„Die neue Stellung, in ihren rückwärtigen Linien mit Verbindungswegen gut
ausgebaut, reichte auf 2 Kilometer Frontbreite mit ihrem linken Flügel bis an
das dem Regiment aus den Oktoberkämpfen 1914 wohlbekannte Dorf Messines. Sehr
zu wünschen übrig ließ bei dem nun folgenden schlechten Wetter die eigentliche
Kampflinie. Zerstörung durch Regen und Feuer, schlechte Entwässerungsanlagen
nahmen die Kompagnien bald voll und ganz in Anspruch. Die Entfernung vom Feind
war in den einzelnen Abschnitten ganz verschieden, sie wechselte zwischen 50
und 600 bis 700 Meter. Ein reiches Feld der Tätigkeit trat hier für die
Patrouillen ein – das Gelände ist wie geschaffen dazu – alte Gräben,
Strauchwerk, lange Baumreihen bieten Gelegenheit zu gedeckter Annäherung, zum
Abfangen vorgeschobener Posten usw. Bald setzt in dieser Beziehung auch ein
hoch anzuerkennender Wetteifer ein, der Leben in das Einerlei des
Stellungskrieges bringt. Auch der Feind ist nicht nachlässig und arbeitet mit
denselben Mitteln. Mehrfach gelangen feindliche Patrouillen unter dem Schutz
der Dunkelheit bis an unsere Gräben, es entspinnen sich harte
Handgranatenkämpfe; der Versuch und das Bestreben, Gefangene zu machen, um
gegenseitig den Gegner genau festzustellen, nimmt immer mehr zu. Die Vorsicht
fordert daher, einzelne Posten nicht allein stehen zu lassen, sondern die
Gruppen zusammenzulegen. Auch der Minenkrieg arbeitet im Regiment-sabschnitt und
zeitigt auf beiden Seiten mehrfache Sprengungen, um der Gefahr des unterminiert
Werdens vorzubeugen.
Recht störend macht sich unsererseits die große Sparsamkeit der Artillerie
und Munition geltend. Während der Engländer zur Entlastung seiner Kameraden an
der Somme solche uns in reichstem Maße entgegenstellt und rücksichtslos auf
Verbrauch unsere mühsam errichteten Stellungen zusammenschießt, sind wir
gezwungen, alles den an der Somme kämpfenden Divisionen abzutreten.“
aus:
„Das Infanterie-Regiment „Alt Württemberg“ (3. Württ.) Nr. 121 im Weltkrieg
1914–1918“ׅ, Stuttgart 1921
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