und vorzugehen. Rechts von diesen Kompagnien traten nun 1., 2. und später 3. Kompagnie in das Gefecht. Sobald die Schützenlinien auf dem schützenden Hang sichtbar wurden, erhielten sie ein rasendes M.-G.-Feuer und starkes Artilleriefeuer. 2 Kompagnieführer, Hauptmann Reinhardt und Oberleutnant d. R. Hollmann, fielen sofort, als sie ihren Mannschaften voraus die Höhe überschritten. Die französische Artillerie nahm jetzt auch das Wiesental vermehrt unter Feuer, ab und zu schlugen Volltreffer in die Kompagnien, die sich in dünner Linie an den Hang hingeklemmt hatten. Am besten kam I./124 vorwärts, das sich hinter die Höhe nordöstlich Exermont gezogen und von hier aus das Feuergefecht begonnen hatte. Als Meldegänger zeichnete sich hier Gefreiter Bischoff 3./124 von Langenau ganz besonders aus. Er brachte, obwohl am Arm verwundet, unermüdlich die Meldungen von der Kompagnie zum Bataillon. 11. und 12./124 sollten zuerst gemeinsam hinter den rechten Flügel rücken, 11. Kompagnie wurde aber dann zwischen 9. und 10. eingeschoben und 4. und 12./124 standen als letzte Reserve hinter dem äußersten Flügel. Die Lage sah sich verzweifelt an. Der Gegner schoß unbelästigt mit seiner Artillerie und unterband jeden Versuch eines weiteren Angriffes. Die eigene Artillerie machte sich immer noch nicht bemerkbar, die Verluste mehrten sich beständig. Die Brigade ließ das II./124 heranholen, während das Gros Gren.-Regt. 123 im immerhin schützenden Wald aufschließen sollte. 5.25 nachmittags wurde General von Moser, als er eben vom Regimentsstab weggegan-gen war, durch ein Schrapnell zu Boden geworfen und verwundet. 5.30 Uhr nachmittags kam Major Bader und meldete den Anmarsch seines Bataillons. Die in kleinen Gruppen eintreffenden Kompagnien wurde am Hang in möglichster Deckung bereitgestellt. 8./124 zwischen I. und III. Bataillon eingeschoben. Beim Regimentskommandeur regte sich jetzt der Gedanke, was soll werden, wenn der Gegner sein Feuer steigert und seinerseits zum Angriff übergeht. Als er den gefaßten Entschluß, im Gegenstoß mit der blanken Waffe dem Angriff zu begegnen, den Mannschaften bekannt gab, hatte er auch diesmal wieder das Empfinden der Leute richtig getroffen und laute Bravos stimmten dieser Ansicht zu. Es kam aber nicht so weit. 6.45 Uhr abends trafen Befehle ein, nicht mehr anzugreifen, zu halten, wo man sei, und sich einzugraben. Außerdem begannen jetzt einzelne Batterien eigener Artillerie auf Tronsol-Ferme zu feuern. Gegen 8 Uhr abends wurde das feindliche Feuer ruhiger, bald darauf schwieg es ganz. Jetzt mußte in erster Linie an das Wegführen der Verwundeten gegangen werden, das durch das Hereinbrechen der Dunkelheit sehr erschwert wurde. Die ganze Nacht hindurch tönten hier und dort immer wieder schauerliche Rufe noch nicht aufgefundener Verwundeter. Besonders I./124 hatte beim Überschreiten eines tief eingeschnittenen Baches Verluste gehabt, diese Verwundeten waren am schwersten zu bergen. Der Ausfall des Regiments war bedeutend, es hatten I. 198 Mann, II. 8 Mann, III. 137 Mann verloren, außerdem waren 3 Offiziere tot, 1 verwundet.“ 


aus: „Das Infanterie-Regiment König Wilhelm I (6. Württ.) Nr. 124 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921