„Zunächst glaubte noch niemand an die Möglichkeit, wochen- und monatelang auf der Höhe 141 südlich Thiepval aushalten zu müssen. Man sah es als ganz selbstverständlich an, daß über kurz oder lang der Angriff fortgesetzt werden würde. Von Norden her hörte man täglich starken Kanonendonner und man glaubte feststellen zu können, daß der Schall immer mehr aus westlicher Richtung komme, unsere Linien nördlich von uns also im Vorrücken seien. Bald war auch diese Hoffnung zunichte. Einförmig ging Tag für Tag dahin. Zum Glück war zunächst gutes Herbstwetter, die Nächte zwar kalt, morgens Nebel, gegen Mittag kam aber die Sonne durch. Der Gegner machte bei Nacht noch einige Angriffe, besonders auf die Ecke beim Granatloch, wurde aber jedesmal durch unser Feuer abgewiesen, wobei ein Maschinengewehr besonders gute Dienste leistete. Oft setzte auch bei Nacht plötzlich starkes Infanteriefeuer ein, dem dann bald auch Artilleriefeuer folgte. Oft waren diese Schießereien der Franzosen mit Geschrei verbunden. „En avant – Hurra“ wurde gerufen, Kommandos ertönten. Wollten sie einen Angriff vortäuschen, oder sollte es einer werden? Bald fiel man auf diesen Schwindel nicht mehr herein und blieb ruhig in seinem Loch. Aber Verluste hatte es doch immer gekostet, besonders unter den Leuten hinter der Front, den Schanzkommandos, Essenträgern. Denn bei Nacht war alles unterwegs, da bei Tag kein Verkehr möglich war. Auch alle Arbeiten mußten bei Nacht ausgeführt werden. Wie am Kemberg, so wurden auch hier zunächst nur Unterschlupfe und kleine Feuerstellungen hergestellt. Erst allmählich wurden diese verbunden, und so entstanden Schützengräben. Mit Tagesanbruch fiel dann alles in tiefen Schlaf. Die Vormittage waren meistens ruhig, erst nachmittags setzte wieder Artilleriefeuer ein und störte die Ruhe. Wenn es auch manche Verluste gab, so war doch die Wirkung verhältnismäßig gering. Mit Einbruch der Dunkelheit verstummte das Feuer und alles kroch aus seinen Löchern heraus, reckte die steifen Glieder und die Essenfasser gingen nach Hinten an den Ostausgang von Thiepval, wo inzwischen die Feldküchen eingetroffen waren.“
aus: „Das württembergische Reserve-Inf.-Regiment
Nr. 121 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen