Dienstag, 31. Mai 2016

31. Mai 1916


„Als wir mit dem Feinde zusammentrafen, waren unsere Aufklärungsschiffe schon eine Zeitlang ins Gefecht verwickelt, und ich sah nicht weit vor uns, etwas seitlich, das erste Schiff sinken, ein deutsches Torpedoboot. Das ganze Boot sank nur langsam, mit dem Hinterteil zuerst, bis es direkt aufrecht im Wasser stand und dann allmählich ganz verschwand. Ein anderes Boot war zwecks Rettungsarbeiten in der Nähe. Wir können uns bei solcher Kleinigkeit, denn solche ist es in diesem Falle, nicht aufhalten. Mit der Zeit fingen unsere Geschütze auch an, zu singen, und zwar mit recht kräftiger Stimme. Die Stärke einer solchen Kanonade können Sie sich wohl nicht gut vorstellen. Vom Luftdruck der eigenen Kanonen geht schon manches in Fetzen, was nicht so recht stabil gebaut ist. Vorher habe ich’s selber nicht geglaubt und habe doch schon manches Übungsschießen mitgemacht; dies war aber ein bißchen zuviel des Guten. Von unserer Seite aus sind gute Treffer und überhaupt gute Erfolge beobachtet. Wie sich da die Leute freuen, wenn vom Kommandostand nach überall hingegeben wird: „Treffer beim feindlichen Kreuzer! – feindlicher Kreuzer brennt! – Kreuzer sinkt!“ Das sind Momente, wo man seine eigene schwierige Lage vergißt. Die Gewißheit der guten Erfolge gibt neuen Mut. Aber was hilft es, wenn uns die Sonne zu früh einen Schabernack spielt? Der Feind verschwand im Dunst, und wir standen im schönsten Licht; also die umgekehrte Lage wie vorher, nur, daß sie für uns nur kurze Zeit dauerte. Während der kurzen Zeit haben wir uns aber auch recht unangenehm bemerkbar gemacht. Das ist dadurch bewiesen: der Feind hat größeres Kaliber und kann weiter schießen und hat doch den weitaus größten Verlust; unser kleineres Kaliber muß doch wohl gute Arbeit machen.
Im Laufe des Gefechts mußte ich das traurige Los der „Wiesbaden“ mit ansehen. Geradezu unheimlich war es, wie dies Schiff aufs Korn genommen war. Durch irgendeinen Maschinenschaden war es unfähig geworden, sich zu bewegen, und lag nun zwischen beiden Linien, rettungslos dem feindlichen Feuer ausgesetzt. Salve auf Salve schlug hinter, vor, neben und auf dem Schiff ein. Ich habe es nicht sinken sehen, Gott behüt‘ die braven Toten.
Nach der Tagschlacht war unsere Formation anders geworden, und wir bekamen keine rechte Arbeit mehr. Aber nicht alle waren zur Ruhe gezwungen, das sagt ja allein die Tatsache, daß die „Westfalen“ sechs Zerstörer vernichtet hat. Verschiedentlich kamen Schiffe bei uns vorbei, auf denen eine Explosion dicht hinter der anderen folgte. Das ganze Schiff ein helles Flammenmeer, von oben bis unten, von vorne bis hinten alles taghell erleuchtet. Man will sogar gesehen haben, daß noch Menschen hin und her liefen. Bei Nacht ist es ein hübsches, aber grausiges Schauspiel.“


aus: „Wir Kämpfer im Weltkrieg, Selbstzeugnisse deutscher Frontsoldaten“, Berlin ohne Jahr

Montag, 30. Mai 2016

30. Mai 1916


„In der Nacht vom 29. auf 30. Mai. unternahm der Gegner zwei Überfälle auf das Regiment 248 mit Artillerie und Minen. Aus unserem Abschnitt wurden Minen in die feindliche Stellung geworfen, worauf der Engländer mit Gewehrgranaten antwortete. 9.30 Uhr abends unternahm R. I. R. 248 einen Patrouillenvorstoß, I./246 (Grabenbe-satzung) war in erhöhter Alarmbereitschaft. Das Abwehrfeuer des Gegners sprang auch auf unseren Abschnitt über, das Feuer lag hauptsächlich auf dem Ulanenweg, Schwarzer Weg und Apfelhof, elf Volltreffer wurden festgestellt. Dichter Rauch lag vor unserer Stellung, wodurch eine scharfe Beobachtung unmöglich wurde. Das Bataillon hatte sechs Mann Verluste, darunter Leutnant Bäker, 4. Kompagnie, tot.“


aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 246 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922
Bild: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand M 708

Sonntag, 29. Mai 2016

29. Mai 1916


Dragoner Johann Baptist Fischer
7. Württbg. Landw.-Inf.-Div., Ersatz.-Landw.-Regt., 1. Eskadron,
gefallen 29. Mai 1916.
Johann Baptist Fischer, lediger Buchbinder, ist hier geboren am 8. Juli 1883 als Sohn des Gastwirts „zur Germania“, Johann Baptist Fischer, und der Theresia, geb. Fischer. In Ehingen a. D. lernte er nach Entlassung aus der Volksschule die Buchbinderei und arbeitete längere Zeit in Singen, Ravensburg und Pforzheim. 1903 wurde er zum Militärdienst ausgehoben zu den 21er Dragonern in Schwetzingen i. B. Infolge eines beim Dienst erlittenen Hitzschlages und gesundheitsschädlichen Folgen wurde er vorzeitig aus dem Dienst entlassen und kehrte in die Heimat zurück, wo er 2 Jahre arbeitsunfähig war. Alsdann arbeitete er für sich selbständig in seinem Beruf. Wie er sich an all seinen Arbeitsstellen als tüchtiger, strebsamer Mann erwies, so wußte er sich durch sein bescheidenes, kameradschaftliches Wesen auch unter den Jugendgenossen der Heimat beliebt zu machen, insbesondere im Turnverein und dessen Sängerabteilung. Auch an der freiwilligen Feuerwehr war er als Mitglied beteiligt. Bei der Reichs-musterung 1915 wurde er für tauglich befunden; er rückte am 16. November genannten Jahres in Cannstatt ein und von da am 20. gleichen Monats ins Feld, der 1. Eskadr. der 7. Landw.-Inf.-Div. zugeteilt. Bei treuer Pflichterfüllung (Ausbessern der Stellungen seine letzte Arbeit) erhielt er einen Kopfschuß, der seinen sofortigen Tod herbeiführte – am 29. Mai 1916. Kindlich hatte er sich gefreut auf den bereits bewilligten Heimat-urlaub, den er am andern Tag (in der Blutfreitagwoche) antreten wollte. Sein Sehnen wurde in andere Weise gestillt. Unter militärischen Ehren und im Beisein vieler feldgrauen Landsleute wurde er im Bernweiler Friedhof im Ober-Elsaß beerdigt.
Der Turnverein und die freiwillige Feuerwehr Weingarten widmeten dem Gefallenen in der Lokalzeitung ehrende Nachrufe. Ersterer schreibt: „Ein eifriger, unermüdlicher Förderer unserer Turnsache, ein treues Mitglied des Vereins und Turnrats ist dahinge-gangen, dessen Verlust uns schmerzlich berührt, für uns nur schwer zu ersetzen ist. Innigster Dank und dauerndes ehrenvolles Gedenken sei ihm gewidmet.“
Rittmeister und Eskadronführer Stein schrieb am 31. V. 16 an den Vater u.a.:….Ihr Sohn war ein braver Mann, ein treuer und tapferer Soldat und hat jederzeit seine Pflicht getan; bis zum letzten Atemzuge in Erfüllung seiner Pflicht, ist er einen schönen Soldatentod gestorben. Dies möge Ihnen ein Trost sein!              Stein.“


aus: „Schwäbische Helden Weingarten (in Wttbg.) im Weltkrieg“, Stuttgart 1920

Freitag, 27. Mai 2016

27. Mai 1916


„Am 25. Mai durchschlug eine leichte Granate den Kompagnieführer-Unterstand (Blockhaus) in Nagold; ein Mann wurde getötet, Leutnant Eckert, Lagerbauoffizier, schwer und Hauptmann Willich leicht verwundet. Schon zwei Tage später wurde die 9. Kompagnie in Stellung T hart betroffen. Eine schwere Mine durchschlug einen dortigen Zugführer-Unterstand, tötete Leutnant J. Maucher, Vizefeldwebel Dietrich (welcher schon zum Offizier gewählt war), Sergeant Essig und 4 Mann. Alle Versuche, die Toten zu bergen, mißlangen. Nur durch ein einfaches eichenes Kreuz und durch Niederlegung von Kränzen konnten wir den toten Kameraden die letzte Ehre erweisen. Schwer traf die Schreckensbotschaft Leutnant Fridolin Maucher, den Bruder des Gefallenen, der bei der gleichen Kompagnie Zugführer war; er ist Oktober 1918 ebenfalls gefallen.“


aus: „Das Württembergische Landw.-Inf.-Regiment Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923

Donnerstag, 26. Mai 2016

26. Mai 1916


„Mit ernster Sorge sah Oberstleutnant Nick der inneren Weiterentwicklung und der Zukunft des Regiments entgegen. Noch stand alles fest, furchtlos und treu, und die Vergangenheit gab die Gewähr für die Zukunft; aber das war die Sorge: wie lange wird es noch gehen? Wird nicht die Widerstandskraft, das psychische Wollen und das physische Können unter dem dauernden harten Druck brechen? Man sah schon damals auch andere Bilder in jener Gegend. Junge Regimenter, die nicht mehr geleistet hatten als das Landwehr-Regiment, zeigten Anzeichen bedenklicher Auflösung. Hatte man 1914 etwa die Landstraßen abgesucht, um die Ausreißer aufzugreifen, hatte man 1914 die Stiefel über den Graben hinausgeworfen, um einen Vorwand zu finden, die Kampf-linie mit einem Ausweis verlassen zu können? Wo hatte man 1914 das vielsagende: „Du, dort vorne ist dicke Luft, ich mache mir zur Feldküche!“ gehört? Das waren keine ausgepumpten Truppen, das waren Soldaten, die nicht aushalten, die nicht siegen wollten. Gewiß, sie waren am Ende ihrer Kraft, weil sie keine Zugangsgräben, weil sie keine Stollen hatten. Warum hatten sie keine? Warum hatten wir Stollen und Zugangs-gräben? Antwort: Weil wir sie haben wollten. Der kleine Damm, der V und X trennte, ehe wir es übernahmen, sagt alles. Wenn auch Oberstleutnant Nick der Widerstandskraft seines Regiments vertrauen mochte, er konnte nicht ohne schwere Sorge über seinen linken Flügel hinaussehen. Und was am Kuhkopf, im vergangenen Winter, in den letzten schweren Kämpfen unerhört gewesen war, die ersten Fälle der Fahnenflucht, von Selbstverstümmelungen traten auf, vereinzelt, bei schwachen Charakteren. Aber wie wird es morgen gehen, und übermorgen? In vier Wochen, wenn neue schwere Kämpfe kommen werden? Oberstleutnant Nick hat nicht gezögert, das zu vertreten, was er zum Besten des Regiments für richtig erkannt hatte. Jedermann, der in jenen Zeiten weiter sah, als ihm der Rahmen einer Kompagnie die Pflöcke steckte, der weiß, was damals unser Kommandeur für das Regiment gewesen ist. Unter den alten, verstaubten Akten liegt ein Schriftstück, das in ergreifender Weise die Nöte und Lasten des Mannes im Regiment schildert, das seit Beginn der Kämpfe über 2500 Mann und 35 Offiziere Abgang gehabt hatte. Die Träger der stolzen Vergangenheit, die Reservisten und Landwehrleute, waren in ihrer Mehrzahl den feindlichen Geschossen oder dem Typhus erlegen. Das Angesicht des Regiments war ein anderes geworden. Jenes Schriftstück schließt mit den Worten:
„Ich melde, daß ich im Hinblick auf die taktische Lage, in Anbetracht des zutage tretenden Erschöpfungszustandes der Offiziere und Mannschaften, und bei der Unmög-lichkeit, die Mannschaften so auszubilden, wie es die im Abschnitt herrschenden Kampfverhältnisse erfordern, ernste Bedenken trage, ob das Regiment in seiner jetzigen Verfassung der gestellten Aufgabe wird gewachsen bleiben. Ich bitte, um hierfür die Verantwortung wie bisher tragen zu können, dem Regiment eine Ruhezeit zu erwirken, in welcher das Regiment wieder fest zusammengeschweißt und auf die alte im Feuer erprobte Kriegstüchtigkeit zurückgebracht werden kann. Sollte diese Bitte nicht gewährt werden können, so bitte ich um Verlegung des Regiments an eine ruhige Stellung des Kriegsschauplatzes, wo dasselbe Ziel erreicht werden kann.““

aus: „Das Württembergische Landw.-Inf.-Regiment Nr. 120 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922

Mittwoch, 25. Mai 2016

25. Mai 1916


Alois Schätzle
VIZEF. OFFZ. ASP. 7./125                                                                                       25. MAI 1916
Geb. 10.05.92 in Deilingen, Gymnasium Rottweil, Maturitas, Sem. Rottweil 1914, U.-Lehrer in Lauterbach, rückte im Herbst 19147 nach Stuttgart ein und kam Ende Dezember ins Feld. Erst in den Stellungskämpfen in Polen, dann bei der großen Offensive war er Muster und Vorbild eines Soldaten. „Ich bin nun einmal Soldat und will es sein mit ganzer Kraft bis zum letzten.“ „Wie oft ist er in den zahlreichen Stürmen der Kompagnie vorangeeilt und hat durch seinen Mut und seine Unerschrockenheit alle zum rücksichtslosen Draufgehen begeistert, das E. K. II und die silb. M. V. M. hat er sich redlich verdient.“ Am 25. Mai 1916 tötete ihn eine Granate im Unterstand an der Ypernfront. Er ruht auf dem Ehrenfriedhof Nachtigall, Grab Nr. 773. Wie sein Freund Pauli hatte er es mit seinem goldenen Herzen verstanden, Liebe, Vertrauen und Dienst-willigkeit seiner Mannschaft sich in außergewöhnlichem Maße zu sichern“


aus: „Ehrenbuch der im Weltkrieg gefallenen kath. Lehrer Württembergs“, Biberach an der Riß 1927

Dienstag, 24. Mai 2016

24. Mai 1916


„Über seine Eindrücke an der Front schrieb der Herr Stadtpfarrer wie folgt: „Was die Front ist, davon bekommt der Laie den mächtigen Eindruck bei Nacht. Von dem Zimmer aus, in welchem ich wohnte, sah man gegen Abend die Granateinschläge, weiße und dunkle Sprengwolken und hie und da blitzte auch ein Schrapnell über dem Horizont. Als die Nacht hereingebrochen war, stiegen unaufhörlich Leuchtkugeln in die Höhe und übergossen die Erde und die tiefhängenden Wolken mit einem zitternden Licht. Gewaltig war der Anblick, als ich nachts von der Höhe Abschied nahm. Auf einer langen, viele Kilometer weiten Linie um Ypern herum und nördlich und südlich davon blitzte es beständig auf von den Abschüssen und Einschlägen der Granaten. Lichtkugeln standen manchmal 10 – 20 zu gleicher Zeit in der Höhe, den nächsten Umkreis mit taghellem Licht übergießend, und immer wieder knatterten die Maschinengewehre zwischen dem Kanonendonner. Da vorne, wo jeder Minute Tod und Verderben droht, da ist die Front, da stehen die unsrigen auf der Wacht. Hier lassen sie niemand durch. Gott mit Euch, Ihr Treuen, Tapferen! Von alledem aber, was ich da sah, kommt nichts in den Tagesbericht. Davon heißt es höchstens: „Vor Ypern nichts neues oder nichts besonderes“ und die Soldaten, an welchen wir vorüberkamen, kümmerten sich um all das gar nicht. So sehr sind sie es gewohnt. Wie mag es erst sein, wenn Trommelfeuer aus tausend Schlünden fährt.““


aus: „Das neunte Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 127 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920

Montag, 23. Mai 2016

23. Mai 1916


„Der Gegner war die ersten Wochen ruhig, entfaltete aber bei Nacht eine rege Tätigkeit hinter der Front. Bei günstigem Wind hörte man Feldbahnen und Fahrzeuge, das Abladen von Eisen und Holz, Klopfen und Hämmern. An klaren Tagen waren zahlreiche Fesselballone am Himmel und die Flieger kreisten von morgens bis abends über der Stellung und leiteten das Einschießen von Batterien. Wir Infanteristen im Schützengraben sahen darin nichts Besonderes. Die höhere Truppenführung aber hatte einen größeren Überblick über die Lage, sie bekam die Berichte des Nachrichten-dienstes und war sich schon im April im Klaren, daß der Engländer vor unserer Front zu einem großen Angriff rüstete. So wurde auch unsererseits alles zur Abwehr vorbereitet. Die Abschnitte wurden durch Einschieben neuer Truppen verkleinert. Dafür wurde innerhalb der Verbände mehr in die Tiefe gestaffelt und nicht mehr alles im ersten Graben eingesetzt. So wurden die zweiten und teilweise auch dritten Gräben besetzt, besondere Reserven zum Gegenangriff ausgeschieden und die Ruhebataillone in die Zwischenstellung Soden – Grallsburg vorgezogen. Infolge dieser Umgruppierung mußte das Regiment etwas nach Süden rücken, so daß der rechte Flügel beim Heidenkopf, der linke vor Beaumont lag (18. Mai). In dieser Stellung wurde fieberhaft gearbeitet, alles nach Möglichkeit verstärkt und verbessert, neue, immer tiefere Unterstände gebaut, neue Gräben angelegt, der Nachrichtendienst organisiert, Munitions- und Lebensmittel-reserven niedergelegt, in Beaumont und bei den „fünf Weiden“ Unterstände für Küchen gebaut und Sanitätsunterstände eingerichtet. Umfangreiche Vorbereitungen traf auch die Artillerie hinter uns. So verging Woche um Woche. Die Patrouillen hatten noch schöne Erfolge, so holte eine Patrouille der 6. Kompagnie am 21. Mai drei Engländer aus dem Graben. Eine kleine Unternehmung am 23. Mai mißlang, weil die eigene Artillerie zu kurz schoß. Die Patrouille mußte sich unter Verlusten kämpfend zurückziehen. Durch Abhören eines englischen Ferngesprächs erfuhr man aber, daß der Engländer dabei mehrere Tote, 46 Verwundete und 2 Vermißte hatte.“


aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 121 im Weltkrieg 1914–1918“ Stuttgart, 1922

Sonntag, 22. Mai 2016

22. Mai 1916

 

„Die 5. Kompagnie erlitt besonders schwere Offiziersverluste. Am 22. Mai fielen der stellvertretende Kompagnieführer, Leutnant Widmann, der der Kompagnie seit Kriegsbeginn angehört hatte und wegen seiner Liebenswürdigkeit, wie wegen seiner militärischen Tüchtigkeit allgemein besonders beliebt war, und mit ihm Leutnant Glaser durch eine Granate, als sie die feindliche Stellung vom Lörchergraben aus beobach-teten.“

aus: „Das Württembergische Landw.-Infanterie-Regiment Nr. 125 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1926

Bild „Württembergisches Kriegstagbuch“, Stuttgart 1918

Samstag, 21. Mai 2016

21. Mai 1916


Pionier Karl Metzger
Pion.-Regt. 35, 3. Komp., gestorben 21. Mai 1916.
Schlosser, ein Bruder des eben genannten Daniel Metzger, gleichfalls in Metzingen geboren am 10. Februar 1892. Er war guter Volks- und eifriger gewerbl. Fortbildungs-schüler (hier wurde ihm ein 1. Preis zuerkannt), lernte in hiesiger Maschinenfabrik, arbeitete daselbst zur vollen Zufriedenheit der Firma bis zu seiner Einberufung im September 1914 – Ersatzbatl. des Regts. 124. Ins Feld kam er am 18. Januar 1915, wurde dort zum Res.-Inf.-Regt. 247, 4. Komp., überstellt und später zum Pionier-Regt. 35 versetzt. Karl Metzger kämpfte erst im Westen, war eine Zeit lang an der Ostfront bei Kowno, wurde dann wieder weggezogen an die Westfront. In Vorbereitung eines Angriffes vom 19. auf 20. Mai 1916 wurde er mit seinen Kameraden durch feindlichen Gas-Überfall überrascht. Schon am 21. Mai starb er infolge Gasvergiftung im Lazarett für sein Vaterland. Dieses 2. Opfer der Familie Metzger, ein biederer, liebewerter Sohn, fand seine letzte Ruhestatt auf dem Soldatenfriedhof in Bétheniville (Champagne). Alle militärischen Ehren wurden ihm bei seiner Beisetzung zuteil.
Oberleutnant und Kompagnieführer Hermann schreibt am 22. Mai 1916 an den Vater u. a.: „ … Wir alle betrauern in dem fürs Vaterland Gestorbenen einen treuen Kameraden, der bis zuletzt seine volle Pflicht und Schuldigkeit getan hat …““


aus: „Schwäbische Helden Weingarten (in Wttbg.) im Weltkrieg“, Stuttgart 1920


„Am 8. April 1915 wurde in Gheluwe aus den Infanterie-Pionieren der Reserve-Infanterie-Regimenter 246, 247 und 248 eine Infanterie-Pionierkompagnie 5 – „Schmel-zer“ zur Bedienung der „neuen Munition“, wie das Kampfgas bezeichnet wurde, zusammengestellt, mit zwei weiteren ähnlichen Kompagnien am 10. Mai 1915 zum I. Bataillon Pionier-Regiments 35 zusammengefaßt und nach Teilung dieses Regiments in Pionier-Bataillon 35 und 36 am 31. August 1917 als 3. (Württ.) Kompagnie des Pionier-Bataillons 35 bestimmt. Ihren Ersatz erhielt die Kompagnie von einem Württ. Detachement beim Ersatz-Pionier-Bataillon 36.
Bis Ende August 1917 wurde das Gas aus in unseren Stellungen eingegrabenen Gasflaschen auf die feindliche Stellung abgeblasen. Dieses Verfahren war nur anwend-bar, wenn der Wind von unseren Stellungen nach der feindlichen hinblies. Vom Septem-ber 1917 ab wurden die Gasminen aus Gaswerfern nach den gegnerischen Stellungen geschleudert und damit wurde der Gaskrieg unabhängig von der Windrichtung. Die Tätigkeit der Kompagnie erfolgte in nach wackerer Schwabenart gewissenhaft-pünkt-licher Weise im Bataillonsverband. Ihre Verwendung während des Blasverfahrens war beschränkt, die Erfolge zudem auch schwer kontrollierbar; häufig mußte man sich mit feindlichem Gasalarm, Stöhnen aus der feindlichen Stellung oder eiligen Bewegungen in derselben als Erfolgszeichen begnügen. Manche Vorbereitungsarbeit wurde umsonst getan, weil sich kein günstiger Wind einstellen wollte.
Der erste Einsatz erfolgte am 23./24. Mai 1915 bei Ypern; bei einem kurzen Kommando (Juli und August 1915) gegen die Festung Lomsha, im Osten kam das Bataillon nicht zur Verwendung, weil die Russen ihre Stellung räumten. Erst am 19. und 29. Oktober 1915 fand wieder Abblasen im Bereich der 29. Infanterie-Division bei Beine, östlich Reims, am 20. November südwestlich Montfaucon, am 21. Februar 1916 bei Liaucourt, westlich Nesle, am 19. Mai südlich St. Souplet statt, zum Teil mit nachgewiesenem Erfolg.“


aus: „Württembergische Pioniere“, Stuttgart 1932

Donnerstag, 19. Mai 2016

19. Mai 1916


„Über 11 Wochen hatte das Regiment gegenüber einem meist lebhaften Feinde in einem von der feindlichen Artillerie täglich, oft sehr stark beschossenen Abschnitt gelegen und trotz der unaufhörlichen Zerstörungen den Stellungsbau mächtig gefördert. Es ist unmöglich, im einzelnen all die Braven zu nennen, die in dieser Zeit an Furchtlosigkeit, stillem Heldenmut und eisernem Pflichtgefühl im Dienst unmittelbar am Feinde als Posten oder Patrouille, als Arbeiter am Drahthindernis und im Graben oder auf dem Weg zur Stellung als Munitions-, Material- und Essenträger oder als Sanitäter bei Tag und Nacht, bei oft unheimlich starkem und ge4nauem feindlichen Feuer, in Kälte, Schnee und Schlamm Übermenschliches geleistet haben.
Unsere Verluste von Ende Dezember 1915 bis Ende Mai 1916 betrugen: 50 Tote, 163 Verwundete.“

aus: „Das Grenadier-Regiment „Königin Olga“ (1. Württ.) Nr. 119 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927


Mittwoch, 18. Mai 2016

18. Mai 1916


„Anfangs blieb unsere Artillerie dem Engländer die Antwort nicht schuldig, zahlt ihm vielmehr sein Feuer reichlich und ausgiebig heim, bis sie auf einmal zu unserem großen Leidwesen in der Abgabe von Vergeltungsfeuer sehr zurückhaltend wird. Sie darf nur noch eine gewisse Anzahl von Schüssen abgeben. Die Munition ist rationiert, ist ihr genau zugemessen, da sie an andern Kampfabschnitten dringend benötigt wird. Wie schön war es doch damals vor Ypern, wo das Verhältnis umgekehrt, wo unsere Artillerie der feindlichen sichtlich überlegen war! Es ist ein nicht gerade angenehmes Gefühl, zu wissen, daß unsere Artillerie Mangel an Munition hat.“


aus: „Ehrenbuch des württembergischen Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 248“, Stuttgart 1932

Dienstag, 17. Mai 2016

17. Mai 1916


„Nach Ostern kam das Regiment nicht mehr recht zur Ruhe. Bis zum 25. Mai finden wir die Bataillone unter häufigem Quartierwechsel bei Lagerbauten im Hintergelände; zur Arbeitsleistung bei der 27. Division, bezw. der 26. Feldartillerie-Brigade (I. Bataillon 29. April bis 21. Mai) und zur Aushilfe bei anderen Regimentern in der Kampffront (II. Bataillon 9. Mai bis 15. Mai beim Regiment 121, III. Bataillon 8. Mai bis 24. Mai beim Regiment 120). Die noch verbleibende Zeit wurde zu Instandsetzungsarbeiten und zur Körperpflege verwendet, aber auch zu Übungen am Werk Nachtigall an der Yperner Straße zwischen Gheluvelt und Kruiseik.“

aus: „Das Infanterie-Regiment „Kaiser Friedrich, König von Preußen“ (7. Württ.) Nr. 125 im Weltkrieg 1914–1918“ׅ, Stuttgart 1923

Montag, 16. Mai 2016

16. Mai 1916


„Vom 13. Mai ab vermutete man beim Gegner neue Truppen, weil sie sich ganz anders verhielten als die seitherige Besatzung. Bei Tage äußerst vorsichtig, bei Nacht besonders tätig mit Maschinengewehren und Leuchtkugeln. Es traten vermehrt Scharfschützen auf, die teilweise mit großer Treffsicherheit nach den Sehschlitzen unserer Schutzschilde schossen. Es werden lauter junge, frische Leute mit neuen Uniformen und neuen Stahlhelmen (mit Kakiüberzügen) festgestellt.
Der neue Feind beschoß unsere vordere Stellungen außer mit dem täglicher Artillerie-segen auch mit Minen, Gewehrgranaten und die Gräben durch Maschinengewehre. Zur Abwehr und Niederhaltung des Gegners leisteten unsere Ladungswerfer mit ihrem Steilschuß gute Dienste.“


aus: „Das Grenadier-Regiment „Königin Olga“ (1. Württ.) Nr. 119 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927

Sonntag, 15. Mai 2016

15. Mai 1916


„Am 15. traf die 2. Batterie und das Regiment ein harter Verlust: ein schwerer Schuß drang unter den Gefechtsstand des Batterieführers, in dem sich dieser selbst, Hauptmann d. L. Mayer, und Leutnant d. R. Hauber befanden; sie wurden im Stehen erdrückt. Das Regiment verlor damit zwei sehr tüchtige Offiziere; sie waren beide am 22. August 1914 mit der Batterie ins Feld gezogen und hatten ohne Unterbrechung alle Kämpfe unverletzt mitgemacht; bei der vielfachen Beschießung der Stellung hatte nur dieser eine Schuß eine so unheilvolle Wirkung gehabt.“


aus: „Das Württembergische Landw.-Feldartillerie-Regiment Nr. 2 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927
Bild: Kriegstagbuch aus Schwaben, Band 4, Stuttgart 1919

Samstag, 14. Mai 2016

14. Mai 1916


„Am 9. April hatte die 4. Batterie besonders schwere Verluste. Es war gegen Abend und alles freute sich auf das Eintreffen des Küchen- und Postwagens, der sich nach den bisherigen Erfahrungen diese Zeit als die günstigste errechnet hatte. Um Verluste bei einsetzendem feindlichen Feuer auf ein Mindestmaß zu beschränken, war vom Batterieführer angeordnet, daß die Essen- und Postholer nicht alle auf einmal an dem Fahrzeug sein durften, sondern nacheinander zugweise dort ihre Sachen abholen konnten. Heute sollte sich diese Anordnung einigermaßen bewähren. Gerade sind die Leute des ersten Zuges heran, da schlägt eine Granate, die einzige, die in dieser halben Stunde in die nähere Umgebung der Batterie kam, wenige Meter neben dem Küchenwagen ein, und da trotz des Verbotes noch einige Leute mehr als erlaubt da sind, waren auch die Verluste entsprechend groß. Die Pferde, sämtliche schwer verletzt, gehen durch und überfahren bei dieser Gelegenheit noch den bereits verwundeten Vizewachtmeister Schwenk. Der Bursche des Batterieführers, der im ganzen Regiment bekannte Kanonier Otto Riedesser, ein selten treuer und biederer Mann, war am schwersten getroffen und verschied kurz darauf. Fast ebenso schlimm daran war der Stangenreiter, Fahrer Hensinger; auch er mußte einige Zeit nachher sein Leben hingeben. Ferner hatten verschiedene Leute, darunter Leutnant Drück, Vizewachtmeister Schwenk und Kriegsfreiw.-Unteroffizier Reihling leichtere Verwundungen. Der hervorragend tüchtige Sanitätsunteroffizier Scheel konnte mit Verbandanlegen nicht mehr allein fertig werden, weshalb ihn der Batterieführer in seinem Sanitäteramt unterstützte. Die in der Nacht ankommende Staffel der Batterie hatte eine bedauerliche Last nach rückwärts mitzunehmen: einen Toten und sieben Verwundete. Bei dem verlustreichen Vorfall bewies auch wieder einmal der Küchenunteroffizier Hoffmann seine bewundernswerte Ruhe und Unerschrockenheit. Er fing die beiden schwer verletzten Pferde ein, brachte sin in aller Selbstverständlichkeit nochmals mit in Stellung, um wie immer seine schriftlichen Befehle mitzunehmen, und nahm sie dann mit zurück ins Protzenlager.“


aus: „Das Württembergische Feld-Artillerie-Regiment Nr. 116 im Weltkrieg“, Stuttgart 1921

Freitag, 13. Mai 2016

13. Mai 1916


„Kurz vor Einbruch der Dämmerung wird abmarschiert. Vom letzten Haus sieht ein altes Mütterlein tränenden Blicks den Ausziehenden nach. Über Eclisfontaine geht es die löcherige ausgefahrene Straße nach Véry hinab. Später zieht man den Weg über die Chaudron-Ferme und Charpentry vor, und bei sehr schlechtem Wetter scheut man auch den Umweg über Les Granges nicht. Und strömender Regen und Ablösung sind im Sommer 1916 fast untrennbare Begriffe. Von Véry ab wird es ein böser Schlauch. Immer finsterer wird die Nacht, kein Sternlein schaut durch den regenschweren Wolkenvorhang. Trotz des drückenden Tornisters geht es im Eilschritt vorwärts. Man tappt in Löcher und Pfützen und stolpert in den tief ausgefahrenen Geleisen zwischen Feldküchen, Packwagen und Munitionskolonnen dahin. Dunkle Schatten tauchen auf. Die schon abgelösten Kameraden kommen in einzelnen Gruppen entgegen. Rasche Grüße fliegen herüber und hinüber. Aber weiter geht’s im eiligsten Schritt. Die Straße ist gefährlich. Und da drüben blitzt es schon auf, heulend saust es heran und birst krachend. Nach rechts und links springt alles hinaus ins freie Feld. Ein jeder kennt den Weg. Glücklich die Kompagnie, die im Beausognelager bleibt. Sie hat nicht nur den kürzesten Anmarschweg und die angenehmste Arbeit an dem neuen Laufgraben, der bis zum Waldrand führt, dem Chambronnegraben, sie hat auch in dem von Granaten noch unberührten jungen Buchenwald die beste Unterkunft. Unter Laubhütten und Zelten kann man in Hängematten draußen im Freien schlafen, und nur bei schlechtem Wetter ist man auf die muffigen alten Unterstände angewiesen, die halb in der Erde versenkt und mit dicken Baumstämmen abgedeckt sind. Die andern Kompagnien aber müssen weiter. Eine Kompagnie kommt in die mittlere Bereitschaft in einer Doline östlich der Straße Véry – Avocourt, der die saubere weiße Steinfassade des Kompagnieführer-unterstandes ein freundliches Gepräge gibt. Die beiden andern Kompagnien müssen durch den völlig zusammengeschossenen und verfallenen Ulanengraben. Hier herrscht dunkelste rabenschwarze Nacht. Keine Hand ist vor den Augen zu sehen. Auf den schlammigen glitscherigen Prügeln, die kreuz und quer durcheinanderliegen, rutscht und stolpert man von einer Grabenwand an die andere. Oft sind die Prügelroste durchge-treten, und dann versinkt man bis an den Leib in Wasser und Schlamm. Rechts und links prasseln die Schrapnells, ein Feuerüberfall folgt dem andern. In atemberaubendem Tempo geht es weiter. Mühsam drückt man sich an entgegenkommenden Trupps vorbei. Dort liegt ein Stamm im Graben, dort ein abgerissener Draht. Erschöpft fällt ein Mann, die Kameraden müssen ihm weiterhelfen. Man muß eilen und springen, um den Anschluß nicht zu verlieren. Nur die äußerste Willensanspannung bringt schließlich alle ans Ziel, die Regimentsreserve, die stark unter Feuer liegt, so daß die kahlen Baumstümpfe auch keinen Schutz mehr gegen die brennende Sonne gewähren. Am schlimmsten ist es im F-Stollen, in einer Doline, in der sich das Wasser der ganzen Gegend sammelt. Es ist ein in die über den Felsen liegende Lehmschicht getriebener Stollen mit 2–3 Meter Deckung, die dem schweren Feuer nicht standgehalten hat. Ein Treffer hat den Stollen in der Mitte völlig zusammengedrückt. Man hat ihn mühsam wieder hergerichtet, aber bei jedem Regenfall drücken an der zusammengeschossenen Stelle immer wieder ungeheure Schlammmassen herein. Von den großen Kraterseen auf der Deckung, um die die Weidenröschen blühen, läuft das Wasser ständig in kleinen Bächlein an den Balken und Wänden herab und tropft auf die Lagerstätten. Mäntel, Decken, Tornister sind ewig feucht und schimmeln. Eine ganze Kompagnie ist in diesem großen licht- und luftlosen Stollen untergebracht. Tische und Stühle gibt es nicht. Heraus kann man nicht, da draußen alles naß und feucht ist, und das Feuer den, der sich auf Deckung zeigt, bald wieder in den Stollen zurückscheucht, wo man die ganze Freizeit hindurch ständig auf der Falle liegen muß. Nur an den Eingängen hat man etwas mattes Tageslicht und eine Luft, in der man mit Mühe atmen kann. Im Stollen sind nur einige Winkel trüb von nur schwach brennenden elektrischen Lampen erhellt. Meist ist die Leitung abgeschossen, und dann herrscht drinnen ägyptische Finsternis. Mit den paar Kerzen und dem Karbid muß man sparsam umgehen. Drinnen herrscht eine wahre Treibhausatmosphäre, in der die Pilze auf dem faulen Holz in den phantastischsten Formen und Farben üppig gedeihen. Zu ihren Ausdünstungen kommt der Gestank von dem stehenden Wasser unter den Prügelrösten, in dem neben toten Ratten die herabgefallenen Speisereste modern und faulen. In dieser Luft etwas zu genießen, ist fast unmöglich. Die meisten verzichten auf das warme Essen, das in der Nacht durch die mit Wasser gefüllten Zugangsgräben im Feuer herangeschafft werden muß. Natürlich kommen täglich Kranke ins Lazarett, und daß die andern trotz Fieber und Übelkeit durchhalten, zeigt, daß der Geist der Truppe trotz allen Schimpfens noch nicht gelitten hat.
Nach 6 und später 8 Tagen in Bereitschaft, die mit Transporten, Grabenausbessern, Stollengraben angefüllt sind, geht es in Stellung und zwar seit dem 12. Mai in den linken Abschnitt. Hier liegt der Gegner 600–800 Meter entfernt.“


aus: „Das Württembergische Brigade-Ersatz-Bataillone Nr. 54 und das Württembergische Ersatz-Infanterie-Regiment Nr. 52“, Stuttgart 1923
Bild: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand M 708

Donnerstag, 12. Mai 2016

12. Mai 1916


„Was beim Einrücken in den Abschnitt über das Verhalten der Franzosen vor den Abschnitten B I, B II verlautet hatte, traf zu. Im Vergleiche zur Lage im Juli 1915 war es erheblich ruhiger geworden. Damals hatten eben noch die letzten Kämpfe im Priesterwalde nachgewirkt. Nun war das Verhalten der Franzosen vor B I und BII nicht anders, als es vor A I und A II gewesen war. Unruhig hatten es in beiden Unterab-schnitten die Kompagnien auf dem rechten Flügel, auch die Kompagnie in der Mitte von B I hatte keine ruhige Stellung. Sie wurde reichlich mit Minen beworfen. Die Kompagnien auf dem linken Flügel von B I und in der Mitte von B II hatten weniger darunter zu leiden, die Kompagnie auf dem linken Flügel von B II hatte einen recht ruhigen Abschnitt. Das Minenwerferfeuer der Franzosen ging tief hinein in den Abschnitt, selbst Teile der zweiten Stellung und das Ostlager hatten darunter zu leiden. Die französische Feldartillerie streute den Abschnitt in seiner ganzen Ausdehnung ab, zahlreiche Feuerüberfälle machten auch die Lager, die Feldküchenplätze und einen Teil der Straße Viéville – Jaillard-Mühle unsicher. An diesem Abstreuen beteiligten sich auch französische Maschinengewehre, die weit rückwärts aufgestellt, mit solch großem Erhöhungswinkel ihr Feuer abgaben, daß sie trotz der steilen deckenden Waldhänge die Lager im Quellentale erreichen konnten.“



aus: „Das Württembergische Brigade-Ersatz-Bataillone Nr. 54 und das Württembergische Ersatz-Infanterie-Regiment Nr. 52“, Stuttgart 1923

Mittwoch, 11. Mai 2016

11. Mai 1916


„Die Reihen rechts zu einem geht die Wanderung los. Es ist schon dämmerig. Mit schuld daran sind auch die tiefhängenden, sich jagenden Wolken. Auf den eingelegten Holzrösten geht man bequem, steht auch bald am Scheideweg: hier Meisengasse, hier Geyerweg, die mit Täfelchen und Wegzeichen sauber bezeichnet sind. So erfährt man auch, daß es seitlich ab zu den Artilleriebeobachtern, zum Zugführer der 5. Pioniere 13, zum Artilleriekommandeur geht.
Auf einmal stockt’s, aber gleich geht das dumpfe Trampeln weiter – rum um die Schulterwehr – da liegt die Bescherung! Der Graben ist zusammengeschossen. Von außen drückt der Boden herein und läßt keinen Durchgang; man steigt also über das Hindernis weg, aus dem noch ein paar Hürden und Strebehölzer in die Luft starren, und stellt höchstens einige Betrachtungen über die nachts zu machenden Ausbesserungen an. Eine Telephonpatrouille ist schon am Flicken der Leitung. So noch drei- oder viermal. „Zum M.-G.-Hochstand“, „Verkehrsgräben zum Abschnitt “ usw., da ist man in der ersten Linie. Es ist schon fast Nacht. Alles wird übergeben, ein vorläufiger Wachtdienst bestellt, dann rückt die andre Kompagnie ab, wie wir gekommen sind.
Jeder weiß schon seinen Unterstand, es sei denn, daß in der Zwischenzeit einer kaputt ging.
Die ersten Leuchtkugeln gehen hoch, und schon setzt das englische Strichfeuer ein. Der Kompagnieführer hat indes den Arbeitsplan studiert, was am Tag beschädigt wurde, woran weiter zu bauen ist. Verschiedene Arbeitskommandos melden sich: Betontrupp, der Hindernisoffizier, Materialtransporte, Pioniere für das Vorsappieren, schließlich auch der Patrouillenoffizier. Überall wird eifrig, aber mit möglichster Ruhe gearbeitet. Bis zum Morgen muß die Stellung wieder in tadellosem Zustand sein. Nach Mitternacht erlahmt der Eifer. Aber die Leuchtkugeln steigen nach wie vor und das Schießen hört nicht auf. Handgranatenkampf beim Preußenhaus. Rötlicher Feuerschein zuckt auf, und ein dumpfes Grollen zeigt, daß irgendwo ein Artillerist keine Ruhe findet. Der Wind hat inzwischen den Himmel so ziemlich sauber gefegt. Die Sterne gucken durch, aber kein Mond. Unbeweglich starren die Wachen über die Brustwehren weg, während der Zugführer vom Dienst gedankenvoll und mit der Leuchtpistole im Graben auf und ab stapft und froh ist, bis er den Dienst seinem Nachfolger übergeben darf.
Ein heller Schein im Osten über die geborstenen Bäume des Hoogeparks kündigt den Morgen an. Die letzte Leuchtkugel verzischt, das Maschinengewehr verstummt. Es sind die ruhigsten Augenblicke in vorderer Linie. Ein leises Surren hoch in der Luft; schon fliegt ein Feuerfunken, der erste Flieger, hoch über die Stellungen. Noch bleibt er allein. Das Morgenrot verspricht nicht viel vom Tag. Die Sonne kommt kaum heraus, so versteckt sie sich schon wieder hinter leichten Schleiern. Ein Trupp Essenfasser kommt mit dem Kaffee, den er beim Eiskeller geholt hat. Da kriecht dann langsam da und dort einer aus seinem Unterstand, verstreckt sich und macht seine Morgentoilette im Spiegel irgendeiner Pfütze, die er bei einem Ausgang nach rückwärts findet.
Allmählich sammelt der Gruppenführer seine Mannen und leitet sie zur nützlichen Tätigkeit an. Gewehr „putzen“, Graben „reinigen“. Dreck und Papier muß raus. Es ist die gefährliche Zeit, in der die höheren Stäbe ihre Runde machen. Da erfährt man erst, wie der Graben eigentlich sei: hier zu eng, dort zu nieder, da ohne rechte Schieß-scharten, anderswo stehen die Windfähnchen (zur rechtzeitigen Erkenntnis eines Gasangriffs) im statt auf dem Unterstand. Und dann die miserablen hygienischen Verhältnisse!
Aber alle Schäden stellen sich sogleich als nicht so schlimm heraus, wenn der Engländer so gegen 9, 10 Uhr mit scharfem Sausen und kurzem Knall die erste Gruppe Schrapnells über den Graben jagt.
Dann wird’s Zeit, aus dem Seeweg zu kommen, dessen kugelgespickte Querhölzer von der Gefährlichkeit des Feuers zeugten.
Mit Unterbrechungen geht’s so fort. Zur Abwechslung fallen schwere Kaliber auf die Laufgräben. Dazwischen prüft die eine oder andere Batterie ihr Sperrfeuer. Wir werden dabei vorsichtigerweise vorher gewarnt. – Sonst, wenn gerade kein Feuer auf der vorderen Linie liegt, benützt man die Zeit zu Erkundungen, sieht sich in den Gräben um, macht Besuche in den Nachbarabschnitten und sieht dort allerhand Neues auch mit Bezug auf den eigenen Abschnitt. Stützpunkt und Trichter z. B. sind von der Höhe der Bellewardeferm ganz anders einzusehen. Oder man übt sich im Schießen mit Zielfernrohr nach wirklichen oder vermutlichen englischen Schießscharten. Wenn’s der Zufall will, bekommt man auch einmal etwas zu sehen, einen neugierigen Tommy, der nicht weiß, wie sauber man ich im Fernrohr beobachtet, das zu dem Zweck sorgfältig mit einem Sandsack verhüllt ist.
So verstreicht langsam die Zeit. Ich unterhalte mich eben mit ein paar Leuten über ihre Ansichten von der feindlichen Stellung, da gibt’s eine schwere Erschütterung. Ein schwarzer Rauch zeigt an, daß die Mine explodiert ist, und nun starrt alles aufmerksam in den Himmel, woher die nächste kommt. Ein leichter Knall und schon wieder fliegt so ein Ding in die Luft, eine dicke Kugel mit kräftigem Stiel, er überschlägt sich in einem fort. Und wieder gibt’s den gleichen kolossalen Schlag; die Minen reißen gewaltige Löcher, oft von 3, 4 Meter Durchmesser. Ein schriller Pfiff warnt vor jeder folgenden. Wenn man sie rechtzeitig sieht, kann man bis zu einem gewissen Grad ausweichen, und wenn man nicht zu fern steht, ist dieses Spiel sehr aufregend. Schließlich hört auch das auf. Ein Regen, der jedes Granatloch füllt, läßt uns und den Tommys den Aufenthalt unter einem dürftigen Dach gemütlicher erscheinen.
Mit einem Feuerüberfall um 5 Uhr, der an den Gräben einiges zerstört und dafür sorgt, daß die Arbeit nicht ausgeht, sonst aber glücklicherweise keine Verluste bringt. neigt sich der „ruhige“ Tag seinem Ende zu.“


aus: „Schwäbische Kunde aus dem großen Krieg“, 4. Buch, Stuttgart 1921

Dienstag, 10. Mai 2016

10. Mai 1916


„Das helle Wetter brachte Flieger, gegen die die Abwehr-Maschinengewehre allent-halben ohne besonderen Erfolg ratterten; die Flieger aber brachten gesteigerte Artillerie-tätigkeit auf dem ganzen Bereich des Regiments. Zu den Granaten und Schrapnells traten die Gasgeschosse, besonders während der Nachtzeit gegen die Bereitschaftslager. Man mußte mit der Gasmaske auf der Brust schlafen und oft genug heulten, in nicht endenwollender Folge, mit steigendem und abschwellendem Singen die Gasgranaten über die Posten weg, um mit leichtem Knall zu bersten. Süßliche, todbringende Phos-genschwaden zogen durch die Luft. Gasalarm! Man knuffte die Schläfer, trat sie, wenn sie nicht erwachen wollten, zog sich die Maske über und döste weiter. Die Posten oben lauerten, schnüffelten vorsichtig aus der Maske heraus, und endlich kam dann auch wohl die Erlösung, endlich konnte man den quälenden Maulkorb wieder abnehmen.“


aus: „Das Württembergische Landw.-Inf.-Regiment Nr. 120 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922

Montag, 9. Mai 2016

9. Mai 1916


„ERNST ZUGMAIER
geboren am 7. März 1895 in Großbottwar
gefallen am 9. Mai 1916 in Flandern

Zugmaier war der Sohn des späteren Gerichtsnotars Zugmaier in Horb. Nach Erledigung der Lateinschule in Horb und des Gymnasiums in Tübingen bezog er im Herbst 1916 die Hochschule Tübingen als Studierender der Medizin. Bei Ausbruch des Krieges meldete er sich sofort beim Feldartillerieregiment 13 in Ulm, kam Ende Dezember ins Feld und wurde einer Infanteriemunitionskolonne zugeteilt. Diese Tätigkeit entsprach nicht seinem Tatendrang; er trat deshalb zum Infanterieregiment 180, dann als Unterof-fizier zum Grenadierregiment 123 über. Im Sommer 1915 verlor er infolge einer teilwei-sen Verschüttung das Gehör, erlangte es aber wieder in einem Reservelazarett in Tübingen durch die operativen Eingriffe des Bundesbruders, Professor Albrecht. Im Oktober 1915 wieder im Feld zurück, gehörte er wieder dem Ulmer Grenadierregiment 123 an und war in den Argonnen, dann an der Yser. Für gute Patrouillengänge erhielt er zweimal vom Bataillon Geldbelohnungen. Am 9. Mai 1916 erhielt er, inzwischen zum Vizefeldwebel befördert, von seinem Hauptmann den Auftrag, zu prüfen, ob das Draht-hindernis um den Graben der Kompagnie herum die vorgeschriebene Dichtigkeit habe. Um dies besser feststellen zu können, trat er auf den Schützenauftritt bis zur Brust ungedeckt. Hierbei wurde er von dem englischen Geschoß tödlich in die Brust getroffen. So hat er für die Erfüllung der ihm gestellten Aufgabe sein Leben einsetzend, den Heldentod fürs Vaterland gefunden. Vier Wochen vorher war er auf einer Patrouillen-unternehmung mit seinem Leutnant Weißinger in schweres Feuer gekommen, hatte mutig und treu bei dem gefallenen Leutnant ausgehalten, bis Hilfe kam und wurde für dieses Verhalten mit der silbernen Militärverdienstmedaille ausgezeichnet. Sein Haupt-mann Oßwald schrieb den Eltern über ihn: „Vor kurzem erst zum Vizefeldwebel befördert, versprach er, ein tüchtiger Offizier zu werden, dessen bei aller Stille und Bescheidenheit doch zielbewußte Persönlichkeit mir ganz besonders sympathisch war. Ich und die Kompagnie werden ihm ein bleibendes gutes Andenken bewahren.“ Zugmaier ist beigesetzt auf dem Friedhof des Regiments Kastelhock bei Kortewilde nördlich Werwick in Flandern.“


aus: „Die Gefallenen der Burschenschaft Germania zu Tübingen, Gedenkschrift für die im Weltkrieg gefallenen Bundesbrüder 1914–1919“, Stuttgart ohne Jahr

Sonntag, 8. Mai 2016

8. Mai 1916


„Bis zum 9. Mai setzte sich diese Beschießung, die auch auf die anschließenden Teile der Nebenabschnitte übergriff, fort und zerstörte vollends die letzten Stollen und Unterstände. Unter den Trümmern wurden zahlreiche Mannschaften, 2 Maschinen-gewehre mit ihren Bedienungen und 2 junge Offiziere begraben (Leutnant d. R. Eberhardt von der 2. M.-G.-Kompagnie, der erst vor kurzem aus der Heimat gekommen war, und Leutnant Graner von der 6. Kompagnie, ein besonders hoffnungsvoller, frischer und tapferer Kamerad). Die Bergung dieser Opfer war unendlich schwierig; der starke Gasdruck hatte die Erde mit solcher Gewalt in die teilweise zersplitterten Stollenrahmen gepreßt, daß sie nur mit dem Pickel herausgehauen werden konnte. Tag und Nacht arbeiteten Freiwillige der 6. Kompagnie und der 2. M.-G.-Kompagnie, zeitweise im Feuer, um ihre Kameraden zu bergen; aber erst am 13. Tage – vier Tage nach der Ablösung des Regiments – konnte auch die letzte Leiche, die des Leutnants Graner, geborgen werden. Auf dem Friedhof am Rand des Rouvres-Waldes, der auch die übrigen Gefallenen des Regiments aufgenommen hatte, wurden die Opfer dieser Katastrophe feierlich zur letzten Ruhe bestattet.“


aus: „Das 8. Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 126 „Großherzog Friedrich von Baden“ im Weltkrieg 1914-1918ׅ, Stuttgart 1929
Bild: Hauptstaatsarchinv Stuttgart, Bestand M 708

Samstag, 7. Mai 2016

7. Mai 1915


„Die nächsten vier Wochen – der schöne Monat Mai – gehören zu den anstrengendsten des bisherigen Stellungskrieges. Allmählich war die neue Aufgabe für das XIII. Armeekorps klar: es galt, um Monatswende in den Besitz der Doppelhöhe 60 bei Zillebecke zu kommen, die dem Feind als bester Beobachtungspunkt Einblick in das ganze rückwendige Gelände in den südlichen Teil des Ypernbogens gab. Die nach Nord und Süd weiterlaufenden Stellungen sollten mitgestürmt werden. Zur Vorbereitung zu diesem Angriff mußte die Postenlinie als Sturmstellung weiter ausgebaut werden. Zahlreiche Unterschlüpfe gegen Schrapnellfeuer waren nötig. Für raschen Verkehr zwischen erster und zweiter Linie waren neue Verbindungswege wichtig, auch die Förderbahn bis vor an die wichtigsten Depots bedurfte der Vervollständigung. In jedem der vier Kompagnieabschnitte wurden Sturmdepots zur Aufnahme von Handgranaten, eisernen Portionen usw. angelegt, Baumaterial, Hindernisse, Belagröste, Bretter, Hurden zum Ausbau der neugewonnenen Stellung bereitgelegt, zur Aufnahme von Wasser an bestimmten Stellen Fässer aufgestellt. Ein Bild von dieser Arbeitsleistung kann man sich nur machen, wenn man hört, daß kurz vor dem Angriff 20 000 Handgranaten, 3000 Leuchtpatronen, 200 Sturmleitern, 800 große Spaten, 1000 Wellblechfelder, 60 Äxte, Beile, Hämmer, 400 Bretter und Dielen, 200 Eisenbahnschwellen, Eisenplatten, 200 Rollen Stacheldraht, 50 000 Sandsäcke, 450 Drahtnetzhindenisse, 900 Schraubpfähle, 10 000 Stielhandgranaten und noch vieles andere bereitlagen.“


aus: „Das Infanterie-Regiment „Alt Württemberg“ (3. Württ.) Nr. 121 im Weltkrieg 1914–1918“ׅ, Stuttgart 1921

Freitag, 6. Mai 2016

6. Mai 1916


„Eine besonders intensive artilleristische Tätigkeit entfaltete der Franzose am 4. Mai und in den folgenden Tagen auf Grimaucourt und hauptsächlich auf Blanzée. Stundenlang wurde der Weiler mit 15-cm-Stahlgranaten (80 cm lang) mit Verzögerung bearbeitet; der Unterstand des Abschnittskommandeurs und zwei Mannschaftsunter-stände wurden verschüttet. Der in der Stellung anwesende Regimentskommandeur fand in einer Feuerpause den Bataillonsführer (II. Batl.), Hauptmann Hegelmaier, den Adjudanten, Leutnant d. R. Bischoff, und den Assistenzarzt, Dr. Jungbluth, sowie mehrere Leute des Unterstabs von Kohlenoxydgas betäubt und teilweise verwundet vor und konnte sie noch rechtzeitig bergen lassen, während der bisher verschont gebliebene Artillerie-Verbindungsoffizier, Leutnant Trautwein (Feldart.-Regt. 66), der späteren Beschießung zum Opfer fiel.“


aus: „Das 8. Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 126 „Großherzog Friedrich von Baden“ im Weltkrieg 1914-1918ׅ, Stuttgart 1929

Donnerstag, 5. Mai 2016

5. Mai 1916


„4. Mai: Gefr. Schmidt, 8. Kompagnie, machte mit 4 Mann von L (später J) aus eine Patrouille gegen den Franzosenbusch und Ziel 34. Plötzlich wurde er im Rücken von einer achtköpfigen französischen Patrouille angegriffen. Nach heftigem Nahkampf ergriffen die Franzosen die Flucht. Schmidt kroch allein wieder zum Kampfplatz vor und schaffte die beiden schwerverwundeten Kameraden Weinbrenner und Pecht zurück. Der Gegner hatte seine Verwundeten mitgenommen.“

aus: „Das Württembergische Landw.-Inf.-Regiment Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923

Mittwoch, 4. Mai 2016

4. Mai 1916


„Das Preußenhaus interessierte den Feind ganz besonders; unzählige Male wurde es – wie früher erwähnt – mit Minen und Gewehrgranaten, vor allem aber mit Handgranaten angegriffen, so auch in der Nacht am 4. Mai 1916 zweimal hintereinander. Jedesmal wurden die Angriffe von der aufmerksamen Grabenbesatzung abgewiesen.“


aus: „Das Grenadier-Regiment „Königin Olga“ (1. Württ.) Nr. 119 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927

Dienstag, 3. Mai 2016

3. Mai 1916


„In den Vormittagsstunden herrschte in allen Abschnitten Ruhe. Feindliche Beobach-tungsflieger kreisten hoch in den Lüften, meist ohne Erfolg lebhaft beschossen, selten durch eigene Flieger bekämpft.
Nachmittags und gegen Abend wurde das Artillerie- und Minenfeuer lebhafter, in den Nächten mitunter zu heftigen Feuerüberfällen sich steigernd. Nachts und gegen Morgen war das M.-G.- und Gewehrfeuer häufig besonders lebhaft. Das feindliche Feuer wurde lebhaft erwidert. Im allgemeinen trug das Feuergefecht den Charakter des Störungs-schießens.
In den ersten Wochen traten keine taktischen Ereignisse von Bedeutung ein. Trotzdem waren die Verluste an Toten und Verwundeten bedeutend. Es war eben keine „ruhige“ Stellung!.“



aus: „Die 54. (Württembergische) Reserve-Division im Weltkriege 1914–18“, Stuttgart 1934

Montag, 2. Mai 2016

2. MaI 1916


„Verluste. Es gab fast täglich Verluste. Der Eckhof bekam von März ab in steigendem Maß Feuer, wodurch die dort untergebrachten Bereitschaftskompagnien einigemal schwer betroffen wurden. Am 12. März verlor hier die 7. Kompagnie bei der Ablösung 10 Mann (2 tot. 4 schwer und 4 leicht verwundet, worunter Leutnant Schuon). Am 2. Mai erzielte der Gegner, der den Eckhof als Revanche für die Wirkung der in der Nähe stehenden beiden schweren Schiffsgeschütze mit schweren Kalibern beschoß, einen Volltreffer in einen besetzten Unterstand, wodurch 13 Mann der 2. und 1 Unteroffizier der 4. Komp. getötet, 3 Mann schwer und 5 Mann leicht verwundet wurden. Die Toten wurden am 3. Mai auf dem Friedhof beim Eckhof beerdigt. Das Regiment unternahm sofort Schritte, daß die Bereitschaftskompagnie vom Eckhof ins Boltelager verlegt wurde.“


aus: „Das Württembergische Landw.-Inf.-Regiment Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923

Sonntag, 1. Mai 2016

1. Mai 1916


„Der 1. Mai bringt eine besondere Unternehmung gegen die feindliche Stellung. Drei stärkere Patrouillen sollten nach dem Wirkungsschießen der Artillerie in die feindlichen Gräben eindringen, den Gegner feststellen und Beute machen. Von 8.30 bis gegen 10 Uhr abends dauerte die Vorbereitung durch Artillerie und Minenwerfer. Gleich beim Verlassen des eigenen Grabens stießen zwei dieser Patrouillen auf starkes M.-G.-Feuer und kamen nicht weiter, dagegen gelang es dem tapferen Leutnant d. R. Binder der 11. Kompagnie mit ein paar Leuten, darunter seinem Burschen, bis in die feindlichen Gräben einzudringen. Dort saß Mann an Mann der Engländer am Boden, an die vordere Deckung geschmiegt. Es entspann sich ein heftiger Grabenkampf, bei welchem Leut-nant Binder und ein Unteroffizier schwer verwundet wurden. Während es letzterem mit einem Mann noch gelang, wieder aus dem Graben herauszukommen, sah man noch Leutnant Binder, mit erhobener Hand eine Handgranate haltend, zu Boden sinken. Er geriet nach tapferer Gegenwehr in englische Gefangenschaft.“


aus: „Das Infanterie-Regiment „Alt Württemberg“ (3. Württ.) Nr. 121 im Weltkrieg 1914–1918“ׅ, Stuttgart 1921