Montag, 12. September 2016

12. September 1916


„Während des Einsatzes der 27. Inf.-Division wurde die übernommene Stellung restlos gehalten; in den ersten Septembertagen wurde der Druck der Übermacht so stark, daß die Zurückverlegung der Stellungen ins Auge gefaßt werden mußte. Am 12. September wurde daher die Zurücknahme der westlich Les Boueufs stehenden Batterien notwendig. Als das vorgeschobene Geschütz der 5. Batterie zurückbeordert wurde, war die gesamte Bedienung tot. Über die Tätigkeit dieser stummen Helden schweigen die Kriegstagebücher. Oberleutnant d. R. Dietrich schildert nach gelegentlich gemachten Notizen seine Tätigkeit folgendermaßen:
„In den ersten Tagen des Einsatzes trat das Geschütz nicht in Tätigkeit. Beim Nacht-angriff in der Nacht vom 3. zum 4. August gab das Geschütz Sperrfeuer ab und feuerte von da ab nur bei erkanntem feindlichen Angriff, so am 8., 11., 18. und 19. August. Am 20. August wurde das Geschütz neu eingeschossen, da die englische Linie nunmehr außerhalb des Delvillewaldes verlief. Das Geschütz gab in den folgenden Tagen wieder Sperrfeuer bei erkannten Angriffen ab. Während am Anfang das Geschütz nicht erkannt war und nur Streufeuer erhielt, bekam es Anfang September gezieltes Feuer, weshalb von dem Geschütz zunächst keine Tätigkeit mehr ausgeübt wurde. Es blieb jedoch für dringende Fälle bereit und besetzt. Da das Geschütz immer stärkeres Feuer erhielt und da die inzwischen zurückverlegten deutschen Linien seine Tätigkeit in Frage stellten, wurde die Zurückziehung des Geschützes in der Nacht vom 12. zum 13. September in Aussicht genommen. Den ganzen Tag und den ganzen Abend über war noch Ferns-prechverbindung vorhanden. Der Geschützführer meldete zwischen 10 und 11 Uhr abends schweres Feuer auf seine Stellung; von Mitternacht ab war die Verbindung unterbrochen. Eine vorgesandte Patrouille stellte fest: Einen Treffer im Geschützstand, das Geschütz jedoch nur leicht beschädigt, dagegen einen schweren Einschlag auf dem Stollen. Der Stollen war zusammengequetscht und die Bedienung tot. Es fielen dort fürs Vaterland: Unteroffizier Kauber, Kanonier Joos und Maier. Unteroffizier Kauber war einer der befähigtsten der Batterie, mir persönlich ein lieber Kamerad, mit dem ich in Rußland, Polen und Serbien unzählige Patrouillen geritten habe und der sich dann später im Westen, obwohl ursprünglich Fahrer, als Beobachter glänzend bewährte. So war er vor Ypern mit mir zusammen als Beobachter auf Höhe 60 während des Angriffs auf die Doppelhöhe 60 und während des Gegenangriffs auf diese Höhe und hat als Hilfs-beobachter Hervorragendes geleistet. Das Geschütz wurde erst am 14. September, 3 Uhr vormittags, zurückgeholt. Die Gefallenen konnten nicht geborgen werden, sie ruhen in ihrem Unterstand, das heißt, da wo sie ihre Soldatenpflicht mit dem Tode fürs Vaterland besiegelt hatten.““


aus: „Das Württembergische Feldartillerie-Regiment König Karl (1. Württ,) Nr. 13 im Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart, 1928

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