Dienstag, 13. September 2016

13. September 1916


„Der Tag brach an. Von vorn hörten wir Gefechtslärm und warteten voll Spannung auf Nachrichten. Um 8.10 Uhr morgens traf folgender Korpsbefehl ein:
1. Französischer Angriff südlich Bouchavesnes scheint im Gang. Sonst Lage unver-ändert.
2. Korpsreserve, Res.-Inf.-Regt. 248 ohne II. Bataillon rückt in Kanalstellung nordöst-lich Allaines                                         gez. v. Ehrenthal.
Im Kanalbett zog das Regiment im Gänsemarsch, Reihenfolge III, I, 1. M.-G.-K., 2. M.-G.-K. nach der befohlenen Stellung, wo wir 9.45 Uhr vormittags anlangten. Wir trafen dort das III./I.-R. 13 und Teile des Regiments 55. Es wurde der vordere Hang der Kanalböschung zur Verteidigung eingerichtet, Schützenländer und kleine Unterstände wurden geschaffen, Drahthindernisse aus dem nahegelegenen Pionierpark herbeigeholt und ein Fronthindernis geschaffen. Alles arbeitete rastlos an dem Ausbau einer verteidigungsfähigen Stellung. Das I. Bataillon besetzte dieselbe rechts, das II. links, die beiden M.-G.-Kompagnien besetzten hinter dem rechten Flügel, geschützt durch eine Schutthalde. Zahlreiche Feindliche Flieger kreisten über uns, 17 Fesselballons zählten wir, die aus der linken Flanke uns beobachteten. Dicht hinter uns stand, in eine Hecke eingenistet, eine eigene schwere Batterie. Es dauerte nicht lange, da kamen schon die ersten Grüße von drüben. Verluste traten ein. Der Regimentsarzt, Oberstabsarzt Dr. Scholl*, wurde auf dem Weg zum nahen Verbandplatz tödlich verwundet und starb nach wenigen Minuten.
Vorn tobte der Großkampf. Wir konnten die mächtigen Einschläge der schweren und schwersten Granaten auf den vorliegenden Höhen gut beobachten. 12.30 Uhr nachmittags waren die Truppen vorn – 53. Res.-Division, 2 Kompagnien 13er, 1 Batail-lon 55er – zum Sturm angetreten; so meldete Leutnant Krauter, der als Offiziers-patrouille vorgeschickt worden war. Von diesen Kämpfen konnten wir nichts sehen.
Um 1.45 Uhr nachmittags traf der Brigadebefehl der 106. Res.-Inf.-Brigade ein: „1 Bataillon und 1 M.-G.-Kompagnie des Res.-Inf.-Regt. 248 geht auf die Ferme südlich Bouchavesnes vor und unterstützt den Angriff des Res.-Inf.-Regt. 243, 1 Bataillon und 1 M.-G.-Kompagnie ist zunächst in der Kanalstellung nördlich Allaines zurückzulassen.“ Das III. Bataillon und die 1. M.-G.-Kompagnie wurden zum Gegenangriff bestimmt und sofort alarmiert. 1.55 Uhr teilte das Regiment 243 mit, daß die Ferme bereits erstürmt sei, das Bataillon mit M.-G.-Kompagnie solle zur Unterstützung folgen. Welle um Welle, mit 50 Schritt Abstand, in lichten Schützenlinien, in tadelloser Ordnung arbeite-ten sich von 2.45 Uhr an die Kompagnien des III. Bataillons, von der 1. M.-G.-Kompagnie gefolgt, auf die vorliegenden Höhen an die vordere Linie heran. 3.08 Uhr nachmittags trafen sie oben ein und wurden sofort in vorderer Linie eingesetzt. Es gelang nicht, den Feind, der erneut Front gemacht hatte, zu werfen. Auch gingen, da eigene Artillerie zu kurz schoß, einige Kompagnien, die schon oben vor Bouchavesnes lagen, wieder zurück. Dies wurde um 4.10 Uhr nachmittags vom Res.-Inf.-Regt. 243 mitgeteilt und gebeten, „mit weiteren Kräften vorzugehen, um das Gewonnene zu halten und womöglich Bouchavesnes zu nehmen.“ Das Generalkommando hatte beide Batail-lone und die beiden M.-G.-Kompagnien für diesen Zweck der 106. Res.-Inf.-Brigade zur Verfügung gestellt.
Wiederum stürmten die Kompagnien, welle um Welle, in lichten Linien die Höhe hinan, als letzte Welle folgte ich mit dem Regimentsstab, der Regimentsmusik und den Trägertrupps. Kein Mann des Regiments blieb zurück. In langen Sprüngen ging’s den Hang hinauf. Wir langten trotz Granatfeuers ohne Verluste oben an. Der Angriff kam ins Stocken. Die vorderste Linie, aus der rechten Flanke heftig durch feindliche Maschinen-gewehre beschossen, kam nicht vorwärts. Die Verluste mehrten sich. Der Feind gab Sperrfeuer ab. Mehrere Offiziere fielen, darunter Leutnant Gehweiler, Adjudant des III. Bataillons, Oberleutnant Mögling, Kompagnieführer der 10. Kompagnie, Leutnant Hörmann, Leutnant Stehle; eine größere Anzahl Unteroffiziere und Mannschaften, insbesondere M.-G.-Schützen, waren tot und verwundet. Die eigene Artillerieunter-stützung fehlte. Zum Angriff ohne diese Unterstützung reichte die Kraft der Truppe nicht aus.“


aus: „Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 248 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1924
*Dr. Stoll, nicht Dr. Scholl

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