Freitag, 31. Oktober 2014

31. Oktober 1914


„Für den 31. Oktober war der Angriff frühzeitig befohlen. Schon 3.30 Uhr vormittags ging II. und III. Bataillon im Anschluß an die Jäger zum Angriff gegen Messines vor. Es geht zunächst flott vorwärts trotz heftigen feindlichen Feuers. Doch zeigte es sich bald, daß der Feind vor Messines durch unser Artilleriefeuer noch keineswegs erschüttert war und insbesondere den Anschlußtruppen rechts von 119 große Verluste zufügte. Es bedurfte noch kräftigerer Artillerieunterstützung, um der Infanterie weiteres Vorgehen zu ermöglichen.

Die bayerischen Jäger waren um 5 Uhr morgens am Ende ihrer Kräfte und wurden auf Anordnung des Generals v. Martin hinter Gapaard gesammelt. Dafür wurde das I./119 (v. Haldenwang), welches dem Grenadierregiment in der Nacht wieder zur Verfügung gestellt war, erneut dem Inf.-Regt. 125 unterstellt. 2 Kompagnien (1. und 2.) wurden gegen 7 Uhr vormittags zur Verstärkung und Verlängerung des III./125 im Blauwepoontbeek-Grund eingesetzt. Gegen 10 Uhr war der Feind von den vereinigten und stark gemischten Kräften der Siebener und Grenadiere aus den Vorstellungen östlich Messines geworfen. Doch Messines selbst verteidigte der sich verstärkende Feind hartnäckig.

Während unsere Artillerie Messines nochmals bearbeitete, drangen Teile des II. und III./119 bis auf 100 Meter an den Feind vor, wo sie leider auch durch eigenes Artilleriefeuer Verluste erlitten.

Gegen 11 Uhr vormittags planten 3 feindliche Kompagnien von der Straße Messines–Ploegsteert aus unsere linke Flanke zu umgehen. Der Regimentskommandeur befehligte deshalb die 4./119 zur Verlängerung des linken Flügels des II./119 und zur Verbindung mit der 4. Kav.-Division. Als willkommene Verstärkung trifft auch die 12./121 ein. Die Bedrohung des linken Flügels wurde dadurch und durch kräftiges Feuer unserer M.-G.-K. gebannt.

Nach kräftiger Wirkung unserer Geschütze gegen Messines befahl General v. Martin den Sturmangriff und stellte dazu auch seine letzte Reserve, die 3./119 dem Major Melsheimer (III./125) zur Verfügung. Der Angriff gelang; nach erbittertem Kampfe wurde der verbarrikadierte Eingang der Straße von Gapaard her erstürmt und Siebener und Grenadiere drangen auf dieser Straße in die Stadt vor, wo eine zweite Barrikade von Teilen des II. und III./125 genommen wurde. Dann aber entstand ein Halt. Trotz heldenmütigen Einsatzes eines Geschützes der Batterie Heinrich (Feldart.-Regt. 29) in der Ortsstraße war weiteres Vordringen nicht möglich. Die Engländer hielten den westlichen Ortsteil noch sehr stark besetzt und bestrichen die Straßen unausgesetzt mit Geschütz- und Maschinengewehrfeuer. Die Dunkelheit machte dem zähen Kampfe ein Ende. Auf nahe Entfernung standen sich die erhitzten Gegner gefechtsbereit gegenüber.

Das III. und II,/119 hatten inzwischen den Angriff bis an den Nordwestrand der Bethlehem-Ferme südöstlich Messines fortgesetzt; ein weiteres Vorgehen war auch hier nicht geglückt.“
 
 
aus: „Das Grenadier-Regiment „Königin Olga“ (1. Württ.) Nr. 119 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1927

Donnerstag, 30. Oktober 2014

30. Oktober 1914


„Am 30. Oktober begann der Angiff in der Frühe damit, daß die Artillerie der Division die feindlichen Stellungen unter starkes Feuer nahm, das sofort aus Richtung Messines und den Höhen westlich Wambeke energisch erwidert wurde.

Das eigene Artilleriefeuer nutzend, versuchte das I. Bataillon im Blauwepoontbeek-Grund vorzugehen, erhielt jedoch sehr bald frontales Infanteriefeuer aus Richtung Wambeke, wodurch es zum Halten und Zurückbiegen seiner rechten Flügelkompagnie gezwungen wurde.

Das II. Bataillon schob lichte Schützenlinien gegen Messines vor, Maschinengewehrfeuer des Feindes streute sie ab und Geschützfeuer aus der halben rechten Flanke, Richtung Wytschaete, deckte sie zu.

Es erschien aussichtslos, gegen Messines anrennen zu wollen, ohne die Wirkung der eigenen Artillerie abzuwarten und ehe nicht der Gegner bei Wambeke vom Regiment 122 derart angefaßt war, daß er sein verheerendes Feuer gegen unsere Flanke einstellen mußte.

Verschiedene Wünsche wegen Beschießung einzelner Objekte bezw. Geländepunkte durch unsere Artillerie wurden aus der vordern Linie laut und nach Möglichkeit erfüllt. Das Res.-Jägerbataillon meldete 1.30 Uhr nachmittags, daß nur leichte Artillerie ohne nennenswerten Nutzen die Gräben vor Messines beschieße und machte darauf aufmerksam, daß lediglich schwere Artillerie gegen die starken Befestigungen von Messines den Angriff erfolgversprechend vorzubereiten vermöge. Der Beschuß Messines durch schwere Haubitzen erfolgte, das Feuer lag aber zunächst zu kurz.

Im allgemeinen war bis in die Nachmittagsstunden eine ausschlaggebende Wirkung unserer Artillerie nicht zu erkennen, ein Nachlassen des feindlichen Feuers trat nirgends ein.

Major Sproesser meldete um 2.50 Uhr nachmittags: „Ich habe den Eindruck, daß der Angriff noch nicht genügend vorbereitet ist. Feindliche Maschinengewehre und Infanterie schießen mit unverminderter Regelmäßigkeit aus Gegend nordöstlich Les Quatre Rois.“

Die Lage blieb für die Infanterie bis 3 Uhr nachmittags unverändert. Als jedoch um diese Zeit günstige Nachrichten über die Fortschritte des Regiments 122 einliefen, ordnete der Regimentskommandeur das weitere Vorgehen auf Messines an und kam damit einem Befehle der Brigade zuvor, der, aus Warneton, ohne Zeitangabe datiert, ihn 5.55 Uhr nachmittags bei Gapaard erreichte und die Wegnahme von Messines noch heute forderte. So schnell ging es aber mit dem Überrennen der Engländer nicht.

4 Uhr nachmittags nahm das I. Bataillon die Ferme 600 m westlich Deconinck in Besitz, viel weiter kam es nicht. Auch Major Sproesser meldete 5 Uhr abends: „Von Infanterie und Artillerie in der Front, von Maschinengewehren in der rechten Flanke beschossenm kommt II./125 nicht vorwärts.“ An dieser Lage änderte auch nichts, daß um 5 Uhr nachmittags das III. Bataillon mit Maschinengewehren in der Mitte und auf dem rechten Fügel des I. Bataillons in den Kampf geworfen wurde.

Mit Einbruch der Dunkelheit meldete sich Hauptmann von Haldenwang mit 3 Grenadierkompagnien als Reserve des Regimentskommandeurs.

Da vom Regimentsstab nach vorn gesandte Patrouillen von einer Lücke zwischen dem I. und II. Bataillon berichteten, wurde eine Gren.-Kompagnie (Scharpff) von Gapaard aus nach Westen, Richtung Kirchturm Messines entsandt, eine weitere Gren.-Kompagnie (Wildermuth) erhielt Befehl, den rechten Flügel des III. Bataillons zu verlängern, da dieser in der Luft hing. Anlehnung an Füs.-Reg. 122 war nicht vorhanden.“

aus: „Das Infanterie-Regiment „Kaiser Friedrich, König von Preußen“ (7. Württ.) Nr. 125 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923
 
 
 
 

 




Mittwoch, 29. Oktober 2014

29. Oktober 1914


„Der Befehl für den großen Angriff am folgenden Tag kam abends an; es wurden alle Vorbereitungen für denselben getroffen: Anlage der Befehlsstelle, Verlegung der Fernsprechleitungen, Einrichtung des Truppenverbandplatzes, Ergänzung der Munition. Am 29. Oktober, 5.30 Uhr vormittags, nochmals kurze Besprechung der Truppenkommandeure bei Oberst v. Bendler, Aufgabe des Res.-Inf.-Regt. 248 ist es, die Straße Becelaere–Oude Kruiseik etwa am Straßenknie bei Au court tornant Cabaret und das südlich davon gelegene, stark befestigte, Waldstück zu erstürmen. Die Uhren werden verglichen, der Beginn des Angriffs auf 6.30 Uhr vormittags festgesetzt. Es gelang gerade noch, den Bataillonen die genaue Zeit mitzuteilen und den Befehl zum Angriff zu geben.

Punkt 6.30 Uhr vormittags brachen die Bataillone aus ihren Gräben vor und stürmten ohne Schuß die englischen Stellungen. Rasendes Schnellfeuer empfing die Stürmenden, dann erlosch es und braune Gestalten mit hochgehobenen Händen entstiegen den Gräben; was darinnen blieb, wurde niedergemacht. 3 Maschinengewehre – darunter ein deutsches – wurden vom III. Bataillon im Feuer erobert und etwa 400 Gefangene eingebracht – meist prächtige Leute englischer und schottischer Garderegimenter. Die Gefangenen sagten aus, sie fürchten nur 3 Waffen der Deutschen, die 21-cm-Mörser, die Maschinengewehre und die Bajonette, vor der Feldartillerie hätten sie gar keinen Respekt.

Der Angriff gelangte bis zur Straße Becelaere–Oude-Kruiseik, an einigen Stellen auch darüber hinaus. Das Regiment mußte seinen schönen Erfolg mit schweren Verlusten bezahlen.“

aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 248 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1924

Dienstag, 28. Oktober 2014

28. Oktober 1914


„Am 28. Oktober wurde die gesamte Südfront des Regiments durch einen wohlgelungenen Sturmlauf von 5 Kompagnien nach kurzer Artillerievorbereitung um ein beträchtliches Stück nach Süden vorgeschoben. der Gegner, vier verschiedenen Regimentern angehörend (Infanterie-Regiment Nr. 51, 128, 148, 248), verlor außer einer Anzahl von Gefangenen 3 Maschinengewehre und eine große Anzahl von Toten und Verwundeten, namentlich bei den mit großer Tapferkeit unternommenen Gegenangriffen.“

aus: „Das neunte Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 127 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920

Montag, 27. Oktober 2014

27. Oktober 1914

„Am 27. Oktober stand das Regiment den ganzen Tag unter heftigstem Artilleriefeuer“
 
aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 248 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1924

Sonntag, 26. Oktober 2014

26. Oktober 1914




„Für den 26. Oktober war allgemeiner großer Angriff der 4. Armee befohlen. Die 54. Res.-Division sollte sich mit dem linken Flügel in den Besitz von Gheluvelt setzen. Die II. Abteilung feuerte gegen feindliche Gräben und Stützpunkte besonders in der Umgebung der Windmühle von Gheluvelt, die III. Abteilung gegen Gräben in und bei Kruiseik und Oudekruiseik. Zahlreiche Volltreffer von uns zwangen den Feind, seine Stellungen in Gräben und Häusern zu verlassen, worauf er zum Teil von der Kav.-Division auf unserem linken Flügel gefangen genommen wurde. Die Gruppe Bendler ging abends zum Angriff vor. Da aber die links anschließende Kav.-Division nicht mitkam, blieb der Angriff stecken.

Batterien, Protzen, Staffeln und Kolonnen hatten in wachsendem Maße unter feindlichem Artillerie-feuer zu leiden. Um das Feuer abzulenken, wurden von der II. Abteilung an einem Wäldchen nördlich ihrer Stellung Zielfeuer abgebrannt.“

aus: „Das Württembergische Reserve-Feldartillerie-Regiment Nr. 54 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1929

Samstag, 25. Oktober 2014

25. Oktober 1914


„Am 25. Oktober erfolgte auf Antrag des Regiments bei der Division die Ablösung des II. Bataillons durch das III. 48 Stunden stand es in vorderster Linie in stärkstem Kampf; ganz besonders hatte dabei die sich wacker haltende 6. Kompagnie zu leiden. Energische Pioniere 13 unter Leutnant Böhringer versuchten nunmehr während der kommenden Nacht im andauernden feindlichen Feuer die englischen Drahthindernisse vor der Front zu beseitigen; der weitere Angriff war auf den 26. Oktober beabsichtigt. Nur langsam gelang es den beiden Bataillonen (I. und III.) unter schweren Verlusten sich allmählich teilweise auf 300–400 Meter an die feindliche Stellung heranzuarbeiten. Die Ausdehnung des Regiments bezw. des Angriffsfeldes betrug das Doppelte dessen, was man sonst rechnet, dabei nur zwei Bataillone, ungenügende Artillerieunterstützung, so mußte sich der Sturm als nicht ausführbar erweisen!

4 Offiziere (Hauptmann Oppenländer, Leutnant Kurz, Strölin, Enk), 82 Unteroffiziere und Mannschaften starben den Heldentod; 8 Offiziere, etwa 300 Mann wurden verwundet.“

aus: „Das Infanterie-Regiment „Alt Württemberg“ (3. Württ.) Nr. 121 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921

Freitag, 24. Oktober 2014

24. Oktober 1914


„Über den Sturm am 24. Oktober 1914 schreibt ein Angehöriger des III. Bataillons:


„Es war am 23. Oktober 1914 abends. Wir lagen bei Reutel eingeschanzt hinter einem zerschossenen Hause, als unser Zugführer die Nachricht brachte: „Morgen früh wird auf der ganzen Front angegriffen.“ Sofort machten wir das Sturmgepäck fertig, faßten noch reichlich Lebensmittel und begaben uns dann zur Ruhe.  Am andern Morgen traten wir punkt 5½ Uhr links der Straße Reutel–Ypern in Gruppenkolonne an und gingen dann im Halbdunkel möglichst gedeckt vor. Wir erhielten sofort lebhaftes Feuer vom Gegner, das sich immer mehr steigerte, je weiter wir vorgingen. Leider fingen schon jetzt einige Leute an, Hurra zurufen, obwohl wir noch mehr als hundert Meter von der englischen Stellung entfernt waren. Alles stimmte dann in den Ruf mit ein. Die Folge davon war, daß wir rasendes Infanterie- und Maschinen-Gewehrfeuer erhielten. Instinktiv suchte jetzt der einzelne nach Deckung hinter den an der Straße liegenden Häusern, und so kam der Angriff auf einige Augenblicke ins Stocken. In dichten Knäueln standen die Mannschaften hinter jeder nur einigermaßen schutzbietenden Deckung, und alle waren davon überzeugt, daß es so unmöglich weitergehen konnte, zumal auch das Artilleriefeuer sehr lebhaft einsetzte. Die Verluste waren bisher schon stark, konnten aber noch nicht abgeschätzt werden, da auch einige Mannschaften anderer Kompagnien plötzlich unter uns erschienen waren. Der Führer der 10. Kompagnie, Hauptmann Schließmann, war auch unerwartet unter uns aufgetaucht und feuerte uns nun unermüdlich an, vorzugehen. der Knäuel löste sich nach und nach auf, indem die Leute, zum Teil kriechend, zum Teil sprungartig heranzukommen versuchten. Die Verluste nahmen zu. Überall lagen die Verwundeten. Aber auch die Wut auf den Gegner steigerte sich bis ins Maßlose. Wie eine Erlösung war es dann, als wir unter lautem Hurra am feindlichen Graben angelangt waren und die Engländer fast ausnahmslos die Waffen wegwarfen und die Hände in die Höhe streckten. Sie hatten noch auf uns geschossen, als wir kaum fünf Meter vor ihrem Graben entfernt waren. Und das trug viel dazu bei, daß so mancher Engländer schließlich noch sein Leben durch unsere Bajonette lassen mußte. Sofort wurde ein Kommando aufgestellt, das die Gefangenen abführte. Noch einen letzten Blick ließen wir über das furchtbare Schlachtfeld gleiten, und keiner von uns wird diesen Anblick je vergessen können. Zu hunderten lagen die Toten und Verwundeten in allen Stellungen auf- und nebeneinander. Es war ein Anblick, der den Härtesten hätte erweichen müssen, auch sah man bei manchem Kameraden eine Träne im Auge. Nachdem wir einige Verstärkung erhalten hatten, gingen wir weiter vor und kamen bis an den Rand des vor uns liegenden Polygonwaldes. Das Feuer hatte bedeutend nachgelassen, und unsere Verluste waren jetzt viel geringer. Wir wenigen, die das Glück hatten, ohne jede Verletzung so weit vorzustoßen, verteilten uns längs des Waldrandes und gruben uns sofort ein.“


( … )17 Offiziere, 18 Offizier-Stellvertreter, 1800 Mann, also etwa siebzig Prozent der Gefechtsstärke blieben auf dem Schlachtfeld. Unter den Toten befand sich auch der tapfere Kommandeur des III. Bataillons, Major Holtzhausen. Nicht achtend der Gefahr, zog er seinem Bataillon voraus zum Sturm, jedem einzelnen ein Beispiel von Mut und Unerschrockenheit gebend.“

 
aus: „Das Württembergische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 246“, Stuttgart 1931

Donnerstag, 23. Oktober 2014

23. Oktober 1914


„An Verpflegung war kein Mangel, war doch allerorts verlassenes Vieh mit leichter Mühe zu erhalten. Und die Verpfleger sorgten für die Gulaschkanone. Selbst ein Tröpfchen Wein fand sich hin und wieder in tiefem Keller, und nicht selten wurden köstliche Flaschen, sachgemäß in der Miste versteckt, aufgespürt.  Nichts entging den findigen Kanonieren, die mit Späherblick und Wünschelrute in Gestalt von Hacke und Mistgabel alles durchforschten. Die Pferde blieben in geschickt angelegten, gut geschützten Stallungen dicht hinter den Batterien, bzw. in Grandcourt, Thiepval und Pozières. Allerdings fiel da und dort ein Pferd Streuschüssen zum Opfer. Besonders die Lage der 6. Batterie in Thiepval selbst, fast unmittelbar in der vordersten Linie, war stark gefährdet; manch braver Fahrer fiel dort mit seinem Pferd.“


aus: „Das Württembergische Reserve-Feldartillerie-Regiment Nr. 26 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1929

Mittwoch, 22. Oktober 2014

22. Oktober 1914


„Etwas besonders Merkwürdiges war in jenen Tagen jeden Abend zu beobachten. Etwa um 7 Uhr begann die Besatzung der feindlichen Gräben ohne jeden ersichtlichen Grund ein rasendes Gewehrfeuer gegen die deutschen Stellungen zu eröffnen. Dies dauerte etwa 10 Minuten und verstummte dann plötzlich. Man nannte diese Feuerüberfälle den „Abendsegen“. Der brave Regimentstambour Schleier fand leider bei einer solchen Schießerei durch ein weit herkommendes Geschoß am 22. Oktober in Radinghem den Tod. Er ruht in Radinghem unweit der Kirche.“

aus: „Das Füsilier-Regiment Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn (4. württ.) Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921

Dienstag, 21. Oktober 2014

21. Oktober 1914


„Am frühen Morgen des 21. Oktober gelangte die Nachricht nach Koelberg, daß Becelaere von der 54. Res.-Division geräumt sei, was sich erst später als unrichtig erwies. Nach Rücksprache mit den Kommandeuren der bei Koelberg stehenden Kav.-Brigaden rückten die bei Koelberg befindlichen Teile des Regiments nach Calvaire am Wege Gheluwe–Becelaere, um Fühlung mit der eigenen Division aufzunehmen. Kaum war dies gelungen, als durch einen Ordonnanzoffizier der 3. Kav.-Division die Meldung überbracht wurde, der kommandierende General des XXVII. Res.-Korps habe auf Antrag der 3. Kav.-Division befohlen, daß Oberst v. Hügel mit den bei ihm befindlichen Teilen des Res.-Inf.-Regt. 248 den Angriff der 3. Kav.-Division auf den Gegner westlich Vieux Chien unterstützen solle, er möge wegen des Angriffs mit Major Füger in Verbindung treten. Nachdem dies geschehen, entwickelten sich die 10. und 12. Kompagnie aus dem Gehölz östlich von Au Rossignol und erstiegen die Höhe von Vieux Chien. Die 10. Kompagnie besetzte die Südwestecke des nördlich Vieux Chien gelegenen Waldes, die 12. Kompagnie nahm außerhalb des Waldes vorwärts des Hofes Vieux Chien Stellung. Darnach wurden die beiden M.-G.-Züge nach der Waldecke herangezogen.

Durch Erkundung und Beobachtuung mit dem Glas war festgestellt worden, daß einige Gehöfte zwischen Vieux Chien und der Straße Becelaere–Oude-Kruiseik vom Feind besetzt waren, südlich der Straße Gheluwe–Gheluvelt waren in etwa 1½ km Entfernung feindliche Schützengräben mit Drahthindernissen zu erkennen. Aus den westlich vorliegenden Häusergruppen waurde ab und zu gefeuert, das Feuer aber von den beiden Kompagnien nicht aufgenommen.

Um 2 Uhr nachmittags ging die 3. Kav.-Division südlich von Koelberg zum Angriff vor, das I./Bayer. Res.-Inf.-Regt. 1 entwickelte sich aus Koelberg heraus zu beiden Seiten der großen Straße. Nunmehr wurde auch von der 10. und 12. Kompagnie das Feuer eröffnet. Die von den Engländern besetzten Häuser westlich Vieux Chien wurden von der bei Koelberg stehenden Batterie in Brand geschossen, die feindliche Artillerie nahm die Häuser an der Straße Koelberg–Gheluvelt unter Feuer. ( … ).

Nachmittags gegen 4 Uhr entwickelten sich aus den Waldstücken östlich Vieux Chien mehrere Kompagnien sächsischer Jäger und Infanterie. Sowie sie dem Feinde sichtbar wurden, empfing sie lebhaftes Artilleriefeuer, auch das Infanteriefeuer verstärkte sich merklich. Die Sachsen gingen in die Lücke zwischen den Bayern und dem linken Flügel der 12. Kompagnie vor. Als sie die Höhe der 12. Kompagnie erreicht hatten, gingen beide Kompagnien sprungweise vor, bis das feindliche Artilleriefeuer ein weiteres Vorgehen unmöglich machte. In der erreichten Stellung gruben sich die Schützen ein.

Das Gefecht währte mit gleicher Heftigkeit bis nach Einbruch der Dunkelheit, die Verluste hielten sich in mäßigen Grenzen. In den späten Abendstunden wurden die Sachsen aus dem Gefecht gezogen. Gegen 10 Uhr abends meldete die 10. Kompagnie, daß die Munition knapp werde. – Die Kompagnien waren mit 220 Patronen pro Gewehr ins Gefecht getreten. – Glücklicherweise gelang es dem Adjudanten des III. Bataillons, einen umherirrenden sächsischen Patronenwagen herbeizuholen. Spät in der Nacht wurde auch das bayerische Bataillon zurückgezogen. – Die beiden Kompagnien verblieben noch längere Zeit allein in vorderster Linie, gingen dann aber gegen Morgen mit den beiden M.-G.-Zügen hinter Koelberg zurück.“


aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 248 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1924

Montag, 20. Oktober 2014

20. Oktober 1914


 
 
„Das Regiment 125 löste in der Nacht vom 19./20. Oktober das Regiment 139 in seinen Stellungen bei Hallenes ab und stand am 20. Oktober folgendermaßen zum Angriff bereit: III. Bataillon rechts, I. Bataillon links in den in der Nacht eingenommenen Stellungen, 6. und 8. Kompagnie als Brigadereserve bei Le Riez, 5., 7. und M.G.-K. als Regimentsreserve in Hallenes.
 
Auf 9 Uhr vormittags war der Beginn des Angriffs festgesetzt. 9.30 Uhr vormittags erreichten mit einer Linksschwenkung das III. und I. Bataillon die Bahnlinie Escobecques–Erquinghem, rechts angelehnt an Füsiliere 122, links an Grenadiere 119. Den Anschluß in der Brigade hatte das III./125 mit Marschrichtung seines rechten Flügels Château de Flandres–Le Maisnil. Die erste Bewegung nach der Bahnlinie hatte sich glatt vollzogen, sie wurde durch die eigene Artillerie, welche die englische kräftig anfaßte, sehr erleichtert. Am Bahndamm aber erhielten die Kompagnien starkes Artilleriefeuer aus der rechten Flanke und von Château de Flandres her, wo der Gegner Geschütze in die Infanterielinie eingebaut hatte.

12.15 Uhr nachmittags wurde der Angriff fortgesetzt, mit dem III. Bataillon (Major Melsheimer) auf Radinghem Südteil, mit dem I. Bataillon (Major Juncker) auf Château de Flandres.

Vor dem Flandernschloß lag ein stattlicher Park, der mit einer undurchschreitbaren und undurchsichtbaren hohen Hecke umgeben war. Die Hecke umzog ein tiefer Graben. Schloß und Park waren zu einer kleinen Festung ausgebaut, aus welcher vorzüglich durchgebildete englische Söldner ihr wohlgezieltes Feuer auf die in größeren und kleineren Abteilungen sprungweise vorgehenden Schützen abgaben. Es ist für uns ein überaus mühsames und verlustreiches Vorarbeiten, es dauert Stunden, bis wir an die Parkhecke herankommen, aber wir nehmen sie und dringen durch das Parktor in Richtung auf das Schloß noch etwas weiter vor. Da schlägt uns von neuem mörderisches Feuer entgegen, vom Feind ist nichts zu sehen, er hat sich in einem etwa 50 m vor der Schloßfront angelegten Graben, hinter den hohen Bäumen und im Buschwerk des großen Parkes, hinter verbarrikadierten Schloßfenstern und Dachluken gut versteckt. Trotz aller Tapferkeit kommen weder die Musketiere noch die links von ihnen vorgedrungenen Grenadiere weiter vorwärts. Zurückgehen wäre sicherer Tod. Man gräbt sich ein und harrt aus, auf Unterstützung hoffend. Der Führer der 2. Kompagnie, Hauptmann Frhr. von Houwald, der Leutnant Rampacher (ein Verwandter des Oberst von Rampacher, Kommandeur des Regiments 125 in den Jahren 1870/71) sind gefallen, der Führer der 1. Kompagnie, Hauptmann d. R. Henning ist verwundet. 

Die Überreste der 8./119 unter ihrem Hauptmann Nagel sind am weitesten vorgekommen. Da der Gegner Verstärkungen heranzieht, droht ihnen Vernichtung, die kleine Schar kann leicht umzingelt und gefangen werden. Diese gefahrvolle Lage erkennt der Feldwebel Proß der 1. Kompagnie, welcher der Kompagnie Nagel am nächsten ist, faßt die ihrer Hauptleute beraubten Kompagnien (1. und 2.) unter seinem Befehl zusammen und stürmt den Graben vorm Schloß. Die 4. Kompagnie schließt sich an. Aus dem Schloß selbst will der Engländer immer noch nicht weichen. Endlich naht von links die Unterstützung, die 2./119. Mit ihrer tatkräftigen Hilfe und unter Einsatz der als Reserve zurückgehaltenen 3. Kompagnie auf dem rechten Flügel gelingt es, das Schloß schließlich zu Fall zu bringen. 7 Uhr abends waren die hartnäckigen Verteidiger vertrieben und trotz starker Granat- und Schrapnellbeschießung blieben Schloß und Park fest in unserer Hand.

Den Hauptmann Süskind, Chef der 3. Kompagnie, erreichte nach der Erstürmung noch ein feindliches Geschoß, als er die im Schloß erbeuteten Maschinengewehre in Augenschein nahm. Leutnant d. R. Theurer erlag am 30. Oktober seinen vor Château de Flandres erhaltenen Wunden. ( … ). Das III. Bataillon gelangte in seinem Angriff bis 4 Uhr nachmittags etwa 400 m über die Bahnlinie, erhielt dann aber so heftiges Artillerie- und auch Infanteriefeuer aus der rechten Flanke, daß es nicht weiter vorzukommen vermochte und mit der 10. Kompagnie seinen rechten Flügel zurückbiegend, sich eingrub. Zwischen dem rechten Flügel des Bataillons und dem Regiment 122 war eine große Lücke entstanden. Woher kam das?

Der Kommandeur des Regiments 122, Oberst v. Triebig, hatte den Eindruck gewonnen, daß an einen Erfolg nicht gedacht werden könne, ehe nicht das stark besetzte La Vallée in unserer rechten Flanke zu Fall gekommen sei. Er entschloß sich daher zum Angriff auf La Vallée, mit der 25. Division Fühlung suchend, die in heftigen Kämpfen gegen Ennetières stand. Dieser Entschluß des Kommandeurs 122 war späteren Weisungen der höheren Führung zuvorgekommen.

Zur Unterstützung wurden dem Oberst v. Triebig die 6. und 8. Kompagnie nebst ⅓ M.-G.-K. 119 unter Major Sproesser zugewiesen. Major Sproesser besetzte zunächst den Nord- und Westrand von Escobecques und verlängerte dann 4 Uhr nachmittags den rechten Flügel des III. Bataillons der Füsiliere, die nördlich Escobecques östlich der Bahnlinie zu beiden Seiten der Straße Escobecques–La Vallée im Kampf standen. Der anfangs befohlene Anschluß der Füsiliere an III./125 war aufgegeben.

Die Batterien unserer Divisionsartillerie-Regimenter beschossen gut Ennetières und La Vallée. Aber auch der Feind war rührig, Escobecques und Gegend lagen dauernd unter Artilleriefeuer.

Um 4.30 Uhr nachmittags begann der Angriff gegen das brennende La Vallée. Er gestaltete sich äußerst schwierig. Das Gelände ist fast ganz offen. Je näher man an La Vallée herankommt, um so deutlicher ist zu erkennen, daß die Engländer in mehreren Schützengräben hintereinander das vom Dorf leicht nach Süden abfallende Gelände besetzt halten. Die Besatzung dieser Gräben ist sehr stark, das feindliche Infanteriefeuer setzt uns zu. Auch feuert seit ¼6 Uhr eine feindliche Batterie aus naher Entfernung Lage um Lage auf den Angreifer. Trotzdem wird die Sturmentfernung erreicht und um 7 Uhr abends zum Sturm angetreten. Der Engländer nimmt – ganz im Gegensatz zu unseren bisherigen Erfahrungen mit den Franzosen – den Sturm an und wehrt sich aus den Gräben heraus mit der blanken Waffe. Wir bleiben aber die Sieger, die Füsiliere dringen von Süden und Westen, die Abteilung Sproesser von Südosten her in das Dorf ein und machen zahlreiche unverwundete Gefangene, die Abteilung Sproesser allein über 100.

Schwere Opfer waren uns bei dieser Kampfepisode naturgemäß nicht erspart geblieben, unter den Gefallenen hatte die Abteilung Sproesser auch den Leutnant d. R. Cronmüller und den Fähnrich Merkle zu betrauern.“

aus: „Das Infanterie-Regiment „Kaiser Friedrich, König von Preußen“ (7. Württ.) Nr. 125 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923


Sonntag, 19. Oktober 2014

19. Oktober 1914


„Man bezog Stellung in einem flüchtig  aufgeworfenen Graben und äugte scharf feindwärts in den Feuerschein brennender Gehöfte. Als aber der Morgen graute, wankte aus dem Nebel, in dem wir den heranschleichenden Feind wähnten, ein altes belgisches Mütterchen auf unsere Stellung zu, durchschritt sie, begab sich in das Haus des Vorpostenkommandeurs und begann still am Herd Kaffee zu kochen. Als sich der Nebel verzogen hatte, merkten wir, daß wir eine lange Reihe von Weiden für eine angreifende Schützenlinie gehalten hatten und schämten uns im Innern nicht wenig. Ab vier Uhr morgens Aufklärung bis zur Straße Roulers-Menin. Im Laufe der Nacht wurde durch Patrouille festgestellt, daß Bahnlinie Roulers-Menin vom Feinde frei, dagegen einzelne Gehöfte westlich dieser Linie von Engländern besetzt seien. Gefechtsstärke beim Eintritt ins Gefecht: 43 Offiziere, 2437 Mannschaften. Verluste: 2 Mann gefallen, 6 verwundet, 3 vermißt. Während des Gefechts verhielten sich die Einwohner im allgemeinen ruhig, einzelne Gehöfte, aus denen geschossen wurde, wurden niedergebrannt. Verschiedene Ortseinwohner wurden als Geiseln festgenommen..“



aus: „Das Württembergische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 246“, Stuttgart 1931

Samstag, 18. Oktober 2014

18. Oktober 1914


„Am 18. Oktober sollte auf Befehl der Brigade mit dem Gegner eine Verständigung angeknüpft und die Franzosen zum Überlaufen veranlaßt werden. Dieser Versuch mißlang völlig. An einer Stelle feuerte unsere Artillerie während der aufgenommenen Verhandlungen, an einer anderen Stelle geriet ein Vizefeldwebel d. R. in Gefangen-schaft, weil er in der irrigen Auffassung, ein Parlamentär zu sein, zu den Franzosen hinüberging und von ihnen nicht mehr losgelassen wurde. Bis jetzt hatte die feindliche Artillerie, trotz lebhafter Tätigkeit der unseren, fast nicht geschossen. Nur ganz vereinzelt kamen einzelne kleinkalibrige Geschosse aus einer Gebirgskanone. Die Kampfesart ging immer mehr in Festungskrieg über. Das Vortreiben von Sappen übernahmen die Pioniere, Schutzschilde, Sandsäcke, Eisenplatten und Eisenbahnschienen wurden geliefert und eingebaut. Leichte behelfsmäßige Minenwerfer waren in Betrieb, ebenso bei besonderen Anlässen mittlere. Handgranaten mußten von den Pionieren behelfsmäßig hergestellt werden. So ging der Oktober in harter Arbeit, aber bei erträglichen Verlusten zu Ende.“


aus: „Das Infanterie-Regiment König Wilhelm I. (6. Württ.) Nr. 124 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921

Donnerstag, 16. Oktober 2014

16. Oktober 1914



„Bis zum 20. Oktober kam es zu keinen ernsten Gefechtshandlungen, mit Ausnahme des zeitweise sehr heftigen feindlichen Feuers schwerer und Feldartillerie gegen die Stellungen, die in der Zwischenzeit verstärkt wurden. Außer dem rechten Divisionsflügel wurde die Straße Thiaucourt–Regniéville, Regniéville selbst, sowie die Höhen zwischen dem Bois de Four und dem Bois de la Rappe, hinter welchem die Ers.-Feld-Art.-Abteilung 65 stand, lebhaft beschossen, ebenso auch die rückwärtigen Verbindungen und Ortschaften.“

aus: „Die 51. württ. Ersatz-Infanterie-Brigade im Weltkriege 1914–17“, Stuttgart 1926


Mittwoch, 15. Oktober 2014

15. Oktober 1914



„Von der zweiten Hälfte des Oktober an bis gegen Mitte Dezember gingen infolge der eingetretenen Ruhe die täglichen Verluste zurück auf 0 bis 3 Mann.“



aus: „Das Württembergische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 120 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920

Dienstag, 14. Oktober 2014

14. Oktober 1914





“13./14. Oktober. Riesiger Siegesjubel! „Die Festung Lille gefallen!“ Den Rasttag (Aufmarsch 26. Inf.-Div.) benützen wir zu einer Besichtigung der nächsten Forts, die von sächsischen Jägern genommen und besetzt sind. Ihre Unterhaltung belauschend hören wir den klassischen Ausspruch: „Aber am Reformationsfest wollen wir wieder daheeme sein!“ Das seitherige schöne Wetter weicht dickem Nebel und Regen. Vormarsch der 26. Inf.-Division auf Ypern, Ul. 20 voraus. Als Patrouille vor der Spitze trabe ich durch den Rayon der Festung Lille, die Städte Tourcoing, Roncq bis zur Kanal-Zugbrücke in Meenen, wo ich als stehende Patrouille die Brücke zu halten und das Regiment zu erwarten habe. Vom Feind wird berichtet, daß englische Panzerautos die Straßen abfahren und unsere Kavalleriepatrouillen mit M.-G.-Feuer abschmieren. Gegen Mittag am Kanal und der Brücke in Meenen (Menin) angelangt, ohne daß vom Feind eine Spur zu sehen, ja nicht einmal ein Anzeichen von Krieg bei der dichten Bevölkerung zu fühlen ist, stelle ich wie im Manöver an die Ziehbrücke einen Doppelposten und setze mich mit einer Zigarre auf die Straße auf einen Rohrstuhl im Regen, das Weitere abwartend. Aus allen Fenstern glotzen die Einwohner, die Straße vor und hinter uns ist schwarz von „Manöverbummlern“, die der Dinge harren, die da kommen sollen. In Gedenken an die Telephonverbindungen der Belgier mit dem Feind eine unbehagliche Situation! „Ist hier eigentlich Krieg oder Frieden?“ erwäge ich in Gedanken, als auch noch in meinem Rücken das Bimmeln der Dampfstraßenbahn ertönt und langsam ein Zügle um die nahe Straßenkurve biegt. Zu meinem wachsenden Staunen sehe ich Ulanen aus den Fenstern winken, der Zug hält, Oberleutnant v. Sick springt heraus. Ich melde meinen Auftrag und freue mich der Unterstützung in der peinlichen Lage, mit 6 Mann in diesem Janhagel als stehende Patrouille länger ausharren zu müssen. Doch Oberleutnant v. Sick erklärt, er wolle bis zum Nordausgang von Meenen noch weiterfahren. Unter Gelächter wird zum „Einsteigen“ gebimmelt, das Zügle fährt los und verschwindet an der nächsten Kurve, begleitet von Trompeter Grünewald zu Pferde. Eine Stunde später treffen die Handpferde der 4. Ulan. 20 von hinten bei mir ein unter Führung des Wachtmeisters. Gleichzeitig passiert von vorn kommend als Meldereiter Trompeter Grünewald und berichtet auf Anruf: Oberleutnant v. Sick sei bis Gheluwe weiter gefahren! Ein Blick auf die Karte zeigt mir, daß die Kleinbahn bis Ostende gehe, und lachend erkläre ich dem Wachtmeister, daß ich glaube, daß Oberleutnant v. Sick die 50 Kilometer vollends bis ans Meer fahren werde. Inzwischen war Ul. 20 nach Meenen nachgerückt, dem wieder nach vorne trabenden Trompeter gebe ich als Begleitsmann noch einen Ulanen mit. Dann vergehen Stunden ohne Nachricht von vorne, während wir die Brückensperre ausbauen und in Sorge um die 4. Ul. 20 geraten. Endlich sehe ich von links am Kanal entlang zu Fuß 2 Ulanen, Oberleutnant v. Sick und Vizewachtmeister d. R. Steinenbronn herankommen und berichten. Die Schützen fuhren (Kriegstagebuch der 4. Esk.) von der Brücke in Meenen weiter bis Gheluwe mit Bahn. Dieser Ort wird besetzt. Posten an Ausgängen, durch einen nachgekommenen Meldereiter auch Aufklärung in nächster Umgebung. 1 Unteroffizier mit 2 Mann wird mit Zug zurückgesandt für etwa nachfolgende Infanterie, neuer Zug bereit gestellt. Offensichtlich durch Einwohner benachrichtigte englische Kavallerie (1 Eskadron oder mehr) kommt auf Schleichwegen an die Schützen heran und eröffnet auf sehr nahe Entfernung Feuer auf Posten. Da wir auf 3 Seiten von stark überlegenem Gegner beschossen werden, Rückzug aus dem unübersichtlichen Gelände auf die Höfe südöstlich des Bahnhofs. Es fallen hierbei Trompeter Grünewald, Unteroffizier d. R. König, Schmidt, Ulan Kicherer. Ulan Burkhardt I, sein Nebenposten, gefangen. Verluste der Engländer (vom Regiment der 1. Life Guards) 1 Wachtmeister („colour sergeant“) tot; Verwundete nicht bekannt, da mitgenommen. Ein hinausgesandter Zug unserer Infanterie, der mit dem Bahnzug herkam, zwang die feindliche Eskadron zu eiliger Flucht. Die Engländer schossen schlecht, meist zu hoch.“


aus: „Bilder aus der Geschichte des Ulanen-Regiments König Wilhelm I. (2. Württ.) Nr. 20“, Stuttgart 1934

Sonntag, 12. Oktober 2014

12. Oktober 1914




„Am 12. Oktober erkannten die Beobachter des III. Bataillons die Ansammlung feindlicher Infanterie im toten Winkel, welche trotz anscheinend gut liegenden deutschen Artilleriefeuers bald darauf versuchte, kriechend an die Stellungen der 9. und 11. Kompagnie heranzukommen. Sie wurde durch das Feuer der Grabenbesatzung aufgehalten. Gleich darauf prasselte stärkstes Artilleriefeuer auf den Abschnitt des III. Bataillons los. Die Brustwehren und Schulterwehren der vordersten Gräben stürzten zum Teil zusammen. An einigen Stellen mußten die Gräben geräumt werden. Etwa zwei französische Kompagnien stießen gegen die 9. und 11. Kompagnie vor. Der Angriff brach im Abwehrfeuer zusammen. Die tapferen Handgranatentrupps des III. Bataillons folgten dem fliehenden Feind und mehrten seine blutigen Verluste. 9.30 Uhr vormittags begann die französische Artillerie die Stellung des Bataillons planmäßig zusammenzuschießen und richtete weitere große Verwüstungen in den Gräben an. Die unter der Brustwehr gegrabenen Unterschlupfe wurden vielen unserer Leute zum Verhängnis. Bis 3 Uhr nachmittags hatte sich das feindliche Feuer derart gesteigert, daß die Gräben der 9., 10. und 12. Kompagnie unter Zurücklassung einzelner beherzter Leute als Beobachter geräumt werden mußten und  die 9. und 10. Kompagnie am Damenweg, die 12. im Wald am nördlichen Plateaurand sammelten. Nur die brave 11. Kompagnie konnte, freilich unter schweren Verlusten, in ihrer Stellung bleiben. Merkwürdigerweise erfolgte ein Angriff der französischen Infanterie nicht. Oberst v. Schimpf stellte jedoch in Erwartung eines solchen die hinter dem II. Bataillon in Reserve gehaltene 5. Kompagnie dem III. zur Verfügung. Das Artilleriefeuer hielt bis zum Abend an. Als gegen 7 Uhr abends ein Angriff auf das rechts benachbarte Inf.-Regt. 136 befürchtet wurde, besetzte die 10. Kompagnie trotzdem wieder die vordere Linie; nach Einbruch völliger Dunkelheit ging auch die 11. Kompagnie zusammen mit der 5. dorthin vor, während 9. und 12. in Deckungsgräben in Reserve blieben. Der Wiederaufbau wurde mit allen Kräften in Angriff genommen und mit Hilfe von Pionieren bis zum Morgen des 13. Oktober einigermaßen durchgeführt. Die Verluste betrugen an diesem schweren Tage beim III. Bataillon: 3 Offiziere, 103 Unteroffiziere und Mannschaften; bei der M.-G.-Kompagnie: 1 Offizier, 3 Mann. Es waren tot: Offizierstellvertreter Vogel (11.) und 24 Mann; verwundet: Hauptmann Erhardt (M.-G.-Komp.), Leutnant d. R. Eichelmann (11.), Offizierstellvetreter Karsch (12.) und 82 Mann.“
  

aus: „Das 8. Württembergische -Infanterie-Regiment Nr. 126 Großherzog Friedrich von Baden im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1929



Samstag, 11. Oktober 2014

11. Oktober 1914





„Eine Woche, zwei Wochen vergingen, immer noch keine Änderung, nur das Wetter wurde schlechter.“ 
 
aus: „Das Württembergische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 121 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922

Freitag, 10. Oktober 2014

10. Oktober 1914




„In der Nacht zum 9. Oktober wurde erkannt, daß die Franzosen aus ihrer Stellung westlich Craonelle zwei sappenartige Gräben in Richtung auf einen vor der Front des III. Bataillons liegenden toten Winkel vortrieben. Bei Tage gelang es, diese Arbeiten durch Infanteriefeuer zu unterbrechen. Sie konnten aber des Nachts durch unsere vorgesandten Patrouillen und ebenfalls darauf gerichtetes Feuer unserer Feldartillerie nicht ganz verhindert werden. Um den Angriffsabsichten des Gegners zu begegnen, ging in der Nacht zum 11. Oktober ein Halbzug der 11. Kompagnie nebst einer mit Eierhandgranaten ausgerüsteten Gruppe Pioniere bis an den Rand jenes toten Winkels vor, grub sich dort ein und konnte auch noch bis zum nächsten Morgen einen Verbindungsgraben nach rückwärts anlegen. Inzwischen hatte die französische Artillerie die Stellung des III. Bataillons zu beschießen begonnen. Der Kampfgraben der 10. Kompagnie war schon am Abend des 10. Oktober durch Volltreffer mehrfach beschädigt worden.“
  

aus: „Das 8. Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 126 Großherzog Friedrich von Baden m Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1929


Donnerstag, 9. Oktober 2014

9. Oktober 1914




„Diese Erfahrungen führten bald zu allerhand Verfeinerungen des Unterstandsbaus, zu dem der Wald seine Stämme in reicher Fülle lieferte. Gleichzeitig mit dem Ausbau der Gräben, die schon in den ersten Oktobertagen das Bild eines Maschennetzes annahmen, entstanden damit auch die Argonnenhütten, von denen die des Regimentsstabs und der Bataillonskommandeure an der bereits erwähnten Westostschneuse die ersten waren. Emsig wurde an die Arbeit gegangen und auch bei Tag gestattete der dichte Wald die Arbeit auf freiem Boden. Nur der vom jenseitigen Hang herüberkommende Kugelregen nötigte zeitweilig zur Unterbrechung. Hauptsächlich zur Abendzeit gebärdeten sich die Franzosen in ununterbrochenen Salven wie wild und bald hatte sich dieses sinnlose, aber immer wiederholte Schießen den Namen „Abendsegen“ eingetragen. Sobald er einsetzte, warf sich alles platt auf den Boden und ließ die Kugeln über sich hinwegpfeifen, deren Surren, Zischen und Singen in der Luft und im Blätterwerk im Verein mit dem hellen Schlag der Baumquerschläger eine merkwürdige Musik abgaben. Dabei schoß der Franzose viel zu hoch und es kam nicht allzu selten vor, daß verirrte Kugeln über den Wald hinweg bis Binarville flogen, wo sie an einer Haustüre oder einem Scheunentor mit einem letzten Seufzer ihre Laufbahn beendeten. Aber es gab doch auch manchen Zufallstreffer dabei und kaum ein Tag verging, wo man nicht Kameraden zum Waldfriedhof hinauftrug.“

 
 
 
 
aus: „Die Ulmer Grenadiere an der Westfront“, Stuttgart 1920


Mittwoch, 8. Oktober 2014

8. Oktober 1914


„Im Abschnitt der 52. Reserve-Brigade stand La Boisselle nach wie vor im Brennpunkt. Von drei Seiten immer bedrohlicher und zäher umfaßt, von der feindlichen Artillerie planmäßig in Trümmer geschossen, hatten die tapferen 120er Furchtbares zu ertragen. Aber sie bissen die Zähne aufeinander und hielten in ihrer Hölle stand. Ein gemeinsam mit der Schwesterdivision in der Nacht des 7. Oktober unternommener Versuch, durch Besetzung des südlich gelegenen Bécourt und seiner vorgelagerten Höhe nach der einen Seite hin Luft zu schaffen, scheiterte.“




  
aus: „Schwäbische Kunde aus dem großen Krieg“, Stuttgart 1918


Dienstag, 7. Oktober 2014

7. Oktober 1914



„Nachdem man den ganzen Tag von 10 Uhr vormittags bis 3 Uhr nachmittags in ununterbrochenem heftigem Artilleriefeuer gelegen und ziemlich starke Verluste an Toten und Verwundeten erlitten hat, ist man am 7. Oktober auf den nassen rutschigen Kolonnenwegen über den Lac Fuou und den Wald von Chéhémin todmüde ins Quartier zurückgekommen – geschlossen auf der Straße marschieren hat man sich, seit die Franzosen sie stark unter Feuer halten, bald abgewöhnt – da schwillt im Forêt de Hesse, auf Vauquois, in den Argonnen das Feuer zum rasenden Orkan. Die Trommeln wirbeln Alarm. In den durchgeschwitzten nassen Kleidern geht es in den Wald zurück. Die ganze Gegend ist in Aufregung. Das sonst von Truppen wimmelnde Very ist leer. Die Sanitätskompagnie und sämtliche Bagagen sind marschbereit. Die Fuhrkolonnen aus Very sind schon herausgenommen. Ein Durchbruch der Franzosen wird befürchtet. An der Straßengabel Very–Avocourt–Cheppy–Montfaucon bleiben das II. und III. Bataillon unter dem dunklen Nachthimmel liegen. Das I. rückt in Stellung vor. Der Marsch durch Schlamm und Finsternis ist fürchterlich. Der Anschluß geht verloren. Im Walde verlaufen sich die Leute. Taschenlampen blitzen auf, in das Geschrei und das Rufen mischt sich das Pfeifen der Kugeln, das rollende Gewehrfeuer der 125er, der große Baß der Stellungsgeschütze. Der Widerhall im Walde verstärkt das furchtbare Höllenkonzert. Endlich ist das Bataillon in der Regimentsreserve, und hier harrt man bebend und zitternd vor Kälte auf weiteren Befehl, bis man endlich am Morgeun um 8 Uhr nach drei durchwachten Nächten auf einen Tag ins Quartier rücken darf. 6 Tote und 34 Verwundete hat dieser Alarm dem Bataillon gekostet.“
  



aus: „Das Württembergische Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 124 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920

Montag, 6. Oktober 2014

6. Oktober 1914



„Dann eine Erholung aus dem Pflaster, dem Draht und dem Häusergewirr heraus in das schöne Hügelland von Notre Dame de Lorette, aber auch dort dauernde Kämpfe mit dem neuen Feind, dem Engländer, Bei Angres, Givenchy, Souchez und Aix-Noulette, damals noch neue Namen, später in aller Munde. Hier, dicht bei Angres, vom 6.–7. Oktober haben wir unsere ersten richtigen Schützengräben mit im Ort beigetriebenem Handwerkszeug selbst ausgehoben und 24 Stunden besetzt gehalten. Die Brigade bildete den Kern der Division. Unsere 2. Und 5. Eskadron hatten durch feindliches Artilleriefeuer 3 Tote und 16 Verwundete zu beklagen. Da wir unsere Stellung unbedingt bis zum Eintreffen des XIV. Armeekorps halten sollten, hatten wir für den evtl. Nahkampf an Stelle des fehlenden Seitengewehrs die Lanze mitgenommen! Sowohl nachmittags wie am nächsten Morgen gingen etwa 2 englische Bataillone zum Angriff vor, aber unsere reitenden Batterien, die dicht hinter uns im Grunde in Stellung gegangen waren, haben den Feind beide Male so freigebig bedacht, daß er darauf verzichtete, unsere nähere Bekanntschaft zu machen.“
  
aus: „Dragoner-Regiment „König“ (2. Württ.) Nr. 26 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921


Sonntag, 5. Oktober 2014

5.Oktober 1914




„Zunächst glaubte noch niemand an die Möglichkeit, wochen- und monatelang auf der Höhe 141 südlich Thiepval aushalten zu müssen. Man sah es als ganz selbstverständlich an, daß über kurz oder lang der Angriff fortgesetzt werden würde. Von Norden her hörte man täglich starken Kanonendonner und man glaubte feststellen zu können, daß der Schall immer mehr aus westlicher Richtung komme, unsere Linien nördlich von uns also im Vorrücken seien. Bald war auch diese Hoffnung zunichte. Einförmig ging Tag für Tag dahin. Zum Glück war zunächst gutes Herbstwetter, die Nächte zwar kalt, morgens Nebel, gegen Mittag kam aber die Sonne durch. Der Gegner machte bei Nacht noch einige Angriffe, besonders auf die Ecke beim Granatloch, wurde aber jedesmal durch unser Feuer abgewiesen, wobei ein Maschinengewehr besonders gute Dienste leistete. Oft setzte auch bei Nacht plötzlich starkes Infanteriefeuer ein, dem dann bald auch Artilleriefeuer folgte. Oft waren diese Schießereien der Franzosen mit Geschrei verbunden. „En avant – Hurra“ wurde gerufen, Kommandos ertönten. Wollten sie einen Angriff vortäuschen, oder sollte es einer werden? Bald fiel man auf diesen Schwindel nicht mehr herein und blieb ruhig in seinem Loch. Aber Verluste hatte es doch immer gekostet, besonders unter den Leuten hinter der Front, den Schanzkommandos, Essenträgern. Denn bei Nacht war alles unterwegs, da bei Tag kein Verkehr möglich war. Auch alle Arbeiten mußten bei Nacht ausgeführt werden. Wie am Kemberg, so wurden auch hier zunächst nur Unterschlupfe und kleine Feuerstellungen hergestellt. Erst allmählich wurden diese verbunden, und so entstanden Schützengräben. Mit Tagesanbruch fiel dann alles in tiefen Schlaf. Die Vormittage waren meistens ruhig, erst nachmittags setzte wieder Artilleriefeuer ein und störte die Ruhe. Wenn es auch manche Verluste gab, so war doch die Wirkung verhältnismäßig gering. Mit Einbruch der Dunkelheit verstummte das Feuer und alles kroch aus seinen Löchern heraus, reckte die steifen Glieder und die Essenfasser gingen nach Hinten an den Ostausgang von Thiepval, wo inzwischen die Feldküchen eingetroffen waren.“ 


 

aus: „Das württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 121 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922


Samstag, 4. Oktober 2014

4. Oktober 1914



„Da, endlich am 2. Oktober, 2.25 Uhr nachmittags, wurde das Anrücken einer Garde-Division gemeldet, die durch Vorstoß von Sapignies auf Achiet-Puisieux Entlastung bringen sollte. Aber erst am 3. Oktober erfolgte der heißersehnte Angriff der preußischen Kameraden bei Achiet le Grand. Mit stürmender Hand nahm die Garde Achiet le Petit und trug am 4. Oktober den Angriff weiter vor nach Puisieux und Beauregard. Wie auf dem Exerzierplatz stürmten die Preußen die deckungslosen Höhen, ohne Halten und Stocken ging es vorwärts, vorzüglich unterstützt durch das flankierende Feuer der I. Abteilung auf Höhe 131, das noch verstärkt wurde durch 4 Kanonen und 1 leichte Haubitzbatterie unter Hauptmann Lehmann vom bayrischen Feldart.-Regt. 5 und zwei 10-cm-Batterien unter Hauptmann Döderlein. Außerdem wirkten mit 2 schwere Feldhaubitzbatterien vom bayrischen Fußart.-Regt. 1 unter Major Herforth, die bei Courcelette in Stellung gegangen und Oberstleutnant Erlenbusch unterstellt waren. Reihenweise sanken unter diesem vernichtenden Artilleriefeuer die Rothosen der Territorialen auf den gelbbraunen Lehm der Herbstgefilde nordwestlich Miraumont. Noch in der Nacht nahm das Regiment 99 Beaucourt.Die I. Abteilung ging gegen Abend in Stellung in der Mulde hart südlich Grandcourt. Durch den schneidigen Angriff der Garde, durch die glänzende Wirkung der Flankierungsartillerie auf den Höhen nördlich der Ancre war die Klammerzange in der rechten Flanke zerschossen und zerschlagen; unter schweren Verlusten wich der Feind auf die Linie Hébuterne–Beaumont.“ 





 
aus: „Das württembergische Reserve-Feldartillerie-Regiment Nr. 26 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1929


Freitag, 3. Oktober 2014

3. Oktober 1914




„Nun begann der Vormarsch nach Westen und der Kampf um das Gelände, in dem sich der Stellungskrieg der nächsten Jahre abspielen sollte. Hier sind die Namen Contalmaison und Fricourt zu nennen. Namentlich um den letzteren Ort ließen viele Pioniere das Leben. Es fielen in den Tagen vom 28. September bis 3. Oktober: Leutnant Körbling, Offizierstellvertreter Wißner, Vizefeldw. Brielmaier, 2 Unteroffiziere (darunter Unteroff. Eßlinger), Gefr. Fleckhammer und 10 Pioniere (darunter Pion. Hägele, Dammbacher, Krauß, Karl Müller, Krespach, Reiner); verwundet wurden 47 (einschl. Kompagnieführer, 2 Leutnants und Kompagniearzt). Vermißt wurde der Pionier Ernst, der aber auch gefallen war. Die Kompagnie wurde von dem eben hereinversetzten Offizierstellvertreter Eitel geführt. Der Divisionskommandeur, Generalleutnant von Pavel, sprach der Kompagnie seine besondere Anerkennung persönlich aus und brachte 3 Eiserne Kreuze mit, deren Träger er – wie es 1813 auch der Fall war – von den Mannschaften selbst bestimmen ließ. Es waren der Sanitätsunteroffizier Armbruster, Unteroffizier Gutjahr, Pionier Link.“ 

 

aus: „Das württembergische Pionier-Bataillon Nr. 13 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927

Donnerstag, 2. Oktober 2014

2. Oktober 1914



 

„Nach kurzer Ruhepause lösten wir am 2. Oktober die Siebener wieder ab; II. und III. in vorderer Linie am Südrand des Bois de Ville. Die Franzosen hatten den gegenüberliegenden Wald und die anschließenden Höhen stark besetzt und eine Feldwache an die Bahnbrücke über die Tourbe vorgeschoben. Von den vorangegangenen Regenzeiten her war das Gelände noch sumpfig und durch Anbau zum Teil unübersichtlich. Die gut gedeckt aufgestellte feindliche Artillerie konnte unsere Stellungen flankieren. Unsere Anmarsch- und Nachschubwege waren bei Tage eingesehen, so daß Verkehr, Ablösung und Verpflegung in der Dunkelheit zu erfolgen hatte. Die Übernahme der Stellung am 2. Oktober 1914 war zugleich mit dem Befehl erfolgt, noch in der Nacht 2 Scheinangriffe auszuführen zur Festhaltung und Ablenkung des Feindes von einem durch unseren Nachbarn (XVIII. Armeekorps) beabsichtigten Angriff. Diese Scheinangriffe wurden dann auch am 2. Oktober vor Mitternacht und am 3. Oktober gegen 5 Uhr vormittags durch Vorgehen starker Patrouillen des II. und III. Bataillons, Abgabe lauter Befehle und Signale vorgetäuscht. Der Feind erwiderte am Abend mit Infanterie- und Artilleriefeuer, besonders gegenüber dem II. Bataillon; beim zweiten Scheinangriff blieb er ruhiger. Unsere Verluste waren hierbei erfreulicherweise gering: 1 Toter, 2 Verwundete.“ 




 
aus: „Das Grenadier-Regiment Königin Olga (1. Württ.) Nr. 119 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1927

Mittwoch, 1. Oktober 2014

1. Oktober 1914


„Ein Geplänkel kleiner Streifpatrouillen, ja einzelner Leute war so der Anfang des Stellungskriegs in den Argonnen, an den sich zu gewöhnen, der Truppe und der Führung nicht leicht fiel. Das Stilliegen an der gleichen Stelle sagte niemand zu und in den Tagen des 1.–4. Oktober wurde mehrmals versucht, dem Feind energisch auf den Leib zu rücken. Auch deutscherseits wurden Geschütze und Revolverkanonen bis in die Infanterielinie vorgezogen, Pioniere machten mit und der Pioniergeneral Kämpffer übernahm selbst die Leitung. Die linken Nachbarn, die 5. Jäger, sollten den Bagatelle Pavillon nehmen und das Regiment in genau südlicher Richtung den Angriff mitmachen. Es wurden aber nur schwache Fortschritte erzielt, da den durchs Gestrüpp sich vorarbeitenden Schützen vom gegenüberliegenden Hang jedesmal vernichtendes Feuer entgegenschlug. Man versuchte es auch mit allerhand Listen, die aber auf den Gegner keinen großen Eindruck machten; man wollte ihn sogar durch Anzünden des Unterholzes mit Celluloidspänen ausräuchern und auf diese Weise vertreiben.“


aus: „Die Ulmer Grenadiere an der Westfront“, Stuttgart 1920