Donnerstag, 16. Februar 2023

16. Februar 1923


Andreas Maier, verheirateter Zimmer- und Dekorationsmaler in Stuttgart wurde am 5. März 1915 mit 30 Jahren als ungedienter Landsturm-Rekrut zum Ersatz-Bataillon des Landwehr-Infanterie-Regiments 119 eingezogen. Am 22. April 1915 wurde er dem Ersatz-Bataillon des Reserve-Infanterie-Regiments 246 zugeteilt, das in Flandern große Verluste erlitten hatte. Statt zu diesem Regiment kam Andreas Maier 12. Juni 1915 zum Reserve-Infanterie-Regiment 120 an die Front nach Thélus in Frankreich. Das Regiment wurde am 19. und 20. Juni 1915 abgelöst und bezog Ruhequartiere in der Umgegend von Ingelmünster und später in Roubaix. 
Vom 21. bis 25. Juli 1915 wurde das Regiment an die Ostfront verlegt. Es wurde in Kolno ausgeladen und marschierte bis an den Narew, der am 4. August 1915 überquert wurde. Am 5. August 1915 erfolgte ein Angriff auf das Vorwerk Luby, der unter schweren Verlusten scheiterte. Dort wurde Andreas Maier am folgenden Tag durch ein Gewehr-Geschoß am linken Auge leicht verwundet,. 
Nach weitgehender Wiederherstellung im Lazarett wurde Andreas Maier 13. September 1915 zur vollständigen Genesung wieder dem Ersatz-Bataillon zugeteilt. Am 15. Januar 1917 wurde er zum neu aufgestellten Infanterie-Regiment 627 versetzt. Nachdem das Regiment ohne zum Einsatz gekommen zu sein wieder aufgelöst wurde, fand er sich am 12. Mai 1917 erneut beim Ersatz-Bataillon des Reserve-Infanterie-Regiments 120 ein, bei dem er als Radfahrer eingesetzt wurde.
Als Radfahrer zog Andres Maier 15. Juni 1917 wieder ins Feld nach Flandern. Er war der 1. Württembergischen Radfahrer-Kompagnie zugeteilt worden, die als 5. Kompagnie dem preußischen Radfahrer-Bataillon II unterstellt war. Die Kompagnie war dort hinter der Front im Arbeitsdienst, der Bewachung des Schleusen an der Yser und im Küstenschutz tätig. Vom 26. bis30. September 1917 wurde das II. Radfahrer-Bataillon nach Libau an der Ostsee verlegt, wo es sich bis 10. Oktober 1917 aufhielt. Am 11. Oktober 1917 erfolgte die Verladung auf den Dampfer „Castor“, der am folgenden Tag auf der Insel Ösel vor der estnischen Küste anlegte. Es folgte die Besetzung der Insel und ab 18. Oktober 1917 die Besetzung der benachbarten Insel Dagö. Dort verblieben die Radfahrer bis zum 20. Februar 1918 im Wach- und Arbeitsdienst. Ab 21. Februar 1918 wurde über Eis aufs estnische Festland und weiter über Reval und Narva nach Livland marschiert. Das Bataillon wurde Teil der Besatzungstruppe von Estland und Livland und versah Dienst als deutsche Polizeiwache.
Ab 9. September 1918 wurde mit der Bahn die Reise nach Westen angetreten. Am 15. September 1918 wurde in Greßweiler westlich Straßburg ausgeladen und am 16. September 1918 bei Saarburg als Armee-Reserve Quartier bezogen. Am 5. Oktober 1918 wurde mit der Bahn nach Le Cateau verlegt. Die Radfahrer sollten die in den Rückzugskämpfen arg gelichteten Reihen der 2. Armee notdürftig auffüllen.
Andreas Maier wurde am 8. Oktober 1918 in den Kämpfen bei Bohain vermißt. Er war wenige Wochen vor dem Waffenstillstand noch in amerikanische Gefangenschaft geraten. Er kehrte ein Jahr später, am 30. September 1919, über das Durchgangslager Lechfeld aus Gefangenschaft zurück und verstarb am 16. Februar 1923 im Versorgungs-Lazarett Karl-Olga-Krankenhaus in Stuttgart an den Folgen der Entbehrungen von Kriegsdienst und Gefangenschaft.

Bild: Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand M 590

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