Mittwoch, 1. Dezember 2021

1. Dezember 1921



Paul Hopf.

 

Paul Hopf ist am 15. Februar 1894 in Dettingen a. Erms als jüngster Sohn unseres Alten, Pfarrers Hopf; bald ist aber Biberach a. R. seine neue Heimat geworden und ist es dann immer geblieben. Um eines Hauptes Länge und um etliches in der Breite hat der ungewöhnlich kräftige Knabe alles Volk in den Lateinschulen in Biberach und später in Kirchheim u. T. überragt. Mit einem vielbeneideten Schnurrbart ist der Fünfzehnjährige ins Seminar Maulbronn eingezogen. Schon als Knabe hat sich Hopf immer darauf gefreut, auch einmal ein tüchtiger Pfarrer zu werden und dabei ist es auch geblieben. So ist er nach den vier Seminarjahren in Maulbronn und Blaubeuren im Herbst 1913 als stud. theol. in Tübingen eingezogen. Rasch hat er sich die weiße Mütze aufgesetzt, rasch ist auch im frohen Freundeskreise aus dem zurückhaltenden, fast schüchternen Seminaristen ein fröhlicher, immer geselliger Student geworden. Zwei ungetrübte köstliche Friedenssemester im alten Tübingen hat Hopf noch erleben dürfen.

Dann kam der  Krieg. In den ersten Augusttagen ist auch Hopf, wie so viele, in Ulm unermüdlich von Kaserne zu Kaserne gezogen, um sich dem Vaterland als Freiwilliger zur Verfügung zu stellen, bis er am 8. August beim Fußart.-Rgt. 13 angenommen wurde. Zu seiner Ausbildung kam er zuerst nach Ostwald bei Straßburg und dann nach Graudenz. Trotz der trefflichen Gesellschaft, welche ihm die Bundesbrüder Ehrenfried und Hetsch geleistet haben, ist ihm dort die Zeit des Wartens nach seinen eigenen Berichten recht lang geworden, bis er mit seinem Regiment im Jahr 1915 an den Stellungskämpfen in Rußland und dann an der Herbstoffensive von der Mlawa bis an die Beresina teilnahm. Infolge der großen Strapazen und Entbehrungen in diesen Kämpfen erkrankte Hopf Ende 1915 an Herzneurose und mußte ins Lazarett gebracht werden, zuerst nach Grodno, später nach Hamburg. Dazuhin brachte ihm das Jahr 1916 noch eine Furunkulose und eine schwerer Nierenvereiterung mit hohem Fieber. Das Beste daran war ein vierwöchiger Erholungsurlaub in der Heimat; im Herbst 1916 ging’s dann zu einem Offiziersaspirantenkurs auf der Schießschule Thorn und von da wieder ins Feld zur 6. Batt. des Fußart-Rgts. 21, bei dem Hopf inmitten einer ganz preußischen Umgebung manchmal ordentlich Heimweh nach einem „Spätzles-schwaben“ gehabt und beinahe sein gutes Oberschwäbisch verlernt hat. Nun kamen nacheinander die schweren Kämpfe an der Westfront: im Frühjahr 1917 die Doppel-schlacht Aisne-Champagne, der besonders aufreibende Stellungskampf am Chemin des Dames, im Winter 1917–18 die Kämpfe in der Siegfriedstellung und im Frühjahr 1918 die große Offensive in Frankreich an der Scarpe und bei Armentières.

Von Weihnachten 1916 an als Offizier-Stellvertreter, seit Herbst 1917 als Leutnant hat Hopf, obwohl seine Gesundheit längst nicht mehr fest war, in unermüdlicher Treue und Gewissenhaftigkeit seinen oft schweren Dienst als Artillerieverbindungsoffizier getan, bis er am 18. Juli 1918 kampfunfähig wurde; infolge einer schweren Gasvergiftung und gleichzeitiger Grippe hatte sich plötzlich Bluthusten eingestellt.

Damit war der Krieg für ihn zu Ende, mit einem schweren Schaden an der Lunge kehrte er in die Heimat zurück. Doch hat er sich in den Lazaretten in Hannover, Jordanbad-Biberach, in den Sanatorien Schömberg und Alpirsbach so gut erholt, daß er, scheinbar völlig genesen, im Zwischensemester 1919 das Studium, nach dem er sich so lange lebhaft gesehnt, wieder aufnehmen konnte.

Mit großer Freudigkeit und voller Energie hat er sich nun auf die Wissenschaft geworfen, um möglichst bald ins Amt eintreten zu können. Im Juli 1920 machte er das theologische Vorexamen, dessen gutes Ergebnis für ihn noch einmal eine große Freude gewesen ist; im Frühjahr 1922 sollte die erste theologische Dienstprüfung folgen, da kam in den Sommerferien der böse Rückfall. Nach dem ersten, ganz überraschenden Blutsturz daheim begab er sich sofort zur militärärztlichen Beobachtung in das Versorgungslazarett Ulm, kaum war er aber dort, so folgten rasch nacheinander eine ganze Reihe von schweren Blutstürzen. Acht schwere Wochen hielt das ungewöhnlich kräftige Herz den furchtbaren Ansturm des immer gleich hohen Fiebers aus, aber alle ärztliche Kunst und alle Fürsorge der Mutter, die ihn die ganze Lazarettzeit über persönlich gepflegt hat, konnte nichts mehr helfen.“

 

aus: „Gedenkbuch der Tübinger Normannia für ihre Gefallenen“, Stuttgart 1921


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